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NY Phönix: Geschichten über New York und das Leben
NY Phönix: Geschichten über New York und das Leben
NY Phönix: Geschichten über New York und das Leben
eBook358 Seiten5 Stunden

NY Phönix: Geschichten über New York und das Leben

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Über dieses E-Book

"NYPhönix - Geschichten über New York und das Leben" ist ein Buch, das jeden, der einmal in New York war oder unbedingt einmal dorthin möchte, erneut dazu veranlasst, sein nächstes Ticket im Reisebüro zu buchen. Der Leser erlebt eine abenteuerliche Verfolgungsjagd in 48 Stunden, beginnend in der berühmtesten Basketball-Arena der Welt, dem Madison Square Garden, durch den Central Park, den Financial District, hinauf auf das One World Trade Center und auf den "Top of the Rock" des Rockefeller Centers. Er genießt eine leckere Pastrami im "Katz Deli", das durch die "Harry und Sally"-Filmszene berühmt wurde. Lenny, ein Junge gebürtig in New York, weiß lange nicht, wer sein Verfolger ist und was sich Unheimliches in seiner Heimatstadt abspielt. Er findet Freunde und gemeinsam beschließen sie, sich zur Wehr zu setzen und den Spieß letztendlich umzudrehen. "NYPhönix" ist aber auch eine Geschichte über das Leben. Lenny ist auf einem Weg der Selbstfindung. Wer selbst auf diesem Weg ist, oder ihn beschreiten möchte, wird viele Anregungen finden. Jeder Mensch ist der Schöpfer seines eigen Lebens, wenn er es lernt, seine Gedanken zu lenken. Denn jede positive als auch negative Energie folgt unserer Aufmerksamkeit."
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum23. Aug. 2015
ISBN9783737561181
NY Phönix: Geschichten über New York und das Leben

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    Buchvorschau

    NY Phönix - U. Kirsten

    Vorwort

    Es gibt die Legende der Regenbogenkrieger. William Willoya und Vinson Brown erzählen diese Geschichte in ihrem 1962 veröffentlichten Buch „Warriors of the Rainbow. Wenn die Tiere in den Wäldern sterben, wenn die Fische in vergifteten  Flüssen schwimmen, die Luft verpestet ist, dann werden die Regenbogenkrieger kommen und für den Erhalt und die Heilung unserer Erde kämpfen. Die Regenbogenkrieger werden Menschen aller Rassen, Glaubensrichtungen und unterschiedlicher gesellschaftlicher Schichten vereinen.  Die Regenbogenkrieger haben bereits viele Namen. Dan Millman nannte sie die „friedvollen Krieger. Bei Paolo Coelho sind es die „Krieger des Lichts. Ich habe sie im vorliegenden Roman die „Phönix-Krieger genannt. Ich möchte dieses Buch den Menschen widmen, die sich entschieden haben, selbst den Weg des Regenbogens zu beschreiten, den Flug des Feuervogels aufzunehmen. Es sind Menschen, die begonnen haben, bewusst, aufmerksam aber auch konsequent ihr Leben zu leben. Sie arrangieren sich nicht mit dem Leben, sondern gestalten es nach ihren Wünschen und ihren Wert- und Moralvorstellung. Sie stellen sich gegen die Selbstsucht und den Egoismus, die Bereicherungssucht, die Ausbeutung des Menschen und der Natur durch eine raffgierige und kurzsichtige Minderheit. Sie lassen sich nicht verdummen, sondern entwickeln eine eigene Meinung und einen klaren Standpunkt.

    Sie entwickeln ihre Energie und Kraft aus einer wachsenden inneren Harmonie und Balance. Sie stärken ihre eigene Selbstliebe, als die Quelle wahrer Liebe, die wiederum die stärkste Energiequelle unseres Universums darstellt. Die Phönix-Krieger achten und entwickeln immer positive Gedanken und Gefühle. Sie haben klare Wünsche und ziehen diese magisch in ihr Leben, weil sie fest an ihr Glück im Leben glauben. Sie sind beharrlich und entschlossen und dabei sanft und voller Aufmerksamkeit und Liebe ihren Mitmenschen gegenüber.

    Viele Menschen werden sich mit den zunehmenden Widersprüchen in unserer Gesellschaft den Phönix-Kriegern anschließen. Sie werden sich gemeinsam zu Wort melden und ihre Rechte einfordern. Letztlich gibt es keine Alternative für eine Welt der Synergie, der Gemeinsamkeit, in der das Glück und das Positive dominieren.

