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Broken Sword - Das zerbrochene Schwert
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eBook356 Seiten4 Stunden

Broken Sword - Das zerbrochene Schwert

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Über dieses E-Book

TIEF IM SCHLOSS DER ELBEN VERBORGEN …
Einst von Riesen geschmiedet, von dunkler Magie geschützt und tief im Schloss der Elben verborgen ruht das zerbrochene Schwert. Es ist die einzige Waffe, die den Elben im Krieg gegen die übermächtigen Trolle zum Sieg verhelfen kann. Nur Skafloc, ein Mensch, der als Säugling von Elben geraubt und aufgezogen wurde, ist fähig, das Schwert neu schmieden zu lassen. Schon bald wird sich der junge Krieger seinem größten Feind stellen müssen: Valgard, dem Wechselbalg, der anstelle von Skafloc seinen menschlichen Eltern in die Wiege gelegt wurde und seinen Platz in der Welt der Menschen einnahm. Als der große Krieg zwischen Elben und Trollen beginnt, stehen sich Valgard und Skafloc in der Schlacht gegenüber. Noch ahnen beide nicht, welches Schicksal die Götter für sie bestimmt haben …

Poul Anderson erschuf mit "Broken Sword" eine düstere Geschichte voller Rache, Täuschung und Verrat. Ein wuchtiges Dark-Fantasy Epos. Ein Meisterwerk des Genres.

Mit einem Vorwort vom Meister der Fantasy - Michael Moorcock.
SpracheDeutsch
HerausgeberMantikore-Verlag
Erscheinungsdatum23. Sept. 2019
ISBN9783961880959
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    Buchvorschau

    Broken Sword - Das zerbrochene Schwert - Poul Anderson

    Nebulas.

    EINFÜHRUNG

    von Michael Moorcock

    1954 erschienen zwei ähnliche Bücher: Das erste kam in den USA heraus und war Poul Andersons erster Fantasyroman Das Zerbrochene Schwert; das zweite erschien in Großbritannien und war J. R. R. Tolkiens Die Gefährten. Diese beiden Romane bezogen ihre Inspiration aus bekannten skandinavischen und angelsächsischen Quellen, aber Anderson blieb näher am Original: ein rasend schnelles, verhängnisvolles Trauerspiel, in dem das Heldentum, die Liebe und das Streben der Menschen von unmoralischen Göttern, Elben und Trollen manipuliert werden und das schließlich unweigerlich zu einem tragischen Ende führt.

    Als ich als Junge Andersons Buch las, beeindruckte es mich dermaßen, dass ich Tolkiens Geschichte damals nicht genießen konnte. In beiden Erzählungen kommen magische Artefakte vor, deren Besitz den Anwender zu großem Übel verführen. Beide beschrieben das Feenreich als Welt uralter, vormenschlicher Völker, die nicht mehr so mächtig waren wie einst. In beiden kamen Figuren vor, die beim Herunterfallen eines rostigen Helms Stücke bardischer Gedichte zitierten oder erfanden. Trotzdem war es für mich unmöglich, Tolkien ernstzunehmen. Abgesehen von dem Kinderzimmerton (in der vieles von englischer Jugendfiktion ab MacDonald widerhallt), war ich nicht glücklich über Untreue gegenüber der Zeit (z. B. kein Amerika, aber Tabak, Kartoffeln, Tomaten usw.), dem Ort und den Figuren, und war nicht überzeugt von seinen weiblichen Figuren und den quasi jugendhaften Protagonisten.

    Andersons Erzählung findet entschieden im frühen zweiten Jahrtausend statt, im englischen Danelag, als „der Weiße Christus" die Macht aller alten Götter bedrohte. Er beschrieb, wie man ohne den Hexenblick die Burgen und Städte der Elben für hohe, kahle Berge und von Felsen übersäten Fjelle hielt. Er machte es leicht zu glauben, dass der Kalkstein von Yorkshire die glänzenden Steilhänge von Alfheim sein konnten. Seine Frauen waren ebenso scharf umrissen und durchaus motiviert wie seine Männer. Wenn ich an einem Sommertag beim Lesen auf einem uralten Friedhof in Kent saß, war Anderson für mich vollkommen überzeugend. Tolkien gelang das jedoch nie.

