Weisheit des Orients
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Über dieses E-Book
"Beherrsche dich selbst! Dies ist die erste Regel des Menschen, der ein Jünger der Weisheit werden will. Die Außenwelt hat uns ein so gewaltiges Schein-Ich angehängt und angekettet, dass wir das innere, wahre Ich gar nicht mehr empfinden. Dieses innere Ich aber ist unser eigentliches Leben. Wenn wir dieses verlorene Ich wiederfinden wollen, so müssen wir das äußere Schein-Ich unterjochen und beherrschen. Dadurch erhält das innere die Freiheit sich zu regen, sich uns zu zeigen und seine erhabenen Eigenschaften zu offenbaren.
Der gewöhnliche Mensch lebt für den äußeren Schein, für die Schale, und kümmert sich nicht um den Inhalt. Das Äußere ist oft prächtig aufgeputzt, das Innere aber leer. Wird der Mensch niemals seinen eigenen Wert erkennen lernen?
Selbstbeherrschung ist nur dem Scheine nach schwer. Wie oft bezwingt sich der Mensch um kleinlicher Zwecke willen, um Ehre oder Gold zu erlangen, um andere zu täuschen oder eine Leidenschaft zu befriedigen. Wie viel vermag der Mensch über sich selbst, wenn es ihm ernst ist, sich zu besiegen! Nur am Ernst fehlt es uns, wenn wir nicht sind, was wir sein sollen. Nur darum sind wir nicht tugendhaft und nicht erleuchtet, weil es uns nicht ernst ist, es zu sein. Nur darum wandeln wir noch in der Finsternis, weil wir es noch nicht über uns gewinnen konnten, mit Ernst das Licht zu begehren und es zu suchen. Sollen wir noch länger in kindischer Unentschlossenheit verharren, oder mit Ernst das Gute suchen?
Der entschlossene Verbrecher hat mehr Wert, als so ein Halbgeschöpf, das den Mut nicht hat, etwas Ganzes, sei es gut oder schlecht, zu sein; denn es ist wie ein Blatt, das vom Winde hierher und dorthin getrieben wird. Ergreifet den Ernst, dann habt ihr gewonnen. Wer den Ernst nur sich selbst zeigt, dem ist das Ziel gewiss.
Erstveröffentlichung: Leipzig 1901
Umfang: ca. 110 Buchseiten
2. E-Book-Auflage 2018
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Buchvorschau
Weisheit des Orients - Johann Baptist Kerning
Kerning
Weisheit des Orients
Als Manuskript im Jahre 5841 gedruckt.
Aufs Neue gesammelt und redigiert von
Franz Hartmann.
Impressum
„Weisheit des Orients" von Kerning
Erstveröffentlichung: Leipzig 1901
Cover, Überarbeitung: F. Schwab Verlag
Neuauflage: F. Schwab Verlag – www.fsverlag.de sagt Danke!
Copyright © 2018 by F. Schwab Verlag
Inhalt
Zoroasters Gespräche.
I.
II.
III.
Zoroasters Weisheit.
Das Eine.
Die Dauer des Lebens.
Entschlossenheit und Selbstbeherrschung.
Freiheit.
Der innere Sinn.
Die Symbole des Freimaurertums.
Freimaurertum und Gotteserkenntnis.
Wahrheit und Lüge.
Die Bestimmung des Menschen.
Tauglichkeit.
Über den Ackerbau.
I.
II.
III.
IV.
Der Weg zum Leben.
Das sichere Dasein.
Apollonius von Tyana.
Die Kunst zu lieben.
Johannes.
Pythagoras.
Buchstaben und deren okkulte Bedeutung.
Der Grundstein des Freimaurertums.
„I."
Mysterien.
Die inneren Sinne.
Innerliche Sammlung.
Das Gastmahl.
Wiederverkörperung.
Die Kunst zu lieben.
Der einfache Begriff als Bedingung zur Unsterblichkeit.
Ich!
Pythagoras.
Körperliche Stellung als Bedingung zur Veredlung der Seele.
Die Sprache der Natur.
Das Johannisfest.
Danke!
Anmerkungen
Zoroasters Gespräche.
I.
Zu Zoroaster kam einst ein Höfling und sprach: „Man hört Wunderdinge von dir, wie du die Leute schlau abfertigen kannst, die etwas von dir erfragen wollen, und durch Märchen den Neugierigen Bescheid über Diesseits und Jenseits gibst. Erzähle mir auch so ein Gleichnis, woraus ich ersehen kann, wie es mir nach dem Tode gehen wird."