    Dieses Buch habe ich mit der Begeisterung, Phantasie meiner ganzen Familie geschrieben. Viele der Anregungen, der Figuren und Geschichten kommen von meinen Kindern. Es ist unser Buch geworden und ich bin zutiefst dankbar für unsere gemeinsamen phantasievollen Erlebnisse mit unseren Freunden den Phönix-Kriegern.

    Der Ruf des Phönix

    „Defence, Defence, Defence donnert es von der Zuschauertribüne. Wie Kanonenschüsse treibt der Chor der Zuschauer und Fans die Jungs vom New York Knicks Basketballteam zu einer standhaften Verteidigung. Die Nachwuchsmannschaft der diesjährigen NBA Champions von Miami Heat sind in New York zu Besuch in der wohl berühmtesten Basketball - Arena der Welt, dem Madison Square Garden. Nicht nur, dass hier die coolsten und besten Basketballmannschaften der Welt spielen. Die Generation der Eltern schwärmt noch immer von den legendären Konzerten von Led Zeppelin, Kiss, Pink Floyd oder Genesis auf altehrwürdigem Madison-Boden. Die Halle war ein wahrhafter Phönix, der immer wieder aus der Asche emporstieg. Sein erster Bau um 1880 diente noch als Zirkus. Ganze vier Mal wurde der MSG, wie er von den New Yorkern genannt wird, neu, zum Teil an anderer Stelle errichtet. Im Hollywoodstreifen „Godzilla legte die Riesenechse hier ihre Eier ab und der MSG wird daher durch das Militär mit Raketen zerstört. Die Halle ist es gewohnt, von der Begeisterung der Fans nahezu auseinander zu bersten. Und so war es auch heute wieder. Das „Defence" - Gebrüll seiner Eltern ist Lenny und seinen Basketball-Kumpels manchmal peinlich. Wie können Erwachsene sich so vergessen und mit Tröten, Klatschen und lautem Geschrei ein so grauenhaftes Klang-Orchester fabrizieren. Andererseits wissen die Kids, dass ihre Väter und Mütter da hinten mit stolz geschwellter Brust auf den Zuschauertribünen sitzen oder meist stehen und sich vor Begeisterung und Anteilnahme Herz und Seele aus dem Leib schreien. Sein Vater betonte immer wieder, dass er es liebte, wenn er freitags oder samstags nach einer Woche Stress als Manager, sich das angestaute Adrenalin und den zurückgehaltenen Ärger ungestraft herausschreien durfte. Sollte er ruhig hier toben, dann war sein Vater zu Hause wieder das sanfte Lamm, das keiner Fliege etwas zu Leide tun wollte. 

    Dieses Jahr ist es nun doch passiert. Die Miami Heat sind NBA Champion. Und Lenny ist stinksauer, dass es dem Dreiergespann, den „bösen Jungs Le Bron James, Dwyne Wade und auch „Spice Girl, Chris Bosh, gelungen war, erst die Dallas Mavericks und dann Oklahoma City mit Kevin Durant nieder zu ringen. Dass das junge Talent Jeremy Linn, Lennys großer Held, der bei den New York Knicks endlich einmal wieder den Traum von der Meisterschaft entfacht hatte, letztlich durch eine Knieoperation bei den Playoffs ausfiel, war einfach gnadenloses Pech. Jeremy war erst letztes Jahr zu den New York Knicks von den Golden State Warriors aus San Francisco gekommen, wo er nach seinem Draft fast nur auf der Bank saß. Als der eigentliche Spielmacher Carmelo Anthony ausfiel, hatte die Stunde für Linn geschlagen. Im Lokalspiel gegen die New Jersey Nets erzielte er 25 Punkte, 5 Rebounds und 7 Assists. Damit hatte er sich beim Coach für die Startaufstellung der 5 besten Spieler, den „Starting Five zu Beginn eines jeden Spiels, qualifiziert. In seinen ersten 5 Spielen als Starting Five stellte er einen neuen NBA Rekord mit 136 Punkten auf. Ein Virus brach bei den Fans in der NBA aus und verbreitete sich bis nach Europa „Linnsanity. Lenny war mit seinem Vater bei fast allen Spielen von Jeremy Linn gewesen. Die Spieler der Jugendmannschaft wurden bei den NBA Spielen als Ordner, Ballholer und Handtuchreicher eingesetzt. Und er war damit ganz nah an seinen Idolen. Jeremy Linn war im Gegensatz zu den anderen Basketballstars überhaupt nicht abgehoben. Lennys Trainer kannte Linn und hatte diesen sogar einmal zum Training eingeladen. Die Jungs durften gegen Linn einzeln spielen und Linn hatte Lenny diesen einzigartigen Wurf, einen Floater gezeigt, den er jetzt regelmäßig bei seinen Spielen anwendete und den Gegner damit überraschte.

