Das alte Bernau bei Berlin: Aus damaliger Sicht
Von Books on Demand
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Über dieses E-Book
- Die erste Stadtbesiedlung -
- Die Kalandsbrüder -
- Die Hussiten -
- Die Reformationszeit -
- Der 30jährige Krieg -
- Dem Zeitalter des alten Fritz -
- Der Freiheitskriege -
- Die Eisenbahn -
- Die Marienkirche -
- Die Stadtbefestigung -
- Bernau als Bierstadt -
- Eine Stadtführung -
- und vieles mehr -
- mit vielen Bildern und Darstellungen, sowie einem historischen
Stadtplan -
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Buchvorschau
Das alte Bernau bei Berlin - Books on Demand
Heraldische Beschreibung
Des Wappens der Stadt Bernau in der Mark
in der Sprachform der Zeit um 1616
(Ältester Siegelring der Stadt mit Wappen)
Blasonierung eynes P. P. der hochlöblichen Stadt Bernau
in der Mark.
Nemlich eyn silberner Schild, darinnen ein natürlicher
Eichenbaum, vor dem eyn rechts gewendeter brauner Bär
schreitet und ueber dem ein roter, nach rechts schauender
Adler mit ausgebreytetem Flug und roten Waffen
herauswachset.
Inhalts-Verzeichnis
Geleitwort
Zueignung
Bernau in sieben Jahrhunderten
Die alte Stadtsiedlung
Die alte Verwaltung, die Gilden
Die Kalandsbrüder
Landbesitz, Brauerei, Befestigung
Die Hussiten vor Bernau
Blütezeit im 15. Jahrhundert
Der 30jährige Krieg
Die Refugiés
Der Chronist Tobias Seiler
Zeitalter des alten Fritz
Bernau um 1800, Städteverordnung
Die Zeit der Freiheitskriege
Die Eisenbahn
Bernau von 1850 – 1900
Die Marienkirche
Die Baugeschichte der Marienkirche
Die Stadtbefestigung vor Bernau
Die Rüstkammer (Hussitenmuseum)
Die katholische Kirche
Bernau im heutigen Kultur- u. Wirtschaftsleben
Bernau als Bierstadt
Rundgang durch die Stadt
Ausflüge in die Umgebung
Bildanhänge aus der 3. Auflage (bis auf Stadtplan)
Geleitwort.
Dieses Büchlein will ein hilfsbereiter Führer durch die Stadt Bernau und ihre Umgebung sein. Es erscheint im Zeichen der gemeinsamen Feier der 500. Wiederkehr des Tages der siegreichen Hussitenschlacht und des 700 jährigen Bestehens der Stadt.
Angelehnt an früher erschienene Führer und an die Stadtchroniken von Seiler und Wernicke, will dieses Werk Junge und Alte, Einheimische und Fremde in herzlicher Freundschaft noch enger mit unserer altehrwürdigen „Hussitenstadt" verbinden. Es erinnert an die inhalts- und ruhmreiche Vergangenheit der Stadt, an meisterhafte, stilvolle Baukunst, an vorbildlichen Gemeinschaftssinn, hehren Stolz, emsigen Fleiß, trutzige und opferbereite Wehrhaftigkeit der Bürgerschaft. Echte wirtschaftliche Blütezeiten wechseln ab, mit entbehrungsreichem Niedergang und grauenhafter Not. Jedoch spricht aus den Schilderungen und Bildern der zähe und tatkräftige Wille der Bürger zum Wiederaufbau unter der bewährten Führung verantwortungsfreudiger und verdienstvoller Persönlichkeiten. In gedrängter Fülle ziehen die wechselvollen Geschehnisse mehrerer Jahrhunderte vorüber, als kraftvoller Ausdruck eines aufwärtsstrebenden Siedlungsgebietes und eines seine Kräfte erfolgreich einsetzenden Gemeinschaftslebens.
Allen Mitarbeitern, die in liebenswürdiger und uneigennütziger Weise die Herausgabe dieses heimatkundlichen Werkes unterstützen, sei herzlichst gedankt!
Möge dieser „Führer durch Bernau" die Verbundenheit zwischen der Stadt und ihren alten Freunden stärken, sowie ihr neue Freunde gewinnen! Möge er allen Lesern in den Stunden beschaulicher,
erholungsreicher Muße, oder freudigen Schaffensdranges dauerhafte Werte und anregende Kenntnisse vermitteln, von der Geschichte und den Schönheiten Bernaus, nebst seiner reizvollen Umgebung!
Erfüllt von Achtung und Ehrfurcht vor den guten Kräften und hervorragenden Leistungen einer stolzen Vergangenheit, mit klarem Blick für die Verhältnisse und tatfrohem Willen für die Bedürfnisse der schwierigen Gegenwart, sowie getragen von unerschütterlichem Glauben an eine aufstrebende Entwicklung ihrer Zukunft, tritt die Bürgerschaft Bernaus in das 8. Jahrhundert ihrer Lebens- und Schicksalsgemeinschaft.
Bernau bei Berlin, im Juni 1932.
Zueignung.
