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Uni Komplett
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eBook284 Seiten2 Stunden

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Über dieses E-Book

Dieser Ratgeber ist sowohl für deutsche als auch für internationale Studierende, die sich für ein Hochschulstudium in Deutschland entscheiden und sich fragen:

Wie kann ich Erfolg im meinem Studium haben und mein Studentenleben genießen?

 

Dieses Buch zeigt, wie.

 

Die kurzen Kapitel sind vollgepackt mit Insider-Tipps, die in einer einfachen und unterhaltsamen Sprache geschrieben sind.

Dieser praktischer und sofort umsetzbarer Ratgeber erklärt und lehrt die Fertigkeiten für folgende Bereiche:

  • Studium
  • Prüfungsvorbereitung
  • Schreiben von Hausarbeiten
  • Persönliche Planung, Organisation und Zeitmanagement
  • Geldmanagement
  • Jobsuche
  • Reisen und Freizeit
  • und so vieles mehr,

so dass sich jeder im Studium sicher fühlen kann.

 

Dieser Ratgeber enthält einen Abschnitt über nützliche und durch Erfahrung bewährte Online-Ressourcen für

  • Unterkunft,
  • Jobsuche,
  • Reisen mit kleinem Budget und
  • akademisches Schreiben,

die helfen, Zeit zu sparen und das Studentenleben zu vereinfachen.

 

Dieses Buch ist für all jene Studierenden, die den Wunsch, die Kraft und die Entschlossenheit mitbringen, in ihrem Studium Erfolg zu haben, ins Berufsleben einzutreten, eine Karriere aufzubauen und ihr Leben während und nach ihrem Studium zu genießen.

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum4. Juni 2021
ISBN9798201202200
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    Buchvorschau

    Uni Komplett - Mariya Heinbockel

    Bildung: Der deutsche Weg

    Eins

    Der ultimative Beruf: Theoretiker

    Was für einen Beruf lernst Du an der Uni?

    Du könntest jetzt ein Gebiet nennen: Wirtschaft, Geschichte, Politikwissenschaft, Ingenieurwesen oder das mo­dische Wir­tschafts­ingenieurwesen.

    Aber lass uns etwas von Anfang an klarstellen: Dein zukünftiger Beruf ist Theoretiker. Und ich höre schon: "Was redest Du da? In meiner Programmbeschreibung steht doch praxisorientiert. Man würde so was nie nur zum Spaß schreiben!".

    Noch einmal: Dein zukünftiger Beruf ist Theoretiker. Und wenn Du gute Noten hast, kannst Du Dich selbst als Theoretiker mit fundierten Kenntnissen in Wirtschaft, Geschichte, Po­­litik­­wissen­­schaft, In­­genieur­wesen usw. bezeichnen. Das Gebiet spielt keine Rolle. Der Beruf ist für alle gleich.

    Warum ist das so?

    In Deutschland wurzelt das Universitätskonzept im Ideal der wissenschaftlichen und technologischen Entwicklung. Die Universität war in erster Linie das Herz der wissenschaftlichen Forschung und erst dann eine Bildungseinrichtung. Studenten lernten die fortschrittlichsten Ideen in Wissenschaft und Technologie sowie die Kunst, darauf aufzubauen.

    Heute ist das nicht anders. Deutsche Universitäten vermitteln immer noch überwiegend die Fertigkeiten der wissenschaftlichen Forschung. Das bedeutet, dass man an Uni­versitäten Wissen­­schafts­­arbeiter für Uni­versitäten ausbildet. Und hier liegt der System­fehler. Nicht alle Absolventen werden für eine Universität arbeiten. Über 90% aller Absolventen werden in Unternehmen, Schulen und Verwaltungsstrukturen arbeiten ¹.

    Die meisten Absolventen deutscher Universitäten haben Angst. Sie glauben daran, dass sie für die Arbeit außerhalb der Universität nicht richtig ausgebildet wurden. Sie beklagen sich über viel zu viel Theorie und zu wenig Praxis in ihren gewählten Bereichen. Wirtschaftswissenschaftler machen keine Bilanzanalysen für existierende Firmen; Historiker arbeiten nie in Archiven; Ingenieure lernen keine Programmiersprachen... Das ist wirklich etwas, worüber man sich Sorgen machen muss.