    Mehr noch, als jemand, der die nordischen Sagas bereits seit frühester Jugend liebte, muss ich sagen, dass ich Andersons Edda-ähnliche Verse für besser hielt. Zugegeben, er füllte sein Buch nicht mit Landkarten, Chronologien und Glossaren. Seine Sprache schläferte nicht ein wie ein Wiegenlied. Bei ihm gab es keine weisen, allwissenden Patriarchen. Sein einziger Langbart war der unheilvolle alte Odin, der all sein Geschick aufbrachte, um zu überleben. Andersons menschliche Figuren gehörten ins 11. Jahrhundert und waren oftmals brutal, verängstigt und abergläubisch. Ihr Leben war kurz. Ihr Verständnis von der Zukunft war ziemlich trostlos, denn Ragnarök konnte tatsächlich jederzeit eintreten. Um auf der sicheren Seite zu sein, erwiesen sogar die christlichen Priester den Aesir Gefallen. Das Zerbrochene Schwert beginnt mit einer blutigen Plünderung. Ein landgieriger Däne vernichtet grausam eine sächsische Familie. Kurz danach begegnet Graf Imric, der Herrscher über die britischen Elben, der unter einem stillen Vollmond daherreitet, einer sächsischen Hexe, der einzigen Überlebenden des Massakers. Die Hexe dürstet nach Rache gegen die Dänen und erzählt Imric von dem neugeborenen, ungetauften Kind des Eroberers.

    Imric weiß von dem Wert von Menschen, die mit Eisen umgehen können, und kehrt rasch nach Hause zurück, um mit einer gefangenen Trollprinzessin einen Wechselbalg zu zeugen, den er gegen den Neugeborenen umtauschen kann, den er Scafloc nennt. Imric setzt damit eine Kette fürchterlicher Ereignisse in Gang, die durch ein Geschenk bei Scaflocs Namensfeier durch den Boten der Aesir, Skirnir, angedeutet werden. Dieses Geschenk ist ein uraltes Eisenschwert, das in zwei Teile geborsten ist. Letztendlich muss das Schwert wieder zusammengefügt werden. Dies bedeutet nichts Gutes für Menschen oder Elben.

    Inzwischen nennen die unwissenden Dänen ihr Trollkind Valgard. Der Junge wächst heran. Scafloc ist fröhlich, anmutig und tapfer, der Stolz seines Adoptivvolkes. Valgard, gleichermaßen stark, ist ein brütender Rohling. Scafloc wird zum Liebling von Alfeim. Valgard wird zu einem grausamen Berserker. Verführt von der Hexe und von Odin mit größter Macht bedacht, fügt Valgard seinen Verbrechen schon bald Bruder- und Vatermord hinzu.

    Mit jakobinischem Genuss spinnt Anderson die Handlung immer weiter. Verrat, Plünderung und Inzest folgen. Unsere menschliche Fähigkeit zu lieben und zu hassen wird benutzt, um die Ambitionen von Aesir wie Feen weiter voranzubringen. Eine Expedition der Elben nach Trollheim macht sie auf die Bedrohung durch ein Trollheer aufmerksam, das sich mit der Absicht sammelt, Alfheim endgültig zu vernichten. Valgard entdeckt die Wahrheit über seine eigene Herkunft und fällt eine todbringende Entscheidung. Scafloc verliebt sich in eine Frau, die er vor Valgard gerettet hat. Während die Elben überwältigt werden, macht er sich unvermeidlich auf eine Reise, um das zerbrochene Schwert neu zu schmieden in der Hoffnung, sein Volk zu retten. Letztendlich werden sie von ihren eigenen Leidenschaften besiegt. Die alte Welt der Feen sieht sich Veränderungen gegenüber und verblasst am Ende zu Mythen, Legenden, Märchen. Jeder Sieg ist bitter.

    Tolkiens Saga spiegelt die Gefühle von Aufopferung wider, wie sie für die Fiktion nach dem Ersten Weltkrieg typisch sind. Anderson scheint der existentiellen Stimmung des Westens nach dem Zweiten Weltkrieg zu folgen. Das Zerbrochene Schwert weist eine Atmosphäre auf, die dem der besten Noir-Filme der 1940er-Jahre nacheifert, die wiederum eine Reaktion der übertrieben romantischen Rhetorik des Nazismus waren. Zusammen mit Mervyn Peake, Henry Treece und sogar T. H. White hat Anderson eine Philosophie der epischen Fantasy beeinflusst, die im Widerspruch zu angedeuteten Vergewisserungen steht.

