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Mein Leben mit Jim Morrison und den Doors: My Life With Jim Morrison And The Doors
Mein Leben mit Jim Morrison und den Doors: My Life With Jim Morrison And The Doors
Mein Leben mit Jim Morrison und den Doors: My Life With Jim Morrison And The Doors
eBook595 Seiten7 Stunden

Mein Leben mit Jim Morrison und den Doors: My Life With Jim Morrison And The Doors

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Über dieses E-Book

"Es scheint, dass Jim Morrison auf alle, die ihn jemals getroffen haben, einen unterschiedlichen Eindruck machte: Gentleman aus dem Süden, Lackaffe, Dichter, Scheusal, Charmeur, und so weiter. Ich habe mit Jim sechs Jahre lang auf Tourneen und im Aufnahmestudio zusammengelebt. Dieses Buch ist meine Wahrheit. Vielleicht ist es nicht die ganze Wahrheit, aber so habe ich sie erlebt. Vom Schlagzeugschemel aus."

John Densmore erzählt die Story der Doors und von Jim Morrison ohne verklärenden Blick aus der Perspektive des Insiders. Als Chronik einer Hassliebe gehört "Riders On The Storm" (so der Originaltitel) seit langem zu den Klassikern der Rockliteratur.
SpracheDeutsch
HerausgeberHannibal
Erscheinungsdatum18. Aug. 2017
ISBN9783854456346
Mein Leben mit Jim Morrison und den Doors: My Life With Jim Morrison And The Doors

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    Buchvorschau

    Mein Leben mit Jim Morrison und den Doors - John Densmore

    www.hannibal-verlag.de

    IMPRESSUM

    4. Auflage 2017

    Originalausgabe/1990 Delacorte Press

    Bantam Doubleday Dell Publishing Group Inc. New York

    Copyright © 1990 by John Densmore

    Copyright © 1991/2002 der deutschen Ausgabe by

    Cover Design © www.bw-works.com

    Herstellung: www.buchsatz.com

    Hannibal Verlag, ein Imprint der KOCH International GmbH, A-6604 Höfen

    www.hannibal-verlag.de

    ISBN 978-3-85445-634-6

    Auch als Papreback erhältlich mit der ISBN 978-3-85445-639-1

    Hinweis für den Leser:

    Kein Teil dieses Buchs darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, digitale Kopie oder einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet werden. Der Autor hat sich mit größter Sorgfalt darum bemüht, nur zutreffende Informationen in dieses Buch aufzunehmen. Es kann jedoch keinerlei Gewähr dafür übernommen werden, dass die Informationen in diesem Buch vollständig, wirksam und zutreffend sind. Der Verlag und der Autor übernehmen weder die Garantie noch die juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für Schäden jeglicher Art, die durch den Gebrauch von in diesem Buch enthaltenen Informationen verursacht werden können. Alle durch dieses Buch berührten Urheberrechte, sonstigen Schutzrechte und in diesem Buch erwähnten oder in Bezug genommenen Rechte hinsichtlich Eigennamen oder der Bezeichnung von Produkten und handelnden Personen stehen deren jeweiligen Inhabern zu.

    DOORS LYRICS

    Für die Erlaubnis, aus folgenden Texten zitieren zu dürfen, bedankt sich der Autor bei den jeweiligen Copyrightinhabern:

    AN AMERICAN PRAYER von James Douglas Morrison. Copyright 1978 James Douglas Morrison Publishing und Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    AWAKE von James Douglas Morrison. Copyright 1978 James Douglas Morrison Publishing und Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    BEEN DOWN SO LONG von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1970 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    BREAK ON THROUGH (TO THE OTHER SIDE) von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1967 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    CARS HISS BY MY WINDOW von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1970 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    CRYSTAL SHIP von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1967 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    END OF THE NIGHT von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1967 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    FIVE TO ONE von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1968 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    HELLO, I LOVE YOU von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1968 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    HYACINTH HOUSE von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1970 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    I CAN’T SEE YOUR FACE IN MY MIND von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1967 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    L’AMERICA von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1970 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    L.A. WOMAN von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1970 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    LIGHT MY FIRE von Jim Morrison, John Densrnore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1967 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    LOVE HER MADLY von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1970 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    LOVE ME TWO TIMES von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1967 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechtevorbehalten.

    MAGGIE M’GILLvon Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1970 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    MOONLIGHT DRIVE von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1967 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    MY EYES HAVE SEEN YOU von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1967 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    NOT TO TOUCH THE EARTH von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1968 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechtevorbehalten.

    PEACE FROG von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1970 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    PEOPLE ARE STRANGE von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1967 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    RIDERS ON THE STORM von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1970 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    SHAMAN’S BLUES von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1969 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    SOFT PARADE von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1969 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    SOUL KITCHEN von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1967 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    SPY IN THE HOUSE OF LOVE von Jim Morrison. John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1970 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    STRANGE DAYS von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1967 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    SUMMER’S ALMOST GONE von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1968 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    THE END von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1967 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    THE MOVIE von James Douglas Morrison. Copyright 1978 James Douglas Morrison Publishing und Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    TIGHTROPE RIDE von John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1972 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    TWENTIETH CENTURY FOX von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1967 Doors Music Company(ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    UNIVERSAL MIND von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1970 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    UNKNOWN SOLDIER von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1968 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    WAITING FOR THE SUN von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1970 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    WHEN THE MUSIC’S OVER von Jim Morrison, John Densmore, Ray Manzarek und Robby Krieger. Copyright 1967 Doors Music Company (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    ALLE WEITEREN TEXTE

    ALL YOU NEED IS LOVE von John Lennon und Paul McCartney. Copyright 1967 Northern Songs, Ltd. Alle Rechte vorbehalten.

