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Die eigene Sicherheit schafft Raum für Geborgenheit: Denkanstösse für die Erziehung
Die eigene Sicherheit schafft Raum für Geborgenheit: Denkanstösse für die Erziehung
Die eigene Sicherheit schafft Raum für Geborgenheit: Denkanstösse für die Erziehung
eBook205 Seiten2 Stunden

Die eigene Sicherheit schafft Raum für Geborgenheit: Denkanstösse für die Erziehung

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Über dieses E-Book

Raum schaffen für Entwicklung
Eltern wünschen sich für ihre Kinder ein Umfeld, in welchem sie sich angenommen, verstanden, sicher und geborgen fühlen. Kinder sollen sich voller Vertrauen entwickeln und entfalten. Die Beschäftigung mit der selbst erlebten Erziehung und den eigenen Werten ist hilfreich, um gemeinsam eine Haltung zu entwickeln, welche den Familienalltag prägt.
Eltern sind gefordert, einen eigenen Weg zu finden, um für die Familie ein passendes Umfeld zu schaffen. So wird in diesem Buch kein Weg vorgegeben. Vielmehr enthält es wertvolle Anregungen für werdende Eltern wie auch für Eltern und Bezugspersonen, die Kinder bei ihrer Entwicklung begleiten.
Jedes Kapitel schliesst mit passenden Denkanstössen ab, die dazu dienen, sich mit der Thematik aktiv zu beschäftigen. Durch die Auseinandersetzung und Reflexion erlangt man Klarheit und Sicherheit im Umgang mit Kindern. Dies ist die Voraussetzung, um einen vertrauensvollen Raum zu schaffen, in welchem sich alle geborgen fühlen und entfalten können.
SpracheDeutsch
HerausgeberTWENTYSIX
Erscheinungsdatum28. Feb. 2022
ISBN9783740798475
Die eigene Sicherheit schafft Raum für Geborgenheit: Denkanstösse für die Erziehung
Autor

Marlis Furger

Ich habe das grosse Glück, dass ich mit meinem Mann vier ganz verschiedene Kinder auf ihrem Weg begleiten darf. Auch in meiner Arbeit als Primarlehrerin und später als Schulische Heilpädagogin haben sich mir junge Menschen geöffnet und sich von mir unterstützen lassen. Die Herausforderungen bei dieser Aufgabe haben meine Suche nach einem guten Weg im Zusammenleben und Umgang mit Kindern angeregt und mein Leben bereichert.

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    Buchvorschau

    Die eigene Sicherheit schafft Raum für Geborgenheit - Marlis Furger

    1 Eltern bleiben Partner

    1.1 Partnerschaft pflegen

    Als Eltern begeben wir uns gemeinsam auf einen neuen, unbekannten Weg. In unserem eigenen Reisegepäck befinden sich bereits vielfältige Erfahrungen, die uns prägen und beeinflussen. Für die weitere Reise ist es wichtig zu wissen, was sich im eigenen und im Gepäck unseres Partners befindet. Der gemeinsame Weg als Paar und die gemeinsame Erziehungsaufgabe bieten uns Möglichkeiten uns zu entwickeln. Die Richtung der Entwicklung legen wir zusammen fest, um gemeinsam auf dem Weg zu bleiben und uns gegenseitig zu unterstützen.

    Eine wichtige Grundlage jeder Beziehung ist das Gefühl, richtig zu sein und angenommen zu werden, so wie man ist. Dies ermöglicht, dass jeder sich sicher und geborgen fühlt, es entsteht Vertrauen und ein respektvoller, wohlwollender und einfühlsamer Umgang miteinander. Möglicherweise haben uns an unserem Partner Eigenschaften angezogen, die wir selbst nicht haben, die uns jedoch irgendwann anfangen zu stören.

    Aufbau von Vertrauen und Sicherheit in der Beziehung

    Vielleicht ärgern sie uns mit der Zeit gerade deshalb, weil wir diese Eigenschaft nicht haben und wir sie auch gern hätten oder weil diese Eigenschaften in uns verborgen sind und wir sie nicht zulassen. Unser Partner hat sich also nicht verändert, vielmehr sind es unsere Gefühle und unsere eigenen Gedanken über den Partner. Beispielsweise haben wir zu Beginn der Beziehung seine standhaften Überzeugungen bewundert und empfinden diese nun als Sturheit.

