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DIN -CORONA: CORONA
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eBook229 Seiten3 Stunden

DIN -CORONA: CORONA

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Über dieses E-Book

Wieder tötet ein unheimlicher Killer zahlreiche Bürger Dinslakens. Angetrieben wird er durch die Ignoranz der Einwohner und der Unfähigkeit der zuständigen Stellen, die vorgegebenen Maßnahmen durchzusetzen. Die beiden Kriminalbeamten Ruben Weiss und Tamara Kirschstein stehen vor einem fast unlösbaren Fall. Prof. Dr. Siegwardt von Manntheuffel, der zuständige Pathologe und Freund der beiden, versucht ihnen, wie immer, zur Seite zu stehen. Unterstützt werden Sie ebenfalls von Oberstaatsanwalt Christian Brücker, der immer bestrebt ist, sein Team aus der Schusslinie zu halten. Einfach ist das nicht, denn die Stadtverwaltung und die landespolitischen Größen wollen Ergebnisse. Das Töten geht weiter. Die Entführung eines kleinen Mädchens bringt noch mehr Brisanz in das Geschehen. Tamara Kirschstein weicht nicht von der Seite ihres Kollegen, der einen ganz eigenen schweren Kampf an vorderster Front bestehen muss. Werden sie es schaffen, den Mörder zu finden und seiner gerechten Strafe zuzuführen? Kann das kleine Mädchen aus der Gewalt seines unberechenbaren und fast irren Entführers befreit werden? Die zusätzlichen widrigen Umstände einer Pandemie bringt alle Beteiligten an die Grenze ihrer Kraft.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum29. Dez. 2020
ISBN9783753140636
DIN -CORONA: CORONA
Autor

uli rudelringer

Geboren: Auf ganz normalem Wege, nicht wie heute, mit Smartphone und Instagram Profil: Reich und gut aussehend. Eloquent und emphatisch. Sexuell unersättlich. Lügt viel. Ziele: Mal nicht über negative Dinge nachdenken und viel Spaß haben Wünsche: Mit Freddy Mercury ein Duett singen/Fliegen ohne Hilfsmittel und frei sein/Die Liebe behalten/ Sehen, wer auf meiner Trauerfeier ist

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    Buchvorschau

    DIN -CORONA - uli rudelringer

    VORWORT

    SYPHILLIS und POCKEN, POCKEN, PEST, HIV, GRIPPE, SCHWEINEGRIPPE, SPANISCHE GRIPPE, ASIATISCHE GRIPPE, VOGELGRIPPE, SARS, H5N1, CHOLERA, EBOLA, TUBERKOLOSE, oder CORONA, nur um hier einige zu nennen, sind und waren ansteckend und teilweise tödlich. Woher kommen diese Plagen? Machen die Menschen Ihre Krankheiten selber. Sind sie die Verursacher? Sind die Menschen selber schlecht? Die meisten? Einige wenige? Rächt sich die Natur? Schlägt der blaue Planet zurück? Diese Fragen werden hier mit Sicherheit nicht beantwortet. Da müsst Ihr schon Fachbücher benutzen und bekommt trotzdem nicht Eure Antworten. Sucht in den sozialen Medien und vergesst das Internet nicht. Hört und seht Nachrichten. Glaubt Euren Nachbarn und Arbeitskollegen. Vertraut Freunden und Angehörigen. Wenn Ihr aber einmal abschalten wollt, dann lest hier weiter. Spannung und Blut sind nicht garantiert aber ihr könntet Euch auch viel schlechter langweilen. Oder gleich am Anfang das Buch einfach zerreißen.

