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Das Anden-Artefakt. Eine historisch-phantastische Erzählung: Zeugnis einer weltbewegenden Begegnung
Das Anden-Artefakt. Eine historisch-phantastische Erzählung: Zeugnis einer weltbewegenden Begegnung
Das Anden-Artefakt. Eine historisch-phantastische Erzählung: Zeugnis einer weltbewegenden Begegnung
eBook400 Seiten5 Stunden

Das Anden-Artefakt. Eine historisch-phantastische Erzählung: Zeugnis einer weltbewegenden Begegnung

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Über dieses E-Book

Peters, ein Astronom aus Norddeutschland, macht im Wilden Westen eine unerklärliche Entdeckung am Himmel. Sie ist so unfassbar, dass er sich nicht traut, sie zu veröffentlichen. Kulik, ein russischer Mineraloge, macht einen unheimlichen Fund aus außerirdischem Mineral – er hält ihn für gefälscht. Doch der junge Münsteraner Student Jens bemerkt die Zusammenhänge – eine Entdeckung, die den Lauf der Geschichte der Menschheit ändern wird.
Auch er wagt es nicht, davon zu erzählen. Doch dann erweist sich das Fundstück Kuliks als echt. Der unumstößliche Beweis: Es gibt ein Gegenstück. Geheimdienste jagen ihm nach. Eine Katastrophe passiert. Sein Freund verliert den Verstand. Und Jens liegt das "Anden-Artefakt" vor, der Beweis:
Es gibt da draußen im Weltraum eine Zivilisation.
Und sie ist unterwegs.
Zu uns.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum27. Sept. 2019
ISBN9783750208155
Das Anden-Artefakt. Eine historisch-phantastische Erzählung: Zeugnis einer weltbewegenden Begegnung
Autor

Michael Wächter

Michael Wächter ist ein seit Jahrzehnten aktiv erklärender und erzählender Chemielehrer, Wikipedianer und Buchautor. Bei Klett, wiley, im epubli- und Europa-Verlag verfasste er anschaulich erklärende Lernhilfen, Schul- und Lehrbücher über Chemie, bei Königshausen und Neumann zwei erzählende Sachbücher über Quecksilber, Quacksalber und Sternforscher und bei epubli über Sitten, Sünden und Sinnfragen sowie über die Rechtsmedizin („Analytik – die Geschichte“). Von guter Polizei- und Forschungsarbeit fasziniert schrieb er dort auch seinen ersten Krimi "Gulligold" sowie die Erzählungen "Das Anden-Artefakt" und "Das Altakolia-Projekt".

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    Buchvorschau

    Das Anden-Artefakt. Eine historisch-phantastische Erzählung - Michael Wächter

    Das Anden-Artefakt. Eine historisch-phantastische Erzählung

    Titel Seite

    Michael Wächter

    Vorwort

    TEIL 1

    Vorfall

    Kapitel 1: Omas Erzählungen

    Kapitel 5: Die Eiskapelle

    Kapitel 6: Der Flugkörper

    TEIL 2

    Kapitel 15: Feronia

    Kapitel 22: Expeditionen

    Titel

    Kapitel 24: Umbruch im Leben

    Kapitel 25: Auf dem Mond

    Kapitel 27: Vorboten

    Kapitel 29: Boris und Petrow

    Kapitel 33: Bogotà

    Kapitel 34: Atemlos

    Kapitel 37: Nach dem Schock

    Ausblick

    Nachwort

    Anhang

    Titel Seite

    Das Anden-Artefakt

    Eine historisch-phantastische Erzählung

    Michael Wächter

    Impressum

    Texte: © Copyright by Michael Wächter

    Umschlag:© Copyright by Michael Wächter

    Verlag:Michael Wächter

    Borsigweg 21a

    48153 Münster

    waechter.michael@t-online.de

    Druck:epubli, ein Service der

    neopubli GmbH, Berlin

    Printed in Germany

    Vorwort

    Mein Name ist Jens. Ich habe etwas herausgefunden, was die Weltgeschichte ändern kann. Aber ich traue mich noch nicht, Ihnen zu sagen, was ich da entdeckt habe. Sonst würden Sie meinen Bericht in die Altpapier-Tonne schmeißen.

    Jeder normale Mensch würde das tun. Jeder der vernünftig denkt. Und jeder, der weiß, was wissenschaftlich bewiesen ist und was nicht. Ich dachte am Anfang auch so. Ich hätte einen solchen Bericht auch als bloße Erfindung angesehen und weggeschmissen, wenn ich schon am Anfang gelesen hätte, um was es geht. Es ist ja auch unglaublich!

    Doch inzwischen denke ich ganz anders darüber. Eigentlich begann mein Umdenken, als ich von jener Prophezeiung in unserer Familienchronik erfuhr und von meinen inzwischen verstorbenen Großeltern das geheimnisvolle, kleine Spielzeug erhielt.

