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Das Dunkle im Innern: Irrlichter
Das Dunkle im Innern: Irrlichter
Das Dunkle im Innern: Irrlichter
eBook786 Seiten11 Stunden

Das Dunkle im Innern: Irrlichter

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Über dieses E-Book

Es ist still in der Gruppe. Das Einzige, das sich bewegt, sind die Flammen der Wachfeuer und neben ihnen, schwarze Schatten, stehen fünf reglose Männer und starren in die Dunkelheit. Etwas bewegt sich dort draußen, es lauert und scheint das Lager zu umkreisen. Bastian fühlt Schweiß auf dem Griff seiner Machete. Dann, plötzlich, teilen und potenzieren sich das Knacken und das Rascheln. Mehrere Geräuschquellen. Von allen Seiten. Und sie werden immer lauter. Bastian fühlt sein Herz schlagen.

Sie kommen...

In Michael Volmers zweitem Teil seiner Trilogie müssen Bastian, Ayten und der Bibliothekar erkennen, dass die Ordnung und das Wissen, die vor dem globalen Ereignis galten, nicht mehr existieren. Alles, was man für unumstößlich gehalten hat, scheint sich zu verändern. Und dieser Wandel zieht die drei in einen Sog aus Konflikten, Angst und Verunsicherung, bis sie sich fragen müssen, ob ihr Wille ausreicht, wer sie sein wollen und was sie zu tun bereit sind, um in dieser neuen Welt zu bestehen.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum28. Juni 2021
ISBN9783753438399
Das Dunkle im Innern: Irrlichter
Autor

Michael Volmer

Michael Volmer lebt und arbeitet in Dortmund Mehr Informationen unter: michael-volmer-autor.com

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    Buchvorschau

    Das Dunkle im Innern - Michael Volmer

    Für Bo

    Für Anton und Johann

    Anmerkungen des Autors:

    Das zweite Buch der Irrlichterreihe beginnt mit dem Ende von Tag 5 aus den Geschichten von Bastian und dem Bibliothekar. Dass diese Passagen im zweiten Buch zu finden sind, hängt mit den Vorgaben des Verlages bezüglich der maximalen Seitenzahl eines Romans zusammen. Da ich die vorgegebene Seitenanzahl überschritten hatte und nicht bereit war, meinen Text um etwa dreißig Seiten zu kürzen, habe ich diese in die Geschichte des zweiten Buches eingefügt.

    Darüber hinaus habe ich hiermit erneut offiziell zu bestätigen, dass sämtliche in dieser Geschichte handelnden Figuren selbstverständlich frei erfunden sind und auf gar keinen Fall real existierende Personen darstellen. Alle Parallelen in Namen und Charaktereigenschaften zu den Personen meines Umfeldes und denjenigen der Öffentlichkeit sind somit Zufall.

    Leider.

    Inhaltsverzeichnis

    Einführung

    Tag 5

    Bastian

    Der Bibliothekar

    Tag 6

    Bastian

    Ayten

    Der Bibliothekar

    Bastian

    Ayten

    Der Bibliothekar

    Bastian

    Ayten

    Der Bibliothekar

    Tag 7

    Bastian

    Ayten

    Der Bibliothekar

    Bastian

    Ayten

    Der Bibliothekar

    Bastian

    Ayten

    Der Bibliothekar

    Ayten

    Tag 8

    Bastian

    Ayten

    Der Bibliothekar

    Bastian

    Ayten

    Der Bibliothekar

    Ayten

    Der Bibliothekar

    Tag 9

    Ayten

    Der Bibliothekar

    Ayten

    Der Bibliothekar

    Bastian

    Ayten

    Der Bibliothekar

    Einführung

    Was bisher geschah:

    An einem Tag im Mai 2020 kommt es weltweit zu einem unerklärlichen Phänomen: sämtliche Menschen scheinen aus einer Art Schlaf zu erwachen und können sich an die zurückliegenden dreiundzwanzig Stunden und zwanzig Minuten nicht erinnern. In dieser Zeit scheinen auch sämtliche Maschinen und elektronischen Geräte ausgeschaltet gewesen zu sein. Die Folgen sind eine Unzahl von Bränden, Flugzeugabstürzen und anderen Katastrophen, die sich nach dem Systemausfall und während der Amnesie ereignet haben.

    In den ersten Tagen sind die Menschen ganz damit beschäftigt, wieder Herr der Lage zu werden und das Chaos zu beseitigen, das sich auch Tage nach dem Erwachen nur schwer beherrschen lässt.

    Im Laufe der Zeit findet man allmählich heraus, dass sich weit mehr in dieser Zeit der Amnesie verändert hat, als man zuerst annahm. So ist zum Beispiel die Ozonschicht wieder intakt, Verschmutzungen der Luft, der Meere und des Bodens sind rapide zurückgegangen, Waldflächen haben sich ausgedehnt, ausgestorben geglaubte Tiere werden gesichtet und an den unterschiedlichsten Stellen der Erde gibt es sogenannte blinde Flecken: Orte, an denen kein Handy, keine Ortung oder Satellitenbildgebung funktionieren. Gleichzeitig wird vor allem das Internet überschwemmt von unbestätigten Geschichten über Heilige und Teufel, Geister, Monster, und Außerirdische, die man seit dem globalen Ereignis angeblich gesehen haben will. Darüber hinaus halten sich verstörende Gerüchte von Menschen, die körperliche Veränderungen an sich feststellen.

    Von offiziellen Stellen gibt es keine Begründungen für das globale Ereignis, man weicht aus, bittet um Geduld oder gibt bekannt, an der Untersuchung der Ursache zu arbeiten. Es halten sich die Meinungen, dass ‚die da oben‘ entweder nicht wissen, was die Ursache für dieses Phänomen ist, oder es nicht sagen wollen. So oder so, mit jedem Tag steigt die Unruhe in der Bevölkerung, vor allem, weil man nicht Herr der Lage zu werden scheint und schließlich der Innere Notstand in Deutschland ausgerufen wird.

    Im ersten Teil der Irrlichter-Reihe erwachen die drei Protagonisten genauso, wie alle anderen Menschen/Personen auf diesem Planeten und finden sich mit einem Mal inmitten einer Katastrophe wieder, die niemand zu begreifen in der Lage ist.

    BASTIAN

    Bastian erwacht im Krankenhaus, in welchem er als Krankenpfleger auf einer Intensivstation arbeitet. Innerhalb kürzester Zeit entwickelt sich seine Abteilung zu einem ersten Anlaufpunkt für Rettungswagen und Ersthelfer. Bastian erlebt die ersten Stunden der Katastrophe hautnah mit, die Verzweiflung, die Ratlosigkeit, die vielen Toten und Verletzten. Während seines Dienstes versucht er seine schwangere Frau Nina zu erreichen, die sich bei seinen Eltern im Sauerland aufhält. Doch sämtliche Versuche, sie zu kontaktieren schlagen fehl.

    Nachdem er schließlich dienstfrei hat, fährt er nach Hause und findet heraus, dass alle Kontakte zum Sauerland abgerissen sind. Er entschließt sich, am nächsten Morgen und nicht in dunkler Nacht ins Sauerland zu fahren, wird aber aufgrund eines Feuers aus dem Haus getrieben und schläft im Auto.

    Nach einer langen Fahrt voller Staus und Umwegen gelangt er schließlich bis nach Meschede, findet aber den Weg nach Grafschaft, wo seine Eltern wohnen, versperrt. Südlich von Meschede endet die Straße und dort, wo zuvor eine Landstraße gewesen war, erstreckt sich ein endloser Wald, in dem sämtliche Spuren von Menschen verschwunden sind. Bastian ist schockiert und voller Angst um seine schwangere Frau, wird aber von einem Polizisten darauf hingewiesen, dass im nahegelegenen Rathaus bald eine Informationsveranstaltung stattfindet und Erkundungstrupps zusammengestellt werden sollen.

    Dort angekommen erfährt er, dass ein großer Teil des Sauerlandes von diesem neu entstandenen Wald bedeckt ist. Man weiß nicht viel über den Wald, habe aber die Begründete Hoffnung, dass innerhalb des Waldes die Orte existierten, da bereits Menschen in Meschede angekommen sind, die durch den Wald aus noch existierenden Orten hierher gewandert sind. Eine Aufklärung aus der Luft sei nicht erfolgreich gewesen, stattdessen gelten alle Maschinen, die über das Waldgebiet flogen, als vermisst. Diese Nachricht sorgt für Entsetzen in der Versammlung. Allerdings gibt es für Bastian Hoffnung, denn in der Höhe von Schmallenberg/Bad Fredeburg sprach ein Pilot von einer Rauchsäule, ehe der Funkkontakt abbrach.

    Da der Wald weglos sei und somit nicht mit Fahrzeugen erschlossen werden könne, werden Gruppen zusammengestellt, die den Wald zu Fuß erschließen sollen und Bastian erzwingt seine Teilnahme für die Mission, die den Weg nach Schmallenberg, dem Nachbarort von Grafschaft, erkunden soll.

    Die Gruppe setzt sich wie folgt zusammen: Zwei Gruppenleiter (Petra, Stephan), zwei Wanderführer (Andreas, Martin), zwei Ärzte (Dimitrios, Sadrak), drei Pflegekräfte (Bastian, Miriam, Anastasia), vier Polizisten (Mehmet, Justin, Thomas, Markus).

