Parker schießt den Drachen ab: Butler Parker 228 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Butler Parker wußte sofort mit letzter Sicherheit, daß schlimme Dinge auf ihn zukommen würden. Lady Agatha stand neben dem hochbeinigen Monstrum und blickte ausgesprochen verklärt zum blauen Nachmittagshimmel empor. Sie beobachtete zwei Segelflugzeuge, die sich wie Riesenvögel elegant umkreisten und dabei sichtlich an Höhe gewannen. Sie wurden begleitet von Möwen, die sich lärmend an diesem Spiel beteiligten. »Ist das nicht traumhaft schön, Mister Parker?« fragte Agatha Simpson und wandte sich an ihren Butler. »Man kann dem Schauspiel durchaus einen gewissen Reiz abgewinnen«, gab Parker gemessen zurück. »Darf meine Wenigkeit übrigens daran erinnern, daß Mylady gegen achtzehn Uhr in Girvan erwartet werden?« »Drängen Sie mich nicht, Mister Parker«, verwahrte sie sich leicht gereizt. »Sie ahnen ja nicht, welche Erinnerungen in mir aufsteigen.« »Mylady werden von den Herren der Whisky-Brennerei erwartet«, machte der Butler klar. »Ich weiß, Mister Parker.« Ein versonnenes Lächeln umspielte ihren energischen Mund. »Lang ist es her, als auch ich mal durch die Lüfte schwebte...« »Wie belieben Mylady zu meinen?« Parkers Höflichkeit war nicht zu übertreffen. Sie paßte zu seinem Erscheinungsbild.
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Parker schießt den Drachen ab - Günter Dönges
Butler Parker
– 228 –
Parker schießt den Drachen ab
Günter Dönges
Butler Parker wußte sofort mit letzter Sicherheit, daß schlimme Dinge auf ihn zukommen würden.
Lady Agatha stand neben dem hochbeinigen Monstrum und blickte ausgesprochen verklärt zum blauen Nachmittagshimmel empor. Sie beobachtete zwei Segelflugzeuge, die sich wie Riesenvögel elegant umkreisten und dabei sichtlich an Höhe gewannen. Sie wurden begleitet von Möwen, die sich lärmend an diesem Spiel beteiligten.
»Ist das nicht traumhaft schön, Mister Parker?« fragte Agatha Simpson und wandte sich an ihren Butler.
»Man kann dem Schauspiel durchaus einen gewissen Reiz abgewinnen«, gab Parker gemessen zurück. »Darf meine Wenigkeit übrigens daran erinnern, daß Mylady gegen achtzehn Uhr in Girvan erwartet werden?«
»Drängen Sie mich nicht, Mister Parker«, verwahrte sie sich leicht gereizt. »Sie ahnen ja nicht, welche Erinnerungen in mir aufsteigen.«
»Mylady werden von den Herren der Whisky-Brennerei erwartet«, machte der Butler klar.
»Ich weiß, Mister Parker.« Ein versonnenes Lächeln umspielte ihren energischen Mund. »Lang ist es her, als auch ich mal durch die Lüfte schwebte...«
»Wie belieben Mylady zu meinen?« Parkers Höflichkeit war nicht zu übertreffen. Sie paßte zu seinem Erscheinungsbild. Er war das Urbild eines hochherrschaftlichen englischen Butlers.
»In meiner Jugend habe auch ich Segelflugsport betrieben«, behauptete die ältere Dame ungeniert. »Es war eine wunderschöne Zeit und ich glaube, daß ich recht begabt war.«
»Mylady erzählten andeutungsweise bei anderer Gelegenheit davon.« Josuah Parker wollte sie unbedingt von diesem Thema abbringen. Er kannte ihre spontanen Reaktionen. Wenn Sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, führte sie es auch durch und zwar mit allen Konsequenzen.
»Ich bin noch immer eine leidenschaftliche Fliegerin«, machte sie klar.
