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Baummörder - Mörderbaum: Anfang
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eBook228 Seiten2 Stunden

Baummörder - Mörderbaum: Anfang

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Über dieses E-Book

Vielleicht kennen Sie die wunderschöne Region rund um die Mainschleife mit ihren Weinbergen, den historischen Städtchen und den liebenswerten Einwohnern. Kann auch dort das Verbrechen Einzug halten? Gerade die Überlieferungen aus altgermanischer Zeit sind Auslöser einer grauenvollen Mordserie. Die Opfer werden misshandelt und ihr Kopf mit einem Kupfernagel an einen Baum genagelt. Lange Zeit jagen die Kommissare der Würzburger Kriminalinspektion verschiedenen Lösungsansätzen her, ohne Erfolg zu haben und befürchten, absichtlich in die Irre geführt zu werden. Allerdings bietet der Lebenswandel der Opfer Anlass genug, genügend Mordmotive zu liefern.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum5. Aug. 2015
ISBN9783738036169
Baummörder - Mörderbaum: Anfang

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    Buchvorschau

    Baummörder - Mörderbaum - Alexander Melang

    Karte mit den Tatorten

    Bild 1

    Kartendaten © 2014 Geo-Basis-DE/BKG (© 2009), Google

    Da ich jedem Leser die Möglichkeit bieten möchte, die Ermittlungswege auch räumlich nachvollziehen zu können, habe ich mich um authentische Ortsangaben bemüht. Deshalb möchte ich an dieser Stelle deutlich darauf hinweisen, dass dort lebende Personen sicher ein untadeliges Leben führen und mit dem Geschehen dieser Erzählung absolut nichts zu tun haben. Sollte sich dennoch ein Einheimischer dieser liebenswerten Landschaft unangenehm berührt fühlen, bitte ich vielmals um Entschuldigung.

    Das schauderhafteste aller Übel, der Tod, hat für uns also keine Bedeutung mehr. Denn solange wir ja da sind, ist der Tod nicht da, wenn aber der Tod da ist, werden wir nicht mehr sein.

    (Aus einem Brief des Epikur an seinen Freund Menoikeus)

    Handelnde Personen

    Volker Weidlich - Kriminalhauptkommissar und Leiter der Mordkommission der Kriminalinspektion Würzburg

    Kilian Bleibtreu - Kriminaloberkommissar - Volkers rechte Hand

    Daniela Hübner-Steglitz - Kriminalkommissarin - seit einem Monat von der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Recht in Fürstenfeldbruck nach Würzburg versetzt

    Dr. Martin Faust - Pathologe am Institut für Rechtsmedizin in Würzburg

    Günter Semmerteich - Landtagsabgeordneter für Unterfranken

    Gabriele Semmerteich - ehemalige Deutsche Weinkönigin und Frau des Landtagsabgeordneten

    Maria Semmerteich - Tochter der beiden

    Maximilian Semmerteich - jüngerer Bruder

    Dr. Dieter Herzog - Rechtsanwalt

    Herbert Scholz - Pädagoge am Egbert-Gymnasium in Münsterschwarzach und Leiter der Bürgerinitiative 'Rettet die Mainauen'

