Manni, kannst Du uns das mal erklären?: Neues vom Stammtisch aus Wanne-Eickel
Von Jörg Müller
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Buchvorschau
Manni, kannst Du uns das mal erklären? - Jörg Müller
Der Autor
Jörg Müller
Manni, kannst Du uns das mal erklären?
Neues vom Stammtisch aus Wanne-Eickel
Eine Liebeserklärung an die leider aussterbende
Kneipenkultur im Ruhrgebiet
2. überarbeitete und ergänzte Auflage
Die Mannis sind in den Jahren 2011 bis 2020 entstanden.
Ergänzt werden sie durch vier Theaterstücke aus der Reihe:
„Politisches Theater in Berlin" von Manni Klugmann
--
Dieses Buch ist all den Menschen gewidmet, die sich immer zuerst für das Wohl ihrer Mitmenschen und erst danach für ihr eigenes Wohlergehen engagieren.
Jeder ziehe sich den Schuh an, der ihm passt.
Der Autor, Jahrgang 1956, ist ein echter Wanner-Eickeler Junge. 2011 hat er damit begonnen, Bücher zu schreiben, in denen er seine Eindrücke, die er im Verlauf seines abwechslungsreichen Lebens im Ruhrgebiet gewonnen hat, verarbeitet.
Schon als er in jungen Jahren mit seinem Vater ab und an mit in dessen Stammkneipe gehen durfte, begeisterte ihn die dortige Atmosphäre. Jeder kannte jeden und die Wirtin war die uneingeschränkte Chefin im Ring und kannte alle Stärken und Schwächen ihrer Gäste.
Um die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu ziehen, waren alle Mittel erlaubt. Es wurde gelogen, dass sich die Balken bogen. Aber, was den Autor am meisten faszinierte, war die Fähigkeit einiger „Experten", basierend auf einem fundierten Halbwissen selbst die kompliziertesten Themen einfach und verständlich zu analysieren und zu erklären.
Mit Manni, kannst Du uns das mal erklären? Neues vom Stammtisch aus Wanne-Eickel möchte der Autor diesen Experten ein Denkmal setzten.
Bisher vom Autor erschienen:
Als Buch:
Herbert und die blau-weißen Zecken, ein Fußballmärchen
Erschienen in der Kolloss Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH,
Stöckstraße 17 in 44649 Herne, www.kolloss.de
Als E-Book:
Meier im Quadrat, ein Unternehmermärchen
Die Arche der Sonnenkinder
Manni, kannst Du uns das mal erklären?
©2020 Jörg Müller
Vorwort zur überarbeiteten Auflage:
Deutschland ist Gott sei Dank ein demokratisches Land, und es ist ein Privileg, hier in Frieden und Wohlstand leben zu dürfen.
Trotzdem fühlen wir, die Bürgerinnen/Wählerinnen und Bürger/Wähler, uns immer öfter von unseren politischen Stars missverstanden und von einer Informationsflut überfordert.
Deshalb ist es wichtig für uns alle, dass wir die schwierigen Dinge einfach erklärt bekommen und dem politischen Establishment immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass es sich nicht auf seinen nicht selbstverdienten Lorbeeren ausruhen darf und wir, das Volk, der Souverän sind. Und um das sicherzustellen, braucht es kluge und unabhängige Köpfe, die unseren Volksvertretern kritisch auf die Finger schauen.
Völlig überraschend meldet sich seit 2011 eine Stimme aus Wanne-Eickel zu Wort, die das Potenzial hat, vielen Menschen in unserer Republik aus der Seele zu sprechen. Die Person zu dieser Stimme heißt Manni Klugmann.
In dem vorliegenden Buch handelt es sich um eine Überarbeitung der ersten Mannis aus 2015.
Neue Mannis sind hinzugekommen und werden ergänzt durch vier Theaterstücke aus der Feder von Manni Klugmann, die mit großem Erfolg im Politischen Theater in Berlin aufgeführt werden.
Viel Spaß beim Lesen, auch, wenn der eine oder andere ältere Manni –leider- immer noch aktuell ist.
1 Kurt Beck
Unser Thema des heutigen Abends:
Kurt Beck und der neue Flughafen in Berlin
(Der erste Manni von 2011 und immer noch aktuell!?!)
