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Nero. Band II: Liebe und Macht
Nero. Band II: Liebe und Macht
Nero. Band II: Liebe und Macht
eBook274 Seiten3 Stunden

Nero. Band II: Liebe und Macht

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Über dieses E-Book

Die Kaiser-Mutter Agrippina versucht, die Beziehung ihres Sohnes Nero zu Acte zu unterbinden. Um ihren Einfluss auf ihren Sohn und damit ihre Macht zu sichern, sind der Intrigantin alle Mittel recht. Doch der ehemals beinahe bedingungslos gehorsame Nero beginnt, sich gegen seine übermächtig scheinende Mutter aufzulehnen. Als im Zuge einer Tat Agrippinas ein Unglück geschieht, verfällt der junge Kaiser zunächst in finstere Trübsal. Und dann tritt mit Poppäa eine weitere Frau an Neros Seite, die im Spiel um die Macht und Gunst des Imperators eine entscheidende Rolle einnehmen wird…

Dieses ist der zweite von drei Bänden des monumentalen Werkes. Der Umfang des zweiten Bandes entspricht ca. 300 Buchseiten.


DIE NERO-TRILOGIE

Liebe, Macht und Wahnsinn: E. Ecksteins Nero-Trilogie entführt die Leser in das antike Rom der Regierungszeit des legendären Kaisers in den Jahren 54 bis 68 n. Chr.

Er soll Rom angezündet, seine Mutter ermordet und Petrus gekreuzigt haben: Bis heute gilt Nero als Inbegriff des bösen und irrsinnigen Diktators. Doch wie verrückt war der Kaiser wirklich? Und wie wurde er zu dem vermeintlich unmoralischen Ungeheuer, von dem die Geschichten erzählen? – Ecksteins Roman-Trilogie gibt sicher keine letztgültigen Antworten auf diese Fragen, und das Nero-Bild, das er zeichnet, vermischt historische Fakten mit künstlerischer Fiktion.

In jedem Fall aber zeichnet er das spannende Psychogramm eines Mannes, der – mit den besten Anlagen ausgestattet – in einen Strudel machtpolitischer Intrigen und amouröser Verwicklungen gerät, aus dem der einzige Ausweg in den Abgrund zu führen scheint. Eckstein verbindet Weltgeschichte mit Liebes-Melodram und erschafft daraus ein bildgewaltiges Epos einer vergangenen Zeit, das in seiner Intensität an die großen Dramen Shakespeares erinnert.

Auf insgesamt knapp 1000 Seiten entfaltet sich ein detailreiches und farbenprächtiges Bild des antiken Roms kurz nach dem Tode Jesu.
SpracheDeutsch
Herausgeberapebook Verlag
Erscheinungsdatum25. Apr. 2020
ISBN9783961302345
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    Buchvorschau

    Nero. Band II - E. Eckstein

    N · E · R · O

    HISTORISCHE

    ROMAN-TRILOGIE

    BAND II

    LIEBE UND MACHT

    Dieses Buch ist Teil der BRUNNAKR Edition: Fantasy, Historische Romane, Legenden & Mythen.

    BRUNNAKR ist ein Imprint des apebook Verlags.

    Nähere Informationen am Ende des Buches oder auf:

    www.apebook.de

    1. Auflage 2020

    V 1.0

    eBook: ISBN 978-3-96130-234-5

    Print: ISBN 978-3-96130-235-2

    Buchgestaltung/Coverdesign: SKRIPTART

    www.skriptart.de

    Alle Rechte vorbehalten.

    © BRUNNAKR/apebook 2020

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    N·E·R·O

    TRILOGIE

    DER JUNGE KAISER

    LIEBE UND MACHT

    MORD UND WAHN

    Inhaltsverzeichnis

    N · e · r · o

    Frontispiz

    Impressum

    Karte

    Band II: LIEBE UND MACHT

    Erstes Kapitel.

    Zweites Kapitel.

    Drittes Kapitel.