    ASTRAL WEEKS von Van Morrison. Copyright 1968 January Music Corp., Hyde Park Music Publishing, Ltd., Bernice Music, Inc., Six Continents Music, Unichappell Music, Inc. Alle Rechte vorbehalten.

    BACK DOOR MAN von Willie Dixon. Copyright 1961 Hoochie Coochie Music. Alle Rechte vorbehalten.

    BALLAD OF A THIN MAN von Bob Dylan. Copyright 1965 Warner Bros., Inc. Alle Rechte vorbehalten.

    GOODNIGHT SAIGON von Billy Joel. Copyright 1981 Joel Songs. Alle Rechte vorbehalten.

    GRACE von Joe McDonald. Copyright 1967 Joyful Wisdom Music Company. Alle Rechte vorbehalten.

    HEAVEN IS IN YOUR MIND von Steve Winwood, Jim Capaldi und Chris Wood. Copyright 1968 Island Music Ltd. und F.S. Music Ltd. Alle Rechte vorbehalten.

    IT AIN’T ME BABE von Bob Dylan. Copyright 1964 Warner Bros., Inc. Alle Rechte vorbehalten.

    IT’S LONELY AT THE TOP von Randy Newman. Copyright 1970 January Music Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

    THE LORDS AND THE NEW CREATURES von James Douglas Morrison. Copyright 1969-1970 James Douglas Morrison. Mit freundlicher Genehmigung von Simon & Schuster, Inc. Alle Rechte vorbehalten.

    MR. TAMBOURINE MAN von Bob Dylan. Copyright 1964 Warner Bros. Inc. Alle Rechte vorbehalten.

    MYTHOLOGY von Edith Hamilton. Copyright 1942 Edith Hamilton. Copyright 1969 Dorian Fielding Reid und Doris Fielding Reid mit Erlaubnis der Little, Brown and Company. Alle Rechte vorbehalten.

    ONE WAY OUT von Marshall E. Seahorn und Elmore James. Copyright 1965 Rhinelander Music (BMI). Alle Rechte vorbehalten.

    PORPOISE MOUTH von Joe McDonald. Copyright 1967 Joyful Wisdom Music Company. Alle Rechte vorbehalten.

    RAT RACE von Rita Marley. Copyright 1976 Bob Marley Music Ltd. (ASCAP). Alle Rechte vorbehalten.

    ROUTE 66 von Bobby Troup. Alle Rechte bei Edwin H. Morris & Cornpany.

    TONGUES aus Seven Plays von Sam Shepard. Copyright 1981 Sam Shepard. Mit freundlicher Genehmigung von Bantam Books, Bantam Doubleday Dell Publishing Group, lnc. und Faber and Faber, London.

    THE WHITE ALBUM von Joan Didion. Copyright 1968, 1979 Joan Didion. Erschien zuerst in der SATURDAY EVENING POST unter dem Titel „Waiting for Morrison". Mit freundlicher Genehmigung von Farrar, Straus and Giroux, Inc. Alle Rechte vorbehalten.

    WHITE RABBIT von Grace Slick. Copyright 1967 lrving Music, Inc. (BMI). Alle Rechte vorbehalten.

    WIDMUNG

    Für John Lennon, der mir die Inspiration gab,

    mein persönliches Leben in den Griff zu bekommen.

    DANKSAGUNG

    Ohne Phil Cousineau wäre dieses Buch niemals zustande gekommen. Seine Hilfe bei der Strukturierung, der Redigierung und beim Schreiben war von unschätzbarem Wert. Seine Freundschaft, seine Hinweise und seine Funktion als wohlwollender Arbeitgeber will ich erst gar nicht erwähnen.

    Ebenfalls Dank gebührt Bob Miller von Delacorte Press dafür, dass er von Anfang an das glaubte, was ich schrieb, es schließlich als Buch kaufte und mit Sorgfalt editierte. Es ging für ihn über das normale Maß an Arbeit hinaus. Dank an Bernie Schwartz für frühe Unterstützung und Hilfe bei der Bearbeitung. Schließlich umarme ich Leslie Neale für all die Hilfe und schicke einen Dank an Robby Krieger, Ray Manzarek, Sam Joseph, Michael Ventura, Danny Sugerman, Amy Ephron, Abe Somer, Bill Siddons, Debbie Berman, Paul Rothchild, Bruce Botnick, Leslie Werner, Lanette Phillipson und Robert Bly.

    Und angesichts der Bedeutung dieses Projekts möchte ich mich bei all denen bedanken, die ich aus Nachlässigkeit nicht erwähnt habe.

    VORWORT

    Es scheint, dass Jim Morrison auf alle, die ihn jemals getroffen haben, einen unterschiedlichen Eindruck machte: Gentleman aus dem Süden, Lackaffe, Dichter, Scheusal, Charmeur. usw.

    Ich habe mit Jim sechs Jahre lang auf Tourneen und im Aufnahmestudio zusammengelebt. Dieses Buch ist meine Wahrheit. Vielleicht ist es nicht die ganze Wahrheit, aber so habe ich sie erlebt. Vom Schlagzeugschemel aus.

