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Geisterreiter im Neißetal
Geisterreiter im Neißetal
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eBook288 Seiten3 Stunden

Geisterreiter im Neißetal

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Über dieses E-Book

Dieses Buch erzählt Mystery-Märchen und Legenden aus den
Anfängen des mittelalterlichen Görlitz. Es versucht in einer
Mischung aus fiktionaler und auch religiöser Empfindung, die
starre und häufig ausschließende Doktrin zwischen den
Religionen abzubauen. Denn der Glaube ist ein sehr
persönlicher Ausdruck zu etwas, das größer und höher ist als
wir selbst
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum20. Apr. 2021
ISBN9783753452470
Geisterreiter im Neißetal
Autor

Hans-Peter Bauer

Hans-Peter Bauer wurde am 14.06.1940 in Weißenfels geboren. Er ist gelernter Maschinenschlosser und hat einen Abschluss als Ingenieur für Kfz. Instandhaltung und als Ingenieur für Gebäudewirtschaft. Seit mehreren Jahren schreibt er Fantasyliteratur zur Geschichte von Görlitz. Aktiv arbeitet er im Förderverein Stadthalle e.V. .

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    Buchvorschau

    Geisterreiter im Neißetal - Hans-Peter Bauer

    Inhalt

    Was eigentlich vorher geschah

    Eine unglaubliche Geschichte

    Die Babitschka

    Die Monsterspinne im Höllengrund.

    Im Höllengrund

    Burg Egerberk

    Eine Botschaft aus dem Asenland.

    Der Stein der Asen

    Auf der Burg Egerberk

    Der Zauberbaum von Kralowski haj

    Die Geisterreiterin

    Das Verlies in den Drachenfelsen

    Die Burg Sternenlicht

    Der Thronsaal

    Auf der Turnierwiese vor der Burg

    Am Orakel des Ýmir

    Die Drachenreiterin

    Die Vernichtung der Blaukreuzler

    Die Hochflut

    Die Vertreibung der Juden

    Jahre später

    Der Wolfshund von Görlitz

    Der Geisterreiter im Neißetal

    Die Hussiten kommen

    Die Pestilenz

    Die Hilfe kam aus dem Asenland

    Die Rache des Schattens

    Das Arkanum der Tempelritter

    Der Schrein des Johannes

    Die Heimkehr des Schreines

    Verwendete Literartur

    Danksagung

    Was eigentlich vorher geschah ...

    Es war ein warmer Sommerabend, als ich eine Recherche für das vorliegende Buch vor Ort prüfte.

    Da, wo sich jetzt die Stadtbrücke über die Neiße spannt, führte früher eine wichtige Furt durch die Neiße. Heute zeigt nur der Name «Furtstrasse» an, dass es soetwas einmal gab. Irgendwo auf diesem Terrain musste sich das Dörfchen «Gerlois» befunden haben. Ich habe lange gesucht und doch nichts gefunden. Ich bin ja auch kein ausgebildeter Archäologe.

    Vielleicht schaffen es die richtigen Ärchäologen später einmal, das alles zu dokumentieren.

    Am Neißeufer vor der Hochschule spannte sich ein schmaler grasbewachsener Uferstreifen den Fluß entlang, der dazu einlud, sich einfach hinzusetzen und auszuruhen, der Tag war ja anstrengend genug. Eine begreifliche Müdigkeit überkam mich und ich schloss die Augen. Es war herrlich in der lauen Abendluft, fern vom Lärm des Alltags im frischen grünen Gras auszuruhen. Die Sonne versank im Westen und auf Morpheus Armen schwebte ich im leichten Halbschlaf dahin, wirklich leicht und unbeschwert.

    Doch was war das?

    Im Unterbewusstsein richtete eine angenehme, weibliche Stimme eine Frage an mich.

    »Träumst du, Menschensohn?«

    Ich riss die Augen auf, zumindest glaubte ich das zu tun.

    Was war das denn? Eine Traumsicht? Wer nennt mich so?