    1971, nun ein erfahrener Autor und am besten bekannt für seine klugen – und logischen – Science-Fiction-Einfälle (sowie für prächtige, altmodische Weltraumopern), überarbeitete Anderson sein Buch und schwächte es ab. Meines Erachtens glaubte er, das Buch enthielte Lakunen, die seinem reiferen Blick naiv erschienen. Dadurch verlor er den herrlichen Geschmack seiner frühen Inspiration.

    Victor Gollancz, der englische Verlag mit Malcolm Edwards an der Spitze, hat mit seiner Reihe aus Meisterwerken der Fantasy und Science-Fiction beispielhafte Arbeit geleistet (und scheint seit Frankenstein dafür sorgen zu wollen, das jedes Exemplar des Genres im Druck bleibt) und besaß den gesunden Verstand, das Original von 1954 nachzudrucken, dessen Übersetzung nun an dieser Stelle erscheint. Es zu lesen, bedeutet viele der Ursprünge einer alternativen Fantasy-Tradition zu verstehen, veranschaulicht durch Autoren wie M. John Harrison, Philip Pullman und China Miéville, die sich der Gemütlichkeit des Lamb & Flag (einem englischen Pub) entzogen und dafür entschieden, näher an den tiefen mythischen Resonanzen blieben.

    Michael Moorcock, Austin, Texas, April 2019

    EINFÜHRUNG

    von Michael Dirda

    Die vielleicht beste amerikanische heroische Fantasy« – damit fasste E. F. Beiler, der große Gelehrte der übernatürlichen und fantastischen Literatur, Das zerbrochene Schwert zusammen. Poul Anderson (1926–2001) selbst hatte das Gefühl, die ursprüngliche Fassung seines Buches sei zu »barbarisch«. Deshalb glättete er für eine überarbeitete Ausgabe im Jahr 1971 dessen Sätze und veränderte einen wichtigen Abschnitt leicht. Dennoch bevorzugen die meisten Leser den brutalen, lyrischen Exzess des Textes von 1954, und eben dieser ist hierin neu abgedruckt. Im Zeitalter von A Game of Thrones können wir ein wenig »Barbarei« ertragen.

    Die meisten Kritiker charakterisieren Das zerbrochene Schwert als eine Hommage an »das Nordding«, wie W. H. Auden seine eigene Faszination mit den isländischen Sagas und den nordischen Eddas zum Ausdruck bringt. (Eine Figur namens Audun taucht tatsächlich im Roman auf.) Aber diese einfache Beschreibung stimmt nicht ganz. Es ist richtig, das Buch hat von allem etwas. Es weist Anleihen auf von Tolkien bis zu Beowulf: »a drink dark and bitter; a solemn funeral-ale with the taste of death« (»ein dunkles und bitteres Getränk; ein feierlicher Totentrunk mit dem Geschmack des Todes«). Anderson empfindet allerdings fast alle Urformen mittelalterlicher Literatur nach: französische Romanze, keltisches Märchen, nordische Mythologie, teutonische Epik.

    Das zerbrochene Schwert beginnt mit der gleiche Art des Satzes, wie man sie am Anfang von Njáls saga oder der Laxdæla saga findet: »Einst war da ein Mann namens Orm der Starke, ein Sohn von Ketil Asmundsson, der ein mächtiger Landsmann im Norden von Jütland war.« Nach dieser knappen Vorstellung von Orm, folgen wir ihm kurz auf seinen Wikingerabenteuern, bis er beschließt, sich in England niederzulassen:

    »Er fand ein grünes und schönes Gebiet neben einer kleinen Bucht, wo er seine Schiffe festmachen konnte. Ein Engländer lebte bereits dort, doch eines Nachts umzingelte Orm das Haus mit seinen Männern und brannte es nieder. Der Mann, seine Brüder und die meisten aus seinem Haushalt starben an Ort und Stelle. Manche sagen, die Mutter des Mannes, die eine Hexe war, wäre dem Feuer entgangen …«