    Der Wald ist zu Beginn sehr schön und Bastian genießt die Wanderung, obwohl es ihm nicht schnell genug gehen kann. Andreas, einer der Wanderführer, sagt, sie bewegen sich gerade durch mitteleuropäische Urwälder, die noch nie von einem Menschen berührt wurden.

    Am Abend des ersten Tages erreichen sie Remblinghausen, einen Ort, von dem sie wussten, dass er noch da ist und in dem sie die erste Nacht verbringen. Mit dem Verlassen des Ortes am nächsten Morgen betreten sie vollkommen unbekanntes Terrain. Der Weg wird schwieriger und Bastian kann nichts gegen ein Gefühl der Unruhe tun, das auch andere Mitglieder der Gruppe zu spüren scheinen. Es kommt zu Spannungen zwischen den beiden Wanderführern Andreas und Martin, wobei letzterer schließlich die volle Kontrolle an sich reißt.

    Die Gruppe stellt bald Veränderungen in der Landschaft fest. Berge wirken höher, der Weg länger, als auf Landkarten verzeichnet. Sie stoßen auf ein Moor, das vorher noch nicht da war. Es wird diskutiert, nicht besser doch umzukehren, da der Weg durch das Moor, der einzige ihnen offenstehende Weg Richtung Süden ist. Bastian beginnt an der Eignung der Gruppenmitglieder zu zweifeln, zwischen denen im Laufe der Mission immer wieder Konflikte ausbrechen.

    Der Wald wird immer dunkler und dichter. Und unheimlicher. Sie finden ein Objekt in einem Baum, das aussieht wie ein überdimensionaler weißer Pfeil. Ansonsten fehlt von Zeichen der Menschen jede Spur, auch die Orte, an denen sie hätten vorbeikommen müssen, sind vollkommen verschwunden.

    Am fünften Tag kommt die Gruppe immer beschwerlicher voran. Der Wald wird stetig dunkler, er wird mehr und mehr von einer unbekannten Baumart dominiert, die durch ihr besonders dichtes Blattwerk fast jedes Licht aussperrt. Darüber hinaus weht kaum noch ein Wind unter den Blättern und der Wald scheint immer mehr auf die Gruppe einzudringen. Er wirkt lebendiger, bedrohlicher. Gruppenmitglieder beginnen sich offen zu fürchten und überall Bedrohungen zu sehen. Bastian ist auf sein Ziel fixiert und lässt sich nicht abschrecken, doch dann spürt er, wie etwas seine Schulter berührt, während Justin vor sich seine Dienstwaffe zieht…

    AYTEN

    Dass Ayten nach dem globalen Ereignis überhaupt erwacht, wird sie später als ein reales Wunder begreifen, denn sie befindet sich in einem teilweise niedergebrannten Supermarkt und ist die einzige Überlebende des Feuers. Als sie sich aus den Resten des Gebäudes retten kann, fällt sie drei Männern in die Hände, die versuchen, sie zu vergewaltigen. Ihr Bruder kommt ihr schließlich zur Hilfe und tötet zwei der drei Männer. Sie halten den dritten Mann für tot, doch als er sich bewegt, tötet Ayten auch ihn und fährt dann mit ihrem Bruder nach Hause.

    Ayten ist traumatisiert und schließlich schockiert, als sie die Nachrichten sieht und begreift, wovon der Brand im Supermarkt nur ein Teil war. Sie bleibt erst einmal bei ihrem Bruder und seiner Frau Gülcan, sowie deren Kindern Kerem und Usman.

    Am Abend des ersten Tages wird die Familie von Schreien geweckt und schließlich sehen Akin, Kerem und Ayten eine Gestalt, die eine indische Familie aus dem Erdgeschoss umgebracht hat. Diese Gestalt hat ein derart verformtes Gesicht und bewegt sich so sonderbar, dass Ayten überzeugt ist, keinen Menschen vor sich zu haben.

    Diejenigen, die noch im Haus leben, beginnen immer enger zusammen zu leben – Tarek und die schwangere Yara, ein junges Paar aus einer Wohnung auf derselben Etage – und das Wohnzimmer von Akin und seiner Frau Gülcan wird das Zentrum der Familie und des Hauses (Gülcans Bruder Orhan und dessen Kinder Gurur und Gazanfer, sowie Gül kommen regelmäßig zu ihnen). Man bringt Verwandte im Nachbarhaus unter (Laleh und Rahmi) und Gülcans Eltern in die erste Etage ihres Hauses. Am zweiten Tag holt Ayten das Nötigste aus ihrer Wohnung und zieht in die Wohnung ihres Bruders.

    Die Familie entdeckt, dass die Polizei die Nordstadt nicht mehr anfährt und eine in ihrer Nähe gelegene Polizeistation verlassen wurde.

    Man diskutiert, ob sie unter diesen Umständen und unter dem Eindruck des Einbrechers gehen oder bleiben sollen. Da die Lage insgesamt sehr unübersichtlich ist, beschließen sie, nicht die Wohnungen zu verlassen und umzuziehen, sondern zu bleiben. Allerdings entscheiden sie sich, sich zu bewaffnen, um für sich die Polizei zu ersetzen, die ihnen Schutz gab. Akin, der einen Händler kennt, besteht aber darauf, dass alle, die Waffen benutzen, schwören sollen, diese nur zur Verteidigung zu verwenden und zur Wiederherstellung von Recht und Ordnung.

    Schließlich fahren Akin, Ayten und Orhan zu dem Händler, doch seine Wohnung ist verlassen und sich finden auch hier ein Loch im Boden, wie sie es bereits bei sich im Keller gefunden haben. Diese Löcher scheinen mit der Welle von Einbrüchen in Verbindung zu stehen, die vor allem in der Nordstadt um sich greift und bei der die Einbrecher oft vorgehen, wie derjenige in ihrem Haus.

    Da Akin, Orhan und Ayten Mahmoud, den Verkäufer, nicht finden können, nehmen sie sich, was sie benötigen und gehen.

    Ayten hat noch immer schwer mit den Erinnerungen an die Vergewaltigung, den Einbrecher und das Erwachen zu kämpfen, als sie von Akman und Meltem angerufen wird, Verwandten von ihr, die sich bisher jeder Kontaktaufnahme verweigert haben. Sie sind sehr aufgewühlt und bitten Ayten, sich mit deren Tochter Hasret zu unterhalten.

    Ayten weiß nicht, was sie davon halten soll, doch sie sagt ihnen Hilfe zu und geht in Hasrets Zimmer, das sich, genauso wie Hasrets Kleidungsstil, vollkommen verändert hat. Als die junge Frau die Augen öffnet, erkennt Ayten, dass Hasret eine von diesen Veränderten ist, von denen sie schon im Internet gelesen hat, denn Hasret hat pechschwarze Augen wie diejenigen eines Haifischs. Ayten ist schockiert und derart von ihren angegriffenen Emotionen überwältigt, dass sie ihre Pistole ziehen möchte, die sie seit dem Vortag immer bei sich trägt, doch sie wird von Hasrets Stimme abgehalten, die noch immer den Klang von dem Mädchen hat, das sie von früher kannte. Obwohl Ayten sichtlich mitgenommen ist, fährt Akin, der sie abgeholt hat, mit ihr zu Volkans Süpermarket, einem bekannten Treffpunkt und Laden für alles Mögliche. ‚Volkans Laden‘, wie ihn fast jeder nennt, wird immer mehr zu einer Informationsquelle, da Ayten und ihre Familie sowie die Menschen der Umgebung immer größere Vorbehalte gegen die offiziellen Medien und Informationsquellen entwickeln und sich lieber untereinander mit den Informationen versorgen, die sie benötigen.

    Dieses Misstrauen wird auch durch die Ankunft der sogenannten Söldner am vierten Tag weiter geschürt. Die Söldner scheinen eine Art paramilitärische Truppe zu sein, die aggressiv und hart gegen Verbrecher vorgeht, welche die Abwesenheit der Polizei immer mehr zu nutzen beginnen. Wer diese Söldner aber genau sind, weiß niemand. Besonders besorgniserregend ist jedoch, dass diese Männer bereits ihre Einsätze zu fahren beginnen, einen Tag bevor ihre Dienste offiziell beschlossen werden und dass sie sich scheinbar nur zweitrangig für die Menschen der Nordstadt interessieren. Stattdessen fragen sie aggressiv nach den Löchern im Boden in der Nähe der Einbruchsorte oder untersuchen diese.

    Ayten hat inzwischen wieder angefangen, als Heilpraktikerin und Masseurin zu arbeiten und auch die gesamte Familie bemüht sich um eine Art Alltag.

    In der Stadt selber nehmen Spannungen zu und die Vorbehalte der Menschen gegenüber denjenigen der Nordstadt treten offen zu Tage, da sie die Menschen der Nordstadt für die Welle der Einbrüche verantwortlich machen, die Stadt durch die Menschen, die die Nordstadt verlassen haben und in Notunterkünften leben, belastet wird und weil in dieser Situation Vorbehalte gegen die ‚Nordstädter‘ immer offener ausgesprochen werden, die seit Jahrzehnten gewachsen sind. Dies muss Ayten immer wieder erkennen, vor allem am fünften Tag, als Zivilisten ihr und Fatma, Gülcans Mutter, die zur Dialysebehandlung gefahren werden muss, den Weg von der Nord- in die Innenstadt verwehren. Ayten und Fatma werden eingekesselt und Ayten muss einen Warnschuss abgeben, um sich gegen die immer aggressiver werdenden Menschen zu wehren und flüchten zu können.

