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Wie auf Erden so im Himmel: Wie das Leben als Mensch das Leben im Jenseits bestimmt
Wie auf Erden so im Himmel: Wie das Leben als Mensch das Leben im Jenseits bestimmt
Wie auf Erden so im Himmel: Wie das Leben als Mensch das Leben im Jenseits bestimmt
eBook771 Seiten12 Stunden

Wie auf Erden so im Himmel: Wie das Leben als Mensch das Leben im Jenseits bestimmt

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Über dieses E-Book

Die Vorstellungen der meisten Menschen über den „Himmel“ sind seltsam kindlich. Zahllose Umfragen in großen Tages- oder Wochenzeitungen belegen, dass zwar immer noch mehr als die Hälfte der Menschen „an den Himmel glaubt“, aber sich davon nur sehr verschwommene Bilder macht, die eher an ein „Schlaraffenland“ als an eine geistige Welt erinnern.
Dr. Beat Imhof legt mit dieser Studie das zukünftige Schlüsselwerk zur Jenseitsforschung vor! Er hat in jahrzehntelangem Studium alle greifbaren Quellen der Mystik, der Weltreligionen und der spirituellen Forschung ausgewertet, um zu einer umfassenden Beschreibung der jenseitigen Welten zu kommen. Er schildert die Ankunftssphären, die eine rückkehrende Seele unmittelbar nach dem Ableben ihrer physischen Hülle erwarten, und skizziert ihren Weg durch die Geistigen Welten. Dabei wird deutlich, wie unbestechlich das „Gesetz der Anziehung“ auch in den jenseitigen Reichen gilt. Der Verstorbene wird zu jenen Sphären gezogen, die seiner geistigen Reife entsprechen.
Imhof beschreibt in seinem Meisterwerk auch die jenseitigen Tierreiche, die Kinderparadiese und die dunklen Sphären, die eine schmerzhafte Läuterung bewirken können. Er behandelt ausführlich die Frage des Fortbestandes von Beziehungen über den Tod hinaus und auch die Schulung in den „Tempeln der Weisheit“.
Das umfassende Panorama jenseitiger Welten, das sich aus diesem großen Werk erschließt, zeigt einerseits auf, dass die unmittelbar nach dem Ablegen des Körpers folgenden Jenseitswelten durchaus noch Ähnlichkeit mit dem Erdenleben aufweisen, während andererseits die höheren himmlischen Reiche weit jenseits des normalen menschlichen Denkens liegen.
Ein Meilenstein der spirituellen Forschung, der die himmlischen Welten einem tieferen Verständnis nahebringt und eine unglaublich vielfältige und wunderbare Geistige Wirklichkeit aufzeigt!

SpracheDeutsch
HerausgeberAquamarin Verlag
Erscheinungsdatum23. März 2020
ISBN9783968610054
Wie auf Erden so im Himmel: Wie das Leben als Mensch das Leben im Jenseits bestimmt

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    Buchvorschau

    Wie auf Erden so im Himmel - Beat Imhof

    BALTHASAR

    Vorwort

    An der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich hat am 31. März 1966 der Göttinger Universitäts-Professor Dr. Dr. h.c. Walther Hinz einen vielbeachteten Vortrag gehalten zum Thema „Jenseitskunde – ein Forschungsgebiet von morgen. In seinen einleitenden Worten sah er voraus: „In hundert Jahren wird man sich keine Universität mehr vorstellen können ohne einen Lehrstuhl für die Wissenschaft von der geistigen Welt.

    Heute, ein halbes Jahrhundert danach, sind zahlreiche Jenseitsforscher seinem Aufruf gefolgt und haben die Jenseitskunde zu einer ernst zu nehmenden Wissenschaft ausgebaut. An mehreren Hochschulen in Europa und in Amerika ist die Jenseitswissenschaft zu einem anerkannten Lehrfach geworden. Im Jahr 1973 schrieb Prof. Paul A. Keller in der Zeitschrift „Esotera (Nr. 4, S. 293): „Wenn die Anzeichen nicht trügen, gehen wir einer Welle wissenschaftlicher Jenseitsforschung entgegen. Tatsächlich ist die Zahl der wissenschaftlichen Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet in den vergangenen Jahrzehnten ins Unübersehbare gestiegen.

    Weder die Verhaltenspsychologie noch die Tiefenpsychologie äußert sich zu einem Jenseits der Seele. Es sind dies reine Diesseits-Wissenschaften. Was noch fehlt, ist eine Psychologie des Jenseits. Diese handelt vom Leben der Seele in der nachtodlichen Welt, in die wir alle einmal eingehen werden. Dabei ist es notwendig, bei dem Begriff Seele klar zwischen der belebenden Vitalseele und der präexistenten Geistseele zu unterscheiden.