    Doch dann blieb mir die Luft weg.

    Vor mir bewegte sich eine wunderschöne junge Frau auf mich zu, sie hatte ein herrliches weißes Pferd am Zügel.

    Die Schönheit der jungen Frau verschlug mir die Sprache, ich konnte ihr nicht antworten. Das lange dunkelblonde Haar umschmeichelte ihr kindlich wirkendes Gesicht. Mit ihren unwahrscheinlich blauen Augen lächelte die junge Frau wissend, dass ihre Schönheit beindruckte und streichelte dabei ihr herrliches Pferd, dass die Zärtlichkeiten sichtlich genoss. Anscheinend war sie Sprachlosigkeiten ihrer Gegenüber gewöhnt. Wie aus der Ferne drang ihre liebliche Stimme tief in mein Bewusstsein.

    »Ich bin Titania, die Königin des Asenlandes und ich komme gerade von einem Besuch meiner Schutzbefohlenen in der Obermühle. Das ist Kosta, mein Hengst und edler Vertrauter«.

    Sie sah auf die neben mir liegenden Notizen und fragte mich.

    »Du schreibst über deine Stadt, Menschensohn ...?«

    Ich konnte nicht antworten, die Kehle war immer noch wie zugeschnürt und nickte nur bestätigend.

    »Willst du mehr über die Geschichte deiner Stadt wissen?«

    Ich konnte wieder nur nicken und noch immer kein Wort sprechen, obwohl ich es gern getan hätte.

    Die Kehle war einfach immer noch wie zugeschnürt.

    »Dann hör gut zu, Menschensohn!«, sagte sie, »es ist auch ein bischen etwas aus der Geschichte meines Volkes!«

    Die Königin gab die Zügel ihres Hengstes frei und ließ sich neben mir nieder. Ihre Nähe und ihr Duft brachten mich vollkommen durcheinander. Eine Königin dicht neben mir im Gras, dazu dieser unglaubliche Blütenduft, der von ihr ausging, das ist so ungewöhnlich, das ist wie ein Märchen und da musste man nervös werden. Ihr Hengst tat sich inzwischen am saftigen Gras gütlich und die Königin begann eine Erzählung, die ich wie in einem Traumzustand, in einer Traumsicht erlebte, die so unglaublich spannend war – ich glaube, ich hab sie nicht ein einziges Mal unterbrochen, ich habe einfach nur ihre Nähe und ihre Stimme genossen und natürlich ihre Erzählung, die zu den Anfängen unserer wunderschönen Stadt Görlitz führte.

    Eine unglaubliche Geschichte

    Es war einmal vor vielen hundert Jahren, als es die Stadt Görlitz noch nicht gab, da lebten hier Menschen, die sich Milzener nannten. Nur ein kleines Dörflein, ein Fórbark, wie es bei den Milzener hieß, zeugte von einem zaghaft beginnenden Leben am Neißeübergang.

    Bewohner des Fórbark waren in der Hauptsache Krieger des Fürsten Ziscibor, die mit ihren Familien in den ärmlichen Hütten am Neißeufer wohnten, aber sie gaben diesem Fórbark einen Namen, sie nannten ihn «Gerlois». Aber gerade dieses Dörflein «Gerlois» war bald bei Händlern und Kaufleuten in aller Munde, denn es lag an einem Handelsweg, den sie hochtrabend die «Hohe Straße» nannten. Es war aber zu dieser Zeit nur ein Handelsweg, auf dem die Waren aus dem Osten in den Westen gelangten und umgekehrt. Die Bezeichnung «Straße» aber verdiente dieser Karrenweg noch lange nicht. Der Name «Gerlois» bedeutete aber für die Kaufleute, eine sichere Passage durch die Neißefurt.

    Ziscibor, der Fürst der Milzener, lebte mit einer größeren Anzahl seiner Krieger in einer Feste auf dem Berge Businc urbs, so hieß die Landeskrone in der Sprache der Milzener.