Zoroaster erwiderte gelassen: „Ich habe selten so vornehme Besuche; du wirst mir daher erlauben, dir vor allem eine Erfrischung zu bieten. Du kennst vermutlich die Frucht Kikalia, die alle andern an Geschmack übertrifft?"
Der Höfling war damit sehr zufrieden, und Zoroaster gab ihm einen Topf mit Erde gefüllt.
„Was soll dies bedeuten?" fragte der Höfling.
„Suche nur." antwortete Zoroaster.
Der Höfling durchwühlte die Erde, konnte aber die Frucht nicht finden. Beleidigt rief er aus: „Du willst meiner spotten! Da ist nichts zu finden. Was soll mir der Topf?"
Mit diesen Worten warf er den Topf an die Mauer, so dass er in Scherben zerbrach, und die Erde auf dem Boden zerstreut lag.
„So ist's recht! sagte Zoroaster. „Der Topf ist zu nichts nütze. Es war eine Kikalia hineingesetzt; allein der Gärtner hat sie verfaulen lassen.
„Weshalb hast du mir diesen Streich gespielt?"
Zoroaster antwortete: „Du selbst bist ein mit lebendiger Erde gefüllter Topf. Das Samenkorn zur herrlichsten Frucht ist in dich gelegt; aber du hast dasselbe verfaulen lassen, und wenn nun keine Frucht in dir gefunden wird, so ist es leicht vorauszusehen, dass du, so wie jener Topf, weggeworfen wirst."
II.
Bald darauf erhielt Zoroaster wieder einen Besuch von einem Höfling. Diesen ärgerte der Gleichmut des Weisen, weil er seine Ruhe nicht für natürlich, sondern für Verstellung hielt, und er sagte zu ihm:
„Du behauptest die Wahrheit zu lieben; aber Wahrheit sagen und Wahrheit hören, ist zweierlei. Alle Menschen sind geneigt, anderen ihre Fehler vorzuhalten, wollen aber selber nicht einmal den Schein eines Vorwurfes ertragen. Wenn du die Wahrheit liebst, so musst du sie auch hören können."
Zoroaster sprach: „Sei mir willkommen."
„Du hast dich losgemacht vom Urteil der Welt, fuhr der Höfling fort, „und dich in das Gebiet einer selbstsüchtigen Sonderheit gestellt, wo dir die Meinung anderer nicht beikommen kann. In dieser Sphäre achtest du weder Gebräuche noch Sitten; die Armut schreckt dich nicht, und der Reichtum reizt dich nicht; das Lob verachtest du, und du entziehst dich dem Tadel; die Ehre zieht dich nicht an, und die Huldigungen der Welt sind dir ein Possenspiel; selbst die Gnade oder Ungnade des Königs ist dir gleichgütig. Meinst du, die Welt wisse nicht, dass deine scheinbare Demut nichts als versteckter Hochmut, deine Gelassenheit ein Betrug und Verstellung ist? Du sagst dir, dass die Welt betrogen sein wolle, und wer dies am besten versteht, der geht am sichersten. Auf geradem Wege lässt sich nichts erringen. Du bist ein Meister in der Ausführung deines Planes; aber mit der Wahrheit solltest du nicht länger spielen.
Zoroaster antwortete: „Trotz deiner Stellung hast du dir noch das Gute bewahrt, dass du deine Meinung noch offen aussprechen kannst. Du bist nicht ohne gute Anlage. Bleibe bei mir. Wir wollen zusammen etwas Lustiges erleben. Dort unten im Dorfe halten die Bauern allerlei Spiele ab. Wir wollen uns den Spaß mit ansehen."
„Was kümmern mich diese läppischen Spiele!" sprach der Höfling.
„Dann, in dem andern Dorfe werden heute Preise unter die Schuljungen verteilt."
„Das kümmert mich wenig."
„Im dritten Dorfe wird ein Gänsehirt gewählt. Es ist ein wichtiger Posten. Der Gänsehirt kommt gleich nach dem Bürgermeister."
„Zum Teufel mit dem Gänsehirten und dem Bürgermeister! rief der Höfling aus und wollte sich entfernen. Der Weise hielt ihn zurück und sprach: „Sieh dir wenigstens mit mir den Hühnerstall an.
