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Raclette chinoise: Kriminalroman
Raclette chinoise: Kriminalroman
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eBook187 Seiten2 Stunden

Raclette chinoise: Kriminalroman

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Über dieses E-Book

China ist mächtig und willkommen im globalen Business, daher halten sich Länder wie die Schweiz, Deutschland und Österreich mit Kritik an der Volksrepublik zurück. Kommissarin Nuspliger und Inspektor Schnyder stechen bei ihrem ersten Fall in ein doppelmoralisches Wespennest von Intrigen, Bestechung und Mord. Zankapfel ist ein monströses Überwachungssystem, das China in der Schweiz erforschen lässt. Die Bundeshauptstadt Bern bietet der scharf gewürzten Geschichte eine beschauliche Bühne mit lauschigem Lokalkolorit.
SpracheDeutsch
HerausgeberGMEINER
Erscheinungsdatum8. Juli 2020
ISBN9783839266427
Raclette chinoise: Kriminalroman

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    Buchvorschau

    Raclette chinoise - Beat Gerber

    Zum Buch

    Drehscheibe Bundesbern Die Schweizer Staatssekretärin für Wissenschaft wird tot aus der Aare gezogen. Kommissarin Nuspliger und Inspektor Schnyder gehen aufgrund der Autopsie von einem brutalen Mord aus. Ihre Ermittlungen kreisen um ein schweizerisch-chinesisches Forschungsprojekt, das eine kombinierte Gesichts- wie auch Gefühlserkennung ermöglichen soll. Beim Management dieser neuartigen Überwachungstechnik spielte das Mordopfer eine Schlüsselrolle.

    Bundesbern ist verunsichert, die Gewalttat stört die Beziehungen zum wichtigen Handelspartner China. Einbezogen in die brisante Affäre sind mehrere Drahtzieher, die gleichzeitig Verdächtige im Mordfall sind: Peking und der chinesische Geheimdienst, ein Whistleblower im Staatssekretariat, ein Milliardär aus Shenzhen sowie der Forschungsleiter am Zürcher Polytechnikum. Der Professor für spezielle Algorithmen ist zudem mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert. Die beiden Ermittler stehen zunächst vor einer Wand des Schweigens, bis sie einen besonderen Fund machen …

    Beat Gerber, Jahrgang 1949, ist studierter Ingenieur und Wissenschaftsjournalist im Unruhestand, mit langjähriger Berufserfahrung in Industrie, Umweltberatung, Medien und Hochschulkommunikation. Heute schreibt und zeichnet er allerlei Groteskes über unsere globalisierte Welt, meist mit satirischem Unterton. Auch Gastrokritiken sind sein Steckenpferd. Ansonsten streunt er durch die multikulturellen Städte dieses Planeten, besonders Buenos Aires hat es ihm angetan. Geboren und aufgewachsen in Bern, lebt er in seiner Heimatstadt und in Südfrankreich.

    Impressum

    Personen und Handlung sind frei erfunden.

    Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

    sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

    Immer informiert

    Spannung pur – mit unserem Newsletter informieren wir Sie

    regelmäßig über Wissenswertes aus unserer Bücherwelt.

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    info@gmeiner-verlag.de

    Alle Rechte vorbehalten

    2. Auflage 2020

    Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

    Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

    Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

    unter Verwendung eines Fotos von: © Valery Bareta / stock.adobe.com

    ISBN 978-3-8392-6642-7

    Zitate

    »Die Herrschenden müssen bewacht werden, nicht die Beherrschten.«

    Friedrich Dürrenmatt (1921–1990)

    *

    Gewidmet meinen Vorbildern Friedrich Dürrenmatt (Kommissär Bärlach), Friedrich Glauser (Wachtmeister Studer) und Raymond Chandler (Privatdetektiv Philip Marlowe)

    Haftungsausschluss

    Personen und Handlungen des Kriminalromans sind frei erfunden, beim politischen und gesellschaftlichen Umfeld lassen sich Ähnlichkeiten mit der Wirklichkeit nicht ausschließen.

    Das beschriebene Verbrechen in Bern geschah noch vor der Corona-Krise. Die weltweite Viruspandemie kurz danach beeinflusste jedoch auch das schweizerisch-chinesische Überwachungssystem, das im Buch eine zentrale Rolle spielt und kurzerhand zur hochwirksamen Seuchenbekämpfung aufgerüstet wird.