    „Defence, Defence, Defence … Lennys Team baut gerade wieder die Abwehrstellung auf. Lenny weiß seine Kumpels im Rücken. Als Aufbauspieler stellt er sich bereits kurz hinter der Mittellinie seinem persönlichen Gegner entgegen, einem athletischen schwarzen Jungen, der ihn fast um einen Kopf überragt. So einfach soll er es nicht haben. Aus dem Hintergrund hört er seinen Trainer rufen: „Lenny … Beinarbeit! Da deutet sein Gegner bereits im Dribble eine Bewegung nach rechts an.  Doch Lenny erkennt die Finte und mit einer kurzen, gezielten Bewegung gegen den Ball, schlägt er ihm diesen aus der Hand. Schnell wie eine Katze ist er an dem verdutzten Miami Spieler vorbei und nimmt in einem kurzen Dribble den Ball auf. Der Saal explodiert vor Begeisterungsschreien. Zehn Schritte vor ihm ist der Korb. Doch er hört schon den Gegner von beiden Seiten ihm hinterher stürmen. Das muss er schaffen. Er sieht nur den Korb und mobilisiert seine Energie. Drei, zwei, er springt den letzten Meter in Richtung Korb und legt den Ball elegant mit einem Korbleger hinein. Aus den Augenwinkeln sieht er seine Eltern in die Luft springen. Es steht 22:18. Heute werden sie Miami endlich einmal platt machen.

    Lenny spielt leidenschaftlich Basketball. Vor drei Jahren hatte er das Glück, im Feriencamp vom Jugendtrainer der New York Knicks angesprochen zu werden. Er erinnert sich noch wie heute daran, dass er daraufhin zu seinem Vater gegangen war. Der hatte ihm ernst und tief in die Augen geschaut. „Und was ist mit Deinem Karate Training? Du hast es bis zum blauen Gurt geschafft" Lenny ist jetzt 14. Vor 7 Jahren hatte er aufgeregt mit seinem Vater auf der Bank gesessen und den anderen Kindern beim Karate-Training zugesehen. Das Herz hatte ihm, wie ein kleiner Vogel, aufgeregt in seiner Brust gepocht. Der kleine Vogel wollte sich in der hintersten, dunkelsten Ecke seines Herzens verkriechen. Der Karate Trainer Andy, ein lustiger, kleiner, drahtiger Mann mit kurzen grauen Haaren hatte ihm Zeit gelassen und nun war er schon das dritte Mal hier. Die beiden vorhergehenden Male waren sie unverrichteter Dinge wieder nach Hause gegangen. Lenny hatte Angst und wenn er auch noch so gern mit den anderen Kindern mittrainieren wollte, er wurde dieser Angst einfach nicht Herr. Diesmal hatte sein Vater ihm einen Köder ausgeworfen. Sie würden am Wochenende losziehen und das phantastische Lego-Starwars-Schiff kaufen, wenn Lenny sich überwindet. Luke Skywalker und Jabba wären als Figuren auch mit dabei. Und dann hatte er seinen Vater vollkommen überrascht, als er mitten im Training aufstand und sich in die Reihe der kleinen Karatekämpfer stellte und die ersten Übungen mitmachte. Das war nun sechs Jahre her. Das Karate Training hatte ihm geholfen, der Angst Einhalt zu gebieten. Er war nun richtig gut im Sport und die Jungs seiner Klasse akzeptierten ihn, so wie er war. Er lernte es, seinen Körper zu beherrschen und sich auf die Abfolge der unzähligen Angriffs- und Verteidigungsübungen zu konzentrieren. Er wurde der beste Springer und konnte über Seile springen, auch wenn sie der Trainer noch so hoch hielt.

