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Fighting for Happiness: Wie erfolgreiche Unternehmer auch ihr Privatleben meistern
Fighting for Happiness: Wie erfolgreiche Unternehmer auch ihr Privatleben meistern
Fighting for Happiness: Wie erfolgreiche Unternehmer auch ihr Privatleben meistern
eBook293 Seiten3 Stunden

Fighting for Happiness: Wie erfolgreiche Unternehmer auch ihr Privatleben meistern

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Über dieses E-Book

Der erfolgreiche Unternehmer Christian Wagner hat eigentlich alles, was andere sich wünschen würden: eine Familie, Geld, einen Beruf, den er liebt, und ein von Erfolg geprägtes Unternehmen. Trotzdem scheint er nicht glücklich zu sein, fühlt sich verloren, gestresst und überfordert. Obwohl er nach Kräften versucht, alles in den Griff zu bekommen - es scheint nie genug zu sein. Sein Berg an To-dos wächst ihm über den Kopf, seinen Sohn sieht er meist schlafend und seine Frau reagiert nur noch gereizt. Und das Schlimmste: Er versteht einfach nicht, warum.

Entschlossen, etwas zu verändern, begibt er sich gemeinsam mit dem erfolgreichen Coach Michael Lorenz auf die Suche nach Antworten. Er will seine Situation, seine Frau und die Ursache von Konflikten verstehen. Im Coaching lernt er, warum seine Frau nicht glücklich sein kann und warum er, obwohl bereits völlig verplant, ständig neue Projekte annimmt. Um seine Situation nachhaltig zu ändern und seine Familie zu retten, muss er Werkzeuge aus Zeitmanagement, Kommunikation, Psychologie und Neurobiologie erlernen und gezielt einsetzen. Darüber hinaus erfährt er, wie er Neurotransmitter und Hormone wie Dopamin, Serotonin und Oxytocin für sich nutzt.

Dabei kommt er zu einer Erkenntnis, die seine bisherige Sicht der Welt auf den Kopf stellt.

Dieses Buch bietet Tools zur Selbstorganisation und -motivation für Unternehmer, die biopsychologische Erklärung, warum erfolgreiche Unternehmer immer wieder im privaten Chaos landen, und konkrete, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhende Methoden für ein rundum erfülltes Privatleben als Unternehmer.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum21. Dez. 2020
ISBN9783752679526
Fighting for Happiness: Wie erfolgreiche Unternehmer auch ihr Privatleben meistern
Autor

Florian Kempkes

Florian Kempkes ist Sozialwissenschaftler, Jiu-Jitsu-Schwarzgurt, bekennender Autodidakt, ehemaliger Dozent und Genießer des Lebens. Er gewann mehrere nationale Titel im Brazilian Jiu Jitsu, leitete eine Kampfsportschule und machte sich bereits im Alter von 23 Jahren als Trainer für Führungskräfte selbstständig. Seitdem las er weit über 100 Bücher und Studien über Glück, Glückshormone und das Gehirn und startete ein eigenes Glücksexperiment. Er dozierte an der TU Kaiserslautern, bekam seinen Schwarzgurt verliehen und coachte Hunderte Führungskräfte und Unternehmer. In seiner Arbeit kombiniert er auf einzigartige Weise wissenschaftliche Erkenntnisse und jahrelange Erfahrung mit Techniken aus Kampfsport und Coaching. Sein Credo: Glückliche Unternehmer verändern die Welt.

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    Buchvorschau

    Fighting for Happiness - Florian Kempkes

    Für Elisabeth

    INHALT

    Vorwort

    DAS ALTE LEBEN

    Ein Tag in der Firma

    Berater sagen dir für viel Geld, was du eh schon weißt

    BEGEGNUNG MIT DEM COACH

    Der Coach, der nicht wie einer aussah

    Die Vergangenheit aufarbeiten?

    Ist Glück angeboren?

    Die vier Formen des Glücks

    GLÜCK DURCH FREUDE

    Sinn und Funktion von Dopamin

    Das Dopaminmuster – der Teufelskreis

    Dopamin bewusst beeinflussen

    Sinn, Vision, Ziele

    Bis zum Tod und zurück

    Der Sinn des Lebens

    Die Vision

    Die »richtigen« Tätigkeiten und Projekte auswählen

    Flow – wie Arbeit glücklich macht

    Wirkung von Smartphone und Social Media

    Sinn und Funktion von Flow

    Flow im Alltag umsetzen

    GLÜCK DURCH SCHMERZ

    Sinn und Funktion von endogenen Opiaten

    Das Opiatmuster

    Endogene Opiate bewusst beeinflussen

    Der kleine Tod

    GLÜCK DURCH BINDUNG

    Sinn und Funktion von Oxytocin

    Das Oxytocinmuster des Unternehmers

    Oxytocin bewusst beeinflussen

    Der Ausflug

    Das Gehirn im Konflikt

    Kommunikationsregeln – die Lösung?