    DAS PERSONAL

    Die wichtigsten Figuren (in der Reihenfolge des Auftretens):

    Meret Moser, Schweizer Staatssekretärin für Wissenschaft

    Paul Pion, Wissenschaftsblogger und Stadt-Streuner

    Chung Chen, Milliardär und Investor aus Shenzhen

    Nora Nuspliger, Kriminalkommissarin bei der Berner Kantonspolizei

    Schämpu (Jean-Pierre) Schnyder, Inspektor bei der Bundeskriminalpolizei

    Sandro Saletti, Professor und Forschungsleiter am Zürcher Polytechnikum

    Belinda Bärtschi, Chefin eines Berner Start-ups mit Filiale in Shenzhen

    Das Glossar am Schluss will die mitwirkende Wissenschaft und Technik sowie den Lokalkolorit ausschmücken.

    PROLOG

    Erinnern Sie sich noch? Es geschah vor der Corona-Krise, vor mehr als einem Jahr. China hatte damals die Welt heftig empört, gleichzeitig auch verunsichert. Die offizielle Schweiz schwieg, Bundesbern blieb stumm. Was war geschehen? Der chinesische Staatspräsident erklärte in einem global verbreiteten Fernsehinterview, sein Land wolle die allgemeine Überwachung perfektionieren.

    Die 1,4 Milliarden Chinesinnen und Chinesen sollen künftig online auf Schritt und Tritt beschirmt werden, sagte der Vorsitzende von Partei und Militär. Das ehrgeizige Vorhaben sei eine sinnreiche Maßnahme zur Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit, die hochwirksame Garantie für einen stabilen Volksfrieden und eine gute Gesundheit.

    Der Staatschef sprach von einem neuartigen Gesichts- und gleichzeitig Gefühlserkennungssystem, womit das Volk sich diskret, aber lückenlos kontrollieren ließe. Mehr Einzelheiten gab der »Oberste Führer« nicht bekannt. Westliche Experten bezweifelten jedoch, dass Chinas Innovationskraft ausreiche, um eine solche Technologie, basierend auf künstlicher Intelligenz (KI), alleine zu entwickeln. Die Zusammenarbeit mit Spitzenuniversitäten des Westens sei deshalb zwingend nötig.

    Mit der Schweiz pflegt Peking seit Langem eine diplomatische Freundschaft, verbunden mit gedeihlichen Wirtschaftsbeziehungen. Beide Seiten profitieren davon. Die Schweiz vom Export hiesig produzierter Güter in zweistelliger Milliardenhöhe, China unter anderem von der Unterstützung des renommierten Zürcher Polytechnikums, wo das lauthals angekündigte Überwachungssystem erforscht wird.

    Die KI-Forschung, vor zwei Jahren gestartet, kam jedoch für China viel zu langsam voran. Die Zeit drängte, bremsten doch mehrere Handelskriege die Wirtschaftsentwicklung schmerzhaft. Der Präsident des Reichs der Mitte brauchte eine absehbare Erfolgsmeldung, um sich an der Macht halten zu können.

    Die hochpräzise Kontrolltechnologie wäre ein solcher Triumph und verspricht prosperierende Aussichten. Doch Peking stieß mit seiner Forderung, das Projekt zu beschleunigen, bei der Schweizer Regierung auf wenig Verständnis. Grundlagenforschung brauche ihre Zeit, verwertbare Resultate ließen sich nicht erzwingen, hieß es aus Bundesbern.

    Die Wahl eines neuen Bundesrats vor acht Monaten bot China freilich einen Vorwand, die Schweizer Regierung vehement unter Druck zu setzen. Das frischgewählte Ratsmitglied hatte nämlich in der Vergangenheit öffentlich Sympathie gezeigt für die Befreiungsbewegung in Tibet, der Heimat seines Vaters.

    Peking war darüber sehr erbost und drohte, seinen bestellten Großeinkauf von Schweizer Kleinflugzeugen, Bahnwaggons und Hightech-Waffenteilen zu streichen. Die hiesige Wirtschaft gab sich besorgt und antichambrierte in Bundesbern, zahllose Arbeitsplätze seien in Gefahr.