Unterstellen wir, dass Herr Beck ein aufrechter und ehrlicher Mensch ist.
Unterstellen wir weiterhin, dass Herr Beck es ernst meint, wenn er sagt: „Wir müssen dem Volk aufs Maul schauen".
Gestehen wir vielen Menschen in Rheinland-Pfalz zu, dass sie der Meinung sind/waren, dass Kurt Beck über einen langen Zeitraum ein sehr guter Landesvater für die Rheinland-Pfälzer war.
Mit diesen Unterstellungen und dem Zugeständnis ausgestattet, sehen wir als nicht Rheinland-Pfälzer staunend einer spannenden, aus unendlich vielen Folgen bestehenden Dokusoap mit Herrn Beck in der Hauptrolle und mehreren grünen Statisten in Nebenrollen zu.
Titel der Soap: Vom (politischen) Senkrechtstarter zum (politischen) Tiefflieger.
Untertitel: Die Mainzer Variante des Films: Quax, der Bruchpilot.
Als vor Jahren die politische Lichtgestalt unserer Partei aus Deutschlands hohem Norden und anschließende Eintänzerin in der Kantine der Krabbenfischer von St. Peter-Ording, unsere Heide S., einigen männlichen Politgrößen attestierte, als Tiger abgesprungen und als Bettvorleger gelandet zu sein, hat sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht an den lieben Kurt aus Mainz gedacht.
Es ist auch nach den Vorkommnissen der letzten Tage rund um den Nürburgring davon auszugehen, dass aktive Tierschützer jeden Vergleich von Herrn Beck mit einem Tiger mit einer sofortigen Klage vor dem Internationalen Tierschutzgerichtshof beantworten würden.
Was also ist los in Rheinland-Pfalz? Was treibt Kurt Beck, den Ministerpräsidenten von grünen Gnaden, zurzeit an/um?
Ein (ehemals) beliebter Landesvater, der, was für ihn spricht, aus einfachen Verhältnissen stammt (was immer das auch bedeuten mag), hat vor mehreren Jahren völlig den Boden unter den Füßen und die Mäuler seiner Wähler aus den Augen verloren.
In der Abgeschiedenheit des idyllischen Rheinland-Pfalz hörte Kurt die Rufe, die in der zweiten Hälfte einer Saison durch alle Stadien der Fußballbundesliga schallen: Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin.
Also machte sich Kurt, der Bodenständige, auf den Weg nach Berlin, der Bodenlosen. Dort stellte er schnell fest, dass ein kleiner netter Salamander aus Steinfeld keine Chance gegen die riesigen und hinterhältigen Schlangen im Politterrarium von Berlin hatte. So sehr der kleine Salamander sich auch mühte, den großen Schlangen aufs Maul zu schauen und zu verstehen, was eigentlich um ihn herum vorging, umso weniger hatte er Erfolg. Er musste zu jedem Zeitpunkt aufpassen, dass er nicht von seinen (Schlangen-) Freunden gefressen wurde. Kurt wurde erst wütend und resignierte dann doch sehr schnell. Er sehnte sich zurück nach seiner Heimat, wo ein Salamander noch respektiert wurde, auch von Schlangen. Denn davon gab es auch in Rheinland-Pfalz genug.
Aber Kurt wollte nicht mit leeren Händen von Berlin nach Steinfeld zurückkehren. Da kam ihm sein Parteifreund „Das-ist-auch-gut-so-Wowi", eine bekannte Berliner Schlange, unerwartet zu Hilfe. Wowi nahm Kurt kurz vor dessen Abreise aus Berlin zur Seite:
„Mein lieber Freund Kurt (Kurt lief bei diesen Worten ein Schauer über den Rücken), ich möchte dir zu deinem plötzlichen Abschied, den ich von ganzem Herzen bedaure, einen Geheimtipp mit auf deinen weiteren politischen Weg geben:
Tust du Gutes, freuen sich die Wählerinnen und Wähler und vergessen dich ganz schnell. Wenn du aber zum Beispiel Schulden in deinem Land auftürmst, die alles bisher da gewesene übertreffen, bleibst du auf ewig in den Köpfen der Menschen. Und was will man mehr als Politiker, als auf Dauer unvergessen zu sein."
