Jana und Vivian auf Sirius: Zwei Mädchen entdecken die faszinierende Welt des Planeten Sirius und erleben, wie Fremdes vertraut und Vertrautes fremd werden kann
Von null Dhamilha
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Buchvorschau
Jana und Vivian auf Sirius - null Dhamilha
Kapitel 1
Jana und Vivian auf Sirius
Wie alles anfing
Sie hieß Vivian und wohnte bei uns gegenüber. Ihre Eltern hatten ein Geschäft mit Geschenkartikeln. Dort hatte ich sie vor zwei Jahren kennengelernt. Ich suchte eine Geburtstagskarte und ein kleines Geschenk für eine Schulfreundin. Da sprach sie mich an. Ich sei doch das Mädchen von gegenüber und ob wir nicht mal zusammen spielen könnten. Ich war überrascht und erfreut. Klar hatte ich sie auch schon gesehen, sie musste ungefähr in meinem Alter sein. Aber sie ging auf eine andere Schule und sie war mit ihren Eltern und dem kleinen Bruder erst vor kurzem in unsere Straße gezogen. Das Geschäft, in dem ich Vivian traf, gehörte jetzt ihrem Vater, nachdem es vorher bereits eine Weile leer gestanden hatte. Früher war dort ein Schreibwarenladen, wo ich manchmal mit meiner Mutter Hefte oder Bleistifte gekauft hatte.
Seit Vivians Vater den Laden übernommen hatte, herrschte dort ein reger Betrieb. Die Hauptkundschaft bestand aus Kindern aller Altersstufen und deren Eltern. Das war auch kein Wunder. Es gab dort so schöne kleine Herrlichkeiten, die viele Kinder magisch anzogen. Mit einer gewissen Magie hatte auch unsere Freundschaft angefangen. Aber dazu später.
Es begann eine ziemlich verrückte Zeit damals, was wir natürlich nicht ahnen konnten, als wir das erste Mal miteinander sprachen.
Inzwischen sind Vivian und ich unzertrennlich. Am Wochenende übernachte ich manchmal bei ihr und sie schläft manchmal auch bei uns. Das war meinen Eltern offensichtlich lieber, da ich bei ihr nicht immer ausreichend Schlaf bekam, wie mein Vater sich ausdrückte. Nun – tatsächlich haben wir manchmal nicht viel geschlafen. Und das lag an dem unbegreiflichsten Geheimnis, das ich in meinem gesamten 11jährigen Alter bis dahin erlebt hatte. Und ich wette, dass ihr es ebenso unbegreiflich findet, wenn ich euch davon erzähle. Soll ich?
Ach so – ihr müsst noch ein wenig Geduld haben... es gibt nämlich noch eine Vorgeschichte, und die hat mit Vivians kleinem Bruder Marvin zu tun. Zuerst fand ich ihn süß, dann fand ich ihn nervig (alle Mädchen mit kleinen Brüdern kennen das!!), und schließlich fand ich ihn erstaunlich! Vor allem erstaunlich mutig! Er war es nämlich, der sich als Erster traute, dem „Geheimnis" auf den Grund zu gehen.
Es begann an einem langweiligen Sonntagnachmittag. Wir spielten in Vivians Kinderzimmer – das heißt, wir spielten nicht, wir langweilten uns. Irgendwie wussten wir an diesem Tag nicht so richtig, was wir tun sollten (und das war noch nie vorgekommen!!), ja --- fast stritten wir uns sogar vor lauter Langeweile! Auch das war noch nie vorgekommen!! Und dann drückte uns Vivians Mutter Elke auch noch den kleinen Marvin aufs Auge. Sie müsse mal eben für zwei Stunden weg und ob wir uns ein bisschen um Marvin kümmern würden. Der Vater von Vivian war ebenfalls nicht da, er hatte einen Termin bei seinem Steuerberater. Wir hatten keine Ahnung, was ein Steuerberater ist und es interessierte uns auch nicht sonderlich.
Marvin war fünf Jahre alt und wollte immer entweder Ritter spielen oder Zoo oder Außerirdische! Wir fanden seine Spiele und vor allem seine Art zu spielen oft ziemlich kindisch und unter unserer Würde! Schließlich waren wir mehr als doppelt so alt! Trotzdem bequemten wir uns manchmal, auf seine Drängelei einzugehen, krabbelten mit ihm auf dem Boden herum (als wilde Tiere), kämpften gegen sein Plastikschwert oder zogen uns die unmöglichsten Dinge über den Kopf, wenn wir Außerirdische waren. Das war noch das Annehmbarste, weil wir Vieles mitentscheiden durften und er sogar manches Mal von unseren Ideen begeistert war.