    Die ideale Beziehung

    Eine Entscheidung treffen

    Die Beziehungsvision

    Umsetzung im Alltag – die Skripttheorie

    GLÜCK DURCH STATUS

    Sinn und Funktion von Serotonin

    Eine stabile Gemeinschaft

    Höhere Überlebenschancen durch gute Führung

    Status als Konfliktursache

    Das Serotoninmuster des Unternehmers

    Serotonin und Status in der Beziehung

    Den Serotoninspiegel erhöhen

    Die drei Ersatzhandlungen bei Serotoninmangel

    Status im Gehirn

    Eine Voraussetzung für eine glückliche Beziehung

    Eine Urangst des Menschen

    Serotonin gut und sinnvoll einsetzen

    Der Sinn von Aggression und Wut

    Einen Anker setzen

    Eine wichtige Erkenntnis

    Epilog

    Deine Reise

    Über den Autor

    Danksagung

    Stichwortverzeichnis

    Literatur- und Quellenverzeichnis

    VORWORT

    Um ein glücklicher Unternehmer zu sein, muss ich mehr verkaufen, mehr Umsatz generieren, erfolgreich sein. Kennst du diese Glaubenssätze? Die Grundannahme dahinter: Ein Unternehmer ist glücklich, wenn er erfolgreich ist. Beruflicher Erfolg und Glück scheinen also, zumindest für Unternehmer, ein- und dasselbe zu sein.

    Diese Grundannahme ist zwar naheliegend, aber trotzdem falsch. Auch Unternehmer sind Menschen. Und als Menschen tun wir ALLES, um entweder Glück zu erlangen oder Unglück zu vermeiden. Ob wir morgens aufstehen oder doch lieber liegen bleiben, das Auto oder das Fahrrad nehmen – oder eben ein Unternehmen gründen. All diese Entscheidungen treffen wir nicht einfach so. All das tun (oder lassen) wir in der meist unbewussten Hoffnung und dem Glauben, dass es uns glücklicher macht.

    Das Ziel dieses Buches ist deshalb nicht der erfolgreiche Unternehmer. Das Ziel dieses Buches ist der glückliche Unternehmer.

    Nun gibt es Geschichten, Weisheiten, Lebenserfahrungen, aber auch ein paar gute und wissenschaftlich fundierte Ratgeber zum Thema Glück. Gefangen in einem Strudel aus To-dos, Projekten und Konflikten fällt es vielen Unternehmern jedoch schwer, allgemeine Empfehlungen wie »sei dankbar«, »meditiere täglich« und »pflege deine sozialen Kontakte« in ihrem vollgepackten Tag unterzubringen.

    Dieses Buch soll daher drei Elemente verbinden:

    Erstens: wissenschaftliche Erkenntnisse, Experimente und Studien rund um die Themen Glück, Gehirn, Hormone und Beziehungen

    Zweitens: die konkrete Anwendung dieser Erkenntnisse im Alltag eines Unternehmers

    Drittens: die persönliche Erfahrung aus dem Coaching zahlreicher Unternehmer, aus einem eigenen Glücksexperiment und nicht zuletzt aus über zwanzig Jahren Kampfsport

    Wusstest du zum Beispiel, dass sich in einem Konflikt bestimmte Bereiche deines Gehirns abschalten oder dass durch Schmerzen Glückshormone ausgeschüttet werden?

    Dieses Buch bietet dir Tipps und Tricks gestützt auf Erkenntnisse der Biopsychologie, um deinen Berg an To-dos endlich loszuwerden, dich zum Sport zu motivieren und eine glückliche Ehe zu führen. Es ist bewusst als Anleitung zum Mit-Machen und Mit-Arbeiten geschrieben, weshalb ich an der Seite Platz für Notizen gelassen habe. Es soll aber auch eine Einladung zum Weiterdenken sein, hierfür gibt es Fußnoten mit ergänzenden Informationen, Quellenangaben sowie ein Stichwort- und ein Literaturverzeichnis.