    Hinter den Kulissen setzte China massiven Druck auf und bewirkte, dass das mächtige Land die KI-Forschung finanziell maßgeblich unterstützen und somit schneller vorwärtstreiben konnte.

    Die Einflußnahme der großen Volksrepublik auf die öffentlich finanzierte Forschung in der kleinen Schweiz hat sich als heikel erwiesen. Verschiedene Interessen sind ins Spiel gekommen. Menschlicher, politischer, wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Art. Die Ereignisse rund um die verhängnisvolle Überwachungstechnologie gerieten teilweise außer Kontrolle und haben Bundesbern in helle Aufregung versetzt.

    Niemand ahnte allerdings, dass die miteinander verstrickten Machenschaften rund um das schweizerisch-chinesische Forschungsprojekt eine verbrecherische Wendung nehmen könnten. Daraus ist ein regsamer Bundesbern-Kriminalfall geworden. Dessen Drama nahm an einem frühen Morgen im Wonnemonat Mai seinen Lauf.

    Das Coronavirus war damals noch nicht auf den Menschen übergesprungen, das Überwachungssystem wurde jedoch später erfinderisch erweitert, um damit auch Massenerkrankungen möglichst rasch in den Griff zu bekommen.

    1 DIE TOTE IM FLUSS

    Montag, 06.21 Uhr

    Die Bremse quietscht fürchterlich. Bernhard Bühler flitzt auf seinem Fahrrad hinunter an die Aare. Das Sträßchen von der Lorraine her ist extrem steil, die Luft recht frisch. Seit Tagen nervt sich Bühler wegen der lockeren Bremsklötze am Vorderrad. Heute will er sie endlich reparieren.

    Der Himmel über Bern ist wolkenlos, ein strahlender Frühlingstag erwacht. Vielerorts hört man die Vögel zwitschern. Die Aare fließt hoch, das Wasser hellbraun, vermischt mit Schlamm und Sand. Letzte Nacht ließen heftige Gewitter den Pegelstand im Oberland ansteigen.

    Am Fluss angekommen, steigt Bühler vom Rad und schiebt es über den engen Steg. Das Brückchen beim Stauwehr führt zu seinem Arbeitsplatz, einem besonderen Posten.

    Bühler ist hier Wehrwärter, gegen die 60, seit eh und je angestellt bei der städtischen Elektrizitätsversorgung. Zuständig für die Instandhaltung der verschiedenen Anlagen, wofür er regelmäßige Kontrollgänge vornimmt. Ein verlässlicher, loyaler Typ vom alten Schlag, fadengrad. Kurz vor halb sieben schließt er das mächtige Gittertor zum Betriebsgelände des Wehrs auf. Heute ist Bühler früher dran als sonst.

    Das Engehalde-Wehr staut die Aare und leitet den Großteil des Wassers durch einen 550 Meter langen Stollen hinüber zum tiefer gelegenen Kraftwerk Felsenau, das auf der anderen Seite der Engehalbinsel Strom produziert. Bern wurde im Mittelalter zur Verteidigung in mehreren Schleifen der Aare angelegt. Die Stadt weist dadurch verschiedene halbinselartige Gebiete auf. Eines davon ist die im Norden gelegene Engehalbinsel.

    Bühler hat schlecht geschlafen, sich über die Heimkehrer geärgert, die während der Nacht lärmend durch die leeren Straßen seines Quartiers gezogen sind. Am gestrigen Sonntagabend konnten die Berner Young Boys nach dem Sieg über den FC Thun ihren Meistertitel zelebrieren, zum zweiten Mal in Folge. Es war das letzte Spiel der Saison. Der Stadtpräsident bewilligte volksnah eine Freinacht. Die Party im Wankdorfstadion war rauschend, und am Umzug durch die Altstadt nahmen Tausende von begeisterten Anhängern teil.

    Die sonst eher zurückhaltenden Bernerinnen und Berner feierten bis in die frühen Morgenstunden. Ausgelassen und friedlich. Sogar in der »Reitschule«, einem alternativen Kulturzentrum der hiesigen Jugendrebellen, herrschte gewaltlose Freude, wie das Lokalradio spätabends meldete.