    Überzählige Burgbewohner und Schutzsuchende siedelte Ziscibor aber immer wieder bewusst in «Gerlois» an. Langsam wuchs der kleine Ort an der Neiße und der Name wurde bei den Händlern wirklich zum Begriff einer sicheren Neißequerung. Zum Starši des Fórbark ernannte der Fürst seinen jüngeren Bruder Thomaš.

    Die an der Neißefurt inmitten der dichtbewaldeten Natur lebenden Krieger des Ziscibor sorgten von nun an Tag und Nacht für die sichere Passage der Kaufleute, die mit ihren schweren Wagen durch diese Furt mussten, denn eine Brücke über die Neiße gab es zu dieser Zeit noch nicht. Aber Räuber, Raubritter und Strauchdiebe gab es in dieser Zeit in der Oberlausitz reichlich und die vergriffen sich gern an den Fuhrwerken der Händler.

    Dabei machten sie immer reiche Beute.

    Eine Furt war für einen Überfall immer ideal, waren doch die Kaufleute, wenn sie den Fluss querten, beinahe wehrlos.

    Und das Raubzeug war brutal.

    Nicht selten waren bei einem Überfall Tote zu beklagen, die oft auf grausame Art niedergemetzel wurden, um sie dann auszurauben. Von den Räubern und dem geraubten Gut fehlte oft jede Spur. Ganze Gespanne verschwanden und wurden nie wieder gesehen. Zurück blieben lediglich die toten und geschundenen Kaufleute.

    Aber diese Furt «Gerlois» ist der einzige gesicherte Übergang im Umkreis von über fünf Längen. Das sprach sich unter den Kaufleuten herum. Und nicht nur das sprach sich unter den Handelsleuten herum, sondern auch die Hilsbereitschaft der Krieger, die gegen einen Obolus mitunter auch in die Speichen griffen, um die vollbeladenen Wagen schnell und sicher ans andere Ufer zu bringen.

    Die Krieger des Fürsten Ziscibor schützten also die Furt vor dem Raubzeug und die Handelsleute waren sehr froh darüber.

    Der Obolus, den die Kaufleute dafür freiwillig entrichteten, fiel daher auch niemals kleinlich aus.

    Aber es gab auch über andere Dinge aus dem kleinen Dörflein zu berichten. Unter anderem eine Geschichte über das Schicksal der Prinzessin Mechthild von Böhmen.

    Die Geschichte einer Königstochter in so einem unbedeuteten kleinen Dorf?

    Die Frage schien angesichts des ärmlichen Dorfes angebracht. Wieso war gerade dieses so ärmliche Dorf mit dem Schicksal der Prinzessin von Böhmen verbunden?

    Die Erzähler zerissen sich die Mäuler um diese Geschichte.

    Jeder fügte vielleicht auch noch eine kleine, unbedeutende Begebenheit hinzu. Wahrlich, das machte die Darstellung des Dörfleins an der Neiße erst richtig interessant und Handelsleute waren ja dafür bekannt, neue Nachrichten und Geschichten aus aller Welt zu verbreiten und das taten sie auch ausgiebig. Überall in den Herbergen entlang der «Hohen Straße» und an den Lagerfeuern der Kutscher, wo sich die Menschen aus aller Herren Länder trafen, erzählt man sich diese Geschichten und trug sie weiter.

    Die Babitschka

    Der Starši des Fórbark «Gerlois», Thomaš, der mit seiner Frau und den beiden Töchtern in einer der Hütten wohnte, führte nicht nur die Krieger, die zur Sicherheit der Furt eingeteilt waren, er war auch der Ortsälteste und regelte das Leben in «Gerlois». Er sorgte für Sauberkeit und Ordnung, schlichtete Streitigkeiten, die es manchmal auch zwischen den Dorfleuten gab. Er war eben der Starši, also der Älteste, das Dorfoberhaupt, aber zugleich auch der Kommandant der Furt.