    DINSLAKEN

    -CORONA-

    Die Claudiastraße lag friedlich und still da. Nur der wilde Regen störte die nächtliche Ruhe. Regina Malzer, die zweiundzwanzigjährige Studentin, die sich in ihren Semesterferien als Kassiererin bei NETTO betätigte um sich ein kleines finanzielles Polster zu schaffen, hetzte durch die herabstürzenden Fluten. Ihre Kleidung konnte den Wassermassen nicht trotzen, da sie lediglich eine dünne luftige Bluse übergezogen hatte. Diese war bereits vollkommen durchnässt, so dass ein Kälteschauer nach dem anderen über ihren Rücken jagte. Die Nippel ihrer Brüste drückten sich durch den dünnen Stoff, hinter dem sich die Konturen mehr als deutlich abzeichneten. Regina Malzer kämpfte gegen die sporadischen Sturmböen an. Ihr war schrecklich kalt. Verzweifelt blickte sie sich nach einem kurzzeitigen Unterschlupf um, obwohl sie es bis zum Irmgardweg nicht mehr weit hatte. Sie rannte über die Kreuzung zur Wilheminenstraße, weiter die Claudiastraße entlang. Auf der rechten Seite erblickte sie eine Bushaltestelle.  Sie hetzte darauf zu. Nun stand sie wenigstens nicht mehr im Regen. »Wird Zeit, dass ich nach Hause komme«, fluchte sie laut vor sich hin. »Ich hol mir ja sonst noch den Tod.« »Das könnte schneller gehen, als Sie denken«, erschreckte sie eine Stimme, direkt hinter ihr. Mit einem Schrei drehte sie sich herum. Vor ihr stand, in einen schwarzen Regenanzug gehüllt, eine ihr fremde Person, von der sie das Gesicht nicht erkennen konnte. Nur die Augen schauten aus einem schmalen Schlitz heraus. »Kann ich Ihnen meinen Schirm anbieten?«, fragte die Stimme freundlich und hielt ihr einen zusammengerollten Regenschirm entgegen. Regina Malzers Pulsschlag verringerte sich wieder. Och, scheint ja ganz okay zu sein, der Typ, dachte sie sich. »Das wäre sehr nett von Ihnen«, antwortete sie. »Kann ich Ihnen den morgen wieder zurückbringen?«, deutete sie auf den Schirm. »Kein Problem«, antwortete die Stimme. Regina Malzer griff nach dem Schirm. Sie verfehlte ihn ganz knapp. Mit einem Klacken kam er auf dem feuchten Boden zum Liegen. »Ups«, seufzte sie und bückte sich nach dem Schirm. Plötzlich spürte sie einen extremen Schmerz in der Gegend ihrer rechten Niere. »Au. Was zum Teuf...?« Ein erneuter, schlimmerer, Schmerz. Und noch einer. Sie sank zu Boden und stützte sich mit ihrer rechten Hand ab, mitten in einer großen Pfütze. Sie begriff nicht, was geschehen war. Ihr Oberkörper senkte sich auf den nassen Gehweg. Sie sah noch die Regentropfen und wie die Pfütze eine rote Farbe annahm. »Ist das schön…«, flüsterte sie ihre letzten Worte. Dann schlossen sich ihre Augen. Ein Blitz durchdrang die Nacht. Dieser beleuchtete eine skurrile Szene.  Vorsichtig befestigte eine kniende Gestalt eine Atemschutzmaske über Mund und Nase der am Boden liegenden Frau. Die Person zupfte noch einmal kurz daran und prüfte den korrekten Sitz, bevor sie zufrieden war. Langsam entfernte sich die vermummte Gestalt. Kalt glänzten die Regentropfen auf dem glatten wasserabweisenden Überzug. Bei jedem Schritt vollführte der Regenschirm eine kreisende Bewegung in der Hand der sich entfernenden Person.

    ***

    Der Notruf erreichte die Zentrale ein paar Minuten später. Der Fahrer eines Taxis hatte die leblose Gestalt auf der Straße liegen gesehen und sofort angehalten. Er hatte die Person vorsichtig an der Schulter gerüttelt, aber leider keine Reaktion bekommen. So hatte er beschlossen, den Notruf zu wählen. Danach eilte er zu seinem Kofferraum und entnahm diesem einen großen Regenschirm, den er sofort aufspannte und sich dicht neben das Opfer kniete, um wenigstens den meisten Regen abzuhalten. Dann wartete er.