    INHALT

    1 BREAK ON THROUGH

    2 WILD CHILD

    3 MOONLIGHT DRIVE

    4 SOUL KITCHEN

    5 LIGHT MY FIRE

    BILDSTRECKE 1

    6 WHISKEY BAR

    7 CRYSTAL SHIP

    8 TWENTIETH-CENTURY FOX

    9 STRANGE DAYS

    10 ROADHOUSE BLUES

    BILDSTRECKE 2

    11 TELL ALL THE PEOPLE

    12 WAITING FOR THE SUN

    13 ABSOLUTELY LIVE

    14 SHAMAN’S BLUES

    15 TOUCH ME

    BILDSTRECKE 3

    16 PEOPLE ARE STRANGE

    17 THE MORRISON HOTEL

    18 L.A. WOMAN

    19 THE UNKNOWN SOLDIER

    20 THE END

    BILDSTRECKE 4

    21 RIDERS ON THE STORM

    22 WHEN THE MUSIC’S OVER

    DISCOGRAPHIE

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    1

    BREAK ON THROUGH

    Paris, 1975

    Es roch nach Regen. Ich hatte auf Sturm gehofft; dann hätten wir nicht sein Grab besuchen müssen. Mein Herz fing an zu rasen. Ich schaute zu Robby, Danny und Hervé rüber, als sich unser Wagen dem Friedhof näherte. Alle schienen nervös zu sein. Die hohen, dicken Wände sahen unheilvoll aus, als ob sie etwas Uraltes und Mysteriöses beschützen würden.

    Als wir durch das Eingangstor gingen, watschelte ein chaplin-ähnlicher Gendarm auf uns zu und fragte, wo wir hin wollten.

    „Wissen Sie, wo Jim Morrisons Grab ist? fragte ich mit einem Beben in der Stimme. „Ah, mais oui, antwortete er mit einem breiten Akzent. „Monsieur Morrisons Grab liegt oberhalb des Kopfsteinweges. Die Grafitti werden Sie dorthinführen. Sie wurden neulich entfernt, aber wie Sie sehen werden, ist wieder viel hinzugefügt worden. Bitte nichts dazuschreiben, d’accord?"

    „D’accord." Darüber werden wir auch hinwegkommen, murmelte ich mir zu, als wir an seinem Wächterhaus vorbeigingen.

    Der Weg wurde immer steiler, während wir an moosbedeckten Grabsteinen vorbeischritten. Ein kalter, feuchter Nebel begann uns einzuhüllen. Einige räudige Katzen jagten über unseren Weg in dunkle Grablöcher hinein. Pére Lachaise ist das Zuhause von hunderten streunenden katzenartigen Wesen zwischen berühmten europäischen Toten.

    Merkwürdig, dass ein guter alter Kumpel aus Florida auch dort liegt. Jim hätte diese Gesellschaft gewiss gemocht. Ich muss mal darüber nachdenken, ob er es nicht auch so geplant hatte.

    Die massiven, barocken Schilder entlang des Friedhofweges wiesen den Weg zu Oscar Wilde, Balzac, Edith Piaf und Chopin. Und dann die Grafitti: „Morrison – this way, geritzt in einen wohl mehr als hundert Jahre alten Grabstein; dann, roh über eine alte Ornamenttafel nach der anderen gepinselt: „Acid Rules, „This Is Not The End, „Jim Was a Junkie. Die Schändungen wurden immer rüder und ich spürte, dass wir uns der Grabstelle näherten.

    „Hier ist es",·sagte Hervé, der französische Journalist, müde. Er stand hinter einigen großen Gruften aus Granit. Wir folgten dem Wegrand, kletterten dann über mehrere Steinbrocken zu einem kleinen Rechteck aus Zement, das in den Boden eingelassen war.

    Ich starrte es ungläubig an. Das ist es? schrie mein Innerstes. Dies ist das Ende des Elektrischen Schamanen, des Acidkönigs, des Ödipus Rex in Person?

    Scheiße. Merde.

    Ich schaute zu Danny Sugerman hinüber und meine Augen füllten sich mit Tränen. Mein Magen verkrampfte sich und meine Beine begannen von dem alten Hautausschlag wie rasend zu jucken. Ich wollte wegrennen. „Verstehst Du es jetzt?" sagte ich mit unterdrückter Stimme zu Danny.

    Er nickte und drehte sich zu mir. „Mein Gott, ich hatte keine Ahnung", sagte er und tat so, als würde er meine Ergriffenheit zum ersten Mal bemerken.

    „Natürlich nicht. Du warst nicht in der Band. Du warst der Publizist", schnauzte ich und hätte am liebsten um mich geschlagen.

    Robby streifte umher, still wie immer, versteckte sich wie üblich hinter seinen Gefühlen. Unser Gitarrist war introvertiert, aber er war mein bester Freund.

    „Wie konnte er da hineinpassen? fragte ich und fühlte mich bei dieser Frage leicht albern. „Er war 1,83 groß, oder?

    Vielleicht ist es wahr, dachte ich. Vielleicht ist er nicht tot. Vielleicht ist er in Afrika und lebt dort einen weiteren Mythos aus. Zuerst Dionysos, dann Nietzsche, dann Rimbaud?

    Warte mal. Er ist tot, Du Arschloch. Du hast zugesehen, wie er sich selbst zerstörte, zischte ich mich selbst an, während ich auf das Grab starrte. Und du hast nichts dagegen unternommen. Konntest nichts dagegen unternehmen. Jahrelang hattest du es kommen sehen, aber…

    Nietzsche hat Jim Morrison getötet, hatte ich einst ziemlich melodramatisch einigen überraschten Freunden in Berkeley eröffnet. Morrison, der Superman, der dionysische Verrückte, die Geburt der Tragödie selbst. Aber wer weiß, wer oder was ihn umgebracht hat.

    Weiß Gott, eine Million Leute sind schon in der Hoffnung zu mir gekommen, dass ich eine Antwort wüsste.

    Ich schob meine Hände in die Manteltaschen und seufzte in tiefer Verzweiflung. Dies ist ein wundervoller Ort, begraben zu werden, Jim, aber dein Grab sieht so klein und kalt und schmutzig und – unwürdig aus.

