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Der Flucher: Erzählung aus "Auf fremden Pfaden", Band 23 der Gesammelten Werken
Der Flucher: Erzählung aus "Auf fremden Pfaden", Band 23 der Gesammelten Werken
Der Flucher: Erzählung aus "Auf fremden Pfaden", Band 23 der Gesammelten Werken
eBook69 Seiten57 Minuten

Der Flucher: Erzählung aus "Auf fremden Pfaden", Band 23 der Gesammelten Werken

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Über dieses E-Book

Winnetou und Old Shatterhand treffen auf einen gewissen Mr. Fletcher, der zwei Indianer getötet haben soll, dies jedoch bestreitet. Werden die Blutsbrüder Beweise finden?
"Der Flucher" ist eine Kurzgeschichte. Sie wurde bereits in "Auf fremden Pfaden" (Band 23 der Gesammelten Werke) veröffentlicht.
SpracheDeutsch
HerausgeberKarl-May-Verlag
Erscheinungsdatum11. Aug. 2020
ISBN9783780213143
Der Flucher: Erzählung aus "Auf fremden Pfaden", Band 23 der Gesammelten Werken
Autor

Karl May

Karl Friedrich May (* 25. Februar 1842 in Ernstthal; † 30. März 1912 in Radebeul; eigentlich Carl Friedrich May)[1] war ein deutscher Schriftsteller. Karl May war einer der produktivsten Autoren von Abenteuerromanen. Er ist einer der meistgelesenen Schriftsteller deutscher Sprache und laut UNESCO einer der am häufigsten übersetzten deutschen Schriftsteller. Die weltweite Auflage seiner Werke wird auf 200 Millionen geschätzt, davon 100 Millionen in Deutschland. (Wikipedia)

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    Buchvorschau

    Der Flucher - Karl May

    KARL MAY

    DER FLUCHER

    REISEERZÄHLUNG AUS DEM WILDEN WESTEN

    Aus

    KARL MAYS

    GESAMMELTE WERKE

    BAND 23

    „AUF FREMDEN PFADEN"

    © Karl-May-Verlag

    eISBN 978-3-7802-1314-3

    KARL-MAY-VERLAG

    BAMBERG • RADEBEUL

    Inhalt

    DER FLUCHER

    Old Cursing-Dry

    Im Lager der Pah-Utahs

    Gericht

    DER FLUCHER

    Old Cursing-Dry

    Während ich mich anschicke, die folgende Begebenheit zu erzählen, muss ich an ein Ereignis aus meiner Kindheit denken, das mir noch heute so klar und deutlich im Gedächtnis lebt, als ob ich es erst gestern erlebt hätte.

    Wir standen, fünf oder sechs kleine Knaben, auf dem Marktplatz meiner Vaterstadt und sahen einem Fuhrmann zu, dessen Pferde den schweren Wagen nicht fortzubringen vermochten. Er hieb lange Zeit vergeblich auf sie ein und ließ sich endlich von seinem Zorn zu einem Fluch hinreißen, den er mit so kräftigen Hieben begleitete, dass die Pferde die Last nun wirklich über das Hindernis hinwegzerrten. „Ja, wenn nichts mehr helfen will, dann hilft ein ,heiliges Donnerwetter‘", lachte er und fuhr weiter. Die Umstehenden lachten mit und wir Knaben fühlten uns von dem Fluch so imponiert, dass wir ihn sofort aufs Eifrigste bei unserem Spiel anwandten. Es wurde einige Zeit mit wahrer Wonne ‚gedonnerwettert‘, bis mein Vater es hörte und mir zum Fenster heraus jenen bekannten Wink gab, der die Eigentümlichkeit hatte, mich stets und augenblicklich in eine höchst wehmütige Stimmung zu versetzen. So auch diesmal, und zwar nicht ohne Grund, denn ich hatte die Anwendung des Kraftworts dadurch zu büßen, dass ich kein Mittagessen bekam und mit sehr niedergedrückten Gefühlen zusehen musste, wie gut der dicke Milchreis meinen Geschwistern schmeckte. Dieser sehr unfreiwillige Verzicht tat mir so weh, dass ich den festen Entschluss fasste, nie wieder ‚Donnerwetter‘ zu sagen. Dieses löbliche Vorhaben wurde dadurch noch mehr befestigt, dass mich nach Tisch meine ehrwürdige, damals siebzig Jahre alte Großmama beiseite nahm und mir mit einem derben Waschlappen den Mund so kräftig abwusch, dass mir das helle Wasser aus den Augen lief.