Kurt sah Wowi mit seinen Steinfelder Augen fragend an. Wowi legte jetzt freundschaftlich seinen Arm um ihn. Bei Kurt schrillten alle Alarmglocken. Wenn bloß seine Rosi nichts davon mitbekam.
„Mein lieber Freund Kurt, deshalb heißen die fünf Zauberworte für die politische Unsterblichkeit: Wohltaten verteilen und Schulden machen. Und je beliebter du beim Wahlvolk wirst, umso mehr Schulden kannst du unbemerkt und ungestraft machen. Man wird dich immer mehr lieben und schon bald wirst du unsterblich sein. So wird das in Berlin schon seit 1948 gehandhabt. Nimm dein großes Vorbild Willy Brand. Er wird heute noch von uns Berlinern geliebt."
Kurt bedankte sich und stieg nachdenklich in sein Auto und schlief erschöpft von den Strapazen der letzten Wochen und Monate ein. Die Worte von Wowi verfehlten selbst im Schlaf nicht ihre Wirkung.
Als Kurt kurz vor Mainz wieder aufwachte, hatte er die Lösung: Das Projekt Nürburgring! Hier konnte er bei der Realisierung Schulden ohne Ende machen und sich dann bestimmt sicher sein, dass ihn die Rheinland-Pfälzer nach Fertigstellung dieses Projektes nie mehr vergessen würden.
Kurt ging voller Energie ans Werk.
Je unfähiger seine Berater waren, umso mehr waren sie für die Umsetzung seines Projektes geeignet. Und Kurt bewies ein glückliches Händchen bei der Auswahl seiner Berater.
Sein Meisterstück lieferte er allerdings nach der letzten Landtagswahl (2011) in Rheinland-Pfalz ab. Er band die einzigen hartnäckigen Gegner seines Projektes, die Partei der Gutmenschen und Besserverdiener, mit in die Regierungsverantwortung ein.
Der Erfolg gab ihm Recht. Mit dem Projekt setzte unser Kurt nicht nur mehrere 100 Millionen Euro in den Sand, er war sich auch sicher, dass der Wowi in Berlin vor Neid erblassen würde.
Aber Wowi war für Kurt in jeder Hinsicht eine Nummer zu groß. Als die Kunde von den Verlusten des Nürburgringprojekts von Mainz nach Berlin drang, nahm Wowi seinen alten Kumpel Matthias P. an die Seite:
„Matthias, wir dürfen uns von dem Salamander aus Mainz mit seinem Schwachsinnsprojekt auf keinen Fall die Schau stehlen lassen. Hast du eine Idee, wie wir die Verluste vom Kurt noch toppen können?"
Matthias hatte.
„Ich sage nur ein Wort: Flughafen."
Wowi nickte anerkennend. Da würde der Kurt aber Augen machen.
Und die Moral von (in) der Geschicht‘?
Es gibt keine!
Uli, mach mal zehn Pils auf meinen Deckel.
Prost!
2 Krankenhaus
Unser Thema des heutigen Abends:
Warum gibt es eigentlich Krankenhäuser?
Unterstellen wir, dass keiner von uns gerne krank ist.
Unterstellen wir weiterhin, dass uns unsere Gesundheit lieb und teuer ist.
Gestehen wir den Krankenhausbetreibern zu, dass sie schwarze Zahlen schreiben wollen (und müssen).
Mit diesen Unterstellungen und dem Zugeständnis ausgestattet, nähern wir uns dem heutigen Thema.
Fangen wir mit dem Begriff Krankenhaus an. Ein Krankenhaus ist ein Haus für Kranke. Das hört sich gut und logisch an.
Da ich voraussetze, dass ihr alle wisst, was ein Haus ist, wenden wir uns der schwierigeren Frage zu: Was ist ein Kranker?
Ein erster Definitionsversuch: Ein Kranker ist ein ehemals Gesunder, der jetzt nicht mehr gesund ist. Das klingt wieder logisch, reicht uns aber noch nicht. Wenden wir uns deshalb den Gesunden zu. Das Besondere an den Gesunden ist, dass sie über eine gute Gesundheit verfügen.
Gesundheit beschreibt den idealen Zustand optimalen Wohlbefindens. Dies bedeutet, dass gesunde Menschen jederzeit in der Lage sind, einen 100%igen Beitrag zum reibungslosen Funktionieren unseres Gemeinwesens zu leisten.
