Der Mullimutspumper ... reist um den Bodensee
Von Dietmar Timmer
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Rezensionen für Der Mullimutspumper ... reist um den Bodensee
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Buchvorschau
Der Mullimutspumper ... reist um den Bodensee - Dietmar Timmer
Winzelmann
Der Mullimutspumper
Der Mullimutspumper war ein kleiner, drahtiger und kräftiger Mann, blitzschnell und flink, intelligent und listig, aber auch verträumt und oft in sich selbst versunken. Gutmütigkeit und Hilfsbereitschaft gehörten zu seinen besonderen Tugenden.
Wenn er etwas sah und Interesse hatte, blitzten seine kleinen Augen listig auf. Leute, die in Bedrängnis oder Not geraten waren, konnten mit seiner Hilfe rechnen. Seine Höflichkeit und Warmherzigkeit tat den Betroffenen gut, weswegen seine Beliebtheit groß war. Gegenüber rücksichtslosen Betrügern oder gar Dieben ging er konsequent und energisch vor.
In seinem langen Leben hatte er vieles gemacht und versucht: tischlern, backen, kochen, gärtnern sowie vieles mehr, aber nichts hat ihn zufriedengestellt. Bis ihm eines Tages der Zauberer Gunimats begegnete. Sie verstanden sich auf Anhieb und es begann eine lange, tiefe Freundschaft. Der Mullimutspumper konnte von Gunimats viele Zauberkünste lernen, wie Gegenstände zu vermehren, Feuerbälle und Farbringe zu zaubern und so weiter.
Trotz ihrer Freundschaft wurde es ihm auch mit Gunimats eines Tages zu viel. Der Mullimutspumper zog weiter, ging seinen Weg und traf auf den Zauberer Herakli aus Griechenland, von dem er noch einiges an Zauberei hinzulernen konnte. Aber ein richtig großer Zauberer wie seine Freunde zu werden, das lag dem Mullimutspumper nicht.
Doch eines Tages entdeckte er sich selbst, den Mullimutspumper, und das gestaltete sein weiteres Leben. Vor allem seine Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen, war oft lebensrettend in der Gefahr. Allerdings erforderte dies sehr viel Konzentration, was zur schnellen Ermüdung führte. Somit konnte dieser Zustand nicht lange durchgehalten werden. Seine größte Fähigkeit aber war, sich ganz klein zu machen, etwa so groß wie eine Ameise.
Wenn man ihn unter einem Mikroskop betrachten würde, könnte man sehen, wie sein Hinterteil dabei ganz lang wurde, ihm zusätzlich an der Hüfte zwei Beine wuchsen, sodass er – seine Ärmchen mit eingerechnet – sechsbeinig wurde. Zudem sprossen ihm an der Schläfe zwei Fühler, die ihn Übernatürliches wahrnehmen ließen, Gefühle erspüren, ja, selbst mitunter Gedanken lesen lassen konnten. So klein und kräftig und mit diesen Gaben ausgestattet, konnte er durch jeden Spalt, jeden Türschlitz und jedes Schlüsselloch hindurchschlüpfen. Selbst senkrecht Wände hinaufzuklettern, und das in einer enormen Geschwindigkeit, stellte kein Problem für ihn dar. Mit diesen Fähigkeiten konnte nun jede Situation, jede Gefahr gemeistert werden.
Der Mullimutspumper lebte in seinem Unterwasserschloss tief im Bodensee, das war seine Heimat. Dieses Schloss war einst mit der Hilfe seines Freundes, des Zauberers Gunimats, gebaut worden. Es war kugelrund und wurde über einen seitlichen Geheimgang (eine Glasröhre mit einer Stahltreppe) vom Land aus betreten. Dieser Ort war streng geheim und darf natürlich auch in diesem Buch nicht verraten werden.
Das letzte Stück des Gangs glich einem Schnorchel, der unter der Wasseroberfläche lag. Mit einem nur dem Mullimuts-pumper bekannten Zauberspruch fuhr dieser an die Wasseroberfläche zum Ufer und genauso wieder zurück.
Betrachtete man das Unterwasserschloss von außen, sähe es aus wie ein in sich zusammengerollter Seeigel mit lauter Stacheln und einem großen Glasprisma, ähnlich dem Facettenauge eines Insekts, obenauf.
