Tödliches Theater
Von Wolfgang Sanden
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Über dieses E-Book
Der Staatsanwalt holt zur Unterstützung der Kriminalisten Schuster und Piel, denen er nicht allzu viel zutraut, die LKA-Beamten Maria Braud und Florian Silberfischer. Unter Brauds energischer Leitung beginnen die Ermittlungen. Sie fördern einige Überraschungen zutage.
Wolfgang Sanden
Wolfgang Sanden, 1946 in Hildesheim geboren, übte nach Abitur und Mathematikstudium dreißig Jahre lang verschiedene Berufe in der IT-Branche aus. Unter anderem war er als Programmierer, Systemanalytiker, Berater, Qualitätsmanager und Ausbilder tätig. In jener Zeit konnte er sich dem Schreiben nur sporadisch widmen. Heute arbeitet Wolfgang Sanden als freier Schriftsteller.
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Buchvorschau
Tödliches Theater - Wolfgang Sanden
Inhaltsverzeichnis
Erster Akt
Zweiter Akt
Dritter Akt
Vierter Akt
Fünfter Akt
Sechster Akt
Siebter Akt
Achter Akt
Neunter Akt
Zehnter Akt
Elfter Akt
Zwölfter Akt
Dreizehnter Akt
Vierzehnter Akt
Fünfzehnter Akt
Sechzehnter Akt
Siebzehnter Akt
Achtzehnter Akt
Neunzehnter Akt
Zwanzigster Akt
Einundzwanzigster Akt
Zweiundzwanzigster Akt
Dreiundzwanzigster Akt
Vierundzwanzigster Akt
Fünfundzwanzigster Akt
Sechsundzwanzigster Akt
Siebenundzwanzigster Akt
Achtundzwanzigster Akt
Neunundzwanzigster und letzter Akt
Erster Akt
Es war kurz nach elf Uhr. Langsam ging Gregor Winzer, Intendant des »Theaters in der Steiner Burg«, zu seinem Platz am Kopfende des Tisches. Dort blieb er stehen und schaute auf die muntere Gesellschaft. Das Begrüßungszeremoniell der Schauspieler mit den in diesem Kreis üblichen überschwenglichen Umarmungen und Küßchen wollte nicht enden. Etliche kannten sich schon länger, waren sie doch öfters gemeinsam in der Steiner Burg aufgetreten. Es gab viel zu erzählen, denn man hatte sich nach dem Ende der letztjährigen Festspiele viele Monate nicht mehr gesehen.
Wie seit Jahren üblich, fand der Startschuß zur neuen Spielzeit im altehrwürdigen Eppensteiner Rathaus statt. Die Stadtoberen stellten hierfür freundlicherweise den kleinen Besprechungsraum im zweiten Stock unentgeltlich zur Verfügung.
»Hallo, darf ich um ein wenig Ruhe bitten? Ich würde jetzt ...« Winzers Worte gingen im wiehernden Gelächter einer kleinen Gruppe auf der linken Seite unter. Er lief rot an, richtete sich zu voller Größe auf und wurde richtig laut:
»Ruhe, liebe Leute!«
Das wirkte tatsächlich. Noch ein paar wenige huschten möglichst unauffällig zu ihrem Platz, letzte Gluckser erstarben, die allermeisten Gesichter drehten sich dem Intendanten zu.
»Ich möchte euch alle sehr herzlich zur neuen Spielzeit in der Steiner Burg begrüßen ...«
»Gregor, wir sind noch nicht vollzählig«, unterbrach Peter Bömmel, der Geschäftsführer. »Bella und Luc fehlen noch.«
»Die kommen doch immer zu spät«, rief jemand dazwischen. »Das sind doch Stars.«
»Altstars – beziehungsweise ein Altstar.« Diese Bemerkung vom anderen Ende des Tisches rief ein leicht schadenfrohes Gekicher hervor.