    Die Human-Psychologie beschäftigt sich mit dem Diesseits der menschlicher Seelenkräfte, die Jenseits-Psychologie befasst sich mit der Frage, was mit der Seele nach dem Tod geschieht und wie es in der anderen Welt mit ihr weitergeht. Da der Mensch seinem Wesen nach sowohl an einem diesseitigen als auch an einem jenseitigen Dasein teilnimmt, kann man ihn als Bürger zweier Welten oder als Grenzgänger zwischen Diesseits und Jenseits bezeichnen. Heute gehört es nicht mehr zum guten Ton, eine jenseitige Welt zu leugnen. Das Interesse an Jenseitsfragen nimmt in breiten Bevölkerungskreisen deutlich zu.

    Um zur modernen Jenseitsforschung einen Beitrag zu leisten, habe ich versucht, aus der reichhaltigen deutschsprachigen Jenseitsliteratur zahlreiche Aussagen miteinander zu vergleichen und kritisch zu prüfen, um deren gemeinsamen Wahrheitsgehalt aufzuzeigen. Es ist so, als ob wir verschiedene Reiseberichte über ein bisher unbekanntes Land einander gegenüberstellen und das Übereinstimmende festhalten. Es geht mir nicht in erster Linie darum, paranormale Phänomene zu beschreiben, was in letzter Zeit zur Genüge geschehen ist, sondern um ein Grundlagenwissen, welches diese wissenschaftlich zu erklären vermag.

    Das vorliegende Buch kann all jenen eine spirituelle Lebenshilfe bieten, die sich ernsthaft fragen, ob und wie es nach dem Tode mit uns weitergeht.

    I. Die andere Wirklichkeit

    Die den Zugang erkunden

    Und die Schwelle erkämpfen,

    Die verwandelt das Licht,

    Dass ihr Schlaf wird zum Wachen,

    Und ihr Traum wird zum Wirken

    Und zur Gnade die Pflicht.

    Wie der Erde sie dienen,

    Sind sie Priester im Jenseits

    Auf dem Berg ihrer Sicht.

    Ephides

    Einleitung

    Als die kleine Sasha ihren Vater Barack Obama, den Präsidenten der Vereinigen Staaten von Amerika, fragte: „Was passiert, wenn wir sterben?, da antwortete der „mächtigste Mann der Welt ausweichend: „Du hast noch sehr viel Zeit vor dir, darüber brauchst du dir noch keine Gedanken zu machen. Später erinnerte er sich: „Ich fragte mich, ob ich ihr die Wahrheit hätte sagen sollen: Ich weiß nicht, was passiert, wenn wir sterben, genauso wenig wie ich weiß, wo die Seele sitzt oder was vor dem Urknall war.(1)

    Ob es ein Jenseits gibt, wird für uns alle früher oder später zur Überlebensfrage, von der sowohl unser diesseitiges Wohl als auch unser jenseitiges Schicksal abhängt. Im Hinblick auf diese wohl älteste Frage der Menschheit bestehen noch heute große Unklarheit und Unwissenheit. In zahlreichen Gesprächen habe ich erfahren, dass erstaunlich viele Menschen dieses Thema möglichst mit der Ausrede verdrängen: „Niemand weiß es oder „Es ist noch keiner zurückgekommen. Für die meisten ist dies bis heute ein unlösbares Rätsel geblieben. Als der todkranke frühere französische Staatspräsident François Mitterand von Journalisten gefragt wurde, ob er Angst habe vor dem Sterben, antwortete dieser etwas unwirsch: „Nein, ich habe keine Angst; was mich aber nervt, ist die Tatsache, dass ich nicht weiß, wie es nachher weitergeht."

    Wenn wir Menschen fragen, wo ihre verstorbenen Vorfahren und Angehörigen jetzt sind, bekommen wir als Antwort zumeist ein verlegenes Achselzucken, einen ungläubigen Blick, eine abwehrende Handbewegung oder ein müdes Lächeln zu sehen. Fast alle blenden dieses Thema aus, weil sie nicht an ihre eigene Sterblichkeit erinnert werden wollen. Damit liefern sie sich einer beängstigenden Ungewissheit aus. Es geht also letzten Endes um die Sinnfragen: Was ist das Leben? Was ist der Tod? Woher kommen wir, wozu leben wir und wohin gehen wir?(2)

    Dass es nach dem Tod irgendwie und irgendwo mit uns weitergeht, halten etwa 50% der Menschen für denkbar und möglich. Doch klare Vorstellungen hierüber hat kaum einer. Die einen halten sich an anerzogene Glaubensvorstellungen, andere lassen die Frage offen und lassen sich dereinst überraschen.

    Vor Jahren habe ich mich wiederholt mit einem krebskranken Mann über das Leben nach dem Tod unterhalten, um ihn gleichsam auf seine bevorstehende „große Reise vorzubereiten. Ich schilderte ihm das Jenseits als eine Welt, in der wir weiterleben und erfahren, wer wir eigentlich sind, und wo wir nach unseren Verdiensten ernten werden, was wir im Leben gesät haben. Immer wieder unterbrach mich der kranke Freund mit den Worten: „Ich kann‘s mir nicht vorstellen. Und dies, obwohl er jeden Sonntag in die Kirche ging!