    Am Krankenhaus angekommen wird Ayten erneut und stärker denn je von ihren Gefühlen überrollt. Sie war seit dem Tod ihrer Mutter nicht mehr in diesem Krankenhaus und ist nun nicht mehr in der Lage, sich gegen ihre Emotionen und Erinnerungen zu wehren. Alles drängt auf sie ein: die Erinnerungen an die Leiden ihrer Mutter, das Erwachen, die Vergewaltigung, der Einbrecher, die schwarzen Augen von Hasret, bis sie sich selber den Tod wünscht. Allerdings wird sie von Fatma aus diesem Strudel geholt und mit eindringlichen Worten dazu veranlasst, das, was sie war, hinter sich zu lassen und zu sein, was sie in dieser Situation zu sein hat.

    Ayten gehorcht, weil sie sich an Fatmas Vergangenheit erinnert und fühlt, wie neue Stärke in ihr erwacht. Diese Stärke ist es, die sie dazu befähigt zu handeln, als am Abend desselben Tages der Bruder von Yara in deren Wohnung eindringt. Yara und Tarek hatten gegen den Willen der Eltern geheiratet und lebten seither versteckt. Yaras Bruder tötet Tarek und geht mit dem Messer auf seine Schwester los, als Ayten, ihr Bruder und Orhan, von Schreien aufgeschreckt, eintreffen. Ayten provoziert Yaras Bruder so lange, bis dieser sich rasend vor Wut auf sie stürzt und erschießt ihn dann.

    Yara läuft Gefahr aufgrund dieser Erlebnisse eine Fehlgeburt zu erleiden und Ayten begleitet sie ins Krankenhaus.

    Als Yara, vor Schmerz außer sich, nach ihrer Mutter schreit, nimmt Ayten ihre Hand und sagt ihr, sie sei hier.

    DER BIBLIOTHEKAR

    Mit schweren Kopfschmerzen und voller Blut erwacht der Bibliothekar auf dem Parkplatz der Hagener Universität. Er hat jedoch keinen Unfall erlitten oder ähnliches, sondern stellt körperliche Veränderungen an sich fest. Seine Augen strahlen und sie sind von makellosem, hellem Blau.

    Aufs Äußerste verwirrt und von stärksten Kopfschmerzen gepeinigt macht er sich auf den Weg nach Hause und erlebt die Fahrt durch das Chaos der ersten Stunden als eine Art Fiebertraum.

    Das Haus, in dem der Bibliothekar lebt, liegt abgeschieden in einem Waldstück und wurde von seinen Großeltern gebaut, bei denen er aufgewachsen ist. Nie zuvor hat er eine derartige Erleichterung gespürt, als er die Haustür öffnet und alles unversehrt vorfindet.

    Er wird am nächsten Morgen von einem Kater geweckt, der vor seinem Fenster sitzt. Caligula, wie der Bibliothekar ihn nennt, wird hereingelassen und ein ständiger Wegbegleiter.

    Als der Bibliothekar in den Keller geht, findet er eine Tür unter der Kellertreppe, die vorher noch nicht da war. Obwohl der Kater ängstlich und aggressiv reagiert, berührt der Bibliothekar sie und erlebt nach der ersten Berührung eine äußerst verstörende Vision, in der er von Wesen gesucht und bedroht wird, die zwar menschliche Gestalt jedoch verformte Gesichter haben.

    Dem Bibliothekar wird klar, dass das Unerklärliche, das ihn den gesamten Heimweg über begleitet hat, auch in sein Haus eingedrungen ist, das sein Leben lang für Sicherheit und Konstanz stand, und so macht er sich auf die Suche, um das Ausmaß der Veränderungen festzustellen. Er findet insgesamt sieben Türen, die vorher nicht da waren. Alle haben unterschiedliche Merkmale und eigene Farbmarkierungen.

    Die letzte Tür ist auf dem Dachboden und daneben findet er den leblosen Körper eines Einbrechers, der scheinbar die Tür berührt hat und dann verstorben ist.

    Unter dem Eindruck des Fremdartigen der Türen und der Angst, mit dem Toten in Verbindung gebracht zu werden sowie der Befürchtung, dass – in diesem Zusammenhang – Menschen seine Augen sehen könnten, trägt sich der Bibliothekar mit dem konkreten Gedanken, sein Haus zu verlassen. Als er sich entschließt, erst einmal einen Spaziergang zu machen, schreit der Kater kläglich und der Bibliothekar spürt einen starken Widerstand in sich, das Grundstück zu verlassen und ist schließlich nicht mehr in der Lage, einen Schritt durch das Tor zu tun, dreht um und geht wieder ins Haus. Er versteckt die Leiche und beginnt, seine Situation zu überdenken.

    Indem er lernt, das bisher Unmögliche in den Bereich des Möglichen zu rücken und seine Augen und deren plötzliche Veränderung als Grundlage dieses neuen Denkens festzulegen, bringt er seine Augenfarbe mit derjenigen Tür in Verbindung, die eine blaue Markierung hat und er beschließt, diese Tür zu berühren. Nun reagiert Caligula nicht negativ und der Bibliothekar drückt die Klinke herunter. Die Tür öffnet sich und er betritt eine dahinter befindliche Kammer.

    In der Kammer entdeckt er ein Buch in einer bisher unbekannten Schrift, die der Bibliothekar jedoch zu lesen in der Lage ist. Er bleibt insgesamt drei Tage lang viele Stunden in der Kammer, um das Buch zu lesen. Erst am Ende des fünften Tages erkennt der Bibliothekar die Bedeutung des Inhaltes, dessen Sinn sich erst mit dem Ende des Lesens eröffnet. In einer Vision erkennt der Bibliothekar sämtliche Aspekte von Existenz und Geschichte des Wassers und ist nun in der Lage, es zu kontrollieren, ihm Form und Geschwindigkeit nach seinem Willen zu geben. Darüber hinaus weiß er, dass er etwas Besonderes und an dieses Haus gebunden ist. Er ist nun der Bibliothekar, der für andere Begabte (also Personen mit veränderten Augen) die Türen öffnen kann, damit auch sie weiterführendes Wissen erlangen. Um dies sein und tun zu können, versorgt ihn das Haus mit allem, was dazu nötig ist und er verlässt sein Grundstück nicht mehr.

    Seit dem dritten Tag wohnt ein weiterer Begabter im Haus des Bibliothekars, David, ein kanadischer Geschäftsmann mit deutschen Wurzeln, der während eines Heimatbesuchs das globale Ereignis miterlebte und ebenfalls mit strahlenden, jedoch gelben Augen erwachte und nach Tagen des Umherirrens die Anwesenheit des Bibliothekars wahrnahm. Er wird innerhalb kürzester Zeit zu einem Freund und Vertrauten, leidet jedoch mehr und mehr unter der Situation, von seiner Familie getrennt zu sein und nicht nach Hause zu können.

    Während der Bibliothekar die Tage mit dem Lesen des Buches verbringt, erscheint immer wieder ein Mann namens Mike, ein ehemaliger Freund aus der Nachbarschaft. Mike scheint zu ahnen, dass etwas mit dem Bibliothekar nicht stimmt und macht ihm Vorhaltungen, dass er sich seltsam verhalte, beschimpft und bedroht ihn schließlich, als der Bibliothekar nicht einmal auf den Tod von Caroline reagiert, einer Nachbarin, in die Mike verliebt war.

    Tag 5

    Bastian

    Bastian hat dieses Spiel, das die Angst und die Verunsicherung mit einem spielen können, durchschaut. Der Wald in seinem Zwielicht war für ihn noch nie etwas Bedrohliches, der ihn, wie jetzt, durch einen Ast auf seiner Schulter zu erschrecken in der Lage ist. Bastian ist der Beobachter, dessen Mauer aus Erfahrung und Willen durch ein paar Schatten und das Berühren von Pflanzen hier und da nicht erschüttert werden kann.

    Doch anhand der sich ruckartig bewegenden Köpfe seiner Vorderleute, der verbissen wippenden Rucksäcke und des übertriebenen Schlagens nach Ästen, vor für ihn unsichtbaren Gesichtern, sieht er, dass er mit seiner Ruhe in der Minderheit ist. Diese Leute sind einfach ungeeignet für diesen ganzen Scheiß hier. Die haben keine Ahnung von Wäldern, sie verlieren viel zu schnell ihre Objektivität, sie sind eine Gefahr für sich und andere und sie verlieren den Blick für das Offensichtliche. Ich weiß nicht, weiß echt nicht, was irgendjemand sich dabei gedacht hat, uns in dieser Zusammenstellung auf die Reise zu schicken. Vielleicht wussten die, die das entschieden haben, ja auch nicht, was auf uns zukam und noch kommt. Vielleicht hatten die wirklich kein anderes Personal und geglaubt, dass es tatsächlich nur ein entspanntes Wandern unter Bäumen ist. Vielleicht war es ja auch nur Verzweiflung und Not, um schnellstmöglich alle verfügbaren Kräfte zu den eingeschlossenen Ortschaften zu bringen. Hoffentlich, denn wenn es anders sein sollte, wenn es doch mehr Informationen über diesen Weg gibt, sind wir nichts weiter als Versuchskaninchen. Und ersetzbar. Wir sind die Mannschaft der Nostromo. Du meine Güte!

    Warum er gerade jetzt an die Dienstwaffen denkt, weiß er nicht. Es ist wohl die Assoziation mit der Gruppe, ihrer Uneignung und seiner Angst vor dem Kontrollverlust der Polizisten, die Dienstwaffen führen, denn genau in diesem Moment beobachtet er Justin.