»Wenn es weiter nichts ist«, Winzer machte eine wegwerfende Handbewegung, »dann mache ich jetzt trotzdem weiter. Also noch einmal ein herzliches Willkommen. Viele Worte will ich nicht machen, denn es liegt wieder eine ganze Menge Arbeit vor uns. Arbeit, die uns allen aber hoffentlich auch viel Spaß bringen wird. Ich freue mich besonders, daß ...«
Die Tür wurde nachdrücklich geöffnet, und herein spazierten Bella Bellini und Luc Luckner, der huldvoll die rechte Hand hob. Sie in goldfarbener Windjacke, farbiger Bluse, weißer Hose und goldfarbenen Sportschuhen. Das wirkte zusammen mit den dunkel gefärbten halblangen Haaren auf den ersten Blick durchaus jugendlich. Von ihm mit dem breitkrempigen schwarzen Hut, dem locker um den Hals geschlungenen grauen Schal, dem dunklen Sakko und der grauen Hose ging etwas Bedeutsames aus, wozu das scharfgeschnittene, faltenakzentuierte Gesicht und die noch immer sehr blauen Augen nicht unwesentlich beitrugen. Der Altersunterschied zwischen den beiden schien nicht unerheblich zu sein.
»Entschuldige bitte, Gregor«, Luckners wohlklingende Stimme in Baritonlage füllte den Raum, »aber für meine liebste Bella war es doch ein wenig früh.« Charmant lächelnd wies er mit einer spielerischen Geste, die locker aus dem Handgelenk kam, auf seine Frau. »Wo dürfen wir Platz nehmen? Ach, ich sehe schon, da vorne. Laß dich nicht weiter stören, Gregor.« Gemessenen Schrittes gingen die beiden zu den freien Plätzen hinüber, geräuschvoll setzten sie sich.
Winzer begrüßte die Nachzügler und drückte seine Freude darüber aus, daß ein so berühmtes Paar den Festspielen auch in diesem Jahr Glanz verleihen werde. Dann kehrte er in seiner Rede dorthin zurück, wo er unterbrochen worden war.
»Der schönste Lohn für eine Schauspielerin, einen Schauspieler ist bekanntlich der Applaus. Und den bekommt man nur für gute Leistungen. Auch Theater ist Teamarbeit. Aber wem sage ich das. Daß wir alle zu einer Mannschaft zusammenwachsen, einer Einheit, die das Publikum begeistert, dafür steht an zentraler Stelle der Regisseur – und ein bißchen auch der Intendant.« Winzer machte eine Pause. Erwartete er eine positive Reaktion auf sein halbernstes Selbstlob? Als diese ausblieb, fuhr er fort: »Leute, ich freue mich mächtig, daß wir nach drei Jahren endlich wieder unseren Karl-Maria Horn als Regisseur gewinnen konnten. Ihn vorzustellen, hieße Eulen nach Athen tragen.« In Winzers Klatschen fielen die übrigen, teilweise zögernd, ein.
KMH, wie er überall nur hieß, wehrte den Beifall in gespielter Bescheidenheit ab, indem er die geöffneten Hände beschwichtigend mehrmals auf und ab bewegte. Er hatte ein rundes Gesicht, eine Halbglatze, deren Haare straff nach hinten gekämmt und zu einem graumelierten Pferdeschwänzchen zusammengebunden waren, trug eine Sonnenbrille, hinter der er seine Glubschaugen verbarg, und war ganz in schwarz gekleidet. Für einen kurzen Augenblick zeigte er ein arrogantes Lächeln.
»Der Einfachheit halber gehe ich jetzt im Uhrzeigersinn vor und beginne von mir aus gesehen hier vorne links. Da haben wir das Urgestein der Steiner Burg, wenn ich mir dieses Wortspiel mal erlauben darf. Unser lieber Nikolaus Pfenning hält den Festspielen beinahe von Anbeginn die Treue. Schon 1982, nur ein Jahr nach Festspielgründung durch meinen Vater, war er dabei. Unvergessen dein Teufel im Jedermann, Nikolaus.«
»Um genau zu sein, lieber Gregor: Ich bin erst 1983 nach Eppenstein gekommen«, antwortete Pfenning mit kratziger Altmännerstimme. »Aber Zahlen waren ja noch nie deine Stärke«, schob er zur allgemeinen Belustigung nach. Man konnte kaum glauben, daß dieses kleine Männchen mit den nach vorne gekämmten weißen Haaren und der im Alter noch schärfer gewordenen Nase einst in einer derart wichtigen Rolle aufgetreten sein sollte. Viele kannten Pfenning aus dem Fernsehen, wo er öfters in einmal mehr, einmal weniger anspruchsvollen Nebenrollen auftrat, wenn auch in den letzten Jahren mit deutlich abnehmender Frequenz.