    Nun stand Lenny also wieder mit bittenden Augen vor seinem Vater. Dieser musste dabei unwillkürlich an die letzte Prüfung zum blauen Gurt denken. Ja, Lenny hatte es letztlich geschafft und er war enorm stolz auf den Jungen. Aber er hatte auch gemerkt, dass diese Art des Kampfes ihm nicht lag. Lenny wirkte zögerlich und er war kaum bei der Sache. Jetzt wusste er, Lennys Leidenschaft und sein Herz waren noch auf der Suche. Der Vater dachte daran, wie schwer es im Leben war, seinen richtigen Platz zu finden. Er wollte es gern dem Jungen einfacher machen und ihn auf seinen Lebensweg bestmöglich vorbereiten. Aber er wusste auch, dass er nicht glauben durfte, sein Sohn würde sich für dieselben Dinge interessieren, für die er einst in seiner Jugend gebrannt  hatte. Natürlich interessierte sich Lenny für die Hobbys seines Vaters, schon allein, weil er ihn liebte und froh darüber war, wenn der Vater seine knappe Zeit, wenn er denn mal zu Hause war, mit ihm teilte. Die Comic-Sammlung auf die der Vater als Kind und Jugendlicher verrückt gewesen war, die er akribisch immer wieder gelesen und gesammelt hatte, lag jetzt im Bücherregal von Lenny und wurde kaum noch beachtet. Der Junge begann seinen eigenen Musikgeschmack zu entwickeln und hatte nur ein müdes Lächeln, wenn der Vater von seiner Hardrockzeit mit ACDC und Led Zeppelin schwärmte. Stattdessen verfolgte sein Vater intensiv die neuen Musikrichtungen, die der Junge aus seinem Freundeskreis mit anschleppte.

    Das Zauberwort war Leidenschaft. Alles wofür man im Leben Leidenschaft entwickelt, wird einem vortrefflich gelingen. Wenn der Funke der Leidenschaft überspringt, dann wird unermessliche Energie freigesetzt, so dass das Lebensprojekt unweigerlich gelingen wird. Man wird immer die zusätzliche Zeit investieren, die zusätzliche Runde laufen, weil man vor Enthusiasmus kaum zu stoppen ist. Die Zeit wird man kaum spüren, weil man mit dem Herzen bei der Sache ist. Und Leidenschaft kennt nur das Hier und Jetzt, den jetzigen Augenblick. Leidenschaft lässt sich nicht ablenken von dem Thema, das man liebt und vollenden möchte. Leidenschaft setzt zusätzliche Potentiale, Energien, Kreativität, Phantasie und Beharrlichkeit frei. Menschen, die etwas mit Leidenschaft tun, werden immer besser sein, als diejenigen, die nur mit Profession an die Dinge herangehen. Sie werden diese schnell überflügeln. Deswegen, ist es so wichtig, den richtigen Platz in seinem Leben zu finden, wo man mit Leidenschaft und Liebe agieren kann, wo man seine Bestimmung und damit sein Glück findet. Ein Beruf ist idealerweise eine Berufung. Darum wähle mit Bedacht, damit die Aufgabe, der Du Dein Leben widmest, Deiner Persönlichkeit, Deinen Stärken entspricht.  Es gibt so viele Menschen, die nicht ihr Spielfeld im Leben gefunden haben. Sie sind nicht schlechter als die Anderen, aber sie rackern sich ab, weil ihnen jede Handlung, jeder Schritt an diesem Platz viel Energie abverlangt. Mit den Jahren wird diese Tätigkeit sie auslaugen, oft sogar ausbrennen. Ohne Erfolgserlebnisse werden sie ständig dem Glück hinterherlaufen und nur selten daran teilhaben. Diejenigen, die jedoch ihre Leidenschaft gefunden haben und für sie bereit sind, allen Widerständen zum Trotz, zu kämpfen, werden letztlich das Glück für sich gewinnen. Ihre Leidenschaft wird sie auf ihrem Lebensweg begleiten und sie mit viel Energie, Phantasie und Kreativität belohnen. Wirklich schöpferisch ist man dann, wenn man mit Leidenschaft bei der Sache ist.

    Dies alles ging dem Vater nun durch den Kopf. Er schaute Lenny tief in die Augen und spürte, dass es dem Jungen ernst war. „Ja, dann tue es. Ich freue mich für Dich. Lenny war aufgesprungen. Er hatte Tränen in den Augen „Ja, ja, ja Er konnte das Glück kaum fassen. Diese Entscheidung seines Vaters hatte er so schnell nun doch nicht erwartet.

    Seit diesem Zeitpunkt steckte er jede freie Minute in seine Leidenschaft. Drei bis vier Mal in der Woche war er beim Training. In der Schule lief es gut, weil sich sein Lehrer mit seinem Basketballtrainer einig war und Lenny davon überzeugt hatten: Gute Leistungen in der Schule sind die Voraussetzung für einen herausragenden, leistungsorientierten Sportler. Lenny hatte inzwischen erkannt, dass er, wie im Basketball, jedes Ziel erreichen konnte, wenn er nur genug Energie in die Sache stecken würde. Und wahrlich, er war bereit, für sein Ziel, die NBA-Basketball-Liga, die Extrarunde zu drehen, hart zu trainieren und massenweise Liegenstütze, sogar abends vor dem Fernseher zu machen.

