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Das Spiel: Jedes leben sucht sich seinen Weg
Das Spiel: Jedes leben sucht sich seinen Weg
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eBook557 Seiten7 Stunden

Das Spiel: Jedes leben sucht sich seinen Weg

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Über dieses E-Book

Kleine Übersicht - ohne Buch 1 "Wolfsfelsen" läuft hier gar nichts!

Neben den üblichen Katastrophen gesellen sich jetzt noch altbekannte Modedesigner - Mafiosos - Yachten - riesige Anwesen - schrottige Waldhütten - coole Bikes - Airports - unterirdische Gänge - schräge Vögel - morgendlicher Kaffeemangel und natürlich Mary und Be dazwischen geklappt wie bei einem Burger!

Von England über Griechenland und Norwegen nach Finnland, zwischen Leben und Tod, finden wir Zeit einem Flötengeheimnis auf die Spur zu kommen. Ja - flöten ist mehrsinnig und nicht nur in dunklen Höhlen einsetzbar.

Und unser Doc Martens darf sich an chinesischen Pülverchen austoben, die direkt aus China Town in London importiert wurden um der finnischen High-Speed Pflanze Einhalt zu gewähren.

Fazit: Wie immer sehr turbulent und die Geschichte schießt wie ein Kugel mit durchschlagender Kraft in das nächste ...

Keep calm and wait!


In London lernt Mary den Geschäftsfreund ihres Lektors Tom, den schwulen Humphrey Goles kennen, der völlig vernarrt in Marys Schreibkünste ist. Er schafft es, sie zu einem Besuch eines alten Hauses zu überreden, das er sanieren möchte und Marys Rat benötigt.
Im Verlauf der Besichtigung tauchen finstere Gestalten im Haus auf, Decken brechen ein und dort gelagerte Waffen werden in schwarze Autos verladen. Mary und Goles werden gekidnappt und auf einer Yacht nach Norwegen verschleppt.
Mary gelingt es, Be mit dem Handy zu erreichen, der sich sofort von Griechenland nach Norwegen begibt, um seine Geliebte zu retten.
Eine wilde Jagd durch den Westen Norwegens beginnt, bei der sich herausstellt, dass Humphrey Goles erstens alles andere als schwul ist, und zweitens Boss eines weltweit agierenden Drogen-, Waffen- und Frauenhändlerrings ist. Seine Kontakte reichen bis in die höchsten Ebenen der Behörden, sodass er den Ermittlern immer einen Schritt voraus ist.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum25. Juni 2013
ISBN9783847642435
Das Spiel: Jedes leben sucht sich seinen Weg

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    Buchvorschau

    Das Spiel - MC Cougar

    Rechtliches

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

    Alle Texte, Textteile, Grafiken, Layouts sowie alle sonstigen schöpferischen Teile dieses Werks sind unter anderem urheberrechtlich geschützt. Das Kopieren, die Digitalisierung, die Farbverfremdung, sowie das Herunterladen z.B. in den Arbeitsspeicher, das Smoothing, die Komprimierung in ein anderes Format und Ähnliches stellen unter anderem eine urheberrechtlich relevante Vervielfältigung dar. Verstöße gegen den urheberrechtlichen Schutz sowie jegliche Bearbeitung der hier erwähnten Schöpferischen Elemente sind nur mit ausdrücklicher vorheriger Zustimmung des Verlags und Autors zulässig. Zuwiderhandlungen werden unter anderem strafrechtlich verfolgt!

    1.Auflage

    Publishing Rights © 2013 M.C. Cougar

    Buchsatz: Thomas Schweiger

    Cover: © Thomas Schweiger

    Lektorat: @Tom

    Alle Rechte vorbehalten.

    Prolog

    Den spar ich mir, hi!

    Man muss ‚WOLFSFELSEN’ gelesen haben,

    um ‚DAS SPIEL’ verstehen zu können.

    Sie sind wie die Welt – alles fügt sich

    immer wieder zusammen!

    ... oder siehe letzte Seite!

    Season 2

    Teil 1

    Mary saß im Flieger von Helsinki-Vantaa auf dem Weg nach London und blickte träumerisch durch das Fenster auf den wie Watte aussehenden, wunderschön weißen Wolkenteppich. Ihre Gedanken waren immer noch bei Be, der in Kürze in Griechenland landen dürfte. Weiter entfernen kann man sich wirklich nicht!

    Sie musste unwillkürlich grinsen, als sie an ihn und die Unterhaltungen mit diesem Verrückten dachte.

    ‚Schatz, ich gehe kurz mal Zigaretten holen.’

    ‚Okay, bring mir bitte gleich Feuer mit, am besten vom Vesuv, wenn du zufällig drüberfliegst.’

    ‚Wenn’s weiter nichts ist? Bis gleich.’

    Sie vermisste ihn jetzt schon. Und das Schlimmste war, sie wusste genau, dass sie auf die täglichen Wortgefechte mit ihm in nächster Zeit wohl verzichten musste.

    Sie landete pünktlich in Heathrow, wo Mary sich augenblicklich auf die Suche nach ihrem Gepäck begab. Sie wurde von den hektisch herumwuselnden Reisenden mitgerissen, die wie ein langer Bandwurm zielsicher auf den Baggage Claim zusteuerten.

    Mary hasste solch unnützen Dinge wie warten oder suchen nach etwas, was einem ohnehin gehörte. Aber heute hatte sie ausnahmsweise einmal Glück, da ihre große Reisetasche als erste auf dem Band erschien und sie somit schnell aus dem Gebäude kam und in eines der im Dutzend herum stehenden, schwarzen Londoner Taxen stieg.

    Sie wohnte mitten im chinesischen Viertel, in dem die Preise für Londoner Verhältnisse noch einigermaßen human gestalteten. Sie liebte die vielen kleinen, obskuren Kräuterläden, die man hier an jeder Ecke finden konnte. Für jedes noch so kleine Wehwehchen war hier garantiert ein Mittelchen zu bekommen, nur mit den tierischen Produkten hatte Mary so ihre Probleme, die empfand sie einfach als eklig.

    Aber die Menschen hier waren alle nett und sehr zuvorkommend, auch wenn man sich anfangs erst an die Mentalität der Asiaten gewöhnen musste. Die war ja ohnehin eine Sache für sich! Es war alles ein bisschen „strange", aber man konnte ja wegsehen, wenn einem was nicht gefiel.

    Im Alter von 18 Jahren bin ich ganz alleine nach Atlanta, Georgia geflogen und von dort aus weiter nach Charlotte in North Carolina. Atlanta hat den größten Flughafen der Welt und ist die Heimatstadt von Coca-Cola. Wusstet ihr das?

