Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

DIE KANARISCHE FIBEL: Aus deutschen Schriften 1777 - 1965
DIE KANARISCHE FIBEL: Aus deutschen Schriften 1777 - 1965
DIE KANARISCHE FIBEL: Aus deutschen Schriften 1777 - 1965
eBook537 Seiten6 Stunden

DIE KANARISCHE FIBEL: Aus deutschen Schriften 1777 - 1965

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Seit 500 Jahren reisen Deutsche nach den Kanarischen Inseln. Der Geologe Leopold von Buch kam mit einem englischen Segelschiff, der ehemalige Berliner Polizeipräsident Julius von Minutoli reiste – als preußischer Generalkonsul für Spanien – von Cadiz mit einem spanischem Dampfschiff nach Teneriffa. Ernst Haeckel wurde von dem preußischen Segelschulschiff Niobe mitgenommen, Catharina von Pommer-Esche fuhr von Hamburg mit einem Dampfer der Woermann-Linie nach Gran Canaria. Der Geologe suchte das Geheimnis der Caldera von La Palma zu ergründen, der Politiker suchte nach den Ursachen für den trostlosen Zustand der Bevölkerung, die kranke Pommer-Esche suchte Genesung von ihrer Tuberkulose.
Wie die anderen reisten und was sie beschäftigte, ist in diesem Buch zu lesen.
Das Buch enthält biografische Skizzen von über 40 Reisenden, die in eingestreuten Zitaten mit ihren Beobachtungen selbst zu Wort kommen. Hinzu gefügt wurden Angaben zu mehr als 250 bibliografischen Quellen.
Daraus ist ein Bild des Wandels der Gesellschaft und der Naturbeschreibung auf den kleinen atlantischen Inseln im Laufe von über 150 Jahren entstanden.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum11. Sept. 2012
ISBN9783844231236
DIE KANARISCHE FIBEL: Aus deutschen Schriften 1777 - 1965

Ähnlich wie DIE KANARISCHE FIBEL

Ähnliche E-Books

Geschichte für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für DIE KANARISCHE FIBEL

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    DIE KANARISCHE FIBEL - Günter Voss

    Günter Voss

    DIE KANARISCHE FIBEL

    AUS DEUTSCHEN SCHRIFTEN 

    1777 - 1965

    Impressum

    Die kanarische Fibel Günter Voss

    Copyright: © 2012 Günter Voss

    published by: epubli GmbH, Berlin

    www.epubli.de

    ISBN 978-3-8442-3123-6

    Günter Voss

    San Bartolome de Tirajana

    gwvossigc@hotmail.com

    kanarischefibel@gmail.com

    Seit 500 Jahren reisen Deutsche nach den Kanarischen Inseln. Der Geologe Leopold von Buch kam mit einem englischen Segelschiff, der ehemalige Berliner Polizeipräsident Julius von Minutoli reiste - als preußischer Generalkonsul für Spanien - von Cadiz mit einem spanischem Dampfschiff nach Teneriffa. Ernst Haeckel wurde von dem preußischen Segelschulschiff Niobe mitgenommen, Catharina von Pommer-Esche fuhr von Hamburg mit einem Dampfer der Woermann-Linie nach Gran Canaria. Der Geologe suchte das Geheimnis der Caldera von La Palma zu ergründen, der Politiker suchte nach den Ursachen für den trostlosen Zustand der Bevölkerung, die kranke Pommer-Esche suchte Genesung von ihrer Tuberkulose.

    Wie die anderen reisten und was sie beschäftigte, ist in diesem Buch zu lesen.

    Das Buch enthält biografische Skizzen von über 40 Reisenden, die in eingestreuten Zitaten mit ihren Beobachtungen selbst zu Wort kommen. Hinzu gefügt wurden Angaben zu mehr als 250 bibliografischen Quellen.

    Daraus ist ein Bild des Wandels der Gesellschaft und der Naturbeschreibung auf den kleinen atlantischen Inseln im Laufe von über 150 Jahren entstanden.