    In der erbärmlichsten aller Katen aber wohnte eine alte Frau, von der keiner wusste, wie alt sie eigentlich war.

    Die Dorfbewohmer nannten sie nur Baba oder Babitschka, also Großmutter oder Großmütterchen.

    Sie ist von den Bewohnern des Fórbark geduldet, weil ihre Kinder die Alte liebten, denn sie kannte viele Märchen und wie kein anderer vermochte sie auch gruslige Geschichten zu erzählen. Und außerdem war sie eine gute Heilerin, die etwas von Heilkräutern verstand. Die Dorfleute brachten ihr Essen und Trinken und so mancherlei Sachen, die sie zum Leben brauchte. Die Erwachsenen sahen es allerdings gar nicht gerne, wenn die Babitschka ihren Kindern gruslige Geschichten zur Nacht erzählte, vor allen Dingen den Kleinen, die danach immer schlecht träumten.

    Heute waren die beiden Töchter des Starši, Rosalia und Alexandra bei der Baba. Die Dorfbewohner riefen die beiden Mädchen aber nur Rosa und Sascha.

    Erwartungsvoll saßen sie auf der breiten Bank vor der Kate der alten Babitschka und harrten einer versprochenen Erzählung, die ihnen die Alte beim Pilzesuchen versprochen hatte.

    Die Monsterspinne vom Höllengrund

    Es war vor langer, langer Zeit, als die Menschen noch mit ihren älteren Geschwistern, den Elfen, redeten, da lebte, unweit von hier im Höllengrund, eine riesige Spinne mit Namen Mechthild. Sie war gutmütig und tat keinem Menschen etwas zuleide. Trotzdem hatten die Menschen Furcht, in die Schlucht zu gehen, weil der Aberglaube ihnen mächtig zusetzte. Unheimliche Geschichten über das Monster waren unter den Milzenern im Umlauf, von denen aber nicht eine der Wahrheit entsprach. Von irgendwelchen Menschen wurden sie einmal erfunden und unter die Leute gebracht und sie blieben im Gedächtnis der Dorfbewohner haften. Viele dieser Monstergeschichten kannten auch die Kinder des Starši.

    Nun aber hörten sie aber eine ganz andere Geschichte von der Babitschka, die sich von den anderen Erzählungen deutlich unterschied. Sie staunten nicht schlecht als die Baba ihnen folgendes erzählte.

    »Mechthild ist von königlichem Geblüt, denn das Monster ist eigentlich eine verwunschene Prinzessin«, sagte ihnen die Babitschka mit und die Kinder rissen vor Erstaunen die Augen auf.

    »Eine Prinzessin?«, fragte Sascha, die ältere und klügere der beiden Mädchen und schaute erwartungsvoll auf die Babitschka.

    »Eine richtige Prinzessin?«, staunte auch die jüngste Tochter Rosa und ihre Hand kroch in die Hand der älteren Schwester.

    Sie erwarteten eine Antwort, aber stattdessen sah die Babitschka die beiden Mädchen strafend an.

    »Unterbrecht nicht dauernd, sondern hört einfach zu!«, forderte die Babitschka und erzählte weiter.

    »Eine böse Hexe hat sie verzaubert und nur deshalb, weil sie der Hexe nicht gehorchte«, nickte die Alte und sie ahmte die Stimme der Hexe nach.

    »Für deinen Ungehorsam verwandele ich dich in eine häßliche große Spinne und kein Mensch wird dich je aus diesem Zauber erlösen können! Du wirst mein Ebenbild sein!«, krächzte sie.

    Die beiden Mädchen rückten näher zusammen, zu gruselig war das. Die Babitschka wischte sich über die Augen, holte tief Luft und erzählte weiter.

    »Dann nahm die Hexe ihren Zauberstab, murmelte einen Zauberspruch und vor ihren Augen verwandelte sich die schöne Prinzessin langsam in eine häßliche Riesenspinne«.