    Damit zeigt Anderson im Stillen die Quelle für all das Blutvergießen und den großen Kummer an, der Orms Familie heimsuchen wird. Später weist er jedoch daraufhin, dass an der Geschichte mehr dran ist, als die Rachegelüste einer üblen Vettel. Die Æsir selbst, insbesondere Odin, könnten menschliche Spielfiguren für ihre eigenen dunklen Ziele über das Feld lenken. »Für die Götter sind wir wie Fliegen für liederliche Jungs, sie töten uns zur ihrem Vergnügen.« Nicht nur das: Sie manipulieren auch unser Schicksal. In Wagners Die Walküre müssen Siegmund und Sieglinde sich verlieben, sodass aus ihrer inzestuösen Vereinigung Siegfried hervorgeht.

    Kurz bevor seine christliche Gattin Aelfrida ein Kind zur Welt bringt, streitet Orm mit einem Priester und schickt ihn fort, danach segelt er davon, um ein wenig in Irland und Schottland zu plündern. Als Folge davon ist kein Priester in der Nähe, um den Säugling zu taufen, als der Sohn geboren wird – was gänzlich einem plötzlichen Impuls des leichtherzigen Imric, dem Elbengrafen, zugutekommt. Kurzerhand wird das ungetaufte Kleinkind gegen einen halb-trollischen, halb-elbischen Wechselbalg ausgetauscht, das Ergebnis einer brutalen Vergewaltigung. Der seelenlose Valgard wird als Orms Erstgeborener aufgezogen, während der menschliche Skafloc sich den Elben anschließt.

    Imric übergibt den Jungen seiner Schwester Leea, damit sie ihn säugt. »Sie war so schön wie ihr Bruder, mit dünngezeichneten elfenbeinernen Zügen, ungebundenen, silber-goldenen Locken, die unter einem juwelenbesetzten Diadem im Wind schwebten, und mit den gleichen mondfleckigen, dämmerblauen Augen wie er. Zarte Spinnenseidengewänder umflossen das schlanke weiße Wunder ihres Körpers, und wenn sie im Mondlicht tanzte, so war es für jene, die zusahen, ein Kräuseln aus Licht und Irrsinn. Sie lächelte Skafloc mit fahlen, vollen Lippen an, und ihre Milch war süßes Feuer in Mund und Adern.«

    Wie in Tolkiens Die Gefährten, das im selben Jahr wie Das zerbrochene Schwert veröffentlicht wurde, sind die Elben langlebig und beständig jungendhaft. Aldersons Alfheim – die Anderswelt von Imric und Leea – ist ein Sommerreich sinnlicher Freuden, der körperlichen Liebe, von Musik und Poesie. Im Vergleich zu den ärmlichen Sterblichen des Eisenzeitalters sind die anmutigen, herzlosen Elben so kühl elegant und amoralisch wie französische Aristokraten des 18. Jahrhunderts. Im Verlauf einer, von vielen gewagten Entwicklungen im Roman, sind Leeas Gefühle für den erwachsenen Skafloc alles andere als mütterlich.

    Kurz nachdem Imric seinen neuen Ziehsohn nach Hause bringt, erscheint ein Bote der Æsir und bringt ein Geschenk der Göttern mit: »Der Tag wird kommen«, sagt der Reiter, »da Skafloc eine gute Klinge äußerst nötig haben wird, und dies ist das Geschenk der Æsir für jene Zeit.« Er erklärt außerdem, dass nur der Riese Bölverkr, der das Schwert ursprünglich schmiedete, sie wieder zusammenfügen kann. Da die Elben kein Eisen berühren können, befehlen sie zwei Zwergen, die Waffe einzumauern und die Stelle dann mit Runenzeichen zu markieren.