    Der junge Mann war in den letzten Minuten, in denen sie einen zunehmenden Zickzackkurs eingeschlagen haben – um sich besser im Gelände zu orientieren, wie ihn die Stimme von Andreas hinter ihm verrät – scheinbar immer nervöser geworden. Mehr als bei anderen ging Justins Kopf hierhin und dorthin, er ging geduckter und reagierte zunehmend verärgerter auf Geräusche seiner Mitwanderer, die er mit hektischem Gefuchtel kommentierte. Doch jetzt bekommt seine Anspannung eine andere Dimension, denn mit einem Mal verirrt sich seine Hand tastend nach etwas unter seinem Hemd auf der Höhe seiner rechten Hüfte. Bastian schaut angespannt hin und spürt, wie eine Welle aus Adrenalin durch seinen Körper flutet. Justin tastet nach seiner Dienstwaffe und schaut angespannt nach links. Doch noch ehe irgendjemand etwas sagen oder tun kann, ist Mehmet hinter ihm und legt seine Hand auf Justins rechten Unterarm. Dieser reißt sich los und fährt herum. Mehmet hebt beschwichtigend die Hände. Die Gruppe hält an, alle Augen richten sich auf sie, Markus und Thomas kommen sofort dazu und reden leise auf ihren Kollegen ein. Der versucht, so leise, wie möglich zu antworten, doch ist er viel zu aufgeregt dafür.

    Justin: Da ist was zwischen den Bäumen. Ich weiß es.

    (Markus flüstert etwas)

    Justin: Doch. Doch. Ich weiß es. Ich habe doch Ohren. Ich höre es die ganze Zeit.

    (Markus)

    Justin: Nein. Ich möchte mir gerne etwas einbilden, aber das tue ich nicht. Jemand schleicht neben uns her. Hör doch selber.

    (Es wird still, alle hören hin. Nach einer kurzen Weile kann man, ganz kurz nur, vielleicht eine Bewegung von einem Blatt auf dem Waldboden wahrnehmen)

    Justin: Seht Ihr? Seht Ihr?

    (Markus)

    Justin: Nein. Das ist kein Tier. Und schon gar kein Insekt. Warum sollte uns denn ein einzelnes Tier nachschleichen?

    (Markus spricht lange und flüsternd. Justin schüttelt immer wieder heftig den Kopf und schaut nach links)

    Justin: Nein. Nein. Unter normalen Umständen würde ich Dir sofort Recht geben, aber das sind doch keine normalen Umstände hier. Schau Dich doch um. Hast Du keine Augen im Kopf?

    (Markus fragt etwas)

    Justin: Wir stehen hier und streiten, während er uns dabei zusieht. Wir sollten nicht warten, bis wir da sind, wo er uns haben will.

    (Markus wird ungeduldig)

    Markus (laut): Was genau siehst Du denn da, verdammt nochmal?

    Justin: Wie soll ich denn hier etwas sehen? Da ist etwas, das uns hinterherschleicht. Aber es versteckt sich. Irgendwo da. Du hast es doch eben gehört.

    Markus: Ich habe eben die Bewegung von einem einzigen verschissenen Blatt gehört. So etwas hören wir doch pausenlos. Das hier ist ein Wald!

    Justin: Wer immer es ist, er ist schlau. Er bewegt sich nur dann, wenn wir uns auch bewegen. Aber da ist jemand, warum glaubst Du mir nicht?

    Markus: So etwas haben wir schon oft gehört. Auf Streife, erinnerst Du Dich? Diese verrückte Irre, die ihr Mobiliar mitten in der Nacht aus dem Fenster geschmissen hat, um die Dämonen zu töten, die unter ihrem Fenster lauern. Du hörst Dich genauso an. Was ist los mit Dir. Drehst Du durch?

    Justin: Ey, Alter. Wie lange kennst Du mich? Du hast mich ausgebildet. Sehe ich wie ein Psycho aus? War ich jemals einer? Alles, was ich sage, ist: wir sind nicht alleine hier.

    Markus (Pause, in der er Justin ansieht): Ok, und spätestens jetzt weiß unser Verfolger, wenn es denn kein Tier ist, dass wir von ihm wissen. Das macht unsere Aufgabe nicht leichter?

    Justin: Wieso? Was meinst Du?

    Markus: Nimm Deinen Rucksack ab. Wir gehen ihn jetzt suchen.

    Justin: Was?

    Markus: Das war ein Befehl. Wenn unsere Gruppe von jemand bedroht wird, dann liegt es an uns, sie zu beschützen und ihn dingfest zu machen. Und wenn Du Dir so sicher bist, frage ich mich, warum Du Dich vorher nicht gemeldet hast.

    Justin: Ich … ich.

    Markus: Spar Dir das. Mehmet und Thomas, Ihr bleibt hier. Alle anderen warten bei ihnen. Wir zwei gehen jetzt.

    (Justin bleibt stehen und rührt sich nicht)

    Markus: Was ist los? Schiss?

    Justin: Ich weiß nicht, ob das Sinn macht. So laut, wie wir uns unterhalten, ist er schon längst weg.

    Markus: Hast Du ihn weggehen hören?

    Justin: Was? Nein, aber ...

    Markus: Ich auch nicht. Also entweder kommt er über die Bäume, wie dieser Schwachsinn mit Arnold Schwarzenegger. Mehmet, wie hieß der angebliche Kultfilm?

    Mehmet: ‚Predator‘. Und das ist kein ...

    Markus: Also entweder das ist ein Predator, oder er ist noch da. Oder hat ihn jemand weggehen hören?

    (vollkommene Regungslosigkeit einer peinlich berührten Gruppe)

    Markus: Dann los, und halte Dich bereit. Denn wer uns hier nachschleicht, kann kaum etwas Gutes wollen. (Justin zögert noch immer. Markus, der schon losgegangen ist, dreht sich noch einmal um) Du hast diesen Scheiß angefangen, und Du wirst jetzt auch mitmachen. Wenn Du Dich meinem Befehl widersetzt, nehme ich Dir die Dienstwaffe ab. Verdammt nochmal, wir sind im Dienst, nicht in den Ferien!

    Gestern waren sie also betrunken im Dienst? Bastian schaut ihnen nach. Markus geht voran und Justin langsam hinterher. Die Übrigen warten. Nicht einmal zwei Meter entfernt tauchen sie ins dichte Unterholz ein und von ihnen ist bis auf die tanzenden Lichtkegel ihrer Taschenlampen nichts mehr zu sehen. Nach einer kurzen Weile verschwinden auch diese. Sie sind nur noch zu hören, wie sie durch das unwegsame Gelände stapfen. Eins steht schon mal fest: wenn da wirklich jemand wäre, hätte jeder in der Gruppe das gleiche gehört, wie der bemitleidenswerte Justin, doch wer könnte in diesem dichten Wald uns schon lautlos verfolgen? Tatsächlich nur der, der sich exakt nur dann zu bewegen vermag, wenn sich die Gruppe bewegt.

    Allein der Verdacht, dass jemand der Gruppe folgt, lässt alle mit Spannung warten. Bastian erkennt angespannte Gesichter. Worauf warten sie? Geschrei? Schüsse? Doch nichts dergleichen geschieht, bis die Lichtkegel wieder erscheinen und das Geräusch der Schritte näherkommt. Wie lange war das wohl? Bastian hat kein Zeitgefühl. Vielleicht fünf Minuten? Eine halbe Stunde? Schließlich sind Markus und Justin wieder da.

    Markus: Da sind wir wieder und die wichtigste Nachricht zuerst: es gibt keinen Anhaltspunkt für einen möglichen Verfolger.

    Justin: Ich war mir aber sicher.

    Markus: Ich weiß. Und es ist gut, dass wir diese Gedanken widerlegen konnten. Ich hoffe, wir können jetzt einfach weitergehen. (Pause, in der er die Wanderer ansieht) Und kommt bloß nicht auf die Idee, auch nur zu denken, dass wir ihn übersehen hätten!

    Andreas : Leute! Sich in einem Wald zu befinden, wenn es Nacht ist oder so dunkel wie jetzt, kann immer beängstigend sein. Hier gibt es dauernd Geräusche und man kann sich schnell etwas einbilden. Viele Menschen haben Angst in dunklen Wäldern. So ist das nun mal. Aber ich bitte Euch: entspannt Euch etwas. Dieser Wald sieht aus, wie jeder andere natürlich gewachsene Wald auch.

    Dimitrios: Mit Ausnahme der schwarzen Bäume und des Speers oder Pfeils im Baum.

    Miriam: Genau.

    Martin: Lasst uns diese Debatte jetzt nicht noch einmal führen. Andreas hat Recht. Und Bastian vorhin auch. Entspannt Euch. Bisher hat uns nichts bedroht. Wenn es tatsächlich etwas bedrohliches gibt, dann können wir uns noch einmal unterhalten. (Räuspern aus der Gruppe) Aber Stand jetzt haben wir uns die Bedrohungen nur eingebildet.

    Keiner antwortet, doch Bastian glaubt den verbissenen Trotz auf ein paar Gesichtern zu erkennen, der sich mit dem Glauben an ein besseres Wissen gegen jede Form von Erkenntnis oder Eingeständnis verschließt. Doch keiner widerspricht und als Stephan die Gruppe zum Weitergehen auffordert, befolgen alle seinem Befehl. Bastian ist allerdings bewusst, dass diese Worte und diese Aktion von Markus nichts geholfen haben, ganz im Gegenteil. Keiner wird sich jetzt noch trauen, etwas zu sagen, aus Angst, bloßgestellt zu werden, selbst wenn er etwas Konkreteres hören sollte.