    Viele glauben, nach dem Tod folge ein „ewiger Friede, ein „Ruhe sanft, ein Dauerschlaf, ein seliges Nichtstun oder ein fortwährendes Halleluja-Singen. Nichts von alledem trifft zu. Andere halten das Jenseits für eine Illusion oder für eine tröstende Täuschung. Viele in unserer heutigen Plausch- und Spaßgesellschaft sind davon überzeugt, mit dem Tod sei alles aus. Für die Zweifler ist das Jenseits ein unbekanntes, wegloses Land, sogar ein Niemandsland, oder wie Shakespeare seinen „Hamlet beteuern lässt: „… das unenteckte Land, aus dessen Gebiet kein Reisender zurückkehrt.(3. Akt. 1. Szene)

    Wer so redet, ist einfach nicht informiert. Tatsache ist, dass schon viele zurückgekehrt sind, um uns zu berichten, was uns nach unserem Übergang erwartet, wie es in dieser Welt aussieht und wie es dort zugeht. Freilich ist so manches anders, als man uns gelehrt hat. Dies zeigt folgende symbolische Legende: Der berühmte Kirchenlehrer und Philosoph Thomas von Aquin soll mit einem seiner Klosterbrüder vereinbart haben: Wer von uns beiden zuerst stirbt, der kommt zurück, um dem anderen mitzuteilen, wie es im Jenseits wirklich ist. Als dieser Mitbruder starb, erschien er bald darauf dem hl. Thomas. Dieser fragte den Verstorbenen in der damals geläufigen lateinischen Gelehrtensprache: „Qualiter? – Wie ist es? Jener soll geantwortet haben: „Totaliter aliter! – Ganz anders!

    Wer heutzutage ein fremdes Land besuchen will, tut gut daran, mittels Reisebeschreibungen und einem Reiseführer sich vorerst mit diesem etwas vertraut zu machen, um nicht unangenehme Überraschungen zu erfahren. Mit der Jenseitsforschung ist es so, wie wenn Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen ein fremdes, unbekanntes Land erkunden. Wenn sie dann ein bestimmtes Forschungsgebiet auf die gleiche oder ähnliche Weise beschreiben, dürfen wir annehmen, dass deren Aussagen zutreffend sind. Ebenso verhält es sich, wenn wir von mehreren Bewohnern der jenseitigen Welten auf medialem Weg übereinstimmende Schilderungen erhalten über Gegebenheiten und Verhältnisse in der geistigen Welt.

    Ist es nicht erstaunlich, wie wenige Menschen jenes jenseitige Land rechtzeitig kennenlernen wollen, in das sie früher oder später mit Sicherheit auswandern werden? Der große Psychologe C. G. Jung empfiehlt daher in seinen Lebenserinnerungen: „Der Mensch muss sich darüber ausweisen können, dass er sein Möglichstes getan hat, seine Auffassung über das Leben nach dem Tode zu bilden. Wer das nicht tut, hat etwas verloren; denn was als Fragendes an ihn herantritt, ist uraltes Erbgut der Menscheit, ein Archetypus, reich an geheimem Leben, das sich dem unsrigen hinzufügen möchte, um es ganz zu machen."(3)

    Freilich begegnen wir hierzu unterschiedlichen Beschreibungen. Diese müssen nicht falsch sein, denn sie können aus verschiedenen Stufen und Jenseitsebenen stammen. Der erfahrene Geistforscher Frederik Sculthorp erklärt hierzu: „Manche Frage über die Verhältnisse im Jenseits muss mit ‚Ja‘ und ‚Nein‘ beantwortet werden. Die richtige Antwort hängt von der Sphäre ab, um die es sich handelt. Sowohl das Ja als auch das Nein kann für einen bestimmten Zustand richtig sein."(4)

    Der Jenseitsforschung wird oft vorgeworfen, es handele sich bei jenen Phänomenen, die auf eine jenseitige Wirklichkeit hinweisen würden, weitgehend um Täuschung, Betrug oder Einbildung. Dies versucht beispielsweise der brasilianische Arzt Antonio da Silva Mello in seinem Buch „Die Frage nach dem Jenseits"(5) zu belegen. Zugegeben, es ist so manches anfechtbar, was auf einem Neuland des Wissens behauptet wird. Doch in welchem Forschungsbereich wäre dies nicht der Fall? Selbst auf dem Gebiet der exakten Wissenschaften ist etliches fragwürdig. Doch der Fortschritt bringt neue Erkenntnisse. Die Träume von gestern sind die Erfahrungen von morgen.