    Also: Zwei Säuglinge, zwei Hälften eines Schwerts, zwei Reiche des Seins (das Feenreich und die Menschenwelt), zwei Religionen (nordisches Heidentum und Christentum) – diese und mehrere weitere Zweiheiten ziehen sich durch den Roman. Skafloc wächst schon bald elbenhafter als die Elben auf und zeigt den Triumph der Erziehung über die Natur; Valgard aber stellt sich als das Gegenteil heraus, und sein brutales Wesen überwältigt alle liebevollen Gefühle für seine Familie. Und trotzdem ist Valgard nicht einfach nur eine berserkerhafte Tötungsmaschine: Er erliegt Tränen, Reue und sogar Existenzangst. Wenn er nicht gerade auf dem Schlachtfeld seine Axt schwingt, hält er ausnahmslos Innenschau, brütend über sein zerstörtes Leben und über das Wesen der Dinge. Ganz gleich, was er erreicht, es erscheint leer. »Was bin ich«, fragte er sich selbst voller Qual, »außer ein Schatten von Skafloc?« Was das Erreichen von Macht oder sogar eines Throns betrifft: »Aber was nutzt es? Was nutzt irgendetwas?« Gelegentlich ähnelt Valgard und klingt wie sein naher Zeitgenosse Macbeth.

    Skafloc ist im Gegensatz dazu kein tiefer Denker: Er ist freudig und leichtherzig, fühlt sich wohl in seiner Haut (oder sogar in den Häuten von Tieren, wenn er sich in einen Wolf oder Adler verwandelt). Um das sinnliche, traumähnliche Ambiente des Feenreichs darzustellen, verzichtet Anderson auf die Hammerschlagprosa der Sagas zugunsten eines Lyrismus, der dem von Lord Dunsany ähnelt. Der heranwachsende Skafloc wächst mit Gnomen und Heinzelmännchen auf, und eines Nachmittags begegnet er sogar einem Faun, der durch das Christentum aus seinen sonnigen Hainen im Mittelmeer vertrieben wurde. Auch auf andere Zeichen für das Dahinschwinden der heidnischen Welt wird in den Seefahrtabenteuern von Imric und seinem Ziehsohn hingewiesen:

    »Imric und Skaloc segelten mit ihren Männern nach Norden und dann nach Osten durch ein seltsames, weißes Land voller Nebel und Kälte und Eisberge und umrundeten schließlich das Kap und fuhren gen Süden. Dort kämpften sie gegen Drachen und richteten und verheerten die Dämonen dieses Landes. Wieder folgten sie dem Kontinent nach Westen, bis er nach Süden führte, und von dort erneut nach Norden. Der härteste Kampf fand an einem Wüstenufer gegen einen Trupp vertriebener Götter statt, die in ihrer Einsamkeit dünn und eingefallen verrückt geworden waren, aber weiterhin erschreckende Kräfte wirkten. Nach der Schlacht wurden drei Elbenschiffe niedergebrannt, sodass kein Mann auf ihnen blieb, aber Imric war der Sieger.«

    Inzwischen, wieder in unserer harten Welt, hat eine grünäugige Schönheit mit Lippen so rot wie »frisch vergossenes Blut« den nun erwachsenen Valgard verzaubert. Sie überzeugt ihn schnell davon, dass er über England herrschen und Rache an Imric nehmen wird, wenn er die Trolle in ihrem Krieg gegen die Elben eint. Selbstverständlich wird er zunächst König Übelrats Gunst mit Geschenken gewinnen müssen. Mit welchen? Die Trolle sind lüstern, flüstert die Verführerin, und Valgards beide Schwestern sind nicht wirklich seine Schwestern. Besonders die liebliche Freda wird dem unersättlichen Appetit des Trollkönigs durchaus genügen.

    Rache ist vielleicht die treibende Kraft in Das zerbrochene Schwert, aber Anderson vergisst auch nicht dessen größeren Bruder: Politik (einschließlich sexueller Politik, in der sich Leea hervortut). Als Krieg droht, suchen sowohl die Elben als auch die Trolle nach Verbündeten. Wer wird sich wem anschließen? Und wann? Gleichzeitig spielen die Götter ein eigenes verzweifeltes Spiel, eines, dass ihre uralten Erbfeinde miteinschließt: die Riesen von Jötunheim. Das zerbrochene Schwert ist offenkundig ein wichtiges Element in einem lange vorhergesehen Plan.