    Ein Studienratgeber ² vergleicht Universitäten mit Bäckereien. In einer Bäckerei gibt es alle Arten Brot, Gebäck, Kaffee und kleine Lebensmittel. So locken Bäckereien immer neue Kunden an, um in ihrem wettbewerbsintensiven Geschäft zu bleiben. Während der Fußball-Weltmeisterschaft backen sie Brot in Form eines Balls; während der Stadtmarathons bieten sie Brot für Jogger an; zu Weihnachten und Ostern gibt es Kekse und Lebkuchen; und nach den Weihnachtsfeiertagen gibt es jedes Jahr neue Arten von Diät- und Gesundheitsbroten. Solche Ideen stammen aus dem Kreativbüro einer Bäckerei. Vergleicht man eine Bäckerei mit einer Universität, wird sofort klar, dass eine Universität dem Kreativbüro einer Bäckerei, in dem sich kluge Köpfe neue und bessere Brotsorten vorstellen, sehr ähnlich ist. Leider landen die meisten Absolventen nicht im Kreativbüro, sondern neben dem Ofen, wo Brote gebacken werden. Den Absolventen fehlt es nicht an theoretischem Wissen und Verständnis darüber, wie Brot hergestellt wird. Aber sie haben noch nie in ihrem Leben selbst ein Brot gebacken.

    Genau das ist das Dilemma aller Absolventen deutscher Universitäten: Die Köpfe sind hell. Die Kenntnisse darin sind fundiert. Aber alle haben den gleichen Beruf.

    Du musst es wissen und akzeptieren, bevor es mit dem Studium wirklich losgeht.

    Zwei

    Professoren sind keine Betreuer

    Verinnerliche dies: Professoren sind keine Be­­treuer. In Wirk­lichkeit sind die meisten Professoren deutscher Universitäten in Pädagogik und Didaktik inkompetent. In diesem Zu­sam­men­hang bezeichnete ein Professor der Stanford University die deutsche Hochschul­­bildung öffentlich als Katastrophe. Das Fehlen von Be­treuung ist eines der international am meisten kritisierten Merkmale des deutschen Bildungssystems ¹.

    Es ist auch der grundlegende Unterschied zwischen dem deutschen und dem amerikanischen Bildungssystem. Universitätsprofessoren in Deutschland betreuen keine Stu­denten. Sie bezeichnen sich als Wissenschaftler.

    Und was machen Wissenschaftler? Sie arbeiten in wissenschaftlichen Projekten. Die zweite Priorität der Wissenschaftler ist die Finanzierung ihrer Projekte. Und die dritte Priorität ist es, als Erster die Ergebnisse ihrer Arbeit zu veröffentlichen. In dieser Hierarchie hat die Studentenbetreuung die letzte oder gar keine Priorität.

    Der Grund dafür ist, dass das deutsche akademische System die wissenschaftliche und nicht die pädagogische Arbeit fördert. Der Staat finanziert Universitäten und verlangt von ihnen nur eines: wissenschaftliche und technologische Innovationen.

    Historisch gesehen war das Lehren und Besuchen von Vorlesungen in Deutschland freiwillig. Die Studenten würden selbst entscheiden, welche Vorlesungen sie besuchen und welche Prüfungen sie ablegen möchten. Damals haben Professoren nicht einmal versucht, sich als Betreuer zu präsentieren. Auch heutzutage fühlt sich die Rolle eines Betreuers für viele fremd an.

    Die meisten akademischen Mitarbeiter träumen die meiste Zeit von Semesterferien. Dann können sie sich ganz ihren Projekten widmen. Einige Quellen sprechen von einem Umdenken in den siebziger Jahren, als Professoren den Studenten erlaubten, sie zu duzen ². Heute ist es jedoch konservativer geworden als je zuvor.

    Ein Grund dafür ist der Zustrom internationaler Studierender an deutschen Universitäten. Zweihundert oder mehr Personen besuchen dieselbe Vorlesung. Es ist einfach nicht genug Zeit, um sie alle zu betreuen. Tauchst Du nicht auf, wird es keiner bemerken. Du darfst sogar die ganze Zeit bei Vorlesungen ohne Anwesenheitspflicht fehlen. Es würde Deinen Dozenten nur freuen, eine Klausur weniger zu prüfen.