    Sie können nicht sagen, woran es liegt, ob es einfach die Wolken sind, ob das Blätterdach dichter wird, doch es wird immer dunkler; so dunkel, als wäre die Sonne an einem regnerischen Tag schon lange untergegangen. Allerdings ist es erst halb Sechs, wie Bastians Handy ihm verrät. Die Pflanzen werden nun selber zu Schatten, zu schwarzen Gebilden im letzten Licht. Und die Äste und Blätter werden zu Schemen, die mit der Umgebung verschmelzen und keine Chance oder Erbarmen erlauben, sie zu sehen oder ihnen auszuweichen. Unter lautem Fluchen von Dimitrios hält die Gruppe an und sucht lange nach seiner Brille, die ihm ein Zweig von der Nase gerissen hat. Die Umgebung entfaltet nun für einige ihre ganze unheimliche Wirkung eines Waldes bei Nacht. Wenn die Dunkelheit nur noch vermuten lässt, was sich in ihr verbirgt, wenn er noch stiller wird und wenn er mehr als zuvor mit Ängsten gefüllt wird, die der Wanderer in sich trägt und die nun herausdrängen in das, was sie aufzunehmen gewillt ist, das sie potenziert und ihnen Form gibt, wenn einfache und normale Gebilde unvermittelt in den Lichtkegeln der Taschenlampen erscheinen und Augen befürchten lassen, die dahinter lauern – angelockt vom Licht – dann ist es zu viel für viele Menschen, dann fühlt man sich verloren in der Dunkelheit, im Spiegel von sich selbst, und schließlich bricht Petra in Tränen aus und lässt sich erst wieder beruhigen, als Mehmet sie in den Arm nimmt und sie beide Arm in Arm weitergehen.

    Martin ist es schließlich, der, nach Absprache mit Stephan, vorschlägt, für die Nacht zu rasten. Man sei nun in der Nähe von Gellinghausen, wie er zu wissen glaube, und man hätte ein gutes Stück des Weges geschafft, doch keiner möchte dieses Angebot annehmen. Alle wollen so schnell wie möglich weiter, um diesem dichten, dunklen Wald vielleicht doch noch zu entkommen. Also hasten sie voran, drängen vorwärts, dicht an dicht, doch der Wald gibt keinen Himmel mehr frei, und verdeckt das Licht gnadenlos. Nach einer weiteren halben Stunde, in der die letzten Formen verschwinden und nur noch eine alles durchdringende Finsternis zurückbleibt, geben sie auf, halten an und errichten das Lager. Dieser Rastplatz hat nichts mehr mit dem Campingplatz vom Vorabend gemein. Es ist eine einigermaßen ebene Stelle, auf der das Unterholz nicht mehr so dicht ist und nur ein paar wenige Büsche stehen.

    Im Schein der Taschenlampen wird der Boden freigemacht und da der Platz nicht für alle Zelte reicht, werden nur so viele aufgeschlagen, wie man benötigt und in jedem Zelt sollen jetzt so viele Personen schlafen, wie möglich. Bastian und Andreas teilen sich eins.

    Ohne Absprache rücken alle mit ihren Zelten so nah aneinander, wie sie nur können. Dicht an dicht stehen sie gedrängt unter drei Bäumen. Es ist vor allem eine Notwendigkeit und dem mangelnden Platz geschuldet, doch niemand beklagt sich darüber. Ganz im Gegenteil. Nachdem alle aufgebaut wurden, suchen die Wanderer lange und in Gruppen nach brennbarem Material. Sie finden mehr als genug. Überall ist totes Holz von umgefallenen Bäumen, abgestorbenen Stämmen, oder abgefallenen Ästen, die nicht genug Sonnenlicht bekommen haben. So zumindest kommt es den Wanderern vor, die so viel davon mitnehmen, wie sie nur finden und tragen können und häufen es zu großen Stapeln auf.

    Auf diese Weise entsteht nicht eine Feuerstelle in der Mitte, wie am Vortag, sondern vier in regelmäßigen Abständen um die Zelte herum und schließlich hat man so viel Holz gesammelt, um sie sicher die ganze Nacht hindurch brennen lassen zu können. Die Wachfeuer, von denen Martin gesprochen hat, sind psychologisch gut in dem Sinne, dass man den emotionalisierten Wanderern etwas mehr Sicherheit vermittelt. Niemand muss mit seinem Zelt die Grenze zum Wald bilden, stattdessen sind die Feuer eine Art Barriere, welche die Gruppe vom Wald trennt. Andererseits kann man diese Feuer auch als ein Zeichen der Gefahr verstehen. Als wäre tatsächlich etwas da draußen, vor dem man sich nun schützen muss.

    Bastian ist jetzt sehr müde und als die Feuer brennen und das Wasser zu kochen beginnt, freut er sich zum ersten Mal auf die Instantnahrung, auf die Sahne-Pilz-Soße und die Nudeln, die im Mund knacken, weil sie einfach nicht ganz weich werden wollen.

    Die Gruppe sitzt verteilt. An jedem Feuer hocken von Flammen beleuchtete Gestalten in Schwarz und Orange, doch keiner, kein einziger, sitzt mit dem Rücken zum Wald, alle bleiben auf der Zeltseite der Feuer. Andreas, Sadrak, Miriam und Bastian sitzen am nördlichen Ende.

    Andreas : Das war scheiße. Wir haben viel zu lange mit der Rast gewartet. Im Dunkeln ein Camp aufzuschlagen ist immer schlecht. Ich ‚freue‘ mich schon auf die ganzen Wurzeln und Steine unter meiner Matratze. (er nimmt einen Löffel aus seinem Abendessen und verzieht das Gesicht) Kein Vergleich zu gestern.

    Sadrak: Lass das bloß nicht Martin hören. (Lacht)

    Bastian: Ist Euch eigentlich klar, dass wir es erst kurz vor Acht haben?

    Miriam: Und es ist so dunkel, als wäre es Mitternacht.

    Bastian: Echt seltsam. Die Sonne sollte eigentlich noch da sein, aber es ist überhaupt nichts von ihr zu sehen. Nicht einmal das Blätterdach ist irgendwie angestrahlt.

    Miriam: Und hört Ihr das Rauschen? Die Blätter bewegen sich. Hier unten ist es windstill, doch über den Bäumen pfeift ein Wind. Selbst das reißt die Blätter nicht auf und lässt Licht durch. Da kann man mal sehen, wie dicht das Blätterdach ist.

    Sadrak: Man könnte fast meinen, es gibt keine Sonne mehr.

    Bastian: Ja, genau.

    Andreas : So lustig finde ich das gar nicht. Nicht in diesem Wald. Mal im Ernst: selbst damit können wir rechnen, oder nicht? Echt mal, würde mich nicht wundern, wenn die Baumkronen gar nicht so dicht sind, wie sie scheinen, denn in Wirklichkeit ist die Sonne schwarz geworden oder so. (lacht verlegen)

    Sadrak: Und die Sonne ward schwarz wie ein härener Sack, und der Mond ward wie Blut; und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde. (Sadrak und Bastian sehen sich an)

    Andreas : Ist das ein Bibelzitat?

    Bastian: Das ist die Offenbarung 6; 12 und 13.

    Miriam: Soll ich jetzt Eure Bibelfestigkeit bewundern, oder was? Hört auf damit, das ist in diesem Wald überhaupt nicht witzig.

    Sadrak: Finde ich auch nicht.

    Andreas : Und ich erst recht nicht. Zugegeben, das sind die seltsamsten Bäume, die ich je gesehen habe. Von dem Blätterdach ganz zu schweigen, aber wir sind uns doch alle darüber einig, dass es nur ein Wald ist, okay? Erst dieses ‚Oh, ich glaube, uns schleicht jemand nach.‘ Und jetzt Ihr ‚Ich zitiere mal die Bibel, weil ich mir nicht alleine in die Hose scheißen will.‘ Ich kann Euch beruhigen, hier werden keine Posaunen geblasen oder Siegel geöffnet. Wir werden morgen zwar nicht den Sonnenaufgang in all seiner Pracht erleben, aber er ist da, verdammte Scheiße. (Pause) Ich brauche jetzt ein Bier, Ihr Penner! (Andreas steht auf und geht in sein Zelt)

    Bastian: Das war ein Volltreffer.

    Sadrak: Wer konnte wissen, dass er so reagiert? Außerdem hat er doch damit angefangen.

    Miriam: Es war zumindest extrem überflüssig, diese Gedanken weiterzuspinnen ... Moment mal. Du fandst das auch nicht witzig? War das ernst gemeint?

    Sadrak: Andreas hat es doch selber gesagt. Alles ist möglich.

    Miriam: Du bist nicht mehr ganz dicht. Echt nicht. (steht auf)

    Bastian: Wo gehst Du hin? Verlässt Du uns jetzt auch?

    Miriam: Ich muss pinkeln. Muss ich jetzt den Arzt um Erlaubnis fragen? Und wenn ich wieder da bin, will ich von diesem Mist nichts mehr hören. (ab)

    Bastian (schaut Miriam hinterher): Alle sind gereizt. (zu Sadrak gewandt) Du glaubst doch nicht wirklich, dass wir uns gerade sozusagen live und in Farbe in der Offenbarung des Johannes befinden?