    Inhalt

    Die Eidechsen der Herren Juba und Simony

    Der Botanische Garten von Orotava

    - Hermann Wildpret

    Die Vögel

    - Carl Bolle

    Wirtschaftliche Betrachtungen

    - Julius von Minutolis von Minutoli, preußischer Generalkonsul

    - Malvasier - Die Legende

    - Walther Kampf

    - Cochenille – Der kurze Wohlstand

    - Eduard Wiepen

    Alexander von Humboldt

    Adelbert von Chamisso

    Geologische Erkundungen

    - Christian Leopold von Buch

    - Georg Hartung – Wilhelm Reiß – Karl von Fritsch

    - Georg Hartung

    - Wilhelm Reiß

    - Karl von Fritsch

    - Walther von Knebel

    - Curt Gagel

    Organische Ablagerungen

    -  August Rothpletz

    Die Senckenbergische naturforschende Gesellschaft

    - Georg Hermann Grenacher

    - Friedrich Carl Noll

    Klimatologische Beobachtungen

    - Oscar Burchard

    - Julius von Hann

    Vegetation. Vom Sammeln zur Pflanzenökologie

    - Hermann Schacht

    - Hermann Christ

    - Heinrich Schenck

    - Leonhard Lindinger

    - Karl Sapper

    Die Deutsche Tiefsee-Expedition Valdivia

    - Carl Chun

    Anthropologie. Die Altkanarier werden vermessen

    - Felix von Luschan

    - Eugen Fischer

    - Hans Ritter

    - Ilse Schwidetzky

    Die Sprache der Megalithkultur

    - Dominik Josef Wölfel

    Die Pfeifsprache

    - Max Quedenfeldt

    Demografie und Morbidität

    Reisen – Wohnen – Betreuung

    - Walther May – Die Waldinsel Gomera

    - Walther May und Ernst Haeckel

    - Haeckel und Richard Greeff reisen nach Arrecife

    - Die Exkursion des Eidgenössischen Polytechnikum

    Tourismus

    - Hans Meyer

    - Gustav Pauli

    - Victor Meyer

    - Catharina von Pommer-Esche

    - Otto Arens

    - Richard von und zu Eisenstein

    - Walther Neubach

    Thérèse de Dillmont

    Kanarische Lebensarten

    - Franz von Löher

    Restliche Angaben

    - Gesamtdarstellungen

    - Fauna

    - Anthropoidenstation u. a. Forschungen

    Quellen

    Autorenverzeichnis

    Die Eidechsen der Herren Juba und Simony

    Auf allen sieben Inseln kann man beobachten wie sie aus ihren Schlupflöchern heraus kommen, sich an den Strahlen der Sonne wärmen, ihren Bauch an die warme Erde drücken und ihre Beine abwechselnd von sich strecken und bei der geringsten verdächtigen Erschütterung pfeilschnell im Gesträuch oder in ihren Höhlen verschwinden. Sie waren bestimmt schon da, als die Teilnehmer der Forschungsreise im Auftrag des mauretanischen Königs Juba II. (* ca. 50 v. Chr; f 23 n. Chr.) die kanarischen Inseln besuchten. Leider gibt es von der Reise nur die kurze Stelle in der NATURGESCHICHTE des Gaius Plinius Secundus etwa aus dem Jahre 77: „Capraria wimmelt von großen Eidechsen." Von Eidechsen auf anderen Inseln steht nichts darin. Leider ist auch keine Karte der besuchten Inseln überliefert, um sie mit den heute bekannten zu identifizieren, was zu Spekulationen führte. Meistens ist die Insel Hierro das Capraria des Plinius. Und leider gibt es keine Maßangabe für ,groß’.

    Jahre später, etwa 1405, sahen die beiden Priester Bontier und Le Verrier, die die Eroberer nach den Kanaren begleiteten, auf der Insel Hierro, Eidechsen, groß wie Katzen, wie es im Kapitel LXV ihres Eroberungsberichtes steht. Waren die Eidechsen gewachsen oder hatten sie eine andere Insel als Capraria besucht? Auch bei ihnen ist von diesen Tieren nicht mehr zu lesen als dieses.

    1867 schreibt Karl von Fritsch in seinen REISEBILDERN: „Es scheint nach den vielfach an mich gerichteten Fragen der Herrenos, ob ich solche Tiere nicht gesehen, daß - besonders im Ostteile der Insel und beim Salmore-Felsen, der dort isoliert aus der See aufragt - die von den Bethencourtschen Kaplänen im Mittelalter erwähnten, aber wohl noch von keinem Zoologen untersuchten großen Eidechsen (Cameleones der Einwohner), ,des lezarda grands comme des chats et hideux’, noch vorkommen und von der etwa 30 Zentimeter langen größeren Eidechse, die auf den Canaren häufig ist, verschieden sind."

    Und in der der Arbeit ÜBER DIE OSTATLANTISCHEN INSELGRUPPEN von 1870: „Als hauptsächlichster Fundort wurden mir die Umgebungen des isolierten Salmore-Felsens, der Nordteil der Insel, genannt. Obwohl ich nun nie ein solches Tier zu Gesicht bekam, glaube ich dasselbe doch nicht für eine Ausgeburt der Phantasie ansehen zu dürfen und hoffe, daß reisende Zoologen endlich dieses Wesen zur Untersuchung und Vergleichung werden sammeln können."

    Karl von Fritsch brachte von seinen Reisen 1862 und 1872 einige Eidechsen mit nach Frankfurt, Friedrich Carl Noll von seiner Reise 1871. Alle wurden von Oscar Böttger untersucht und nur die seit 1839 bekannte Lacerta Galloti nachgewiesen.

    So blieb es bei den großen Eidechsen auf Capraria bis der sechsunddreißigjährige Wiener Mathematiker Oskar Simony von allen sieben Inseln lebende und tote Exemplare der Eidechsen mit nach Wien brachte und Franz Steindachner, Direktor am K. u. K. Hofmuseum, zur Bestimmung überließ. Das Ergebnis der vorzüglich erhaltenen, mit zuverlässigen Fundortsangaben versehene Kollektion gab den ersten gründlichen Einblick in die eigentümliche Reptilienfauna: auf Lanzarote, Fuerteventura und auf den kleinen Inseln der östlichen Gruppe lebt die bekante Lacerta atlantica, auf Palma und Teneriffa die auch schon bekannte Lacerta Galloti und auf Hierro und Gran Canaria eine von diesen verschiedene Art, die Steindachner Lacerta Simonyi nannte. Welche Ehre für einen Mathematiker, zweitausend Jahre nach Juba II. für seine wissenschaftliche Aufklärung der ,großen Eidechsen’.

    Die größten Exemplare fing Simony auf der kleinen Felseninsel Zalmor bei Hierro und nach ihm manch anderer Forscher, bis sie dort nicht mehr zu finden waren. Ausgeforscht nach zweitausend Jahren. Simony fing sie „mittels zerquetschter Früchte einer Varietät von Solanum Lycopersicum, welche auf den Canarischen Inseln als Tomate bezeichnet wird, leicht in ein schräg auf den Boden aufgelegtes Schmetterlingsnetz".

    Steindachner bemerkt noch, dass die L. Simonyi phylogenetisch der Urform der Echsen näher steht als L. Gallotii und es daher höchst wahrscheinlich ist, dass Gran Canaria und Hierro einer früheren erdgeschichtlichen Periode ihre Entstehung verdanken als die übrigen Mitglieder des Archipels.

    Auf Hierro sollen sie jetzt noch vorkommen, die Einwohner gaben ihr den Beinamen ,gigantisch’. Die größten Exemplare, die Simony fing, waren 525 mm lang.