    Früh wirst Du feststellen, dass Professoren und andere Universitätsmitarbeiter es bevorzugen, einen gewissen Abstand zu Studenten zu halten. Denke daran: ein Professor ist eine wissenschaftliche Autorität. Er hört weder auf die Probleme seiner Studenten noch gibt er Lösungsvorschläge. Wahrscheinlich weiß er nicht einmal, dass Du existierst, und will es weiterhin so haben. Daher kann es eine Herausforderung sein, einen Termin zu bekommen. Manchmal müssen Studenten monatelang warten, um ihren Professor zu sehen.

    Was Du beachten musst, ist Folgendes: Alle Professoren und Universitätsmitarbeiter sind zufällige Personen in Deinem Leben (eine Ausnahme kann Deine eigene wissenschaftliche Karriere sein). Deutschsprachige Studienratgeber schlagen vor, dass Du Deine Professoren durch die Verbraucherbrille ³ betrachtest: Kann ich von diesem Professor eine gute Note bekommen?. Darüber hinaus raten diese Ratgeber davon ab, Deine Professoren zu bewundern. Du solltest stattdessen an Psychogramm Deiner Professoren arbeiten: Was verlangt der Professor in seiner Prüfung? Was mag er, wenn Studenten es schreiben oder sagen?

    Natürlich gibt es immer Professoren, die aus der Reihe tanzen. Ihre Studenten liegen ihnen sehr am Herzen. Aber solche Herzen findest Du eher selten an Universitäten.

    Die beste Strategie für Dich ist es also, im Umgang mit Deinen Professoren respektvoll zu sein. Also: Respekt minus Emotionen minus Bewunderung.

    Du wirst es nie bereuen.

    Drei

    Wer ist verantwortlich?

    Ich schlief und träumte, das Leben sei Freude.

    Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht.

    Ich handelte, und siehe, die Pflicht war Freude.

    Rabindranath Tagore, indischer Dichter und Philosoph

    Vor dem Hochschulstudium hast Du bestimmt mit Deiner Familie unter einem Dach gewohnt. Mehrmals im Jahr hast Du Deine Verwandte und Freunde besucht. Solche Interaktionen erfreuten Deine Seele und förderten ein Zugehörigkeitsgefühl.

    Nun bist Du vielleicht weit von zuhause entfernt und fühlst Dich oft einsam und zerbrechlich. Keine Eltern, die sich um Dich kümmern. Keine alten Freunde in der Nähe, die Dich motivieren. Jeden Tag lernst Du immer neue Leute aus verschiedenen Kulturen kennen. Du bist stets unsicher, wie Du mit ihnen umgehen sollst. Du fühlst Dich oft überfordert. Du hast Angst davor, etwas falsch zu sagen und zu tun. Stimmt es?

    Die Wiederherstellung des sozialen Gleichgewichts wird für viele Studenten, die sich ähnlich fühlen, zur Priorität Nummer eins. Sie werden es instinktiv versuchen, schnell eine Unterstützung zu finden. Tief in ihrem Inneren sitzt die Angst: Ohne soziale Zugehörigkeit könnte es schwierig sein, an der Universität zu überleben. Viele von ihnen fallen dieser Angst zum Opfer und geraten in Panik.

    In einem Panikzustand ist es eine leichte Entscheidung, sich vom Urteil anderer abhängig zu machen. Unbewusst suchen neue Studenten Lob und Unterstützung von älteren Menschen in ihrer Umgebung. Zu dieser Gruppe gehören häufig Universitätsprofessoren. Die meisten Studenten erwarten, dass ihre Professoren ihnen klare Anforderungen stellen, Ratschläge geben und sie durch das Studium führen.

    Leider werden solche Erwartungen nie erfüllt. Die Enttäuschung steigert sich zu in einer emotionalen Krise. Die gesamten negativen Gefühle blockieren die Lernkurve. Die Noten werden immer schlechter. Und das gesamte Studium scheint bergab zu gehen. In einer solchen Situation suchen fortgeschrittene Studenten eine therapeutische Hilfe. Die Mehrheit wird jedoch das Bildungssystem beschuldigen. Und nur die wirklich Stärksten werden ihre Erwartungen abwerfen, eine hundertprozentige Verantwortung für ihr Studium und Leben übernehmen und sich davon hüten, Illusionen zu pflegen.