    Viertes Kapitel.

    Fünftes Kapitel.

    Sechstes Kapitel.

    Siebentes Kapitel.

    Achtes Kapitel.

    Neuntes Kapitel.

    Zehntes Kapitel.

    Elftes Kapitel.

    Zwölftes Kapitel.

    Dreizehntes Kapitel.

    Vierzehntes Kapitel.

    Fünfzehntes Kapitel.

    Sechzehntes Kapitel.

    Siebzehntes Kapitel.

    Eine kleine Bitte

    Direktlinks zu den einzelnen Bänden

    BRUNNAKR Edition

    A p e B o o k C l a s s i c s

    N e w s l e t t e r

    F l a t r a t e

    F o l l o w

    A p e C l u b

    L i n k s

    Zu guter Letzt

    Band II: LIEBE UND MACHT

    ERSTES KAPITEL.

    Zwei Wochen später saßen im Arbeitsgemache des Flavius Scevinus sechs Personen in flüsternder Unterredung: der Hausherr; Metella, seine Gemahlin; Barea Soranus; Pätus Thrasea; die reiche Ägypterin Epicharis; und der Staatsminister Annäus Seneca.

    Der letztere hatte infolge der Festigkeit, mit der er sich jeder Gewaltmaßregel wider die junge Geliebte seines kaiserlichen Gebieters entgegenstemmte, so sehr die Gunst der Kaiserin-Mutter verscherzt, daß sie alles aufbot, um ihn aus seiner maßgebenden Stellung bei Hof zu verdrängen.

    Seneca nämlich beurteilte – trotz seiner Theorie von der Allgewalt des Naturwillens, der in der Liebe um so entschiedener zum Ausdruck gelange, je eigensinniger die Verliebtheit sich zu gebärden scheine – die Leidenschaft des Cäsars als einen vorübergehenden Rausch, der sich ohne Nachteil für Neros geistige Entwickelung austoben werde, falls man ihm Zeit lasse, im entgegengesetzten Falle jedoch die bedenklichsten Folgen nach sich ziehen könne.

    Noch scheute Agrippina sich vor dem Äußersten – vor der Umgehung Senecas nämlich und der Ausführung ihrer Pläne auf eigene Faust; – denn die im großen und ganzen verständige Haltung Neros nach jener letzten unangenehmen Erörterung und die strenge Zurückgezogenheit Actes flößten ihr einen gewissen Respekt ein.

    Auch waren die Worte der unglücklichen Octavia vielleicht nicht spurlos an ihr vorübergegangen.

    Dennoch glaubte der Staatsminister den Zeitpunkt ziemlich nahe gerückt, da es heißen würde: ›Dem Übermute der Agrippina Wälle entgegengetürmt!‹

    »Genossen«, sprach Pätus Thrasea mit seiner herzbewegenden Stimme, »ich bin der Ansicht, daß wir, falls nicht Nero für eine entscheidende Tat sofort zu gewinnen ist, selbständig vorgehen –, wenn auch so schonend als möglich. Der heillose Vorfall bei dem Gartenfeste des Flavius Scevinus hat uns ja zur Genüge gezeigt, daß die Mörderin des Kaisers Claudius und des Britannicus ihre schmachvollen Künste noch nicht verlernt hat. Wenn unser Annäus Seneca, dem diese Missetaten von Anfang bekannt waren, nicht schon längst für die Beseitigung der Verbrecherin Sorge getragen, so ist dies lediglich eine vielleicht allzu zaghafte Rücksicht auf den pietätsvollen Sohn gewesen, der von den Freveltaten der Mutter nichts ahnte. Mehr und mehr jedoch scheint sich Nero von den Staatsgeschäften zurückzuziehen. Agrippina ist tatsächlich die Alleinherrscherin, und neben einigen klugen und verständigen Maßnahmen übt sie, wo es ihr wirklicher oder vermeintlicher Vorteil erheischt, die verruchteste Willkür aus.«

    »Du sagst es!« riefen Metella und die Ägypterin Epicharis zugleich.

