Gitanjali: Sangesopfer
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Über dieses E-Book
Rabindranath Tagore
Rabindranath Tagore (1861-1941) was an Indian poet, composer, philosopher, and painter from Bengal. Born to a prominent Brahmo Samaj family, Tagore was raised mostly by servants following his mother’s untimely death. His father, a leading philosopher and reformer, hosted countless artists and intellectuals at the family mansion in Calcutta, introducing his children to poets, philosophers, and musicians from a young age. Tagore avoided conventional education, instead reading voraciously and studying astronomy, science, Sanskrit, and classical Indian poetry. As a teenager, he began publishing poems and short stories in Bengali and Maithili. Following his father’s wish for him to become a barrister, Tagore read law for a brief period at University College London, where he soon turned to studying the works of Shakespeare and Thomas Browne. In 1883, Tagore returned to India to marry and manage his ancestral estates. During this time, Tagore published his Manasi (1890) poems and met the folk poet Gagan Harkara, with whom he would work to compose popular songs. In 1901, having written countless poems, plays, and short stories, Tagore founded an ashram, but his work as a spiritual leader was tragically disrupted by the deaths of his wife and two of their children, followed by his father’s death in 1905. In 1913, Tagore was awarded the Nobel Prize in Literature, making him the first lyricist and non-European to be awarded the distinction. Over the next several decades, Tagore wrote his influential novel The Home and the World (1916), toured dozens of countries, and advocated on behalf of Dalits and other oppressed peoples.
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Buchvorschau
Gitanjali - Rabindranath Tagore
1
Du machtest mich endlos – so ist dein Belieben. Dies schwache Gefäß leertest du wieder und wieder und fülltest es immer mit neuem Leben.
Du trugst diese kleine Rohrflöte über Hügel und Täler und hauchtest durch sie ewig neue Melodien.
Bei dem unsterblichen Druck deiner Hände verliert mein kleines Herz seine Grenze in Freude und gebiert unaussprechliche Worte.
Deine unendlichen Gaben empfange ich nur auf diesen meinen sehr kleinen Händen. Zeitalter vergehn und immer gießest du aus, und immer ist Raum, um erfüllt zu werden.
2
Wenn du mir befiehlst zu singen, scheint mir das Herz vor Stolz brechen zu wollen; ich schau in dein Antlitz, und Tränen kommen mir in das Auge. All das, was hart und mißtönig ist mir im Leben, zerschmilzt in eine süße Harmonie – und meine Anbetung breitet die Schwingen gleich einem frohen Vogel im Fluge über die See.
Ich weiß, mein Singen macht dir Freude, ich weiß, nur als Sänger werde ich vor dich gelassen.
Ich rühre mit dem Saume der weitausgebreiteten Schwinge des Sangs deine Füße, die nie zu erreichen ich streben könnte.
Trunken von Freude des Singens vergeß ich mich ganz und nenne dich Freund, der du mein Herr bist.
3
Ich weiß nicht, wie du singest, mein Meister, ich lausche immer in stillem Staunen.
Dein Licht der Musik erleuchtet die Welt. Der Lebenshauch deiner Musik läuft von Himmel zu Himmel. Der heilige Strom der Musik durchbricht alle Hindernisse von Stein und stürzet fort.
Mein Herz ersehnt, deinem Sang sich zu einen und ringt umsonst nach Stimme. Ich wollte sprechen, doch Sprache fügt sich dem Sang nicht, da schrei ich getäuscht auf! O du hast mein Herz gefangen in deines Liedes endlosen Maschen, mein Meister.
4
O du meines Lebens Leben! Immer werd ich mich mühn, rein meinen Leib zu erhalten, wissend, daß auf meinen Gliedern lebendig dein Hauch ist.
Immer werd ich mich mühn, Unwahres mir fern vom Denken zu halten, wissend: du bist die Wahrheit, die mir im Geiste das Licht der Vernunft entzündet.
Immer werd ich mich mühn, von meinem Herzen die Übel zu treiben und meine Liebe in Blüte zu halten, wissend: du thronest im Allerheiligsten meines Herzens.
Und es soll immer mein Streben sein: dich offenbaren in meinem Tun, wissend, daß deine Macht mir Kraft gibt zum Handeln.
5
Ich bitte nur um ein wenig Geduld, um an deiner Seite zu sitzen, das Werk, das ich wirke, wird später vollendet.
Ferne dem Schaun auf dein Antlitz, kennt mir das Herz nicht Ruhe noch Rast; und mein Werk wird endloses Mühn am uferlosen Meere der Mühe.
Heut kam der Sommer ans Fenster mit seinem Summen und Surren, die Bienen singen von Minne am Hofe des blühenden Haines.
Nun ist es Zeit, um stille zu sitzen von Antlitz zu Antlitz mit dir und dir zu singen des Lebens Widmung in dieser schweigenden, überströmenden Muße.
6
Pflück diese kleine Blume und nimm sie und zögre nicht, ich fürchte, sie welkt und fällt in den Staub.
Sie wird keinen Platz in deinem Kranze finden, doch ehre sie mit dem Schmerzensdruck deiner Hand und pflücke sie ab. Ich fürchte, der Tag könnt enden, eh ich es merke und die Zeit des Opferns vergehn.
Ist auch die Farbe nicht tief und ihr Duft nur schwach, nütze die Blume für deinen Dienst und pflück sie, solange es Zeit ist.
7
Mein Lied hat seines Schmuckes sich entäußert, es ist nicht stolz auf Kleid und Zier. Der Schmuck könnt unsre Einigkeit