Der entfesselte Prometheus - Ein lyrisches Drama
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Percy Bysshe Shelley
Percy Bysshe Shelley (1792-1822) was an English Romantic poet. Born into a prominent political family, Shelley enjoyed a quiet and happy childhood in West Sussex, developing a passion for nature and literature at a young age. He struggled in school, however, and was known by his colleagues at Eton College and University College, Oxford as an outsider and eccentric who spent more time acquainting himself with radical politics and the occult than with the requirements of academia. During his time at Oxford, he began his literary career in earnest, publishing Original Poetry by Victor and Cazire (1810) and St. Irvine; or, The Rosicrucian: A Romance (1811) In 1811, he married Harriet Westbrook, with whom he lived an itinerant lifestyle while pursuing affairs with other women. Through the poet Robert Southey, he fell under the influence of political philosopher William Godwin, whose daughter Mary soon fell in love with the precocious young poet. In the summer of 1814, Shelley eloped to France with Mary and her stepsister Claire Claremont, travelling to Holland, Germany, and Switzerland before returning to England in the fall. Desperately broke, Shelley struggled to provide for Mary through several pregnancies while balancing his financial obligations to Godwin, Harriet, and his own father. In 1816, Percy and Mary accepted an invitation to join Claremont and Lord Byron in Europe, spending a summer in Switzerland at a house on Lake Geneva. In 1818, following several years of unhappy life in England, the Shelleys—now married—moved to Italy, where Percy worked on The Masque of Anarchy (1819), Prometheus Unbound (1820), and Adonais (1821), now considered some of his most important works. In July of 1822, Shelley set sail on the Don Juan and was lost in a storm only hours later. His death at the age of 29 was met with despair and contempt throughout England and Europe, and he is now considered a leading poet and radical thinker of the Romantic era.
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Buchvorschau
Der entfesselte Prometheus - Ein lyrisches Drama - Percy Bysshe Shelley
Inhaltsverzeichnis
Vorwort des Übersetzers.
Vorrede des Dichters.
Der entfesselte Prometheus.
Erster Akt.
Zweiter Akt.
Erste Szene.
Zweite Szene.
Dritte Szene.
Vierte Szene.
Dritter Akt.
Erste Szene.
Zweite Szene.
Dritte Szene.
Vierte Szene.
Vierter Akt.
Vorwort des Übersetzers.
ES gibt weltberühmte Namen, die gleichwohl für die Mehrzahl selbst der Gebildetsten nicht mehr bedeuten, als eben einen Namen ‒ also „Schall und Rauch." Man hat sich daran gewöhnt sie mit Ehrerbietung auszusprechen und weiß in der Regel nicht mehr von ihnen, als uns eine anekdotenhafte Tradition vom äußeren Lebenslaufe ihrer Träger übermittelt hat. Zu jenen wenig gekannten Berühmtheiten gehört in erster Linie Percy Bysshe Shelley. Die Literaturgeschichte hat ihn längst auf ein riesiges Piedestal erhoben und dort ragt er nun so hoch, daß die Vorübergehenden meist unter ihm wegsehen, zumal es schon eines tüchtigen Halsreckens und einer gehörigen Anstrengung der Sehkraft bedarf, um die hehre, in einen leichten Nebelschleier gehüllte Gestalt des großen Briten voll ins Auge zu fassen.
In England freilich hat in den letzten Jahren in Bezug auf Shelley ein erfreulicher Umschwung stattgefunden: Das heutige England beeilt sich, die große Ehrenschuld zu tilgen, die das „bigotte Albion der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf sich geladen, da es seine beiden größten Lyriker, Byron und Shelley, in hochkirchlicher Engherzigkeit wegen ihrer „Freigeisterei
verstoßen und verlästert hat. Die junge Dichtergeneration Englands zollt den Manen Shelleys enthusiastische Verehrung, und sein tiefgehender Einfluß auf ihre Entwicklung wäre leicht nachzuweisen. In Deutschland hingegen hat sich in dieser Hinsicht noch immer nicht viel gebessert.