Neben ihm saß, und das war nun ein wirklicher Kontrast, in der Frische seiner sechsunddreißig Jahre Markus Kauffmann, dessen selbstbewußtes Lächeln nur eines ausdrückte: »Ich weiß, daß ich verdammt gut aussehe.« Die beiden jungen Frauen in der Runde schauten ihn daher auch mit einigem Interesse an. Etwas mehr lag im Blick von Bella Bellini, die ihm schräg gegenüber saß. Auch Kauffmann war nicht zum ersten Mal Gast in der Steiner Burg.
Nicht weniger selbstbewußt gab sich die überschlanke Iris Gerber, die die unangenehme Tatsache, daß sie noch in diesem Jahr siebzig wurde, mit einem sehr sorgfältig aufgetragenen Make-up recht erfolgreich – zumindest aus gebührendem Abstand betrachtet – zu kaschieren wußte. Früher einmal war ihr Name öfters in den Klatschspalten zu finden gewesen.
»Ja, und dann kommt Charly Hübscher.« Triumph lag in Winzers Stimme. »Es ist nicht ganz einfach gewesen, Charly für so viele Wochen loszueisen. Es spricht für unsere Festspiele, daß er trotz seinen zahlreichen Verpflichtungen zugesagt hat. Vielen herzlichen Dank, Charly! Auf deinen Dorfrichter Adam bin ich schon jetzt aufs äußerste gespannt.« Tatsächlich war dieses gestandene Mannsbild Anfang vierzig, der mit seinem unbeholfen wirkenden Charme die Zuschauer sofort für sich einnahm, in den zurückliegenden Monaten häufig im Fernsehen zu sehen gewesen, und es hieß, er werde demnächst zum Tatort-Kommissar befördert werden. Jetzt grinste er nur breit und meinte: »Für dich, Gregor, gerne.«
Bei Folker Rauscher und Dieter Tiefenbach handelte es sich um angegraute Lokalmatadoren, die man höchstens aus nachmittags gesendeten Soaps und Werbefilmchen kennen konnte.
Als nächstes folgten die bereits erwähnten jungen Frauen. Vanessa Frazer war eine unechte Blondine mit einem hübschen Gesicht. Sie wirkte allerdings ein bißchen blasiert. Anders die dunkelhaarige, rundgesichtige Madalena Müller, die ihre Verlegenheit kaum verbergen konnte. Beide wurden von Winzer als hoffnungsvolle Nachwuchskräfte betitelt.
Till Steiger hingegen ließ keinerlei Selbstzweifel erkennen. Er hatte in der durchaus erfolgreichen Filmkomödie »Auch Männer dürfen weinen« mitgespielt und für seinen Jan Janssen mit dem Lachstürme auslösenden Lispeln – es handelte sich allerdings um eine Nebenrolle – ein paar gute Kritiken abbekommen.
Julia Gelhard, hellbraunes, mittellanges Haar, Anfang bis Mitte dreißig, lächelte bei ihrer Vorstellung offen in die Runde. Sie war der Typ Frau, der, obwohl eigentlich nicht besonders hübsch, die Gedanken von Männern unwillkürlich in eine ganz bestimmte Richtung lenkte.
»Zu Bella und Luc brauche ich ja nichts mehr zu sagen. Und mein Sohn Friedrich kann heute leider nicht dabei sein. Er schreibt gerade eine Englisch-Klausur. Bliebe noch der junge Mann dort hinten, den ich eben bewußt übergangen habe.« Der Intendant lachte. »Lukas Cramer ist nämlich kein Schauspieler, sondern wird in dieser Spielzeit unser technischer Assistent hinter den Kulissen sein. Hauptberuflich«, Winter schrieb mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft, »ist er Student. Informatik, glaube ich. Einen kleinen Applaus für ihn, bitte.« Der fiel kurz und bündig aus.