    Meine damaligen Englischkenntnisse waren echt beschissen, was sich bis dato eigentlich nicht geändert hat, aber ich arbeite daran. Deshalb kann ich es bis heute noch nicht fassen, dass ich überhaupt in Charlotte angekommen bin und nicht irgendwo im Nirwana.

    Im Flieger nach Atlanta habe ich einen netten Army-Typen kennengelernt. Ein wahrer Held, der mich Gott sei Dank ein Stück begleitete und mir wertvolle Tipps gab, die ich mir alle im Gehirn notiert habe. (Hi)

    Dieser Flughafen ist so riesig, das kann man sich kaum vorstellen. Von einem Terminal zum nächsten fährt man mit einem Zug, in dem immer die Stationen angesagt werden. Leider habe ich damals kein einziges Wort verstanden und bin zum Glück an der richtigen ausgestiegen. Zufall oder siebter Sinn? Ich weiß es nicht. Aber so habe ich meinen Anschlussflug nach Charlotte bekommen. Abenteuer und Adrenalin pur, das sage ich euch!

    Zuhause angekommen schmiss Mary ihre Tasche beiseite, holte ihren Schreibblock hervor und setzte sich erst einmal, um die letzten Seiten ihres neuen Buches nochmals zu lesen.

    Zufrieden ging sie nach zwei Stunden in die Küche und machte sich einen Kaffee. Normalerweise sollte sie jetzt ihre Klamotten auspacken, aber so richtig Lust hatte sie keine, außerdem fieberte sie danach, ihr schriftliches Werk fortzuführen.

    Mary öffnete den Kühlschrank und ihre Augen begannen zu leuchten. Ihre liebe, ältere Vermieterin, die in der Wohnung unter ihr wohnte, hatte den Kühlschrank mit allerlei Leckereien aufgefüllt. Mrs Snider war ständig in Ängsten, sie würde verhungern. Kurz bevor Mary von Helsinki abflog, hatte sie telefonisch gebeten die Heizung aufzudrehen, damit es nicht so kalt ist, wenn sie ankommt. Aber die Überraschung mit den Futteralien war echt super. Genüsslich trank sie den dampfenden Kaffee und verdrückte dazu ein paar der Butter Cookies, die sie in der Schale auf dem Küchentisch gefunden hatte. Mrs Snider wusste eben, wie man sie kulinarisch verführen konnte.

    Zu der Musik von Be und den Jungs machte sie es sich in ihrer Kuschelcouch gemütlich, fing an zu schreiben und hörte nicht auf bis ihr höllisch die Hand schmerzte und es draußen schon stockfinster geworden war. Als sie auf die Uhr schaute, machte sich ein vorsichtiges Misstrauen gegenüber ihrer antiken Wanduhr breit, die sie aus einer Bahnhofshalle in einem Dorf in Devon vor dem Abbruch gerettet hatte. Die beiden alten Zeiger hatten sich geeinigt, Mitternacht anzuzeigen, was bedeuten würde, Mary hatte fast neun Stunden durchgeschrieben. Das konnte nicht sein! Sie kramte das Handy aus ihrer Tasche und staunte. 00:02 zeigte der Handywecker und Mary rieb sich jetzt müde die Augen.

    Mit schlurfenden Füßen wankte sie ins Schlafzimmer und krabbelte unter die kalte Decke – leider ohne Be. Ihre Gedanken rasten noch ein wenig in der Weltgeschichte herum, so zwischen Traum und Wirklichkeit, bis sie der Schlaf übermannte und sie in den Tiefen der Nacht versank.

    Unterdessen waren am Nachmittag Be und seine Musikergang in Athen gelandet. Die Sonne brannte gnadenlos auf den nach dem ehemaligen griechischen Ministerpräsidenten Eleftherios Venizelos benannten Flughafen und die Temperaturen waren dementsprechend. Zudem förderten die ein bis zwei oder vielleicht auch mehr Drinks an Bord massiv die Produktion von Körperschweiß, und allen tropfte das Wasser vom Kopf in den Nacken und lief langsam den Rücken entlang, feine, dunkle Spuren auf der leichten Oberbekleidung der Herren hinterlassend. Zum Glück hatte ihr Manager eine Limousine geordert, deren hervorragende Klimaanlage den Schwitzattacken sehr erfolgreich entgegen trat.

    Im Foyer des Hotels checkten sie alle schnell ein und verschwanden auf ihre Zimmer, spülten in der Dusche den leichten Alkoholvorhang weg und zogen frische, sommerliche Kleidung an.

    Halbwegs wieder hergestellt trafen sie sich in der Lobby, von der aus Raphael in die schon geöffnete Hotelbar schielte, aber von Be unwirsch ausgebremst wurde.

    „Reiß dich zusammen, du Suffkopf. Was sollen denn die Leute von den Finnen denken?"

    „ ... hä? Das was die ganze Welt von den Skandinaviern denkt. Mach jetzt bloß keinen auf heilig, mein Lieber!"

    Beide fingen an zu lachen und verschoben einvernehmlich die Einnahme von Hochprozentigem auf den Abend.

    Ihre Limousine wartete noch vor dem Hotel, bereit die Jungs durch die Geschichte der griechischen Hauptstadt zu kutschieren.

    Ihre Fahrt führte an vielen historischen Bauwerken vorbei, sie besuchten das Archäologische Nationalmuseum und die Nationalgalerie, besichtigten mehrere Byzantinische Kirchen bis ihre Sightseeing Tour an der Akropolis endete.

    Endlich.

    Mittlerweile war es den 5 Freunden auch wirklich genug der historischen Bildung und ihre Körper schrien nach einer Abkühlung. Von innen, wohlgemerkt!

    Am schönen Syntagma-Platz fanden sie ein Restaurant und kippten jeder zuerst ein großes Glas Kühlflüssigkeit in Form von eiskaltem Bier in sich hinein. Als alle wieder atmen konnten und die Tränen, ausgelöst von der Kohlensäure, verschwunden waren, wollten sie sich etwas speziell Griechisches bestellen, natürlich nicht ohne vorher in ihrer alt bewährten Manier den Kellner fast zur Weißglut zu bringen.

    „Haben Sie Steckrübenauflauf?" fragte Be mit ernster Miene.

    „Nein, tut mir leid. Nur was auf der Karte steht." entgegnete der Ober höflich.

    „Ich hätte gerne auch Steckrübenauflauf, sagte Raphael, „und etwas geschlagene Sahne darüber bitte.

    „Wir haben keinen Steckrübenauflauf!" Der Hals des Kellners war schon am anschwellen.

    „Ja, und ich hätte gerne Piroggen dazu, bestellte Sheldon unbekümmert weiter, „haben sie auch frisch geräucherten Lachs? Von dem würde ich auch ein wenig probieren.

