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Das Ende der liegenden Acht: Erzählung
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eBook96 Seiten1 Stunde

Das Ende der liegenden Acht: Erzählung

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Über dieses E-Book

Clemens, 41, gutsituiert, fährt auf einer zwanghaften Reise von Dating-Kontakt zu Dating-Kontakt Deutschlands Autobahnen ab. Er belässt jede der Frauen in dem Glauben, seine einzige Freundin zu sein. In Rostock bleibt er - um Zeit zu überbrücken und aus einer spontanen Entscheidung heraus - länger als geplant. Im Umfeld seiner Rostocker Geliebten Birgit häufen sich aber überraschende Zwischenfälle, bis ein unerwartetes Ereignis das Leben aller Beteiligten vollkommen aus der Bahn wirft.
SpracheDeutsch
HerausgeberFuego
Erscheinungsdatum8. Dez. 2017
ISBN9783862872077
Das Ende der liegenden Acht: Erzählung

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    Buchvorschau

    Das Ende der liegenden Acht - Jörn Birkholz

    Coverbild

    Jörn Birkholz

    Das Ende der liegenden Acht

    Erzählung

    FUEGO

    - Über dieses Buch -

    Clemens, 41, gutsituiert, fährt auf einer zwanghaften Reise von Dating-Kontakt zu Dating-Kontakt Deutschlands Autobahnen ab. Er belässt jede der Frauen in dem Glauben, seine einzige Freundin zu sein. In Rostock bleibt er – um Zeit zu überbrücken und aus einer spontanen Entscheidung heraus – länger als geplant. Im Umfeld seiner Rostocker Geliebten Birgit häufen sich aber überraschende Zwischenfälle, bis ein unerwartetes Ereignis das Leben aller Beteiligten vollkommen aus der Bahn wirft.

    »… Man müsste sich schon fragen, ob Jörn Birkholz ein schlechter Mensch ist – oder ein begnadeter Schriftsteller.«

    Jan-Paul Koopmann, www.taz.de

    »… Guter Plot, klarer Spannungsbogen, ernüchterndes Ende, das einem nachhängt, Milieu und Figuren glaubhaft. Keine gekünstelten Dialoge, und eine »Sau« ist auch eine »Sau«. Erfrischend!«

    Dirk Meißner, Strombuch

    Coverbild

    Sie schlief jetzt, ich hatte nicht sehr lange warten müssen. Mechanisch kroch ich aus den Laken. Im Flur stolperte ich über ihren Kater. Das eifersüchtige Mistvieh war zwei Mal aufs Bett gesprungen, bevor Karin ihn aus dem Schlafzimmer geworfen hatte. Nachdem ich die Wohnung verlassen hatte, fuhr ich zwanzig Minuten später auf die wenig befahrene A Zwanzig. Noch hundertdreiundsiebzig Kilometer, verriet mir ein im unteren Teil eingedelltes Autobahnhinweisschild. Das müsste in einer Stunde zu schaffen sein. Ich trat aufs Pedal.

    Ungeduldig suchte ich in der symmetrischen Anordnung von Klingeln die richtige. In der fünften Reihe fand ich sie schließlich, die achte von rechts. Ich drückte mehrmals hintereinander. Kurz darauf dröhnte der Summer, und ich öffnete die Eingangstür. Unter den ramponiert wirkenden Briefkästen zu meiner Linken lagen zerfledderte Zeitungen und Werbeprospekte. Ich ging zum Fahrstuhl. Eine etwa hundertjährige, in einen grauen Mantel gehüllte Alte mit Gehilfen mühte sich aus dem Blechsarg. Sie musterte mich kurz mit ihren wässrigen Augen und schleppte sich ächzend an mir vorbei. Ich betrat den Fahrstuhl, drinnen roch es nach der Alten und auch ein bisschen nach Urin. Ich drückte die angekokelte Fünf. Schwerfällig quietschend schlossen sich die Türen. Ruckelnd setzte sich das Teil in Bewegung. Sieg heill, Ich bin stolz auf deutsche Reich (deutsche Reich wild durchgestrichen), Kack Nigger, Hansa-Ultras forever, Sarah treibts mit Jerome, stimmt nicht, alte Fotzenwix, schwul ist cool, Bushido überflog ich die Wandmalereien.