    Ich war noch ein Kind. Ich saß im Wohnzimmer meiner Großmutter, unter diesem seltsamen, runden Tisch. Der Kohleofen brannte. In der Küche pfiff der Teekessel auf dem Gasherd und Oma schnitt auf ihrer Marmor-Arbeitsplatte ein Stück Marmorkuchen für mich ab. Ich befühlte die leicht elektrisierende Stange der Stehlampe neben mir. Ich genoss das Kribbeln in den Fingern. Es war jedes Mal bei der Berührung der Stange fühlbar, immer wenn das Licht an war. Wenn ich an der Kordel zog und es ausschaltete, dann war es wieder weg. Der runde Tisch daneben war mit Messing beschlagen. Unter ihm war ein Schränkchen mit Glasfenstern. Darin stand Opas Lieblingskugel. Man konnte sie aufklappen und sah einen Bakelit-oder Resopal-Ring mit Löchern darin, der Schnapsgläschen beinhaltete. In der Mittel war ein größeres Loch. In ihm stand ein kleines Fläschchen mit einer Flüssigkeit, das ich nicht öffnen durfte. Neben Opas Kugel stand ein hölzernes Kästchen. Darin waren die Gegenstände, die ich manchmal zum Spielen bekam: Die Replik eines westfälischen Friedensthalers von 1648, ein altes Notgeldstück von 1923 mit Freiherr vom Stein und ein magnetisches Metallstück aus Russland. Es sah wie eine Schraube aus. Ich spielte damit, als Oma wieder aus der Teeküche zurückkam. Und während ich ihren Marmorkuchen kosten durfte, erzählte sie mir eine Geschichte dazu, aus der Familienchronik.

    Ich wusste damals noch nicht, dass sie eine Prophezeiung enthielt, die sich an unserer Familie erfüllen sollte – in Form dieser Schraube, die in dem Kästchen lag. Jetzt, Ende 1985, weiß ich es. Und dass meine Entdeckung die Geschichte der Menschheit von Grund auf ändern wird – wenn nicht sogar beenden.

    Warum hat eigentlich niemand außer mir die Anzeichen bemerkt? Ich glaube, dass es mehrere Gründe hatte. Es liegt daran, dass wir – die drei überlebenden Zeugen Professor Haber, Ewald und ich – es nicht wagen konnten, einfach so davon zu berichten. Und es lag wohl auch daran, dass damals Viele vor uns, wie ich bei meinen Recherchen herausfand, die ersten Anzeichen der kommenden, großen Invasion nicht erkannten. Aber ich bin mir jetzt sicher. Ich habe alles gründlich recherchiert. Mehrmals. Es gab sie wirklich, diese Anzeichen, doch sie wurden einfach noch nicht bemerkt. Deshalb dieser Bericht: Etwas ganz, ganz Anderes greift nach unserer Erde, etwas völlig Fremdes dringt nach unserer Welt. Sein Zeitalter bricht an, das Xenozän.

    Und das geht alle an, jeden Menschen.

    TEIL 1

    Vorfall

    Sie kam wieder zu sich.

    Ihr Mund brannte. Ihre Zunge schien zu glühen. Sie hatte Durst und ihr Hals tat weh.

    Sie saß. Sie bemerkte, dass sie auf einem Stuhl war, aber sie konnte sich nicht bewegen.

    Dieser Durst! Ich brauche Wasser!

    Ihr war egal, wo sie war – sie wusste es ohnehin nicht. Sie wusste nur, dass sie Wasser brauchte.

    Ich muss was trinken. Ich muss mich umsehen.

    Nur dieser Gedankenfetze war noch da: Mich nach Wasser umsehen. Sie öffnete ihre Augen. Ihre Augenlider waren schwer wie Blei. Sie sah einen kahlen Raum, vermutlich ein Keller. An der Wand vor ihr ein Rohr. Daneben eine Stahltür. An der Decke hing eine nackte Glühbirne, doch es war dämmrig-hell im Raum. Das Licht kam von hinten. Hinter ihr war vermutlich ein Fenster. Oder eine Luke. Die Luke jedenfalls war offen. Sie hörte Vögel. Es klang wie im Urwald. Eine Hütte im Regenwaldgebiet vielleicht oder das Lager einer Kaffeeplantage. Ja, es schien ein leerer Lagerraum zu sein. Mit einem Rohr. Ob es Wasser enthielt?

    Sie sah auf ihren Schoß. Um ihren Bauch nahm sie einen Strick wahr. Und um ihre Arme, die auf dem Rücken zusammengebunden waren. Ihre Beine waren an die Stuhlbeine gefesselt. Sie schienen taub zu sein – ihre Arme hingegen schmerzten durch den Druck der Schnüre.

    Wenn ich nicht gleich Wasser kriege verdurste ich.