An diesem besagten Nachmittag, an dem meine Geschichte beginnt, spielten wir schließlich mit Marvin „Außerirdische. Wir waren nur ein Viertel bei der Sache, weil wir unbedingt später noch diese neue CD hören wollten, die Vivian von der Freundin ihrer Mutter geschenkt bekommen hatte. Wir hatten uns die Strategie überlegt, Marvin „müde zu spielen
, damit er irgendwann von selbst nicht mehr wollte und stattdessen lieber seine Saurierbilder anschaute oder es vielleicht vorzog, Sams-Geschichten auf dem Kassettenrecorder anzuhören, wobei er dann meistens einschlief. Aber – es kam ganz anders!
Als Außerirdische waren wir gerade mit unserem Raumschiff auf der Erde gelandet und gaben durch ein Teesieb in einer Phantasiesprache Funksprüche zu unserem Heimatplaneten, da geschah etwas äußerst Merkwürdiges! Ihr werdet es bestimmt nicht glauben! Wir haben es ja selber nicht geglaubt!
Wir bekamen Antwort!!
Stellt euch vor: Vivian sprach gerade in einem völlig unverständlichen Kauderwelsch in ein Teesieb! Und da knisterte es im Lautsprecher von Marvins altem Kassettenrecorder, der übrigens NICHT eingeschaltet war, und dann hörten wir eine knarrende Stimme, die in dem gleichen Kauderwelsch zu uns sprach.
Marvin wurde blass, seine Augen wurden riesengroß, sein Mund stand offen! Vivian fiel das Teesieb aus der Hand und ihre Hand zitterte. Mir wurde es ganz seltsam zumute und ich glaubte für einen ziemlich langen Moment, dass ich inmitten eines Traumes sei und sicher gleich aufwachen würde!
Marvin sagte keinen Ton. Er war zwar schreckensbleich, aber auch fasziniert und lauschte völlig hingerissen dieser Stimme aus dem nicht angeschalteten Kassettenrecorder. Wir verstanden natürlich kein Wort. Schließlich hatten wir unsere Phantasiesprache ja auch nur erfunden, und sie war nicht etwa systematisch aufgebaut, sondern entstand erst beim Sprechen.
Ich war wie gelähmt! Vivian fing sich als Erste. Sie „redete und fast hörte es sich nach einer wirklichen Unterhaltung an. Vivian sagte etwas auf „außerirdisch
und die Stimme sagte etwas und wieder Vivian und so weiter. Wir schauten uns an, keiner von uns verstand, was da vor sich ging. Je länger dieses merkwürdige „Gespräch dauerte, umso mehr verloren wir die Angst. Sogar Marvin wurde ganz mutig. Er nahm plötzlich seiner Schwester das Sieb-Mikrofon aus der Hand und begann in dieser seltsamen Sprache zu reden, als wisse er genau, was er da sagte. Und genauso antwortete das „Wesen
am Ende der Leitung.
Plötzlich knisterte es wieder und wir hörten, wie unser Gesprächspartner aus dem All sich verschluckte. Dann war alles still. Wir saßen immer noch wie paralysiert da, keiner redete und dann redeten wir alle drei durcheinander. Wir waren zum Platzen aufgeregt!
Marvin begann plötzlich, den Kassettenrecorder zu untersuchen. Das heißt, er nahm ihn auseinander. Vivian wollte ihn bremsen. Vielleicht könnten wir sonst nie wieder mit diesem Wesen von einem anderen Stern sprechen, versuchte sie ihrem Bruder klarzumachen. Das überzeugte auch Marvin und wir begannen das Zimmer zu untersuchen. Wir wussten natürlich nicht, wonach wir suchten, aber irgendetwas musste es schließlich geben, eine Verbindungsleitung, ein Telefonkabel, eine Antenne. Irgendwas!!
Wir fanden NICHTS! Das war irgendwie enttäuschend – aber auch auf eine seltsame Weise beruhigend. Hatten wir uns doch alles nur eingebildet? Oder gab es für dieses Erlebnis irgendeine, ganz „normale" Erklärung? Wir wussten es nicht. Wir verhedderten uns in einer sinnlosen Diskussion darüber, was alles als mögliche Erklärung in Frage kam.