    Oscar Simony 1852 - 1915 Mathematiker

    Oskar Simony wurde am 23. 4. 1852 in Wien geboren. Er studierte an der Universität dort Mathematik und Physik und wurde 1880 als ordentlicher Professor an der Hochschule für Bodenkultur in Wien in den Fächern Mathematik, Physik und Mechanik angestellt.

    In den Sommerferien der Universität reiste er nach den Kanarischen Inseln. August - 10. Oktober 1888, Mitte Juli - 8. Oktober 1889 und August 1890 - 4. November 1890. Während der ersten Reise zum Studium des Sonnenspektrums nahm er auf 420 Fotoplatten die atmosphärischen Absorptionslinien auf.

    „Während jenes Aufenthaltes in der vulkanischen Hochregion ergab sich vielfach Gelegenheit zu anderweitigen naturwissenschaftlichen Beobachtungen, sowie zu photographischen Aufnahmen landschaftlich, beziehungsweise geologisch interessanter Szenerien, die vermöge ihres eigentümlichen Charakters besser durch Bilder als durch Worte geschildert werden."

    Daraus ergab sich im Laufe der drei Reisen eine Sammlung von einer Guanchenmumie, neun Guanchenschädel, circa 160 teilweise neue Arten von Reptilien und Fischen in circa 1200 Exemplaren, etwa 600 Spezies von Insekten aller Ordnungen in circa 4000 Exemplaren, sowie eine umfangreiche Kollektion vulkanischer Gesteine, namentlich merkwürdiger - bis zu 50 kg schwere - vulkanischer Bomben und 413 fotografische Aufnahmen in der Größe von 21 mal 16 cm, die er dem K. u. K. Naturhistorischen Hofmuseums als Geschenk übergab. Seine geologischen Funde wurden von Berwerth, seine Sammlung von Krebstieren von Koelbel ausgewertet.

    Im Winter 1898/1899 nahm er an der Expedition der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften nach Südarabien und Sokotra zur topographischen und geologischen Erkundung der Küstengebiete teil. Hugo Lojander erwähnt in seiner Dissertation die Insel Sokotra, von der im Altertum meistens das Drachenblut-Harz des Drachenbaums kam.

    Simony veröffentlichte Publikationen über Mathematik, Physik, Astronomie und hielt Vorlesungen in den Fächern Mathematik, Physik und Mechanik, Meteorologie und Klimatologie. In der Mathematik beschäftigte er sich mit der seltsamen Aufgabe, in ein ringförmig geschlossenes Band einen Knoten zu machen. Die Knotentheorie, die mit dem verschlungenem Möbiusband 1858 begann, führte ihn zu den Geheimnissen der Primzahlen und ihrer Verbindung mit der Dimensionalität des Raumes. Die dabei benutzte 4. Dimension, in der mathematisch vieles anders ist als in der 3., wurde von seinem Zeitgenossen Rudolf Steiner in seinen verschlungenen Ideen einer anthroposophischen Weltanschauung eingegliedert, zur gleichen Zeit in der Ernst Haeckel seinen Monismus formte.

    1913 emeritierte Oskar Simony und vollendete sein mathematisches Primzahlenwerk und beschäftigt sich weiter mit Knotenstudien.

    Am 6. April 1915 ging er nach einem Schlaganfall in den Freitod. Sein Grabstein auf dem Wiener Friedhof Pötzleinsdorf ist mit den zwei elementarsten Simonyschen Knotengebilden geschmückt.

    AUTOREN

    Böttger, Oscar

    Die Reptilien von Marocco und den canarischen Inseln; Abh. der Senckenberg. Gesellsch., Bd. IX, 1873 - 1875; S. 121 - 191; Frankfurt/M.

    Simony, Oscar

    Über eine naturwissenschaftliche Reise nach der westlichen Gruppe der Canarischen Inseln. Bericht; Mitt. d. k. k. Geogr. Ges. 33 (N. F. 23); S. 145 - 176, 209 - 231, Schluss fehlt; 16 Phototypien; Wien, 1890

    Über eine naturwissenschaftliche Reise nach der westlichen Gruppe der Canarischen Inseln. Vortrag; Verh. d. Ges. f. Erdk., 17; S. 207 - 210; 3 Phototypien; Berlin, 1890 Das Sonnensprectrum und dessen ultraviolette Fortsetzung; Außerord. Beil. zu d. Monatsbl. d. Wiss. Clubs in Wien, 12. Jg.; S. 33 - 60; 2 Phototypen; Wien, 1891 Der Pik von Tenerife; Vortrag im Club; Monatsblätter des Wiss. Clubs in Wien, 12. Jahrg.; S. 3 - 10; Wien, 1891 Über eine Reihe photographischer, zu wissenschaftlichen Zwecken unternommener Aufnahmen auf den canarischen Inseln; Photogr. Rundschau 1892; Halle Das Sonnensprectrum und dessen ultraviolette Fortsetzung; Gaea, 28. Jg.; S. 65 - 72, 134 - 141, 190 - 199, 260 - 268, 305 - 317; 8 Phototypen; Leipzig, 1892 Die Canarischen Inseln, insbesondere Lanzarote und die Isletas; Gaea, 28; S. 433 - 440, 510 - 518, 563 - 568, 601 -606, 665 - 669; 2 Karten, 16 Phototypien; Leipzig, 1892 Die Canarischen Inseln, insbesondere Lanzarote und die Isletas; Vortrag; Schriften d. Ver. zur Verb. naturwiss. Kenntnisse 32; S. 325 - 398; 10 Tafeln; Wien, 1892 Über den Einfluß der fortschreitenden Entwaldung auf die Flora des canarischen Archipels; Verh. D. Ges. D. Naturf. u. Ärzte, 66. zu Wien, 2. Teil, 1. Hälfte; S. 164 - 165; Leipzig, 1895

    Photographische Aufnahmen auf den Canarischen Inseln; Ann. d. k. k. naturhist. Hofmuseums, 16; S. 36 - 62; Wien, 1901

    Steindachner, Franz

    Über die Reptilien und Batrachier der westl. und östl. Gruppe der Canarischen Inseln; Ann. d. k. k. naturhist. Hofmus. 6; S. 287 - 306; Wien, 1891

    Der Botanische Garten von Orotava

    Hermann Wildpret

    „Außer dem Pik ist von den Tenerife-Reisenden nichts auf der Insel so oft und ausführlich beschrieben und gepriesen worden wie der botanische Garten, Meyer 1895 und Bolleter setzte diesen Satz 1909 fort: „und stets wird sein Schöpfer rühmend erwähnt.