    Sie hatte keine Chance an Wasser zu kommen. Sie war gefesselt. Das Rohr, selbst wenn es ein Wasserrohr war, hatte keinen Wasserhahn. Es endete in der Wand. Sie konnte kaum noch klar denken. Irgendetwas war mit ihr. Sie hatte das Gefühl, als ob ihr Stuhl schweben würde. Die kahlen, weiß getünchten Wände schienen Wellenbewegungen zu machen. Sie liefen in Regenbogenfarben an. Dann sackte sie wieder in sich zusammen.

    Ein Bremsgeräusch weckte sie. Ein Jeep oder LKW schien anzukommen. Männer sprangen von der Ladefläche. Sie strömten in den Nebenraum hinter der Stahltür. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss, die Klinke ging runter. Es quietschte, die Tür ging auf.

    Monica richtete sich auf, so gut sie konnte. Zwei Männer traten an sie heran.

    „Sie ist wach", sagte er eine. Er hatte Tarnzeug an, eine Art Armeehose mit Camouflage. Seine Haare waren lang und schwarz. Er war unrasiert und verschwitzt. Und er roch nach Marihuana. Im Gürtel saß eine Machete. Der Andere war im Anzug und trug darüber einen offenen Ledermantel. Er war völlig untypisch gekleidet, die Kleidung passte nicht in die Tropenhitze des Dschungels. Zudem war er blond, völlig glattrasiert und trug einen Halfter mit Pistole am Hosenbund. Er war ganz sicher kein Latino, ein Yankee eher, oder ein Europäer.

    Wasser, gebt mir Wasser, dachte sie.

    „Was hat sie euch gesagt?", fragte der Mann im Anzug. Er hatte einen ausländischen Akzent, aber nicht den der Amerikaner.

    „Nicht viel, Seňor. Wir haben ihr einen Beruhigungstrip verpasst.", sagte der Getarnte.

    Der Mann im Anzug fluchte in einer Sprache, die sie nicht verstand. Sie klang hart und fremd. Er drehte sich zu ihr um.

    „Wie heißt du?", fragte er.

    „Monica., stammelte sie. „Bitte gib mir Wasser.

    Er griff ihr Kinn, sah ihr in die Augen. Ihre Lippen waren trocken wie ein Schleifpapier.

    „Wasser!, schimpfte der mit dem Anzug zu dem Anderen. „Los, Idiot, mach’ schon! Ich will, dass sie klar denken kann, wenn sie mit mir redet. Ist das klar?

    Der Mann im Tarnzeug verschwand. Der im Anzug sah sie an.

    „So, du bist also diese Assistentin aus Bogotà, vom Uni-Labor. Hör zu: Ich werde dir gleich ein paar Fragen stellen. Wenn du richtig antwortest, dann kommst du hier raus. Oder du verreckst hier im Dschungel."

    Monica nahm die Worte auf, als kämen sie aus einer anderen Welt. Sie schienen sie nicht zu berühren. Sie hatte sich schon aufgegeben, irgendwie. Wenn jetzt wenigstens etwas trinken könnte …

    Der im Anzug ging halb um sie herum. Er sah sich ihren Arm an, die Einstichstelle in der Armbeuge.

    „Das sind Idioten hier, flüsterte er Monica zu. „Sie können ihr Scheiß-Kokain produzieren, aber mit Drogen umgehen, dazu sind sie zu blöd.

    Er lockerte die Fesseln an ihren Beinen. Sie spürte Blut in die Beine zurückströmen – das Gefühl kam zurück. Ihr linker Fuß schmerzte.

    Die Tür ging wieder auf. Der Getarnte kam herein. Er hatte eine Wasserflasche. Der im Anzug nahm sie ihm weg, ging zu Monica und hielt ihr die geöffnete Flasche an den Mund. Monica, noch halb benommen, öffnete die Lippen und spürte das Leben in ihren Mund zurückkommen.

    Wasser!

    Er half ihr trinken. Gierig trank sie die Flasche leer.

    Es dauerte ein paar Minuten, bis sie die Flasche geleert hatte. Der im Anzug hatte Geduld. Der Getarnte stand seitlich. Sie nahm ihn nicht wahr. Er schien abzuwarten. Der im Anzug gab den Ton an.

    Als sie ausgetrunken hatte, warf er die geleerte Plastikflasche auf den Boden.

    „Also pass auf, sagte er. „Du bist hier als eine Geisel. Die dich entführt haben, das sind die Kokaindealer hier in eurem gottverdammten Kolumbianischen Dschungel. Kannst du mich verstehen?

    Monica nickte.

    „Sie wollen die Kenntnisse aus eurem Chemielabor und die Analysegeräte, um ihr Scheißkokain besser machen zu können."

    Aber ich bin doch im Mineralogischen …

    Monica schüttelte den Kopf und öffnete ihren Mund, doch sie besann sich und sprach nicht aus, was sie dachte.