    Eine weitere Schwierigkeit dürfen wir nicht außer acht lassen, auf die der Psychologe Alfred Dalliard hinweist: Er meint, dass so manche Ähnlichkeit oder Unähnlichkeit der jenseitigen Welt zu unserer irdischen Welt dadurch ausgelöst wird, „dass nur unsere irdischen Begriffe zur Verfügung stehen. Dadurch reduziert sich die jenseitige Vielfalt auf unsere Erfahrungswelt mit ihren Begriffen."(6)

    Es ist erstaunlich, dass eine große Zahl der heutigen Menschen sich um die jenseitige Welt keine Gedanken macht oder hierüber falsche Vorstellungen hegt. Als der chilenische Diplomat Miguel Serrano im Frühjahr 1959 bei Hermann Hesse zu Besuch im Tessiner Dorf Montagnola war, fragte er den 82-jährigen Dichter: „Ist es überhaupt wichtig zu wissen, ob jenseits des Lebens noch etwas existiert? „Nein, es ist gar nicht wichtig, antwortete dieser. „Das Sterben ist ein Hineinfallen in das kollektive Unbewusste, wie Jung es nennt. Und von dort kehrt man als Form, als reine Form zurück."(7)

    Trotz all der genannten Bedenken dürfen wir annehmen, dass unser persönliches Bewusstsein mit dem Tod nicht aufhört, sondern dass noch eine große Zukunft vor uns liegt, die uns in ungeahnte Welten führen wird. Daher fordert Hildegard Schäfer: „Wir müssen überzeugt sein, dass unser Erdenleben nur ein kleiner Ausschnitt unserer Existenz ist, und dass wir, wenn wir den großen Wechsel, den wir Tod nennen, überwunden haben, in einer anderen, feinstofflichen Welt weiterleben. Um dieses Wissen müssen wir uns bemühen und alle Möglichkeiten ausschöpfen, die uns diese Gewissheit verschaffen."(8) Verschieben wir dieses Erfahrungswissen nicht auf morgen oder übermorgen; dann könnte es zu spät sein. Der jenseitige Dichter Ephides (9) fragt daher:

    Warum erst dann und einst – warum nicht jetzt?

    Das Jenseits ist nur jenseits deiner Sinne.

    Du selbst hast deine Grenze dir gesetzt,

    und wirst du heute deiner Freiheit inne,

    verwandelt heute sich für dich die Welt.


    1.Obama, Barack: Hoffnung wagen. Riemann Verlag, München, 5. Auflage, 2008, S. 290.

    2.Jerrentrup, Christa: Die Menschheit. Woher – Wohin. Ansgar Verlag, Köln 1971.

    3.Jaffé, Aniela: Erinnerungen, Träume, Gedanken von C. G. Jung. Rascher Verlag, Zürich 1963, S. 305.

    4.Sculthorp, Frederick: Meine Wanderung in der Geisterwelt. H. Bauer Verlag, Freiburg i. Br. 1962, S. 28.

    5.Da Silva Mello, Anthonio: Die Frage nach dem Jenseits. H. Scheffler Verlag, Frankfurt a. M. 1963, S. 314 f.

    6.Dalliard, Alfred: Jenseitskunde. Medium Nr. 49, 2007, S. 189.

    7.Serrano, Miguel: Meine Begegnungen mit C. G. Jung und Hermann Hesse. Rascher Verlag, Zürich, Stuttgart 1968, S. 26.

    8.Schäfer, Hildegard: Wo Schatten ist, ist auch Licht. Verlag „Die Silberschnur", Melsbach/ Neuwied 1988, S. 160.

    9.Zahrada, Hella: Ephides-Gedichte. Verlag Geistige Loge Zürich, 3. Aufl., Zürich 1979, S. 7.

    1. Die Wissenschaft vom Jenseits

    Das Wissen um das Jenseits ist heute nicht mehr nur eine Angelegenheit des Glaubens, sondern auch der wissenschaftlichen Forschung. Glauben und Wissenschaft können und sollen sich gegenseitig ergänzen, gemäß einem Wort von Albert Einstein: „Glaube ohne Wissenschaft ist blind; Wissenschaft ohne Glaube ist lahm."

    1.1 Vom Wesen einer Wissenschaft

    Zum Wesen einer Wissenschaft gehört, dass sie ein klar abgegrenztes Forschungsgebiet mit geeigneten Methoden bearbeitet. Sie besitzt ihr eigenes Material- und Formalobjekt. Unter Materialobjekt verstehen wir den Gegenstand, mit dem sie sich befasst. Das Formalobjekt ist der besondere Gesichtspunkt, unter dem sie ihr Forschungsobjekt betrachtet.(1) Im Fall unserer Jenseitswissenschaft ist das Materialobjekt die menschliche Seele. Zu ihrem Formalobjekt gehören die Phänomene, welche in den Bereich psychischer Grenzerfahrungen und spiritueller Jenseitserlebnisse gehören und die Frage aufwerfen, ob diese auf ein Weiterleben der Seele nach dem Tode hinweisen. Bis ins 19. Jahrhundert war dies ein Interessensgebiet der philosophischen Psychologie und Theologie. Im Zuge der europäischen Aufklärung machte sich dieser Wissenszweig in zunehmendem Maße frei von Doktrinen, Dogmen und religiösen Traditionen. Nicht mehr der Glaube galt als Quelle der Wahrheit, sondern wissenschaftliche Erkenntnisse. Diese sind vor rund 150 Jahren unter der Bezeichnung Parapsychologie zu einer eigenständigen Wissenschaft geworden.

