Verträumt 4: Veronikas Geschichte
Von S.T. Kranz
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Über dieses E-Book
Gemeinsam leben sie seit kurzem bei dem neuen Lebensgefährten von Veronika.
Jedoch nicht alleine, denn gleichzeitig zog auch seine 13-jährige,
pubertierende Tochter Clara zurück ins traute Heim.
Somit scheint die neue Stieffamilie perfekt und vollkommen zu sein.
Doch diese Ansicht teilt nicht jedes der Familienmitglieder.
Begleite Veronika in ihrer Geschichte, in der ihr das Bild der Stiefmutter gut zu Gesicht steht. Folge ihr in ihre Traumwelt, in der die Infektion wahrer Liebe bekämpft werden muss. Und stelle dir selbst die Frage: Ab wann würde ich aufhören zu lieben?
S.T. Kranz
Ich bin kein Redner, ich bin ein Schreiber. Ich bin nicht ledig, ich bin glücklich verheiratet. Ich habe keine zwei Kinder, sondern ein bezauberndes Kind. Ich lebe nicht, um zu arbeiten, ich arbeite, um zu leben. Ich bin 1989 in Worms geboren und seit Kindesbeinen an, verfasse ich Geschichten, um meine Mitmenschen und mich zu unterhalten. Ich liebe es, in eine andere Welt zu schlüpfen, in eine andere Person, eben in etwas ganz anderes, um danach wieder am realen Dasein teilzunehmen.
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Rezensionen für Verträumt 4
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Buchvorschau
Verträumt 4 - S.T. Kranz
Prolog
Wer den ersten Teil von „Verträumt" kennt, kennt auch unweigerlich Veronika Stein. Dort ist sie als Nebencharakter mit ihrer heimtückischen Art aufgefallen. Doch dieses Buch darf sie diesmal alleine füllen.
Ihre Geschichte handelt 2 Jahre nach den Ereignissen von „Verträumt 1". Und in der Zwischenzeit hat die verwitwete Mutter von Zwillingen das geschafft, was sie damals schon versuchte zu erreichen. Nämlich ein wohliges Heim für sie und ihre Kinder, genauso wie das nötige Kleingeld, um sorglos über die Runden zu kommen. Dass dies natürlich für sie am einfachsten nur in Verbindung mit einem neuen Lebenspartner funktioniert, war ihr bewusst. Allerdings hat ihr neuer Partner nicht nur das Sorglos-Paket mitgebracht, sondern auch noch eine 13-jährige pubertierende Tochter.
Hiermit wird aus einfach, nicht gerade leicht.
Und anders als bisher, bekommt diesmal die Realität vollste Aufmerksamkeit und erst im Anschluss die Traumwelt, wo in das Herz ihrer Träume gereist und ihr Seelenschmerz ausgiebig verinnerlicht werden darf.
Hier wird es märchenhaft – märchenhaft anders.
1
Verwitwet
Schon sehr lange, wohne ich nicht mehr mit meinen zwei Söhnen in der kleinen Wohnung, die an meinem Geschäft ›Dreiviertel Mond‹ angebaut war. Sie war winzig, dunkel und einsam. Eigentlich diente sie als Lager- und Pausenraum. So war es früher gedacht.
Ich wünschte mir schon als kleines Mädchen einen schnuckeligen Laden, mit großen schönen Schaufenstern, durch die man Regale, bestückt mit Spielwaren und Süßigkeiten, erblicken kann. Bunt und lichtdurchflutet, so sollte er sein.
Mein Mann erfüllte mir mit 24 Jahren diesen Kindheitstraum. Und ich freute mich, ich freute mich sehr.
Damals war es das euphorisierende Gefühl von Glück erfüllt zu sein, das mich immer wieder anspornte, die Türen zu öffnen, um voller Freude meine Kunden zu begrüßen. Sie mit einem Lächeln in meinem kleinen Reich herzlich willkommen zu heißen. Mit den Jahren erweiterte ich mein Sortiment. Da mich außergewöhnliche Gegenstände schon immer interessierten, nahm ich kurzerhand Glaskugeln, Traumfänger und jeglichen Firlefanz mit ins Sortiment auf. Bis diese Dinge, nach dem Tod meines Mannes, Jahr für Jahr immer mehr den Platz von Süß- und Spielwaren eingenommen hatten. Schlussendlich gab es nur noch materielles und spirituelles für Erwachsene in meinem Laden zu kaufen.