    Bühler ist kein Fußballfan, er bevorzugt Eishockey. Da geht es für ihn rasanter, körperbetonter zur Sache. Dynamik pur. Der Schlittschuh-Club Bern, kurz SCB, spielt landesweit ebenfalls vorne mit. Vor einem anderen, mehr durchmischten und ebenso zahlreichen Publikum, auch mit vielen weiblichen Fans. Es geht um weniger Geld, das Geschäft mit den Spielern ist bescheidener.

    Vor Sonnenaufgang kehren jetzt die letzten YB-Getreuen nach Hause zurück, Bühler ist oben in der Lorraine einigen Grüppchen begegnet, nicht bloß benommen vom Hochgefühl für ihren Fußballklub. Auch der übermäßige Alkohol zeigt seine berauschende Wirkung. Zu dritt, zu viert torkeln sie durch die ausgestorbene Stadt, manchmal singend, häufig heiser brüllend. Aber harmlos.

    Völlig nüchtern dagegen ist Wehrwärter Bühler. Gestern Abend haben seine Frau und er auf dem Balkon nach dem Nachtessen sich noch einen Grappa genehmigt, das war’s. Der schlechte Schlaf trieb ihn dann in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett.

    Den vorgezogenen Arbeitsbeginn will er heute mit einem früheren Feierabend kompensieren. Angesagt ist ein geselliges Treffen im Kollegenkreis, das schöne Wetter soll anhalten.

    Bald halb sieben. Um diese Zeit vermag die Sonne ihre Strahlen noch nicht in den Aaregraben unterhalb des Stadtzentrums zu werfen. Aber es ist Mitte Mai und bereits taghell, und Bühler erschrickt, als er im Vorbecken des Stauwehrs den leblosen Menschen entdeckt.

    Ziellos treibt dieser an der Wasseroberfläche, wird von den Strudeln hin und her gerissen, immer wieder untergetaucht. Die Rechenanlage hat ihn davor bewahrt, in den Stollen gesogen und von den Turbinen im Kraftwerk brutal zerfetzt zu werden.

    Der Wehrwärter fixiert den toten Körper mit einer Rettungsstange, versucht ihn mit den Händen aus dem Wasser zu ziehen. Ohne Chance, er rutscht weg. Erst nach mehreren Anläufen gelingt es. Die Leiche ist groß gewachsen, sehr schlank, ja mager. Eine jung aussehende Frau, die Kleider teilweise weggerissen. Ihre Glieder schlaff, die Haut weiß und kalt, das Gesicht leicht bläulich, die großen Augen schielend unter gesenkten Lidern, der Mund weit offen. Schauderhaft anzusehen. Immer wieder.

    Es ist Bühlers siebte Leiche in seinen fast 30 Arbeitsjahren hier. Die meisten waren Leidtragende eines Unfalls oder plötzlichen Unwohlseins, doch ebenfalls Opfer von Verbrechen und Selbstmörder. Jedes Mal ein Trauma, das ihn monatelang plagen wird. Berufsrisiko halt, wie beim Lokführer.

    Er zerrt die Tote auf den Betonboden und legt eine grüne Plastikplane darüber. Das kostet Kraft, Bühler ist außer Atem, nicht mehr der Jüngste. Er keucht. Sein hellgrüner Pullover und die beige Hose sind bei der Bergungsaktion nass geworden. Nebenan brausen die Wassermassen über die drei geöffneten Wehre. Gewaltig anzusehen, tosender Lärm.

    Über den fallenden Fluten sieht die Luft milchig aus, geschwängert mit Wassertropfen. Das vom Osten durch die Bäume dringende Morgenlicht hellt die Szenerie stimmungsvoll auf. Unterdessen ist es sieben geworden. Schon kommen die ersten Jogger vom Altenberg her angerannt. Vor Arbeitsbeginn absolvieren sie entlang der Aare ihr diszipliniertes, manchmal verbissenes Training. Sie bemerken nichts Ungewöhnliches, alles nimmt seinen üblichen Lauf.

    Im ohrenbetäubenden Rauschen des Flusses zieht Bühler, noch fassungslos und geschockt, sein Smartphone aus der Hosentasche. Wie in Trance wählt er die Notrufnummer 117. Auf der Gegenseite meldet sich ein übernächtigter Beamter: »Kantonspolizei, guten Tag! Wie können wir Ihnen behilflich sein?«

    Mit brüchiger Stimme berichtet Bühler

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