    All das mit nur einem Ziel: aus einem erfolgreichen Unternehmer einen glücklichen Unternehmer zu machen.

    Meine Erfahrung zeigt: Wenn Unternehmer gelöst, energiegeladen und glücklich sind, dann fangen sie an, die Welt zu verändern.

    Wenn ich dazu etwas beitragen kann, dann bin auch ich glücklich.

    Florian Kempkes

    im August 2020

    DAS ALTE LEBEN

    Donnerstag, 22. November

    »Warum tue ich mir das eigentlich an?«, fragte ich mich.

    Es war ein grauer Novembertag. Vor einer Stunde hatte meine Frau nach einem lautstarken Streit wutentbrannt das Haus verlassen, und seitdem saß ich hier in meinem Lieblingssessel im Arbeitszimmer, schaute hinaus in den Nebel und grübelte vor mich hin.

    Wieso konnte ich nicht einfach glücklich sein? Zugegeben, Feuer und Tatendrang vergangener Tage existierten nur noch in meiner Erinnerung. Aber eigentlich konnte ich mich doch wirklich nicht beschweren. Klar hatte ich ein paar Probleme. Der Riesenberg an To-dos beispielsweise, der einfach nicht kleiner wurde, egal wie sehr ich mich auch anstrengte. Oder die in letzter Zeit immer häufigeren Konflikte mit meiner Frau.

    »Andererseits«, sagte ich mir, »andere haben viel größere Probleme. Wir haben ein großes Haus, ein tolles Kind, keine finanziellen Sorgen … und das mit unserer Ehe renkt sich schon wieder ein. Statt hier rumzusitzen, sollte ich lieber etwas tun.« Meine Gedanken wanderten von den Sportschuhen, die in der Ecke verstaubten, zu dem Berg an Aufgaben, die ich heute noch erledigen wollte und der vom Grübeln auch nicht kleiner wurde. Mit einem Ruck stand ich schließlich auf und machte mich seufzend an die Arbeit.

    Den Rest des Nachmittags sortierte ich Post, bezahlte Rechnungen, räumte auf und erledigte einige Telefonate. Wie konnte es eigentlich sein, dass ich, der erfolgreiche Unternehmer, völlig überfordert damit war, meine privaten Projekte und To-dos unter Kontrolle zu halten?

    Als Melanie gegen 17 Uhr mit unserem Sohn Benjamin nach Hause kam, saß ich gerade an meinen E-Mails.

    »Ich rackere mich den ganzen Tag ab, und du sitzt hier und vergnügst dich«, begrüßte sie mich genervt und deutete auf meinen zweiten Bildschirm, auf dem gerade ein Musikvideo auf YouTube lief.

    Ich atmete erst mal tief durch. »Ich mache gerade meine Mails. Mit Musik kann ich mich einfach besser konzentrieren.«

    »Wenn du wirklich so gewissenhaft und konzentriert bist, wieso haben wir dann ständig Mahnungen im Briefkasten?«

    »Das waren letzten Monat genau zwei, und bei einer davon habe ich nie eine Rechnung gesehen. Außerdem werden wir wegen ein paar Euro Mahngebühren sicher keinen Bankrott anmelden«, entgegnete ich betont ruhig.

    »Gibt’s eigentlich irgendetwas, wofür du keine tolle Erklärung hast?«, gab Melanie zurück und knallte die Tür hinter sich zu. Zum zweiten Mal an diesem Tag.

    Traurig schüttelte ich den Kopf. »Ich verstehe sie einfach nicht«, dachte ich. Aber in dieser Stimmung brachte es sowieso nichts, mit ihr zu reden, und so widmete ich mich wieder meinen Mails.

    Als ich eine knappe Stunde später ins Wohnzimmer ging, saß sie schon mit Benjamin beim Essen.

    »Danke für die Hilfe beim Kochen!«, meinte Melanie sarkastisch. »Schon toll, wenn der Mann so viel im Haushalt hilft.«

    »Du meinst den Mann, der den halben Tag deine Rechnungen bezahlt und deine Post sortiert hat?« Konnte sie nicht irgendwann mal Ruhe geben?

    »Was habe ich nur für ein Glück … So einen wie dich finde ich nie wieder«, murmelte sie. Etwas an ihrem Ton ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen.