Im Gegensatz dazu beschreibt Krankheit den Zustand einer körperlichen, geistigen oder psychischen Störung bei einem ehemals gesunden Menschen.
Körperliche und geistige Störungen sind selbst für Laien relativ leicht zu erkennen. Bei den psychischen Störungen wird dies schon schwieriger. Aber unsere Ärzte haben ja im Gegensatz zu uns studiert.
Kranke Menschen zeichnen sich dadurch aus, dass sie während des Zeitraums, in dem sie krank sind, ihre Aufgaben als Teil unserer Gesellschaft nicht oder nur eingeschränkt erfüllen (können). Es liegt deshalb in unser aller Interesse, dass diese kranken Menschen schnell wieder gesund werden und zu 100% ihren Beitrag für unsere Gesellschaft leisten können. Deshalb kommen diese kranken Menschen zur Pflege in ein Krankenhaus.
Aber es gibt kein Licht ohne Schatten. In den Krankenhäusern kommt es (unerwartet?) zu einem Interessenskonflikt. Auf der einen Seite stehen wir, die Patienten. Wir wollen gerne so gepflegt werden, dass wir schnellstmöglich gesunden und das Krankenhaus verlassen können, um einen 100%igen Beitrag zum reibungslosen Funktionieren unseres Gemeinwesens zu leisten. Dem gegenüber stehen die Betreiber der Krankenhäuser, die den größten Wert darauf legen, dass die Betten der Krankenhäuser möglichst zu 100%, besser noch zu 200% belegt werden.
200%? Wie geht das denn?
Ganz einfach. Der gesund gepflegte Exkranke wird nicht am Mittag oder Abend geheilt entlassen, sondern erst am nächsten Morgen gegen 7.30 Uhr, weil sich der Chefarzt persönlich während einer 15 Sekunden dauernden Visite noch einmal davon überzeugen will, dass der Exkranke sich nicht über Nacht eine neue körperliche, geistige oder psychische Störung zugezogen hat und somit zum Neukranken wird, was bekanntermaßen in den Krankenhäusern keine Seltenheit ist, vor allen Dingen, wenn das Krankenbett nicht sofort neu belegt werden kann. Während der Chefarzt nun scheinheilig dem Gesunden einen guten und sicheren Heimweg wünscht, berechnet die Verwaltung des Krankenhauses der Krankenkasse des Gesunden einen vollen Tag. Nachdem die Putzkolonne eines Subunternehmers die Spuren des Neu-Gesunden innerhalb von 3,5 Minuten beseitigt hat, wird das gerade freigewordene Bett um 8.00 Uhr von einem neuen Kranken belegt. Hierfür berechnet die Verwaltung des Krankenhauses der Krankenkasse des neuen Kranken ebenfalls einen vollen Tag.
Und das Beste daran ist: alle sind zufrieden.
Der Gesunde, weil er schon so früh nach Hause darf, für diesen Tag noch krankgeschrieben ist und somit einen zusätzlichen Urlaubstag auf Kosten seines Arbeitgebers genießen darf.
Der neue Kranke, weil er von diesem hervorragenden Krankenhaus schon so früh ein Bett zugewiesen bekommt (um 8.04 Uhr wird er schon an die ersten Geräte angeschlossen).
Der Betreiber des Krankenhauses, weil er gerade völlig legal den Umsatz für ein Krankenhausbett mit einem minimalen Aufwand (3,5 Minuten Putzkolonne) verdoppelt hat.
Der Chefarzt, weil er eine Prämie bekommt, weil er dieses (miese und für uns Krankenversicherte sehr teure) Spiel mitmacht.
Das funktioniert auf Dauer natürlich nur, wenn jederzeit so viele Kranke zum Gesundwerden im Krankenhaus sind, dass die Kosten, die das Krankenhaus jeden Tag verursacht, mindestens gedeckt sind.