Der Hühnerhof lag ganz in der Nähe. Sie gingen hin und betrachteten das Treiben dieser stets geschäftigen und doch beschäftigungslosen Tiere. Die Hennen suchten in der Erde scharrend nach Nahrung, während doch ganze Tröge voll vor ihnen standen; die Hähne stritten sich um die Herrschaft, und derjenige, welcher einen Vorteil über die anderen errungen hatte, sah verächtlich auf diese herab. Alles spähte und suchte und machte sich wichtig. Der von allen gefürchtete Hahn, sowie sein in eine Ecke vertriebener Gegner, blähten sich auf, und wenn sie ein Körnchen fanden, so lockten sie, laut krähend, die Hennen zu sich. Neues Zusammenrennen, neues Suchen, neues Kämpfen begann, und so ging es immer fort.
„Nun, was sagst du zu dieser Tätigkeit?" fragte Zoroaster den Höfling, und dieser antwortete:
„Ich sage, dass ich einsehe, dass ich dir Unrecht getan habe. Ich hielt deine Anspruchslosigkeit für Hochmut, und jetzt finde ich, dass du ein Dummkopf bist. Ich finde an den Vorgängen an dem Hühnerstalle kein Interesse."
„Da hast du recht, sprach Zoroaster. „Ich auch nicht; und auch das Treiben eurer sogenannten großen und aufgeklärten Welt hat für mich ebenso wenig Interesse, als dieser Hühnerstall. Sieh! Jedes Wesen hat ein Ziel, das gleichsam die Sonne seines Lebens ist. Um diese dreht es sich und nach dieser richtet es sich und beurteilt die anderen Geschöpfe danach. Der Gänsehirt dünkt sich heute ebenso groß als ein Prinz, und deine Sonne ist dein Ansehen in dem Hühnerstall deines Hofes. Aber es gibt eine Sonne, die unendlich höher steht als alle diese eingebildeten Herrlichkeiten und gegen welche die größte Herrlichkeit dieser Welt wie ein Kinderspielzeug erscheint. Wer im Lichte dieser Sonne steht, dem erscheint euer Treiben bedeutungslos, und es ist folglich weder Demut noch Hochmut, wenn er sich um euer Urteil nichts kümmert. Wenn du aber an diese Sonne nicht glauben kannst, so wirst du auch das, was ich sage, nicht verstehen.
„Bist du im Lichte dieser Sonne?"
„Seine Erkenntnis ist mein Ziel."
„Und was nützt dir diese Erkenntnis? „Sie macht meine Glückseligkeit aus,
antwortete Zoroaster. Der Höfling aber konnte dies nicht begreifen, weil er nichts von dieser Glückseligkeit, welche die Erkenntnis der Wahrheit mit sich bringt, empfand.
III.
Zoroaster wurde von einem seiner Schüler gefragt: „Welche Beweise seiner Gnade gibt mir der ewige Geist? Er antwortete: „Du fragst sonderbar! Und doch ist dies eine Frage, die viele Menschen tun. Sie meinen, wo keine Beweise von Gnade vorhanden seien, da sei auch keine Gnade und kein Gnadenspender. Daher kommt die Lauheit, Ungläubigkeit, Trägheit und Ungelehrigkeit in der Lebensweise, wo es so schwer ist, das Ziel und die Zwecke zu sehen. Sage mir, warst du schon in der ersten Zeit deines Hoflebens imstande, die Stimmung des Königs zu erkennen?
Höfling: „Wie wäre dies möglich gewesen? Du weißt selbst, in welch gleicher Haltung alles bei Hofe erscheint; einer Haltung, die vom Könige ausgeht, die er gewissenhaft handhabt, um in einer so großen Anstalt Ordnung zu erhalten, und alle Glieder derselben planmäßig zu bewegen. Dem Neuling erscheint der König gleich, und es bedarf großer Übung, die Hüllen zu durchschauen, und seine wahre Stimmung zu sehen. Noch schwerer aber ist es, in dieser Übereinstimmung an sich selbst etwas herauszuheben, um sich dem Könige bemerkbar zu machen. Diese Anstrengung aller wird dir auch nicht entgangen sein."
Zoroaster: „Sie ist mir nicht entgangen, und ich habe gesehen, welche Mühe sich der Mensch geben kann, wenn es ihm ernst ist. Dort hat man Geduld, übt sich täglich in Haltung, Gebärden, Mienen und Blicken, Stellung und Sprache. Dort ist keine Lauheit, keine Trägheit, Ungelehrigkeit oder Unglaube; man geht seinem Ziele entgegen, und nur gewaltsame Hindernisse können den Strebenden abschrecken. Was du bei Hofe getan hast, tue auch hier, und du wirst dein Ziel erreichen."
Höfling: „Wie! Der ewige König, diese ewige Kraft, vor der alles nur Staub