    Dem Kellner wurde es endgültig zu bunt und er sagte mit hochrotem Kopf und lauter Stimme. „Zum letzten Mal! Wir haben keinen Steckrübenauflauf! Und auch keine Pirdingsdas und Lachs. Nur was auf der Karte steht, verdammt!"

    Er wedelte wild mit der Menükarte umher und wollte gerade theatralisch mit der Aufklärung über das heutige Speisenangebot fortfahren, hielt jedoch plötzlich inne, da ihn fünf breit grinsende Gesichter anstrahlten.

    „Nehmen sie es uns nicht krumm, sagte Be lachend, „eigentlich sind wir ganz nette Kerle. Er klopfte dem Ober, der sich völlig fertig in den Stuhl neben Be hatte fallen lassen, beruhigend auf die Schulter.

    „Bringen sie uns doch bitte ein paar Platten mit ihren Spezialitäten des Hauses. Und ihnen ein schönes, kühles Bier auf den Schreck ... Wie heißen sie denn?"

    „Fílippos", antwortete der mittlerweile auch lächelnde junge Mann und stand kopfschüttelnd auf.

    „Das wird aber ein großes und teures Bier, meine Herren!"

    „Ist in Ordnung. Bringen sie uns auch noch welche, dann können wir anstoßen", grinste Be ihn an.

    Nachdem Filippos ihnen große Teller mit allerlei Köstlichkeiten serviert hatte und sie sich durch mehrmaliges zuprosten versöhnt hatten, widmeten sich die Jungs nun endlich der lang ersehnten Nahrungsaufnahme.

    „Habt ihr den schon probiert? fragte Ogli und zeigte auf ein Stück angebratenen Tintenfisch, „der schmeckt ziemlich seltsam. Aber das muss wahrscheinlich so sein.

    Einer nach dem anderen steckte sich etwas davon in den Mund nur um sogleich das Gesicht angewidert zu verziehen.

    „Ziemlich seltsam? Ich glaube du hast nicht mehr alle! Das ist schlichtweg ungenießbar. Ba! Pfui Teufel." Romeo spuckte den angekauten Fisch auf den Teller und trank schnell einen Schluck Bier, um den ekligen Geschmack wegzubekommen.

    „Filippos, rief Be in die Küche, „kannst du kurz mal kommen?

    Filippos trabte wohlgelaunt, ein großes Tablett vor sich her balancierend auf die Jungs zu.

    „Kann ich euch helfen?" grinste er unverschämt.

    „Das Zeug hier schmeckt furchtbar. Was ist das?"

    „Alter Tintenfisch in Lebertran gebraten, schmunzelte Filippos, „Rache ist süß meine Freunde.

    Er stellte das Tablett mitten auf den Tisch. „Hier, der Ouzo geht aufs Haus ... Und nehmt es mir bitte nicht krumm. Eigentlich bin ich ein ganz netter Kerl."

    Be lachte laut auf, „das darf doch nicht wahr sein. Hut ab, Kleiner. Das hat noch keiner fertig gebracht!"

    Der Kellner räumte den übel schmeckenden Rest vom Tisch, eilte in die Küche und tauchte kurz darauf mit schmackhaft duftendem, gegrilltem Fisch auf.

    „So, lasst es euch schmecken. Und bevor einer blöde fragt. Ja, der ist jetzt essbar. Schmeckt sogar ausgezeichnet. Guten Appetit."

    Gesättigt und ein bisschen angeheitert verließen die Jungs gegen 23 Uhr das Restaurant, verabschiedeten sich lauthals von Filippos und schenkten ihm noch eine ihrer CD’s, sodass er auch wusste, mit wem er sich da angelegt hatte. Filippos blieb der Mund offen stehen als er die Gesichter auf der CD erkannte.

    „ ... Was?!"

    „Ja, ja, mein Lieber, sagte Be, „hätte schlimm für dich ausgehen können. Er schüttelte ihm freundschaftlich die Hand und wünschte ihm noch einen schönen Abend.

    „Bis bald, wir lassen uns was einfallen!"

    Ein paar Tage später wurde Mary morgens unsanft durch ihr unverschämt laut klingelndes Handy aus ihren Träumen gerissen. Verschlafen griff sie nach dem Telefon.

    „Ja? Hallo."

    Es war ihr Lektor, der sie freudig begrüßte und irgendetwas von ihrer unleserlichen Sauklaue und dem nicht verständlichen Kauderwelsch faselte, das er schon kläglich vermisst hatte. Sie war seine einzige Autorin, die noch alles mit der Hand schrieb, weil angeblich der Computer zu langsam war um ihre Gedankensprünge damit ordentlich wiedergeben zu können.

    Natürlich war das vollkommener Quatsch. Sie konnte einfach nicht schnell genug tippen!

    Außerdem hatte sie ja ihn. Und Mary wusste, er würde alles wieder ausbügeln. Dafür war sie ihm auch sehr dankbar und erwies ihm hier und da einen kleinen Gefallen! So wie jetzt.

    Er bat sie, zusammen mit ihm und Humphrey Goles zu Mittag zu essen. Goles war ein großer Fan von Marys Geschichten und besaß all ihre Bücher. Sein großes Vermögen hatte er im Kunst- und Antiquitätenhandel gemacht.

    ‚Oh Gott’ dachte Mary, ‚über Kunst kann ich mich weiß Gott nicht unterhalten. Wie langweilig. Und alte Möbel mag ich auch nicht, wer weiß, wer die schon alles befingert hatte!’

    Zögernd willigte sie ein. „Na gut Tom. Ich will nur hoffen, dass mich dieser Kerl nicht angrabscht, so wie der letzte, den du angeschleppt hast."

    „Nein, da kannst du sicher sein. Schreibst du schon an einem neuen Buch? Die Welt wartet auf dich."

    „Ja, ich habe schon angefangen. Aber lass mich das später erzählen. Ich muss erst einmal wach werden."

    „Okay, wir sehen uns dann oben im Harrods. Humphrey hat einen Tisch im Georgian Restaurant reserviert. Er liebt es."

    „Alles klar, bis später."

    Sie legte auf und ging in die Küche um endlich zu ihrem geliebten, und mittlerweile auch bitter notwendigen Kaffee zu kommen.

    Harrods zählt zu den wohl berühmtesten, größten und exklusivsten Warenhäusern der Welt. Momentan in arabischem Besitz findet man dort so gut wie alles was das Herz begehrt. Mode der exklusivsten Hersteller, Accessoires, Wohnkultur, Spielwaren und vieles mehr. Aber das absolut spektakulärste sind die Food Halls im Erdgeschoss. Jedes europäische Spitzenrestaurant würde sich die Finger lecken nach so einer exquisiten Auswahl von frischen Lebensmitteln. Einige Abteilungen haben sogar Esstheken, an denen die Speisen sozusagen „fangfrisch" zubereitet werden. Begleitet von dem einen oder anderen Gläschen Chardonney lassen sich hier ganz locker ein paar Stunden kulinarischen Hochgenusses verbringen.