    Als das geheimnisvolle Geschenk endlich neu geschmiedet wird, sagte der blinde Riese Bölverkr Skafloc in passend archaischer Ausdrucksweise: »Viele Helden haben dieses Schwert besessen, denn es bringt dem Träger den Sieg. Es gibt nichts, was es nicht durchschlägt, noch wird seine Klinge jemals stumpf. Gift liegt im Stahl, die Wunden, die es beibringt, können nicht durch Heilkunde oder Magie oder Gebet geheilt werden. Dennoch ist dies der Fluch, der darauf liegt: Jedes Mal, wenn es gezogen wird, muss es Blut trinken, und am Ende wird es das Unheil über denjenigen bringt, der es führt.« Kurz gesagt, es wird sich gegen seinen Besitzer wenden.

    Ganz gleich. Inzwischen ist ein verzweifelter Skafloc ebenso müde und gebrochenen Herzens wie Valgard: Trotz seiner elbischen Erziehung ist die Liebe, tiefe, menschliche Liebe, sein Untergang, und es schert ihn wenig, ob er lebt oder stirbt. Als Skafloc das Schwert ergreift, fließt eine seltsame Energie in seinen Arm und seinen Körper. »Das Schwert ist entfesselt«, sagt Bölverkr, »und das Ende der Welt ist nahe!«

    In Andersons prachtvollem, rasantem Roman gibt es noch mehr: teuflische Pakte, die Beschreibung eines scheinbar endlosen Winters, eine bewegende Liebesgeschichte, die Wiedererweckung der Toten (eine Episode, die von dem unheimlichen nordischen Gedicht »Die Erweckung von Argantyr« abgeleitet ist), eine gefährliche Reise in ein Land aus Eis und Nebel, die Zusammenkunft irischer Feen (der Sidhe), eine Seeschlacht, die ebenso aufregend ist wie die von Patrick O’Brian, Szenen von Verführung und Folter und schließlich …

    Als Poul Anderson Das zerbrochene Schwert beendete, spielte er stark auf die Möglichkeit einer Fortsetzung an. Doch ach, er hat sie nie geschrieben. Doch wie ich gesagt habe, überarbeitete er den Roman und stellte eine Szene um. An einem Punkt beschwört eine Hexe den Teufel, der ihr die Macht verleiht, ein Verbrechen vorzubereiten, die Krimiautoren eine Sexfalle nennen. Solche Begegnungen sind nicht fehl am Platz, wenn man bedenkt, dass sich wichtige Handlungsentwicklungen um die widerstreitenden Moralvorstellungen von Heidentum und Christentum drehen. In diesem Augenblick gestaltet Anderson aber geschickt die Folgen dieser Szene um, während er außerdem versuchte, sie enger mit dem Rest der Erzählung zu verweben: Als der Teufel sie verlässt, blickt die Hexe aus dem Fenster »und was sie davongehen sah, war nicht das, was sie im Inneren erblickt hatte. Es war vielmehr die Gestalt eines sehr großen Mannes, der schnell davonschritt, obwohl sein Bart lang und wolfsgrau war. Er war in einen Umhang gehüllt und trug einen Speer, und unter dem breitkrempigen Hut schien es, als hätte er nur ein einziges Auge. Sie entsann sich auch, wer hinterlistig und oft mit verschrobenem Ziel dazu neigte, sich bei seinen Wanderungen kreuz und quer über die Erde zu verkleiden; und ein Schauer erfasste sie.«

    Doch dann ist Odin – wenn er es tatsächlich ist – bald fort, und selbstverständlich könnte es auch einfach »eine Täuschung des Sternenlichts« gewesen sein.

    Poul Anderson, ein produktiver Autor, wie es viele in der Science-Fiction und Fantasy gibt, wurde einmal gebeten, aus seinen Büchern seine fünf liebsten zu nennen. Dieses wählte er nicht aus. Wie ein Nebencharakter in einer anderen herrlichen, wenn auch unterschiedlichen fantastischen Geschichte – Die Brautprinzessin von William Goldman – auszurufen pflegt: »Unfassbar!« Das zerbrochene Schwert ist ein Meisterwerk, so düsterhaft schön wie die Landschaft des Nordens im Winter.

    Michael Dirda

    Michael Dirda ist Autor des jüngsten Werkes Classics for Pleasure und On Conan Doyle, das 2012 den Edgar Award gewann. Gerade arbeitet er an einem Buch über die Unterhaltungsliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts.