    Das Spiel gegen die Miami-Jugend ist auch im zweiten Viertel noch auf Augenhöhe. Lennys Team führt knapp mit 28:27. Ihr Trainer, dem sie den Spitznamen „Buddha gegeben hatten, weil er eine allgegenwärtige, stoische Ruhe ausstrahlte und ein permanentes Lächeln auf den Lippen trug, rief vom Spielrand seine Kommandos. Lenny konnte sich keinen besseren Trainer wünschen. „Buddha nahm Lenny und die anderen Jungs nach dem Training oft beiseite und erklärte ihm Spielzüge, korrigierte seine Fehler und lobte ihn immer wieder für seine „Ball-Intelligenz. Sein Trainer hatte einen siebten Sinn dafür, wie er jeden einzelnen von ihnen anzupacken hatte. Der eine brauchte eine direkte Ansage. Lenny wiederrum reagierte aufgrund seiner Sensibilität auf jedes Augenzwinkern seines Trainers und setzte die Anweisungen direkt auf dem Spielfeld um. „Lenny bring’ den Ball nach vorn und dann will ich den 8er-Lauf sehen. Lenny bekommt den Ball von seinem Kumpel Rick gepasst. Mit einem kurzen Dribbling ist er schnell hinter der Mittellinie. Luc kommt ihm links entgegen und sie wechseln den Ball als sie sich begegnen. Luc umgeht einen Gegner und drückt dem ihm entgegenkommenden Mitspieler den Ball in die Hand. Der rennt, wie im Training als automatischer Ablauf immer wieder durchgespielt, auf Lenny zu und der Ball wechselt erneut. Der Gegner ist ein wenig verwirrt und Lenny nutzt die Gelegenheit. Er zieht in den Kreis und schlängelt sich an der Abwehr vorbei. Er deutet einen Wurf mit rechts an, legt sich jedoch den Ball dann in die linke Hand und der Ball landet von dort elegant im Korb. „Wer sagt’s denn. Lenny sieht seinen Trainer ein Zeichen zur Auswechslung machen. Am Spielrand klopft ihm sein Trainer zufrieden auf die Schulter. „Klasse Spiel Lenny!

    Erschöpft lässt sich Lenny neben seine Kumpels auf die Bank fallen. Er greift in seine Sporttasche und sucht seine Wasserflasche. Bei dem Herumgewühle spüren seine Finger etwas Kaltes, Hartes, Rundes. Verdutzt zieht er eine Glasmurmel aus der Tasche. „Wie kommt die denn hier her? fragt er sich. Bei genauerem Hinsehen erkennt er eine regenbogenartige Spirale in der sonst durchsichtigen Glasmurmel. „Wahrscheinlich hat Mati sie mir als Talisman vor dem Spiel in die Tasche gesteckt. Sein Vater sammelt Glasmurmeln. Die hatten es ihm irgendwie angetan. Auf ihrem Esstisch zu Hause stand eine große Schale mit Glasmurmeln in allen Größen und Farben, rote, gelbe, grüne, blaue, violette. Sein Vater wählte jeden Morgen drei kleine Glasmurmeln aus und steckte sie sich als Glücksbringer für den Tag in die Hosentasche seines Anzugs. Lenny lässt die Glasmurmel in seine Sporthose verschwinden. „Ein bisschen Glück kann nie schaden." Mati ist seine zweieinhalb Jahre jüngere Schwester, die bei seinen Eltern auf der Zuschauerbank sitzt.