    1.2 Die wissenschaftliche Parapsychologie

    Das Wort Parapsychologie wird durch die griechischen Wörter para (über, hinaus, neben), psyche (Seele) und logos (Lehre) gebildet. Parapsychologie ist demnach die Lehre von der Seele, die sich mit Phänomenen außerhalb der psychologischen Erklärungsmöglichkeiten befasst. Sie erforscht also seelische Erlebnisse, die in den Umkreis von Grenzerfahrungen gehören. Es handelt sich um Geschehnisse, die nicht als normale Sinneserfahrungen zu erklären sind, nämlich Hellsehen, Wahrträume, Telepathie und Telekinese. Diese werden unter den Begriff „Außersinnliche Wahrnehmungen" (ASW) zusammengefasst. Außerdem handelt es sich um Ereignisse, die als Einwirkungen außerirdischer und überirdischer Intelligenzen gedeutet werden, etwa mediale Botschaften aus dem Jenseits, Materialisationen oder das Erscheinen von Verstorbenen. Mit diesem Wissensgebiet befasst sich die heutige Jenseitspsychologie.

    1.3 Das animistische und das spiritistische Erklärungsmodell

    Um derartige außerordentliche Erscheinungen wissenschaftlich zu erforschen, bieten sich uns zwei unterschiedliche Erklärungsmodelle an: Der Animismus (lat. anima Seele, seelische Energie) und der Spiritismus, oft auch Spiritualismus genannt (lat. spiritus Geist). Der animistische Erklärungsversuch deutet parapsychische Vorkommnisse als Wirkungen aus dem Unbewussten der Seele. Ein Vertreter diese Auffassung war in seinen früheren Jahren C. G. Jung. Für ihn waren Geistererscheinungen zunächst rein psychische Äußerungen, die ihre Begründung im Unbewussten haben. So schrieb er aufgrund seiner Erfahrungen mit seinen psychotischen Patienten: „Sogar die Geister sind zunächst psychische Phänomene, die ihre Begründung im Unbewussten haben."(2) Demgegenüber versucht der Spiritismus, außergewöhnliche und übernatürliche Vorfälle jenseitigen Verursachern zuzuschreiben. Heute bezeichnet man den Spiritismus als jenen Bereich der Jenseitskunde, der sich mit dem persönlichen Weiterleben des Menschen nach dem Tod, mit der Erforschung jenseitiger Zustände und mit der Kontaktnahme mit jenseitigen Wesenheiten befasst. Während jahrzehntelang das animistische Erklärungsmodell unter dem Einfluss einer materialistischen Weltanschauung im Vordergrund stand, weil deren Verfechter ein persönliches Weiterleben nach dem Tod für zweifelhaft oder gar undenkbar hielten, gewinnt heute das spiritistische Deutungsmodell unter dem Einfluss des spiritualistischen Welt- und Menschenbildes immer mehr an Zustimmung.(3)

    1.4 Das Prinzip der Einfachheit

    Nach dem Einfachheitsprinzip soll das Unbekannte soweit als möglich auf bekannte Tatsachen zurückgeführt werden. Hierzu ein Beispiel: In einer herrschaftlichen Villa versammelten sich nach dem Übergang einer betagten Frau, die zur Familie gehörte, die Angehörigen, um an der Beerdigung teilzunehmen. Während diese ungeduldig und angespannt auf die Autos warteten, ereignete sich plötzlich in dem schwarzlackierten Flügel, der im Salon stand, ein heftiger Knall. Die Jüngeren der Wartenden versuchten, den Grund hierfür im Inneren des Instrumentes zu suchen, so etwa in Materialspannungen, verursacht durch Temperaturschwankungen im Raum, ausgelöst durch die Unruhe der anwesenden Personen. Sie vertraten also die animistische Erklärungsweise und hielten das Ereignis für ein typisches Exteriorisationsphänomen. Da meldete sich eine ältere Dame zu Wort. Sie gab sich als Schwester der Verstorbenen zu erkennen, mit der sie jahrelang in Unfrieden gelebt hatte, weil beide dieses Musikinstrument aus dem Erbgut ihrer Eltern beanspruchten. Sie deutete das fragliche Geräusch als Signal ihrer Schwester aus dem Jenseits, die ihr sagen wollte: „Behalte jetzt dieses Möbel; ich benötige es hier nicht mehr!"