    „Pfui, pfui!, sagte sie dabei. „Wer flucht, der beschmutzt seinen Mund, und das muss tüchtig abgerumpelt werden. Merke dir das und tue es ja nicht wieder, wenn ich dich lieb behalten soll!

    Wenn ich offen sein will, so muss ich gestehen, dass dieses ‚Abrumpeln‘ einen noch tieferen Eindruck auf mich machte als die Kostentziehung, denn was Großmama sagte, das war mir heiliger als jedes andere Wort. Ich zog mich also in einen stillen Winkel zurück, um die Reinigung der Lippen auf eigene Hand weiter fortzusetzen, und dabei fiel mir ein, dass ich doch nicht der Einzige gewesen war, der geflucht hatte. Infolgedessen setzte ich mich in den heimlichen Besitz des besagten Waschlappens und schlich mich fort, um die Mitschuldigen alle zusammenzuholen. Als mir dies gelungen war, erklärte ich ihnen, welchem Schicksal sie sich unter den obwaltenden Umständen zu unterwerfen hätten, und führte sie zu dem großen Wassertrog, der an der oberen Seite des Marktes stand. Dort gaben wir uns dann dem ‚Abrumpeln‘ mit einem solchen Feuereifer hin, dass uns das Wasser an den Beinen niederlief und wir uns in die Sonne legen mussten, um wieder trocken zu werden.

    So großen Spaß diese Wäsche uns allen machte, so ernst war es mir doch mit der Angelegenheit an sich, und ich muss sagen, dass von jenem Tag der Abscheu stammt, den ich noch heute gegen jeden Fluch und jeden Schwur empfinde. Sei mir ein Mensch auch noch so sympathisch, sobald ich ein solches Wort von ihm höre, fühle ich mich abgestoßen, und stellt es sich gar heraus, dass er ein Gewohnheitsflucher ist, so hört er auf, für mich zu existieren.

    Wie weit es ein Mensch in dieser üblen Angewohnheit zu bringen vermag, habe ich an dem Mann gesehen, von dem ich heute erzählen will, weil sein Beispiel zugleich einen deutlichen Beweis dafür bildet, dass mit der Langmut und Barmherzigkeit Gottes nicht zu scherzen ist.

    Zur Zeit, als diese Episode sich ereignete, befand ich mich mit Winnetou, dem Häuptling der Apatschen, bei den Navajos, die ihn auch als ihren obersten Anführer anerkannten, weil sie im weiteren Sinne auch zum Volk der Apatschen gehörten. Sie lagerten damals zwischen den Höhen der Agua Grande genannten Gegend und wollten von da aus nach dem Colorado hinab, doch nicht eher, als bis eine Anzahl weißer Jäger, die ich zu ihnen bestellt hatte, eingetroffen war.

    Während wir auf die Ankunft dieser Leute warteten, brachten unsere roten Wachen zwei fremde Indianer, die sie unter sehr verdächtigen Umständen aufgegriffen hatten, ins Lager. Sie sollten natürlich sofort ausgefragt werden, weigerten sich aber, irgendeine Antwort zu geben. Es war ihnen kein Wort zu entlocken; ihre Gesichter waren nicht gefärbt, und da sie auch kein Zeichen ihrer Abstammung an sich trugen, so war es beinahe unmöglich, zu bestimmen, welchem Volk sie angehörten. Wir wussten, dass die Utahs[1] sich in letzter Zeit den Navajos feindlich gezeigt hatten, und so bemerkte

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