    „Mich interessieren deren Probleme einen Scheißdreck!", stellte der im Anzug klar.

    „Eti idioty, ya khochu znat', chto s etimi kosmicheskimi chastyami!", fluchte er.

    Monica sah ihn fragend an.

    „Boris Barakow, hablamos espanol!", gab der Getarnte genervt von sich.

    „Schnauze!, gab Boris wütend zurück. „Ich weiß das.

    Er drehte sich wieder Monica zu. Er flüsterte ihr fast ins Ohr.

    „Ich sagte: Diese Idioten, ich will wissen, was mit diesen Weltraum-Teilen ist! Bestimmt kennst du Diego Humberto, die Hilfskraft in eurem Labor. Er ist ein braver Genosse von mir, weißt du – nicht so ein kokainbenebelter Guerillero! Und weißt du was? Er hat von mir eine kleine Kamera bekommen, dein Analyseergebnis geknipst und das Foto in sein Parteibüro gefaxt – schlaues Köpfchen, euer Genosse Humberto! Und weißt du was? Die KP hat das Ding dann an unsere Freunde in der DDR gefaxt und über die kam es dann zu uns. Und nun kommst du ins Spiel: Wir wollen dieses Ding, das du da analysiert hast. Aber Moskau ist nicht zufrieden damit. Da ist dir nämlich ein blödes Unglück passiert. Ein ganz blödes Unglück! Du hast das Päckchen diesem Westdeutschen mitgegeben, sagte uns dieser Juan. Du kennst Juan von deiner – wie sagt ihr da – Universidad de Caldas, Facultad de Ciencas Exactas y Naturales?"

    Monica nickte. Sie drehte die Augen. Ihr war schwindelig.

    Boris bemerkte es. Wütend drehte er sich zu dem Getarnten um.

    „Du Buschkrieger, hör zu und lern jetzt mal von einem Profi! Wenn wir beim KGB jemanden verhören, dann kriegt der keine Drogen, sonst ist die Aussage so neblig wie deine benebelte Geisel – kapierst du das, Pablo, du Idiot?"

    Pablo sah zu Boden. Er wusste, er durfte jetzt nichts Falsches sagen.

    Boris drehte sich wieder zu Monica um. Er hielt ihr ein Foto vors Gesicht.

    „Schau dieses Foto an. Kennst du das?"

    Es war ein Foto von dem Päckchen. Monica erkannte eine Probe aus dem Depotraum ihres Labors an der Uni. Sie erkannte es an dem Zettel, der auf dem Päckchen klebte. Er trug ihre Handschrift. Oben auf dem Zettel standen das Symbol der Sonne und der Universitäts-Wahlspruch „Lumina spargo. Und ihr Vermerk: „Proba 314/1985, Proba comparanda con tornillo (Senor Alemàn). Es war der kleine Karton mit dem metallischen Gegenstand, den sie untersucht hatte – dem Fundstück aus den Anden. Es war geformt wie ein Quader. An einer Kante wies er noch Reste von dunklem, meteoritischem Material auf. Ihre Analyse hatte die außerirdische Herkunft des Objektes bewiesen, und zwar die des Meteormaterials ebenso wie die des Metallquaders, an dem das dunkle Material saß. Sie hatte das Metallteil Ewald gegeben, weil der ihr so eine deutsche Probe gezeigt hatte, die aus dem gleichen Material war.

    Ewald. Ihr Herz klopfte. Sie erinnerte sich. Sie hatte ihn in Bogotà kennengelernt. Vor dieser Katastrophe, und vor ihrer Entführung hier in dieses Drecksloch. Ewald war in dem Vulkanologenteam, das aus Westdeutschland gekommen war. Ihr Herz hatte sofort geklopft – sie war verliebt. Sie war fortan mit ihm unterwegs, auf Exkursion. Sie hätte sich sogar vorstellen können, mit ihm … Aber nun war er ja wieder in Westdeutschland, zusammen mit seiner Vergleichsprobe. Als „Proba No. 315/1985 hatte sie das Stück registriert und mit untersucht. „Tornillo, origen: Sr. Ewald de Alemania. stand darauf.

    Ewald.

    Pablo stieß sie von der Seite an.

    „Antworte dem Gentleman vom KGB, sonst kommst du hier nicht raus!", zischte er.

    Monica blickte auf.

    „Ja, stammelte sie. „Ja, ich kenne das Päckchen.

    „Hast du dieses Ding untersucht."

    „Ja, ich habe es analysiert."

    Monica sah wieder Wellenbewegungen auf den kahlen Wänden des Lagerraums. Alles drehte sich.

    Boris sah sie an.