Um das sicherzustellen, bauen die Krankenhausbetreiber auf eine zwei-Säulen-Strategie:
Sie weisen uns Gesunde eindringlich darauf hin, dass wir nur dann eine optimale Versorgung als Kranke erwarten können, wenn es gute Krankenhäuser gibt. Und gute (und profitable) Krankenhäuser gibt es nur, wenn genügend Kranke zum Gesundmachen zur Verfügung stehen. Deshalb lautet die klare Botschaft der Krankenhäuser an die Gesunden:
Liebe Gesunde, wenn nicht genug Gesunde krank werden, müssen wir dicht machen. Und wenn wir dicht machen müssen, habt ihr ein Problem, wenn ihr mal krank seid und schnell wieder gesund gepflegt werden wollt. Also überprüft euch dauernd, ob ihr wirklich 100%ig gesund seid. Wenn ihr unsicher seid, kommt schnell zu uns.
Darauf aufbauend werden wir Gesunde täglich darauf hingewiesen, welches Krankheitspotenzial sich in unseren Körpern befindet, und welche tollen Geräte Tag für Tag entwickelt und teuer an die Krankenhäuser verkauft werden, um uns unsere bis dato nicht bekannten Zipperlein wegzuoperieren.
Da sind wir natürlich beruhigt und gehen neugierig gerne in das Krankenhaus unseres Vertrauens, um uns überraschen zu lassen, was uns unser Stammkrankenhaus an Neuigkeiten auf dem Gerätesektor zu bieten hat.
Und so gibt es in einem Krankenhaus nur Gewinner:
Die Hersteller der medizinischen Wundergeräte, die immer neue Maschinen für immer neue Krankheiten mit atemberaubenden Gewinnmargen auf den Markt schmeißen, und dann für viel Geld den Verantwortlichen (Krankenhausbetreiber und Ärzte) bei Seminaren auf den Seychellen den Kauf dieser Geräte schmackhaft machen.
Die Krankenhausbetreiber, weil sie mit der Angst von uns Gesunden vor dem Krankwerden spielen, uns zum Operieren mit supermodernen Geräten an bisher von uns unbeachteten Stellen unseres Körpers in ihre Häuser locken, und dann unsere Krankenkassen mit immer höheren Rechnungen überraschen. Hierbei werden sie tatkräftig von den Hausärzten unseres Vertrauens unterstützt, die immer wieder neue Krankheiten bei uns Gesunden entdecken, die unbedingt schnell operiert werden müssen, am besten im Krankenhaus, das das volle Vertrauen unseres Hausarztes genießt. Der finanzielle Dank des Krankenhausbetreibers ist dem Hausarzt gewiss.
Uns ehemals Gesunde und jetzt Dauerkranke, die wir das Gefühl haben, dass wir uns durch die vielen Operationen dem Idealzustand des optimalen Wohlbefindens immer mehr nähern, ohne ihn wegen der immer wieder neuen notwendigen Operationen jemals zu erreichen.
So weit, so gut.
Gibt es auch Verlierer bei diesem Gewinnspiel?
Die Antwort wird euch nicht wirklich überraschen.
Krank sein und im Krankenhaus gepflegt zu werden, kostet Geld, sehr viel Geld. Und da die Behandlungskosten zum Beispiel für Operationen im Krankenhaus die Krankenkassenbeiträge des Einzelnen um ein Vielfaches überschreiten, legen unsere Krankenkassen die in Richtung unendlich steigenden Krankenhausbehandlungskosten auf uns alle um. Wir alle, ob gesund oder krank, jung oder alt, sorgen heute und in Zukunft mit steigenden Krankenkassenbeiträgen dafür, dass wir für den Fall, dass wir vielleicht einmal im Leben Gast in dem Krankenhaus unseres Vertrauens sind, die vielfältigen Behandlungsmethoden ausprobieren dürfen.
Und welche Rolle bleibt uns in diesem Spiel?
Wenn wir gesund sind, sollten wir Gott täglich dankbar sein und die höheren Krankenkassenbeiträge zum Wohl der Krankenhausbetreiber weltmännisch schlucken und bezahlen, oder
Uns regelmäßig operieren zu lassen, um einen Großteil der hohen Krankenkassenbeiträge über moderne Ersatzteile für unseren Körper wieder reinzuholen.
Und die Moral von (in) der Geschicht‘?
Es gibt keine!
Uli, mach mal zehn Pils auf meinen Deckel.
Prost!
3 Kuhhandel
Unser Thema des heutigen Abends:
Was ist eigentlich ein Kuhhandel?