    All our lives we sweat and save

    Building for a shallow grave

    Must be something else we say

    Somehow to defend this place.

    (Unsere ganzen Leben lang schuften und sparen wir

    Erbauen uns ein flaches Grab

    Das muss etwas Besonderes werden, sagen wir

    Um irgendwie diesen Platz zu schützen.)

    „The Soft Parade", erinnerst Du Dich, Jim?

    An der Grabstelle war es ruhig. Herausfordernd ruhig. Ich fühlte den kalten Regen meinen Nacken hinunterkriechen. Frösteln. Hervé und Robby streiften nervös herum. Ein junger Rock’n’Roll-Pilger klimperte auf seiner Gitarre als Hommage einen Doors-Song. Auf seinem Rucksack klebte ein Doors-Sticker. Es gibt kein Entrinnen.

    *

    Jim, ich stecke immer noch in dem Labyrinth, versuche Antworten zu finden, deren Fragen ich noch nicht einmal formulieren kann. Sicher, Ray, Robby und ich sprachen über deine Selbstzerstörung, aber Robby und ich dachten einfach, du könntest möglicherweise 80 Jahre alt werden, wie ein schwerer irischer Säufer. Doch mein Körper wusste es besser. Ich hatte jahrelang Kopfschmerzen, Hautausschläge, Phobien. Und immer noch kämpfe ich damit. Robby meinte, dass eines der Dinge, die der Band Kraft gaben, die psychische Stärke war, die wir benötigten, um Deine Exzesse zu tolerieren. In den Sechzigern mag das gestimmt haben, aber heute brauche ich mehr als das, um weitermachen zu können.

    Ich wandte mich wieder zu dem surrealistisch dekorierten Grabstein. Was hattest du in deinen Songs gesagt, das möglicherweise deine Huldigung an den Wahnsinn verteidigt und uns beinahe auch in den Abgrund gezogen hätte? Wie lautete deine verdammte Botschaft, Jim? Anarchie? Warum hatte ich da in all diesen Jahren mitgespielt? Wegen des Geldes? Des Ruhmes? Der Mädchen? Nach all diesen Jahren fühle ich mich von mir selbst betrogen, bloßgestellt, dass ich niemals Manns genug war, mich gegen dich zu stellen und wirklich abzuhauen. Oh, ich stürmte einmal wütend davon – in Michigan – weißt du noch? Aber ich kam zurück.

    Du wusstest es, nicht wahr? Aber wie?

    „Komm, John, wir müssen gehen", sagte Danny.

    Ich winkte ab. „Ich brauche nur noch eine Minute."

    Sie waren gegangen. Stille. Dann plätscherte der Regen auf das Moos, füllte eine schmutzige Ecke des flachen Grabes. Einige Blumen trieben matt im Schlamm.

    Jim, ich bin wirklich stolz auf das, was wir gemacht haben, flüsterte ich dem Grab meines Freundes zu, aber ich habe es satt, nur als dein Schlagzeuger bekannt zu sein. Ich weiß nicht, wer ich bin. Jch bin jetzt einunddreißigJahre alt, das weiß ich. Ich habe dich um vier Jahre überlebt, du Hurensohn. Ich sehe jetzt ein, dass ich mir meines Lebensweges zu deiner Zeit nicht bewusst war. Wenigstens du hast deine Prophezeiung erfüllt, auch wenn du sterben musstest, um den kostbaren Mythos der Doors zu verbreiten. Unseren geheimen Todespakt. Nonverbal natürlich.

    Oder halluziniere ich jetzt? Du brachst auf in die Leere, und Ray, Robby und ich, dein Feast Of Friends, unterstützten dich. Bis zu einem bestimmten Punkt. Wir hatten keine Ahnung, dass du es tatsächlich wahrmachen wolltest. Nun frage ich mich, ob ich irgendetwas hätte tun können, um dich aufzuhalten, sogar, wenn ich alte Filme und alte Interviews sehe, wo wir behaupten, einer musste für uns alle bis zum Ende gehen.

    Habe ich mich jetzt selbst bloßgestellt? Ich muss es wissen.

    Ein eiskalter Windstoß schüttelte mich aus meinem Tagtraum. Ich drehte mich schnell weg und beeilte mich, die anderen einzuholen. Am Tor legte ich meinen Arm um Dannys Schulter, während wir über das Kopfsteinpflaster zu Hervés Wagen gingen. Robby schüttelte in tiefer Verzweiflung seinen Kopf. Er war blass geworden. Er konnte mich noch nicht einmal anschauen. Er starrte nur dumpf aus dem beschlagenen Wagenfenster, während wir uns langsam vom Friedhof entfernten.

    *

    Später im Hotel, als ich dann an meinem Georges IV.-Schreibtisch saß, schaute ich aus dem Fenster über die Dächer der Stadt. Die Sonne versuchte vergebens, den nebligen grauen Morgen zu besiegen. Ich aß den Riegel Pfefferminzschokolade, den das Zimmermädchen letzte Nacht auf das Kissen gelegt hatte und musste über mein Zimmer schmunzeln, das die Form eines L hatte. Wieder so ein exzentrisches europäisches Hotelzimmer.

    Meine Augen wanderten von dem Fensterblick mit den blaugrauen Pariser Dächern auf das Briefpapier des Hotels, das mich vom Tisch her anstarrte.

    Ich nahm den Hotelkugelschreiber und begann einen Brief.