    So sehr sich die Prinzessin auch dagegen wehrte, gegen diesen kraftvollen Zauber der schwarzen Magie war sie machtlos. Mit einer Handbewegung zauberte die Hexe noch einen großen roten Fleck auf den Rücken der Spinne.

    »Daran wird man dich immer erkennen falls du gedenkst auszureißen. Wohnen sollst du im Höllengrund, wo niemand dich bis ans Ende deiner Tage finden wird!«, krächzte sie und zauberte die Spinne hinein in den tiefen Wald des Höllengrundes an der Neiße. Über die Schlucht aber wob sie ein schier undurchdringliches Netz aus Kraftlinien der schwarzen Magie, die vom blauen Basalt des Oberlausitzer Untergrundes noch verstärkt wurden. Kein magiebehaftes Wesen konnte dieses Kraftfeld in irgendeiner Weise überwinden, ohne selbst Schaden zu nehmen.

    Die Prinzessin war von nun an verschwunden und für die Menschen in der «Alten Welt» unerreichbar.

    Die arme Prinzessin weinte und haderte mit ihrem Schicksal, welches sie nun nicht mehr ändern konnte. Sie hatte die Mutter verloren und sie dachte dabei an ihren Vater, den sie so sehr liebte. Er war doch das Einzige, was ihr geblieben war.

    Der König suchte lange nach seiner Tochter. Im ganzen Land ließ er sie suchen. Erfolglos. Von einem Tag zum anderen verfiel der König dem Wahnsinn, denn er hatte einen Elfenschwur gebrochen, seine Tochter gegen jede Unbill, gegen jede Gefahr zu schützen. Sein Wahnsinn ist der Preis für den Bruch des Elfenschwures«.

    Die beiden Mädchen wurden unruhig.

    Sie wollten eine Erklärung für das, was die Alte ihnen erzählte und begannen zu fragen.

    »Aber wieso war die Prinzessin ungehorsam? Was hatte sie mit der Hexe ... Was ist ein Elfenschwur, Baba?«

    Die Babitschka unterbrach die ältere Schwester Sascha mit einer Handbewegung und sagte an die beiden Mädchen gewandt,

    »Hört weiter zu, dann werdet ihr es vielleicht verstehen! Es ist noch eine lange Geschichte!«

    Die Kinder machten es sich auf der breiten Bank bequem und die Baba ging noch einmal in ihre Hütte und brachte jeder von ihnen einen Becher Himbeersaft und noch eine Schale voller süßer Kringel zum Naschen.

    Dann setzte sie sich wieder zu ihnen und begann zu erzählen.

    »Die Hexe wusste allerdings nicht, dass Mechthild die Tochter einer Elfe von hohem Rang aus dem Asenland war.

    Kennt ihr das Asenland? Nein?«

    Die beiden Mädchen schüttelten den Kopf.

    »Das Asenland ist die wohlgeordnete Heimat der Elfen, der Kobolde, der Zwerge und vieler anderer mystischer Wesen.

    Es befindet sich jenseits der Welt, die wir kennen und es ist nur getrennt durch eine gefährliche «Zwischenwelt!». Das ist die kalte und unwirtliche Welt der Seelenfresser und der Wesenlosen«.

    Rosa kuschelte sich an ihre Schwester, ihr gruselte es und beide hörten gespannt zu, was die Baba ihnen berichtete.

    »Mechthild ist die Tochter der Elfenfürstin Evilea und die Ururenkelin der Elfenkönigin Titania! Die Fürstin Evilea war außerdem eine angesehene Hohemagierin der weißen Magie am Hofe der Königin Titania. Hohemagiere so nennt man die Zauberer der Elfen im Asenland«, erzählte die Baba und fuhr mit der Geschichte fort.