    Mit einem zweiten Griff in die Sporttasche greift er sich seine Wasserflasche und nimmt einen großen Schluck. Dabei fällt sein Blick auf die großen Fenster der Halle. Draußen schien gerade noch die Sonne. Nun war es dunkel und bewölkt. Ein Sturm ist im Anzug. „Na was soll’s. Gut dass wir in der Halle sind. Er schaut hinüber zu seinen Eltern auf die Zuschauertribüne. Seine Mutter zeigt ihm den erhobenen Daumen. Sein Vater schreibt wie immer das Ergebnis in das kleine schwarze Notizbuch, das er bei jedem Spiel dabei hat. Hier trägt er akribisch alle Aktionen von Lenny ein und gemeinsam werten sie es zu Hause aus. Wie viele Körbe, Assists, Steals, Rebounds hat Lenny umgesetzt. Wie war die Trefferquote. „Echt Klasse, dass mein Dad so bei der Sache ist, denkt sich Lenny. „Er hat sich von mir vom Basketballfieber anstecken lassen." Letztes Wochenende waren sie sogar zu einem – sie nennen es „Papa-Wochenende" nach Boston gefahren, wo sein Vater die Woche über arbeitet. Er hatte dort eine kleine „Studentenbude gemietet. Spartanisch eingerichtet, ohne Fernseher, mit Bett, Tisch, einer Musikanlage, seiner Gitarre und gemeinsam mit seiner Schwester Mati gemalten Bildern an der Wand, war das alles, was sein Vater die Woche über brauchte. Am Samstag waren sie nachmittags zu dem Spiel der Boston Celtics gegen die Dallas Mavericks gegangen. Dirk Nowitzki der große, blonde Deutsche war schon eine Wucht. Sein Kranich Wurf, bei dem er sich beim Wurf nach hinten fallen lies, war einsame Klasse. Aber auch Raijo Rondo, der junge Aufbauspieler von Boston war Lennys Vorbild. In der Zeitschrift „Basket hatte Lenny gelesen, dass Präsident Obama letztens die Boston Celtics persönlich besuchte. Obama hatte über die Wurfquote von Rondo gewitzelt. Das ging durch die ganze Presse und nun hatte der sensible Spieler einen Blackout. Ja, die Erwartungen an die Spieler waren immer groß. Das kannte Lenny bereits. Abends waren Lenny und sein Vater in die Innenstadt von Boston gezogen. In einer Studentenkneipe gab es Tortellini und eine große Coke für Lenny. Lenny fand es toll, dass sein Dad ihn schon wie einen Großen behandelte. Trotz seiner fast 50 Jahre war sein Vater echt cool. Er trug am liebsten Jeans und All-Star Chucks und sein Lieblings - Led Zeppelin T-Shirt. Am Handgelenk hatte er ein paar bunte Bänder. Seine Haartolle war in der Woche passend zum notwendigen Anzug nach hinten mit Haar-Gel angelegt. Jetzt trug er die Haare offen und mit seiner neuen Brille sah er beinahe Johnny Depp etwas ähnlich. Abends hatten sie noch bei Dad in seiner Bude übernachtet und vor dem Schlafen über Basketball gefachsimpelt. Am nächsten Morgen gab es Frühstück in einem Café um die Ecke und dann ging es über den Highway zurück nach New York.

    Die Tröten und das Gebrüll der Zuschauer reißen Lenny nun aus seinen Gedanken. Miami hat gleichgezogen. Lenny möchte sofort aufs Spielfeld rennen, um seinem Team zu helfen. Sein Verstand hält ihn jedoch zurück. „Den Ärger vom Schiedsrichter kann ich wirklich nicht gebrauchen. Ziellos gleitet sein Blick über die Zuschauer. Dabei bleibt sein Blick an einem merkwürdigen Typen hängen. Er hat schulterlange, schwarze Haare, die er in einem Zopf nach hinten gekämmt, zusammen hält. Ein schwarzer Parka verdeckt umhangartig seine restliche Kleidung. Der Mann schaut in seine Richtung. Besser gesagt, er schaut ihn direkt an und das scheinbar schon gefühlte Minuten. Das erste mulmige Gefühl lässt sofort nach. Der Blick des Mannes hat nichts Beängstigendes. Ganz im Gegenteil, er strahlt innere Ruhe und Kraft aus. Lenny schaut in dessen Augen und ihn selbst durchströmt eine kraftvolle Energie. „Lenny … Lenny!, beim zweiten Mal energischer, ruft sein Trainer. „Los Du wechselt mit Luc. Lenny springt auf. Luc läuft auf ihn zu und sie klatschen sich am Spielfeldrand ab. Lenny schließt sich seinem  Team an, das gerade wieder den Ball zum Angriff nach vorn trägt. Lenny nimmt seine Position an der Dreierlinie ein. Ein kurzer Blick nach draußen sagt ihm, dass das Wetter sich beruhigt hat. Die Sonne beginnt bereits wieder, an einigen Stellen hinter den Wolken mit ihren Lichtstrahlen den Regen zu verdrängen. Der Anblick verschlägt ihm jedoch die Sprache. Ein riesiger doppelter Regenbogen nimmt fasst die gesamte Fensterfront ein. So etwas Einzigartiges hat er noch nie gesehen. „Lenny! ruft jemand hinter ihm. Er sieht aus den Augenwinkeln seitlich einen Schatten, den Ball, auf sich zurasen. Sein Kopf scheint von dem Schlag fast zu explodieren. Vor seinem inneren Auge vermischen sich tanzende Sterne mit einem farbigen Regenbogen. Ein regenbogenfarbener Vogel steigt in den Himmel empor. Dann wird alles schwarz.

    Der Mann mit dem Zopf murmelt leise vor sich hin. „Tut mir Leid Großer. Wir brauchen Dich."

