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The Last Viking 3 - Das Schwert der Wikinger
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The Last Viking 3 - Das Schwert der Wikinger
eBook348 Seiten4 Stunden

The Last Viking 3 - Das Schwert der Wikinger

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Über dieses E-Book

Sieg oder Untergang?

Unter seinem Banner eroberte Wikinger Harald den Thron seiner Ahnen zurück und regiert von nun an Norwegen als König. Doch der Frieden ist nur von kurzer Dauer. Schon bald bedrohen Intrigen und Verrat seine Herrschaft. Auch seine Vision eines vereinten Nordreiches scheint in weite Ferne gerückt. Als er jedoch erfährt, dass der König Britanniens verstorben ist, ruft er seine Krieger zu den Waffen. Ein weiteres Mal fordert Harald das Schicksal heraus …

Der dritte und finale Teil der wahren Geschichte um den Wikingerfürsten Harald Sigurdharson
SpracheDeutsch
HerausgeberMantikore-Verlag
Erscheinungsdatum9. März 2020
ISBN9783961880621
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    Buchvorschau

    The Last Viking 3 - Das Schwert der Wikinger - Poul Anderson

    Sighvat

    I

    WIE EIN SCHIFF ABLEGTE

    1

    Nach Weihnachten ging der ältere Sohn des Königs, Magnus, auf die Jagd und blieb viele Tage fort. Er wurde gerade dreizehn, ein großer, schlanker, hübscher Junge mit blauen Augen und rotbraunem Haar, in allen Übungen geschickt, recht aufmüpfig und eitel, aber bei den Männern beliebt. Sein Vater hatte versprochen, ihn im Sommer mit in den Krieg zu nehmen, und damit prahlte er oft.

    Er kam an einem klaren Tag heim, als Schatten sich blau zwischen dem Sonnenglitzern auf Schneeverwehungen erstreckten. Mehrere feine Hörner hingen an seinem Sattelknauf. Als er auf den Innenhof geklappert kam, rief er danach, dass ein Bad vorbereitet werden sollte. Seine besten Freunde und er gingen für eine Weile in die Dampfsauna, peitschten einander mit dünnen Birkenzweigen, dann rannten sie hinaus, um sich zu rollen und zu balgen. Ihr Gelächter hallte wie das Geschrei von Wasservögeln von hinter den Schutzwänden um die Sauna hervor.

    Als er herauskam, abgetrocknet, aber immer noch feuerrot, seine frische Kleidung ein bunter Farbklecks, sah Magnus, wie zwei seiner Geschwister im Hof einen Schneemann bauten: Olaf und Ingigerdh. Sie waren beinahe gleich alt, zwölf Jahre, und gute Freunde. Beide waren unter den meisten Menschen ruhig, aber recht fröhlich, wenn jene, denen sie vertrauten, dabei waren. Das Mädchen war nicht plump, obwohl ihre Knochen zu dick und ihre Gesichtszüge zu schwer waren, um hübsch genannt zu werden. Sie hatte fahlblondes Haar und graue Augen. Olafs Augen waren tiefblau, seine Locken die Farbe von reifem Getreide. Er war groß für sein Alter und hatte die plumpen, pausbäckigen Gesichtszüge seiner Mutter. Magnus kam nicht gut mit ihm aus. Der ältere Junge blieb stehen, stemmte die Hände in die Hüften und starrte. Sein Bruder bemerkte ihn, hörte mit seiner Arbeit auf und blickte hoch.

    »Lasst mich euch nicht von dem, was ihr gerade macht, abhalten«, grinste Magnus. »Kinder müssen spielen.«

    Olaf errötete, gab aber keine Antwort. »Geh weg«, sagte Ingigerdh. »Wir haben dich nicht gebeten mitzuspielen.«

    »Oh, ich habe genug anderes zu tun«, antwortete Magnus. »Hörner und Felle. Ich habe unter anderen Tieren einen Elch niedergestreckt. Ich bin hingerannt und habe selbst einen Speer in ihn gerammt und wurde beinahe zertrampelt, als er losstürmte. Aber das würde euch nicht interessieren.«

    »Nein«, sagte Olaf. »Deine Angeberei wird langweilig. «

    Magnus‘ Temperament kochte hoch, doch er sagte nur: »Ich habe etwas, mit dem ich angeben kann. Dieses Jahr werde ich größeres Wild jagen.«

    Ingigerdh grinste fies. »Von hinter den Röcken deiner Mutter«, sagte sie.