    ***

    Ein mit einer Maske verdecktes Gesicht näherte sich dem ihrigen. Sie hatte Angst. Warum kam das Gesicht immer näher? Wer war das? Was sollte das? Sie bemerkte sein hämisches Grinsen, trotz der Maske. Ich kenne ihn. Ihre Gedanken suchten die Lösung. Er kam näher. Nur Zentimeter war sein Gesicht von ihrem entfernt. Seitlich schob sich etwas Glänzendes in ihr Blickfeld. Der Glanz wurde von etwas Rotem unterbrochen. Ist das Blut? Panik machte sich in ihr breit. Sie schrie. Ihre Arme wehrten die Gefahr ab und schlugen wild durch die Luft. Ein lauter Knall. Tamara Kirschstein öffnete ihre Augen. Sie lag in ihrem Bett. Schnell richtete sie sich auf. Ihre Decke lag auf dem Boden. Daneben die zerbrochene Nachttischlampe. Sie bemerkte, wie kalt ihr war. Das Shirt war schweißgetränkt und klebte an ihrem Körper. Sie versuchte es auszuziehen, was ihr nur mit einiger Mühe gelang. In hohem Bogen landete es direkt vor dem Wäschekorb. Ihr Atem ging nun gleichmäßiger. »Was soll denn nur die Scheiße?«, fragte sie sich selber. »Warum hab' ich nur diese bekloppten Albträume?« Immer wieder hatte sie sich diese Fragen gestellt. Nur wusste sie die Antwort nicht. Sie hatte ihrer Meinung nach keinerlei schwerwiegende Erlebnisse zu verarbeiten. Sie hatte nichts Schlimmes verdrängt. Zwar war sie als Kriminalkommissarin immer in Gefahr traumatische Situationen zu erleben, aber keine hatte sie bisher aus der Bahn werfen können. Selbst eine nicht mehr nett anzuschauende Leiche brachte sie um den Schlaf. Früher hatte sie sich an manchen Mordschauplätzen auch schon mal übergeben müssen. Diese Zeit lag hinter ihr. Dafür hatte sie in ihren jungen Jahren bereits genug schaurige Details ertragen müssen. Und diese hatten sie hart gemacht. Sie war überzeugt davon, mit sich im Reinen zu sein. Es gab nicht viel, was sie aus der Bahn werfen konnte. Viele Gründe, warum sie diese Albträume nicht verstand. Vorsichtig setzte sie ihre nackten Füße auf das Laminat. Sie wollte vermeiden, in eine der zahlreichen herumliegenden Scherben zu treten. Im Bad angekommen drehte sie die Dusche auf. Wieder brauchte sie eine geraume Zeit, um die richtige Temperatur einzustellen. Sie steckte ihren Kopf darunter. Die Temperatur war okay, also machte sie den letzten Schritt. Da hörte sie ihr Smartphone schellen. »Scheiße, Scheiße, Scheiße, verfluchte Scheiße nochmal!« Bereits mit dem letzten Fluch hatte sie das Wasser abgedreht und hastete zum Telefon. Der Tag begann.

    ***

    Das kann doch jetzt nicht wahr sein. Wie viele Deppen gibt es eigentlich immer noch? Gefährden sich und andere und haben dann noch eine große Fresse. Warum musste das immer sein? Konnten sich die Leute nicht an die Vorgaben halten? Immer war irgendwo einer dabei, dem das egal war. Die Leute waren so begriffsstutzig, so ignorant. Gerade für sie sollten doch die allgemeinen Verordnungen gelten. Sie, die auf alles schissen. Alles in den Dreck zogen. Denen andere egal waren. So konnte es nicht weitergehen. Auf keinen Fall. Sie mussten es lernen. Hier konnte nur die harte Tour helfen. Am eigenen Leib spüren. Fühlen, was sie anderen antaten. Sie mussten büßen. Für ihren Egoismus. Für ihre Selbstgefälligkeit. Für ihre Ignoranz. Für ihr unnützes Leben. Die Person war mit sich zufrieden. Sie wandte sich ihrer teuren Digitalkamera zu, einer CANON EOS 2000D, mit einer Auflösung von 24,1 Megapixeln. Die Kamera wirkte an dem daran befindlichen leistungsstarken Teleobjektiv, mit einer Brennweite von 200 bis 800 Millimetern, schon fast verloren. Nichtsdestotrotz machte sie hervorragende Bilder. Flinke Finger bewegten sich über die Einstellknöpfe des Menüs. Gerade wurden die letzten 54 gespeicherten Fotos von Regina Malzer gelöscht.