    Sadrak: Viele Menschen bezeichnen die Bibel als eines der besten Märchenbücher der Geschichte. Und sie haben es leicht, so zu argumentieren. Aber es steckt auch viel Wahrheit in ihr. Ich meine jetzt nicht, was das Transportieren zeitloser Aussagen angeht, wie ‚Liebe Deinen Nächsten‘ oder so. Ich rede von konkreten Begebenheiten. Jesus ist eine historische Person. Das ist eine wissenschaftlich belegte Tatsache. Die Bibel ist voller Vorhersagen, die eingetroffen sind und sie beschreibt viele Dinge, die sich, Forschungsstand jetzt, wirklich so zugetragen haben. Was ich zum Beispiel ziemlich beeindruckend finde, ist die Vorhersage des Untergangs von Ninive. Diese Stadt war so gut erbaut, dass sie als uneinnehmbar galt. Doch ein Prophet namens Nahum sagte dieser Stadt den Untergang voraus im Zusammenhang mit einer Flut. Ninive wurde schließlich von den Medern und Babyloniern belagert und zerstört, als Teile der Stadtmauer aufgrund eines Hochwassers des Tigris zusammenbrachen.

    Bastian: Oh, Vorsicht ...

    Sadrak: Ich weiß, was Du jetzt sagen willst. Erstens ist das Verdunkeln der Sonne eine andere Liga und zweitens ist Ninive schon untergegangen, lange bevor die Bibel geschrieben wurde. Das weiß ich wohl, aber ich kann mich persönlich nicht der Kraft der Worte dieses Buches vollkommen entziehen. Sag mir einen Grund, nur einen, warum die Bibel nicht auch in diesen Dingen doch Recht haben könnte. Das Verdunkeln der Sonne finden wir nicht nur bei Johannes.

    Bastian: Ich werde auf keinen Fall mit Dir über Deine Überzeugung diskutieren. Das würde nur in Streit und Distanz enden. Das ist immer so und beides möchte ich nicht. Ich sage es einfach mal so: Ich bewundere Dich dafür, dass Du das kannst und ehrlich gesagt, hat mich diese Möglichkeit sehr erschreckt und ich habe sie wieder auf mich bezogen und mich gefragt, ob ich stark genug bin, so wortwörtlich an die Bibel zu glauben. Jetzt, in dieser Situation. Wenn es geschieht, geschieht es, ich werde aber auf keinen Fall herumlaufen und das Ende der Welt verkünden.

    Sadrak: Und ich auch nicht. Fragen wir uns doch mal, was allein das Aussprechen dieses Gedankens mit uns gemacht hat.

    Bastian: Miriam kommt wieder, wir müssen das Thema wechseln. (lächelt) Sadrak: Das ist wohl auch besser so.

    Sie bleiben zu dritt am Feuer sitzen, aber die Atmosphäre ist durch den Schrecken von Sadraks Einwurf irreparabel getrübt. Alle drei versuchen krampfhaft, sich über andere Dinge zu unterhalten und lachen ein klein wenig zu spät über die wenigen Dinge, die man lustig finden kann.

    Schließlich rufen Stephan und Martin die Gruppe zusammen und teilen ihnen mit, dass man heute Wachen aufstellen würde. Dies sei eine notwendige Maßnahme, um vor allem den Teilnehmern dieser Mission die Sicherheit eines gesunden Schlafs zu geben. Darüber hinaus sei dies eine Missionsvorschrift, die von den Koordinatoren der Missionen ausgegeben worden wäre und die den Sicherheitsstandards bei ähnlichen Unternehmen entsprechen. Dieser letzte Satz sorgt für Belustigung in der Gruppe und Sadrak, der nicht gelacht oder gemurmelt hat, fragt neutral, wo man diese Sicherheitsstandards finden könne und um welche ähnlichen Unternehmungen es sich handele. Stephan reagiert vorbereitet und sagt mit provozierender Lässigkeit, dass er es selber nicht wüsste und es vor allem auch keine Rolle spielte. Man sei hier in unbekanntem Gebiet, ist auf ein ebenso unbekanntes Objekt gestoßen und müsse sich entsprechend verhalten.

    Daher würde man auch Wachen für die Nacht einteilen. Immer ein Polizist und einer der anderen. Dimitrios wiederholt noch einmal und ehe es zu einer möglichen Einteilung kommt, was er zuvor bereits formuliert hat: er werde sich an den Wachen nicht beteiligen. Sämtliche Worte der Missionsleitung, aber auch von anderen aus der Gruppe, tropfen an ihm ab und er erwidert nur, dass er schlafen werde, auch wenn er eingeteilt würde. Er würde in seinem Zelt bleiben und wenn man ihn irgendwie zur Wache zwänge, dann würde er sich einfach hinsetzen und die Augen wieder schließen. Er würde aber davon ausgehen, genauso beschützt zu werden, wie alle anderen auch. Schließlich sei er Arzt. Thomas sagt in drastischen Worten, was er von diesem Verhalten hält, doch Dimitrios antwortet nur mit kalter Herablassung, er würde sich nicht von so einem wie ihm provozieren lassen. Er könne ihn ja verhaften, wenn er wollte.

    Die Einteilungen werden für zwei Stunden pro Wache vorgenommen und Bastian erklärt sich bereit, die letzte Wache vor dem Aufstehen zusammen mit Markus zu übernehmen.

    Es ist etwa kurz nach zwanzig Uhr, als man auseinandergeht und Thomas aus Versehen Dimitrios anrempelt. Bastian macht sich gleich bettfertig und legt sich in sein Zelt. Andreas liegt bereits in seinem Schlafsack und Bastian ist erleichtert, ihn nicht nachhaltig auf ihn, Bastian, verstimmt zu sehen. Dennoch haben Sadraks Worte Andreas sehr getroffen und er schimpft noch lange und verzweifelt über den Arzt und wiederholt immer wieder, was ihm denn einfiele, so etwas zu sagen. Dann dreht er sich um und wünscht Bastian eine gute Nacht.

    Bastian kann noch nicht einschlafen, obwohl er müde ist, denn das Zelt ist stickig und die Luft wirkt verbraucht. Er liegt da, horcht noch lange in die Nacht hinaus und wünscht sich mehr Vögel herbei, die singen, doch kaum einer ist zu hören und nur ab und zu verirrt sich ein Piepen in die Stille.

    Jetzt und hier überfällt ihn wieder die Angst, zu spät zu kommen, zu lange gewartet zu haben und er verflucht die Dunkelheit. Wieder eine der Tücken des Waldes, ihn zu verlangsamen, zu hemmen und zu verhindern, den Weg zu Nina zu finden. Bastian kämpft diese Gefühle nieder – erfolgreich, denn kaum eine halbe Stunde später, als die letzten Geräusche der Wanderer, die noch draußen sitzen, verebben, schläft auch er ein.

    Der Bibliothekar

    Sie können sich vielleicht vorstellen, wie schön ich diesen Moment und diese ganze Situation fand, in der ich den Sinn der Himmelsschrift verstand und vielleicht können Sie sich in etwa vorstellen – vorausgesetzt ich bin für Sie ein einigermaßen guter Erzähler – wie ich entspannt in meinem Ohrensessel saß und völlig in Balance mit mir selbst war. Dann werden Sie nachvollziehen können, wie sehr ich erschrak, als es plötzlich an der Tür klingelte, keine Sekunde später hämmerte jemand gegen die Tür und eine Stimme rief. „Jan, mach auf!" Es war Mike.

    Die Welt außerhalb des Hauses hatte mich eingeholt. Den ganzen Tag über hatte sie für mich nicht existiert und mit einem Mal verpasste sie mir eine schallende Ohrfeige. Gerade jetzt! Dachte ich, doch ich erhob mich sofort. Es erschien mir nicht gut, ihn noch einmal da draußen stehen zu lassen. David nickte mir zu, meinte, dass es das einzig Richtige sei, aufzumachen, sonst käme Mike vielleicht auf den Gedanken, mal gründlicher nachzusehen, wo ich sei, doch David ermahnte mich, vorsichtig zu sein. Er huschte nach oben und schloss seine Tür. Ich wartete, bis er weg war, dann ging ich zur Haustür.

    Mike stand direkt vor der Tür und wenn ich nicht beim Aufmachen die Tür versperrt hätte, hätte er sich sofort an mich vorbei und ins Haus geschoben. Als ich keine Anstalten machte, Platz zu machen, blieb er stehen und schaute mich an. Er war nicht mehr wiederzuerkennen. Seine Haare waren wirr, er hatte schmutzige Kleidung an, als hätte er den ganzen Tag im Garten gearbeitet. Vor allem aber hatte sich sein Gesicht verändert. Er schien aufgedunsen, als hätte er tagelang nicht geschlafen oder Antidepressiva genommen. Doch vor allem war jede noch so kleine Spur von allem Positivem aus seiner Miene gewichen. Vor mir stand eine von Wut und Hass zerfressene Person.

    Mike schaute auf meine Brille und fragte mich mit unverhohlener Verachtung, ob ich noch immer krank sei. Ich ging nicht darauf ein, sondern fragte ihn, warum er gegen meine Tür schlagen und so brüllen würde. Meine Klingel würde doch funktionieren. Ich weiß nicht, ob ich in dieser Unterhaltung irgendetwas hätte sagen können, was seine Wut und seine Aggression mir gegenüber nicht noch weiter gesteigert hätte. Fast schreiend und wild mit den Händen fuchtelnd spuckte er mir entgegen, ich hätte gestern nicht aufgemacht und auch nicht auf seinen Zettel reagiert. Ich hätte es noch nicht einmal für nötig befunden, ihn anzurufen. Ich sagte ihm, dass ich momentan nicht das Haus verließe und es mir leidtäte, was mit Caroline passiert sei und ob man schon etwas Näheres wüsste.