»Dem kann und muß meine Wenigkeit unbedingt beipflichten«, entgegnete Parker gemessen. Er dachte mit heimlichem Schaudern an einige Gelegenheiten, die sich tief in sein Gedächtnis eingegraben hatten.
»Erinnern Sie mich daran, Mister Parker, daß ich den Flugplatz hier in der Nähe besuchen werde«, meinte sie und riß sich zu Parkers Erleichterung vom Anblick der beiden Segelflugzeuge los. Sie schob ihre majestätische Fülle in Parkers Privatwagen zurück, und der Butler beeilte sich, am Steuer Platz zu nehmen.
»Ich werde Sie selbstverständlich zu einem Rundflug mitnehmen, Mister Parker«, kündigte sie an. Sie hatte das Thema Fliegerei noch nicht vergessen.
»Mylady sind zu gütig.« Parkers glattes Gesicht zeigte keinen Ausdruck. Er war ein Mann, der sich stets unter Kontrolle hatte.
»Dieses lautlose Gleiten«, schwärmte sie weiter, während Parker anfuhr, »ein unvergeßliches Erlebnis.«
»Mylady im Kampf mit den Elementen«, sagte Josuah Parker.
»Womit?« Sie blickte streng zu ihm hinüber und nickte dann. »Kein schlechter Vergleich, Mister Parker. Man braucht natürlich viel Fingerspitzengefühl, um sich behaupten zu können. Besser ist es natürlich, wenn einem das Fliegen quasi im Blut liegt. Man braucht eine angeborene Sensibilität, Mister Parker.«
»Die Mylady immer wieder unter Beweis zu stellen geruhen.«
»Sorgen Sie diskret dafür, daß die Verhandlung mit der Brennerei schnell beendet wird«, sagte sie und wechselte zu Parkers Erleichterung nun doch das Thema. »Ich denke, daß ich mich beteiligen werde. Whisky wird schließlich immer getrunken.«
Sie war eine immens vermögende Frau, seit vielen Jahren Witwe und verfügte über einen ausgeprägten Geschäftssinn. Man hatte ihr vor Wochen die noch auszuhandelnde Beteiligung an einer alten, renomierten Brennerei angeboten. Nun war sie in den Southern Uplands von Schottland unterwegs, um sich diesen Betrieb genau anzusehen. Aus Gründen der Entspannung hatte Lady Agatha auf einen Flug verzichtet. Man war seit zwei Tagen per Wagen unterwegs, doch in Agatha Simpson kam inzwischen schon wieder die Langeweile auf. Sie brauchte überraschende Abwechslungen, obwohl sie das sechzigste Lebensjahr längst überschritten hatte.
»Was ist das?« fragte sie plötzlich hoffnungsfroh und richtete sich auf.
»Man könnte den Eindruck gewinnen, Mylady, daß es sich um die Schußfolge aus einem Maschinengewehr handelt«, gab Parker zurück, »auch der Motor eines Flugapparates ist eindeutig nicht zu überhören.«
»Das klingt aber recht gut«, freute sie sich. »Halten Sie an, Mister Parker! Da scheint sich etwas zu tun ...«
Über einen fast kahlen Hügel rannte eine Gestalt in Richtung Straße. Wenig später hüpfte förmlich ein Doppeldecker in rasantem Tiefflug über dieses Gestrüpp und spuckte Feuer. Die Geschoßeinschläge lagen dicht hinter der flüchtenden Gestalt, die sich mit wildem Hechtsprung in einen Graben rettete.
*
»Das ist doch unerhört«, rief die passionierte Detektivin. Dann duckte sie sich unwillkürlich, als die wendige Sportmaschine mit dem Sternmotor sich näherte und dicht über Parkers Wagen davonschoß.
»Man dürfte eine Art Menschenjagd betreiben«, sagte Parker, als der Lärm verebbte. Er hielt scharf am Straßengraben und suchte nach der Gestalt, die sich im letzten Moment gerade noch vor den Geschossen gerettet hatte.