Der Angesprochene wußte nicht so recht, wohin er schauen und was er machen sollte. Diese Präsentation seiner Person war ihm peinlich. Er liebte das Theater und hatte sich deshalb für den Posten des »Technischen Assistenten«, ein wohlklingender Name für die Tätigkeit eines »Mädchens für alles«, beworben. Auf die Idee hatte ihn sein alter Deutschlehrer Kupfert bei einem zufälligen Aufeinandertreffen vor zwei Monaten in der Stadt gebracht. »Lukas, du bist doch ein Theaterversessener, nicht wahr? Ich kann mich noch sehr gut an deine beeindruckenden Auftritte in den Schulaufführungen von Diener zweier Herren und Alle meine Söhne erinnern. Das Theater in der Steiner Burg sucht für die neue Saison noch jemanden, der hinter den Kulissen mithilft. Ist ein Teilzeitjob, den du bestimmt mit deinem Studium vereinbaren kannst. Die meisten Aufführungen fallen sowieso in die Semesterferien. Wäre das nichts für dich?« Nach kürzester Bedenkzeit hatte Cramer sich zu einem Ja entschlossen. Kupfert, Gründer und Vorsitzendem der »Theaterfreunde Steiner Burg«, kurz TSB, war es dann ein leichtes gewesen, bei dem Intendanten und insbesondere dem Geschäftsführer ein gutes Wort für ihn einzulegen. Wenn er sich nicht zu schade sei, für 2.200 Euro von Ende April, Anfang Mai bis Mitte September Kulissen zu schieben und andere Arbeiten hinter der Bühne zu übernehmen, so Bömmel, dann gerne. Mehr könne das Theater nicht zahlen, egal wieviel Arbeit anfalle. Aber Achtung, die sei schon schweißtreibend ...
Der Intendant übergab das Wort an seinen Geschäftsführer.
»Wie geht es jetzt weiter? Nun, also.« Bömmel stellte den Zeitplan für den ersten Tag vor. Zunächst werde KMH kurz über die drei aufzuführenden Stücke »Der Lügner«, »Der zerbrochene Krug« und »Die Sternstunde des Josef Bieder« sprechen. Bevor man sich nach der Mittagspause im »Hirsch« – Plätze seien reserviert – zur Spielstätte in der Steiner Burg begebe, finde auf dem Marktplatz noch ein Fototermin mit der Presse statt. Eine Zusammenstellung der Termine für die einzelnen Proben und die Aufführungen selbst lasse er jetzt herumgehen. Jeder solle sich ein Exemplar nehmen.
»Bitte gleicht die Angaben noch einmal mit eurem Kalender ab. Eigentlich müßte jeder an allen Tagen können. Aber mir ist schon klar, daß sich bei dem einen oder anderen inzwischen etwas Wichtiges ergeben hat. Das haben wir in den Verträgen auch berücksichtigt. Darüber hinaus können wir im Sinne des Ganzen keine Ausnahme machen. Auf jeden Fall müssen Abwesenheiten vorab mit mir besprochen werden. Noch Fragen?«
Zweiter Akt
»Ein bißchen lau, der Artikel.« Peter Bömmel warf den »Eppensteiner Anzeiger« verkniffenen Mundes vor sich auf den Schreibtisch.
Unter der Überschrift »Festspiele mit vielen Stars« war in der heutigen Ausgabe ein Artikel erschienen, der über die bevorstehende Saison berichtete. Dazu ein großes Foto, das Intendant Winzer, Charly Hübscher, Bella Bellini, Luc Luckner und Regisseur Karl-Maria Horn vor der fremdenverkehrsfördernden Kulisse der Fachwerkhäuser am Marktplatz zeigte. Die darauf Abgebildeten hielten drei Plakate in die Kamera, für jedes Theaterstück eines.