    ***

    Tamara Kirschstein sah ihren Kollegen, Kriminalhauptkommissar Ruben Weiss, aus seinem Auto steigen. Mit aufgespanntem Regenschirm ging sie ihm entgegen. »Wo hast Du Dich denn schon wieder rumgetrieben?«, fragte sie ihn frotzelnd. »Ging leider nicht eher. Musste meine Kleine noch unterbringen«, antwortete er. Seine Ex-Frau und er teilten sich das Sorgerecht. Diese Woche hatte er das Vergnügen, sich um die Fünfjährige zu kümmern. »Zum Glück hat meine Schwester gerade Urlaub. Sie hat die Kurze mit Freuden genommen, weil sie im Moment eh schon Schlafprobleme hat.« Er versuchte, geblendet von den zuckenden Blaulichtern, einen Blick in Richtung des Tatortes zu werfen. »Was haben wir denn überhaupt, Tamara?« Tamara Kirschstein deutete mit dem Finger auf seinen Beifahrersitz. »Vergiss Deine Maske nicht«, erinnerte sie ihn. Die allgemeinen Verhaltensregeln in Corona-Zeiten mussten auch von den Staatsbediensteten eingehalten werden. Ruben Weiss beugte sich nochmals in seinen Wagen, um den FFP-2-Mundschutz herauszuholen. Erst als er seine Nase und den Mund damit bedeckt hatte, antwortete Tamara Kirschstein ihm. »Eine schwerverletzte Frau. Regina Malzer. 22 Jahre alt. Hat viel Blut verloren. Den Rest müssen wir Manni fragen. Ich bin auch noch nicht lange hier.« »Warum ist denn dann Manni überhaupt hier?«, fragte Ruben Weiss. »Weil erst nach Eingang der Meldung ein uniformierter Kollege festgestellt hatte, dass die Frau noch lebt.« Ruben Weiss schüttelte in Unverständnis seinen Kopf und nahm den Schirm aus den Händen seiner Kollegin. Dicht darunter gedrängt schlugen sie die Richtung ein, in der der Tatort lag. Den vorgegebenen Sicherheitsabstand von 1,5 Metern konnten sie in ihrem Beruf, aufgrund der unterschiedlichen Verhaltensmuster bei ihren gemeinsamen Fällen, praktisch gar nicht immer einhalten. Beide verhielten sich ansonsten aber vorbildlich.  Der Pathologe und Forensiker Prof. Dr. Siegwardt von Manntheuffel, kniete vor dem vermeintlichen Tatort. Auch er trug einen Mundschutz. Das gehörte bei ihm sowieso zum täglichen Vergnügen. Kurz schaute er auf die Ankömmlinge. »Na, auch endlich hergefunden?« »Moin, Manni«, kam es unisono aus beiden Mündern. »Hast Du schon was für uns oder willst Du nur dumm rumlabern?«, nahm Ruben Weiss den ewigen, nicht ernst gemeinten Kampf an. »Was heißt hier labern? Ich habe lediglich mein Missfallen kundgetan, dass ihr Euch immer erst blicken lasst, wenn ich bereits die ganze Arbeit getan habe.« »Du bist doch gerade erst aus Deinem Wagen gestiegen, als ich hier angekommen bin. Jetzt tu mal nicht so«, ereiferte sich Tamara Kirschstein. »Wie dem auch sei…«, fuhr der Professor fort, »und das in einem Fall, mit dem ich eigentlich überhaupt nichts zu tun habe. Ich habe vier Einstichwunden in ihrem Rücken gezählt, also im Bereich der rechten Niere, die ich sogleich behandelt habe. Ich hoffe, sie übersteht den Weg ins Krankenhaus. Die gezackten Wundränder, die ich sah, deuten auf ein dünnes, beidseitig unförmig geschliffenes, aber sehr scharfes Stichwerkzeug hin. Jeder einzelne Stich wäre bei entsprechender sofortiger Behandlung nicht lebensbedrohlich gewesen, aber alles zusammen hat dies gereicht, um eine lebensbedrohliche Blutung hervorzurufen. Das könnt Ihr hier ja an der Menge des Blutes erkennen.« Tamara Kirschstein sah den Rest roter Flüssigkeit in den Rinnstein laufen, was natürlich durch den anhaltenden Regen noch begünstigt wurde. »Näheres dann nach der Obduktion, äh, nach der Operation, die hoffentlich hilft.« Ruben Weiss und Tamara Kirschstein sahen ihn fragend an. »Sorry, da ich im Normalfall immer nur Tote sehe, war das wohl ein Freud'scher Versprecher.« Damit beendete der Professor seine Ausführungen. »Danke Manni. Hoffentlich schafft sie es. Abwehrverletzungen?«, fragte Ruben Weiss. »Wenn welche da wären, hätte ich Dich ja wohl als Ersten informiert«, schnodderte der Professor zurück. »Zeugen?«, richtete er die Frage an die hinzugekommene Doris Moleschal, ebenfalls eine Kollegin, im gleichen Rang wie Tamara Kirschstein. »Moin Ruben, moin Tamara«, grüßte diese. »Nee, leider hab' ich nix. Keiner hat was gesehen. Keiner was gehört. Hier, der Taxifahrer, Dietmar Misch, hat sie gefunden.« Sie deutete auf einen ungefähr fünfzig Jahre alten Mann, der nervös hin und her tänzelte und so wirkte, als würde er heulen. Andauernd wischte er sich den Regen von seinem nassen Kopf. »Nimm ihn mit aufs Revier, bitte. Tamara und ich kommen gleich nach.« Doris Moleschal war froh, aus dem strömenden Regen verschwinden zu können. Ruben Weiss gab Tamara Kirschstein den Regenschirm. Er zog sein Smartphone aus der Tasche und machte ein Foto von dem ausgehängten Busfahrplan. Tamara Kirschstein hielt mittlerweile den Schirm wieder über sie beide. Sie begleitete ihn zu seinem Wagen und stieg dann in ihren. Langsam rollten sie gemeinsam auf eine rote Ampel zu. Beide gaben Gas, als das Licht erst auf Gelb, dann auf Grün wechselte. »Der Tag fängt ja schon wieder gut an«, resümierte Ruben Weiss kurz und schaltete den CD-Player auf Wiedergabe. Im gleichen Rhythmus, wie das Gitarrensoli von Ted Nugent, trommelten seine Finger auf das Lenkrad.

