Einfach Leben: Geschichten vom Aussteigen
Von Tanja Heller
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Buchvorschau
Einfach Leben - Tanja Heller
Einfach Leben
Geschichten vom Aussteigen
Inhalt
Das Segelboot war mein Ausknopf
Marc Bielefeld
Jurteleben - Nomadisch glücklich als Familie
Nadja Schotthöfer und David Schuster
Wagenburg: Wir wollen die Stadt bunter, wilder, grüner und schöner machen
Sarah Lidl
Unser selbst gebautes Tiny House
Alina Maurer und Frank Keller
Wir leben unseren Traum der Einfachheit
Nanette und Sven Mittelstädt
Unser Traum vom eigenen Hof
Elvira und Alexander Horn
Sieben Linden - Nachhaltig leben im Ökodorf
Christoph Strünke
Waldmensch
Öff Öff
Leben auf Rädern
Steffi Mania
Eine Familie segelt um die Welt
Nikola und Marcus Carb
Wir wollen ohne Flugzeug die Erde umrunden
Gwen Weisser und Patrick Allgaier
Marc Bielefeld
Das Segelschiff war mein Ausknopf
Vor vier Jahren, es war Anfang April, fiel die Tür meiner Wohnung hinter mir ins Schloss. Ich hatte das Apartment in Hamburg vergeben. Hatte meine Sachen aussortiert, verstaut, im hohen Bogen in den Müll geschmissen. Seitdem lebe und arbeite ich, mit Ausnahme der kältesten Wintermonate, auf einem alten Segelschiff.
Ich wollte weg vom Irrsinn der Büros, vom Gekreische der Stadt
Weg von den Autos, Ampeln, Schildern und Sphären der lauten und ewigen Botschaften. Ich wollte das Geschwätz der Politiker nicht mehr hören, die Talkshows nicht mehr sehen. Die Nachrichten, die Reklame, die Mails, die Werbung, die rasenden Menschen. Dachte am Ende, das könne vielleicht nicht schaden: sich ein klein wenig davonmachen. Ich hatte und habe kein Haus am Meer oder auf dem Land. Also zog ich mich auf mein altes Boot zurück. Das Segelschiff war mein Ausknopf. Das Schiff schwimmt. Es segelt, wohin ich will.
Über zwei Jahre hatte ich früher bereits auf kleinen Booten zugebracht
Fast vier Jahre lebe ich nun auf dem größeren Schiff. Eine fast elf Meter lange Lion Class mit einem zwölf Meter hohen Mast, erbaut 1964 in Hongkong. Ein schlichtes Schiff aus Holz, zwei weiße Segel, eine kleine Kajüte, vier gemütliche Kojen und ein kleiner ausklappbarer Tisch, an dem ich arbeiten und schreiben kann. Was für ein wunderbares Heilmittel gegen eine Welt, die zu großen Teilen aus Hast, Geschrei und Überfluss besteht.
Ich kaufte das Schiff in Schottland und holte es dort ab
Segelte zu den Hebriden, nach Nordirland, durch den Kaledonischen Kanal in den Highlands mit ihren weiten Hügeln, Bergen und grünen Graten. Schafe gab es dort, gute Steaks und guten Whisky und wenig Menschen. Anschließend blies der Wind das Boot quer über die Nordsee, nach Dänemark, zu den Inseln, an die deutschen Küsten. Die Welt zieht nunmehr mit maximal sieben Knoten an mir vorbei. Das sind nicht mal 14 km/h.
7 m² Freiheit
Das Schiff ist von innen nicht besonders groß. So manches Badezimmer in einer Stadtwohnung zählt mehr Quadratmeter. Doch statt gegen eine Zimmerdecke blicke ich meistens in den Himmel. Wolken, Regen, Hagel, Sonne. Seevögel, Möwen. Keine Grenze, kein Lärm. Abends brennen die Petroleumlampen in der Kajüte. In den Nächten knatschen die Festmacherleinen wie ein gemütlich schnarchender Opa. Man muss sich so ein altes Segelschiff vorstellen wie eine kleine schwimmende Holzhütte. An Bord gibt es alles, was ich benötige, auf kleinstem Raum. 120 Liter im Wassertank, Staufächer für Brot, Marmelade, Milch, Obst,