    Magnus formte einen Schneeball und warf ihn auf sie. »Mach schon«, rief sie, als sie sich unter diesem wegduckte. »Kämpfe gegen Mädchen. Wenn du nicht besser wirfst als so, haben die Dänen wenig zu befürchten.«

    Magnus brüllte und stürmte auf Olaf zu. Sie trafen sich in einem Wirbel aus Fäusten und gingen zu Boden, ineinander verkeilt. Ingigerdh spottete: »Magnus ist ein Nidhing, Magnus ist ein Nidhing.« Olaf war stark. Er war seinem Bruder sogar jetzt ebenbürtig. Der Kampf dauerte eine Weile an, dann packte eine Hand jeden Jungen am Nacken, und sie wurden hochgehoben und zur Seite geschleudert.

    König Harald stand da und funkelte sie finster an. Sie schluchzten vor Zorn. »Olaf hat mich verspottet«, sagte Magnus unter Tränen. »Sie haben mich beide v…v…verspottet.«

    »Ich … ich …«, stotterte Olaf, bekam aber kein Wort heraus. »Seid still!«, fauchte Harald. »Seid ihr Hunde, dass ihr euch unter aller Augen so benehmen müsst? Keiner von euch bekommt heute etwas zu essen.«

    »Und Ingigerdh hat damit angefangen, und sie kommt davon!«, brüllte Magnus.

    »Das habe ich nicht!«, rief das Mädchen.

    »Geht ins Haus, alle miteinander«, sagte Harald.

    Magnus stampfte mit dem Fuß. »Das werde ich nicht!«

    Harald trat vor und ohrfeigte ihn, sodass ihm der Kopf dröhnte. Er sagte mit zusammengepressten Lippen zu seinem Vater: »Wenn ich König bin, werde ich meine Rache haben.«

    Harald packte ihn und gab ihm zwei weitere Ohrfeigen, sodass er sich fragte, ob sein Kopf immer noch fest auf seinem Hals saß. »Das ist keine Art, mit mir zu sprechen«, sagte sein Vater. »Zeig mehr Respekt, oder ich sorge dafür, dass es dir leid tut.«

    »Es tut mir nicht leid«, sagte Magnus trotzig. »Diesmal bin ich im Recht. Na los, schlag mich, wenn du willst, aber es tut mir nicht leid.«

    »Geh ins Haus, habe ich gesagt«, antwortete Harald.

    Magnus ging mit steifen, beleidigten Schritten. Ingigerdh schniefte mit hängendem Kopf. Olaf war schwieriger zu verstehen. Er lief so ruhig, als würde er aus eigener Wahl hineingehen.

    Harald blieb stehen und starrte ihnen hinterher. Seine Handfläche brannte immer noch und er rieb sie an seiner Hose. Es war nicht einfach, seinen eigenen Sohn zu schlagen.

    Ein vielversprechendes Omen, dachte er. Ich war in seinem Alter so ungezügelt. Er wird einen guten König ergeben.

    Aber Olaf … im Namen des Heiligen, wie hatten Thora und er einen solchen gezeugt? Der Junge war von Marias Art, ruhig und sanft. Er war an den Waffen gut genug, er übte entschlossen zu den festgelegten Stunden, aber in ihm brannte kein Feuer. Er wollte lieber im Heim des Bischofs durch die Seiten irgendeines Buchs blättern, er arbeitete gerne mit den Händen, er war freundlich zu Hunden und Pferden … das Blut von Sigurdh Syr, ja, das musste seines sein.

    Harald seufzte. Wenn Magnus überlebte, würde er wohl dem Eroberungskurs folgen, den sein Vater eingeschlagen hatte. Es wäre nicht so schlecht, zurück zum Staub zu gehen, wenn er wüsste, dass Magnus Norwegen beherrschte. Doch sie neigten dazu, kurze Jahre zu leben, diese halsbrecherischen Jugendlichen: wenige Tumulte und dann die unheilbringende Axt in ihrem Schädel. Es war ein Wunder, dass er, Harald Hardrada, noch über der Erde war.