    »Insbesondere«, fuhr Pätus Thrasea fort, »hat mich die schändliche Missetat gegen Flavius Scevinus empört. Ich schwieg – denn ich schweige da, wo das Reden verfrüht erscheint. Sofort aber bin ich klar darüber gewesen, daß jener geheimnisvolle Dolchstoß die Antwort Agrippinas auf den patriotischen Trinkspruch unsres herrlichen Freundes war. Viele Wochen hindurch lag Flavius Scevinus schwer krank danieder. Jetzt endlich ist er dank der Heilkunst seines redlichen Polyhymnius, wieder genesen. Ich habe im Einverständnis mit Flavius euch hier in dies Zimmer entboten; denn es erscheint mir ebensosehr eine Pflicht der Freundschaft, wie der Vaterlandsliebe, die widerwärtige Angelegenheit energisch ins Auge zu fassen.«

    »Du meinst, es herrsche kein Zweifel über den Täter?« wandte sich Barea Soranus an Pätus Thrasea.

    »Alle Welt raunt sich zu, Agrippina sei die Verbrecherin.«

    »Und die Beweise für ihre Urheberschaft? Ich hasse dies erbärmliche Weib, – aber ich bin ein Freund der Gerechtigkeit. Noch will mir das, was Pätus Thrasea angeführt hat, nicht vollständig einleuchten.«

    »Wieso?« fragte Pätus.

    »Nun, ich sehe zum Beispiel vollkommen die Gründe ein, weshalb Agrippina den Kaiser Claudius aus dem Wege geräumt hat. Der Tropf war ihr persönlich zum Ekel; seine schulmeisterlichen Schrullen kamen ihr überall quer; und wenn es denn in der Tat vergiftete Pilze waren, mit denen sie dem Schwächling zu Leibe ging, so will ich meinetwegen auch das alberne Witzwort glauben, das man ihr in den Mund legt: ›Pilze sind ein Gericht, das die Menschen zu Göttern macht.‹ Ich fasse das, obwohl ich es schurkisch und dirnenhaft finde. – Sie hat dann später dem edlen Britannicus vergiftetes Wasser unter den Glühwein gegossen. Auch hier muß ich einräumen, daß die Motive der Verbrecherin logisch, daß ihre Handlungen vom Standpunkte eines ehrbegierigen Schandweibes klar und verständlich waren. – Wenn sie jedoch um einiger Worte willen – die doch schließlich nur dem Cäsar zu Gemüt führen sollten, daß er aufgehört habe, ein Kind zu sein, – wenn sie, sage ich, dem Flavius Scevinus diesen harmlosen Trinkspruch mit sofortiger Abschlachtung lohnt, so bin ich ratlos über die Gründe. Man schießt doch nicht mit Katapulten nach Spottvögeln.«

    Es entstand eine Pause.

    »Pätus«, hub dann Flavius Scevinus an, »du hast mir früher schon allerlei Andeutungen gemacht, – aber die Ärzte erlaubten ja nicht, daß du öfter als dies einzige Mal meine Schwelle betratest. Ich sollte erst vollständig wieder gekräftigt sein, eh' ich dem altvertrauten Freunde die Hand schüttelte. Ich denke, daß du mehr weißt, als Barea Soranus vermutet. Wohl denn, so ergänze nun jene Andeutungen, damit auch diese hier, insbesondere der Staatsminister, alles erfahren mögen!«

    »Gern«, erwiderte Pätus. »Ich hätte schon angefangen, wenn nicht Freund Barea gar so rhetorisch wirksam seine Skepsis betont hätte. Seneca wird nicht staunen, denn er kennt ja die Sitten der Kaiserin und ihren ungezügelten schnöden Charakter.«

    »In der Tat«, bestätigte Seneca, »ihre Kühnheit entwickelt sich täglich gefahrdrohender. Ich habe ihr das Vergangene verziehen, um Neros willen, und weil ich der Ansicht bin, daß es dem wahren Philosophen geziemt, streng gegen sich selbst, mild aber gegen andre zu sein. Nun jedoch gilt es, den reißenden Strom endlich einzudämmen: sonst überschwemmt er das Reich, und die Farbe seiner Gewässer wird ein dampfendes Rot sein.«

    »So weit also ist es gekommen mit unsern Hoffnungen!« seufzte Flavius Scevinus.