»Wieso gefällt dir der Artikel nicht?« Gregor Winzer saß am zweiten Schreibtisch, der mit der Längsseite nahtlos an den anderen anschloß. »Das Bild ein Hingucker, alle wichtigen Informationen sind richtig wiedergegeben, und auf den Kartenvorverkauf wird ausdrücklich hingewiesen.«
»Aber genau das hätte wirkungsvoller – nein, ich will sagen, dringlicher klingen müssen. Obwohl der Kartenvorverkauf gerade erst angelaufen ist, sind schon viele Plätze weg – oder so ähnlich ...«
»Das ist ein zweischneidiges Schwert, Peter. Es könnte von den Leuten auch so ausgelegt werden, daß man keine großen Chancen mehr auf die guten Plätze hat. Und dann lassen sie es lieber gleich.«
»Na ja, so riesig ist der Leserkreis des Eppensteiner Anzeigers nun auch wieder nicht.«
»Jetzt widersprichst du dir aber selbst. Wenn der Anzeiger nicht so wichtig ist, dann wäre es doch eigentlich auch egal, was drinsteht, oder?«
Bömmels Gesichtsausdruck verfinsterte sich, sein Mund bekam einen harten Zug. Widerworte liebte er nämlich überhaupt nicht. »Deshalb fordere ich ja schon seit längerem, daß wir auch in überregionalen Zeitungen viel mehr zum Zuge kommen müssen.«
»Nun mach aber mal halblang, Peter. Ich kann dir aus dem Stand drei, vier Zeitungen aufzählen, in denen die Festspiele angekündigt werden. Aber zu ausführlichen Artikeln kann ich die nicht zwingen. Du übrigens auch nicht.«
»Zumindest den Heini vom Eppensteiner Anzeiger hättest du zu einem deutlich positiveren Artikel animieren können, und zwar mit dem Hinweis auf die Bedeutung der Festspiele für Eppenstein. Wir sind ein Wirtschaftsfaktor, lieber Gregor! Wir sind ein Unternehmen, und das muß Geld verdienen.«
»In allererster Linie sind wir ein Theater! Und ein Theater steht für Kunst und Kultur. Genau aus diesem Grund hat mein Vater damals die Festspiele in der Steiner Burg gegründet.« Winzer schlug mit der rechten Faust auf die Tischplatte. »Diesem Erbe bleibe ich verpflichtet!«
»Gregor, ich weiß, was Peter meint«, versuchte die dritte Person im Büro die drohende Konfrontation zu verhindern. Anna Winzer, Anfang vierzig und zehn Jahre jünger als ihr Mann, war eine ansehnliche Frau. Halblange rötlichblonde Haare umrahmten ein ovales Gesicht, die modische Brille und die zarte helle Haut erzeugten den reizvollen Eindruck von Makellosigkeit und kühlem Intellekt. »Die Festspiele haben nur dann eine Zukunft, die wir doch schließlich alle wollen, wenn sie finanzierbar bleiben.« Ganz ruhig stand sie da vor den Schreibtischen.
»Deine Frau hat es kapiert.«
»Ich weiß nicht, was ihr wollt. Das Theater gibt es seit über dreißig Jahren. Wir bekommen Zuschüsse aus dem Kulturfonds des Landes, der Ministerpräsident schreibt jedes Jahr ein Grußwort und die Stadt gibt auch noch was dazu. Außerdem, und das ist die Hauptsache, haben wir ein treues Publikum, in manchem Jahr sogar eine Auslastung von mehr als neunzig Prozent.«
»Hatten, lieber Gregor, hatten.« Bömmel war aufgestanden und begann nun, auf und ab zu gehen. »Die Auslastung ist in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. Und früher hat der Ministerpräsident die Schirmherrschaft für die Festspiele übernommen. Der jetzige, dieser Feldmann, ist bekennender Kulturbanause – ein blutleeres Grußwort von drei Zeilen und morgen vielleicht gar keins mehr. Solltest du das alles vergessen haben? Wir müssen über neue Wege nachdenken,