    Vermeide auch Du diese emotionale Falle. Ja, Du bist alleine. Ja, wenn irgendetwas im Studium schief läuft, bist Du immer der einzige, der die Schuld trägt. Ja, meistens wird es Dir nicht gelingen, eine bessere Note durch einen Streit mit Deinen Dozenten zu bekommen. Es ist immer Deine Schuld. Also, lerne besser schnell, die Verantwortung für Dein Studium und Dein Leben zu übernehmen. In meinem Studium hat mir damals dieser Spruch sehr geholfen: Ich bin für mein Lernen selbst zuständig. Ich hole mir das, was ich dafür brauche.

    Mache dies zu Deinem Mantra.

    Vier

    Der beste Studi-Coach

    Als ich in den USA studierte, hatte ich dort einen Betreuer (academic advisor). Es war ein Professor von meiner Fakultät. Er half mir dabei, mein Studium und mein Leben im Einklang zu bringen. Zum Beispiel hat er hat mir davon ab­geraten, ein Prak­tikum und mehrere akademische Kurse (classes) gleichzeitig zu absolvieren. Er schlug Studenten­konferenzen vor, wo ich meine eigene wissenschaftliche Forschung präsentieren konnte. Dafür nahm er sich die zusätzliche Zeit, um mir zu erklären, wie man in wissenschaftlichen Arbeiten richtig zitiert. Ich habe damals enorm von seinem Rat profitiert, und das hat sich in meinen Noten gezeigt.

    Ich konnte es mir kaum vorstellen, dass es in Nürnberg anders sein könnte. Deshalb habe ich es mir zum Ziel gesetzt, einen akademischen Betreuer an der Universität Erlangen-Nürnberg zu finden. Nach sorgfältiger Überlegung wählte ich einen Professor aus, der sich aus meiner Sicht mehr um seine Studenten als um seine wissenschaftliche Karriere kümmerte (vielleicht weil er selbst in den USA studiert hatte).

    Ich erschien zum Termin und schilderte ihm meine Absicht, die sich ungefähr so anhörte: Sie sind ausgewählt worden, ab heute mein ganz persönlicher akademischer Betreuer zu werden. Der Professor erstarrte und blinzelte mindestens eine Minute lang. Dann teilte er mir mit, es sei an deutschen Universitäten nicht üblich, jedem Studenten einen akademischen Betreuer zuzuweisen. Darüber hinaus setzte sein Arbeitsvertrag es nicht voraus, Studenten individuell zu betreuen. Als Lösung schlug er vor, einen Termin mit meiner Programmkoordinatorin zu vereinbaren.

    Die Koordinatorin war selbst eine wissenschaftliche Mitarbeiterin, die an ihrem eigenen Dissertationsprojekt arbeitete und nebenher Dutzende von Lehrstuhlaufgaben erledigen musste — zum Beispiel als Programmkoordinatorin. Eigentlich durfte sie überhaupt keine Ratschläge zu Vorlesungen geben. Tatsächlich hatte sie keine Ahnung, wie sie ablaufen. Außerdem enthielt ihre Stellenbeschreibung keine individuelle Betreuung von Studenten. Stellen Sie Ihren Kommilitonen solche Fragen, sagte sie mir.

    Aber meine Kommilitonen konnten oder wollten mir nicht helfen. Informationen zu verbergen gehört immer noch bei Wirtschaftswissenschaftlern zum Alltag. Bei denjenigen Studenten, die bereits schwierige Klausuren bestanden haben, machte das Herz einen Freudensprung, weil ihre Kommilitonen sie noch schreiben müssen...

    So habe ich damals nach Hilfe gesucht und keine gefunden. Ich blieb im Dunkeln über die Studienmodule, Stundenpläne und das Credit Point System. Die einzige Lösung schien, dem Rat „Melde Dich für Kurse an, die Dir Spaß machen" zu folgen. Den Studienplan habe ich unter Zeitdruck intuitiv zusammengesetzt. Und es war ein großer Fehler.

    Bitte wiederhole ihn nicht!

    Aber was solltest Du tun, wenn Du eine unvollständige oder gar keine Beratung findest?

    Dann suche nach Kommilitonen, die Deine Muttersprache sprechen oder aus Deinem Bundesland/Stadt/Dorf kommen. Idealerweise sind es Studenten im zweiten oder dritten Semester. Hoffentlich werden sie Dir dabei helfen, das Studium schneller zu planen und zu organisieren.