    ***

    Eine Woche früher war Oberstaatsanwalt Christian Brücker gerade dabei, sich einen Kaffee einzuschütten. Er setzte sich und genoss den ersten Schluck mit geschlossenen Augen. »Ja, so kann die Woche anfangen«, kamen die Worte aus seinem Mund. Muss ja nicht dieser, von Katzen ausgekackte Kaffee sein, wo 100 Gramm um die 50 Euro kosten, dachte er weiter. Der Professor hat ja wohl einen an der Klatsche. Vor kurzem hatte er einen Artikel darüber gelesen. Es war eine Form von Kaffee, der aus ursprünglich halb verdauten Kaffeebohnen bestand. Diese gewann man aus den Exkrementen von in freier Wildbahn lebenden Fleckenmusangs. Das war eine bestimmte Katzenart, die in Süd- und Südost-Asien beheimatet war. 5,49 Euro. Mehr brauche ich nicht, erfreute er sich weiterhin an seinem aromatischen Trank. Zufrieden sah er die Post durch. Ein gelber Umschlag erregte seine Neugier. Auf die Vorderseite war in schwarzen, leicht schräggestellten Buchstaben, welche eindeutig von einem Drucker erzeugt waren, das Wort Mordkommission zu lesen. Ein Absender stand auch darauf. Anonym konnte er lesen. Mit einem leichten Grinsen war er bereits versucht, den Umschlag in seinen Papierkorb zu befördern. Im letzten Augenblick hielt er inne und riss das Umschlagpapier auf. Es gab immer mal wieder Post von Wichtigtuern oder selbst ernannten Kämpfern für das Recht, Selbstdarstellern oder einfach nur Spinnern. Er faltete das DIN-A 4 große Blatt auseinander, welches nun vom Umschlag befreit war. Er begann zu lesen.

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    hiermit möchte ich meinen Unmut, hinsichtlich der Beschränkungen zur CORONA-Pandemie, kundtun. Nicht, dass ich damit nicht konformgehen würde. Mich erstaunt nur, wie die vorgegebenen Verhaltensmaßnahmen so ad absurdum geführt werden. Mindestens jeder Dritte hier in Dinslaken hält sich nicht daran. Die Abstandsregel wird nicht eingehalten. Es wird rumgehustet und gespuckt. Eingekauft wird ohne Mundschutz. Gruppen, mit mehr als 5 Personen, strömen durch die Innenstadt. In vielen Autos sitzen ebenfalls bis zu 5 junge Männer, augenscheinlich im gleichen Alter, die unmöglich Brüder sein können. Ich nehme das nicht länger hin. Hiermit erhalten Sie eine Frist von genau einer Woche, nach Datum des Poststempels. So haben Sie Zeit, die vorgegebenen Regeln durchzusetzen und es den Bürgern klarzumachen. Sollte es nach Ablauf der Frist noch weitere, nicht den Vorgaben entsprechende Auffälligkeiten geben, so müssen diese Personen mit einer adäquaten Bestrafung rechnen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und verbleibe mit bestem Dank im Voraus und freundlichen Grüßen. C.

    Der Oberstaatsanwalt wusste nicht, was er davon halten sollte. Er las den Brief ein zweites Mal durch. Dann entschloss er sich, diesen in die entsprechende Abteilung weiterzugeben. Er heftete eine Notiz an die Nachricht und legte sie in seinen Post-Ausgangskorb. Beim nächsten Schluck von seinem immer noch dampfenden Kaffee, dachte er schon nicht mehr daran.

