John F. Kennedy. Der schwache Präsident: Eine Biografie
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Über dieses E-Book
Die Kurzbiografie beschreibt die wichtigsten Stationen von Kennedys Leben und hinterfragt kritisch unseren Mythos über den amerikanischen Präsidenten. Die Reihe "Geschichte kompakt" bietet einen zeitgemäßen Zugriff auf Themen und Fragen der Weltgeschichte - geeignet für Schule und (Eigen-)Studium, zum Nachlesen, Nachschlagen, Lernen, auf den aktuellen Stand bringen und Bescheidwissen. Mit historischen Fotografien.
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Rezensionen für John F. Kennedy. Der schwache Präsident
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Buchvorschau
John F. Kennedy. Der schwache Präsident - Magdalena Freischlad
Magdalena Freischlad
John F. Kennedy. Der schwache Präsident
Eine Biografie
Impressum
ISBN: 978-3-86408-137-8 (epub) // 978-3-86408-138-5 (pdf)
Korrektorat: Daniel Kirchhof
© Copyright: Vergangenheitsverlag, Berlin / 2012
www.vergangenheitsverlag.de
Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen und digitalen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten.
eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Früh übt sich… Der Beginn der Selbstinszenierung
3. Vitamin B
4. Inszenierung eines Helden
5. Erkaufte Macht
6. Präsident der Worte – nicht der Taten
7. The Show must go on…!
Quellenteil
1) Address of Senator John F. Kennedy to the Greater Houston Ministerial Association 12th September 1960
2) John F. Kennedy, Inaugural Address, 20th January 1961
Bibliographie
1. Einleitung
Es war halb zwei Uhr nachmittags als eine Cabriolimousine mit offenem Verdeck durch die Straßen von Dallas fuhr. Entlang des Straßenrands stand eine riesige Menschenmenge, die den Insassen des Wagens euphorisch zujubelte. Als das Auto um eine enge Linkskurve bog, verstummte die heitere Menschenmenge plötzlich. Erschrockene Stille. Ein Schuss war gefallen. Und ein zweiter folgte kurze Zeit später. Blut spritzte. Es war ein furchtbarer Anblick. Die Kugel hatte dem Mann in der Limousine, der nun in die Arme der Frau neben ihm fiel, die Schädeldecke aufgerissen. Noch ehe der letzte Schuss in dieser plötzlichen Stille verhallt war, heulte der Motor der Limousine laut auf. Mit Höchstgeschwindigkeit fuhr sie in Richtung des nächstgelegenen Krankenhauses. Dort angekommen, versuchten die Ärzte durch Wiederbelebungsmaßnahmen den bewusstlosen Mann am Leben zu halten. Doch jede Hilfe kam zu spät. Kurze Zeit später starb der Mann. Es handelte es sich um John F. Kennedy, Amerikas jüngsten Präsidenten. Er war auf seiner Wahlkampfreise in Dallas, Texas, gewesen, als er am Nachmittag des 22. November 1963 in Folge der tödlichen Schüsse in den Armen seiner Frau starb. Und mit ihm starb auch die Hoffnung vieler Menschen. „Für unzählige Menschen, schrieb der zeitgenössische Historiker Allan Nevins, „schien sich der Himmel plötzlich um die Mittagswende des 22. Novembers 1963 zu verdüstern. Aus dem Leben Amerikas entschwand ein Gefühl der großen Verheißung und die Überzeugung, dass die Zukunft unseres Landes von Ideenreichtum und Hoffnung erfüllt sei; die atemberaubende Anteilnahme an den vor uns liegenden Abenteuern verließ uns.