    Marius Baum - Händler und Erzeuger von Quittenprodukten

    Rupert Neumann - Staatsanwalt beim Schwurgericht Würzburg - Abteilung 2

    Eberhard Schwarz - Winzer und Vorsitzender der Winzergenossenschaft Volkach

    Gisela Endras - Bauunternehmerin

    Rudolf Göbel - Vorsitzender der Raiffeisenkasse in Volkach

    Stefan Riedel - Besitzer einer Einzelhandelskette im Raum Kitzingen

    Anita Hellmann - Auszubildende in einem dieser Läden

    Kevin Hellmann - ihr Bruder

    Edmund Jung - Winzer in Untereisenheim

    Herbert Krümmel - Obstbauer in Gaibach

    Benedikt Rolfes - pensionierter Lehrer

    Peter und Inge Borisiak - Rentner in Astheim

    Vorwort

    Es gibt wunderschöne Gegenden in unserem Land, gekennzeichnet durch den unendlichen Blick über das Meer, mal sanft, mal stürmisch, steil aufragende Berge, die den ambitionierten Kletterer fordern, flaches Bauernland, ideal für das Radfahren, romantische Flusstäler oder tiefverschneite Winterlandschaften. Zu diesen Highlights deutscher Urlaubsfreuden gehört auch die Mainschleife mit dem romantischen Städtchen Volkach. Gut, es gibt hier keine Achtausender, die den Extremsportler in uns wecken, dafür aber sanfte Weinberge mit teilweise erstaunlich steilen Hängen. Allein der Anblick schier unendlicher Weinlagen und blühender Obstplantagen signalisiert das milde, ja ausgesprochen sonnige Wetter. Wer die Landschaft gemütlich erleben will, nutzt den ruhigen Mainradweg, der fast ohne Steigungen die Städtchen an diesem Fluss verbindet. Die ausgesprochen sportlichen Masochisten kämpfen sich lieber jeden Weinberg hoch und lassen sich auf der anderen Seite in den Geschwindigkeitsrausch rollen. Natürlich geht es noch entspannter bei einem ruhigen Spaziergang durch die Weinanbaugebiete oder die oft noch mittelalterlich anmutenden Gemeinden. Romantische Heckenwirtschaften laden zu einer geruhsamen Rast ein. Alte Gasthöfe, oft von einheimischen Winzern betrieben, bieten traditionelle Gerichte und selbst produzierten, unverfälschten Frankenwein dem hungrigen und durstigen Touristen an. Zahlreiche Weinfeste ermöglichen das Kennenlernen und Probieren (Snobs nennen dies Degustieren - trunken werden sie trotzdem) der unterschiedlichen Weinsorten. Bei Führungen durch die Weinberge werden dem Ahnungslosen die verschiedenen Rebsorten gezeigt und erklärt. Wer eines der vielen Weingüter besucht, kann sich auch noch die Kelterung und weitere Weinherstellung erläutern lassen. Schlösser, Burgen, Ruinen, was der Nostalgiker sich wünscht, und selbst wenn es einmal regnet, gibt es immer noch interessante Museen, wie beispielsweise das Museum zur Militär- und Zeitgeschichte in Stammheim. Fast überflüssig zu erwähnen, ist die herzliche Gastfreundschaft der Eingeborenen und dass ich nur Gast in diesem bezaubernden Ländchen bin.

    Kann in solch einer friedlichen und heilen Welt ein Verbrechen geschehen? Der Großteil der Unterfranken ist christlichen Glaubens und beachtet stets konsequent die Einhaltung der zehn Gebote. Dieser Teil der Bevölkerung fällt also restlos aus dem Kreis potentieller Gewalttäter heraus. Zugewanderte? Ja, damit mich niemand in einen Topf mit politisch und historisch verkalkten Außenseitern wirft, ich beziehe diesen Begriff auf Halbausländer, aus bayerischer Sicht. Dazu gehören Friesen, Westfalen, zu denen ich gehöre, Hessen, Schwaben und neuerdings auch Sachsen, Pommern und andere. Der standhafte Bajuware, und die Franken gehören gemäß bestehender Landesgrenzen auch dazu, erkennt diese Fremdlinge sofort an ihrem unmöglichen Gebrauch der deutschen Sprache und ihrer Unkenntnis landesüblicher Gebräuche. Dieser unglückseligen Truppe ist natürlich jede Schandtat zuzutrauen.

    Und daher wird Kriminalhauptkommissar Volker Weidlich von der Kriminalinspektion Würzburg mit einer Reihe brutaler Morde konfrontiert, die ihn trotz jahrelanger erfolgreicher Ermittlertätigkeit dieses Mal vor fast unlösbare Aufgaben stellt. Ein Mensch, missachtet, gedemütigt, beiseitegeschoben, wartet geduldig, bis alle wichtigen Faktoren die Durchführung seines Vorhabens gestatten. Lang aufgestauter Hass führt zu einem perfiden Plan, dessen Durchsetzung einen ganzen Landstrich in lähmende Angst versetzt. Wird es Volker mit der Unterstützung seiner Mitarbeiter, Kriminaloberkommissar Kilian Bleibtreu und Kriminalkommissarin Daniela Hübner-Steglitz, gelingen, die Mordserie zu stoppen und den oder die Täter ihrer gerechten Strafe zuzuführen?

    Prolog

    Deutlich unzufrieden meldet sich der Leiter der Mordkommission der Kriminalinspektion Würzburg, Kriminalhauptkommissar Volker Weidlich, im Sekretariat der Polizeipräsidentin Liliane Thormann. Seit 2009 führt erstmals eine Frau eines der sieben Polizeipräsidien in Bayern. Sie erfährt von ihren Mitarbeitern höchste Anerkennung, da sie sich jederzeit für deren Bedürfnisse und Interessen einsetzt. Gerade deshalb trägt sie im Dienst fast ausschließlich ihre Uniform. Diese verschafft ihr eine gewisse Distanz und erleichtert Aussprachen mit den Untergebenen. Und heute gilt es nicht, Streicheleinheiten zu verteilen.