    Das Georgian Restaurant, indem sich Mary mit Tom und Humphrey treffen sollte, lag im vierten Obergeschoss und bot von der Terrasse einen fantastischen Blick über die Dächer von Kensington.

    London ist wirklich eine sehr weltoffene, verrückte Stadt und jederzeit eine Reise wert, ich liebe sie! Letztes Jahr war diese Weltstadt an der Themse im Südosten Englands wochenlang in aller Munde. Die Queen feierte ihr 60 jähriges Thronjubiläum und im Sommer fanden die Olympischen Spiele und die Paralympics statt. Die Eröffnungsfeiern fand ich spektakulär, wie alles, was die Engländer in die Hand nehmen. Die großzügige Gastfreundschaft und die Herzlichkeit dieses Inselvolkes wurde von allen Teilnehmern und Gästen der Spiele aufs Höchste gelobt.

    Ich muss unbedingt noch loswerden, dass ich den augenblicklichen Bürgermeister Boris Johnson echt cool finde. „Westminsters liebenswertester Clown" hat so das gewisse Etwas!

    Nachdem Mary den ganzen Vormittag über alles Lästige wie Wäsche waschen, aufräumen, einkaufen und all den anderen stupiden Mist erledigt hatte, machte sie sich auf den Weg zum Harrods. Sie ging zu Fuß, weil sie noch genügend Zeit hatte und die Luft ihr gut tun würde.

    Vorbei am Picadilly Circus lief sie die Regent Street zum St. James Park hinunter, weiter über The Mall am Buckingham Palace vorbei bis sie an der Hyde Park Corner angelangt war. Dort stieg sie in die Underground, fuhr das kurze Stück zur Knightsbridge Station und ging den Rest zu Fuß die Brompton Road entlang bis sie die heiligen Hallen des ehemaligen Hoflieferanten Harrods betrat.

    Mary war als erste im Restaurant, was sie etwas verwunderte, da es schon ein paar Minuten nach 12 Uhr war. Und Männer sind ja schließlich viel pünktlicher als Frauen!

    Sie nahm an dem in einer windgeschützten, sonnigen Ecke stehenden, reservierten Tisch Platz und bestellte sich mutig einen trockenen Weißwein.

    Tom tauchte circa 10 Minuten später auf, einen kleinen, rundlichen Mann mit Nerdbrille im Schlepptau, der keuchend, leicht transpirierend hinter Tom her hechtete. Der begrüßte Mary herzlich und konnte sich ein paar außerordentlich charmante Bemerkungen über ihre Schrammen und Wehwehchen im Gesicht, die sie sich in Finnland zugezogen hatte, nicht unterdrücken.

    Humphrey Goles kam aufgeregt auf Mary zugewackelt und umarmte die Überraschte, die so gar nicht wusste wie ihr geschah.

    Bei einem ausgezeichneten französischen Sauvignon Blanc, begleitet von einem gegrillten Schollenfilet mit Butterkartoffeln erzählte Mary den beiden von ihren Erlebnissen in Finnland. Be erwähnte sie natürlich mit keiner Silbe. Ihr Privatleben ging niemanden etwas an.

    Humphrey war derart von Marys Ausführungen gefangen, dass seine Augen förmlich an ihren Lippen klebten.

    „Mary, geben sie mir doch bitte die Ehre, mich heute Nachmittag zu einer Hausbesichtigung zu begleiten, sagte er zwischen einem Stück Scholle und einem Schluck Sauvignon, „ich habe von einem Makler den Schlüssel zu einem Haus in der Bond Street bekommen. Es ist zwar alt und ein wenig verfallen, aber ich möchte es gerne restaurieren. Bei ihrer Fantasie könnten sie mir doch ein paar Anregungen geben, oder?

    Humphrey biss sich vor lauter Nervosität in die Zunge und jammerte wie ein kleiner Junge vor sich hin. Mary sah Tom an und verdrehte die Augen, was Tom ein verstecktes Grinsen entlockte.

    „Humphrey, trinken sie noch einen Schluck Wein, der kühlt und hemmt den Schmerz ein wenig", riet sie ihm.

    „Ohje, ohje, tut das weh. Ist ja nicht zum Aushalten", memmte Humphrey unbeeindruckt weiter.

    „Möchten sie vielleicht ein Eis zum Dessert? Das wird ihre Schmerzen mit Sicherheit in den Griff bekommen."

    „Oh ja, bitte! ... Und sie müssen mich begleiten!"

    „Na gut. Ihnen zu Liebe. Wann können wir das Haus besichtigen?"

    „Gleich jetzt im Anschluss."

    „Gut, abgemacht. Aber nur wenn wir zu Fuß gehen. Ist eine halbe Stunde und das Wetter ist heute so schön."

    „Wenn es unbedingt sein muss, stöhnte Goles, „aber erst nach dem Dessert!

    Humphrey verspeiste mit großem Genuss einen Strawberry Cake mit Eiscreme aus weißer Schokolade und machte sich danach notgedrungen per pedes auf den Weg zur Bond Street.

    Ja, die Londoner Bond Street – das selbst ernannte Mekka der Shopaholics. Es gibt nahezu keinen bekannten Markenhersteller, der etwas auf sich hält, der hier keinen eigenen Store betreibt. Sei es Mode, Schmuck oder von Hand gefertigte Schuhe – alle sind sie hier.

    Das ungleiche Trio kam nur sehr schleppend voran, da Mr Goles sich in jeder erscheinenden Schaufensterscheibe peinlichst genau betrachten musste und immer irgendetwas an seiner Kleidung zurecht zupfte.

    Aber endlich waren sie an einem sehr alten, baufälligen Gebäude angekommen und Humphrey verkündete stolz, dass dies das Objekt der Begierde sei.

    „Sie wollen allen Ernstes mit mir da hinein? fragte Mary skeptisch, „sieht nicht sehr einladend aus.

    „Ach was, wird uns schon nichts passieren. Zudem freue ich mich auf ein kleines Abenteuer mit ihnen."

    Er schritt jovial die Treppen zum Eingang hinauf und wollte weltmännisch die Tür öffnen, die sich aber als sehr widerspenstig erwies. Mary schob ihn sanft beiseite und stemmte sich mit ihrem Körper gegen das grimmige Holz. Quietschend und ächzend öffnete sich die Tür und ließ von dem vergammelten Türrahmen jede Menge uralten Holzstaub auf die beiden herab rieseln.