    „Hör zu! Wir haben dein Ergebnis. Wir können lesen. Es beweist, dass das Ding aus außerirdischem Material ist. Aber Meteoriten sind nicht rechteckig. Wir glauben, es ist von einer US-Waffe. Von einem amerikanischen Geheimsatelliten, der unsere Genossen bedroht. Bestimmt hast auch du schon von diesem SDI-Programm gehört. Und du willst uns jetzt deshalb helfen und nicht hier in diesem alten Drogenschieberloch bei deinem Pablo aus Medellin verrecken, nicht wahr?"

    Monica stammelte. „Nein … Ja … Ich sage ja, was sie wissen wollen. Bitte lassen sie mich gehen. Das war wirklich Meteoreisen und Seltene Erden-Metalle wie Neodym, und Bor und …"

    „Khorosho, malen'kaya myshka – Alles gut Mäuschen!, sagte Boris und strich ihr durch das Haar. „Ich will nur wissen, wer das Metallteil jetzt hat, und zwar genau jetzt! Wenn wir es haben, dann bist du frei!

    „Ich … Ich weiß es nicht."

    Boris schüttelte den Kopf.

    „Njet, du weißt es sehr gut! Wir haben deinen Kollegen Juan gefragt. Du hast das Päckchen diesem Westdeutschen mitgegeben, sagte er, bevor er starb. Wir müssen seinen Namen haben, seine Adresse. Er könnte ein böser BND- oder MAD-Spion sein, weißt du. Auch wenn er angeblich nur so ein Mineraloge oder Vulkanologe war wie du."

    Monica war, als zuckten Stromschläge durch ihren Körper. Juan ist tot! Ewald? Ich muss dich retten, Ewald! Dich schützen vor diesen Bluthunden!

    „Neinneinnein!", schrie sie.

    Sie setzte sich kerzengerade. Sie nahm ihre schwindenden Kräfte noch einmal beisammen und sah diesen Boris an. In ihr drehte sich alles. Aber sie musste ihn jetzt überzeugen. Unbedingt.

    „Nein! Das hat Juan gesagt, um von sich abzulenken. Er hat die Probe mitgenommen, nicht dieser Deutsche. Juan wollte sie mitnehmen. Er hat es mir gesagt. Der Deutsche hatte nichts damit zu tun. Jedenfalls nicht nach dem, was ich weiß. Juan war auf das Teil scharf. Er hat immer wieder danach gefragt. Er wollte genau wissen, wo in den Anden es gefunden worden sei, und von wem."

    Monica schwitzte. Ihr fehlte die Luft zum Weitersprechen.

    Boris sah sie schief an.

    „Mäuschen, verarsch mich nicht!, fauchte er grimmig. „Juan hätte uns gesagt, dass er das Teil hat, glaube mir. Wir sind da ganz genau. Wir haben da unsere Methoden. Er hatte es nicht. Garantiert. Und wenn du uns nicht sagst, wer es aus eurem Unilabor bekommen hat, dann müssten wir dich auch mit unseren Methoden, sagen wir, freundlicher befragen. Du willst doch nicht, dass mein Freund Pablo dich wiederbekommt, oder?

    „Nein, stammelte Monica. „Juan hat das Päckchen mitgenommen. Er sagte, er wolle es dem Deutschen mitgeben. Aber vielleicht hat er dieses Metall ja auch lieber beim Schrotthändler zu Geld gemacht, dieser Schuft! Ich weiß es nicht. Ich hatte gesagt, er soll es dem Deutschen geben. Aber der hat mich später vom Flughafen aus angerufen, ich solle ihm das Teil per Luftpost zuschicken. Er habe das Teil nicht mehr von Juan mitbekommen, als er am Flughafen Bogotà eingecheckt habe.

    „Proklyatyy – Verflucht! Das ist nicht gut., grummelte Boris. „Das ist gar nicht gut!

    Gerettet! Monica sackte zusammen. Die Anspannung entwich aus ihrem Körper. Sie verstand: Der Russe hatte ihr die Geschichte abgekauft. Sie konnte Ewald da raushalten, und Juan war schon tot.

    Scheiße, ich kann doch jetzt nicht auch noch alle Schrotthändler in Bogotà absuchen, die Sondermetalle angekauft haben, dachte Boris.

    Er wandte sich ab, der Stahltür zu.

    „Was jetzt?", fragte Pablo. Er deutete auf die gefesselte Geisel.

    „Willst du deine Geisel nicht mehr? Ihr habt uns Lösegeld versprochen!"

    Boris fauchte ihn an.

    „Einen Scheiß haben wir. Die halluziniert. Die ist nicht mehr zu gebrauchen. Spendier‘ ihr doch einen goldenen Schuss, du Kokainkocher, verkauf‘ sie in euer Bandenbordell oder schick sie doch gleich in den Dschungel – scheißegal."

    Die Stahltür knallte hinter Boris zu.

    Pablo sah Monica an. Er wusste, was er nun zu tun hatte. Es durfte keine Spuren geben.