Und dann? Na ja, von nun an öffnete ich nur noch die Türen, um das verlorene Glücksgefühl wieder irgendwo zwischen all den antiken Dingen, zwischen all den verschiedenen Menschen, die sich für mein Geschäft interessierten, zu finden.
Gefunden habe ich allerdings nur noch Staub und die Einsamkeit, die sich mehr und mehr aus meinem Inneren in meinen Laden schlich, um sich dort wieder zu spiegeln.
Ich war ziemlich dumm und naiv, konnte mit Geld nicht umgehen und verlor das Haus, das Auto, meinen Wohlstand. Der Stolz in mir ließ mich taub werden. Mein Vater, der mir all die schönen Märchen und Momente im Leben gezeigt hat, war bereit zu helfen. Er wollte mir zur Seite stehen, aber an einer verzweifelten Seele, beißt man sich wohl die Zähne aus.
Plötzlich war mein Laden nicht nur mein Zufluchtsort, sondern auch der meiner Kinder. Ich ließ die Nebenräume umbauen und zauberte mit den letzten finanziellen Mitteln ein kleines Reich, nur für uns drei. So fein und klein, doch voller Charakter – so betitelte meine Schwester das zu Hause, das ich nach kurzer Zeit als Gefängnis sah. Ich wollte wieder diesen Wert besitzen, den ich einst glücklich mit meinem Mann getragen hatte. Nur deshalb akzeptierte ich nun den Gedanken einen neuen Lebenspartner zu suchen und hoffentlich auch zu finden.
Eins, zwei, nun gut, ein paar mehr furchtbare Handlungen ließ ich zu, um wieder das zu bekommen, wonach ich mich sehnte. Spielte Menschen, die mir nahe standen eine Rolle vor, die nicht den wahren Zustand meiner Seele widerspiegelte. Das meiste allerdings, mit mäßigem Erfolg. Bis ich dann einen neuen Freund kennenlernte und sofort wusste, das wird der Mann, der mich und meine Zwillinge aus diesem Laden befreit.
Dass sich diese Rettung aus meinem Zustand jedoch kurz darauf schwieriger gestalten würde als gedacht, war mir bis dato nicht bewusst. Denn mit uns, ist auch seine 13-jährige Tochter von ihrer Mutter weg- und in sein Loft eingezogen. Und sie scheint wohl genauso wenig von mir begeistert zu sein, wie ich von ihr.
Ich bin Veronika Stein, 34 Jahre alt und verwitwet.
Hier beginnt meine ganz persönliche Geschichte.
»Hallo?«, erklingt laut hallend eine männliche Stimme durch die Regale von Veronikas Antiquitätengeschäft ›Dreiviertel Mond‹, nachdem ein Glöckchen an der Eingangstür läutet. Mit streng nach hinten gerichteten Haaren stolziert ein junger erwachsener Mann durch den Laden und schaut sich dabei hoch interessiert die Gegenstände in den Regalen für den Verkauf an.
Lächelnd betritt Veronika durch einen Fadenvorhang den Verkaufsraum und schaut dabei, völlig desinteressiert, direkt über den Tresen zu ihrem einzigen Kunden.
»Hallo mein Lieber, ich schließe gleich meinen Laden, kann ich dir noch schnell behilflich sein?«
Sich räuspernd geht der Kunde zielstrebig, aber doch mit einer gewissen Anspannung, auf eine außergewöhnliche, gar gespenstische Kleinskulptur zu. Neugierig nimmt er diese in die Hände, um sie ausgiebig zu begutachten.
»Ist dieser Krimskrams überhaupt was wert?«
»Nicht unbedingt, mein Lieber. Alles bezahlbar.«
»Steht draußen am Eingang nicht, dass bis heute Abend geöffnet ist?«
»Ich bin selbstständig, ich kann es mir leisten, mich nicht an Öffnungszeiten zu halten.«
»Es ist nicht gerade cool für die Kundschaft, die interessiert ist einzukaufen, dann vor geschlossener Tür zu stehen. Ich wollte schon öfter hier reintakeln, war aber immer Geschlossene Gesellschaft.«
Arrogant überhört Veronika diese Aussage und blickt dabei kurz auf ihre Armbanduhr, die sie an ihrem zarten Handgelenk trägt.
»Willst du nun was kaufen oder willst du gehen?«
Frech grinsend stellt der junge Mann die Skulptur wieder auf seinen staubigen Platz und läuft mit lässigen Schritten zum Tresen. Sanft fallen die Sonnenstrahlen im Hintergrund durch die großen Fenster auf den Boden. Auf ihrem Weg dahin tauchen sie all die Gegenstände in ein diffuses Licht, während die Stille und das Unbehagen zusammen mit dem aufgewirbelten Staub in der Luft schwebt.