    „Ja ist das eine Schei ...!" fluchte Mary und wischte sich den Dreck aus dem Gesicht.

    ‚Das geht ja gut los’ dachte sie, mir schwant gar nichts Gutes.’

    Vorsichtig traten sie in die beeindruckende, steinalte Empfangshalle. Überall hingen Spinnweben herum und der sandige Staub türmte sich zentimeterhoch auf allen Möbeln, Lampen und Teppichen. Goles lief mit offen stehendem Mund sabbernd in die Mitte der Halle und konnte von Mary gerade noch rechtzeitig aufgehalten werden, bevor er in ein riesiges Loch im sonst gut erhaltenen Dielenboden gefallen wäre. Hier hatten sich wohl jahrhunderte lang ganze Generationen von Termiten und Holzwürmern kräftig den Bauch vollgeschlagen.

    Mary sah in das dunkle Loch und ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinunter. ‚Das sieht aus wie eine Gruft’ dachte sie ‚sehr einladend!’

    Am Ende der Lobby führte eine mächtige Treppe im Halbrund nach oben in die erste Etage. Im Inneren der Rundung war ein wunderschöner, alter Aufzug aus Schmiedeeisen und Mahagoniholz eingebaut, der aber auf Grund des fehlenden Stromes nicht zu benützen war. Mary traute diesem Gitterding sowieso nicht und ging die Treppe hinauf, peinlichst genau darauf achtend, wo sie hintrat. Der ganze Prunk vergangener Epochen versetzte sie in ihre Fantasiewelt und ließ in ihrem Köpfchen eine Geschichte nach der anderen entstehen.

    Humphrey war überglücklich den ganzen Tag mit Mary verbringen zu dürfen und trottete unaufhörlich schwafelnd, wie ein kleines Hündchen hinter ihr her. Er legte eine sehr feminine Art an den Tag, die sie so ganz und gar nicht einordnen konnte.

    Im letzten Zimmer, das sie sich anschauten, passierte dann das Unvermeidliche, vor dem Mary schon die ganze über Angst hatte. Humphrey stand vor einem großen Barockspiegel und beging den folgenschweren Fehler, ihn von der Wand nur ein kleines Stück nach vorne zu ziehen.

    Sie traute ihren Augen nicht, als sie sah wie sich die Befestigungshaken von der feuchten Wand lösten und das schwere Monstrum mit lautem Getöse auf den Boden klatschte. Sie wollte Humphrey noch daran hindern, sprang zu ihm hin und schrie ihn an, was leider nichts nutzte, da er ununterbrochen quasselte wie ein Buch und auf nichts hörte.

    Mit lautem Bersten des morschen Holzes, gepaart mit ohrenbetäubendem Knirschen uralten Lehmes schlug der Spiegel durch den Fußboden. Dicht gefolgt von einem laut schreienden und herumfuchtelnden Humphrey und einer überraschten aber sehr gefassten Mary, bahnte er sich seinen Weg zielsicher durch das Erdgeschoss in den Keller. Alle schlugen sehr unsanft in einer gigantischen Staubwolke auf dem knochenharten Naturboden des Kellergeschosses auf, wobei sich der Spiegel laut scheppernd in tausende kleiner Splitter auflöste.

    Regungslos, die Körperteile irgendwie seltsam angeordnet, lagen Mary und Humphrey eine Weile in ihrem Verlies herum, begraben unter einer dicken Schicht aus Staub, Sand, Holz und weiß der Teufel was.

    Mary kam langsam zu sich und hustete sich erst einmal die Seele aus dem Leib.

    ‚Nicht schon wieder! Hört das denn nie auf? Be ist doch gar nicht hier. Nur ich und diese Weichflöte ...’

    Sie richtete sich auf, schaute umher, konnte aber nichts erkennen, da es stockfinster war. Tastend griff sie nach ihrer Tasche, die glücklicherweise noch quer über ihren Brustkorb geschnallt war und kramte die Taschenlampe heraus.

    Jaa ... man mag nun denken, typisch Frau. Jede hat doch eine Taschenlampe, Allwetterstreichhölzer, Verbandsmaterial und ein kleines Taschenmesser in ihrer Handtasche. Oder etwa nicht? Seit ihren Erlebnissen in Finnland waren diese Utensilien untrennbar mit Marys Tasche vereint!

    Mary leuchtete den Boden ab und entdeckte ein paar Schritte neben ihr einen friedlich atmenden Berg aus Brettern und Dreck. Sie befreite sich von dem Schutt des alten Hauses und krabbelte zu Humphreys Gesicht, das sie zwischen all dem Unrat ausmachen konnte. Sie tätschelte es ein paar Mal, als das nichts half gab sie ihm eine schallende Ohrfeige.

    „Wach endlich auf, Mann! Wir sind hier nicht auf einer deiner Kaffeefahrten"

    Humphrey öffnete erschrocken die Augen und fing augenblicklich jämmerlich zu husten an.

    „Oh Gott, oh Gott, bin ich tot? Was ist passiert?"

    „Nein, versuchte Mary ihn zu beruhigen, „wir sind alle beide am Leben.

    Er setzte sich stöhnend auf, tastete seinen ganzen Körper auf der Suche nach irgendwelchen Ungereimtheiten ab und griff in seine Innentasche der Jacke.

    Mary staunte nicht schlecht, als er eine kleine Flöte daraus hervorzog. „Was wollen sie denn damit? Sonst haben sie keine Sorgen! Das gibt es doch nicht. Jetzt sagen sie nur noch, dass aus einem Korb ein Seil aufsteigt, an dem wir hochklettern können. Da fällt mir nichts mehr ein!"

    Ungerührt der Ausführungen Marys strich Humphrey liebevoll über sein kleines Musikinstrument, setzte es an die Lippen, trällerte ein kurzes Lied, das sich wie irres Vogelgezwitscher anhörte und packte das Ding wieder zurück in seine Jackentasche.

    „Und wo ist jetzt das Seil?"

    „Ach meine Liebe, sowas funktioniert doch nur in ihren Geschichten. Aber ich bin heilfroh, dass sie hier sind. Sie holen uns doch jetzt im Nu hier heraus, oder?"

    Mary schüttelte sich und versuchte, ihre Gedanken zu sortieren. ‚Was war denn das für einer? Hält der mich für Superwoman?’

    Sie bog ihren geschundenen Körper gerade, stellte sich langsam auf die Füße und lief vorsichtig mit der Taschenlampe durch den Raum. Über sich konnte sie die große Öffnung ausmachen, die ärgerlicherweise durch den herab fallenden Müll wieder komplett geschlossen war.

    ‚Was für ein Mist. Wie kommen wir hier nur heraus?’