    „Arme Chica!, murmelte er. „Entspann dich. Keiner braucht dich mehr. Zum Abschluss spendiert dir der liebe Pablo noch eine schöne, letzte Reise..

    Monica hörte ihn kaum noch. Sie nahm auch nicht mehr wahr, dass Pablo eine Spritze aufzog, um ihr den Goldenen Schuss zusetzen. Sie hatte gewusst, dass sie sterben musste – schon als die Entführer sie aufgegriffen haben. Sie war jetzt nur noch froh, dass sie es geschafft hatte, Ewald da raushalten. Dann spürte sie den Einstich. Und die Wärme dieser süßen Gewissheit: Ich habe dich da rausgehalten, Liebster. Da kam der „Trip" ihrem Gehirn an. Sie spürte nicht mehr, dass er ihr den Tod gleich mitbrachte.

    Boris saß in diesem Moment schon im Helikopter. Auf dem Weg zurück erhielt er über Funk seinen neuen Einsatzbefehl – Verhör eines U-Boot-Kommandanten auf Kuba. Sein KGB-Offizier teilte ihm die Umstände auch gleich mit. Ein russischer Geheimsatellit habe einen unbekannten Flugkörper über dem Atlantik registriert. Er sei in der Nähe eines amerikanischen Space Shuttles aufgetaucht, habe per Funk Sendungen aufgezeichnet und abgestrahlt und sei dann wohl, so die Radaraufzeichnungen, im Atlantik gewassert. Ein sowjetisches Tiefsee-U-Boot habe das wassernde Objekt bemerkt und am Meeresboden wiederentdeckt. Dort, wohin es getaucht war, sei per Radar eine über 700 m große Kugel am transatlantischen Seekabel identifiziert worden. Das U-Boot habe von der Kugel sogar einen Radar-Ping zurückbekommen. Doch als es sich der Stelle genähert habe, sei die Kugel weggewesen. Es habe nur noch Spuren zwischen den Manganknollen gegeben, und er, Boris, solle den U-Boot-Kapitän genauer befragen. Es bestehe der Verdacht, die Amerikaner haben eine neuartige, mobile Tiefsee-Station installiert, zum Abhören von Funk- und Kabelverbindungen oder zum Aussenden von Flugkörpern mit Nuklearsprengköpfen. Sicher, vielleicht hatte es von diesen Flugkörpern ein Bruchstück gegeben, das in den Anden runtergekommen war – aber diese Tiefseestation schien die Raketen mit ihren Flugkörpern auszusenden.

    Boris verstand. Er blickte aus dem Helikopter. Er sah den Regenwald verschwinden. Auch die Kaffeeplantagen verschoben sich zum Horizont. Er hatte einen Ausläufer der Anden passiert und näherte sich der Karibik. Kuba wartete. Diese Tiefseestation war den Genossen jetzt viel wichtiger als so eine mögliche, nun aber auch noch nutzlose Informantin. Und für so etwas will das kolumbianische Medellìn-Kartell dann auch noch Lösegeld haben, dachte Boris verächtlich. Nein, die Genossen in Moskau haben Recht. Es gibt Wichtigeres. Schließlich ist Krieg, kalter Krieg. Da zahlen wir nicht auch noch Lösegelder für so wertlose „Zeuginnen".

    Kapitel 1: Omas Erzählungen

    Es begann damals im Januar 1968. Ich saß in Omas Wohnzimmer, unter diesem seltsamen, runden Tisch. Der weiß gekachelte Kohleofen verbreitete wohlige Wärme. Oma war in der Küche und der Teekessel pfiff. Ich hörte sie auf ihrer Marmor-Arbeitsplatte ein Stück Marmorkuchen für mich abschneiden.

    Ich spielte unter dem Tee-Tisch im Wohnzimmer. Der runde Tisch war mit Messing beschlagen. Oma hatte mir, wie schon so oft, erlaubt, aus dem Schränkchen mit Glasfenstern unter der Tischplatte das hölzerne Kästchen zu nehmen. Es lag auf meinem Schoß und meine Kinderhände öffneten die kleine Schatztruhe. Ich nahm die Replik des westfälischen Friedensthalers, legte sie unter ein Blatt Papier und rubbelte ihn mit einem Bleistift durch. Sein Bild wurde auf dem Papier sichtbar: Die Engel, die Stadtansicht mit der Stadtmauer und den gepanzerten Soldaten, die sich die Hand reichten. „Monasterium Vestphae" stand über den Kämpfern, die ich als Kind für Ritter hielt, und „P. O. R. – Pax Optima Rerum"– der Wahlspruch des Westfälischen Friedens.

    Ich griff wieder in das Kästchen. Unter dem alten Notgeldstück lag mein liebstes Spielzeug. Es konnte Schrauben und Nägel anziehen, Büroklammern, Pfennigstücke und Heftzwecken – aber keine Messingschrauben oder Groschen. Auch der Friedensthaler und das Notgeldstück wurden nicht von ihm angezogen, aber am gekachelten Ofen blieb es hängen. Und an der alten Badewanne in Omas Badezimmer.