    Und wenn nur Olaf auf dem Königsthron blieb, dann wusste Gott allein, in welche Richtung das Land treiben würde. Der Junge dachte zu viel nach.

    Langsam verließ Harald den Hof. Er würde in der Jungfrauenkirche Kerzen spenden.

    2

    Als der Frühling aus dem Süden heraufwehte, war das neue Kriegsschiff beinahe fertig. Es lag in seiner Wiege, ein langgestrecktes Ding aus rot bemalten Planken und Bug und Heck, die sich zum Himmel streckten. Der König selbst hatte jedes Stück Takelage ausgesucht, von Seilen aus Walrossleder zum eisernen Anker. Seine Frau hatte die Frauen angeführt, die das Segel bestickt hatten, ein gewaltiges Viereck mit blauen und weißen Streifen und dem Raben, der schwarz die Schwingen darüber ausbreitete.

    Seine Jungfernfahrt war ein fröhlicher Tag, als Männer von weit her gekommen waren, um das Thing in Nidaros zu besuchen. Man hatte eine Messe gelesen und nun versammelte sich das Volk am Flussufer. Es glänzte voller Farben, Speere blitzten unter dem grauen Himmel und dünnen, hastenden Wolken. Harald und seine Leibwache standen am Anleger. »Taufe du es«, sagte er zu Thora.

    Die große Frau lächelte und nahm einen Kelch mit Wein, den ein Priester gesegnet hatte, um die alten heidnischen Opfer zu ersetzen. Als sie ihn über den Bug goss, rief sie: »Dein Name soll Fafnir sein, und mögest du eilends unsere Feinde verschlingen.«

    Die Taue wurden gelöst, die Keile weggezogen, und das Schiff glitt den eingefetteten Weg hinunter und platschte in den Fluss. Kurz schaukelte es, und die Männer hielten die Luft an. Dann, als sie sahen, dass es gleichmäßig schwamm, brachen sie in Jubel aus.

    Harald sprang vom Ufer aus an Bord, ein weiter Sprung. Mit seinem großen Körper, der in Rot und Grün gekleidet war, hätte ihn das Volk für zwanzig Jahre jünger gehalten, als er war. Er hob den bronzebeschlagenen Drachenkopf hoch und hielt ihn fest. Ulf der Marschall war unter den Zimmerern, die ihn festnagelten.

    Thjodholf machte einen Vers:

    Ich sah das Schiff schreiten

    seewärts vom Fluss.

    Mädchen, sahst du die goldene

    Galeere unter den Häusern?

    Wild glänzte ihre Mähne,

    als der Feuerdrachen hinaushastete.

    Heiß vor Gold, hob sich ihr

    behauenes Haupt feurig.

    Mit Gebrüll und Gelächter brachten die Knechte, was sonst noch gebraucht wurde. Das Schiff wurde ausgestattet und seine Mannschaft stürmte für die erste Erprobung an Bord. Harald hatte vor, es aus der Fjordmündung zu segeln, um zu sehen, wie es sich in ungeschützten Gewässern verhielt. Er nahm das Steuerruder selbst, die Mannschaft tauchte die Ruder ein, und die Fafnir glitt geschwind los, während Thjodholf deklamierte:

    Früh an einem Samstag

    trat der König an Deck.

    Längsseits wurde das Boot

    von wartenden Mädchen betrachtet.

    Westwärts aus diesen Wassern

    wendet sich das neu gebaute Langschiff,

    als unsere galanten Ruderer

    die Meilen vor ihnen fressen.

    Geschickt schwingen des Königs

    eigene Huskarle schlanke Ruderblätter.

    Frauen sehen ein Wunder

    auf den Wellen wandeln.

    Sehr freut es die Mädchen,

    Männer so fahren zu sehen.

    Sollen sie nie erfahren,

    dass schlanke, schwarze Ruder im Sturm brachen.

    Weiter, dann, und eifrig spritzt

    nun unser Kiel,

    spring durch die See

    mit siebzig Ruderschäften.

    Es ist, als würde man sehen, wie Adler

    ihre Schwingen ausbreiten, wenn Norweger

    den behauenen Drachen hinunter

    zu Brandung und Hagelsturm treiben.