    Hier kommt nun das Prinzip der Einfachheit zur Anwendung, das vom englischen Theologen Wilhelm von Ockham (1285-1349) in die philosophische Denkmethode eingeführt wurde. Sein Grundsatz lautetet: „Eine Begründung darf nicht über das notwendige Maß hinaus erweitert werden. Oder: „Erklärungen sollen nicht ohne Notwendigkeit ausgeweitet werden. Oder: „Was als natürlich verstanden werden kann, bedarf keiner übernatürlichen Erklärung." Auf unser Beispiel angewandt, müsste dies heißen: Die animistische Annahme hat so lange zu gelten, als diese genügt, um das erwähnte Ereignis natürlich zu erklären. Erst wenn diese nicht mehr befriedigt, kann eine erweiterte spiritistische Deutung hinzugezogen werden. Im Einzelfall dürfte es oft schwierig sein, sich ausschließlich für die eine oder andere Möglichkeit zu entscheiden.

    Die animistische Hypothese ist vorzuziehen bei jenen Vorgängen, die mit Hellsehen, Wahrträumen, Telepathie und Telekinese zu tun haben. Dagegen gewinnt bei medialen Jenseitsbotschaften, bei Erscheinungen von Verstorbenen und bei echten Visionen und Materialisationen die spiritistische Begründung an Bedeutung.

    1.5 Methoden der Jenseitsforschung

    Der Weg (gr. methodos), auf dem eine Wissenschaft zu ihren Forschungsergebnissen kommt, nennen wir Methode. Diesem gezielten Vorgehen dient ein zweifacher Pfad: Der deduktive und der induktive. Auf dem deduktiven Weg (lat. deducere ableiten) wird das Einzelne vom Allgemeinen abgeleitet, nämlich von Begriffen, Ideen und Gesetzmäßigkeiten, wie dies bei den Geisteswissenschaften üblich ist. Dabei besteht die Gefahr, dass man wichtige Einzelheiten übersieht oder vernachlässigt und dabei am Leben vorbei spekuliert. Daher lässt Goethe in seinem „Faust" den Mephistopheles spotten: „Ein Kerl, der spekuliert, / Ist wie ein Tier auf dürrer Heide. / Von einem bösen Geist im Kreis herumgeführt, / Und rings umher liegt schöne grüne Weide."

    Der induktive Weg (lat. inducere hinführen) leitet uns vom Einzelfall auf das Allgemeine hin. So lässt sich aus der Tatsache, dass erfahrungsgemäß alle Gegenstände zur Erde und nicht gegen den Himmel fallen, auf eine allgemeine Gesetzmäßigkeit schließen, welche die Naturwissenschaften Schwerkraft oder Gravitation nennen. Das Gefährliche bei diesem Vorgehen ist, dass wir am Ende den Teil für das Ganze halten und so vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen. Dieses spezialisierende Denken verhöhnte der Schweizer Astronom Fritz Zwicky mit den Worten: „Ein Spezialist ist ein Mensch, der von immer weniger immer mehr und vom Ganzen nichts versteht."(4)

    Was nun die parapsychologische Forschung betrifft, hat auch sie ihre eigene Methode. Diese entspricht grundsätzlich der naturwissenschaftlichen Vorgehensweise, nämlich der Selbst- und Fremdbeobachtung, der Befragung von Einzelpersonen, der statistischen Sammlung von Einzelerfahrungen und der kontrollierbaren Versuchsanordnungen im Experiment. Es geht dabei um die Sichtung von Spontanberichten paranormaler Erlebnisse und um außersinnliche Wahrnehmungen. In der Jenseitsforschung handelt es sich vor allem um spiritistische Phänomene wie Nahtoderfahrungen, außerkörperliche Zustände, Geistererscheinungen und Jenseitsbotschaften. Eine spezielle Methode ist die Vergleichende Jenseitsforschung. Zu diesem Zweck werden zahlreiche Jenseitsbeschreibungen aus unterschiedlichen Quellen miteinander verglichen, ähnlich wie Geographen ihre Landkarten aufgrund von verschiedenen Reiseberichten erstellen.