    Betrachten wir unseren Partner mit einer positiven, wohlwollenden Einstellung, vermeiden wir die Entwicklung negativer Gefühle. Wir beobachten und hinterfragen unsere Gedanken genau und ergründen, ob sie wirklich der Realität entsprechen oder unsere Sichtweise, unsere Interpretation zeigen. Spiegelt mein Partner mir meine eigenen Gedanken über mich, handelt es sich um eine Projektion? Dabei helfen uns die Fragen: „Was gehört zu mir? Was ist mein Anteil an diesen Gefühlen? Was gehört zu meinem Partner" Dieses Vorgehen unterstützt uns beim Loslassen von negativen Gefühlen und Gedanken, damit wir nicht in ihnen stecken bleiben und zusammen gute Gefühle teilen. Es entsteht eine gute Stimmung und dadurch ein Gefühl der Verbundenheit; wir fühlen uns sicher, wohl, nahe und zufrieden. Diese Gefühle bilden die Grundlage für eine bereichernde, tragfähige Beziehung, in der jeder seine Stärken einsetzt und bei Schwächen Unterstützung bekommt, seinen eigenen Weg gehen und sich entwickeln kann.

    „Wenn Untersciede mit Respeft betrachet werden, sechen Partner sich gegenseitig als Ergänzung. Werden die Unterschiede aus einem Gefühl der Unzufriedenheit heraus gesehen, lässt das die Partner inkompatibel³ erscheinen. Es ist das Gefühl, das den Unterschied macht. Respekt und Zuneigung sind die Gefühle, die Charakterunterschiede als Vorteile in einer Beziehung erkennen. Diese Gefühle erlauben einer Person, von der anderen zu lernen."

    (Pransky, 2017, S. 28)

    Für den Aufbau und Erhalt dieser Grundlage brauchen wir Zeit, unsere Beziehung benötigt Pflege. Alles, was wir für unseren Partner aus dem Gefühl der Liebe heraus tun, leistet einen Beitrag für gute Gefühle, sei es etwas Kleines wie eine herzliche Umarmung oder das liebevolle Servieren eines Kaffees, nachdem der Partner uns bekochte.

    Beziehung pflegen

    Einige Bedürfnisse müssen erfüllt sein, damit wir unser Potenzial ausschöpfen können. Dabei handelt es sich nicht nur um biologische Bedürfnisse wie Nahrung und Erholung, sondern auch um das Bedürfnis nach Sicherheit, Bindung und Wertschätzung⁴. In der Beziehung ermöglichen wir uns gegenseitig, diese Bedürfnisse zu befriedigen.

    „Liebe ist gekennzeichnet durch ein hohes Mass an Verantwortung für den Partner und durch ein hohes Mass an Authentizität⁵. Weitere unverzichtbare Merkmale einer glücklichen Beziehung sind Wertschätzung, Zärtlichkeit, Mitfreude, Einfühlungsvermögen und das Akzeptieren von Schwächen."

    (Stahl, 2017, S. 214)

    Offene Gespräche, in denen wir einander wirklich zuhören und erfahren, was der andere denkt und fühlt, vertiefen die Beziehung und schaffen ebenfalls positive Gefühle. Ein interessiertes Fragen: „Wie geht es dir?", ermöglicht es, in Verbindung zu bleiben. Wir können für regelmässige, ungestörte Gespräche einen fixen Zeitpunkt, Ort und Ablauf festlegen und uns so eine Gesprächsinsel einrichten. Bewusst erinnern wir uns daran, was uns verbindet, was wir aneinander schätzen und was wir uns voneinander wünschen. Dabei lernen wir uns immer besser kennen und nehmen uns gegenseitig so an, wie wir sind. Damit schaffen wir eine gute Gewohnheit, die positiven Gedanken und Gefühle zu beachten, das Gute im Partner und in der Beziehung zu erkennen und nicht an Negativem hängen zu bleiben. Wir pflegen regelmässig unsere Psyche, wie wir das auch mit unserem Körper tun. Gute Gefühle zeigen uns, dass wir mit uns im Reinen sind und unsere Gedanken auf das Gute gerichtet haben. Andererseits weisen uns negative Gefühle darauf hin, unsere Gedanken genauer zu betrachten. Wir kennen sowohl die eigenen Vorstellungen, Bedürfnisse, Stärken, Schwächen und Ziele wie auch jene des Partners zunehmend besser und wir können uns beide entwickeln, entspannt und authentisch⁶ leben und uns entfalten.