    ***

    Im Büro angekommen, desinfizierte sich Tamara Kirschstein ihre Hände mit der von der Verwaltung zur Verfügung gestellten alkoholischen Mixtur. Anschließend hielt sie sich beide Hände vor die Nase und sog den Geruch ein. Sie hatte eine Vorliebe für diesen strengen, aber auch anregenden Geruch. »Nicht, dass ich Dich noch in eine Entzugsklinik stecken muss, weil Du davon abhängig geworden bist«, scherzte Ruben Weiss. »Ach, hör auf. Ich rieche es nur gerne«, antwortete seine Kollegin. »Soll ich Kaffee kochen?« »Ich dachte schon, Du fragst nie.« »Gut. Heute ich, morgen Du. Einverstanden?«, fragte Tamara Kirschstein. Ruben Weiss schaute etwas bedröppelt. »Wenn's sein muss. Aber nicht meckern, wenn er Dir nicht schmeckt. Der einzige Kaffee, der Dir schmeckt, ist sowieso immer nur Deiner.« »Ich habe neue Informationen«, kam Doris Moleschal lächelnd in das Büro. »Regina Malzer ist über den Berg, liegt aber noch auf der Intensivstation.« »Das ist ja mal eine gute Nachricht«, freute sich Tamara Kirschstein mit ihrer Kollegin. »Wann können wir sie denn vernehmen?«, wollte Ruben Weiss wissen. »Sie wollen uns anrufen und Bescheid geben«, antwortete Doris Moleschal. »Sie muss sich erst noch weiter erholen.« »Jetzt nuschle doch nicht so unter Deiner Maske. Ich habe kein Wort verstanden«, beschwerte sich Ruben Weiss. »Ich nuschle doch gar nicht«, ereiferte sich Doris Moleschal und schaute Ruben Weiss kämpferisch in die Augen. Dieser hatte soeben seinen Mundschutz abgenommen und lächelte sie verschmitzt an. Jetzt fiel auch bei ihr der Groschen. »Du bist ja so gemein. Du weißt ja wohl, dass Du das wiederkriegst, ne?« Auch Tamara Kirschstein lächelte. Doris Moleschal beobachtete ihre Kollegin dabei, wie sie Kaffee aufsetzte. »Ich habe nebenan noch Plunder und auch Streuselkuchen. Kann ich Euch was anbieten, so zum Käffchen?« »Das wäre ganz toll, Doris«, antwortete Ruben Weiss. »Wir haben heute ja auch noch nichts gehabt.« Freudig machte sich Doris Moleschal auf. Sie nahm das Papiertablett, auf dem sich mindestens vier Teilchen befanden, von ihrem Schreibtisch und suchte nach ihrer Tasse. Ihr fiel ein, dass sie noch in ihrer Schublade sein musste und nahm sie dort heraus. Vorsichtig machte sie sich zu ihrem ersten wichtigen Treffen an diesem Tage auf.

    ***

    Haben sie meine Nachricht verstanden? Vielleicht ist ja keiner dabei, der die Zusammenhänge deuten kann. Aber das soll nicht mein Problem sein. Sie sind doch selber schuld, wenn sie ihre eigenen Vorgaben nicht einhalten. Wenn ich schon wieder an das arrogante Arschloch von vorhin denke. Hat sich einfach an der Fleischtheke vorgedrängt, weil er keine Zeit hatte. Und ob ich nicht wüsste, wer er wäre. Und dann kam er mit seinem Gesicht immer näher und wollte mir Angst einjagen. Der Großkotz, der Penner. Ich bin natürlich zurückgewichen. Vor dieser hässlichen Fratze. Vor diesem grässlichen Mundgeruch. Am liebsten hätte ich ihm mit meinem Brotmesser sein beschissenes Lächeln noch breiter in das Gesicht geschnitten. Vielleicht habe ich ihn ja nicht zum letzten Mal gesehen. Er sollte beten. Nein, besser. Er sollte sich verstecken, bevor ich ihn finde. Bevor das Schicksal ihn findet. Dann fing er an zu beten.

    ***

    »Da komme ich ja gerade richtig«, freute sich der Pathologe und gleichzeitige Forensiker Prof. Dr. Siegwardt von Manntheuffel, als er das Büro seines Freundes betrat und übertrieben mit der Nase schnüffelte. Aus den Augenwinkeln heraus sah er Doris Moleschal mit den Teilchen zur Tür

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