    1

    Einst war da ein Mann namens Orm der Starke, ein Sohn von Ketil Asmundsson, der ein mächtiger Landsmann im Norden von Jütland war. Die Leute von Ketil hatten seit Menschengedenken in Himmerland gelebt und waren machtvolle Landbesitzer.

    Die Gattin von Ketils war Asgerd, die das Kind einer Geliebten von Ragnar Lodenhose war. Daher stammte Orm aus guter Familie, doch da er der fünfte lebende Sohn seines Vaters war, gab es nicht viel für ihn zu erben.

    Orm war ein großer Seefahrer und verbrachte die meisten Sommer im Viking. Als er in seinem zwanzigsten Winter war, ging er zu seinem ältesten Bruder Asmund und sagte: »Du hast immer in Himmerland gesessen und seit einigen Jahren Nutzen aus dem Gehöft gezogen, und deine Brüder giert es nach ihrem Anteil. Doch ist deutlich zu sehen, sollten wird durch fünf teilen, dann wird unsere Familie von großen Landmännern zu Kleinbauern werden und schon bald untergehen und vergessen sein.«

    »Das ist wahr«, erwiderte Asmund, »und wenn du nicht gewillt bist, dein Erbe aufzugeben, wäre es besser, wenn wir es gemeinsam führen.«

    »Ich werde nicht der fünfte Mann am Ruder sein«, sagte Orm, »und daher mache ich dir dieses Angebot: Gib mir drei Schiffe und bestücke sie und versorge all jene mit Waffen, die mir folgen wollen, dann werde ich mein eigenes Land finden und jeden Anspruch auf das unseres Vaters aufgeben.«

    Asmund war sehr zufrieden damit, mehr noch, da zwei weitere seiner Brüder sagten, sie würden Orm begleiten. Noch vor dem Frühling hatte er Langschiffe und deren Ausstattung gekauft und viele jüngere und ärmere Männer aus der Nachbarschaft gefunden, die froh darüber waren, nach Westen zu fahren. Am ersten klaren Tag des Frühlings, als die See hohe Wellen schlug, führte Orm sein Schiff aus der Bucht hinaus, und das war das letzte Mal, das Asmund ihn sah.

    Die Drachen wandten ihre Schwänze dem flachen, grauen Heideland und dem hohen, wolkenbehangenen Himmel von Himmerland zu. Als der Wind durch das Tauwerk pfiff und die Seemöwen an den Mastspitzen kreischten und der Kiel schäumte, wandten sie ihre Häupter gen Westen. Orm ersann einen Vers:

    Pferde, weiß Mähn‘,

    (hört sie wiehern!),

    Grau und mager,

    Westwärts Galopp.

    Wild im Winter-

    Wind sie schnauben,

    bocken, tragen

    sie meine Last.

    Da er früh losgefahren war, erreichte Orm die westlichen Inseln vor den meisten anderen Wikingern und machte gute Beutezüge. Damit kaufte er weitere Schiffe und sammelte eine Gefolgschaft um sich, während er über den Winter in Irland lag.

    Nun hatte Orm die Länder im Westen seit einiger Zeit geplündert und große Beute gemacht. Jedoch wünschte er sich sein eigenes Land, und so schloss er eines Sommers seine Flotte den mächtigen Schiffen von Guttorm an, oder Guthrum, wie die Engländer ihn nannten. Eine Weile befand er sich gemeinsam mit Guthrum an Land sowie auf See, und nachdem mit Alfred Frieden geschlossen war, ging Orm ins Danelag, um nach Land zu suchen.

    Er fand ein grünes und schönes Gebiet neben einer kleinen Bucht, wo er seine Schiffe festmachen konnte. Ein Engländer lebte bereits dort, doch eines Nachts umzingelte Orm das Haus mit seinen Männern und brannte es nieder. Der Mann, seine Brüder und die meisten aus seinem Haushalt starben an Ort und Stelle. Manche sagen, die Mutter des Mannes, die eine Hexe war, wäre dem Feuer entgangen – denn die Brenner ließen zunächst alle Frauen und Kinder und Bediensteten heraus, die gehen wollten –, und sie belegte Orm mit einem Fluch, dass sein ältester Sohn jenseits der Welt der Menschen aufgezogen werden würde, während Orm wiederum einen Wolf aufziehen sollte, der ihn eines Tages zerreißen würde.