    Volker dagegen trägt lieber sein Räuberzivil, was ihm bei einem Kollegen den Spitznamen 'Jackie' einbrachte. Da bei Tatortbesichtigungen und anderen dienstlichen Freiluftveranstaltungen nicht immer die Sonne angeschaltet werden kann, hat er sich einen gewissen Fundus an Outdoor-Kleidung zugelegt und jener Kollege bezeichnete ihn daher als 'wandelnde Wolfskin-Reklame'.

    Heute freut er sich nicht, die sympathische, blonde Polizeipräsidentin aufsuchen zu müssen, denn er hat wenig Konkretes im neuen Mordfall zu berichten. Es ist nur ein kurzer Weg von der Kriminalinspektion in der Weißenburger Straße zum Polizeipräsidium in der Frankfurter Straße und so sehr er auf dem Weg seine Gehirnzellen auch anstrengt, ihm fällt kein genialer Lösungsansatz à la Sherlock Holmes ein. Die Sekretärin meldet sein Erscheinen und er wird sofort in das Arbeitszimmer gebeten. Kurz kann Volker einen Blick aus der großen Fensterfront werfen und erkennt in nicht einmal zwei Kilometer Entfernung die Altstadt mit dem UNESCO-Weltkulturerbe, der Residenz mit dem Hofgarten. Etwas rechts davon thront auf einer Anhöhe die Festung Marienberg. Doch er ist schließlich nicht wegen der romantischen Aussicht gekommen. Frau Thormann bittet ihn Platz zu nehmen, setzt sich selbst wieder auf ihren Bürostuhl und eröffnet das Gespräch:

    Haben sie heute schon Zeitung gelesen?

    Ja, aber es gab schon Tage, da hat die Lektüre mehr Freude gemacht.

    Sie hebt demonstrativ die Main-Post hoch und seufzt:

    Das ist die Untertreibung des Jahrhunderts. 'Ein Monster schleicht durch Unterfrankens Wälder', oder 'Sadist richtet Winzer hin' oder 'Zeugen in Psychiatrie eingeliefert' oder 'Wozu sind Menschen fähig'. Noch ist auch die Presse angesichts dieser unvorstellbaren Brutalität geschockt, aber bald werden sie sich auf uns einschießen.

    Bedauerlicherweise wurde das Opfer von Urlaubern und Angestellten eines Restaurants gefunden. Der Tatort konnte erst abgesperrt werden, nachdem einige mit ihren Handys das Opfer abgelichtet und ihre Aufnahmen der Presse verkauft hatten.

    Herr Weidlich, dies ist der dritte Ermordete in sechs Tagen. Wenn das so weiter geht, reicht der Platz in der Rechtsmedizin nicht mehr aus. Noch gibt es keine negativen Auswirkungen, aber die Bevölkerung wird ungeduldig und wenn die Angst steigt, bleiben die Touristen weg. Unser Landkreis lebt überwiegend von den auswärtigen Besuchern und wenn das Geld ausbleibt, wird die Volksseele über uns herfallen. Hängen denn alle drei Mordfälle zusammen?

    Es gibt deutliche Indizien, die das bestätigen.

    Und sie haben noch keinen Verdächtigen?

    Frau Präsidentin, das Problem ist, dass wir zu viele Verdächtige haben. Zu mindestens zwei der Opfer haben zu Lebzeiten für mehr Feinde als Freunde gesorgt. Je genauer wir hinschauen, desto mehr dunkle Seiten offenbaren sich.

    Bitte, sagen sie mir, dass sie einige vielversprechende Spuren verfolgen!, ein bisschen Verzweiflung, aber auch deutliche Menge an Verdruss ist aus den Sätzen der Polizeipräsidentin zu hören, Der Ministerpräsident hat sich schon persönlich bei mir gemeldet. Schließlich ist einer seiner Leute betroffen. Er will schnelle Ergebnisse, damit dieses Problem nicht zu lange in den Medien kreist.

    Wir haben familiäre Differenzen eruiert. Weiterhin bringt der Bau der inzwischen genehmigten Marina einige Mitbürger in finanzielle Schieflage und ein alter Eichenbaum scheint für die Anhänger eines historischen Germanenglaubens ebenfalls von besonderer Bedeutung zu sein.

    Ich bitte sie, Herr Weidlich, schmunzelt die Präsidentin jetzt, hier bei uns im tiefsten Katholikenland Heiden?

    Wenn sie wüssten, wer der Vorsitzende der hiesigen Ortsgemeine ist. Sie kennen ihn sehr genau. Es gibt außerdem Motive im Bereich der Homosexualität.