    Paris, 1975

    Lieber Jim,

    Nun haben wir endlich Dein Grab besucht. Ich kann nicht für die anderen sprechen, aber ich vermute, ich bin nicht zu Deiner Beerdigung gekommen, weil ich in den letzten Jahren, in denen die Band existierte, so verärgert und enttäuscht über Dich war. Aber Du wusstest das. Es dauerte drei Jahre, bis ich Dir meine Achtung erweisen konnte, aber schließlich bin ich nun doch hier.

    Bei den vielen Grafitti war es nicht schwer, Dein Grab zu finden. Aber es schockierte mich, dass dort noch nicht einmal ein Namensschild war. Scheinbar war Pam, Deine Freundin (oder wart Ihr verheiratet?), mit dem Geld durchgebrannt, das wir ihr gegeben hatten. Es gab Gerüchte, dass sie es sich in den Arm gespritzt hat.

    Wusstest Du, dass sie dem braunen Pulver verfallen war?

    Hey, das geht zu sehr unter die Gürtellinie. Ich weiß nicht, warum ich Dir jetzt dieses schreibe. Es beweist aber, wie sehr Du uns alle beherrscht hast – wenigstens mich. Angeblich bist Du verdammt nochmal tot und hier brüte ich nun in einem Hotel über einen Brief an Dich.

    Aber was kümmert’s mich. Ich bin immer noch wütend und verletzt. Ich wünschte, ich hätte damals in den Sechzigern den Mut gehabt, Dir einige Dinge mitzuteilen, aber Du warst so voller Macht und deswegen so einschüchternd. Ich bin unglaublich stolz auf unsere Musik, aber es gibt Dinge, die ich mir von der Seele reden muss. Zu spät – für Dich. Aber nicht zu spät für mich und vielleicht für einige andere, wie zum Beispiel für die Jugendlichen, die Dich immer noch bewundern.

    Einer der frisch eingeritzten Sprüche Deiner Fans deutet an, dass Du Heroin genommen haben sollst. Davon hatte ich keine Ahnung. Wie hätte ich es auch wissen können? Ich kannte Dich während Deiner letzten Tage nicht sehr gut. Ich wollte es auch nicht. Ist es nicht eine Ironie, dass die Parasiten, die Dich am Ende Deines Lebens getroffen haben – und war es auch nur für eine kurze Zeit – nun mit Deiner Freundschaft Kasse machen, während wir noch nicht einmal in Deine Augen schauen konnten? In diese dämonischen Augen.

    Ich musste mich schützen. Frag mich nicht, wovor.

    Falls irgend jemand Dich vor Deinem Untergang hätte retten können, wäre es Pam gewesen, doch sie war es, die mit Dir gemeinsam in die Drogen rutschte, Seitensprünge machte und mit Dir verfiel. Ich weiß nicht, wer dabei die treibende Kraft war und es wäre nicht gut, würde ich jemanden deswegen beschuldigen.

    Was hatte es mit dieser dunklen Morrison-Wolke auf sich, die über Deinem Kopf schwebte? Jeder, der mit Dir in engen Kontakt geriet, fand sich bald am Saum dieser Dunkelheit wieder. Du warst der verdammte Prinz der Dunkelheit, Jimbo. Irgendwann überrannte uns der Mythos, den wir aufbauten, und begann ein Eigenleben, anstatt abzuflauen. Du magst denken, dass wir ihn zerschlagen oder ihn wenigstens nicht ernst nehmen sollten oder die Macht eines Mythos nicht unterschätzen sollten.

    Aber es war ein Spiel namens Irrsinn, wie Du es einmal genannt hast, und Du warst sein Dichterpriester, wie sie es heute nennen; ich behaupte, es wurde zu einer Horrorshow. Wann geriet es außer Kontrolle, Jim? Wo war der Punkt erreicht, von dem es keine Rückkehr mehr gab? Ich muss es wissen, denn ich trage heute noch eine beschissene Ladung Schuld mit mir herum.

    *

    Los Angeles, 1971

    An einem Donnerstagmorgen klingelte das Telefon.

    „Hey, Mann, wie geht’s dir" sagte die Stimme, die ich nur zu sehr kannte, die whiskyschwangere Stimme, die Schrecken in mir weckte.

    „Hi, Jim, antwortete ich zögernd und dachte dabei, dass er der letzte war, mit dem ich auf dieser Welt sprechen wollte. „Wie läuft es so da drüben? fügte ich hinzu. „Wie ist Frankreich?"

    „Gut. Jedenfalls nicht schlecht", meinte er unverbindlich. „Wie macht sich L.A. Woman?"

    Er klang nicht betrunken. War es noch zu früh am Morgen? Moment, dachte ich. Dort ist jetzt füher Abend.

    „Großartig. Die Platte macht sich wirklich gut, sagte ich begeistert. „,Love Her Madly‘ ist ein Hit und jeder mag das Album.·Dass wir schon wieder mit neuen Übungssessions begonnen hatten – ohne ihn – wollte ich ihm nicht sagen. So etwas hatten wir zuvor auch schon getan, aber diesmal achtete ich darauf, dass wir ohne ihn weitermachten. So schwer mir das Eingeständnis auch fällt, aber ich konnte den Gedanken nicht ertragen, eine weitere Aufnahmesession mit dem Dr. Jekyll des Rock’n’Roll durchstehen zu müssen.

    „Ja, alles klappt vorzüglich." Ich fragte mich, ob er den Unterton mitbekommen würde.

    „Nun, vielleicht sollten wir noch eine Platte machen?"

    „Sicherlich, Jim, gute Idee."