Zwar sollte man glauben, daß das „Volk von Dichtern und Philosophen" dem britischen Dichterphilosophen mehr Sympathie und Verständnis entgegenbringen müßte, als seine eigenen, über und über realistischen Landsleute, und wenn auch dem metaphysischen Zuge in Shelleys Poesie die Hauptschuld beigemessen werden muß, weshalb sie wohl niemals in die Massen dringen wird, so sollte es doch im Vaterlande Kants und Schillers kaum einen wahrhaft Gebildeten mehr geben, dem Shelleys Dichtungen eine völlige terra incognita sind. Demungeachtet ist bei uns die Shelley-Verehrung noch immer auf eine winzige andächtige Gemeinde beschränkt und die wenigsten wissen auch nur über den Grundzug seines Wesens Bescheid. Nur allzuhäufig wird Shelley mit Byron zu den „Pessimisten, zur sogenannten „Schule der großen Verzweifelten
gezählt, während uns doch schon die oberflächlichste Bekanntschaft mit seinen Dichtungen – und speziell mit der vorliegenden ‒ darüber belehren muß, daß es nie einen Dichter gegeben hat, der, bei allem Zorn und Mißmut, mit dem er sich von Vergangenheit und Gegenwart abgewendet, das Banner des Ideals zukunftsfreudiger und verheißungsvoller geschwungen, als er. War Schopenhauer der Apostel des „Pessimismus, so kann Shelley der Evangelist des „Optimismus
genannt werden, und sein Prometheus predigt dieses Evangelium mit Feuerzungen. Aber auch in schlichter Prosa liegt uns hierüber ein wertvolles Zeugnis vor. Wie wenig Shelley tatsächlich Pessimist war, erhellt am schlagendsten aus folgenden Worten seiner Gattin, Mrs. Mary Shelley:
„Der hervorstechendste Zug in Shelleys Theorie von der Bestimmung des Menschengeschlechts war der, daß das Böse in dem System der Schöpfung nicht inhärent sei, sondern etwas Zufälliges, das wieder ausgeschieden werden könnte. Dies bildet auch einen Teil des Christentums: Gott machte die Erde und den Menschen vollkommen, bis dieser durch seinen Fall
Den Tod bracht' in die Welt und alles Weh'.
Shelley meinte, die Menschheit brauche nur zu wollen, daß es kein Böses gebe und es würde keines geben. Daß der Mensch einen Grad der Vollkommenheit erreichen könne, der ihn befähigte, das Böse aus seiner eigenen Natur und aus dem größten Teile der Schöpfung zu bannen, war der Kardinalpunkt seines Systems." ‒
Das klingt wahrhaftig nicht, wie das Glaubensbekenntnis eines Verzweifelnden!
Um wieviel besser ist Byron in Deutschland gekannt! Während die Zahl der Byron-Übersetzer bei uns bereits Legion zu werden droht, harren wir zur Stunde noch einer, unseren Ansprüchen genügenden deutschen Ausgabe von Shelleys sämtlichen Werken. Julius Seybt gebührt das unstreitig große Verdienst, im Jahre 1844 die erste – und bis jetzt einzige ‒ Übersetzung sämtlicher Dichtungen Shelleys dem deutschen Publikum geboten zu haben, aber sie hat nur allzuwenig Beachtung gefunden und ist heute fast vergessen. Die Seybt'sche Übersetzung und die verschiedenen Einzelversuche anderer, wie Prössel, Adolfi etc., entbehren überdies, wie Adolf Strodtmann sagt: „trotz einzelner wohlgelungener Stellen, doch im Ganzen jenes leichten rhythmischen Flusses und jenes poetischen Hauches, welche einzig imstande sind, das Werk des Übersetzers annähernd auf die Stufe eines Kunstwerkes zu erheben." Dem trefflichen, unermüdlichen Strodtmann selbst blieb es vorbehalten, uns mit Shelleys Ausgewählten Dichtungen in ausgezeichneter Verdeutschung zu beschenken, er hat aber, aus mir unbekannten Gründen den Entfesselten Prometheus, den ich für Shelleys tiefsinnigste Dichtung halte¹, in seine Auswahl nicht einbezogen. Ich würde mich glücklich schätzen, wenn der Versuch einer Übersetzung dieses Dramas, den ich hiermit der Öffentlichkeit übergebe, würdig erachtet werden sollte, der Strodtmann'schen Ausgabe als Supplement zu dienen.