    „Oma, was ist das eigentlich? Warum bleibt das an manchen Sachen immer hängen und an anderen nicht?"

    „Das ist ein Magnet, Jensilein", sagte Oma, und ich erfuhr, dass er Eisen anzieht und Nickelgeld.

    „Und Schrauben auch, Oma, guck mal!", ergänzte ich begeistert.

    Oma sah mich an und lachte von Herzen, als sie mich spielen sah.

    „Ist dieses Ding selber auch eine Schraube?, fragte ich. „Und woher habt ihr das?

    Oma reichte mir noch ein Stück Kuchen. Er duftete.

    „Das hat Opa von einem Freund bekommen. Und der hat es aus Russland. Du weißt ja, Opa repariert Schreibmaschinen. Vielleicht gehört dieses Magnetstück zu den Feinwerkzeugen, die man dafür braucht. Aber er kennt es auch nicht so genau, weil es nicht aus Deutschland ist, weißt du."

    Oma stand auf.

    „Magst du noch einen Kakao, Jensilein?"

    „Gerne, Oma", gab ich zurück. Als Oma das Wohnzimmer verließ um Milch auf dem Gasherd warm zu machen, spielte ich wieder mit dem magnetischen Metallstück. Es sah wirklich irgendwie wie eine Schraube aus. Als Oma wieder aus der Teeküche zurückkam, durfte ich ihren Marmorkuchen kosten und den Kakao. Sie nahm ihre Schürze ab und setzte sich neben mich in den Sessel. Dann erzählte sie mir, wie Opa an diese Schraube gekommen war, und sie versprach mir, als Gute-Nacht-Geschichte etwas aus unserer Familienchronik vorzulesen.

    „Gute-Nacht-Geschichte?", jubelte ich?

    „Ja, Jensilein. Deine Mammi hat mir gesagt, dass du heute hier übernachten darfst. Sie hat mir eine Tasche mitgegeben mit deinem Schlafanzug und deinem Teddy."

    „Juchhuh!"

    Ich jubelte. Ich hätte vor Freude platzen können, denn oft kam das nicht vor. Mutter wollte mich immer zuhause behalten, im Kinderzimmer. Doch manchmal gab es eben Ausnahmen. Wenn es in ein Ferienlager ging, zum Beispiel, oder auf Klassenfahrt. Oder wenn ich mal bei Oma Lotte schlafen durfte oder Oma Hanny.

    Heute war Oma Lotte dran. Sie machte mir Hühnerbollen zum Abendessen mit Kartoffeln, Apfelmus und Roter Beete. Sie trank hinterher immer den Saft von der Roten Beete, da ich ihn nicht mochte. „Der schmeckt gut, sagte sie. „Und er enthält Mineralstoffe, die gesund sind!.

    Ich verstand nichts von Kalium und Kalzium. Ich wollte nach dem leckeren Essen lieber gleich die Zähne putzen gehen und den Schlafanzug anziehen.

    „Aber warum willst du denn jetzt schon ins Bett?, fragte Oma überrascht. „Es ist doch erst sieben Uhr?

    „Na, umso eher bekomme ich die Gute-Nacht-Geschichte von dir vorgelesen!", blinzelte ich ihr zu.

    „Du bist mir ja einer!, lachte sie. „Ein ganz schlauer!

    Dann sah sie mich an. Sie stellte die Teller beiseite, die sie zum Abräumen aufgenommen hatte, und setzte sich neben mich.

    „Weißt du was, Jens? Ich setze gleich Wasser auf, dann spülen wir jetzt zusammen und danach lese ich dir die Geschichte vor, wenn wir auf dem Sofa sitzen. Du brauchst noch nicht ins Bett gehen, um sie hören zu können."

    „Au ja."

    Ich erinnere mich noch gut daran, wie sehr ich strahlte. Zuhause las mir niemand Geschichten vor. Mutter machte die Küche, und Vater musste oft länger arbeiten. Er reparierte Schreibmaschinen. Mein Bruder und ich, wir mussten dann immer einfach so ins Bett gehen. Schlafanzug an, waschen, kurz zusammen zum Schutzengel beten und dann: Gute Nacht.

    Heute war alles anders. Ich durfte das Besteck spülen und es abtrocknen, während Oma die Teller spülte. Als ich das Besteck in die Küchenschrank-Schublade einsortiert hatte, trocknete sie unsere beiden Teller ab. Ihre Schürze wedelte im Takt ihrer Handbewegung, als das Handtuch über die Teller huschte.

    „Hab ich dir eigentlich schon erzählt, dass unsere Vorfahren von einem Rittergut kommen?", fragte sie mich.