Unterstellen wir, dass zu einem Handelsgeschäft mindestens zwei Parteien gehören.
Unterstellen wir weiterhin, dass Kühe bis heute noch nicht als erfolgreiche Händler in Erscheinung getreten sind.
Gestehen wir den Händlern zu, dass sie für den Fall, dass sie ihr Handelsziel nicht auf dem direkten (legalen) Weg realisieren können, Phantasie entwickeln, um ihr Ziel doch noch zu erreichen.
Mit diesen Unterstellungen und dem Zugeständnis ausgestattet, nähern wir uns dem heutigen Thema.
Der Begriff Kuhhandel setzt sich aus den beiden Worten Kuh und Handel zusammen.
Beginnen wir mit Kuh: Eine Kuh ist ein vierbeiniges Tier aus der Familie der Rindviecher. Um eine echte Kuh zu sein, muss ein weibliches Rindvieh mindestens ein Kalb gesund zur Welt gebracht haben.
Unter Handel versteht man den Austausch von Waren und Gütern mit dem vordergründigen Ziel, die Bevölkerung mit allem Nötigen und Unnötigen zu versorgen und dem hintergründigen Ziel, viel Geld zu verdienen.
Ein Kuhhandel beschreibt nicht, wie man meinen könnte, den offiziellen Handel mit Kühen, sondern eine besondere Tauschvariante. Er zeichnet sich durch undurchsichtige Tauschabläufe mit vielen Neben- und Zusatzvereinbarungen aus, die nur ein Ziel haben, dasselbe mit allen, selten legalen und moralisch vertretbaren, Mitteln und Tricks zu erreichen. Dabei ist es von besonderer Bedeutung, den eigentlichen Tauschvorgang nachhaltig so zu verschleiern, dass er für Dritte nicht mehr nachvollziehbar und somit auch nicht angreifbar ist.
Dazu ein Beispiel aus dem täglichen Leben.
Die vermögende 80-jährige Witwe Frau Janna Huhlke möchte gerne mindestens 100 Jahre alt werden. Anlässlich der jährlichen Routineuntersuchung erfährt sie, dass sie eine Säuferleber hat und deshalb dringend und schnellstens eine neue Leber benötigt. Sie wendet sich auf Anraten ihres Hausarztes an den Chefarzt für Organtransplantation Dr. Saubermann und bietet ihm 200.000€ für eine neue Leber, auf Wunsch auch ohne Quittung.
Ihr 60-jähriger Schwiegersohn, der schon lange darauf wartet, dass die Alte endlich himmelt, bekommt davon Wind, nimmt bei seiner Hausbank einen Kredit in Höhe von 400.000€ auf, den er nach dem Ableben von Frau Huhlke von der Erbschaft, die dann seiner Ehefrau zusteht, zurückzahlen will. Dann sucht er den Chefarzt Dr. Saubermann auf, um ihm folgenden Kuhhandel vorzuschlagen.
„Ich gebe Ihnen, sehr geehrter Herr Dr. Saubermann, 400.000€ in bar und ohne Quittung dafür, dass Sie meiner über alles geliebten Schwiegermutter als Gegenleistung eine vergammelte Schweineleber einsetzen. Begründung: Die Alte sieht nicht nur aus wie ein Schwein, sie benimmt sich auch so. Und da sie schon alt ist, ist eine alte Schweineleber genau das Richtige für sie."
Nachdem der unsympathische Schwiegersohn (ohne Geld, aber voller Vorfreude auf das baldige Ableben seiner über alles geliebten Schwiegermutter) endlich das Büro des Chefarztes Dr. Saubermann verlassen hat, sieht sich Dr. Saubermann mit zwei Problemen konfrontiert:
Er verfügt jetzt über 600.000€ Schwarzgeld.
Er kann kurzfristig weder eine vergammelte Schweine- noch eine Menschenleber besorgen.
Das zweite Problem löst sich am nächsten Tag von selbst. Es stellt sich nämlich heraus, dass im Labor die Leberwerte von Frau Huhlke mit alten Leberwerten von Harald Juhnke aus dem Archiv versehentlich vertauscht worden waren. Die Leber von Frau Huhlke wird locker noch 20 Jahre halten.