Ich verzichte um so mehr darauf, hier eine Biographie des Dichters zu geben, als ja der Leser eine solche der Strodtmann'schen Ausgabe, die ich allzugerne in seinen Händen wüßte, vorangedruckt findet. Auch darf ich Shelleys überaus romantischen Lebenslauf, der selbst ein Gedicht genannt werden könnte, als bekannter voraussetzen, denn seine Werke.
Wer sich aber über die richtige Wertschätzung Shelleys Rats erholen will, der lese die herzerhebenden Worte, die der rastlose Kämpe der Humanität, unser wackerer Johannes Scherr, sowohl in seiner Allgemeinen Geschichte der Literatur als in seiner Spezialgeschichte der englischen Literatur über Shelley geschrieben. Auch sollte keiner verabsäumen, den von tiefem Verständnis und hinreißender Begeisterung zeugenden Abschnitt zu lesen, den der ausgezeichnete dänische Literarhistoriker G. Brandes in dem jüngst erschienenen vierten Bande seiner Hauptströmungen der Literatur des neunzehnten Jahrhunderts Shelley gewidmet hat.²
Indem ich mich nun unserem Stück selber zuwende, will ich den Leser mit einem schwerfälligen „Kommentar" verschonen und mich damit begnügen, ihm die notwendigsten Direktiven zu geben.
Wer an die Lektüre von Shelleys Entfesseltem Prometheus geht, behebe sich von vorneherein aller Ansprüche, die man an ein regelrechtes „Drama zu stellen pflegt. Der Dichter selbst hat diese Ansprüche durch die Bezeichnung „Lyrisches Drama
zurückgewiesen, und von einer eigentlich dramatischen Handlung, von einer kunstgerechten Schürzung und Lösung eines Knotens usw. ist in seinem Werke kaum die Rede. Wer den Entfesselten Prometheus unter dem Gesichtspunkte des Dramatikers betrachten wollte, müßte ihn unbedingt als ein völlig zusammenhangloses, zerfahrenes und ins Visionäre zerflatterndes Stück – als ein mißlungenes Produkt bezeichnen.
Wir haben es hier lediglich mit einer großartigen Allegorie zu tun, bei welcher die dialogisierte Form reine Nebensache ist. Treffend bezeichnet Johannes Scherr dieses „Drama als einen „Hymnus auf die welterlösende Kraft der Humanität.
Da ich die Prometheus-Mythe als jedermann bekannt voraussetzen darf, wird es genügen, ihre Grundzüge in gedrängtester Kürze zu rekapitulieren:
Prometheus war nach der griechischen Mythologie einer der Titanen, der Sohn des Titanen Japetos und der Okeanide Klymene. Er schlug sich während des Kampfes der Götter gegen die Titanen zur Partei des Zeus, der mit seiner Hilfe seinen Vater Saturn vom Throne stieß und die Oberherrschaft über die übrigen Götter erlangte. Als es nun aber an die Verteilung der Güter der Welt ging, wollte der Tyrann des Olymps das Menschengeschlecht nicht nur nicht berücksichtigen, sondern plante sogar dessen völlige Vertilgung und wollte ein neues Geschlecht schaffen. Prometheus, der warme Anwalt der Sterblichen, rettete dieselben vom Untergange, stahl das Feuer vom Himmel, um es seinen Schützlingen dienstbar zu machen, unterwies die Menschen in allen Wissenschaften und Künsten und flößte ihnen die Hoffnung ein, damit sie den Tod nicht zu fürchten brauchten. Zeus, über den Wohltäter des von ihm verachteten und geknechteten Menschengeschlechts erbost, ließ ihn durch den Hephaistos (Vulkan) an einen Felsen des Kaukasus schmieden, woselbst ihm ein Adler an jedem dritten Tage die Leber abfressen sollte, die stets wieder nachwuchs. Prometheus erduldet diese Qual durch lange Zeit mit erhabener Standhaftigkeit, denn er weiß, daß der Tag seiner Befreiung