Marvin war der festen Überzeugung, dass wir tatsächlich mit einem Außerirdischen geredet hatten, auch wenn er nicht wusste, worüber. Vivian glaubte an irgendeine magische Geschichte, für die sie zwar keine Erklärung fand, aber sie vertraute einfach dem Augenblick und seiner Magie, unabhängig von so banalen Fragen wie WARUM und WOHER.
Ich als die Bodenständigste von Allen suchte in meinem Kopf nach Erklärungen, die ich aber nicht fand. Und das machte mich ganz hibbelig. Es musste einfach eine Erklärung geben. Ich wusste schließlich, dass es keine Außerirdischen gab. Das hatte ich schon oft gelesen. Und mein Vater hatte es gesagt und überhaupt!! Aber.....wusste ich es wirklich??? Wussten die Erwachsenen es denn tatsächlich??? Oder war es nicht vielmehr so, dass die meisten von ihnen nur an das glaubten, was sie sich auch erklären konnten, was sie sehen und anfassen konnten. Außer an Gott, nun ja, daran glaubte man gewissermaßen aus Tradition. Aber dies war für die meisten wohl die einzige Ausnahme.
Obwohl – meine Mutter war da anders. Schon oft hatte ich so die leise Vermutung, sie wisse mehr als mein Vater. Ja, sogar mehr als viele andere Menschen. Sie las z.B. Bücher, über die mein Vater nur lächelte. Sie besaß Bücher über Engel, über die Magie der Zahlen, über Astrologie und manches Andere, was mein Vater manchmal halb scherzhaft, halb genervt als „Esoterikfimmel abtat. Ich wusste nicht, was das bedeutete, aber ich verteidigte dann meine Mutter, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass sie sich mit irgendetwas beschäftigte, was nur ein „Fimmel
war. Und manches Mal hatte sie mich und meinen Vater verblüfft, weil sie Vieles im Voraus zu wissen schien, was erst später eintraf. Sie war darüber nicht überrascht, nur wir. Manchmal kam es mir vor, als sei das meinem Vater sogar ein bisschen unheimlich. Was er natürlich nicht zugab! Meine Mutter lächelte dann nur in sich hinein. Und das gab mir ein Gefühl von Vertrauen und Geborgenheit. Sie war es auch, die mich an einen Schutzengel glauben ließ, der immer auf mich aufpasste. Sie sagte aber auch, dass dies nicht bedeuten würde, dass mir niemals etwas Schlimmes passieren könnte. Der Schutzengel, so brachte sie mir bei, könne nur auf mich aufpassen, wenn ich auch aufmerksam sei bei allem, was ich tu. Wenn ich auf mein eigenes Gefühl höre, lausche, was es mir sagt. Und wenn es ängstlich ist, soll ich auf die Angst hören. Und wenn es traurig ist, dann ist es gut, traurig zu sein. Und wenn es wütend, mutig, und alles Mögliche ist, dann ist es eben wütend, mutig und alles Mögliche. Und das ist gut. Und davor brauche ich keine Angst zu haben. Gefühle machen stark, sagte meine Mutter.
Und was hatte ich jetzt für ein Gefühl??? Ich war verwirrt. Ja. Einfach verwirrt. Punkt.
Und Vivian und Marvin? Ich glaube, die waren es auch. Das heißt, Marvin war eher aufgeregt und gespannt und neugierig und vielleicht ein ganz kleines bisschen ängstlich. Aber das gab er nicht zu. Naja, er war ein Junge. Und ich glaube, mit den Jungs ist es schon so ähnlich wie mit den Männern. Sie wollen nicht zugeben, wenn sie Angst haben. Dabei ist das doch gar nicht schlimm. Im Gegenteil! Ich glaub sogar, manchmal ist es nützlich, wenn man Angst hat. Denn, wenn man Angst hat, macht man Sachen nicht, die nicht gut sind. Für sich selbst nicht und für Andere auch nicht.