    Ich atmete wieder tief durch und setzte mich. »Manchmal würde ich am liebsten einfach abhauen und alles hinter mir lassen«, dachte ich.

    »Wie war es in der Schule, Benjamin?«, wandte ich mich schließlich an meinen Sohn.

    EIN TAG IN DER FIRMA

    Freitag, 23. November

    In dieser Nacht schlief ich schlecht. Ich träumte von einer Lawine aus Notizzetteln, vor der ich verzweifelt wegrannte, bis sie mich schließlich doch einholte und überrollte. Als ich am nächsten Morgen schweißgebadet aufwachte, fühlte ich mich wie gerädert.

    Wie so oft kämpfte ich mit dem Bedürfnis, einfach liegen zu bleiben und mir die Decke über den Kopf zu ziehen, bis ich mich schließlich doch aus dem Bett wälzte.

    Zwei Stunden später betrat ich, immer noch ziemlich schlaftrunken, das Büro. Im Flur stieß ich bereits auf Felix, einen meiner Mitarbeiter.

    »Deine Idee am Montag war mega!« Er strahlte förmlich. »Ich glaube wirklich, so könnte es klappen. Bei ein paar Themen bin ich mir allerdings noch unsicher. Ich schau später kurz bei dir im Büro vorbei und wir besprechen das, okay?«

    »Ja, sicher!«, sagte ich schon etwas besser gelaunt.

    Als ich mich schließlich an meinen Schreibtisch setzte, hing ein Zettel an meinem Bildschirm: »Kannst du dich bitte gleich bei mir melden, wenn du da bist? Andreas.«

    Ich atmete erst einmal tief durch. Dann stand ich schwerfällig auf und machte mich auf den Weg zu Andreas’ Büro.

    Mein Freund und Mitgründer blickte kurz hoch, als ich sein Büro betrat. »Einen Moment«, sagte er, tippte ein paar Wörter und drückte auf Enter. »Guten Morgen!«

    »Morgen, Andreas!«, sagte ich. »Ich bin gerade gekommen und habe deinen Zettel gesehen. Was gibt es denn so Dringendes?«

    »Ich hatte heute Morgen einen Anruf von Herrn Müller auf der Mailbox«, antwortete Andreas. Herr Müller war einer unserer ältesten und wichtigsten Kunden. »Bevor ich ihn zurückrufe: Hast du ihm Feedback zu seiner Idee mit der Kooperation gegeben?«

    »Ach, verdammt!«, sagte ich. »Das hatte ich eigentlich am Montag vor, aber dann hat das Meeting mit den Marketingleuten länger gedauert. Wir hatten aber ein paar richtig gute Ideen, Felix ist schon an der ersten dran. Wie dem auch sei – warte noch mit dem Rückruf bei Herrn Müller, ich rufe ihn gleich an!«

    »Alles klar«, antwortete Andreas.

    Auf dem Weg zurück in mein Büro zückte ich mein Handy und wählte Herrn Müllers Nummer.

    Der war ziemlich ungehalten. »Ich habe Ihnen eigentlich nur mitteilen wollen, dass ich mich bereits mit einem befreundeten Unternehmer über Sie unterhalten habe und er mit Ihnen arbeiten möchte. Könnte ein sehr interessanter Kunde für Sie sein. Aber wenn Sie den genauso warten lassen wie mich, überlege ich mir das noch mal!«

    Die nächste Zeit verbrachte ich damit, die Wogen zu glätten und mich zu entschuldigen. Als er nach zwanzig Minuten schließlich besänftigt auflegte, seufzte ich erleichtert. Wie machte Herr Müller das eigentlich? Er war ein sehr erfolgreicher Unternehmer und hatte mehr als doppelt so viele Mitarbeiter wie wir. Trotzdem war er ein Muster an Zuverlässigkeit und fast immer tiefenentspannt und gut gelaunt. Warum bekam ich das einfach nicht hin?

    Ich seufzte, ließ mich in meinen Stuhl fallen und starrte mit leerem Blick den Bildschirm vor mir an.

    BERATER SAGEN DIR FÜR VIEL GELD,

    WAS DU EH SCHON WEISST

    Mittwoch, 28. November

    Einige Tage später saß ich mit Andreas im Büro.

    Mit halbem Ohr hörte ich zu, wie Andreas mir von den neuesten Entwicklungen in unserer Firma erzählte. An diesem Morgen hatte es zwischen Melanie und mir mal wieder geknallt. Wie immer, wenn wir uns so heftig stritten, war der Tag für mich gelaufen. Selbst im Büro fiel es mir in letzter Zeit immer schwerer abzuschalten.