    »So weit – unter dem Scepter des milden, menschenfreundlichen Nero, des glühenden Kunstschwärmers, des trunkenen Naturfreundes, der vielleicht nur den einzigen Fehler besitzt, allem, was ihn begeistert, in gar zu leidenschaftlicher Träumerei nachzuhängen.«

    »Wir geraten hier auf ein fremdes Gebiet«, bemerkte der finster blickende Barea. »Pätus wollte uns darlegen, was er beobachtet hat.«

    »Pätus Thrasea hat das Wort!« riefen drei Stimmen zugleich.

    »Also, mein teurer Flavius Scevinus«, begann Thrasea, »das Verbrechen, das die Kaiserin-Mutter an dir begehen ließ, war nur halb ein politisches, und als solches sogar ein äußerst unkluges und verfrühtes; denn es hat uns veranlaßt, die Gefahr, die jedem von uns über dem Haupte schwebt, ruhig und sicher ins Auge zu fassen, und die Verwirklichung unsrer Pläne mit verdoppelter Energie zu betreiben. Sie glaubte aus deinem Trinkspruch entnommen zu haben, daß auch du, den sie halb für einen Bekehrten hielt, ein Stein in der Wallmauer sein würdest, die das alte, noch ungebrochene Römertum ihr entgegenzustellen gedenkt. Und so mochte sie in ihrer plötzlichen Aufwallung stöhnen: ›Hinweg mit dem Hindernis – und je eher desto besser!‹ Ihre Aufwallung jedoch würde nicht so maßlos gewesen sein, wenn Otho, dem sie einige Tage zuvor ihre verschwiegenste Gunst anbot, ohne etwas andres zu ernten als verbindliche Ausflüchte – (Poppäa hat mir's erzählt) – wenn also Otho während des Trinkspruches nicht so vergnüglich gelächelt hätte. Das gab den Ausschlag.«

    »Pah«, unterbrach ihn Barea, »wer weiß, über was er grinste. Vielleicht über die hübschen Rundungen seiner Gemahlin. Vielleicht über das unverschämte Lärvchen der Acerronia.«

    »Ereifere dich nicht, wackerer Soranus«, fuhr Pätus fort. »Worüber Otho gelächelt hat, bleibt ja gleichgültig. Tatsache ist, daß er gelächelt, oder, wie du dich ausdrückst, gegrinst hat, daß die Kaiserin dieses Grinsen bemerkte und auf sich und ihre peinliche Situation bezog. Klar und deutlich hab' ich gesehen, wie sie bei diesem mehrfach erwähnten Lächeln erbleichte, während das Schärfste, was du gesprochen, längst doch vorüber war. Nun kochte die Wut des verschmähten, liebebedürftigen Weibes in ihr empor. Sie wollte dem Otho, den sie noch immer nicht aufgibt, zeigen, wie's dem Vermessenen ergeht, der die schönste Frau Roms – denn dafür hält sie sich doch – zu beleidigen wagt.«

    »Hm!« brummte Soranus.

