Früher war alles besser: Lausbubengeschichten
Von Roland Gampp
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Über dieses E-Book
Für viele von uns endete der Horizont meist schon bei der übernächsten Ortschaft.
Es entstand ein sehr starker Bezug zur näheren Umgebung, zur Natur. Innerhalb dieses begrenzten Raums kreierten wir Kinder unsere eigene Welt. Sie bildete Lebensraum und Spielfeld zugleich, wir traten mit ihr und der Natur in Resonanz.
Zeitverschwendung oder Angst war ein Fremdwort, wir waren offen für alles, ließen einfach geschehen, nahmen die Zeit und die Gefahr nicht zur Kenntnis. Die finsteren Ecken unseres Seins waren noch nicht angelegt oder entdeckt.
Es war eine Zeit, in der das Wünschen noch half und der Treibstoff hierfür war unsere uneingeschränkte Fantasie.
Roland Gampp
Roland Gampp, geboren im Schwarzwald, zog es schon früh in die Welt hinaus. Viele seiner Erlebnisse und Erfahrungen sind Bestandteile seiner Bücher. Bisher erschienen: Wer nicht geht, kehrt nicht heim. Wenn der Vollmond kalte Schatten wirft. Jenseits von Facebook Der Sohn des Beduinen Jesus, das Kind des anderen
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Buchvorschau
Früher war alles besser - Roland Gampp
Für meine Eltern
Inhalt
Prolog
Beste Freundin
Der Schwarzfußindianer
Schule
Süße Verführung
Widerspenstige Katze
Aller Anfang ist schwer
Feuerwasser
Leisetreter auf Reisen
Inhaftierung
Das Unwetter
Folter
Das Sägewerk
Erdbeer-Connection
Die Fischzuchtanlage
Coca-Genuss mit Folgen
Volltreffer
Nackte Tatsachen
Mutprobe
Epilog
Um die Gegenwart zu verstehen,
lohnt sich ein Blick in die eigene Vergangenheit.
Prolog
Die Lausbubengeschichten spielen sich in der idyllisch gelegenen Kleinstadt Wehr im südwestlichen Schwarzwald ab. Diese schmiegt sich in die sanft auslaufende Ebene der wildromantischen Wehratalschlucht ein. Der Fluss Wehra spaltet die Stadt in zwei Teile. Auf der einen Seite steigt das mit Fichten und Buchen dicht bewaldete Gelände steil bis auf tausend Meter an, „der Hotzenwald. Einwohner auf dieser Seite werden deshalb auch als „runtergerutschte Hotzenwälder
betitelt.
Der sanft ansteigende Karstgebirgszug Dinkelberg begrenzt auf der gegenüberliegenden Seite die Stadt. Die reichlich vorhandenen Streuobstwiesen auf dem Dinkelberg, mit meist uraltem Baumbestand, bieten ein ideales Rückzugsgebiet für viele verschiedene Tiere und Pflanzen.
Dies paradiesische Umfeld nutzten und genossen wir Kinder täglich in vollen Zügen. Einerseits als Spielplatz und andererseits schenkte es uns einen friedlichen, idyllischen Lebensraum. Wir waren noch nicht gefangen im Sumpf der Realität, wir lebten in der Gegenwart. Der Schlüssel hierfür war das Spielen, das sinnfreie Tun.
In meiner Jugend, also vor einer gefühlt halben Ewigkeit, war hier alles besser.
Na ja, fast alles.
Die Kugel Eis kostete damals gerade eben fünf Pfennige. Auf dem gleichen Preisniveau lag das Brötchen wie auch der Eintritt ins Freibad. Das farbige, auf der Zunge prickelnde und schäumende Ahoj Brause-Pulver, mit dem blauen Seemann als Aufdruck auf den Tütchen, lag sogar nur im Einpfennigbereich.
Und das Wetter in den Sommerferien zeigte sich immer, ohne Ausnahme, von seiner besten Seite. Warme, von der Sonne durchflutete Tage waren die Regel. Für uns Kinder offenbarte sich jeder Tag als Schwimmbadtag.
Das Barfußlaufen gehörte bei mir zum Alltag sowie auch die gemeinsame Einnahme des Mittagessens um Punkt zwölf Uhr mit der gesamten Familie.