    Gesprächsinsel schaffen

    Ein empathischer⁷, respektvoller Umgang miteinander, die gegenseitige Wertschätzung und das Akzeptieren der Schwächen des Partners bilden eine gute Grundlage für eine stabile Beziehung. Aus dieser Sicherheit heraus gelingt es uns, unsere wahren Gefühle zu zeigen und sie nicht mit Hilfe von Schutzstrategien zu verbergen.

    Schutzstrategien sind beispielsweise das Anstreben von Perfektion oder übermässiger Kontrolle, das Verdrängen der Realität oder das Streben nach Harmonie, indem wir uns lieber anpassen als einbringen. Bewerten, beurteilen oder interpretieren wir das Gesagte oder das Verhalten unseres Partners auf unserem Erfahrungshintergrund, dann stören wir dadurch das Verständnis füreinander und das Gefühl nach Nähe und Sicherheit. Im reflektierenden Gespräch erkennen wir unsere Schutzstrategien und setzen uns bewusst mit ihnen auseinander.

    Um uns, unser gemeinsames Leben und unseren Partner besser zu verstehen, ist es sehr hilfreich, sich gegenseitig die eigene Lebensgeschichte zu erzählen. Das Erzählen von negativen Erfahrungen hilft uns zudem, diese zu verarbeiten. Es kann schwierig sein, schmerzhafte Eindrücke und Empfindungen in Worte zu fassen, da die schmerzhaften Gefühle ebenfalls an die Oberfläche gelangen. Es ist jedoch wichtig, dass wir auch diese Gefühle zulassen, damit sie verarbeitet und geheilt werden können.

    Letensgeschichte kennen und verarbeiten

    Offen, unvoreingenommen, neugierig und einfühlsam hören wir die Geschichte unseres Partners ohne sie zu bewerten. Wir fördern mit unserer einfühlsamen Haltung das Entstehen von Sicherheit und Geborgenheit. Fühlt sich unser Partner sicher, wohl und angenommen, erleichtert ihm dies das Erzählen und das Zulassen von negativen Gefühlen, beispielsweise auch von Erlebnissen, für die er sich schämt.

    „Wenn wir uns die Zeit nehmen, über unsere zwischenmenschlichen und unsere inneren Erfahrungen nachzudenken, können uns die bessere Selbstkenntnis und die grössere Aufmerksamkeit in die Lage versetzen, uns weiterzu-entwickeln."

    (Siegel & Hartzell, 2014, S. 66)

    Der Prozess der Heilung negativer Erlebnisse ist schmerzhaft und braucht Zeit. Heilung erfolgt nicht nach einem ersten Aussprechen. Möglicherweise setzen wir uns regelmässig immer wieder mit dem Inhalt unseres „Gepäck s" auseinander. Wir nehmen uns aber auch Zeit, wenden uns positiven Dingen zu und bekommen Abstand zu schmerzhaften Erinnerungen. Nicht alles, was wir bereits lange mit uns tragen, erfordert das sofortige Ausräumen. Stück für Stück packen wir aus, betrachten es, lassen es zu und dann wieder los, im eigenen Tempo. Wir geben uns die Zeit, die wir dazu benötigen.

    Vielleicht hilft es uns beim Erzählen, wenn wir zuerst für uns allein unsere eigene Geschichte aufschreiben. Treten dabei heftige Gefühle auf, deuten sie uns an, dass diese Erfahrung noch nicht verarbeitet ist. Das Geschriebene dient bei Gesprächen als Gedankenstütze. Zudem leistet auch das Aufschreiben einen Beitrag zur Verarbeitung.

    Denkanstösse:

    Wie sorgen wir in unserer Beziehung für Wohlbefinden und innere Zufriedenheit?

    Wann nehmen wir uns bewusst Zeit für einander?

    Welche Vorstellungen, Gefühle, Bedürfnisse und Ziele haben mein Partner und ich?

    Welche Grundwerte sind uns wichtig?

    Wie setzen wir uns mit unseren negativen Erfahrungen, die uns be-einfíussen, auseinander?

    Was tun wir, um Projektionen und Schutzstrategien zu erkennen?