    Nach einer Pause hub Thrasea Pätus wiederum an: »Ich bemerkte alsbald, daß sie irgend was plane. Vielleicht gedachte sie auch, just durch die Schnelligkeit der Bestrafung dem poppäasüchtigen Otho Eindruck zu machen. Kurz, sie benutzte den ersten geeigneten Augenblick, um dem Bevorzugten ihrer Leibwächter einen Auftrag zu geben, den dieser mit erschreckender Pünktlichkeit, aber den Göttern sei Dank, ohne rechtes Geschick ausführte.«

    »Auch ich gewahrte das flüchtige Zwiegespräch der Kaiserin mit einem der Centurionen«, sagte Metella. »Ich fand es der guten Sitte zuwider, aber ich dachte, es handle sich nur um ein zärtliches Liebeswort. Denn wir wissen ja durch Poppäa, daß Agrippina keinerlei Vorurteile kennt in der Wahl ihrer Liebhaber. Gestern ein senatorischer Jüngling, heute vielleicht ein wohlgewachsener Soldat: – das ist so ihre tugendsame Gepflogenheit.«

    »Aber sie hält's doch ziemlich geheim«, versetzte die Ägypterin Epicharis. »Mir wenigstens, die ich so vielfach herumgehorcht, ist noch nie was von ihren bedenklichen Abenteuern zu Ohren gekommen.«

    »Nun, man ist ja wohl vorsichtig in solchen Bemerkungen«, lächelte Pätus Thrasea. »Damals jedoch war es ein öffentliches Geheimnis, daß der Centurio Gallienus im Vollbesitz ihrer Gunst stand, und heute noch soll er zu gewissen Stunden nach Mitternacht von dem Wahne besessen sein, er, der unbedeutende Kriegsmann, beherrsche die Herrscherin Roms.«

    »Das alles beweist nichts«, rief Barea Soranus. »Ich versichere euch, der Centurio hat bis zu dem Augenblick, da wir den Hilferuf des Scevinus vernahmen, den Platz hinter der Loge seiner Gebieterin nicht verlassen.«

    »Vortrefflich«, erwiderte Pätus. »Aber daß man innerhalb der zehn Minuten, die zwischen dem kurzen Gespräch mit der Kaiserin und der Gruppierung der Logenwache belegen sind, sehr wohl einen derartigen Auftrag weiter geben und dem Buben, der die Missetat ausführen soll, das Stilett behändigen kann – das will meinem ewigen Krittler Barea Soranus nicht einleuchten – obgleich ich hier ausdrücklich hinzufüge, daß ich dieses Verhandeln des Centurio Gallienus mit einem der Prätorianer beobachtet habe.«

    »Das scheint mir allerdings von Belang«, versetzte Soranus. »Aber ich zwinge mich trotzdem zu zweifeln, solang auch nur die leiseste Möglichkeit einer andern Deutung vorliegt. Muß das, was aufeinander folgt, auch schon deshalb ursächlich miteinander verknüpft sein? Werde nicht ungeduldig, Pätus Thrasea! Ich entwickle hier nur meine Grundsätze. Im übrigen traue ich – ohne Bescheidenheit sei es gesagt – deinem bewährten Scharfblicke mehr als dem meinigen.«

    »Und trautest du meinem sogenannten Scharfblick auch nicht, so würdest du meinen Worten doch glauben als denen eines wahrhaftigen Mannes. Ich vermute nicht nur, ich weiß, daß Agrippina die Mörderin ist; ich weiß es aus dem Mund einer Frau, die bei jenem Feste zugegen war und häufig genug mit Agrippina verkehrte, um ihre Eigenheiten zu kennen; ja, die den Dolch, mit dem das Verbrechen geschah, auffand und als eine Waffe der Kaiserin-Mutter erkannte.«

    »Beim Herkules«, rief Soranus, »nun schweige ich.«

    »Wer ist jene Frau?« erklang es im Chore.

    »Ich darf sie nicht nennen.«

    »Schade«, versetzte Flavius Scevinus.

    »Aber ich kann mir sie denken«, sagte Metella.

    »Wo aber fand jene Unbekannte den Dolch?« fragte Barea Soranus.