Klein ist unter den Städten Germaniens freilich die Meine – Soll ich beginnen, wie einst Goethe sein Weimar besang, Sang seinem Fürsten? Zwar sind die Großen selten geworden, Selten die Stätten, die noch festliche Freude verleihn, Und dem Zweifelnden scheint´s wohl, daß aus den früheren Zeiten Nur das Mäßige blieb, während das Hohe entschwand. Daß nur die Not sich verzehnfacht, und jedes Dunkel von ehmals Wie ein Mahlstrom auf uns, ärmstes Geschlecht, sich ergoß. Aber wir leben. Und ist´s nicht der Wirkung lebendigste Bürgschaft, Wissenden Aug´s die Gefahr messend lebendig zu sein? Aber wir hoffen! Und ist´s nicht der Hoffnung sprudelnste Quelle, Kennen den glücklichen Ahn, stehn über forderndem Land? Wahrlich, so lasset still auf siebenhundert Jahre uns horchen, Staunend die Mauern umgehn, die das Geheimnis bewahrn. Laßt uns wandeln die alten Gassen mit neuem Sinne; Wie uns die Stumpfheit entsinkt, schärft sich uns Wille und Herz. Prüfender spähen wir aus, ein früheres treiben zu fühlen; Menschen erstehn wie wir, streitend und kämpfend beschwingt. Heller hören die Ohren, und da! die alten Gespräche Gehen von Acker und Brot, Arbeit und Liebe und Glück. Hart auf hart steigt Stufe auf Stufe; sie schleppten wie wir auch, Und die mühlose Frucht traf auch dort keinen Mann. Schicksale kamen und brachen die stolz erwachs´nen Geschlechter; Um das Haus rast die Pest, Straßen zerflackern in Glut. Schicksale aber, sie wurden auch klug und wachsam bestanden, Freier atmet das Land, wenn sich Untragbares hob. Und wie weit ihr so rückwärts schreitet, nach vorwärts euch nähert: Alles war Wandlung und Tausch, und man meistert´s zuletzt. „Lebt nicht auch Ihr? Werdet Meister! So rufen die alten Gefährten, Stifter des Blutes, das euch trägt. „Leidet und meistert die Not! Meistert euch selbst! Denn dies ist aller Anfang und Ende; Wollt ihr die große Zeit? Werdet ein großes Geschlecht! Ehrt die Vergangenheit! Sie bleibt Nahrung und Mahner; Bildet die Gegenwart! Sie ist euch Pflicht und Besitz! Liebt die Zukunft! Ihr ahnt das Reich eurer Kinder und Enkel; Recket die Schultern an! Baut eure Kinder ins Licht!
Hört ihr sie, Freunde? Und lebt ihr? Wir leben! Vergangnes und Künft´ges bannt uns, zwingt uns zum Pflug; Licht quillt zur Seite uns auf.
Hoffnung, Hoffnung! Wo ist das Dunkel, daß wir´s bestreiten? Neu besonnt glänzt das Land, wenn wir´s als Erben begrüßt!
Und nun gehen wir die grünen Alleen, die früchtebeworfnen, Biegen das Korn mit der Hand, wie sich´s uns traulich erhebt. Spüren die sandigen Wege, die sonnigen, und in des nahen Waldes Schatten zu stehn, heißt uns die Andacht und Lust. Aber wo immer wir wandeln, uns leuchten die alten Türme, Ruft zu lebendiger Tat, einendem Werk unsre Stadt! Ja, wir sind dir verbunden! Und tiefer schließen und fester Die Erwachten sich neu in deinen treibenden Gang, Schließen die Kette enger, die Hände freier zusammen, Einer Heimat verschworn, einem Lande getreu. Sieh, nun wächst Größe wieder, die Enge weitet und dehnt sich, Not gewinnt Flügel, und da: Auch der Mahlstrom verrinnt! Froh tönt das Lied: Genügsam sind wir und freuen Uns unseres kleinen Reviers! – Rühm´ dann der Dichter auch uns: Seht sie! So wende nach innen, so wende nach außen die Kräfte Jeder, da wird´s noch ein Fest, Deutscher mit Deutschen zu sein!
Fischblasenfries an der Südfront der St. Marienkirche.
Bernau in sieben Jahrhunderten
Gründung der Stadt. Schon in grauer Vorzeit bestand in unserer Gegend eine uralte Siedlung der Germanen. Beweise hierfür liefern uns die Funde aus der Bronzezeit: Gefäße der Lausitzer Periode, Äxte, Fibeln und andere Schmuckgegenstände, die auf dem Werder und an den Ufern des Liepnitzsees aufgefunden worden sind. Das altgermanische Bernau, ein zeitliches Gegenstück zum Bronzedorf von Buch, südlich unserer Gemarkung, lag auf der diluvialen Bodenschwelle (Mühlenberg) im Nordwesten der heutigen Stadt mitten in Laubwäldern. Der Name dieser, durch Rodung gewonnenen Siedlung, könnte vom alt-hochdeutschen bernen (brennen) hergeleitet werden. Als die Germanen von den Slawen verdrängt wurden, entstand am Nordrande des Panketals ein wendisches Dorf. Daher leiten heute manche Forscher den Namen Bernow aus dem wendischen Brno (Sumpf) her. Dies ansehnliche Dorf Bernow, oder Bernaw hatte im 11. und 12. Jahrhundert regen Marktverkehr und weitreichende Handelsbeziehungen. Darauf weist die Gründungssage unserer Stadt durch Albrecht den Bären im Jahre 1141 hin.
Der Askanier soll um 1139 bei einer Jagd, in dem Waldkrug (heute Schuhknechtsches Haus: Ecke Kronen und Königstraße) eingekehrt sein. Das dort geschenkte Bier habe ihm so trefflich geschmeckt, daß er beschloß, an besagter Stelle eine Stadt zu gründen. In dem