Von dem Geheimgang aus gelangte man in das Zentrum des Schlosses, einen großen Saal mit ebenjener linsenförmigen Glaskuppel aus tausend Facetten. Jede einzelne schimmerte in einer anderen Farbe, entweder ganz hell oder dämmrig. So erblühte ein Farbenrausch in diesem Saal, in dem oft große Feste gefeiert wurden.
Tagsüber konnte man den ganzen See und die Ufer betrachten. Vier mächtige Glassäulen, die oben fächerförmig wie eine Palme waren, trugen das Ganze. Unterhalb dieser Lichtkuppel waren rundherum lauter kleine Lamellen angebracht, die aussahen wie Muscheln und ständig in Bewegung waren, auf- und zuklappten und dabei dem Seewasser Sauerstoff entzogen, wie es die Fische mit ihren Kiemen machten. Dadurch wurde das Schloss mit Atemluft versorgt.
In diesem Saal standen außerdem ein Esstisch für mindestens zwölf Personen und ein Liegestuhl mit großen Ohren, mit denen man dem Treiben auf dem See und am Ufer lauschen konnte.
Sonst war noch allerlei, was man zum Wohnen brauchte, vorhanden, auch eine gut ausgestattete Küche, denn der Mullimutspumper kochte leidenschaftlich gern.
Um den großen Saal herum waren die Schlafräume für ihn und seine Gäste angeordnet. Jeder Schlafraum hatte sein eigenes Bad und ein Bullaugenfenster, von wo aus der Seegrund betrachtet werden konnte wie in einem Unterseeboot.
In der Küche gab es alles, was man brauchte, allerlei Kräuter und auch ein Labor, wo all die Salben, Tees und Elixiere hergestellt wurden, die vielen Leute halfen, ihre Krankheiten zu kurieren. Ja, es war ein kleines, aber feines Unterwasserschloss.
Der Mullimutspumper
... und der Bankraub
in Uttwil bei Romanshorn
Der Mulli, wie ihn seine Freunde nannten, war in seinem Liegestuhl eingeschlafen, er hatte wohl am Abend ein Glas Rotwein zu viel getrunken. Am frühen Morgen weckten ihn aufgeregte Stimmen, denn sein Liegestuhl hatte große Ohren, mit denen er alles hören konnte, was sich rund um den Bodensee abspielte. Und über die Facettenaugen der Lichtkuppel konnte er die Ufer betrachten.
In Uttwil bei Romanshorn war ein Getöse, Gewusel, Krach und Lärm, ein wildes, chaotisches Durcheinander. Der ganze Ort musste auf den Beinen sein, da war etwas nicht in Ordnung, irgendwas war da schiefgelaufen.
Man muss wissen, zwischen Uttwil in der Schweiz und Friedrichshafen in Deutschland ist der Bodensee am breitesten (14 Kilometer) und tiefsten (254 Meter).
Der Mullimutspumper beschloss, sich die Sache näher anzuschauen. Er schlüpfte in seine grüne Lederhose, die aus kleinen Schuppen (wie die von Fischen) genäht war, zog seine kastanienbraune Lederjacke an, schloss die großen bronzenen Knöpfe, setzte seinen schwarzen Hut auf (wie ein Fischkopf geformt, mit breiter Krempe und einer roten Feder obendrauf) und los ging es. Halt, er hatte vergessen, seine schwarzen Stiefel anzuziehen. Schnell hineingeschlüpft und schon eilte er ans Ufer zu seinem Wagen.
Sein Auto war ein Morgan Threewheeler. Der hatte vorne zwei und hinten ein Rad, war dunkelgrün und ein Geschenk von seinem Freund Snoby aus England. Der Mullimutspumper liebte das Fahrzeug und pflegte es voller Hingabe. Der Motor war vorne, zwei Zylinder wie bei einem Motorrad, man konnte ihn richtig arbeiten sehen, die Teile waren allesamt verchromt und blitzten sauber geputzt in der Sonne. Das Ganze sah aus wie bei einem alten Doppeldeckerflugzeug.
In Uttwil angekommen, stellte er sein Auto am Rathausplatz ab, gefolgt von einer Schar Kinder, die sich über seine Kleidung lustig machte. „Schuppenhase, Fischkopf, Hosenwurm, Knochenständer, Mägerlimucki", riefen sie ihm nach. Er sah ja auch putzig aus.
„Ihr seid rotzfrech", antwortete er ihnen. Da der Mullimutspumper Kinder liebte, hatte er immer eine Handvoll Bonbons in