    »Erde an Christian, möchtest du mich vielleicht auch mit deiner geistigen Anwesenheit beehren?« Ich zuckte zusammen.

    »Äh … ja, sorry. Ich war gerade in Gedanken. Kannst du den letzten Satz bitte noch mal wiederholen?«

    Andreas seufzte und blickte mir direkt in die Augen. »Ganz ehrlich, Christian: Was ist los?«

    »Was meinst du?«

    »Du bist in letzter Zeit dauernd schlecht drauf und gestresst, du motzt unsere Mitarbeiter an und bist ständig nicht bei der Sache. Was ist los mit dir? Du wirkst völlig fertig und neben der Spur.«

    Ich zuckte zusammen. Irgendwie fühlte ich mich ertappt. »Na, so schlimm ist es jetzt auch nicht«, verteidigte ich mich. »Es ist einfach so viel zu tun und dazu kommt, dass ich es Melanie im Moment einfach nicht recht machen kann … Tut mir leid, ich achte drauf.«

    »Doch, es ist so schlimm«, entgegnete Andreas.

    Autsch. Das saß. Andererseits: Vielleicht hatte er recht.

    »Gut zu wissen … Na ja, ich habe schon so viel geschafft, da schaffe ich das auch irgendwie«, wich ich aus.

    »Hast du mal darüber nachgedacht, dir Hilfe zu holen?«, hakte Andreas nach.

    »Hilfe? Du meinst einen Psychologen oder einen Coach oder so etwas?« entgegnete ich.

    »Zum Beispiel«, nickte Andreas. »Ich denke, ein Coach wäre keine schlechte Idee.«

    »Wie soll der mir denn mit meiner Beziehung helfen? Der kann meine Frau doch auch nicht ändern …«

    »Deine Frau nicht, aber vielleicht hat er für dich ein paar schlaue Ideen«, entgegnete Andreas.

    »Für mich? Ich wüsste nicht, was der mir Schlaues sagen sollte. Ich habe schon so viele Artikel und Beiträge mit tollen Ratschlägen gelesen. Haben sich super angehört, aber nachhaltig geändert hat sich dadurch nichts. Vielleicht ist meine Situation einfach zu wenig normal. Abgesehen davon: So schlimm ist es auch nicht. Ich bin zwar im Moment etwas unzufrieden. Aber andererseits habe ich doch alles, was man sich wünschen kann. Ich schaff das schon. Wie sagte mein Vater immer: Ein Berater ist ein Mann, der deine Uhr nimmt, um zu sagen, wie spät es ist, und dir dafür dann eine Rechnung schickt«, antwortete ich.

    »Schöner Satz!«, lachte Andreas.

    Ich lächelte. »Können wir jetzt bitte zurück zum Geschäftlichen kommen?«

    »Klar«, sagte Andreas und nahm den Faden wieder auf.

    BEGEGNUNG MIT DEM COACH

    DER COACH, DER NICHT WIE EINER AUSSAH

    Freitag, 4. Januar

    Es klingelte.

    In den letzten Wochen hatte sich an meiner allgemeinen Unzufriedenheit und der Situation mit Melanie nichts geändert.

    »Jetzt stell dich doch nicht so an. Bestimmt gibt es Coaches, die auf Unternehmer spezialisiert sind. Mach doch einfach mal ein Gespräch aus. Im schlimmsten Fall geht ihr einen Kaffee trinken und findet euch unsympathisch«, hatte Andreas wiederholt gesagt.

    Und so hatte ich schließlich, kurz nach Neujahr, Andreas’ Drängen nachgegeben und einem Treffen mit einem Glückscoach zugestimmt, den Herr Müller ihm empfohlen hatte.

    Wäre die Empfehlung nicht von Herrn Müller gekommen, hätte ich wahrscheinlich trotzdem Nein gesagt. Aber da Herr Müller der einzige mir bekannte Unternehmer war, der wirklich alles unter einen Hut zu bekommen schien und der dabei auch noch glücklich wirkte, schien ihm Michael Lorenz, so hieß der Glückscoach, immerhin nicht geschadet zu haben.

    Und da stand er nun. Vor meiner Tür. Die Hand schon am Türgriff, hielt ich inne. Kurz überlegte ich, mich einfach wieder umzudrehen. »Ach … was soll’s«, dachte ich schließlich, holte tief Luft – und öffnete die Tür.