»Ich hoffe, dieses Subjekt kehrt noch mal zurück, Mister Parker«, sagte Lady Agatha. Ihr nicht gerade unterentwickelter Busen wogte vor Empörung.
»Man könnte dann durchaus Mylady unter Beschuß nehmen«, warnte der Butler, der die Gestalt nicht ausmachen konnte. Der Straßengraben war förmlich zugewuchert. Hohes Gras, Sträucher und kleine Büsche füllten ihn aus und schufen eine ideale Tarnung.
»Ich werde solch einen Angriff abwehren, Mister Parker«, machte die ältere Dame deutlich. »Lassen Sie sich dazu etwas einfallen.«
Parker stieg aus dem Wagen und ging nach hinten in Richtung Kofferraum. Er wollte seine schwarze Reisetasche holen und sich nach einem geeigneten Mittel zur Abwehr umsehen. Doch in diesem Moment war die Maschine erneut zu hören. Sie hüpfte wieder knapp über einen der vielen Hügel und nahm Kurs auf das hochbeinige Monstrum. Der Doppeldecker bot einen unheimlichen Anblick. Parker konnte deutlich die beiden luftgekühlten Maschinengewehre erkennen.
Diesmal wurde nicht geschossen.
Der Pilot streckte einen Arm aus dem Cockpit und winkte fast lässig nach unten. Der lange Shawl um seinen Hals flatterte. Dann legte sich der Doppeldecker in eine Steilkurve und verschwand wenige Augenblicke später in einer Art Messerflug zwischen zwei Hügeln.
Parker öffnete den Kofferraum und brauchte in seiner Reisetasche aus abgewetztem Leder nicht lange nach einem passenden Mittel zu suchen, um einen etwaigen Angriff abzuwehren. Er entschied sich für eine völlig reguläre Leuchtpistole und einige Patronen, die sich in einem Kästchen aus Metall befanden.
»Wo ist der Mann, der erschossen werden sollte?« fragte die ältere Dame. Sie war inzwischen ausgestiegen und blickte ergebnislos in den Straßengraben.
»Man scheint das sprichwörtliche Weite gesucht zu haben, Mylady«, gab Parker höflich zurück. »Der oder die Verfolgte möchte wahrscheinlich jeden Kontakt vermeiden.«
»Sehr eigenartig. Da rettet man einem Menschen das Leben und erntet nichts als Undank«, grollte Lady Agatha. »Die Manieren der Menschen werden immer schlechter, Mister Parker.«
»Tut mir leid, Madam«, war in diesem Augenblick eine Stimme zu vernehmen. Mylady und Parker wandten sich um und sahen sich einem Mann gegenüber, der Jeans und einen Parka trug. Leider richtete er dazu noch einen Revolver auf Mylady und Parker. Der Mann stand im hüfthohen Gras des Straßengrabens.
»Sie brauchen sich keine Sorgen mehr zu machen, mein Bester«, antwortete Mylady leutselig. »Sie stehen ab sofort unter meinem Schutz.«
»Fein«, gab der Parkaträger zurück und lächelte flüchtig, »dann haben Sie bestimmt nichts dagegen, daß ich mir Ihren Wagen mal kurz ausleihe, nicht wahr?«
»Sie haben die Absicht, Mylady des Wagens zu berauben?« erkundigte sich der Butler.
»Nur für ’ne knappe halbe Stunde«, lautete die Antwort. »Sie bekommen das kostbare Stück unbeschädigt zurück.«
»Sie wollen mich in dieser Wildnis aussetzen?« fragte Agatha Simpson gereizt.
»Wildnis dürfte leicht übertrieben sein«, gab der sportlich aussehende Mann zurück und wurde nervös. Er erwartete sicher die Rückkehr des Doppeldeckers. »Bis Girvan werden Sie’s bestimmt schaffen. Kommen Sie, machen Sie keine Schwierigkeiten!«
»Sie werden es nicht wagen,