    Ich staunte.

    „Echt, Ritter? So echt mit Rüstung, Lanze und Eisenhelm wie im Mittelalter?"

    „Nun ja, nicht ganz im Mittelalter. Das ist länger her. Nein, du hast in deinem Stammbaum einen Vorfahren, der war Pächter. Er verwaltete ein echtes Rittergut. Es lag Skada."

    „Skoda?"

    „Nein, Skoda ist eine Automarke. Skada. Das war ein Dorf. Bei Senftenberg und Geierswalde. Das liegt in Ostdeutschland."

    Es schien spannend zu werden. Oma kam aus Ostdeutschland. Da war die DDR, und als Kind war für mich alles, was von dorther kam, geheimnisvoll. Schließlich lag das hinter der Mauer, und alle Erwachsenen redeten davon, dass da die Ostzone war und dass man erschossen wurde, wenn man versuchte, von dort aus über die Mauer in unsere BRD zu kommen. Oma kam aus Thüringen, doch ihre Vorfahren aus der Säuberlich’schen Linie waren aus der Gegend um Geierswalde und Senftenberg. Ich stellte mir einen Wald vor, mit Geiern.

    „Geierswalde liegt bei Bautzen in der Lausitz, nahe Hoyerswerda. Das ist Brandenburg, fast schon in Sachsen – beim Spreewald."

    In meiner Phantasie kreisten die Geier über einer bewaldeten, hügeligen Gegend. Ritter jagten durch das Gehölz, Fasanen hinterher, und irgendwo im tiefen Wald gab es eine kleine Ritterburg. Sie hatte keine Türme und Mauern und glich eher einer Gaststätte. Es war ein kleines Rittergut.

    Oma erzählte weiter. „Das Gut Lohsa wurde ab 1599 als Rittergut bezeichnet. 1836 ging es in den Besitz der Familie von Loebenstein über. Die verpachtete es dann an Carl August Säuberlich. Das ist mein Urgroßvater."

    Oma ging in die Küche und holte mir einen Traubensaft. Währenddessen erzählte sie weiter.

    „Das Gut hatte ein Herrenhaus, Ställe, Scheunen und Wirtschaftsgebäude wie zum Beispiel ein Wirtshaus, eine Gaststätte. Es lag bei Steinitz. Der Ort ist umgeben von mehreren großen Wäldern. Im Osten sind die Driewitz-Milkeler Heiden, das größte unbesiedelte Waldgebiet der Lausitz. Da ist auch der Eichberg. Auf dem Eichberg ist ein Denkmal, denn da kämpften 1813 die Truppen von Napoleon. In dieser Gegend zwischen Bautzen, Senftenberg, Kamenz und Hoyerswerda leben auch die Weiden."

    „Weiden? Bäume?"

    „Neinnein.". Oma lachte. Sie schüttelte den Kopf.

    „Das sind die Oberlausitzer Serben oder Sorben. Sie sprechen ihre eigene Sprache. Du könntest sie nicht verstehen. Sie nennen Lohsa auf Sorbisch Łaz, und Steinitz heißt zum Beispiel Šćeńca, das bedeutet: „Junger Hund. Und da ist auch noch so ein Rittergut.

    Ich kostete den süßen Saft. In meiner Vorstellung kämpften die Ritter inzwischen in Eichenwäldern. In den bewaldeten Hügeln stellten sich ihnen Drachen und fremde Räuber entgegen, die sie erschlagen mussten, um ihre Güter zu verteidigen.

    Oma reichte mir ein Büchlein. Ich las den Titel: „Stammbaum der Säuberlich’schen Familie, geschrieben von Carl August Säuberlich, Kruggutsbesitzer zu Geierswalde 1856."

    Ich nahm noch einen letzten, großen Schluck Traubensaft. Als ich das alte Büchlein von Oma vorsichtig öffnete, stieß ich auf ein Bild. Auf dem Bild war ein alter Mann zu sehen. Er hatte eine Krücke oder einen Gehstock in der linken Hand. Über den Schultern trug er einen schwarzen Umhang oder Mantel. Und er hatte einen echt strengen Blick.

    „Das ist Carl August Säuberlich, Mutters Großvater, erklärte Oma. „Er ist 1801 in Lohsa geboren worden und starb 1878 in Geierswalde. Sein Enkelkind Anna Elise war meine Mutter. Sein Vater Johann Gottlob Säuberlich der Jüngere war der Rittergutspächter zu Skada. Er wurde 1779 geboren – da waren die Vereinigten Staaten von Amerika gerade drei Jahre alt.

    Ist das lange her, ging es mir durch den Kopf. Fast schon bewundernd blätterte ich weiter in dem Buch. Währenddessen räumte Oma das leere Saftglas vom Tisch zurück in die Küche.

    „Ach ja, Amerika." Oma seufzte sehnsüchtig träumend.

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