    Er drehte sich mit einem Lachen im Gesicht zum König. »Gebe ich ihnen den Ruderschlag gut genug vor, mein Herr?«, fragte er. »Ja … mehr als gut.« Harald starrte nach vorn. »Und sie fährt wie ein Engel. Nun soll Svein Estridhsson uns erwarten!«

    3

    Haakon Ivarsson hatte sich als Jarl im Hochland niedergelassen, wo er sich bald zum Freund des ganzen Volks machte. Es blickte für Urteile und Führung eher zu ihm als zum König, der in diesen Provinzen nie beliebt gewesen war. Haakon lebte freigiebig mit mehr Festen als jeder Jarl vor ihm, doch regelte er seine Geschäfte so gut, dass er trotzdem reich wurde. Zwischen ihm und seiner Frau Ragnhild herrschte innige Liebe trotz vieler Zankereien. Sie hatten mittlerweile vier lebende Kinder. Obwohl der König und er sich oft uneins waren und manchmal auf den Things miteinander stritten, hatte es keinen frischen Bruch zwischen ihnen gegeben. Jeder war zu den seltenen Gelegenheiten, wenn er das Heim des anderen aufsuchte, ein geehrter Gast, und Haakon war zu vielen Überfällen nach Dänemark mitgesegelt.

    In diesem Sommer sprach sich im Land herum, dass Svein Haralds Herausforderung angenommen hatte und ihn im August nahe der Götamündung zu einer Seeschlacht treffen würde, um ihre Differenzen beizulegen. Als Ragnhild das hörte, schürzte sie die Lippen und sagte: »Es wird ein Wunder sein, falls er kommt. Am wahrscheinlichsten wird er sich wegschleichen, wie er es zuvor getan hat.«

    »Nein«, antwortete Haakon nachdenklich. »Svein ist ein seltsamer Mann. Seine Seele ist voller Mängel, doch er ist kein Feigling. Das heißt, er kennt Furcht, kann sie jedoch beherrschen … was mehr Tapferkeit braucht, als ein verstandsloser Berserker zu ein.«

    »Du hast oft gut über ihn gesprochen«, sagte Ragnhild, »aber ich verstehe immer noch nicht warum. Er hat dich aus Dänemark vertrieben.«

    »Nein, er hat mich nur gewarnt, dass seine Familie Rache für Asmunds Tod nehmen würde, wenn ich bleibe. Er selbst war immer ein guter Freund für mich, abgesehen von einigen hitzigen Worten hier und dort. Er hat mir das Leben gerettet, als ich aus Norwegen fliehen musste.« Haakon seufzte. »Und jetzt ist der alte Finn Arnason bei ihm. Seltsam, daran zu denken, einen Schild gegen Finn zu führen. Meine früheste Erinnerung an ihn ist, als ich auf seinem Knie saß, während er mir eine Geschichte erzählte.«

    »Am bittersten von allem ist es, jenen Schild im Namen eines Königs zu tragen, der deine eigenen Verwandten beraubt und unterdrückt und ermordet hat.«

    »Sag nichts mehr.« Haakons Tonfall war scharf. »Ich habe Eide geschworen.«

    Er hatte die volle Reife seiner Männlichkeit erreicht, groß und kräftig, geschmeidig auf den Beinen, während ihn das ansehnliche, faltenlose Gesicht und lockige blonde Haar etwas jungenhaft wirken ließen. Ragnhild war jung genug, um trotz der Schwangerschaften und Arbeit hübsch zu bleiben. Wenn sie gemeinsam ausritten, ergaben sie ein gutes Paar.

    Doch diesmal ging Haakon allein. Er rief die verpflichteten Männer aus dem Hochland zusammen und machte sich bereit, sie nach Oslo hinunter zu führen, wo er eine Flotte versammelt hatte. Es gab Beschwerden unter den Freibauern, weil sie gehen mussten, gerade als die Heuernte näherkam. Haakon dachte, dass Svein das geplant haben musste, als er den Zeitpunkt für die Schlacht festgesetzt hatte, konnte jedoch nur gehorchen.

    Nachdem er aufgestiegen war, kam Ragnhild mit ihren Kindern zu ihm. »Musst du so früh aufbrechen?«, fragte sie.

    »Ich möchte den König erwarten«, antwortete er. »Man soll nicht sagen, dass ich mich zurückgehalten hätte. Er misstraut mir genug und denkt, dass ich zu mächtig bin, und von seinem eigenen Standpunkt aus gesehen hat er recht.«

    Sie blickte zu ihm hoch. Dies hatten sie viele Male zuvor besprochen. Er plante keine Rebellion, aber er wollte Stärke, um der königlichen Macht zu widerstehen.