Bei all dem Reden und Suchen nach Erklärungen verging die Zeit rasend schnell. Und plötzlich hörten wir, wie Vivians Eltern die Wohnungstür aufschlossen. Sie kamen gemeinsam und redeten über etwas Geschäftliches, etwas, das mit dem Laden zu tun hatte. Wir drei verabredeten beim heiligen Ehrenwort, dass keiner etwas erzählte. Vor allem Marvin musste seiner Schwester einen heiligen Schwur leisten, beim Leben seiner geliebten Ritterburg. Er leistete den Schwur mit erhobenem Leuchtschwert und versprach, keinem Menschen auf der ganzen Welt etwas von unserem Erlebnis zu verraten, bis wir den Tatbestand aufgeklärt haben würden. Gut, damit waren wir einverstanden. Dann versprachen wir uns noch, die Anderen vorher zu informieren, wenn einer von uns das Gefühl hätte, er müsse es doch jemandem erzählen.
Jetzt waren wir also geheime Verbündete. Das war spannend und von nun an wollten Vivian und ich uns jeden Tag treffen, weil wir den „Kontakt" ins All wieder herstellen wollten. Das war aber gar nicht so einfach. Schließlich gingen wir auf unterschiedliche Schulen und außerdem hatten wir beide an den Nachmittagen auch noch verschiedene Freizeitaktivitäten, ganz abgesehen von den Hausaufgaben, die schließlich zum Pflichtprogramm gehörten Bevor ich an jenem Tag nach Hause ging, verabredeten wir uns für den übernächsten Tag bei ihr. Das Turnen ließ ich dieses Mal sausen und Vivian überzeugte ihre Mutter, dass es in der Gruppe der Hausaufgabenbetreuung, die sie drei Mal in der Woche besuchte, sowieso nicht mehr so toll sei, seit ihre Lieblingserzieherin nicht mehr da ist, und dass sie sich viel lieber dafür öfter mit mir verabreden würde. Und wir könnten doch gemeinsam Schulaufgaben machen und wir seien doch vernünftig, und im Notfall sei ja außerdem meine Mutter oft zu Hause, da sie als Schriftstellerin zu Hause arbeitete. Und so kam es, dass Vivian nur noch selten ihren Hort besuchte, ich die Turnerei ganz aufgab – Außerirdische suchen machte schließlich bedeutend mehr Spaß! – und Vivian und ich uns mindestens drei Mal in der Woche treffen konnten.
Marvin war natürlich eifersüchtig, denn er musste weiterhin bis vier Uhr in seinem Kindergarten bleiben. Aber kurz nach unserem gemeinsamen „Erlebnis der dritten Art quengelte Marvin so lange, bis er sich bei seiner Schwester und seinen Eltern durchgesetzt hatte, mindestens einen Nachmittag mit uns zu verbringen, was seine Mutter ziemlich verwunderte. Noch mehr verblüfft war sie aber, dass ihre Tochter und ich offenbar nichts dagegen hatten, mit ihm zu spielen. Sie wusste schließlich nicht, dass der kleine Teufel uns erpresst hatte. Er würde sonst alles erzählen, wenn wir ihn nicht mitsuchen lassen nach der Quelle der „Alien-Stimme
. Er schien sogar seine Ritterburg dafür opfern zu wollen.
Vivian und ich berieten uns und entschieden uns dann, ihn zweimal an unserem „Forschungsprojekt" teilhaben zu lassen. Bis dahin hätten wir entweder das Geheimnis geknackt oder es wurde für Marvin langweilig (wir wussten, dass es ihm schnell langweilig wurde, wenn sich die Dinge nicht so entwickelten, wie er es haben wollte!), oder er erzählte dann eben alles. Es würde ihm sowieso niemand glauben. Und wir könnten dann so tun, als hätten wir uns mit ihm einen Scherz erlaubt. Was allerdings bedeuten würde, dass Marvin heftige Wutanfälle bekommen würde, die vielleicht sogar in der Zerstörung von Eigentum seiner Schwester gipfelten (es wäre nicht das erste Mal), und – was schwerer wog – Vivian würde ernsthaften Ärger mit ihren Eltern bekommen, weil sie den kleinen Bruder so verulkt hätte.