    Eine weitere wichtige Methode der Jenseitserforschung ist die Arbeit mit Medien. Als Medium bezeichnen wir eine Person, die aufgrund einer speziellen Veranlagung oft schon in früher Kindheit zu paranormalen Erlebnissen neigt. Durch mediale Schulung kann diese Begabung bei entsprechender Selbstkontrolle gefördert werden. Medien sind zu vergleichen mit einem Radio- oder Fernsehempfänger, welcher hochfrequente Botschaften in sicht- und hörbare Informationen umsetzt. Animistische Medien sind Sensitive, die zu außersinnlichen Wahrnehmungen fähig sind. Dem gegenüber sind spiritistische Medien in der Lage, im Zustand der Trance einen Teil ihrer Lebensenergie jenseitigen Wesenheiten zur Verfügung zu stellen, damit sich diese für kurze Zeit in unserer Diesseitswelt durch direkte Stimme, durch direkte Schrift, durch Fernbewegungen oder sogar durch Teil- und Vollmaterialisationen kundtun können.(5) Berühmte Trance-Medien, welche vor allem im 19. und 20. Jahrhundert die wissenschaftliche Jenseitsforschung ermöglichten, waren der Schotte Daniel Douglas Home (1833-1886), die Italienerin Eusepia Paladino (1854-1918), die beiden Engländerinnen Elisabeth Espérance (1855-1919) und Florence Cook (1856-1904), die Amerikanerin Leonore Evelina S. Piper (1859-1950) oder die Gebrüder Willi Schneider (1903-1971) und Rudi Schneider (1908-1957) aus Österreich. Arthur Ford (1896-1971) war wohl das bekannteste Medium der Gegenwart.(6)

    Echte Medien zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich selbstlos in den Dienst ihrer Mitmenschen stellen, eine religiöse Haltung und Gesinnung haben, sich bescheiden und ehrlich verhalten und zur Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Jenseitsforschern bereit sind, die sie oft rigorosen Kontrollen unterziehen. Arthur Brunner, der während dreißig Jahren die medialen Gottesdienste mit seiner Frau Beatrice als Trance-Medium in der Geistigen Loge Zürich organisierte, schreibt hierzu: „Jede Berührung mit dem Übersinnlichen bedarf eines klaren Kopfes; alle, die nicht im Gleichgewicht ihrer Geistkräfte sind, sollten die Hände davon lassen. Denn dazu braucht es Bescheidenheit und eine gesunde Kritik, frei von aller Überschwänglichkeit… Vor allem muss das eigene Ich zurückgestellt werden."(7)

    Die Tatsache, dass die meisten der medial empfangenen Jenseitskundgaben aus niederen Sphären stammen und daher wenig aussagekräftig sind, hängt einerseits mit dem geistigen Niveau des Mediums zusammen und andererseits mit dem niederen Entwicklungsstand der jenseitigen Berichterstatter. Außerdem besteht bei medialen Jenseitskontakten die Gefahr von Betrug und Schwindel entweder durch ein unfähiges Medium selbst oder durch dämonische Lug- und Truggeister aus der jenseitigen Welt. Auf der Astralebene sind auch Wesen am Werk, die es darauf abgesehen haben, die Menschen in die Irre zu führen. Daher erfordert die Arbeit mit Medien eine strenge Kontrolle und eine harmonische Einstimmung der Sitzungsteilnehmer durch Gebet und Gesang.(8)

    Aus eigener Erfahrung warnt das Medium Jane Sherwood vor zweierlei Gefahren. „Zum einen gibt es erdgebundene Geister, die auf Unheil sinnen, Kontakte mit den Jenseitigen stören wollen und alles daransetzen, die Menschen irrezuführen und Mitteilungen zu verfälschen. Die zweite Gefahr kommt von innen, nämlich aus dem Unbewussten des Mediums selbst, das sich unkontrolliert den eigenen Erwartungen, Gefühlen und Ängsten ausliefert."(9)

    Eva Herrmann, die als Medium oft diktierte Botschaften von niederen Geistwesen empfing, bekennt: „Sehr bald aber musste ich entdecken, dass es Lügen waren, die ich bebenden Herzens Tag und Nacht zu Papier brachte. Und nicht nur das! Die mich nach einer so vernichtenden Entdeckung mit liebevollen Worten zu trösten versuchten, brachen plötzlich in ein höllisches Hohngelächter aus und entpuppten sich ebenfalls als Dämonen."(10)


    1.Kälin, Bernard: Logik und Methaphysik. Verlag des Benediktinerkollegiums, Sarnen 1940, S. 71 f.

    2.Jung, Carl Gustav: Psychologie und Spiritismus. In : Das symbolische Leben. Walter Verlag, Olten, Freiburg i. Br., 1. Halbband, 1981, S. 338.

    3.Eisenbeiss, Wolfgang: Zur Überwindung eines einseitigen Animismus. In: Parapsychika, Nr. 5, 1975, S. 1-8.

    4.Zwicky, Fritz: Jeder ein Genie. Buchclub Ex Libris, Zürich 1972, S. 116.

    5.Barbanell, Maurice: Was ist Spiritismus? Verlag „Die Silberschnur", Melsbach/ Neuwied 1987, S. 83, 121.

    6.Bonin, Werner: Lexikon der Parapsychologie. Scherz Verlag, Bern, München 1976, S. 111 f., 232-234, 376, 396, 442 f.

    7.Brunner, Arthur: Über die Ausübung der Medialität. In: Geistige Welt. Nr. 37/38, 1976, S. 297 f..