    Oh Gott, wo es zurzeit Mode in der Politik und Gesellschaft ist, sich als schwul zu outen, müssen sie diesen Bereich mit äußerster Diskretion behandeln. Benötigen sie zusätzliche Hilfe?

    Nein, vielen Dank, und ich hege die Hoffnung, bald ein wesentliches Stück weiter zu sein.

    Das müssen sie mir genauer erläutern, verlangt die Polizeipräsidentin.

    Haben sie ein wenig Zeit?, fragt Volker.

    Die Angesprochene nickt.

    Dann, fährt Volker fort, werde ich ihnen alles berichten, was wir bisher erfahren und ermittelt haben.

    1. Marina Volkach

    Sonntag, 27. April 2014, 20.00 Uhr

    Es ist Sonntag, der 27. April 2014, und der kleine Zeiger der Uhren im Frankenland nähert sich der VIII. An diesem warmen und wolkenfreien Frühlingsabend wandern noch viele Touristen zum Kapuzinerkloster und Marienwallfahrtsort 'Käppele', oberhalb der Altstadt von Würzburg. Sie müssen sich, für ältere und schwächere Menschen mühsam, den Kreuzweg vom Mainufer zum Nikolausberg über 247 Stufen hinauf plagen. Leider werden im Oktober dieses Jahres die Kapuzinermönche das schneeweiße Juwel des Spätbarock verlassen, doch die Diözese Würzburg übernimmt das ehrwürdige Gebäude und wird es hoffentlich weiter für die zahlreiche Besucherschar offen halten.

    Doch nicht alle Mitmenschen unterziehen sich der kräfteraubenden Glaubensprüfung. Mehrere schwere Luxuskarossen werden dank der überlegenen Motorstärke locker und zügig durch die alten und engen Straßen bergauf zum Maasweg, nur durch einen schmalen Waldstreifen vom Kloster entfernt, gesteuert. Hier verstecken sich stattliche und kostbare Villen fast unsichtbar hinter geschickt getrimmten Büschen und Bäumen. Die protzigen Limousinen halten kurz vor einem schmiedeeisernen Rolltor, welches sich nach einer unmerklichen, optischen Kontrolle für sie öffnet. Nur noch wenige Meter über einen gekiesten Weg und sie parken vor einer Doppelgarage. Der Hausherr und sein erwachsener Sohn erwarten die Gäste vor dem Eingang und führen sie über einen langen Flur in ein behagliches Wohnzimmer mit großer Glasfront zum inzwischen wieder jungfräulich grünen Frühlingswald.

    Der Gastgeber, Landtagsabgeordneter Günter Semmerteich, ein sportlicher, gutaussehender Mann im besten Alter, wartet, bis alle Gäste an einem runden Eichentisch Platz genommen haben. Auf dem Tisch stehen verschiedene Getränke, mit und ohne Alkohol, sowie süßes und salziges Gebäck. Nachdem sich alle mit einer Erfrischung versorgt haben, eröffnet er die Gesprächsrunde:

    Heute habe ich gute Nachrichten für euch. Das verdammte und nervende Gezeter über die Zerstörung heimatlicher, nicht ersetzbarer Landschaft ist Vergangenheit. Wir haben den Rechtsstreit bezüglich der angeblich schützenswerten Gebiete am Mainbogen zwischen Volkach und Fahr gewonnen, oder genauer gesagt, zu vielleicht 99%.

    Die anderen nicken erfreut, schauen ihn aber wegen der kleinen Einschränkung fragend an.

    Also, es gibt definitiv keine Erweiterung der Naturschutzgebiete 'Mainhang an der Vogelsburg' und 'Sandgrasheiden am Elgersheimer Hof'. Weiterhin wurde auch kein Landschaftsschutzgebiet im Bereich unseres Bauvorhabens westlich Astheims beschlossen. Unsere Planung fand in allen Punkten volle Zustimmung. Einzig diese 1000-jährige Eiche muss erhalten bleiben.