¹ Der plötzliche Tod Kennedys versetzte die Amerikaner in tiefe Trauer. Die Bestürzung über seine Ermordung war nicht nur in den USA spürbar. Weltweit waren die Menschen ergriffen von dem Tod des jungen und charismatischen Präsidenten, denn er galt weltweit als politische Lichtgestalt und dynamischer Politiker im Weißen Haus. Kennedy wurde durchweg positiv bewertet und gilt bis heute als mutiger und authentischer Politiker, der sich für das Recht der Armen und Diskriminierten einsetzte und in größten politischen Krisen diplomatisches Geschick behielt. Das Bild des strahlenden, charismatischen Präsidenten ist bis in die Gegenwart in den Köpfen und Herzen vieler Menschen verankert. Um jenes Bild von sich in der Öffentlichkeit zu verbreiten, hatte Kennedy sein Leben lang hart und sorgfältig gearbeitet. Doch die Differenz zwischen seinem konstruierten Image und der Person hinter diesem Bild ist groß. Kaum etwas von dem, was er zu sein vorgab, deckt sich mit der tatsächlichen Person. Hinter dem präzis ausgearbeiteten Image des charmant lächelndem John F. Kennedy steckt vielmehr jemand, der durch Betrug, eiskaltes politisches Kalkül und nur mit der Hilfe und dem Geld seines Vaters zum mächtigsten Mann der Welt werden konnte: zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.
2. Früh übt sich… Der Beginn der Selbstinszenierung
Das Haus der Familie Kennedy befand sich in heller Aufruhr. Bedienstete eilten von einem Zimmer zum nächsten, um allen in dem großen Haus die freudige Botschaft zu überbringen. „Ein Junge war geboren! Die Freude der Eltern, Rose und Joseph Patrick Kennedy, war groß. Der Vater trug den nunmehr schlafenden Säugling stolz durch das mehrstöckige Haus in der Beals Street in Brooklyne, Massachusetts. Es war ihr zweiter Sohn, der am jenem Dienstag – es war der 29. Mai 1917 – geboren wurde. Sie gaben ihm den Namen John und, in Anlehnung an seinen Großvater Thomas Fitzgerald, den Beinamen Fitzgerald. Der kleine John Fitzgerald Kennedy war ein prächtiger junger Kerl. Aus ihm sollte einmal eine große Persönlichkeit werden, ganz wie es der Tradition der Familien Kennedy und Fitzgerald entsprach: Die Kennedys waren nämlich wie die Fitzgeralds auch Mitte des neunzehnten Jahrhunderts aus Irland ausgewandert und hatten sich im Laufe der Jahre aus ärmsten Verhältnissen zu wohlhabenden Familien hochgearbeitet. In kurzer Zeit hatten sie sich im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten
als reiche Familien einen Namen gemacht.²
Doch die anfängliche Freude an dem Kind und die Hoffnungen auf einen gesunden, ehrgeizigen und tüchtigen Kennedy-Nachwuchs sollte schon bald gedämpft werden. Denn der kleine John Fitzgerald, der alsbald nur noch „Jack" genannt wurde, gehörte nicht zu der starken und robusten Sorte. Er war ein hagerer, schwächlicher und blasser Junge, der sehr oft krank war. Bereits als er noch ein Kleinkind war, wurde er mehrere Monate von seinen Eltern getrennt, um in einem Krankenhaus zu genesen. Auch in den darauf folgenden Jahren musste er oft für längere Zeit das Krankenbett hüten. Kein Jahr verging, an dem dies nicht der Fall war. Eine Nebennierenrindeninsuffizienz, unter der er litt, hatte nämlich zur Folge, dass er unter Gewichtsverlust und einem allgemeinen Schwächegefühl litt und insgesamt anfällig für Infekte war. Sehr zum Leidwesen seines Vaters. Dieser hatte nicht etwa Mitleid mit seinem Sohn, den die vielen Krankenbettaufenhalte auch psychisch belasteten: Wenn Jack nämlich wie so oft mit hohem Fieber, Schüttelfrost oder anderen Symptomen im Krankenbett lag und draußen auf der Straße die spielenden Kinder aus der Nachbarschaft hörte, hatte dieser oft das Gefühl, nicht dazu zu gehören. Dann fühlte er sich einsam und ausgeschlossen. Sein autoritär-patriarchalischer Vater interessierte sich jedoch nur wenig für die Befindlichkeiten und Wünsche seines Sohnes. Die vielen Erkrankungen waren in seinen Augen ein Zeichen von Schwäche – und Schwäche galt im Hause Kennedy als eine Untugend. Alles, was zählte,