    Wie ich jetzt erfuhr, ist sie in ihrer Wohnung aufgefunden worden, anscheinend war sie zu Beginn des Ereignisses in eine Glasscheibe gefallen und an ihren Schnittverletzungen verblutet. Doch das sagte er mir nicht direkt, sondern immer wieder in Teilen und zwischendurch. Seine Antwort war vielmehr ein Vortrag aus Vorwürfen: ich würde mich nicht melden, mir wäre es scheißegal, wie es ihm ginge, Caroline und seine Gefühle hätten mich sowieso nie interessiert. Man könne das ja jetzt wieder sehen, da ich es nicht einmal für nötig hielt, ihn hereinzubitten. Dass ich ihn die ganze Zeit über draußen stehen ließ, hat ihm sicher nicht gefallen, aber allein der Gedanke, diesen Menschen durch mein Haus laufen zu lassen, war mir aus tiefstem Herzen zuwider. Denn er war in diesem Zustand kaum kontrollierbar und was wäre geschehen, wenn er zum Beispiel in die Küche oder ins Wohnzimmer gerannt wäre und die Türen gesehen hätte? Nein, von meiner Warte aus war es die einzig richtige Entscheidung gewesen und auch jetzt galt unverrückbar: mein Haus, meine Regeln. Doch das konnte ich ihm natürlich nicht erklären und da ich auf diesen Vorwurf nicht einmal reagierte, wurde er noch wütender. Was wisse ich schon und was juckt es mich schon, sagte er, was andere Menschen aus der Nachbarschaft denken und fühlen, wie es ihnen ginge und welche Not sie ausstünden. Er fuchtelte mit den Armen und dann schrie er mir ins Gesicht: „einen Scheiß!"

    Ich fragte ihn vorsichtig, warum er mich anschreien und mir diese Vorhaltungen machen würde. Ich blieb bei meiner Geschichte und fragte ihn dann, warum er mir zum Vorwurf machte, krank zu sein. Wäre ich ein Mensch, würde ich das in dieser Situation fragen, glaube ich. Er sagte, jetzt etwas leiser, er hätte mehr von mir erwartet, wir wären doch Freunde, doch ich hätte mich nicht gemeldet. So krank sei ich doch nun auch wieder nicht, dass ich nicht mehr in der Lage sei, zu telefonieren.

    Jeder hat wohl in dieser Zeit seine Sorgen, antwortete ich ihm und wenn ich ihn in dieser Situation nicht angerufen habe, dann, weil ich mit mir zu beschäftigt war. Es täte mir ehrlich leid, doch er müsste das verstehen.

    Er war kalt wie Stein und hatte nicht die geringste Absicht, irgendetwas zu verstehen. Aber vielleicht würde ich nachvollziehen können, wenn man gerade etwas in Sorge wäre. Er legte Daumen und Zeigefinger fast aufeinander. „Nur ein klitzekleines Bisschen. Unterstrich er. „Caroline ist nicht die Einzige, die tot ist. Gestern wurde noch jemand gefunden. Nicht weit von hier. Er lag auf der Straße. Kennst Du Herrmann? Der ältere Herr, der immer mit seinem Akita spazieren geht. Ich nickte, denn ich hatte diesen Hund gemocht. „Er wurde heute Morgen gefunden, fuhr Mike fort und seine Stimme war ein Flüstern aus bebendem Zorn, „aufgeschlitzt von oben bis unten. Aber das Beste kommt noch. Man hat den Mörder gesehen. Ich fragte, ob man ihn festgenommen hätte. Mike blickte mich an, als sei ich das dümmste Wesen auf diesem Planeten. „Bullshit, würde ich mir sonst Sorgen machen? antwortete er. Ich hätte ihm am liebsten spätestens jetzt die Tür vor der Nase zugeschlagen, doch ich ließ ihn weitersprechen. „Wir wurden von der Polizei darüber informiert, dass es eine Beschreibung des Täters gäbe. Gerüchte sind über ihn im Umlauf und sie beunruhigen uns sehr. Dich natürlich nicht, aber uns, die wir uns Sorgen machen um unser Heil und Wohl und das unserer Mitmenschen. Ich wusste gar nicht mehr, warum ich mir diese Beleidigungen weiter anhörte. „Es war einer von diesen Fremden, von denen im Netz und in den Nachrichten so viel berichtet wird. Mike machte eine Pause und beobachtete mich genau. Ich spitzte die Ohren, doch ich war schlau genug, das nur innerlich zu tun, so dass er meine Neugier nicht sah, glaube ich. Mike versuchte fast, seine Blicke durch die Brille zu bohren. „Die Augen des Täters hätten im Dunkeln geleuchtet. Genauso, wie diejenigen von den Menschen, die ihre neuen und veränderten Augen im Netz zeigen. Noch immer rührte ich mich nicht, doch mein Herz begann schneller zu schlagen und ich betete, dass er mir das nicht ansah. „Weißt Du etwas davon, Sonnenbrille?" Jetzt wurde mir kalt. Das war es, er verdächtigte mich. Es war heraus. Oder aber er war im Zweifel hin und her gerissen zwischen der Trauer über den Tod seiner stillen Liebe, dem möglichen Verlust eines Freundes und dem Nichtwollen eines Verdachtes, der in ihm keimte und von innen zu vergiften begann. Jetzt konnte ich nicht mehr cool bleiben, ließ meinen Emotionen etwas Freiraum, doch kleidete ich sie in andere Worte, indem ich entrüstet fragte, was er damit meinen würde.

    Er hob die Hände in einer theatralischen Geste: „Ich? Nichts! Dann ließ er sie wieder sinken und ging einen Schritt zurück. „Aber sei unbesorgt, wenn wir denjenigen finden, der das getan hat, dann werden wir ihn nicht der Polizei übergeben. Wir passen auf und wir haben Mittel, uns zu verteidigen. Dann drehte er sich um und ging, sagte aber noch über die Schulter, er wäre gekommen, um zu schauen, auf welcher Seite ich stünde, ich aber anscheinend nicht mehr auf seiner Seite sei und er hoffte, ich würde nicht in ihre Schusslinie geraten. Ich rief ihm wütend nach, ich hätte nichts zu verbergen und er solle aufhören, mir zu drohen. Anstatt zu antworten, blieb er vor dem Wagen von David stehen, sah ihn sich an und schaute dann zu mir herüber. Dann war er weg.

    Als ich die Tür zumachte, ging ich instinktiv von dem Gang weg, denn, ehrlich gesagt, ich rechnete fast damit, ein Projektil durch die Tür dringen zu sehen. Die Außenwelt, die Nachbarschaft, das direkte Leben außerhalb meines Grundstückes war in den letzten Tagen nur in kleinen Teilen zu mir vorgedrungen. Ich habe vorhin von einer Ohrfeige gesprochen. Nein, das war mehr. Als ich vor der Tür zum Wohnzimmer stand, sozusagen in Deckung gegangen war, da war der Einschlag der Außenwelt ein Hammer von George Foreman im ‚Sunshine Showdown‘ gegen Joe Frazier.

    Ich war froh und gleichzeitig besorgt, dass David bei mir war und rief ihn sofort zu mir. Ich erzählte ihm, was vorgefallen war und wir beratschlagten, was zu tun sei. David meinte, wir könnten uns zwar abriegeln, doch dadurch würden wir uns einsperren und weniger sehen, als es erforderlich sei. Schon jetzt hätten wir eine Entwicklung nicht mitbekommen, die uns offensichtlich direkt betraf. Anscheinend formiere man sich in unserer direkten Umgebung, um sich selbst zu verteidigen, oder gegen diejenigen vorzugehen, die man als Bedrohung empfand und leider wurden wir Begabte, wie alle anderen Veränderten, als eine dieser Bedrohungen wahrgenommen.

    Auf Nachfragen, ob ich wüsste, wen Mike mit ‚Wir’ wohl meinen könnte, musste ich passen, denn zu diesem Zeitpunkt hatte ich tatsächlich keine Ahnung.

    Ich hatte Ihnen ja bereits erzählt, dass Mike eigentlich der einzige Bekannte aus meinem nachbarschaftlichen Umfeld war. Wissen Sie, oft habe ich die Bedingungen, die ein soziales Leben an mich stellt, als Belastung empfunden. Das war ein Grund, warum ich mich hier so wohlfühlte. Denn die Menschen, die hier in dieser Umgebung und vor allem in meinem direkten Umfeld lebten, waren in erster Linie Alteingesessene und/oder konservativ Deutsch. Das heißt, man lebte seit der Geburt in einem unveränderten Nachbarschaftsgefüge und sah keinen Grund, etwas daran zu ändern und, wenn jemand wie ich keine Anstalten machte, die bewährten Kreise erweitern zu wollen, gab es auch von der anderen Seite keinen Antrieb dazu. Und konservativ Deutsch ist nicht negativ gemeint, diese Menschen waren darauf bedacht, sauber und unauffällig zu sein.