    Sein Gründer, nicht der Schöpfer, war Alonso de Nava y Grimon, Marques Villanueva del Prado (1757 - 1832).

    Humboldt, der ihn 1799 besuchte, fand „die Errichtung eines botanischen Gartens auf Teneriffa ... als ein sehr glücklicher Gedanke, wegen des doppelten Einflusses, welchen derselbe auf die Fortschritte der Botanik und auf die Einführung nützlicher Pflanzen in Europa haben kann".

    Der Garten war 1799, sieben Jahre nach der begonnenen Anpflanzung, noch wenig reich an Pflanzen, dennoch sammelten Humboldt und Bonpland daselbst reife Samen mehrerer schönen Arten von Glycine aus Australien, die sie mit auf ihre große Reise nahmen und die der Gouverneur von Cumana mit Erfolg pflanzte und seitdem an den Küsten des südlichen Amerikas wild geworden sind.

    Die nächsten Nachrichten von diesem Pflanzgarten in deutschen Berichten stammen von Mac-Gregor aus dem Jahre 1831 und sie künden dessen jahrelange Vernachlässigung. „Die Anstalt, mit Sorgfalt geleitet, versprach dem Botaniker die genügendsten Erfolge, als der Unternehmer auf den unglücklichen Gedanken geriet, der spanischen Regierung mit der ganzen Anlage ein Geschenk zu machen. Während der Stürme der Revolution konnte nichts für ihre Unterhaltung geschehen; jetzt scheint man sie völlig aufgegeben zu haben, denn ihre Ländereien werden nur noch zum Kohl- und Kartoffelbau benutzt."

    Minutoli gedenkt 1853 „des traurigen Verfalles des herrlichen botanischen Gartens, „. der Mangel an Interesse und Gemeinsinn der vollständigen Verwilderung und Verwüstung Preis gegeben ist... Es mag dahin gestellt bleiben, ob es gegründet ist, was man erzählt, daß einem benachbarten Grundbesitzer die Benutzung dieses botanischen Gartens gegen die Verpflichtung seiner Unterhaltung überlassen sei; daß derselbe es aber vorgezogen habe, das ausschließlich für den Garten bestimmte Wasser für seine eignen Felder zu benutzen; unbekümmert, ob die Pflanzen und Bäume des ihm anvertrauten fremden Eigentums darüber verdursten und verdorren."

    Schacht fand ihn 1857 nicht „viel besser als ein großer Küchengarten in dem noch einige ausländische Bäume stehen und ihm fehlten „hier die Engländer mit ihrer Vorliebe für die Gartenzucht. Das fand auch Franz von Löher: „Nun wollten Engländer eine Akklimatisationsstätte daraus machen für Tiere wie für Pflanzen. Dies Fremde tun zu lassen litt der spanische Stolz nicht, es wurde erwidert: man wolle dies schon selbst besorgen. Und nachdem sie diese hohe Antwort gegeben, hatten sich die Herren natürlich genug getan. Der Garten verwilderte weiter, bis vor fünfzehn Jahren ein Deutscher, der als Gärtner auf der Insel war, berufen wurde, ihn wieder etwas in Ordnung zu bringen."

    Bolleter beschreibt in BILDER UND STUDIEN VON EINER REISE NACH DEN KANARISCHEN INSELN, 1909, das Leben des Gärtners Wildpret.

    „Hermann Josef Wildpret wurde am 5. Oktober 1834 in Warmbach bei Rheinfelden geboren. Nach dreijähriger Lehrzeit als Gärtner in Aarau verbrachte er einige Zeit in Zürich, worauf er sich nach Frankreich wandte, um die französische Sprache zu erlernen. In Besangon erhielt er von dem frühern Direktor des Olsbergerstiftes, Herrn Regierungsrat Lindemann, einen Brief, in welchem ihm dieser mitteilte, daß sein Freund, Herr Hermann Honegger aus Wollishofen, Kaufmann in Santa Cruz auf Tenerife, in der Schweiz weile und auf seiner Rückreise einen jungen Gärtner mitnehmen möchte. Wildpret entschloss sich kurzerhand die Stelle anzunehmen. Im Dezember 1856 reiste er nach Marseille ab, um sich mit Herrn Honegger einzuschiffen.

    Wildpret verbrachte nun zwei Jahre in Santa Cruz auf Tenerife als Gärtner des Herrn Honegger. Leider kamen für die Firma schwere Zeiten; das Geschäft mußte aufgegeben werden und Wildpret hatte sich nach einer andern Stelle umzusehen. Er zog nach Orotava im Norden der Insel und etablierte sich dort als Handelsgärtner. Seine Hauptaufgabe bestand in der Anlage neuer Gärten; daneben befaßte er sich mit einem ausgedehnten Samenhandel.