    »Geh mit Gott«, sagte sie und überreichte ihm einen Becher Met. Er trank ihn mit einem Schluck aus, beugte sich hinunter und küsste sie. Der Geschmack von Honig lag auf seinen Lippen.

    »Ich werde dir eine Truhe mit dänischem Gold heimbringen«, sagte er fröhlich.

    »Bring dich selbst«, antwortete sie. »Das wird alles sein, was ich will.«

    Er zog an seinen Zügeln, bis sein Pferd stieg, schwenkte seine Mütze zum Winken und galoppierte dort hinaus, wo die Männer warteten. Seine Stimme hallte zurück, der Ruf eines Jungen: »He! Wir reiten los! Gebt uns ein Lied!« Und die Melodie, die er selbst anstimmte, war weder Choral noch Kriegslied, sondern eine fröhliche, schmutzige Ballade aus den Gasthäusern von Oslo.

    Ragnhild starrte der Armee hinterher, bis die steilen Täler sie verdeckten. Dann kehrte sie an ihre Arbeit zurück.

    II

    WIE SIE AM FLUSS NISS KÄMPFTEN

    1

    Als König Harald entlang der norwegischen Küste nach Süden fuhr und sich die Heere aus den Provinzen ihm anschlossen, wurde seine Flotte mächtig. Die gesamte Seestreitmacht seines Lands traf sich. Von seiner eigenen Fafnir mit goldblitzendem Haupt und Schweif zum kleinsten teerbestrichenen Fischerboot glänzten Helme, und Schilde klapperten an den Relings. An Backbord erhoben sich die hohen Küsten von Norwegen, aber an Steuerbord hielt das Wasser Schiffe und Schiffe und Schiffe, so weit ein Mann sehen konnte.

    Harald, der am Steuerruder stand, betrachtete stolz seine Mannschaft. Sie war jugendlich. Seine alten Gefolgsleute befehligten jetzt eigene Schiffe. Sogar Magnus war Kapitän auf einem Drachenschiff und hatte einen erfahrenen Krieger, der ihn beriet. Sie waren eitler, affektierter und hatten mehr Angst vor dem Höllenfeuer als Männer in seinem Alter, aber sie wirkten auch ungestümer und streitlustiger, empfindlich bei kleineren Beleidigungen ihrer Ehre, nicht auf irgendeinem uralten Hof verwurzelt, sondern der prächtigen Unruhe des königlichen Diensts hingegeben. Die gebräunten Gesichter waren glatt, ohne Falten, immer noch fast bartlos, aber schwere Locken fielen auf ihre Schultern. Das Leben hatte sie noch nicht vernarbt und gezeichnet, sie waren ganz gedankenlos züngelnde Flammen. Er fühlte einen Hauch von Neid. So war er selbst einst gewesen.

    »Nun … ja und?«, fragte er sich. Er konnte immer noch jeden von diesen Welpen niederstrecken, und er besaß die teuer erkaufte Weisheit von Jahren, und er war der König. Nach dem Werk dieses Sommers würde er der König über zwei Reiche sein, und dann …

    Als sie nach Osten in den Skaggerak bogen, frischte der Wind gegen sie auf und Wolken zogen düster dahinter auf. Thora ging zur Reling hinüber und drehte sich nach vorn, sodass sie seine Kühle schmecken konnte. Sie hatte ihren Mann seinem Versprechen, sie dieses Jahr mitzunehmen, nicht entkommen lassen, und die Seereise wirkte wie ein wilder Rausch auf sie. Nun drückte der Wind ihr Kleid dicht an die vollen Brüste und langen Beine, eine einzelne Strähne riss sich aus den zerzausten Locken ihres Haars und wehte wie ein Banner. Ihre Augen waren halb geschlossen und ein Lächeln zog sich über ihr Gesicht.

    »Ich glaube, es zieht ein Sturm auf«, sagte sie.

    »Ja.« Thjodholf, der einzige von Haralds engeren Freunden, der an Bord war, starrte finster. »Es könnte auch ein kräftiger werden.«

    »Umso mehr Spaß«, lachte sie.