    Es war still hier, bis es zu dem Ereignis kam. Ich war einer der Nachbarn und wurde als solcher akzeptiert. Doch kannte ich fast alle nur vom Sehen und ein paar mit Namen und empfand es als ganz besonders angenehm, anonym in einer sich kennenden Gruppe zu sein, die meinen Wunsch nach Anonymität ohne Abstriche akzeptierte.

    Aus diesem Grund konnte ich jetzt auch schlecht sagen, welche Gruppierung gemeint sein könnte. Aber da ich den konservativen Grundcharakter meiner Nachbarn kannte, hätte ich mich nicht gewundert, ganz allein hier zu stehen. Aber vor allem machte mir der Mord an dem Hundebesitzer zu schaffen und auch David sagte, wie beunruhigend er diese Meldung fand. Für mich war es überraschend, mit welcher Selbstverständlichkeit Mike von leuchten Augen gesprochen hatte. Als wäre dieses Thema ihm sehr viel präsenter und vertrauter, als es mir bewusst war. Sie können sich vorstellen, wie sehr mich die direkte Verbindung von dem Verdächtigen und mir getroffen hatte. Ich formuliere es ganz offen, weil es einfach die Wahrheit ist: in erster Linie bezog ich diesen Mord auf uns und unsere Situation, indem ich mich fragte, was er für uns bedeutete, was er für Folgen hatte und haben konnte für unsere Situation hier im Haus und erzwungenermaßen auch bezogen auf unsere Nachbarn. Denn eines war klar, David und ich hatten den Mörder mit den veränderten Augen nicht gespürt. Wenn es ein Begabter war, dann hatte er die Fähigkeit, sich zu tarnen, aber das glaubten wir beide nicht.

    Ich hatte bis zu dieser Konfrontation mit Mike nie vorgehabt, mich in irgendeiner Form mit meinen Nachbarn zu beschäftigen. Meine Distanz zu Mike in unserem ersten Gespräch hatte mich darin bestätigt und die Beschäftigung mit meiner neuen Situation hatte dem Ganzen eine Art natürlichen Verlauf gegeben, indem ich überhaupt keine Zeit aufzuwenden fähig war, mich wirklich mit meinem sozialen Umfeld auseinanderzusetzen. Das war fahrlässig und, wie wir jetzt feststellten, geradezu gefährlich. Die Verbindung mit mir und dem Mörder mit den leuchtenden Augen erforderte nicht nur eine völlige Neubewertung der Situation, sondern auch eine überlegte Strategie des Umganges mit Mike und seinen Kollegen, wer immer diese waren.

    Unser Problem war, wie David es formulierte, bisher ausschließlich defensiv gehandelt zu haben. Kontakte wurden verweigert und die Fenster abgedunkelt. Das hatte uns sicherlich verdächtig gemacht. Außerdem waren wir selber fast blind. Wir sahen nicht, was andere taten und konnten nur auf das reagieren, was sie zu uns trugen.

    Ich fragte mich aber wirklich, wie Mike die Sonnenbrille mit den leuchtenden Augen in Verbindung bringen konnte. Grundsätzlich war das zwar möglich, doch konkret auf keinen Fall. Ich kannte aber Mike als einen sehr analytischen Menschen. Statistiken waren schließlich sein Beruf. Daher vermutete ich stark, ihm ständen entweder mehr Informationen zu Verfügung, als er gesagt hatte, oder er hatte jede nüchterne Ebene verlassen. Und das würde ihn umso gefährlicher machen.

    Wenn er aber von mir, vielleicht sogar von uns und unserem neuen Sein wusste, dann würden unsere Geheimhaltungsversuche und unsere Abschottung uns noch mehr zur Zielscheibe machen. Sie ahnen auf welchen Gedanken das hinausläuft? David und ich diskutierten lange darüber und es war fast ausschließlich David, der mit seinem durch Geschäftsabwägungen trainierten Verstand diese Diskussion leitete. Doch immer wieder kamen wir auf den Gedanken zurück, ob es nicht besser wäre, wenn wir uns ihm zu erkennen gäben. Ich war skeptisch, denn ich hatte Mike gegenübergestanden und er war in meinen Augen alles andere, nur nicht für ein nüchternes Erklären unseres neuen Seins zugänglich. Vielmehr sah ich die Gefahr, dass er uns gar nicht zuhören würde und sich nur in den Verdacht bestätigt sah, den er formuliert hatte, als er mich Sonnenbrille genannt hatte. Allein dieser Verdacht zeigte doch, wie sehr er sich bereits von mir distanziert hatte.

    Dennoch fiel uns nichts Anderes oder gar Besseres ein. Wir müssten uns genau überlegen, was wir sagen und so wütend, wie er eben noch gewesen war, hatte er sich auch in einer Stunde, oder an diesem Tag, sicher nicht so weit beruhigt, um vernünftig mit ihm reden zu können.

    Nichtsdestotrotz schrieb ich ihm eine Textnachricht. Ich sagte ihm, wie leid mir die Entwicklung zwischen uns täte und es nie meine Absicht gewesen sei. Beschwichtigende Worte, die mir selber als allzu steril vorkamen. Ich habe nie eine Antwort bekommen.

    Eine andere Sache war für mich noch dringender. Ich hatte keine Alarmanlage, nichts, das uns schützte oder vor möglichen Gefahren warnte. Das musste sich ändern, denn ich brauchte einen gewissen Grad an Sicherheit für mich und für das Haus. Als Bibliothekar begriff ich es als einen Teil meiner Aufgabe, für die Sicherheit des Hauses Sorge zu tragen. Ich wollte nicht mit Angst einschlafen, und mit der Befürchtung, dass ich jeder Zeit von Einbrechern überrascht werden könnte. Dieser Gedanke in seinem ganzen Ausmaß war mir nie so sehr bewusst geworden, wie jetzt. Ich fühlte mich gar nicht mehr sicher und Mike war in diesem Moment die Personifikation der Bedrohung.

    Es war seltsam, denn ich fühlte mich hin und hergerissen: wenn ich nach draußen schaute, sah ich nichts als Bäume, die mich umgaben, so, wie sie es immer getan haben. Zum einen war das schlecht, da sie meine Sicht blockierten. Zum anderen aber gewährten sie mir Sicherheit in dem Sinne, dass man außerhalb des Waldes mein Haus ebenfalls nicht sehen konnte. Dieser Wald war also eine Sperre für beide Seiten. Derjenige, der den Wald sozusagen beherrschte (das hört sich ziemlich militärisch an!), hatte einen nicht zu unterschätzenden taktischen Vorteil.

    Allein daran kann man die Distanz zwischen mir und den Menschen erkennen. Sie war schon damals unüberbrückbar.

    Jedenfalls hatte ich eine Idee, die ich sofort umsetzte und die beide Gedankenstränge vereinte (Sicherheit für uns und das Haus und die Verbesserung unserer Lage bezüglich Sicherheit und Informationen). Wissen Sie, meine Kenntnisse über das Wasser nehme ich auf eine besondere Art und Weise wahr. Grundsätzlich ist es allumspannend, doch erkenne ich in seinen Anwendungsmöglichkeiten Unterschiede. Ich habe mir im Laufe der Zeit ein Bild dafür zurechtgelegt: stellen Sie sich vor, Sie sehen mehrere Stammbäume nebeneinander und wenn Sie jetzt davon ausgehen, dass alle Stammbäume denselben Urheber haben, dann erahnen Sie das Bild, das ich meine. In Wahrheit ist es in seiner Dreidimensionalität sehr viel komplexer, aber das führt jetzt zu weit. Nun, jeder Stamm gibt unterschiedliche, grundsätzliche Richtungen vor und wenn ich zu etwas Bestimmtem eine Anwendung suche, dann habe ich gleich eine Richtung. Im Laufe der Zeit hat sich dieses Bild häufig geändert, Bäume wurden anders benannt, umgestellt, verworfen oder zusammengefügt.

    Am Abend dieses ersten Tages als Bibliothekar begann ich damit, dieses Bild zu entwickeln. Es geschah ganz selbstverständlich und natürlich, denn ohne Ordnung wäre ich sehr viel weniger effektiv gewesen, als ich sein konnte. Das sieht man allein an der Tatsache, wie lange ich benötigte, die einzelnen Aspekte meines Wissens und Könnens in diesen ersten Tagen abzurufen und umzusetzen.

    Das, was ich nun umsetzte, würde ich jetzt, so, wie die Bäume heute sind, in dem Teil lokalisieren, dessen Stamm die Aufschrift ‚Kommunikation‘ trägt, denn Wasser ist ein sehr viel kommunikativeres Element, als man erst denkt. Es eignet sich als Transportmedium für Schall, hat die unterschiedlichsten Klänge, kann zeigen und verweisen, suggeriert und beruhigt. Und so weiter.

    Mir wurde damals bewusst, dass ich Wasser dazu verwenden konnte, mir Informationen zukommen zu lassen, die ich mit meinem Auge und Ohren nicht bekommen konnte.

    Was ich schließlich tat, war folgendes: ich konzentrierte mich auf das Wasser in meiner Umgebung. So weit, wie ich es vermochte. Den ganzen Wald konnte ich, aus Sicht des Wassers spüren, also konzentrierte ich mich auf das Wasser, das ich im Wald wahrnahm. Ich spürte die Flüssigkeit in der Erde und unter alten Blättern, hörte in meinem Geist das Wasser des kleinen Bächleins, das durch den Wald plätschert und fühlte die winzigen Tröpfchen, die um die Bäume und Blätter schweben, wie eine lebende Aura.

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