    Ja, Du musst lernen, Fragen zu stellen. Frage nach Informationen, über die andere Studenten bereits verfügen, Du aber noch nicht. Warte niemals darauf, dass Dir irgendjemand Informationen zur Verfügung stellt. Sei proaktiv.

    Erwarte auch keinen akademischen Betreuer oder einen fürsorglichen Koordinator. Coache Dich selbst.

    Stelle also Fragen. Zu Beginn Deines Studiums willst Du wissen, was andere Studenten bereits wissen. Und vielleicht noch ein bisschen mehr.

    Fünf

    Das Puzzle zusammen setzen

    In Deutschland ist ein Hochschulstudium kein Plan B. Du studierst nicht aus Langeweile. Du studierst nicht, weil Du sonst kein anderes Ziel im Leben hast. Ganz im Gegenteil: Du entscheidest Dich für ein Studium, weil Du Deine Zukunft ernst nimmst.

    Das Studium ist ein wichtiger Schritt für Deine berufliche Entwicklung und Dein persönliches Wachstum. Die Entscheidung, an einer deutschen Universität zu studieren, signalisiert bereits, dass Du vor allem viel Wert auf Unabhängigkeit legst. Alle Universitätskurse, die Du besuchst, werden dazu beitragen, diese wichtige Charaktereigenschaft zu entwickeln ¹.

    Professoren empfehlen, Dein Studium als großes Puzzle zu betrachten. Das Puzzle wirst Du jedes Mal um ein Stückchen ergänzen, in dem Du die Vorlesungen besuchst und zuhause lernst. Deine Aufgabe ist es, die Wissensstücke in Deinem eigenen einzigartigen Muster zusammen zu setzen. Sei in jeder Vorlesung aktiv und vervollständige Dein Puzzle!, raten Professoren aus Kiel ².

    Aber zuerst lass uns die Einstellung zum Puzzeln unter die Lupe nehmen. Meine Einstellung wurzelte im ukrainischen Ausbildungssystem. Ich habe erlebt, wie Lehrer ein Thema so lange erklärten, bis alle wirklich alle — es verstanden haben. Es gab sehr wenig Arbeit außerhalb des Unterrichts. Schüler lernten keine Fächer. Sie lernten von ihren Lehrern. Kompetente Lehrer bedeuten automatisch solide Kenntnisse. In den USA erlebte ich es genauso. Universitätsprofessoren halten Vorträge, unterrichten und betreuen. Aber in Deutschland wird man gebeten, ein Puzzle zusammenzustellen. Und dieses Puzzle gibt es in verschiedenen Sprachen, wobei Deutsch und Englisch die Hauptsprachen sind (mein Puzzle für das Eliteprogramm an der Universität München kam in sieben Sprachen!).

    Viele Studenten müssen ihr gesamtes Wertesystem überarbeiten. Schließlich stellt man sich die Frage: Brauche ich überhaupt einen Professor? In Wirklichkeit muss man alles selbst lernen. Es gibt keine detaillierten Erklärungen, keine klaren Anforderungen (manchmal auch keine klare Stimme bei den Vorlesungen) und keine strukturierten Vorbereitungsmaterialien für Prüfungen. Man muss diese von Kommilitonen und Tutoren abholen. Wäre es da nicht einfacher, die Tage in der Bibliothek zu verbringen und Vorlesungen und Professoren zu ignorieren? Eigentlich schon. In Wirklichkeit ist es immer noch die beste Strategie für Studium und Leben in Deutschland.

    Aber bitte tue es nicht zu Beginn Deines Studiums. Versuche zumindest, das Puzzle zusammenzustellen. Vielleicht gefällt es Dir. Wer weiß?

    Sechs

    Unbegrenzte Freiheit

    Ich habe in den USA und in Deutschland internationale Wirtschaft und Geschichte studiert. Ich habe es im akademischen Bereich so erlebt, dass man in Deutschland doch über mehr Freiheit verfügt als in Amerika.

    Im amerikanischen Bildungssystem muss man den Stoff unbedingt theoretisch und praktisch perfekt beherrschen. Sonst werden die Klausuren schwer, denn sie bestehen zu 80% aus Aufgaben (Theorie + Praxis).

    Im deutschen System ist ein tiefes Verständnis der Theorie jedoch nicht zwingend erforderlich. Versteht man die Theorie, dann ist es großartig. Fehlt das Verständnis, kann man

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