    »Guten Morgen, Herr Wagner, schön, Sie kennenzulernen!«, begrüßte er mich.

    Michael Lorenz passte so gar nicht zu dem Bild, das ich von einem Coach hatte. Er war weder der schneidige, glattrasierte, anzugtragende McKinsey-Berater-Typ noch der graubärtige Pädagoge mit Brille, Schlabberhemd und Wohlstandsbauch.

    Der Typ, der da vor mir stand, war mittelgroß, durchtrainiert und trug eine Jeans sowie ein einfaches Hemd ohne Krawatte. Er strahlte eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit aus. Sein Alter ließ sich schwer schätzen, vermutlich ließ sein grau melierter Bart ihn älter erscheinen, als er tatsächlich war.

    »Guten Morgen!«, begrüßte ich ihn.

    Etwas später saßen wir mit einem Kaffee in meinem Arbeitszimmer.

    »Bevor wir ins Thema einsteigen: Ich bin Michael«, eröffnete er das Gespräch.

    »Christian«, antwortete ich, beugte mich vor und schüttelte ihm erneut die Hand.

    »Freut mich, Christian. Schieß los, wie kommt es, dass wir hier zusammensitzen?«

    Die nächste halbe Stunde erzählte ich ihm meine Geschichte. Michael hörte aufmerksam zu, stellte einige Zwischenfragen und machte sich Notizen.

    Als Sohn eines erfolgreichen Unternehmers hatte ich mit Anfang zwanzig gemeinsam mit zwei Freunden mein eigenes Unternehmen, die Benera Software GmbH, gegründet.

    Es war eine tolle Zeit. Wir waren jung, voller Tatendrang – und erfolgreich. Auch wenn wir immer wieder brenzlige Phasen überstehen mussten, wuchsen wir kontinuierlich.

    Eines Abends lernte ich auf einer Party Melanie kennen. Schnell waren wir ein Paar und genossen gemeinsam das Leben. Tagsüber arbeiteten wir – ich in meiner Firma und sie als Projektmanagerin in einem großen Automobilunternehmen – und auch abends war immer etwas los.

    Die Tür zu unserer Wohnung in der Mannheimer Innenstadt stand offen, und irgendjemand kam immer vorbei – ob zum gemeinsamen Kochen oder zu einer spontanen Party. Am Wochenende unternahmen wir oft spontane Kurztrips nach Prag, Amsterdam oder München.

    Sehr gut erinnerte ich mich an einen Freitag um das Jahr 2005. Ich hatte Melanie gerade von der Arbeit abgeholt, wir saßen in meinem neuen Wagen – einem nagelneuen Alfa Romeo Spider – und entschieden uns, einfach loszufahren. Über Straßburg landeten wir am Ende in Paris und blieben mehrere Tage. Wir ließen uns treiben, genossen die französische Cuisine und die Sonne und verbrachten die Abende im Bett oder in einer der unzähligen Bars in der Nähe. Es war eine unglaubliche Zeit.

    Nach einigen Jahren heirateten wir, eine wahre Traumhochzeit, und wieder ein Jahr später kam unser Sohn Benjamin zur Welt. Melanie gab ihren Job auf und wurde Hausfrau. Wir waren mittlerweile in ein wunderschönes Haus etwas außerhalb der Stadt gezogen und die Kochabende mit den Freunden wie auch die spontanen Kurztrips wurden seltener.

    Einige Jahre später starb mein Vater mit 59 Jahren völlig überraschend an einem Herzinfarkt.

    Nach einigem Hin und Her einigten wir uns darauf, dass mein älterer Bruder Hans die Geschäftsführung des Familienunternehmens übernehmen sollte. Das war mir nur recht, denn ich hatte mit meinem eigenen Unternehmen selbst schwere Zeiten zu überstehen.

    Die Zahlungsunfähigkeit unseres größten Kunden drohte, uns selbst mit in den Abgrund zu reißen, und die Investoren saßen uns im Nacken. Nur dank eines kurzfristigen Überbrückungskredites, den ich mit meinem Bruder aushandelte, überlebten wir überhaupt.

    Die Schwierigkeiten bei Benera hörten auch in den nächsten Jahren nicht auf, und ich saß, nachdem ich Benjamin ins Bett gebracht hatte, meist noch bis weit nach

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