    Im Jahre 1860 wurde die Stelle eines Gärtners am botanischen Garten in Orotava vakant; sie wurde Wildpret mit einem Gehalt von 1000 Pesetas angeboten und er nahm sie an. In dieser Stellung verblieb unser Freund vierunddreißig Jahre lang und er hätte sie wohl noch länger innegehabt, wenn er nicht 1893 vom Gouverneur vor die Alternative gesetzt worden wäre, entweder Spanier zu werden oder seinen Posten als Gärtner am botanischen Garten aufzugeben. Mit Entrüstung wies der stets eifrige Vaterlandsfreund das Ansinnen, die Schweizerfahne zu verlassen, von sich, trat von seinem Amte zurück und widmete sich fortan seiner Familie und seinem privaten Geschäfte. Die letzten Jahre seines Lebens brachte er in Santa Cruz zu.

    Hermann Wildpret 1834 -1908 Gärtner

    Schon im Frühjahr 1908, als die Rikli-Schrötersche Exkursion nach den Kanaren stattfand, fühlte er sich nicht immer wohl, trotzdem sein Humor stets ein goldener war. Nichtsdestoweniger führte er noch im September 1908 die Gesellschaft deutscher Ärzte, welche die Insel behufs Studium des Klimas wegen event. Erstellung von Sanatorien besuchten, durch den Park des Humboldtkurhauses, den botanischen Garten und die Stadt Villa Orotava. Im Oktober nahmen seine Kräfte ab; am 24. dieses Monats schrieb er scherzhaft in einem Briefe, ,daß er vor einigen Tagen geglaubt hätte, bald zur großen Armee abmarschieren zu müssen’. Nur vorübergehend erholte er sich wieder; am 19. Dezember 1908 schloß er nach kurzer Krankheit sein Auge für immer."

    Als Wildpret 1860 die Stelle als Gärtner erhielt, nahm er sofort ein Inventar der vorhandenen Pflanzen auf; es enthielt die Namen von 220 Spezies. Mit Feuereifer machte sich der junge Schweizer an die Arbeit und 1879, als er einen gedruckten Katalog des Gartens erscheinen ließ, war die Anzahl bereits auf 2486 gestiegen.

    Das Budget des Gartens belief sich in den Jahren 1860 - 1893 auf 7500 Pesetas: 2000 für den Direktor, 1000 für den Gärtner (Wildpret), 1500 für die Arbeiter, der Rest für Pflanzenankäufe, Dünger, Werkzeug, Bauliches usw. Wildpret hatte während der genannten Zeit acht Direktoren, die weder von Botanik, noch von Pflanzengeographie irgend etwas verstanden; wohl kassierten sie die Summen vom Staate ein, sahen sich aber nicht bemüßigt, auch ihren Untergebenen den wohlverdienten Lohn zu verabfolgen.

    Der Schweizer Botaniker Christ schildert die Anlage des Gartens in seiner FRÜHLINGSFAHRT 1885:

    „Schon vor der hohen Gartenmauer zeigen uns einige alte Drachenbäume, was uns im Innern erwartet. Die Anordnung ist einfach. Das längliche Rechteck ist der Länge nach durch breite Wege in vier Beete geteilt; die Beete sind mit hochstämmigen Bäumen eingefaßt, die stattliche Alleen bilden; ein großes Wasserbassin, an welchem Wege sich kreuzen, unterbricht das Ganze. Der Gesamtanblick ist entzückend. Palmenkronen der mannigfachsten Art tauchen über dem massiven Laube fremder Bäume auf; alle Formen des Tropenwaldes sind hier in erwachsenen Exemplaren vertreten und wenn sie auch an Schwung und Masse des Wuchses mit ihren heimatlichen Vorbildern keinen Vergleich aushalten, so zeigen sie doch, was eine winterlose Zone zu leisten vermag. Das edle, tief sich neigende Fiederblatt der Königspalme auf dem glatten, verjüngten Aufsatze ihrer Scheiden, das leicht wie Straußenfedern emporstrebende des Cocos und der guineischen Ölpalme, das farnartig zerschlitzte, abgebissene, überaus zerteilte der Caryota, die tief herabfallenden oder steil aufragenden Fächer der Latanien und die stammlosen, aber riesenhaften Fiedern der Carludovica von Panama zeigen uns so ziemlich die gesamte Formenreihe des Palmentypus. Doch allen ebenbürtig, wenn nicht überlegen an glänzendem Grün, an Fülle der Krone und mächtigem Blütenstande ist die einheimische ,Palma canaria’."

    „Doch neben der Pracht der tropischen Gewächse und noch mehr als sie fesseln uns die zahlreichen Seltenheiten der canarischen Flora, deren wilde Standorte meist so vereinzelt und oft so unzugänglich sind, daß die Vereinigung einer größeren Zahl dieser erlauchten und so höchst eigentümlichen Inselflora für den Botaniker weitaus das größte Interesse dieses Gartens bildet. Sind es ja doch fast ausnahmslos Pflanzen, die nur auf den Inseln und in vielen Fällen nur auf einer Insel, ja nur in einem Barranco oder auf einer Felsklippe gefunden sind und dabei nicht etwa schwach ausgeprägte, von gemeinen Arten sich kaum unterscheidende Formen, sondern Pracht- und Kraftgestalten originellster, ja eigentlich idealisierter Anlage."

    Als Bolleter den Garten 1908 besuchte, sah er den „rasch überhandnehmenden Verfall; herrliche Pflanzen sind wegen Mangel an Pflege zugrunde gegangen; manchenorts wuchert üppiges Unkraut; die Etiketten, mit denen Wildpret seine Pfleglinge versah, sind verschwunden oder verblichen. Man sieht, daß der Garten nicht mehr mit der Liebe gepflegt wird, wie dies von seiten Wildprets geschah."

    Aus Dankbarkeit für sein verdienstvolles Wirken haben die Botaniker manche Pflanze nach Wildpret benannt.

    AUTOREN

    Bolleter, E.