Unser nächstes Treffen nach diesem so überaus aufregenden Sonntag, der so langweilig begonnen hatte, war am folgenden Dienstag. Wir trafen uns nach der täglichen Pflicht der Hausaufgaben, die wir natürlich nicht ganz so sorgfältig erledigt hatten wie sonst, um 15 Uhr 30 bei Vivian. Dann mussten wir noch Marvin vom Kindergarten abholen, das hatten wir ihm versprochen. Um 16 Uhr 30 Uhr waren wir schließlich so weit, uns ganz der großen Aufgabe widmen zu können, eine Verbindung zu unserem „Gesprächspartner aus dem All herzustellen. Wir hatten genau zwei Stunden Zeit. Dann würde Vivians Mutter zurück sein. Wir brauchten eine Weile, um uns einig zu werden, wie wir vorgehen sollten. Zum Beispiel diskutierten wir fast eine viertel Stunde darüber, ob der Kassettenrecorder an oder aus sein sollte. Schließlich einigten wir uns darauf, dass er nicht eingeschaltet sein darf, weil das ja bei unserem ersten „Kontakt
ebenso war. Vivian nahm das Teesieb-Mikrophon in die leicht zitternde Hand und holte tief Luft. Marvin hatte vor Aufregung rote Bäckchen und mir klopfte das Herz bis zum Hals, obwohl ich nach außen eine kritische und überlegene Miene aufzusetzen bemüht war.
Vivian begann zu reden, wobei wir alle drei nicht sicher waren, ob sie die richtige Kauderwelschsprache gewählt hatte. Erst mal passierte gar nichts. Bestimmt 20 Minuten lang. Unsere Spannung ließ nach. Bei Marvin entstand Ungeduld, fast wurde er wütend. Dann diskutierten wir wieder, ob wir den Recorder doch anschalten sollten, und ob Vivian die richtige „Sprache" gewählt hatte. Die Geschwister begannen sich zu streiten, ich musste vermitteln. Das Ergebnis war: der Recorder blieb aus, Marvin übernahm das Mikrophon.
Wieder warteten wir gespannt, was geschehen würde. Es dauerte. Und dauerte. Vivian begann zu gähnen. Da änderte sich Marvins Tonfall, gleichzeitig gab der nicht eingeschaltete Kassettenrecorder ein Knacken von sich. Wie beim ersten Mal. Schlagartig waren wir alle hellwach und gespannt wie ein Drahtseil. Und dann........dann antwortete „Es"! Wieder in der gleichen Kauderwelschsprache, die wir erfunden hatten. Das war das Erstaunliche. Woher kannte dieses Wesen unsere Phantasiesprache? Wir kannten sie ja selbst nicht. Oder hatten wir sie gar nicht erfunden? Gab es sie schon, und wir wussten es nur nicht?
Marvin wurde übermütig. Er plapperte drauflos, was das Zeug hielt, baute Wörter aus unserer normalen Sprache ein, lachte, und siehe da: es lachte zurück! Wir waren sprachlos.
Dann fragte er plötzlich: wer bist du? Immer wieder: wer bist du? Der Kassettenrecorder schwieg. Marvin wurde wütend. Noch bevor wir ihn zurückhalten konnten, hämmerte er plötzlich auf das Gerät ein und schrie, er solle sich endlich zu erkennen geben, dieser blöde Außerirdische, und er, Marvin habe keine Lust mehr, sich veralbern zu lassen......weiter kam er nicht. Da packte ihn seine Schwester und rief: hör auf! Hörst du! Du machst alles kaputt. Warte doch! Wir müssen vorsichtig sein! Und dann.....schlagartig gab es einen Knall! Peng!!!! Vivian und Marvin flogen zurück! Ich war wie gelähmt vor Schreck. Der Kassettenrecorder brannte. Ohne nachzudenken warf ich Marvins Bettdecke darüber, klopfte darauf herum und erstickte so den Qualm. Marvin heulte. Vivian riss das Fenster auf. Ich nahm die Decke herunter. Sie war verbrannt. Oh je! Wie sollten wir das den Eltern von Vivian erklären. Bestimmt dürften wir vorläufig nicht mehr zusammen spielen.
Marvin heulte immer noch. Wir versprachen ihm einen neuen Recorder. Aber das war es gar nicht nur, warum er weinte. Er hatte sich erschrocken.......und überhaupt.......die ganze Aufregung! Hatten wir tatsächlich mit einem Außerirdischen geredet? Was war überhaupt geschehen? Wir waren alle drei total verwirrt. Vivian hielt ihren Bruder im Arm, ich versuchte die Folgen der kleinen Explosion zu beseitigen, weil ich viel zu aufgeregt war, um still