    In den Straßen von New York

    Lenny schreckt auf. Er liegt am Boden. Es ist dunkel um ihn herum. „Was ist los? Wo sind die Anderen?! Ist das Spiel schon vorbei? Hat er etwa das Ende verpasst? Er erinnert sich an die letzten Bilder, die er abgespeichert hat: der regenbogenfarbene Vogel, das Gesicht des Mannes mit dem Zopf und der Schlag, der seinen Kopf innerlich explodieren ließ. Wo sind seine Eltern, sein Trainer. „Die können mich doch hier nicht einfach so liegenlassen. Es ist bereits Nacht. Er liegt auf den breiten Stufen einer riesigen Treppe. Über ihm ragen stolze Säulen in den Himmel, deren Enden von zierlichen Blättern und Stängeln gekrönt sind. Korinthische Säulen sagt ihm sein Geist, der sich noch immer im Dämmerzustand befindet. Sein Blick wandert nach rechts, wo sich die Reihe der Säulen fortsetzt. „Bin ich im Himmel, im Olymp bei den Göttern, geht es ihm durch den Kopf. Ihm fällt der Schriftzug oberhalb der Säulenkolonnade auf. Er versucht, diesen zu entziffern: Weder Schnee, noch Regen, noch Hitze, noch die Dunkelheit der Nacht können die Kuriere von der Überbringung ihrer Nachrichten abhalten" Das kommt Lenny bekannt vor. Sein Gehirn beginnt zu rattern, bis es eine gespeicherte Information findet, bei der es einrastet. „Ich bin gerettet. Ich bin in New York. Lenny kennt das Gebäude, an dessen Mauern er rücklings liegt. Jede Woche hatte er es mehrmals unbewusst passiert, wenn es zum Basketballtraining ging. Es ist das Central Post Office an der 34 Straße/ Ecke 8th Avenue gegenüber der Pennsylvania Station in New York. Dahinter liegt seine Basketball-Heimat, der Madison Square Garden.

    Unwillkürlich muss er an seinen Vater denken. Dieser hatte ihn einmal auf die prächtige Säulenkolonnade aufmerksam gemacht und gemeint, es wären korinthische Säulen. Sein Vater liebt Architektur und gemeinsam waren sie in New York, ihrem geliebten „Big Apple" immer wieder, all die letzten Jahre auf Streifzüge gegangen. Sein Vater konnte ihm zu vielen der Gebäude, Wolkenkratzer, Museen, Kirchen, Synagogen Geschichten erzählen. Unter welchen Umständen, in welcher Zeit war das Gebäude errichtet worden. Wer hatte hier gelebt und geliebt. Welches Glück, welche Krisen hatten die Häuser und ihre Bewohner erlebt. New York war eine pulsierende, sich ständig anpassende, wachsende Stadt, eine Stadt mit Herz, mit Geist, mit ihrer grünen Lunge, dem Central Park, mit den eigenständigen Stadtteilen Brooklyn, der Bronx, Queens und Staten Island, die sich wie Gliedmaßen um Manhattan wanden. New York lebte mit und durch seine Menschen, die ständig auf den Beinen waren. Sein Vater hatte die gemeinsamen Streifzüge durch New York immer als „Schatzsuche" bezeichnet. Als Lenny und Mati noch klein waren, drückte er ihnen eine „Seeräuber"-Karte in die Hand, die Bilder und Fotos von Gebäuden, Kirchen, Brunnen, Details, wie ein Wasserspeier, eine Verzierung, ein gotisches Kirchenfenster, eine interessante Eingangspforte oder eine Skulptur zeigten. Dann waren sie gemeinsam mit Lennys kleiner Schwester losgezogen, auf Schatzsuche. Sein Vater motivierte sie dazu, die auf der Karte abgebildeten Sehenswürdigkeiten zu entdecken, zu finden. Er wollte sie dazu anregen, auch auf die vielen kleinen versteckten schönen und einmaligen Details und Kleinigkeiten zu achten. Wenn sie als Team alles entdeckt hatten, versteckte der Vater eine Plastikdose mit Schokolade, Fußball- oder Starwars - Karten und der Schatz wurde gefunden und wenn möglich verspeist.