    Bilder und Studien von einer Reise nach den Kanarischen Inseln; 179 S.; Abb.; Leipzig, 1910

    Die Vögel

    Carl Bolle

    „Wenn man die Frage aufwirft, was den Ruf der glücklichen Inseln am weitesten in die Welt hinausgetragen habe, so muss die Antwort sein: der Canarienvogel, dieser reizende kleine finkenartige Sänger, der von allen seinen Gattungsgenossen allein der Zähmung würdig befundene, über ganz Europa verbreitete, dem zivilisierten Menschen jetzt in alle Zonen folgende." So charakterisiert der Berliner Vogelkundler Carl Bolle den kleinen Finken in seinen BEMERKUNGEN ÜBER DIE VÖGEL DER CANARISCHEN INSELN von 1854.

    Carl Bolle 1821 -1909 Botaniker Ornithologe

    Sich selbst charakterisiert er dort so: „Der Schreiber dieser Zeilen, der es zu den günstigeren Schicksalen seines Lebens rechnet, ein Jahr lang unter dem schönen Himmel jenes tiefen Südens verlebt zu haben, gesteht, dass ihn mehr Neigung, als streng wissenschaftliche Befähigung, den Fuß mit Schüchternheit gerade auf dieses Gebiet setzen lässt. Zu jener Zeit nur allein botanischen Studien und seiner Gesundheit in einem reinen, ungetrübten Naturgenusse inmitten der großartigsten Szenerien lebend, waren ornithologische Forschungen für ihn in den Hintergrund gerückt: so dass die Lust an Beobachtungen, zu denen er sich jetzt lebhaft angeregt fühlt, nur in Zwischenräumen, je nach der stoßweise gleichsam aufflammenden Liebhaberei, in ihm rege wurde. Aber baut sich das Gebäude der Wissenschaft nicht aus tausend kleineren Tatsachen auf, von denen keine, wenn aufrichtig und treu wiedergegeben, eine Lücke auszufüllen verfehlt? Ist der kleinste Baustein zur Vollendung des großen Ganzen nicht eine annehmbare Gabe?"

    Als er 1851 auf den Kanarischen Inseln nur seiner Gesundheit lebte, waren ornithologische Studien ihm noch Liebhaberei, 1884 folgte er dem in diesem Jahre gestorbenen Alfred Brehm als Präsident der Allgemeinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft.

    Carl Bolle wurde geboren am 21. November 1821 in Schöneberg. Schöneberg wurde zwar erst 1920 kommunalpolitisch ein Teil von Berlin, aber die Schöneberger waren schon damals Berliner. Berliner, bei denen sich Geburt, Reichtum, Talent und Wissen in wunderbarer Weise vertrugen. Sein Vater David Bolle war Besitzer einer Bierbrauerei, seine Mutter hieß Henriette Marggraf.

    So war es wohl möglich, dass Christian Ludwig Brehms HANDBUCH DER NATURGESCHICHTE ALLER VÖGEL DEUTSCHLANDS bei seinem Erscheinen 1831 auf dem Geburtstagstisch des jungen Bolle lag und auch ihm die ersten, einfachen Kenntnisse über Vögel gab und in ihm die Liebe zur Tierwelt erwecken konnte.

    Er besuchte das Französische Gymnasium und ab 1841 die Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. Nach zwei Jahren Studium in Bonn kam er 1845 zur Berliner Universität zurück und promovierte am 11. Juli 1846 zum Doktor ,in medicina et chirurgia’; seinen vornehmlichen naturwissenschaftlichen Interessen gemäß über ein aktuelles Problem: ÜBER DIE ALPINE VEGETATION IN DEUTSCHLAND AUSSERHALB DER ALPEN.

    In seiner Promotion wurde er zu einem naturgeschichtlichen Problem geführt, das seit Jahrzehnten die Botaniker und Erforscher der aus der Eiszeit verbliebenen Relikte hochalpiner Formen unablässig beschäftigte. Man hatte zu Beginn des 19. Jahrhunderts die chaotischen Ablagerungen in Nordeuropa und im Alpenraum von den darunter liegenden geordneten Schichten zu unterscheiden gelernt und ihre Verschiebung weit von ihrer Herkunft der Wirkung des Wassers zugeschrieben. Die Anlehnung nahm man aus biblischen Nachrichten über die Sintflut oder den noch üblichen Anschauungen des Neptunismus. Wasser war ja schon fast richtig, nur war es gefrorenes in bisher nicht vorstellbarem großem Ausmaße. Die Eiszeit war noch kein anerkanntes Ereignis.

    Die Bierbrauerei seines Vaters gab hinreichen Gewinn Carl Bolle zu gestatten, die Heilkunde an den Nagel zu hängen und seinen naturwissenschaftlichen Liebhabereien nachzugehen.

    Wissenschaftliche Reisen führten ihn nach Madeira, den Capverden und besonders nach den Kanarischen Inseln, die er von 1851 bis 1856 öfters und monatelang besuchte.

    Schon 1854 veröffentlichte er seine BEMERKUNGEN ÜBER DIE VÖGEL DER CANARISCHEN INSELN im Journal für Ornithologie, denen zwei Fortsetzungen 1857 und 1858 folgten. Bolle war nicht der erste der über die kanarischen Vögel schrieb, aber seine Arbeiten sind die reichhaltigsten. Er konnte sich auf die Forschungen von Andre Pierre Ledru (1761 - nach 1830) und MacGregor beziehen.

    Bei Sabin Berthelot, der in seiner Jugend ein intimer Freund MacGregors war und Hand in Hand mit ihm manche seiner so höchst interessanten Fußwanderungen durch Teneriffa gemacht hat, genoss er an seinem gastfreundlichen Herd auf Teneriffa die Sympathien vertrauter Freundschaft einer zweiten Heimat.