    Hiernach Seneca: »Augenscheinlich am Orte der Tat; der Verbrecher hatte ihn von sich geworfen. Darf ich euch aber jetzt einen Rat erteilen, so wäre es der: Laßt uns an das gedenken, was kommen soll, nicht aber an das, was gewesen ist. Agrippina hat sich außerhalb des Gesetzes gestellt: das ist zweifellos. Aber wäre sie auch so rein, wie die fromme Iphigeneia, so würde dennoch das Wohl des Staates ihre Entthronung fordern. Ich sage Entthronung, denn keiner von uns kann besser wissen, als ich, wie sehr sie in Wahrheit Kaiserin ist, während Nero, mein herrlicher, mein göttlich begabter Schüler, nur eine Scheinregierung führt. Zu Anfang mag das heilsam gewesen sein: jetzt aber empört sich die Seele aller edel gesinnten Römer wider die schmachvolle Tatsache, daß ein Weib, und noch dazu die heimliche Buhlerin prätorianischer Leibwächter, über den ruhmvollen Staat des Augustus gebietet. Jede Woche, die wir verlieren, um dieser Herrschaft den Boden zu untergraben, ist eine ernste Gefahr für das Weltreich. Wollt ihr' s erleben, daß Agrippina im ewig wachsenden Brand ihres Ehrgeizes etwa dem eigenen Sohne so mitspielt, wie ihrem Stiefsohn Britannicus? Daß sie den Cäsar in Ketten wirft oder ermordet, um vergnügt mit irgend einem robusten Kerl aus der Prätorianerkaserne Hof zu halten, und das römische Volk auszusaugen, wie eine schwellende Giftspinne? Ich sehe sie vor mir, und in der Tat, sie gleicht einer ungeheuren Spinne. Da, wo die Strahlen ihres Netzes zusammenlaufen, steht das Palatium. All die einzelnen Fäden aber, bis zur Grenze des Reiches, sind mit Soldaten besetzt, die sie erkauft hat mit den Reichtümern unsrer Provinzen. Sie ist danach angetan, von ihrem Schlafgemach aus den Erdkreis zu knechten; sie liebäugelt den Senat über den Haufen, wenn ihr etwa die Bleikugeln ihrer balearischen Schleuderer versagen sollten. Immer und immer wieder packt mich die Reue, daß ich von Anfang an zu nachgiebig war, daß ich, in der sicheren Voraussetzung, Nero werde sich frühe genug zum Adler entwickeln, dem wachsenden Einfluß der Hassenswerten mitunter Vorschub geleistet habe . . .«

    Er unterbrach sich.

    Der gefeierte Redner hatte noch niemals mit so warmherziger Überzeugungskraft, mit so packender Frische in Gebärde und Ausdruck gesprochen.

    Es darf indes nicht verhehlt werden, daß die Sorge ums eigene Heil bei dieser Beredsamkeit wesentlich mitspielte.

    Ein Lauscher hatte ihm hinterbracht, wie herb sich Agrippina über seine Person und sein Verhalten bezüglich Neros geäußert hatte.

    Es galt nun, der Kaiserin-Mutter gründlich zuvorzukommen, wenn man das Spiel nicht verlieren wollte.

    Der nämliche Lauscher – ein hellenischer Sklave, den er einst wider den Jähzorn der Agrippina mild einschreitend beschützt hatte – teilte ihm ferner mit, was zwischen dem jungen Kaiser und seiner Mutter betreffs der Freigelassenen Acte geredet worden, und Seneca hatte nun seinerseits den Versuch gemacht, dem Kaiser von der Fortsetzung dieses Verhältnisses abzuraten.

    In diesem Fall nämlich – wenn Claudius Nero sich selbst bezwang – hätten die Genossen des Pätus Thrasea in Nero einen kräftigen Rückhalt gefunden.

    Leider ergab sich, daß auf die Mitwirkung des liebeglühenden Jünglings durchaus nicht zu rechnen war.

    Die Palastrevolution büßte dadurch ihren wichtigsten Hebel ein, der ihr tausend Schwierigkeiten spielend aus dem Wege geräumt hätte.

    Mit Beihilfe des jungen, von wirklicher Schaffenslust begeisterten Imperators

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