Die Einen lieben es, den Anderen wird übel: Eine Winterreise im Frühling
Von Meerlila Blu
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Die Kreuzfahrtbranche boomt. Die Einen sind schon süchtig, die Anderen wollen es unbedingt ausprobieren und manchen wird eben übel. Die Geschichte entführt den Leser auf eine Reise, bei der nicht alles ganz nach Plan läuft.
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Buchvorschau
Die Einen lieben es, den Anderen wird übel - Meerlila Blu
Vorfreude
Puh, mit einem Ruck zog Jenna den Reißverschluss am letzten Koffer zu. Mal wieder stand eine Kreuzfahrt an, aber diesmal prophezeite der Wetterbericht absolut kein Frühlingserwachen. Da war sogar von Schnee die Rede, und das Ende April. Dabei zählte Jenna seit Monaten die Tage bis zur Abreise. Im letzten Jahr hatten sie auf eine Reise verzichtet und die letzte Kreuzfahrt lag nun schon zwei Jahre zurück. Bis dahin hatte es Jenna , ihren Mann Daniel und den gemeinsamen Sohn Lukas jedes Jahr aufs Meer gezogen, aber seit ihre Eltern sich ihnen vor einigen Jahren angeschlossen hatten, mussten sie anderweitig jemand finden der ihren inzwischen reichlich betagten Hund für eine Woche aufnahm.
Nun aber sollte es in zwei Tagen endlich losgehen. Dass man um diese Jahreszeit keine Wettergarantie bekommt war eigentlich allen klar gewesen. Zumindest wenn man nicht in den Süden fliegt, sondern die Reise im Norden beginnt. Daniel war seit Tagen ein Nervenbündel, weil für ihn der Urlaub erst begann wenn er die Familie zum Starthafen chauffiert hatte und am Hamburger Terminal endlich das Auto in die Hände des Parkservice geben konnte. Der Parkplatz war schon seit einem halben Jahr gebucht, aber in letzter Minute hatte sich der Terminal für die Abreise noch einmal geändert. Voller Schreck hatte Jenna festgestellt, dass auf der Bestätigung des Parkservice noch Steinwerder stand, während das Schiff am Terminal Hafencity anlegen würde. Zum Glück konnte die Dame am Telefon sie beruhigen, man war selbstverständlich schon über die Änderung informiert schließlich sei man Partner der Reederei und außerdem war der gebuchte Parkplatz an das Schiff gekoppelt, so dass man sie am Terminal Hafencity erwarten würde. Na, dem Himmel sei Dank. Eigentlich konnte gar nichts schief gehen. Immerhin hatten sie diesen Service immer dann in Anspruch genommen, wenn sie auf eine Flugreise verzichtet hatten und bisher hatte es nie einen Grund für Beanstandungen gegeben. Gut dass sie auch diesmal den Wagen nahmen, das Gepäck türmte sich immer höher und im Flugzeug hätten sie diese winterliche Ausstattung nicht mitnehmen können. Jenna sah sich noch einmal im Zimmer um, doch, sie hatte an alles gedacht. Neben den dicken Winterjacken waren sogar lange Unterhosen im Gepäck. Ihre wärmsten Stiefel hatte Jenna als allererstes eingepackt, auch wenn sie hoffte sie ebenso wenig zu brauchen wie die dicken Pullover wegen denen die Koffer kaum zu gingen.
Das Piepsen ihres Handys riss Jenna aus ihren Gedanken. „Bist du fertig mit packen? Ich weiß gar nicht ob alles was ich bereit gelegt habe in die Koffer passt. Allem Anschein nach war Jennas Mutter noch nicht ganz fertig. Hoffentlich nahmen ihre Eltern genug warme Kleidung mit, sie hatte es ihnen oft genug eingebläut. Jenna, Daniel und Lukas hatten schon zwei ähnliche Routen befahren und wussten wie kalt die Abende auf einem Schiff im Norden sein können. Aber tagsüber hatte immer die Sonne geschienen und Regen gab es eigentlich nie. Gerade als ihre Zuversicht zu wachsen begann fiel ihr wieder ein, dass es auch im Mittelmeer nie Regen auf einer ihrer Seereisen gegeben hatte. Bis ihre Eltern mitfuhren und Jennas Vater im Hafen von Civitaveccia völlig durchnässt und mit deutlichem Vorwurf in der Stimme gefragt hatte „hast Du nicht gesagt, hier würde es bestimmt nicht regnen?
. Jenna beschloss optimistisch zu bleiben. So ein Kreuzfahrtschiff hatte schließlich auch bei schlechtem Wetter einiges zu bieten, auch wenn es dann nicht ganz das Selbe war.