    „Was die Kenntnis der Ornithologie überhaupt anbelangt, so sind wir berechtigt, dieselbe den Hauptzügen nach eine fast vollständige zu nennen. Der Charakter der Fauna tritt uns aus dem Material, welches die Frucht der bisherigen Bestrebungen ist, mit genügender Klarheit entgegen und kaum wird man im Stande sein, dem Verzeichnisse der konstanten Ornisbürger des Landes noch einen bedeutenden Zuwachs zu verleihen. Wie viele Lücken aber bleiben trotzdem nicht noch auszufüllen! Vom Apagado kennen wir nicht einmal die Familie, vom Guincho nicht die Species, der er angehört. Der Specht und der Würger der Canaren sind ungenügend bestimmt. Die zweite Art von Torcaz, die unzweifelhaft auf Gomera vorkommt, die Gruppe der Blaumeisen, ihrem Vorkommen auf den Inseln nach, liegen noch in einem Dunkel, das der Aufklärung entgegen harrt. Wer hat die Brutplätze der Sturmtaucher und Thalassidromen auf den Desertas, die ihr ausschließlicher Tummelplatz sind, gesehen und mit kundiger Feder geschildert? Wer hat die Arten dieser interessanten Bewohner der Salzflut im Gebiete streng gesondert? Wie steht es mit unserer Kenntnis der Fortpflanzung der rein atlantischen Species, wie mit der Oologie derselben?"

    Bolle stellt fest, dass von den 134 auf den Kanarischen Inseln überhaupt vorkommenden Vogelarten 84 Land- und 50 Wasservögel sind. Im Lande selbst brüten 72 und 61 berühren dasselbe nur auf dem Zuge oder Striche und von den letzteren nur vierzehn regelmäßig und mehr oder minder häufig.

    Zum Vergleich mit den anderen westatlantischen Inseln notiert Fritsch 1870: „Von den Azoren werden 51 Vogelarten aufgezählt, darunter etwas über 30 Brutvögel. Madeira soll unter 99 Formen nur 30 Brutvögel besitzen, die Canaren 72 Brutvögel unter 134 Formen; auf den Capverden werden etwa 40 Vogelarten bis jetzt gezählt, wahrscheinlich zu wenige... Daß die Ornis die Canaren die reichste von allen diesen Inselfaunen ist, erklärt sich wohl hauptsächlich aus der Mannigfaltigkeit der dortigen Bodenverhältnisse, weil wir auf diesem Archipel Küsten, Steinklippen, kahles Hochgebirge, waldige Berghänge und wohlkultivierte Landstriche finden."

    Etwas später als Fritsch schreibt Richard Greeff: „Diejenigen Vögel, die hier einheimisch sind und als den Inseln eigentümlich gelten müssen, sind erstens drei Finkenarten, zu denen der bekannte Kanarienvogel gehört, dann eine wilde Taube (Columba laurivora, Webb und Berthelot), die in den Lorbeerwäldern von Tenerife lebt und sich ausschließlich von den Beeren dieser Bäume nährt, wodurch das Fleisch derselben einen eigentümlich aromatischen Geschmack erhalten soll; ferner eine Mauerschwalbenart (Cypselus unicolor, Jardine) und ein Schwimm- und Seevogel zur Gattung der Sturmtaucher gehörig (Puffinus Columbinus W. u. B)... Aber auch die drei zuletzt genannten, nämlich die Lorbeertaube, Mauerschwalbe und der Sturmtaucher sind außer den Canaren auch auf Madeira einheimisch, so dass also nur die drei verschiedenen Finken übrig bleiben. Diese sind

    1.) der weltbekannte Canarienvogel oder -fink (Fringilla canaria),

    2.) der Teydefink (Fringilla Teydeana, W. und B.) und

    3.) der Tintollo (Fringilla Tintillon W. und B.)."

    Aber auf den fremden Inseln wurde nicht nur geforscht. Am Tage genossen die Naturforscher die schöne Farbe und den eleganten Flug ihrer Vögel, am Abend genossen sie ihr Fleisch - gebraten - nachdem sie tagsüber das Abschießen ihrer Lieblinge genossen hatten.

    Bolle, der spätere Ornithologen-Präsident, schoss fast alles: Alpendohlen als höchst mittelmäßiges Wildpret, Fringilla hispaniolensis holte er mit einem Schusse 10 bis 20 herunter, den Kanarienvogel - diesen reizenden kleinen Sänger - auf einen Schuss ein Duzend von ihnen und mehr und vom Wiedehopf sogar unendlich viele. Das Letztere ist aber wohl als Jägerlatein einzuordnen.

    Den Storch ließ er leben, er wurde vom kanarischen Landmann als Vogel mit günstiger Vorbedeutung begrüßt, den zu töten ein großes Unrecht wäre.

    Tauben aller Art waren gemeinstes Federwildpret der Inseln. Gewöhnlich brüteten sie in Felslöchern. Auf Lanzarote bestand ein besonderes Jagdvergnügen darin, im Dunkeln mit Fackeln in diese Grotten einzudringen, den Eingang zu verstopfen und dann mit Stangen und Knütteln unter den überraschten Tauben, von denen auch viele lebendig gefangen wurden, eine große Niederlage anzurichten.

    Steinhühner, Wachteln, Becassinen, Trappen, Lerchen, „deren Fleisch nicht minder wohlschmeckend und dieselbe, obwohl kleiner, doch nicht weniger fett, als unsere besten Leipziger Lerchen. Hinsichtlich des Genießens kleiner Vögel sind jedoch die Islennos zum Vorteil der Individuenzahl jener, aber zu großem Nachteile ihres Küchenzettels, das wahre Gegenteil der Bewohner Italiens".