    »Evilea hatte sich in einen Menschensohn verliebt, in Siegurd, den Königssohn des Böhmerlandes und der Königssohn hatte sie, mit Zustimmung der Elfenkönigin, zu seiner Gefährtin erwählt. Zu jener Zeit waren solche Vereinigungen zwischen Elfen und Menschen nichts Ungewöhnliches. Es gab einige Verbindungen zwischen Elfen und Menschen, die in die «Alte Welt» zogen, also in unsere Welt und dort fortbestanden aber auch einige, die im Königreich der Elfen verblieben und Dienst im Auftrage der Königin versahen.

    Ihre Nachkommen nannte man im Asenland «Elflinge» und später auch so in der «Alten Welt».

    »Baba, da haben Evilea und der Königssohn wohl geheiratet?«, fragte Rosa die Babitschka und kuschelte sich dabei an ihre große Schwester.

    »Ja, Rosa, bei uns hier sagt man wohl «Heirat» zu so einer Verbindung, antwortete die Babitschka auf Rosas Frage und erzählte gleich weiter.

    »Nach einem Jahr wurde Mechthild geboren und so lebten Evilea, Siegurd und Mechthild gemeinsam noch eine Zeitlang glücklich und zufrieden im Asenland.

    Doch ihr Glück wurde jäh unterbrochen und auf eine harte Probe gestellt, als den Königssohn die Nachricht erreichte, dass der Vater verstorben ist. Siegurd musste zurück in die «Alte Welt». Er hatte die Pflicht, jetzt an die Stelle des Königs zu treten, um das Böhmerland zu regieren«.

    »Baba, ist die Elfenfürstin denn nicht mit dem Königssohn in die «Alte Welt» gegangen?», fragte Sascha, die ältere Schwester.

    »Doch, doch, Sascha! Sie wollte mit ihm und der Tochter gemeinsam in die «Alte Welt» gehen, aber das Schicksal meinte es wohl anders mit ihr!«, antwortete traurig die Babitschka auf ihre Frage.

    Baba schneuzte sich in ein großes Tuch und verstaute es umständlich unter ihrer Schürze. Das sah so aus, als wollte sie weinen. Die Geschwister sahen sich etwas verwundert an, so gefühlsvoll hatte die Alte noch nie erzählt. Doch, bevor sie fragen konnten, erzählte die Babitschka schon weiter.

    »Der junge Königssohn hatte, was er selbst nicht ahnte, in seinem Land auch Neider und Feinde unter den Adligen, die verhindern wollten, dass er den Thron als Nachfolger seines Vaters bestieg. Sie haben sich mit einer bösen Zauberin verbündet, die sich der schwarzen Magie bediente.

    Aber da war ja auch noch die Mutter des Königssohns, die alte Königin, die jetzt hilflos und allein den Feinden der Krone gegenüberstand. und diese hatten die Königinmutter gewaltsam auf die «Burg Egerberk» verbannt und dort wurde sie scharf bewacht«.

    Die Babitschka stand auf und lief ruhelos vor den beiden Mädchen hin und her.

    Plötzlich blieb sie ruckartig vor ihnen stehen. Ihre Stimme wurde plötzlich hart und ihr Blick dabei war hasserfüllt.

    Die beiden Mädchen sahen sich erneut fragend an. Auch so kannten sie die Baba nicht.

    »Der Einzige, der wusste, wo der Königssohn sich wirklich aufhielt, war der Vertraute und der geheime Rat des Königs, der Adlige Anton von Lobkowitz.

    Doch Lobkowitz wurde nach dem Tode des Königs zum Verräter und schickte im Auftrage der anderen Adligen einen Mörder ins Asenland mit dem Auftrag, den Königssohn zu töten«.

    Die Babitschka erregte sich zusehens als sie fortfuhr.

    »Die Zauberin gab dem Mörder einen verzauberten magischen Speer mit auf den Weg. Das war ein Speer, der ein Ziel nie verfehlte, wenn er denn geworfen wurde«, beschrieb die Babitschka die Magie des Speeres.

    »Es war eine mörderische Waffe!«, sagte sie und setzte sich wieder zu ihnen. Sie schwiegen eine Weile.

    »Woher weißt du das alles, Baba?«,

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