    Ruckartig kam der Aufzug im fünften Stock zum Stehen. Ich stieg aus, und Sekunden später stand ich auf einer abgenutzten Matte vor der Wohnungstür. Ich lauschte, bevor ich klingelte. Ein Fernseher lief in übertriebener Lautstärke. Ich drückte den Nippel. Der aggressiv grelle Klingelton durchschnitt die Stille des Flures. Bewegung im Inneren der Wohnung, die Tür öffnete sich. Ein zierliches Mädchen, etwa vier bis fünf Jahre alt, im rosa Kleidchen und mit Resten von Schokoladensauce oder Ähnlichem um die Mundwinkel, stierte mich an.

    »Wer bist du?«, fragte sie.

    »Ist deine Mama da?«, fragte ich so galant und harmlos wie möglich.

    »Wer bist du denn?«, fragte die Kleine beharrlich noch mal.

    Wieso war ihr verdammtes Kind überhaupt da? Ich bekam schlechte Laune, und für einen Moment verspürte ich den Drang, einfach kehrtzumachen. Aber wie so oft war die Neugier stärker.

    »Ich bin ein Freund deiner Mutter«, antwortete ich und bemühte mich gar nicht mehr, freundlich zu sein. Ohne das zu registrieren, schob es sich seinen dreckigen Finger in den Mund, schnalzte mit der Zunge und verkündete: »Onkel Lutz ist da.«

    Onkel Lutz! Wer, verdammte Scheiße, war Onkel Lutz?! Okay, lass abhauen! dachte ich panisch. Ich begann gerade von der geöffneten Tür zurückzuweichen, da dröhnte eine tiefe raue Stimme aus dem hinteren Teil der Wohnung in den Flur. »Fenja!? Wer ist ’n da?« Zu spät! »Ein dünner Mann«, antwortete das freche Biest piepsend zurück. Widerstrebend lugte ich in die Wohnung. Ein süßlich modriger Geruch drang mir in die empfindliche Nase. Die kleine Torwächterin beobachtete mich weiterhin mit scharfer kindlicher Neugier. Ein robuster Bursche mit aschblonder Napola-Frisur, mit Trainingsanzug und Turnschuhen bekleidet, kam energischen Schrittes auf die Tür zugestürmt. Ich versuchte, nicht ängstlich zurückzuzucken.

    »Du bist Clemens, nech?« Abschätzend betrachtete er mich.

    »Ja«, antwortete ich matt. Ich ließ seine behaarte Pranke fest meine Klavierspieler-Gräten umklammern.

    »Lutz.«

    »Äh, ja, freut mich.«

    »Worauf wartest du? Komm rein, Mann!«

    Es gab kein Zurück mehr. Er ließ meine Hand wieder frei, und ich trat ein. Ich warf einen flüchtigen Blick über den mit unzähligen Flecken verzierten Flokatiteppich und folgte ihm schweigend. Das dreckige Kind lief uns hinterher. Ein gigantischer Flachbildfernseher, der wie ein Monolith im Zentrum des Wohnzimmers stand, strahlte sein stupides Programm in die primitiven Räumlichkeiten. Birgit erhob sich von der geschmacklosen bunten Couch und umarmte mich unsicher. Das Kind flegelte sich auf den frei gewordenen Platz der Mutter und fing ungeniert an, mich zu beobachten, und genau so ungeniert spreizte es dabei die Beine.

    »Hallo«, hauchte Birgit. »Du bist ein bisschen zu früh.«

    »Ich weiß«, sagte ich. In Wahrheit war ich knapp eine halbe Stunde zu spät, aber wen interessierte das. Viel mehr interessierte mich, was dieser verdammte Nazischläger und die neugierige Göre hier machten und dass die reale Birgit optisch nicht dem entsprach, was mir ihr Profilfoto vorgegaukelt hatte, womit ich natürlich bis zu einem gewissen Grad gerechnet hatte, und doch hatte ich eine weniger starke Diskrepanz zwischen Foto und Realität erhofft. Die arme Birgit sah extrem verbraucht aus, zu viele Falten für eine Vierundvierzigjährige, immerhin noch volles schwarzes Haar, aber ganz simple, erschlaffte Gesichtszüge, ohne jeden Reiz. Zum Glück hatte sie dicke Titten und einen recht ausladenden Arsch. Beides kam unter einem lila Top und den engen Jeans eindrucksvoll zur Geltung. Wenn möglich, würde ich mich später wohl auf dieses beides konzentrieren müssen. Mit geübtem Blick bemerkte ich sofort, dass Birgit mit meinem Erscheinungsbild durchaus zufrieden war.

    »Okay, ich

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