SimEUPol (14plus) "Global Fashion": Ein politisch-ökonomisches Planspiel zur Rechtsetzung in der EU zum Thema Bekleidungsimporte und Modekonsum
Von Markus W. Behne
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Buchvorschau
SimEUPol (14plus) "Global Fashion" - Markus W. Behne
1 Einleitung
SimEUPol (14plus) „Global Fashion"
Ein politisch-ökonomisches Planspiel zur Rechtsetzung in der Europäischen Union
Zum Thema Bekleidungsimporte und Modekonsum
Ein Angebot des CIVIC-Instituts für internationale Bildung
Autor: Behne, Markus W.
Mode ist mehr als die Kleidung, die wir tragen. Mode sagt etwas über uns aus. Mit Mode wollen wir kommunizieren. Und in diesem Fall stimmt sogar Watzlawicks Axiom, dass wir nicht nicht kommunizieren können (Watzlawick 1996,53)¹.
Aber Mode ist mehr als eine gezielte oder nur zufällige Begegnung unterschiedlich gekleideter Menschen und deren innerer wie äußerer Auseinandersetzung mit sich und ihrer Umwelt. Mode ist auch Teil der globalen Ökonomie. Anders als Denglers Ermunterung auch assoziative, kommunikative und ästhetische Aspekte mit dem Thema Mode aufzugreifen, „tendieren [wir] dazu, innerhalb des Paradigmas der klassischen politischen Wissensvermittlung zu verbleiben und [uns] auf Felder zu konzentrieren, in denen die politischen Bezüge klar hervortreten, beispielsweise die globalen Produktionsbedingungen von Mode. [Denn] Dies ist ein relevanter Aspekt, (Dengel 2015, 8)². Allerdings geben wir gerne zu, dass die Themenwahl einen didaktischen Bogen um mögliche politischere Inhalte der Europäischen Union macht. Das Thema soll die intrinsische Motivation von Jugendlichen an Mode nutzen, um auf politisch-ökonomische Aspekte hinzuweisen. Die Europäische Union ist tatsächlich im größten Teil ihrer Funktionslogik kein politisiertes Spielfeld für scharfe ideologische Auseinandersetzungen. Daran leidet die Wahrnehmung der EU, da eine eindeutige Streitkultur zwischen Links und Rechts kaum entwickelt ist. Dagegen ist die EU eher eine streitschwache Aushandlungsmaschinerie, um weniger politische Regelungsbereiche wie binnenmarktrelevante Normen zum Beispiel für Importe von Waren für den riesigen EU-Binnenmarkt von über 550 Millionen Konsumentinnen und Konsumenten festzulegen. Die Detailfragen sind nicht „unpolitisch
oder nur administrativ zu regeln, erreichen aber in der Regel nicht die Aufmerksamkeitsschwelle der Medien und der Öffentlichkeit. Der Vorteil dieser EU-Regelungsmaschine ist das Momentum, dass nicht 28 einzelstaatliche Maschinerien angeworfen werden müssen. Für die Konsumentinnen und Konsumenten in der EU bietet sich dafür ein gleichbleibend hoher Schutz beim Kauf von importierten Waren wie Bekleidung. Dass die EU mit ihren Konsumentinnen und Konsumenten auch als ein wichtiger Player im globalen Handel mitspielt, hat einen besonderen Stellenwert, wenn es um die Produktionsbedingungen in den Exportländern geht. Hohe soziale und ökologische Standards sind auf der einen Seite sicher wünschenswert, können auf der anderen Seite aber marktabschottend wirken und den Freihandel wettbewerbsverzerrend gefährden. Einige EU-Staaten sind selbst Standorte von Bekleidungs-Exporteuren. Dies kann einerseits dazu führen, dass der Freihandel befürwortet wird, wenn die eigenen Exporteure dadurch weltweit Vorteile haben. Wenn die Exporteure aber vor allem den europäischen Binnenmarkt beliefern, können auch Forderungen nach einem Schutz des eigenen Absatzmarktes laut werden. Es sind also durchaus Streitfragen vorhanden. Sie müssen nur sichtbar gemacht werden.
Das Thema Mode darf auch in diesem Planspiel Hinweise geben auf andere, kulturell-soziale Aspekt von bewusster Bekleidung, wie dies Dengler empfiehlt, wenn sie im oben zitierten Satz fortfährt: „wir sollten das Themenfeld Mode auch nutzen, um Erkenntnisse über politische und soziale Ereignisse oder Zusammenhänge zu gewinnen, die mit Ausdrucksmitteln wie der Mode eine – in der Regel nicht intentional gesteuerte – Kooperation eingehen. Mode […] nimmt soziale und politische „Stimmungen und Impulse auf und gibt diesen auf der Symbolebene einen jeweils spezifischen Ausdruck.
Diese Diskussion wird im hier simulierten Gesetzgebungsprozess der Europäischen Union nicht prioritär angeregt, sondern ist in einzelnen Rollen implizit enthalten. Die individuelle und kollektive Dimension von Mode kann, je nach Interessenlage der spielenden Jugendlichen oder dem dynamischen Verlauf des Planspiels, eine größere oder weniger große Bedeutung gewinnen. Das Fragen von Kreativ-Wirtschaft und Ermöglichung von Freiheit gerade auf dem Feld der Mode mit Fragen der Verantwortung bezüglich den Arbeitsbedingungen und ökologischen Folgen andernorts aufeinandertreffen, wird gleichwohl in jedem Planspiel, dass den Import und Export von Bekleidung thematisiert, diskursiv ausgehandelt werden müssen. Das darf aber nicht zu Lasten des Interesses und der Ungezwungenheit der Jugendlichen gehen. Die kritische Auseinandersetzung mit der Modeindustrie darf nicht und wird hier nicht als pädagogischer Hammer zur Durchsetzung von Globalisierungskritik und ökologischem Moralismus benutzt, sondern zur Ermöglichung von politischem Handlungswissen.
Die Europäische Union gestaltet seit Jahren in vielen Politikbereichen den rechtlichen Rahmen für das gemeinsame Zusammenleben, Arbeiten und Wirtschaften der 500 Millionen EU-Bürgerinnen und EU-Bürger in den 28 Mitgliedstaaten. Dennoch ist die demokratische und parlamentarische Arbeit der Rechtsetzung in der EU vielen ihrer Bürgerinnen und Bürger immer noch unbekannt.