Lukas war erst acht Jahre alt als das Kreuzfahrtfieber sie gepackt hatte und bis jetzt hatten sie immer eine Kabine mit ihm geteilt. Allerdings war dies schon vor zwei Jahren nicht mehr so einfach gewesen. Der inzwischen vierzehnjährige fühlte sich von seinen Eltern schon sehr in seiner Privatsphäre gestört und so hatte Lukas diesmal von vorneherein erklärt, dass er nicht mehr bereit war sich eine Balkonkabine mit ihnen zu teilen. Klar, immerhin war er jetzt sechzehn und Jenna war durchaus bereit ihrem Sohn eine eigene Kabine zu gönnen. Sie hatte allerdings die Bedingung gestellt, dass die Kabinen zumindest nebeneinander lagen. Obwohl sie schon ein halbes Jahr im Voraus gebucht hatten war da nichts mehr zu machen. Bevor Lukas seinen Wunsch durchsetzen konnte lieber alleine zu Hause zu bleiben, hatten sie in den sauren Apfel gebissen und eine Suite gebucht. Nun sollten sie doch wohl ausreichend Platz haben und Lukas konnte in einem anderen Raum schlafen als seine Eltern. Die Aussicht auf einen eigenen Whirlpool im Bad hatte schließlich auch Lukas begeistert und Jenna tröstete sich jetzt mit diesem Gedanken über die schlechte Wettervorhersage hinweg. Außerdem war da ja noch das private Sonnendeck im Bug des Schiffes, die Aussicht würde bestimmt phantastisch sein. Daniel hatte zwar schon seine Bedenken angemeldet, aber Jenna war sehr neugierig auf die Suite. Zu Daniels vierzigstem Geburtstag hatte Jenna schon einmal die Luxus-Variante gebucht und im Fahrtwind hatten sie dann kaum die Tür auf das Außendeck aufdrücken können, aber das Schiff war schließlich auch kleiner gewesen. Es wird bestimmt toll, Hauptsache Urlaub, dachte Jenna. Dass das dritte Bett in der Suite auch nur wieder ein klappbarer Sessel und kein richtiges Bett war hatte sie leider zu spät gemerkt und war jetzt nicht mehr zu ändern. Auch wenn man für den Preis nun wirklich ein richtiges Bett hätte erwarten können. Es war ja nur für eine Woche und notfalls würde sie eben einfach mal mit Lukas tauschen.
Einsteigen, Aussteigen, Umsteigen
„Ich bin gerade auf dem Weg zu Deinen Eltern erklärte Daniel Jenna über die Freisprecheinrichtung im Auto, „wenn du nun auch kommst hätten wir dein Auto schon mal da
. Jennas Gesicht war ein einziges Fragezeichen. Morgen ging es ab in den Urlaub und sie hatte tausend Dinge zu erledigen. Ihre Eltern würde sie eine ganze Woche lang sehen, warum sollte sie jetzt hinfahren. Später würden sie sowieso den Hund und das gesamte Gepäck schon rüber bringen, dann brauchten sie morgen früh nur noch ins fertig gepackte Auto zu steigen und konnten starten. „Wenn wir nachher Dusty zu Deinen Eltern bringen wollen musst du ihn ihm Auto festhalten. In seine Box in den Kofferraum schafft er es nicht mehr, und alleine auf der Rückbank, na ich weiß nicht, der nimmt mir das Auto auseinander." Da war was Wahres dran. Sie hatten Dusty als drei Monate alten Hund aus dem Tierheim geholt und ihm ein liebevolles Zuhause gegeben. Aber er war mit Abstand der verrückteste Hunde den sie je hatten. Zu Anfang hatte das arme Tier überhaupt nichts essen wollen und es war Jenna und Daniel nur mit Hilfe von Leberwurst gelungen ihn zur Nahrungsaufnahme zu bewegen. Dafür war er aber umso dankbarer für jede Art von Zuneigung. Abends lag er in Jennas Armbeuge auf der Couch und schlief tief und fest. Inzwischen waren zwölf Jahre vergangen und Dusty war seit Langem aus der Armbeuge herausgewachsen. Nur wahrhaben wollte er das nicht. Noch immer drängelte er jeden Abend so lange bis zumindest sein Kopf seinen Stammplatz erreicht hatte. Nachdem er einmal Vertrauen zu seinen neuen Besitzern gefasst hatte bekam er auch Spaß am Essen, so dass sich der kleine Wurm mit den Jahren in einen ausgewachsenen Schäferhund mit Kurven entwickelt hatte. Dass er aber nicht mehr in den Kofferraum springen konnte lag eher an seinem Alter. Die wilden Jahre waren vorbei. Nur war es ihnen nie gelungen ihm die Angst vor allem was ratterte und knatterte oder sich allzu schnell bewegte zu nehmen. Bei jedem Mofa das ihm begegnete reagierte er ebenso empört wie auf den Staubsauger. Fremde Hunde und Menschen mit Kopfbedeckung machten aus Dusty ein gefährliches Raubtier. Allerdings nur solange am anderen Ende seiner Leine Daniel oder Jenna waren. Alleine wäre er vor Angst gestorben. Nicht zuletzt aus diesem Grund hatten sie den großen Hund immer in einer speziellen Transportbox im Kofferraum transportiert. Heute musste es also mal ohne gehen.
Seufzend griff Jenna nach den Autoschlüsseln. Daniel hatte Recht, besser