    Miserable Idee, dachte ich, während ich mit dem Hörer herumfummelte und den Kloß im Hals herunterschluckte. Ich hoffe, dass ich nie wieder mit dir in einem Aufnahmestudio eingepfercht sein muss. Schön, dass du wieder Rock’n’Roll spielen willst, besonders mit uns, aber du suchst dir die falschen Gründe aus. Du hast nie etwas gemacht, nur weil du dachtest, dass es sich gut verkaufen würde. Du musst nicht unbedingt den Großen Amerikanischen Roman dort drüben schreiben, wie du es dir erhofft hattest. Vielleicht trinkst du wie ein großer amerikanischer Schriftsteller.

    „Wann gedenkst du zurückzukommen?" fragte ich ihn und hoffte, er würde noch länger wegbleiben, weil ich nur zu gerne seinen Vorschlag gehört hätte, dass Ray, Robby und ich schon mal einige Instrumentalstücke einüben sollten.

    Verrat? An Jim – oder an den Fans? An uns?

    Scheiß drauf. Es ist eine Erlösung, ohne Morrison zu spielen.

    „Oh, in ein paar Monaten."

    „Elektra will ‚Riders On The Storm‘ als zweite Single aus dem Album koppeln, darum haben wir noch viel Zeit."

    „Eine zweite Single … wow … es muss tatsächlich gut laufen!"

    „Yeah."

    Aber ich wusste, dass wir ohne ihn weitermachen würden. Und ich fühlte mich befreit. Ich hoffte nur, dass Ray und Robby mitziehen würden. Er kann einfach nicht zurückkommen, dachte ich. Er würde nur wieder den Blues spielen wollen, den langsamen, gefühlvollen, monotonen Blues, der für einen Sänger wie ihn geeignet ist, aber langweilig für mich als Schlagzeuger.

    Ich fluchte lautlos, während Jim von dem Leben in Paris erzählte. Ich wusste, dass bei seiner Rückkehr die anderen Bandmitglieder nachgeben würden. Noch nicht einmal ich könnte widersprechen. Würde er wieder aufkreuzen, sähe ich uns den Rest unseres Lebens in schmierigen Clubs und bei nervenden Aufnahmesessions verbringen. Die Schattenseite des Gipfels. Das wäre mein Ende.

    Oder könnte ich die Gruppe verlassen? Wir werden mit diesem alten Bluesmann nicht mit Glanz und Gloria untergehen. Nie im Leben, Kumpel. Ich scheiß drauf, beschloss ich, während wir miteinander sprachen.

    Ich kann abhauen. Diesmal kann ich es wirklich.

    „Gut, dann … bis bald mal."

    „Yeah, danke für den Anruf."

    Ich legte auf, zitterte, war erlöst. Dann dachte ich, Jesus Christus! Warte mal. Ray und Robby haben schon einige ausgezeichnete Instrumentalstücke eingeübt. Vielleicht gibt es kein Zurück. Wir haben uns auf etwas festgelegt. Warte, bis ich es den anderen erzähle. Sie werden mir nicht glauben, dass er eine weitere Platte machen will … in seinem alkoholgetränkten Zustand. Ich wusste, dass seine Nüchternheit nur vorübergehend war.

    „Gott", sagte ich mit einem Seufzer.

    *

    „Jim ist tot", sagte Robby zu mir, als ich das Doors-Office in West Hollywood betrat. Jims Anruf aus Paris lag drei Wochen zurück. Es gab früher schon dutzende Gerüchte dieser Art und sogar Anzeichen von Wahrheit, aber der ernste und traurige Ausdruck auf Robbys Gesicht bestätigten mir, dass es tatsächlich wahr war.

    Ich war der letzte aus der Gruppe, der mit ihm gesprochen hatte. Jetzt, im Juli 1971, nur sechs Jahre nach unserem Zusammentreffen, war er gegangen – mein Mentor, mein anderes Ich, mein Freund.

    Ich setzte mich auf den nächsten Stuhl und ließ einen tiefen Seufzer von mir.

    „Ich habe letzte Nacht einen Anruf von Bill bekommen, sagte Ray und setzte sich neben mich. „Er berichtete, dass die Zweigstelle der Plattenfirma in Europa angerufen habe, dass Jim tot sei. Er weiß noch keine Einzelheiten.

    In seiner höchst gönnerhaften Weise fuhr Ray fort, dass er sich die Freiheit genommen habe, Bill Siddons, unseren Manager, mit der nächsten Maschine nach Paris zu schicken, damit er die Nachricht überprüfen und sofort anrufen kann, wenn es weitere Informationen gäbe.

    Ich fühlte mich wie taub. Als ich die Gastmusiker unten zu unserem geplanten Übungstermin ankommen hörte, dachte ich, er hat nun bekommen, was er wollte. Er hat den Durchbruch geschafft. Zur anderen Seite.

    Wir drei schleppten uns die Betonstufen zum Studio hinunter. Ich weiß noch, wie kalt sich das stählerne Geländer in meiner Hand anfühlte und wie befreit mein Kopf war und wie gut es war, jetzt ein wenig Musik machen zu können.

    Ich schaute Ray an, bevor wir durch die Studiotür gingen. „Dumm, wie dumm, sagte er verärgert. „Kein Unterschied zu Jimi und Janis. Keine Originalität. Er machte eine Pause, zündete nervös eine Zigarette an. „Lausiges Timing, nicht wahr? Er musste einfach die Nummer Drei sein, stimmt’s?" Ray verdeckte offensichtlich seine Trauer mit Zorn.

    „Ich freue mich, murmelte Robby mit weißem Gesicht. „Schließlich hat er jetzt seinen Frieden gefunden.

    Drinnen bekamen die Studiomusiker die düstere Stimmung mit.