    Lenny dreht sich zur Seite, um die Straße besser ins Blickfeld zu bekommen. Diese ist wie ausgestorben. Kein einziger Mensch ist weit und breit zu sehen. Aber irgendetwas stimmt nicht mit seiner Wahrnehmung. New York schläft niemals! Und trotzdem sieht er keine Menschenseele auf der Straße. Parkende Autos aber weit und breit keine Passanten. Lenny setzt sich auf. „Es kann nur ein Alptraum sein. Was mache ich jetzt?" Lenny ist noch völlig benommen. Vielleicht sind Menschen im Central Post Office. Es hat 7 Tage die Woche, 24 Stunden geöffnet. Einer der über 2000 Postbeamten, die hier arbeiten, wird ein offenes Ohr für ihn haben. Er steigt die breiten Stufen empor und ist wieder einmal vom Anblick der unendlich vielen korinthischen Säulen beeindruckt. Er hat das Gefühl, er würde den Olymp hinaufsteigen, um Zeus einen Besuch abzustatten. Die riesige Säulenkolonnade soll die längste der Welt sein. Mit seiner Klasse war er einmal hier bei einem Tagesausflug. In seiner Phantasie malt er sich aus, dass zwei riesige, antike Krieger, die Wächter des Gebäudes, aus den Pavillons mit den pyramidenartigen Dächern, die sich jeweils an beiden Seiten des Säulenforums befinden, ihm entgegen treten. Aber niemand hält Lenny auf. Oben angekommen, hat er die Wahl, durch welche der vielen Türen, je eine zwischen zwei der mächtigen Säulen, er eintreten soll. Abwechselnd sind die Pforten mit goldenen Rundbögen oder klassizistischen Giebeln geschmückt. Er drückt sich gegen die messing-farbene Drehtür, die ihn mit sich in die Postschalterhalle befördert. Die Halle ist 10 bis 15 Meter breit und erstreckt sich zwischen den sie links und rechts eingrenzenden Pavillons. Auch hier ist niemand zu sehen. Lenny schaut hinauf zu den über den Drehtüren gelagerten Fenstern, die nur spärliches Licht einfallen lassen. Sein Blick wandert zu der reich dekorierten Decke, die mit einem auffälligen sechszackigen Sternenmuster verziert ist. In der Mitte eines jeden Sterns prangt ein doppelköpfiger Adler und die Initialen R.F.

    Der Stil des Gebäudes ist prächtig und imposant, wirkt aber auf Lenny trotzdem etwas zusammengewürfelt. Er erinnert sich, dass sein Vater diesen Baustil als Beaux-Arts bezeichnete. Paris war Mitte des 19.Jahrhunderts der Ursprung dieses neuen Architekturstils. Bei den rationalen Deutschen und insbesondere in Preußen war er als Historismus verbreitet. Später zu Beginn des 20.Jahrhunderts hatte sich dieser Stil dann rasant auch in den Vereinigten Staaten verbreitet. Die jungen amerikanischen Architekten ließen sich in Ihrer Begeisterung von der italienischen Renaissance, der griechischen Antike leiten und nahmen auch Anregungen aus dem Barock auf. Dieser Baustil ließ jedoch die Romanik und die Gotik vollkommen außer Acht, die wiederum den Kirchen vorbehalten blieb. Die Welt veränderte sich in dieser Zeit rasant und die Industrialisierung forderte ihren Tribut. Städte, Mietskasernen, Bahnhöfe, Wassertürme, Museen, Postämter wuchsen über Nacht aus dem Boden und das aufstrebende Bürgertum wollte seine neue Macht und seinen erworbenen Reichtum präsentieren. Die Industrialisierung wurde nach außen hin noch durch Anleihen aus früheren Bauepochen kaschiert.

    Noch immer ist kein Mensch zu sehen. Lenny gibt jedoch nicht auf. Rechts neben der Schalterreihe sieht er eine Tür. Er drückt sie auf und befindet sich nun in einem langen Gang, von dem links und rechts mit dunklem Holz getäfelte Bürotüren abgehen. Er kommt an einer Glasvitrine vorbei. In dieser ist die blaue Uniform eines Postangestellten aus den 60er Jahren, seine blaue Schirmmütze, auf der ein messing-farbiges Abzeichen  prangt, als auch eine lederne Posttasche, zum Austragen der Briefe, ausgestellt. Dann kommt er an eine Treppe. Sie führt in die untere Etage. Das Geländer ist bronzefarben und die Sprossen deuten kunstvoll gestaltete griechische Harfen an. Entlang des Treppenabsatzes verläuft ein Band von antiken Rauten. Lenny steigt die Treppe hinab und wendet sich nach rechts in einen Bürotrakt mit großen, imposanten, eichenen Holztüren. Dieser Bereich muss den Direktoren vorbehalten sein. Und wirklich prangt neben einer der Türen ein großes Messingschild mit der Abbildung eines Mannes mit breiter Stirn und einer Halbglatze, umrandet mit einem Haarkranz. Lenny entziffert die Zeilen: „Dieses Gebäude trägt den Namen des 53. Postmeisters von New York, James A Farley,

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