    Nun baute Orm ein großes Haus und andere Gebäude auf seinem neugewonnenen Land, und durch Reichtum und Ruhm wurde er zu einem machtvollen Häuptling im Danelag. Als er ein Jahr dort verbracht hatte, hielt er es für angebracht, eine Frau zu haben. Er ritt mit großem Gefolge zu dem englischen Ealdorman Æthelstan und bat um die Hand seiner Tochter Aelfrida, von der es hieß, sie sei die schönste Jungfer in England.

    Æthelstan wagte nicht zu widersprechen, aber Aelfrida sagte Orm ins Gesicht: »Niemals werde ich einen Hund von Heiden ehelichen, und ich kann es tatsächlich nicht. Und obwohl es stimmt, dass du mich mit Gewalt nehmen kannst, wirst du wenig Freude an mir haben – das schwöre ich!«

    Sie war klein und schlank mit weichem, rotbraunem Haar und blitzenden grauen Augen, wohingegen Orm ein großer, stämmiger Mann war, dessen Gesicht rotverbrannt war und sein Haar fast weiß von Jahren in der Sonne und auf dem Meer. Doch spürte er, dass sie irgendwie die Stärkere war, nachdem er eine Weile nachgedacht hatte, sagte er also: »Da ich nun in einem Land bin, in dem das Volk den Weißen Christus anbetet, ist es nur recht und billig, wenn ich meinen Frieden mit ihm sowie mit seinen Anhängern mache. Tatsächlich haben die meisten Dänen dies bereits getan. Daher werde ich mich taufen lassen, wenn du mich denn heiratest, Aelfrida.«

    »Das ist nicht der Grund!«, rief sie aus.

    »Überlege aber«, sagte Orm verschlagen, »wenn du mich nicht ehelichst, werde ich nicht getauft, und dann ist meine Seele verloren, wenn man den Priestern glauben darf. Und du wirst deinem Gott aufs Ärgste Rede und Antwort stehen müssen, dass du eine menschliche Seele verloren hast.« Er flüstert Æthelstan zu: »Außerdem werde ich dieses Haus niederbrennen und dich über die Klippen ins Meer werfen.«

    »Richtig, Tochter, wir dürfen es nicht wagen, eine menschliche Seele zu verlieren«, sagte Æthelstan rasch.

    Aelfrida widerstand nicht länger, denn Orm war wirklich kein schlecht aussehender Mann, und es war bekannt, dass er reich und mächtig war. So wurde Orm getauft, und am nächsten Tag heiratete er Aelfrida und brachte sie heim ins Danelag. Sie lebten recht zufrieden miteinander, wenn auch nicht immer friedfertig. Es stand keine Kirche in der Nähe, deshalb unterhielt Orm auf Aelfridas Wunsch hin einen Priester auf dem Land, und als Buße für seine Sünden bezahlte er den Priester gut. Weil er aber ein umsichtiger Mann war und keine der Mächte beleidigen wollte, brachte er Thor im Mittwinter und Freyr im Frühling für Frieden und gute Ernte weiterhin Opfergaben dar, ebenso Odin und den Æsir für Glück vor der nächsten Seereise.

    Den gesamten Winter über stritten er und der Priester darüber, und im Frühling, nicht lange, bevor Aelfridas Kind geboren wurde, verlor Orm die Beherrschung, warf den Priester mit einem Tritt zur Tür hinaus und jagte ihn davon. Aelfrida tadelte ihn arg dafür, bis er brüllte, er könnte dieses Weibergeschätz nicht länger hören und würde jetzt davor flüchten. Ein paar Tage später und früher, als er es geplant hatte, fuhr er mit den Schiffen davon und verbrachte den Sommer damit, in Irland und Schottland auf Beutezug zu plündern.

    Kaum waren seine Schiffe außer Sicht, da wurde Aelfrida in ihr Bett gebracht und gebar ein Kind. Es war ein prächtiger Junge, den sie nach Orms Wunsch Valgard nannte, ein Name der in dieser Familie seit alters her in Gebrauch war. Doch gab es nun keinen Priester, um das Kind zu taufen, und die nächste Kirche

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