    „Unser Sänger ist soeben verstorben", sagte ich. Die Worte schwirrten in meinem Kopf herum, während ich meine Trommelstöcke aufhob.

    Wir begannen zu spielen. Es tat gut, sich eine Weile in unserer Musik zu verlieren. Wir vergaßen für einen Moment, falls man überhaupt jemals vergessen kann.

    Später machten wir eine Mittagspause und gingen in das Old World Restaurant oben auf dem Sunset Boulevard. Aus dem Lautsprecher drang Rockmusik. Zwanzig Minuten später unterbrach während unseres Essens der Discjockey das Programm mit einer Kurznachricht.

    „Der Rocksänger Jim Morrison von den Doors starb im Alter von 27 Jahren. Weitere Details gibt es zu diesem Zeitpunkt noch nicht."

    Die Worte schnitten in mich hinein. Glühende Blitze zuckten in meinem Körper auf und nieder. Ich blickte um mich. ob irgendeiner der anderen Gäste uns erkannt hatte. Zur Abwechslung hatte es keiner, Gott sei Dank.

    Wieder im Studio, wo wir nur wenige Monate zuvor unser von den Kritikern so benanntes „Comeback-Album" aufgenommen hatten, wo Jim seinen Gesang aus dem vibrierenden Toilettenraum aus aufgenommen hatte, war die Abendsession für die Platte, die später Other Voices genannt werden sollte, ohne jedes Leben.

    Ich drosch wie verrückt auf mein Schlagzeug ein, aber mein Herz war nicht dabei. Meine Gedanken gingen zurück in die frühen Tage, als wir die Kanäle von Venice entlangfuhren, mit dem Radio dabei, das die Hits des Sommers ’66 schmetterte, während wir psychedelische Drogen, Mädchen und Meditation entdeckten und es ganz so aussah, dass wir die Welt verändern würden und zwar –

    JEEETZZZT!!!

    2

    WILD CHILD

    Ich habe Musik schon immer geliebt. Als Achtjähriger hatte ich zwar nie verstanden, warum in der St. Timothy’s Catholic Church andauernd Kniebeugen gemacht werden mussten, aber auf den Orgelspieler fuhr ich ab. Die bunten Glasfenster waren hübsch, aber der Geruch des Weihrauchs und all das Gemurmel waren unheimlich. Und diese zwölf Bilder mit den Leuten, die einen Typen mit seinen Handgelenken und seinen Füßen an ein hölzernes Kreuz nagelten, fand ich abscheulich. Meine Mutter bestand darauf, dass ich mit ihr und meiner älteren Schwester Ann jeden Sonntag in die Kirche ging. Ein Rätsel war mir, wie mein Dad es schaffte, nicht mitkommen zu müssen. Jedenfalls ließ mich Mom oben auf der Empore Platz nehmen, wo ich in der letzten Bank direkt neben den Orgelpfeifen saß, die die tiefen Töne am lautesten spielten. Mr. K. lächelte nie, aber wenn er die unteren Noten mit seinen Füßen spielte, wackelten die Kirchenwände. Besonders natürlich meine Bank. Gewöhnlich saß ich da oben alleine und konnte meine Mutter und meine Schwester weit unter mir sehen. Nur Ostern und Weihnachten, wenn die Kirche voll war, saßen auch andere dort. Es war unglaublich laut. Mom meinte, dass das Volumenpedal mit Mr. K. durchginge. Sonntags hatte Mr. K. auch immer eine rote Nase. Vielleicht ging auch abends zuvor die Flasche mit ihm durch. Sobald er das „Ave Maria" spielte, war ich im siebten Himmel. Ich stellte mir vor, dass Mr. K. das Stück so laut spielen sollte, dass alle Kirchenfenster zerbersten und alle Leute da unten sich umdrehen und zu uns zwei hinaufschauen, wie wir lächelnd dasitzen. Ich wusste, dass so eine Vorstellung auch Mr. K. zu einem Lächeln veranlassen würde.

    Zu Hause fand ich Gefallen an den Glenn Miller-Platten und den Klassik-LPs meiner Eltern. Musik faszinierte mich und trug mich aus meinem kleinen Vorstadtzimmer in eine Fantasiewelt. Mit achteinhalb Jahren bat ich meine Eltern um ein Klavier und Klavierunterricht. Sie stimmten zu und mieteten ein Wandpiano. Ich vertiefte mich sofort in das Instrument. Meine Eltern brauchten mich nie zum Üben zu zwingen, spornten mich allerdings manchmal recht subtil an. „Übermorgen ist schon deine nächste Unterrichtsstunde!" pflegte Mom zu sagen. Es machte mir Spaß, ein Stück zu spielen, sobald ich es beherrschte, besonders vor Publikum.

    Schon als Kind wusste ich um den Unterschied zwischen einem großartigen Musiker und einem mittelmäßigen, welcher in den Pausen zwischen den einzelnen Noten deutlich wurde: das Gefühl, das man in die Stille genauso packen musste wie in die Töne. Ich zog es vor, auf einigen Akkorden zu improvisieren als neue Stücke zu lernen. Ich geriet in eine Art Trance, wenn ich auf alten Evergreens wie „Love Is a Many Splendored Thing" herumkasperte und aus Teilen der Songs eigene rohe Kurzversionen bastelte.

    Während ich zur Daniel Webster Junior High School ging, wollte ich gerne in der Schulband irgend ein Instrument spielen. Egal welches. Ich dachte an Klarinette, aber mein Zahnarzt meinte, es würde meine Zähne ruinieren (ich musste bereits Klammern tragen). Der Dirigent der Band, Mr. Armour, schlug Trommel vor. Ich befürchtete allerdings, dass ich wegen des Lärms kaum üben könnte.