Wehe, dies ungeschriebene Gesetz wurde gebrochen. Erschien ich auch nur fünf Minuten zu spät, dann noch gepaart mit schlechten Schulnoten, war der Teufel los. Da halfen die besten Ausreden nicht über das Donnerwetter hinweg, das aus dem Mund meines Vaters wie einem feuerspeienden Vulkan donnerte.
Die verbale Äußerung von ihm wurde in einer Lautstärke kundgetan, dass die Nachbarn ihre Fenster augenblicklich schlossen. Es war keine nachbarschaftskompatible Geräuschkulisse. Doch früher störte das wirklich niemanden richtig, die Leute waren einfach gelassener und sahen über vieles hinweg. Es war halt alles besser und lief in seinen geregelten Bahnen.
Und dann erst die Winter, insbesondere die Winterferien. Sie zeigten sich immer von ihrer besten Seite: eisig kalt, riesige Mengen Schnee. Der Schnee war noch echter Schnee. Viel weißer und nicht nur eine nasse, von den Umweltgiften gefärbte, pappige Masse wie heute. Nein, leichter, lockerer Pulverschnee, der bei jedem Schritt laut unter den damals noch gebundenen Lederskischuhen knirschte.
Und ja, über Weihnachten war alles wie ein mit Zuckerguss überzogenes Süßgebäck in ein weißes Gewand gebettet. Heute kennt man diese märchenhaft aussehende Landschaft nur noch durch die alten Filme oder auf Weihnachtskarten abgebildet. Und diese sind auch eine aussterbende Spezies. WhatsApp, die ganze Litanei der sozialen Medien lassen grüßen.
Früher sprachen die Leute noch miteinander, schauten sich dabei in die Augen. Saßen nicht still zusammen und kommunizierten mittels schnellem Daumen und Smartphone. Jeder wusste, wer der andere war, man kannte sich und die aktuellsten Ereignisse in den Familien waren kein Geheimnis.
Auch hätte sich ein Kind nie und nimmer getraut, bei seinen Eltern den Lehrer anzuschuldigen, dass dieser es zu Unrecht mit dem Rohrstock verprügelt hatte. Nein, das wäre nicht gut gekommen. Dies hätte zu Hause nochmals ein Donnerwetter vom Zaun gebrochen. Lehrer, Pfarrer und Polizei galten als Respektspersonen. Wenn sie etwas einleiteten, dann hatte es einen triftigen Grund, seine Richtigkeit, die nie und nimmer infrage gestellt wurde.
Die Kinder durften früher noch ihre Neurosen pflegen und ausleben. Heute werden sie zum Psychiater geschleppt und mit Chemie ruhiggestellt.
Damals, vor langer Zeit, lebten die Menschen viel zufriedener und glücklicher als heute. Es wurde noch nicht über Plastikmüll und Klimakatastrophe diskutiert. Da war alles besser und die Welt noch in Ordnung. Die Menschen wussten einfach, was sich gehörte und was nicht.
Das „Kleider-Wegwerf-Konzept" war noch nicht erfunden. Die Textilindustrie produzierte Qualitätskleidung, die getragen wurde, bis sie aufgebraucht war. Frühjahrs-, Sommer- und Winterkollektion war das Maß der Dinge. Heute durch den fast täglichen Modewechsel werden ungefähr hundert Milliarden Kleidungsstücke pro Jahr produziert. Die Kleidung wird zum Massen- und Wegwerfprodukt, dessen Herstellung Menschen ausbeutet und Umwelt zerstört.
Ja, so sind wir. Ab einem gewissen Alter hängt die Masse von uns irgendwie in den Seilen der guten, alten Zeit fest, wird gefühlsduselig. Und wir erinnern uns lieber an positive Dinge aus der Vergangenheit, als uns mit dem Neuen zu beschäftigen und dieses zu hinterfragen.
Vielleicht liegt es auch daran, dass wir Menschen aus unserem Ursprung heraus sehr negativitätsorientiert programmiert sind. Es lohnt sich, einen Schritt zurückzutreten, Abstand zu gewinnen, die Perspektive zu wechseln, und plötzlich sieht alles anders aus. Denn vieles auf unserem blauen Planeten ist besser, als wir denken.
Früher war halt alles anders.
Manchmal, wenn ich aus der Hektik des Alltags zurücktrete, die Augen schließe,