    Die vogelfleischfreundlichen Islennos nutzten die Padelas - Seemöwen - „indem man die sehr feilen Jungen durch Frettchen aus den Erdlöchern, in denen sie ausgebrütet wurden, hervorholen lässt und sie fassweise einsalzt, eine in jenem Lande sehr beliebte, obwohl etwas fischig schmeckende und fast allzu fette Speise. Die Salvajes, zwischen Madera und den Canaren gelegen, sollen jährlich 30 000 Stück liefern".

    Ein Problem wurde von den deutschen Forschern im 19. Jahrhundert öfters berührt, aber nicht gelöst: Wie kommen die Pflanzen auf die Inseln? Welchen Anteil haben dabei das Wasser, die Luft, die Vögel und die Menschen? Gab es zeitweise eine Landbrücke nach Afrika oder Europa?

    Für Wind oder Vögel spricht, dass die durch ihren Federschopf ausgezeichneten Samen von Kompositen ein großes Kontingent zur Flora stellen und fast keine Pflanze der atlantischen Inseln große Keime oder Samen besitzt. Die östlichen Kanaren, wohin von Afrika her jedes Jahr Scharen von Vögeln gelangen, haben von allen Kanaren am meisten eine der nordostafrikanischen ähnliche Vegetation.

    Da in Südeuropa westliche Winde vorherrschenden sollen, könnten aber nur ausnahmsweise Samen nach dem Süden ausgebreitet werden. Auch sollen die Kanaren außerhalb der Zugstraße der meisten Vogelarten liegen.

    Manche Forscher nahmen an, dass Pflanzensamen am Gefieder der Vögel kleben kann, oder er im Verdauungstrakt transportiert werden könnte. So, wie die Taubenarten der Inseln mit Vorliebe die Früchte der Lorbeerbäume fressen, sie also wohl auch verbreiten.

    Genauer untersucht wurden all diese Fragen und Antworten nicht. Es gab kaum Aufzeichnungen über vorherrschende oder nicht vorherrschende Windströmungen, der Vogelzug wurde nicht durch Beringungen beobachtet und ob der Verdauungstrakt keimfähige Samen übrig lässt, nicht experimentell nachgewiesen. Für einige Wissenschaftler blieb dann nur die Landbrücke als Erklärung für das Vorkommen der Pflanzen und Tiere übrig.

    1867 wurde Carl Bolle Erbpächter der Insel Scharfenberg im Tegeler See bei Berlin. Diese Inseln waren seit 1796 im Besitz der Familie von Humboldt, 1832 erhielt Wilhelm von Humboldts Kammerdiener Sandrock sie in Erbpacht, dann ein Landwirt Krause. Danach kamen sie an Bolle, der sich nach seinen Studienreisen zu den Kapverdischen und Kanarischen Inseln hier niederließ. Er pflanzte 752 ausländische Gehölze an. Durch die Geschosse des nahe gelegenen Tegeler Schießplatzes (seit 1948 bis voraussichtlich 2012 Flughafen Tegel) wurde es Bolle zu laut und gefährlich und er verließ die Insel zeitweilig. 1922 wurde die ,Schulfarm Scharfenberg’ - zunächst eine Sommerschule - im Wohnhaus von Bolle, als reformpädagogische Schule eingerichtet. Der Gründungsvater war der Lehrer Wilhelm Blume. Die Villa wurde 1951 abgerissen, doch haben sich einige von ihm gepflanzte Bäume erhalten.

    Auf dem Gebiete der Baumkunde stand Carl Bolle, wie ihm das sein Freund Graf Schwerin, Vorsitzender der deutschen Dendrologischen Gesellschaft, wiederholt bezeugt hat, als Forscher und Praktiker unter den ersten im Vordergrunde.

    Am 15. Oktober 1855 wurde Carl Bolle in die Kaiserlich Leopoldinisch-Carolinische Deutsche Akademie der Naturwissenschaftler aufgenommen. Auch wirkte er in der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft und in der Brandenburgia, einen Heimatverein. Nach den Streitigkeiten in der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft war Bolle Mitglied der daraus sich abgegliederten Deutschen Ornithologischen Gesellschaft und wurde 1884 ihr Präsident, nachdem die beiden Gesellschaften 1875 sich wieder vereinigten.

    Es gibt von ihm Artikel in Zeitschriften, aber kein größeres schriftliches Werk - sein größtes Werk war wohl das Arboretum auf Scharfenwerder. Veröffentlicht hat er im Journal für Ornithologie, in der Zeitschrift für allgemeine Erdkunde, in der Bonplandia und auch in Virchows Archivs, in dem ein Brief über die Lepra und einer über die Elephantiasis auf den Kanaren enthalten sind. Seine kleine Sammlung von Vögelbälgen, die er im Laufe des Jahres 1856 zu Stande gebracht und für das Zoologische Museum in Berlin bestimmt hatte, ging während eines heftigen Sturmes zur See verloren. Seine ausgedehnten Herbarien hat das Herbarium in BerlinDahlem vererbt erhalten.

    Der Tod ereilte Carl Bolle 17. Februar 1909. Sein Grab befand sich auf dem Berliner Matthäikirchhof.

    „Das beifolgende Bild von 1902 gibt Bolles wohlwollenden, dabei leicht sarkastischen Ausdruck gut wieder. Es ist auf der Rückseite von ihm bezeichnet: ,Der Überlebende eines verflossenen Jahrhunderts, 1902 Carl Bolle’", wie es im Nachruf seines Freundes Ernst Friedel in der Brandenburgia steht.

    AUTOREN

    Bolle, Carl

    Bemerkungen über die Vögel der canarischen Inseln; Journal für Ornithologie; 1854, S. 447 - 462

    Mein zweiter Beitrag zur Vogelkunde der canarischen Inseln; Journal f. Ornithologie, V; S. 258 - 292, 305 - 351; Cassel, 1857; Nachträgliches, in Betreff der Ornis der canarischen

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1