    Humpfrey hievte sich schwer atmend auf seine Knie und fing erneut an zu stöhnen. „Ooh heiliger Berg, mir tut alles weh. Mein armer Körper."

    „Ja, das kenne ich. Gewöhnen sie sich daran, entgegnete Mary pfurztrocken, „sie wollten doch Abenteuer, jetzt sind sie hautnah dabei. Können sich was darauf einbilden. Ich nehme nämlich nicht jeden mit.

    Humphrey erhob sich schwerfällig, wollte hinter Mary hergehen und flog über einen quer liegenden Balken, krachte der Länge nach hin und verschwand in einer Staubwolke.

    „Aua, jammerte die Wolke, „was bin ich bloß für ein Schusselchen. Mary Liebste, können sie bitte herkommen? Ich habe mir weh getan und glaube, dass ich verblute.

    Marys Ohren klingelten jetzt schon. Dieses Gejammer ging ihr dermaßen auf den Senkel, dass sie kurz vor dem Ausrasten war und sich nur noch schwer im Zaum halten konnte.

    „Mary! Hier bin ich, hier drüben, Sehen sie mich denn nicht? Geben sie sich doch mal ein bisschen Mühe."

    Mary biss sich auf die Lippen, dass sie jetzt ja nichts sagte, was sie vielleicht hinterher bereuen würde. ‚Natürlich sehe ich dich, du Trottel!’

    Vorsichtig bahnte sie sich einen Weg zu ihm und kniete neben ihm nieder. „Alles klar bei Ihnen? Haben sie noch alle beisammen?"

    Diese Bemerkung konnte sie sich dann doch nicht verkneifen.

    „Ach Mary, sie sind so witzig."

    ‚Der Kapiert auch überhaupt nichts! Was für eine Pfeife.’

    „Ich blute bestimmt irgendwo. Ich fühle mich so schlapp."

    „Nein, sie bluten nicht. Aber da drüben sind ein paar Särge, da können sie in Ruhe von uns gehen."

    Humphrey sah Mary unverständlich an. „Wie haben sie denn das gemeint? Muss ich sterben?"

    „Das sollte ein Witz sein! Sind sie so einfallslos oder tun sie nur so?"

    Mary strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und merkte, dass sie Blut an ihren Fingern hatte. Aber das war ja nichts Neues!

    „Mary, Mary ... der Jammerlappen meldete sich wieder, „was machen wir denn jetzt? Holen sie uns hier raus? Sie kennen sich doch aus mit solchen Dingen und können mit einem Draht und einem Stück Holz ein Flugzeug bauen, oder? ... So sagen sie doch was! Mann, wenn ich das in meinem Club erzähle.

    Er hielt kurz inne, betrachtete gedankenverloren seine Hände, nur um sofort mit dem nächsten Wortschwall fortzufahren. „Ach du grüne Neune, wie sehen die denn aus, ich muss sofort zur Maniküre!"

    „Humphrey! Mary platzte jetzt gleich der Kragen. „Halten sie endlich mal ihren Schnabel sonst kann ich nicht klar denken. Sie bringen mich noch um den Verstand!

    Beleidigt und ein klein wenig eingeschüchtert holte Humphrey seine Flöte hervor und spielte zitternd wieder diese für empfindliche Ohren gänzlich ungeeignete Melodie.

    Mary wandte sich von ihm ab und suchte im ganzen Raum nach einem Weg, um hier abzuhauen. Aber die einzige Tür war von außen verschlossen und sie musste sich eingestehen, dass es ein sehr schwieriges Unterfangen werden würde, sie beide zu befreien. Vor allem mit so einem Weichei!

    Sie stand jetzt völlig genervt vor Humphrey, der unablässig flötete und ängstlich zu ihr hoch schaute. Ohne groß nachzudenken griff sie in ihre Tasche und holte ihr Handy hervor. Sie klickte die Nummer von Be an und freute sich tierisch, eine normale Männerstimme zu hören als er sich meldete.

    „Hey Be, wie geht’s dir?"

    „Hallo Schatz, wo steckst du gerade und was ist los? Du atmest etwas schwer?" Er vernahm im Hintergrund eine jammernde Männerstimme.

    „Super geht’s mir. Alles in bester Ordnung", piepste Mary durch den Äther.

    „Wer oder was ist dieses Jaulen?"

    „Ooch das ist nichts", na klar, Marys üblicher Spruch.

    Humphrey, der sich zusammen mit Mary in einer, sagen wir mal prekären Lage befand, meldete sich heftig zu Wort.

    „Bitte helfen sie mir! Sie will mich umbringen!"

    Be’s Freunde kamen schnell her um Mary Grüße auszurichten. Sie waren kurz vor einem großen Auftritt.

    „Hey Leute, es geht ihr blendend. Ich habe soeben eine Männerstimme gehört, die um Hilfe gewinselt hat!"

    Die Jungs lachten so laut sie konnten, „ja, dann geht es ihr gut. Sie hat ein Opfer gefunden. Freudig klopften sie ihrem Boss auf die Schulter und nickten. „Da hast du ja Glück, dass du mit uns auf Tournee bist und deinen Kopf für andere Mädels frei hast.

    „Mary, hast du gehört? Viele Grüße von den Jungs und du sollst bitte sorgfältig mit deinem neuen Freund umgehen. Wer ist der Kerl überhaupt? Und was will er von dir?"

    „Kennst du nicht. Der ist unwichtig, warte mal ... hören sie jetzt endlich mit dem ekligen Gejammer auf, sonst erschlage ich sie!"

    „Bitte, bitte, rief Humphrey, „wer auch immer sie sein mögen dort in der Leitung, retten sie mich!

    „Seien sie doch nicht so eine Memme, schimpfte Mary, „reißen sie sich gefälligst zusammen, was sollen die Leute denken.

    Be sann so vor sich hin ‚Oh ja, das ist mir bestens bekannt', „Bist du in Schwierigkeiten, Schatz?"

    „So würde ich es nicht ganz ausdrücken. Wir sind lediglich ein bisschen verrutscht!"

    „Verrutscht? ‚Wie habe ich diese Andeutungen vermisst. Kein Aas kann damit was anfangen!’ „Er ist aus Versehen in dich hineingerutscht?

    „Um Gottes Willen, Be! Hast du den Verstand verloren? Hast du den Kerl mal gesehen?"

    „Schätzchen", säuselte er zuckersüß, „wie denn?

    „Ach so, na klar, ich bin schon ganz durcheinander ... Humphrey, wie groß und wie schwer sind sie?"

    „Wieso, wollen sie mich essen? jammerte Humphrey, „ich bin viel zu zart für ein Monstrum wie sie. Und außerdem liebe ich nur Männer, so!