    »Umso mehr Arbeit«, sagte Harald. Der Wind pfiff an den Tauen und die Fafnir fing an, schwer zu rollen. »Mast senken! Ruder raus! Bereitmachen zum Schöpfen!«

    Der Seegang wurde höher, das Wasser finster und mit Schaumkronen übersät. Die Brandung peitschte in seine Nasenlöcher. Als das Schiff in ein Wellental fuhr, rauschte eine riesige, aufgetürmte Welle an ihm vorbei und brach über der Reling. Wolken verdunkelten den Himmel. Vor ihnen lagen Finsternis und grollender Donner. Harald packte das Ruder, spürte, wie es sich gegen ihn wehrte, ein Pochen wie von lebendigen Muskeln. Der Bug grub sich in die See, Schaum spritzte hoch und der Drachenkopf zitterte darüber. Männer fluchten, als ihre Kleidung plötzlich durchnässt wurde.

    Jetzt veränderte sich das Licht, ein seltsames, hartes Messinggelb, das die tosende Luft zu erfüllen schien. Schiffe kletterten zum Himmel und rauschten in die Hölle. Das Wasser war schwarz und stahlgrau und schmutzig weiß. Über ihren Köpfen begannen die Blitze ein wahnsinniges Gewitter, leuchteten meilenweit von Wolke zu Wolke, und Donner grollte.

    Harald spürte, wie ihm der Wind wie eine Eisenstange in den Mund blies. Irgendwie füllte er seine Lungen und brüllte seine Befehle: »Rudert! Rudert, ihr Bastarde, oder ihr seht nie wieder Land! Leichter an Steuerbord … hart an der Lee … richtet ihren Bug in die See oder wir werden überspült!«

    Dann kam plötzlich Regen. Aus der Ferne sahen sie ihn herunterprasseln und die wütenden Wellen durchlöchern, und dann war er über der Flotte. Blindheit wirbelte in tausend scharfen Lanzen über ihnen. Die Blitze zuckten durch eine tosende Finsternis, Donner krachte am Himmel. Ha, Thor trieb seinen Ziegenkarren in den Krieg dort drüben! Seine Räder durchbrachen die Wolkendecke und der Himmel fiel in einem wütenden Hagelsturm herab.

    Das Schiff bebte. Eine Welle toste über die Reling, das Deck wurde mit bitterem Wasser überschwemmt. Harald fühlte es ächzen und träge rollen. »Schöpft! Schöpft sie aus, um Gottes willen! Seid ihr gelähmt?" Der Wind heulte und pfiff. Feuer war am Himmel und das Jüngste Gericht unten. Das Donnergrollen ließ Harald mit den Zähnen klappern.

    In der kurzen, blendenden Helligkeit eines Blitzes sah er Thora. Sie klammerte sich mit beiden Händen an den gesenkten Mast, beugte mit dem Rollen und Schaukeln des Schiffs die Knie, stand aufrecht und lachte – lachte! Die Hagelkörner schlitterten zwischen ihre Waden, sie hatten ihr die Wange aufgerissen, ihr Kleid war zu Fetzen zerschlissen und ihr Haar regennass. Dann schloss sich die Finsternis wieder um sie.

    Das Schiff stieg auf einer Welle hoch, als würde es in den Himmel geschleudert. Es schwankte auf dem Kamm, während Schaum und Regen und Hagel über das Deck gepeitscht wurden. In einem weiteren Blitz sah Harald eine vorgelagerte Insel. Er riss das Ruder herum und warf sein Gewicht darauf. Dort gab es Schutz, wenn sie lange genug überleben konnten, um ihn zu erreichen.

    Hinab schoss das Schiff, eine Talfahrt, die ihm die Kehle zuschnürte, und die See türmte sich über ihm auf. Wind heulte zwischen Erde und Himmel. Er hörte über dem Donner, wie Wellen zischten und Planken ächzten.

    Der Drache schüttelte sich und hob sich wieder, glitt an der Seite einer Welle entlang, buckelte wie ein wildes Pferd und biss dann ins Wasser. Das Meer toste, warf ihn von Hand zu Hand, stieg an Bord und zerrte an den Beinen der Männer. Donner schlug auf Trommeln, während der Wind die Messe des Teufels sang. Ho, Thor war wütend … Krach ging sein Hammer, und Feuer flammte, wo er

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