Um das erste Problem zumindest teilweise in den Griff zu bekommen, sucht der Chefarzt am nächsten Tag die ihm sympathische Frau Huhlke auf, um ihr die freudige Nachricht zu überbringen, dass sie Schwein gehabt hat und keine neue Leber benötigt. Anschließend gibt er der überaus glücklichen und dankbaren Frau die 200.000€ zurück.
Nach vier Wochen sieht sich der Schwiegersohn und Profikuhhändler mit zwei eng zusammenhängenden Problemen konfrontiert:
Die alte Kuh lebt immer noch und grinst ihn jedes Mal, wenn sie sich treffen, blöde an.
Der Bankdirektor hat ihm mit der Post zwei genau passende Daumenschrauben und einen Prospekt des ersten Bestatters am Ort zukommen lassen.
Der Schwiegersohn besucht daraufhin umgehend den Kuhhandelspartner seines Vertrauens, den Chefarzt Dr. Saubermann.
Der empfängt ihn ganz entspannt.
„Ich muss Ihnen gratulieren, Herr Schwiegersohn, Sie hatten recht. Frau Huhlke sieht nicht nur aus wie ein Schwein, sie hat es auch in einem Umfang, der auf keine Kuhhaut geht. Sie wird mindestens 100 Jahre alt."
Der Schwiegersohn, nun eine ganz arme Sau, fasst spontan den Entschluss, zukünftig alle Milchprodukte und Schweinefleischvariationen zu meiden, denn er kann die beiden Worte Kuh und Schwein einfach nicht mehr hören.
Dr. Saubermann sucht den Vermögensberater seines Vertrauens auf, um mit ihm über die Anlage der 400.000€, die er vom Schwiegersohn schwarz bekommen hat, zu sprechen. Dieser schlägt ihm einen Kuhhandel vor:
„Als erstes geben Sie mir die 400.000€ Schwarzgeld. Dann schreiben Sie mir für eine erfolgreiche Operation, die Sie an mir vorgenommen haben, eine Rechnung über 200.000€, die ich Ihnen umgehend von den 400.000€, die Sie mir geben haben, bezahle. Sie besitzen dann legal 200.000€. Die restlichen 200.000€ müssen Sie als „Waschgeld betrachten und abschreiben.
Dr. Saubermann ist begeistert, holt den Koffer mit den 400.000€ aus seinem neuen, aber noch nicht bezahlten, S-Klasse-Mercedes und übergibt dem Vermögensberater seines Vertrauens den Koffer.
Wieder in seiner Praxis angekommen, setzt er sich an seinen Schreibtisch und schreibt dem Vermögensberater seines Vertrauens vereinbarungsgemäß eine Rechnung über 200.000€ für eine erfolgreiche Operation.
Eine Woche später bekommt Dr. Saubermann ein Schreiben vom Anwalt des Vertrauens des Vermögensberaters seines Vertrauens.
Sehr geehrter Herr Dr. Saubermann, im Auftrag meines Mandanten, des Ihnen bestens bekannten und sehr seriösen Vermögensverwalters, möchte ich Ihnen mitteilen, dass mein Mandat es als eine Unverschämtheit empfindet, dass Sie ihm eine Rechnung für eine Operation zusenden, die Sie nachweislich nie durchgeführt haben. Mein Mandant ist auf das Tiefste von Ihnen enttäuscht und lehnt jeglichen weiteren Kontakt, gleich welcher Art, mit Ihnen ab. Die Rechnung sende ich Ihnen zur Entlastung meines Mandanten wieder zurück. Sollten Sie weiterhin auf der Begleichung der Rechnung bestehen, so werden wir den Fall zur Anzeige bringen.
Hochachtungsvoll
Der Anwalt des Vertrauens des Vermögensverwalters
Dem Chefarzt Dr. Saubermann wird mit einem Schlag klar, dass er ein selten dummes Schwein ist und er nun das Problem hat, dem Mercedeshändler seines Vertrauens klar zu machen, dass er kein Geld hat, um den neuen Benz zu bezahlen.
Aber da Dr. Saubermann weiß, wie es um die Leber des Mercedeshändlers seines Vertrauens steht, beschließt er spontan, demselben einen Kuhhandel vorzuschlagen.
Und die Moral von (in)