    „Hast du gehört, Be? Er liebt nur dich, naja, und seine Flöte vielleicht, auf der er die ganze Zeit herumbläst. - Aah, jetzt weiß ich auch endlich warum!"

    „Aha" war alles, was Be intelligentes dazu einfiel.

    „Mit wem telefonieren sie denn überhaupt", brüllte Humphrey genervt.

    „Ach, nur mit Be, meinem Freund. So eins neunzig groß und muskulös, also das krasse Gegenteil von ihnen."

    „He, sie da am anderen Ende. Ich habe Unmengen von Geld. Befreien sie mich von der Verrückten und ich werde sie damit zuschütten." Humphrey fing vor lauter Nervosität wieder an, auf seiner Flöte zu spielen.

    „Be, bist du noch dran? Ich glaube, ich habe die Lösung gefunden. Humphrey hat mich ..." Ein lautes Knacken war zu hören und die Leitung war tot.

    „Verdammt, jetzt ist er weg."

    Sie versuchte es noch einmal, bekam aber keine Verbindung mehr. Sie hatte soeben eine geniale Idee gehabt, die sie ihm unbedingt noch mitteilen wollte.

    Mary fotografierte alles, vor allem das große Schloss der Tür und schickte die Fotos mit einer Anmerkung zu Thess, ihrer Freundin in Finnland.

    „Bin in einer ziemlich beschissenen Lage, vielleicht kannst du mir ja helfen. Sei aber bloß ruhig und sage ja nichts zu Be.

    P.S. Wie kann ich so ein Schloss öffnen? Hast du ein paar Ideen? Vielen Dank, Mary."

    Zu ihrem großen Erstaunen ließ die Antwort von Thess, die sich große Sorgen um Mary machte, nicht lange auf sich warten.

    He Kleines, was ist denn mit dir passiert? Wo steckst du? Ist das wieder eins von deinen Höhlen – Schatzausgraben - in die Luft fliegen Dingern? Pass bloß auf dich auf, verstanden!

    Mary lächelte und las weiter. „Die Bilder habe ich im Internet gefunden. So müsstest du das Schloss knacken können. Was habe ich mir nur dabei gedacht, gerade dich als Freundin auszusuchen. Jetzt gebe ich schon Panzerknacker-Tipps! Viel Glück und melde dich sofort, wenn du da raus bist."

    „Humphrey! rief Mary laut und der ließ vor Schreck seine Flöte fallen. „Haben sie eine Haarklammer?

    „Äh wie? Nein ... habe ich nicht. Wie kommen sie überhaupt auf sowas?"

    „Ja stimmt, ist ja völlig abwegig. Was sollen sie als harter Mann denn mit einer Haarklammer? Helfen sie mir wenigstens einen spitzen Gegenstand zu finden? Mit dem könnten wir vielleicht das Türschloss öffnen."

    Beleidigt packte Humphrey seine Flöte weg und tapste planlos im Raum umher. Zufällig machte er unter einem großen Haufen Holz drei riesige Schiffstruhen aus.

    „Mary, schauen sie hier. In den Kisten könnte was Nützliches sein. Oder vielleicht ein Schatz? Dann werde ich noch reicher."

    „Gehen sie auf die Seite und hören sie auf, solchen Blödsinn zu verzapfen." Mary schob ihn weg und stemmte den Deckel der vorderen Kiste mit einer Eisenstange auf, die sie in einer Ecke des Zimmers gefunden hatte. Nägel sprangen heraus und Humphrey nahm die Abdeckung weg.

    „Was soll das denn? wunderte sich Humphrey. „Lauter Stroh. So ein Mist.

    Mary griff hinein und legte unter dem Stroh ein schwarzes Teil frei. Sie erschrak heftig und Humphrey schrie entsetzt auf, ging ein paar Schritte zurück und legte sich die Hände vors Gesicht. Er fing am ganzen Körper an zu schlottern.

    Die Kiste war vollgepackt mit Maschinenpistolen. Sie leuchtete hinein und konnte an einer Waffe die Beschriftung HK MP7 entziffern. Was ihr allerdings absolut nichts sagte.

    „Oh Gott, wo sind wir denn hier hineingeraten? Humphrey war außer sich. „Das darf doch alles gar nicht wahr sein. Wo ist denn dein starker Freund? Den könnten wir jetzt gebrauchen, vor allem ich!

    „Seien sie ruhig", sagte Mary, schubste ihn hinter die Kiste und warf sich neben ihn auf den Boden. Humphrey schaute ziemlich verblödet aus der Wäsche und wollte gerade etwas sagen, als die Tür von außen aufgestoßen wurde.

    Mehrere schwarz gekleidete, finster aussehende Gestalten betraten das Zimmer. Sie unterhielten sich wild gestikulierend in englischer Sprache, mit hartem Akzent. Dem Anschein nach stammten sie aus Osteuropa oder vom arabischen Golf.

    Instinktiv steckte Mary ihr Handy in den Stiefelschaft, die kleine Ausbeulung würde schon keinem auffallen.

    In jeder größeren Stadt dieser Erde finden tagtäglich irgendwelche Waffengeschäfte, Menschenhandel und vieles mehr statt, ohne dass wir Normalos das mitbekommen. Das ist so und wird auch immer so sein. Leider!

    Mir ist auch mal etwas sehr seltsames passiert. Ich war mit einer Freundin in Strasbourg (Elsass, Frankreich) und stand mit ihrer kleinen Tochter vor einem Schaufenster. Da kam ein kleiner, windiger Franzose auf uns zu gerannt und wollte sich das kleine Mädchen schnappen. So wie ich sein französisch verstanden habe, erzählte er irgendwas von seine Tochter suchen oder so. Aber hört mal, jeder wird doch in der Lage sein, sein eigenes Kind zu erkennen. Jedenfalls habe ich die Kleine nicht mehr losgelassen, bis die Luft wieder rein war. Höchst sonderbar, nicht?

    Die Männer hatten riesige Lampen dabei, die den ganzen Raum erhellten. Sie schauten umher und wunderten sich über den Zustand des Hauses, welches sie anscheinend von ihrem letzten Besuch anders in Erinnerung hatten.

    Einer von ihnen entdeckte jetzt die geöffnete Kiste und schlug Alarm.

    ‚Gleich bemerken sie uns’ da machte sich Mary nichts vor, ‚sobald sie die Truhen entfernen, sehen sie uns, und dann ... ? Ich hätte doch eine Einzelkämpfer-Ausbildung machen sollen, verflixt.’

    Neben ihr schlotterte Goles am ganzen Körper, für sein zartes Seelchen war das überhaupt nichts. Er gehörte eher in die Abteilung Smalltalk, Champagner mit Erdbeeren und Kaviarschnittchen.