    1.2 Gemeinsame Grundlage der Erziehung

    Die Erziehung von Kindern ist eine gemeinsame Aufgabe. Sie erfordert einen Austausch über die selbst erlebte Erziehung, Vorbilder, Werte, Rollen und gemachte Erfahrungen. Idealerweise findet dieser Austausch bereits vor der Geburt des ersten Kindes statt. Er kann auch gemeinsam schriftlich festgehalten werden, um sich später wieder daran zu orientieren. Kindern gibt es Sicherheit, wenn sie spüren, dass ihre Eltern für gleiche Werte einstehen. All die Erfahrungen, die wir in unserer Kindheit gemacht haben, sowie die Rollen, die wir in unserer Herkunftsfamilie hatten, beeinflussen unsere eigenen Werte.

    Austausch über Erfahrungen, Rollen und Werte

    Wir sind also herausgefordert, unsere Kindheitserinnerungen genauer zu betrachten. Wer mit Freude an seine eigene Kindheit zurückdenkt, kann auf gute Vorbilder zurückgreifen und intuitiv⁸ – ruhig und angepasst – reagieren. Lösen die eigenen Kindheitserfahrungen negative Gefühle aus, dann wollen oder können wir uns nicht von ihnen leiten lassen, weil wir diese Erfahrungen unseren Kindern ersparen wollen. Sie erschweren es uns, intuitiv zu reagieren, ohne in gleiche Verhaltensmuster zu verfallen, wie wir sie erlebt haben.

    Zudem sind uns nicht alle Erfahrungen bewusst. Unbeabsichtigte Reaktionen gegenüber unserem Partner und unseren Kindern, bei spielsweise, wenn wir wegen einer Kleinigkeit unkontrolliert reagieren, lassen uns erkennen, dass negative oder unabgeschlossene Erfahrungen dahinter stehen könnten. Es handelt sich dabei um vergangene Situationen, in denen wir die Gefühle nicht zulassen und regulieren konnten, weil wir dazu Hilfe oder Nähe gebraucht hätten. Die Situationen bleiben unabgeschlossen und wir bewahren sie zusammen mit den nicht zugelassenen Gefühlen auf. Den Ort dieser Aufbewahrung nennt Vivian Ditt-mar den «emotionalen Rucksack» (Dittmar, 2018). Er schützt uns in Situationen, in denen wir mit unseren Gefühlen überfordert sind und keine oder zu wenig Unterstützung erhalten. Dieser Rucksack variiert je nach der Menge unverarbeiteter Situationen in seiner Grösse.

    Unbeabsichtigte Reaktionen

    Unverarbeitete Gefühle tauchen in einer völlig harmlosen Situation unerwartet wieder auf, beispielsweise bekommen wir ohne ersichtlichen Grund Angst und reagieren aus dieser Angst heraus mit einem Angriff auf unser Gegenüber. Sobald sie eine Möglichkeit erhalten, treten sie an die Oberfläche, um gefühlt und damit verarbeitet und abgeschlossen zu werden. Bereits eine Bemerkung, welche eine Erinnerung weckt, reicht für das Freisetzen eines Gefühlsausbruchs aus.

    Unangemessene Reaktionen zu erkennen ist bereits der erste Schritt auf dem Weg, anders mit den unverarbeiteten Gefühlen umgehen zu können. Ein positiver Gedanke, eine bewusste, ruhige Atmung oder das Verändern unserer Körperhaltung unterstützt uns in einem zweiten Schritt, uns nicht von Gefühlen überrollen zu lassen, uns zu beruhigen und unsere Gefühle zu regulieren. Wir lassen uns Zeit, um nicht unkontrolliert oder zwanghaft zu reagieren. Sobald die starken Gefühle abflachen, bekommen wir die Möglichkeit, uns selbst zu beobachten und zu erkennen, was in uns vor sich geht. Die Beobachtungspause gibt uns Abstand zur Situation und Zeit, uns bewusst für eine Reaktion zu entscheiden. Zudem kommen wir in die Lage, zu fühlen, wie sich unser Verhalten auf uns und auf andere auswirkt. Gelingt es uns, die starken Gefühle schnell wieder zu beruhigen und loszulassen, können sie uns weniger beeinflussen.

    Umgang mit unverarbeiteten Gefühlen

    Es ist nicht nur wichtig zu erkennen, was wir erlebt haben und was uns prägt, sondern auch wie die Erfahrung in uns weiterlebt und wie weit wir diese

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