    Aber Mr. Armour bestand darauf. Er zeigte mir ein Übungsset aus Holz und Gummi. Das war zwar nicht besonders interessant, aber ich konnte immerhin sofort zu Hause mit der Überei anfangen und mir später überlegen, wie ich meine Eltern dazu bringen könnte, mir ein echtes Schlagzeug zu besorgen.

    Schließlich stimmten sie zu, aber ich musste in der Zwischenzeit Privatstunden nehmen. Mir fielen fast die kleinen gierigen Augen aus dem Kopf, als ich zum ersten Mal Mr. Muirs Drum Shop in West L.A. betrat. Ich war schon früher mehrmals an dem Laden vorbeigegangen, sabberte praktisch vor den Fenstern, während es mich nach einem blitzenden neuen Schlagzeug gelüstete. Mr. Armour meinte, dass ich mit Privatstunden schnell Fortschritte machen würde, deswegen zwangen mich meine Eltern schließlich dazu. Es war fürchterlich frustrierend, die neun essentiellen Schlagzeuggrundbegriffe auf einem dämlichen Stück Gummi beigebracht zu bekommen, während um einen herum glimmernde Schlaginstrumente in allen möglichen Farben standen.

    Aber Mr. Muir bestand darauf, dass ich für ein großes, lautes Schlagzeug noch nicht reif sei – oder seine Ohren waren nicht reif genug, die Proben meiner Trommelei zu hören. Ich war darauf bedacht, ihm zu imponieren, weil vor meiner Unterrichtsstunde Hyle King dran war, ein vierzehnjähriger Junge mit pomadegeformtem Haar. Aber er war ein verdammt guter Drummer und ein noch besserer Pianospieler. Mit vierzehn schon ein Musiker.

    Ich vermutete, dass meine Eltern Mr. Muir dafür bezahlten, dass er mich von den misstönenden Drums bis zur letzten Sekunde fernhielt. Aber es war zu meinem Besten. Diese neun Grundregeln sorgten dafür, dass ich später den Unterschied zwischen einer baumstumpfhämmernden, heavy-metal orientierten Technik und einem feinsinnigen Jazzrock-Stil erfühlen konnte.

    Ein Jahr später war ich in der 8. Klasse und wurde der Paukenspieler des Symphonie-Orchesters der Schule. In einem Orchester verbringen die Paukenspieler eine Menge Zeit damit, die Takte bis zu ihrem Einsatz zu zählen. Wie auch immer, die Pauken sind gewöhnlich erst am Ende einer Symphonie dran, wenn dramatische Trommelwirbel die Crescendos akzentuieren müssen. Ich liebte es, zu dem dramatischen Höhepunkt von „Das Große Tor von Kiev beizutragen, dem letzten Satz von Mussorgsky’s „Bilder einer Ausstellung (Natürlich waren unsere Stücke vereinfachte Fassungen der klassischen Originale).

    Auf der Highschool wurde ich in die Marschkapelle befördert. Mit den grässlichen, federgeschmückten Hüten und den protzigen, aufgetakelten Uniformen fühlte ich mich wie in der Armee. Damals war das Spielen in einer Marschkapelle so etwas wie Aussatz, aber ich mochte die Energie, mit vierzig anderen Musikern zu spielen.

    Ich arbeitete mich dann zum Beckenspieler hoch, bis ich schließlich erster Marschtrommler wurde. Von allerhöchster Wichtigkeit ist es, ein solides Gefühl für Takte zu entwickeln, indem man zuerst die Grundschläge lernt (bei den Ureinwohnern Amerikas wurden diese „Großvatertakt" genannt). So bekam ich das richtige Feeling, die komplizierten rhythmischen Nuancen der Snaredrum spielen zu können. Wenn man Marschrhythmen auf dem kompletten Schlagzeug spielt, so bedient man alle Perkussionsinstrumente gleichzeitig: Snare, Bass, Tom-Tom und die Becken. Ich hatte das Glück, alle Schlaginstrumente separat lernen zu müssen. Die Tatsache, dass ich jedes einzelne gründlich beherrschte, kam mir zugute, wenn ich sie alle zusammen spielte.

    *

    Es war 1960. Kennedy stritt sich mit Nixon. Die Pirates schlugen die Yankees in der World Series. Wyatt Earp war die populärste Show im Fernsehen und The Apartment gewann den Oscar für den besten Film des Jahres. Sänger wie Pat Boone und Fabian trieben sich auf den vordersten Plätzen der Hitparade herum.

    Ein Musiker galt immer noch nicht als cool. Definitiv die Coolsten waren die Footballspieler. Danach kam Basketball, dann Baseball, Sprinten und schließlich Tennis. Die Muskelprotze mit ihren Team-Pullover kriegten die Mädchen. Als Mitglied eines Tennisteams wurde man für schwul gehalten – man nannte solche Leute damals „faggots".

    Ich war der letzte Mann in dem Tennisteam und dazu auch noch in der Paradegruppe. Wenn ich so zurückblicke, war Musik in diesen einsamen Jahren des Aufwachsens wie auch in den folgenden meine Rettung.

    Glücklicherweise wurde ich während meines zweiten Jahres auf der Highschool gefragt, ob ich in einer Popgruppe mitmachen wollte. Meine Mutter malte unser Logo auf die Vorderseite meiner Basstrommel – „Terry and the Twilighters". Alle anderen in der Gruppe kamen wie ich aus katholischen Familien, aber sie gingen immer noch auf Konfessionsschulen. Nachdem ich nach der ersten Klasse unserer katholischen Schule aufgegeben hatte, dachten meine Eltern,

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