    Die Herren in schwarz wurden zusehends unruhiger und schwärmten aus, die anderen Zimmer zu durchsuchen. Einer dieser netten Menschen, vermutlich ihr Anführer, blieb zurück und führte ein lautes, aufgebrachtes Telefonat in einer nicht zu erkennenden Sprache. Eine breit geschwollene Ader trat auf seiner Stirn hervor und zuckte, was ihn optisch um Jahre altern ließ. Mary hielt Humphreys Hand fest umklammert um ihn zu beruhigen und dass er nicht laut losheulte. Er schwitzte wie ein Schwein vor lauter Angst.

    Warum sagt man das eigentlich? Können Schweine überhaupt schwitzen? Angst ist doch nur ein unkontrollierbares Gefühl in einer bestimmten Situation, von der man nicht weiß, wie sie ausgeht. Man kann Angst auch mit verliebt sein vergleichen. Der Puls geht schneller, das Adrenalin bringt einen zum Kochen und ein flaues Gefühl befällt die Magengegend. Das ist bei positiven wie bei negativen Ereignissen absolut das gleiche.

    Angenommen, man begegnet einer fremden Person auf der Straße und fühlt sich aus irgendeinem Grund mit ihr verbunden, Schmetterlinge im Bauch oder was auch immer. Aber genauso könnte dieses Gefühl auch Angst bedeuten! Angst vor einer fremden Person. Alles an dieser Person ist NEU! Die Gedanken, der Körper, das Umfeld, und genau das macht es so spannend. Die Empfindung ist die gleiche wie in einer schwierigen Situation.

    Ich nehme an, dass genau aus diesem Grund so viele Ehen in die Brüche gehen. Im Laufe der Zeit kennt man einander in- und auswendig, es wird langweilig und der Reiz fehlt.

    Würde jetzt eine dieser Personen sagen, er sei ein ganz anderer als der, den er vorgibt zu sein, vielleicht ganz lapidar sogar ein Spion – kämen da nicht wieder diese Gefühle empor, die schon seit langer Zeit vermisst waren? Ich denke schon! Man kann sich sehr gut selbst manipulieren, da bin ich mir sicher.

    So, falls das jetzt jemand nicht verstanden haben sollte. Hier eine kurze Zusammenfassung:

    Angst ist ein fremdes Gefühl

    Liebe ist ein fremdes Gefühl

    Angst empfinden wir als negativ

    Liebe empfinden wir als positiv

    Beides ist aber von den Körpersignalen das absolut gleiche.

    Der Mann griff sich an die Nase und sog die Luft tief ein. Er roch etwas, was nicht hierher passte. Ganz still stand er da und hörte in den Raum. Langsam atmete er ein, wie ein Spürhund, der gerade eine Fährte aufnahm.

    Es war gespenstig still und Humphrey sabberte auf Marys Hand. Jeden Moment konnte er schreiend wegrennen, obwohl er wusste, dass er keine Chance hatte. Mary drückte immer stärker seine Hand, sie konnte seine Anspannung spüren.

    Der erste der Ausgeschwärmten kehrte zurück und schüttelte grimmig den Kopf. Der Anführer mit der dicken Ader auf der Stirn, nennen wir ihn Aderman, schnippte mit den Fingern und gab ihm ein Zeichen, das Zimmer zu durchsuchen. Er griff in seine Tasche und zog eine Pistole heraus. Eine Beretta Px4 Storm, Kaliber 9 mm Luger mit 17-Schuss Magazin. Eine leichte Handfeuerwaffe, die auch gerne in Spionageabwehr- und Personenschutzkreisen benutzt wird.

    Der Mann sah jetzt Mary und Humphrey hinter der Kiste kauern, riss sie unsanft hoch und schubste sie zu Aderman, der sich grinsend vor Mary postierte und ihren Duft einsog.

    „Ich wusste es doch. So gut roch es in diesem Loch noch nie. Sie haben einen ausgezeichneten Geschmack. Er sah zu Humphrey und verzog das Gesicht. „Aber er hier, ist das ihr Ernst?

    „Hören sie, wer auch immer sie sind, ich möchte ihnen danken, dass sie uns hier gefunden haben. Mein Kunde und ich haben uns dieses Haus angesehen, da er es gerne kaufen möchte. Aber hier ist alles baufällig und wir sind durch den Boden gekracht. Gott sei Dank sind sie aufgetaucht. Alleine wären wir niemals hier heraus gekommen. Also nochmals vielen Dank – Humphrey, kommen sie, wir gehen. Ich denke sie haben kein Interesse mehr an dieser Bruchbude, oder?"

    Aderman klatschte beeindruckt in die Hände und nickte anerkennend. „Kein schlechter Auftritt, meine Liebe. Bringt nur leider nichts. Aber du gefällst mir. Vielleicht können wir uns ja arrangieren? Aber jetzt muss ich mich zuerst um diesen Heini hier kümmern."

    Abfällig musterte er Humphrey. „Du bist nur Ballast für uns. Dich sollten wir sofort entsorgen."

    „Ich habe Geld. Viel Geld! jammerte Humphrey, „nennen sie mir eine Summe, wenn ich tot bin, kann ich es sowieso nicht mehr ausgeben.

    „Das überlege ich mir noch. Wir nehmen sie fürs erste doch mit. Jungs, packt alles ein samt den beiden hier und dann verschwinden wir."

    Die Männer, die mittlerweile von ihren Erkundungsgängen zurück gekehrt waren, nahmen die Kisten auf und verluden sie in einen schwarzen Chevy Suburban mit abgedunkelten Scheiben. Mary und Humphrey stopften sie hinter die Rückbank in den Laderaum. Dicht aneinander gepresst lagen sie in der „Löffelchen" – Stellung auf dem harten Boden.

    „Humphrey, sie wissen schon, dass sie gerade meine Brust in der Hand halten."

    „Ja, ja Schätzchen, aber ich brauche jetzt unbedingt ein bisschen Muttergefühl."

    „Wo ist denn ihre Flöte? Ist die nicht besser geeignet?"

    „Püppchen, ich glaube, mir gefällt, was ich da in Händen habe!"

    „Nehmen sie jetzt augenblicklich ihre Hand da weg, sonst hacke ich sie ihnen ab! Letzte Warnung."

    Frustriert zog Humphrey seine Hand weg und fummelte sie irgendwie hinter sich.

    „So ist’s brav. Sie sollten doch lieber bei Altbewährtem bleiben. Wie wär’s denn mit dem Pistolen-Macho? Sie stehen doch auf Bad Boys, oder?"

    „Unter anderen Umständen könnte er mir sogar gefallen."

    „Na sehen sie! Dann vernaschen sie

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