    Einer der Gäste, Eberhard Schwarz, Vorsitzender der Winzergenossenschaft Volkach mit eigenem Gasthaus, Hotel, Weingut, dunkelgrauer Anzug, sicher nicht von C&A, und einer Krawatte mit Weinrebenmuster, die seine Erwerbstätigkeit deutlich hervorhebt, ergreift das Wort:

    Wir wollen die beiden stillgelegten und schon mit Wasser gefüllten Sandgruben zwischen Astheim und Fahr nutzen, um die größte Marina am Main zu bauen. Bis zu 400 Booten soll Platz geboten werden. Dazu kommt ein Luxushotel, mehrere Restaurants und Bars, ein Einkaufszentrum, sowie Handwerksbetriebe, zum Beispiel eine Autowerkstatt, Tankstelle, Werft und,

    er lächelt seinem weiblichen Gegenüber verschmitzt zu,

    mindestens ein Haarstylist. Im Laufe der Zeit sollen Ärzte, Fastfood-Betriebe, Banken und vieles mehr hinzukommen. Außerdem wollen wir einen Sessellift zur Vogelsburg errichten. Die Stiftung Juliusspital wird das Kloster Vogelsburg bis 2015 von Grund auf sanieren und dort ein First-Class-Tagungs- und Veranstaltungszentrum errichten. Wir würden uns wunderbar ergänzen und gegenseitig voneinander profitieren. Bis jetzt rechnen wir mit einem Budget von etwa 60 Millionen Euro. Da werden doch ein paar Cent übrigbleiben, um diesen alten Baum auszugraben und an andere Stelle wieder liebevoll hinzustellen?

    Der Rechtsanwalt Dr. Herzog aus Dettelbach schüttelt bedauernd den Kopf:

    Tut mir leid, aber das Gericht hat den ausdrücklichen Schutz des historischen Baumes betont. Ein Umpflanzen haben wir natürlich sofort vorgeschlagen, aber die Richter lehnten dies ausdrücklich ab. Die Wurzeln könnten beschädigt werden. Unsere Gegner haben sogar versucht, ihn als Naturdenkmal aufwerten zu lassen.

    Wisst ihr eigentlich, ereifert sich der Winzer, um was für einen Baum es sich hier handelt? Das ist ein Riesenmiststück. Der hat einen Umfang, da könnten wir uns alle die Hand geben, um ihn zu umfassen. Der ragt doch fast in die Wolken und die Zweige reichen mindestens 30 Meter über das Wasser. Welcher Trottel von Bootsbesitzer will unter einem solchen Ungetüm festmachen. Bricht einer von den Riesenzweigen ab, ist sein Boot versenkt und Licht zum Sonnenbaden bekommt er auch nicht. Der scheiß Baum ist eine Plage und ein großes Risiko für unsere Marina. Sehen so deine berühmten Beziehungen aus?

    Reg' dich bitte wieder ab, fährt der Hausherr dazwischen. Wir haben geschmiert, wen wir konnten und andere haben wir unter Druck gesetzt. Schließlich kennen wir so manche, noch unbekannte Sünde. Wir haben das benötigte Land zu einem ausgesprochen günstigen Preis in unseren Besitz gebracht und eigentlich können wir mit dem Ergebnis doch sehr zufrieden sein. Es hätte viel schlimmer kommen können. Ein Naturschutzgebiet, und alles wäre umsonst gewesen. Alle, ich betone noch einmal, alle Bauvorhaben und auch die möglichen Erweiterungen in kommenden Jahren, sind genehmigt. Morgen könnten die Bagger bereits anrollen.

    Die einzige Frau am Tisch, Gisela Endras, Besitzerin einer Bauunternehmung in Würzburg und Steinfurt, geschätzt 60 Jahre alt, aber mit kerzengerader Haltung, einem straffen, fast dürren Körper und einem herausforderndem Blick, der Härte und Durchsetzungsvermögen signalisiert, lächelt den Hausherrn spöttisch an:

    Ich habe schon gehört, wie du einen Teil der Grundstücke erworben hast. Man könnte annehmen, du hast nicht nur Freunde in diesem Land. Aber zu deinem Einwurf, meine Mitarbeiter und die notwendigen Maschinen sind jederzeit einsetzbereit. Ich habe weitere Arbeiter eingestellt und zusätzliche Baumaschinen kann man heute glücklicherweise mieten. Wenn das Architektenbüro die konkreten Pläne bereit hält, legen wir los. Aber die Arbeiter wollen bezahlt werden, das erforderliche Material gibt es nicht umsonst und Maschinen kosten Geld. Stimmen unsere Finanzen?

    Ein weiterer Gast, Rudolf Göbel, klein, beleibt mit unruhigen Händen, die stets etwas bewegen müssen, Vorsitzender der Raiffeisenkasse Volkach, nickt eifrig:

    Alle Beteiligten haben ihre zugesagten Beiträge auf unser Konto überwiesen. Wir verfügen zurzeit über ein Barvermögen von 32 Millionen Euro. Wenn die ersten Bauerfolge sichtbar sind, wird die Bank sicher mit einsteigen.

    "Würde mich auch wundern, da du doch der Vorsitzende des Bankvorstandes bist.

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