»So ein Zippo, mit dem Totenkopf, das hätte ich gerne.«
»Das war es, mein Lieber?«
»Für mehr lohnt es sich hier nicht.«
Die rechte Augenbraue hochnäsig nach oben gezogen, nimmt Veronika das Sturmfeuerzeug von der Halterung und tippt den Preis in ihre Kasse ein. Blinzelt dabei schon auf die elektronische Bankkarte, die der Kunde ihr bereits vor die Nase gelegt hat.
Mit hängenden Schultern und einem Blick voller geheucheltem Mitleid entfleucht ihrem Mund ein Mhh.
»EC Zahlung bei mir leider nicht möglich. Entweder Bar oder gar nicht, mein Lieber.«
»Dein Ernst?«
Mit einem oscarreifen Lächeln, steckt Veronika das Feuerzeug wieder in die Halterung und schiebt die Bankkarte des Herren wieder zu ihm zurück. Scheinheilig entschuldigt sie sich dabei nochmals, herzlichst.
»Saftladen.«
»Einen schönen Tag wünsche ich dir noch.«
»Geschenkt.«
Trotz der verfahrenen Situation scheint der Mann nicht gerade frustriert zu sein, denn er verlässt den Laden mit einer gewissen Gleichgültigkeit. Dabei läutet wieder das Glöckchen, das wohl nur noch an einem Faden, an der Decke hängt. Genervt von diesem Tété-a-Tété storniert die Inhaberin den letzten Bon, als plötzlich zwei 11-jährige Jungs ins Geschäft stürmen und dabei Veronika sichtlich erschrecken.
»Hey ihr Lieben, seid nicht so wild. Wie geht es euch, wie war die Schule?«
Liebevoll umarmt die Mutter die Zwillinge Fabian und Median, küsst dabei sehnsüchtig die Wangen der zwei Brüder.
»War alles gut, Mama.«
»Ihr habt euch sogar schon umgezogen, ihr zwei Süßen. Auf euch ist Verlass. Kommt nochmal her.«
Sie bittet ihre Kinder in ihrer vertrauten Umgebung um eine weitere innige Umarmung. Kaum geschehen macht sie dann aber mit strenger Mine zügig Dampf, dass die kleine Familie den Laden verlässt.
Beim Betreten, der von vielen Menschen bevölkerten Straße, peitscht ihnen ein angenehm warmer Wind ins Gesicht. Die Blätter an den Bäumen bräunlich gefärbt, riecht es auch bereits nach Zuckerrüben und erinnert an den letzten vergangenen Herbst.
Gemeinsam überquert Veronika mit ihren Jungs den Zebrastreifen, um anschließend in ein schwarz lackiertes Auto einzusteigen.
Die Zwillinge auf der Rückbank wohlbehütet, begrüßt Veronika einen stattlichen Mann am Steuer mit einem Kuss. Ruckartig werden die Autotüren geschlossen und das erste Kompliment ihres Lebensgefährten Brandon erreicht ihre Ohren, bevor er dann den Motor startet.
»Mahagoni Braun? Tolle Haarfarbe. Wann warst du beim Friseur?«
»Heute Morgen, mein Lieber.«
»Gefällt mir.«
»Uns auch!«
Bestärken die Zwillinge das Selbstwertgefühl der Mutter, die daraufhin aufgesetzt lächelnd anfragt, ob denn Clara nicht mitkommt.
»Doch, doch. Sie war mit ihrer Mutter heute Morgen unterwegs und wird von ihr vor dem Restaurant abgesetzt. Sie wird bestimmt schon dort auf uns warten. Ach, ich freue mich auf unser gemeinsames Essen.«
»Herrlich«, antwortet Veronika, klappt ihren kleinen Handspiegel auf und zieht nochmal ihren Lippenstift nach.
Die Straßen sind frei. Die Ampeln grün. Geschwind kann dem schwarzen PKW durch die Innenstadt gefolgt werden, während die dicken Wolken am Himmel ihre Bahnen ziehen. Die Stadtlaternen erhellen so langsam das Gebiet, während die Sonne ihren Untergang, weit hinter dem Horizont, stillschweigend vollzieht.
Das Auto kurze Zeit später im dichten Regen vor einem hell erleuchtenden Gebäude geparkt, eilen Veronika,