    8.Aivanhov, Omraam M.: Der Tod und das Leben im Jenseits. Prosveta Verlag, Fréjus 1988, S. 9 f.

    9.Sherwood, Jane: Das jenseitige Land. Die Brücke zu höheren Welten. Ansata Verlag, Interlaken 1991, S. 8-10.

    10.Herrmann, Eva: Von drüben, Band 1. Otto Reichl Verlag, 1976, S. 20.

    2. Zur Geschichte der Jenseitsforschung

    Wir können die Geschichte der Jenseitsforschung in vier zeitlich begrenzte Abschnitte unterteilen: 1. Die magisch-mythische Zeit. 2. Die Epoche der Visionäre und Seher. 3. Die spiritistische Periode. 4. Die naturwissenschaftliche Neuzeit.

    2.1 Die magisch-mythische Zeit

    Auf die uralte Frage „Wohin geht der Mensch nach seinem Tod?" entstanden schon in frühesten Zeiten bildhafte Vorstellungen über eine nachtodliche Welt und Wirklichkeit, die sich zu Mythen verdichteten. Das Wort Mythos stammt aus der griechischen Silbe „myein und bedeutet „die Augen schließen. Es besagt: Nicht das, was wir durch die äußeren Sinne wahrnehmen, sondern was uns durch Innenschau und innere Eingebung zukommt, ist Wahrheit. Diese inneren Bilder enthalten in symbolischer Form das Urwissen der Menschheit. Mythen sind früheste Formen menschlicher Urerfahrungen. C. G. Jung schuf hierfür den Begriff des Archteypus.(1) Es handelt sich dabei um ein kulturelles Wandergut, das im kollektiven Unbewussten der menschlichen Seele von Generation zu Generation weitergereicht wurde. Diesen Urbildern begegnen wir auch heute noch in Träumen, Sagen und Legenden, aber auch in Volksbräuchen und religiösen Ritualen.(2) Ein Beweis für diese Aussage ist die Tatsache, dass solche Symbolbilder und Symbolgeschichten in vielen Ländern rund um den Globus auftauchen.

    Dieses geheime Wissen war schon früh Auserwählten und Eingeweihten vorbehalten, die sich Prediger, Priester und Propheten nannten. Sie gebrauchten und missbrauchten nicht selten ihr geheimes Wissen, um das unwissende Volk von ihnen abhängig zu machen. So ist es in vielen Regionen und Religionen bis auf den heutigen Tag geblieben. Dies bezieht sich speziell auf die gängigen Jenseitsbeschreibungen. Schon der persische Religionsstifter Zarathustra sprach vor Jahrtausenden von einem jenseitigen Reich des Lichtes und von einem Reich der Finsternis. (3) Aus der Zeit der altägyptischen Hochkulturen zeugen Inschriften und Grabmalereien von einem reichen mythologischen Jenseitsglauben.(4) Zur Zeit der griechischen und römischen Klassik entstanden magische Bilder einer vielgestaltigen Jenseitswelt mit ihren Sphären der Unterwelt, bei den Griechen Hades, bei den Römern Orkus genannt, nämlich als ein schattenhafter Ort für die Verstorbenen und als himmlisches Elysium für die Unsterblichen.(5)

    Bei den Israelis wurde Sheol zum Totenreich und das Paradies zum Himmel für die Seligen und Heiligen. Es sind dies religiöse Vorstellungen, die später in die christliche Bibel und in den Koran des Propheten Mohammed übergegangen sind. In der germanischen Sagenwelt wohnen die Götter im Land Asgard und die Verstorbenen im Land Utgard. Das Land der Menschen hieß Midgard. Nach der Legende werden die gefallenen Helden von jungfräulichen Walküren zur Himmelsburg Walhalla geleitet, wo sie reich bewirtet werden. Im Koran sind es hübsche Jungfrauen „mit großen schwarzen Augen", welche die im heiligen Kampf gefallenen Gotteskrieger, die nun auf weichen Kissen ausruhen dürfen, mit köstlichen Getränken und Speisen bedienen.(6)

    Für die Deutung dieser mythischen Vorstellungsbilder genügt es freilich nicht, deren Quellen allein im Unbewussten des Menschen zu suchen, wie es die animistische Erklärungsweise versucht. Schon vor Jahrtausenden gab es Menschen, die von Wesen aus einer jenseitigen Wirklichkeit beeinflusst oder von einem Geist ergriffen wurden, der aus ihnen sprach. Dies waren bei weitem nicht nur „heilige Geister, welche die Wahrheit verkündeten, sondern es gab unter diesen auch „falsche Propheten, die das Volk absichtlich täuschten. Vor solchen wird in der Bibel mehrfach gewarnt.(Jer 8, 10 oder Mt 7,15 und 24,11) Wer weiß, ob so manche fromme Belehrung in heiligen Schriften nicht von Wölfen im Schafspelz stammt, die Verwirrung unter den Menschen stiften wollten.

    2.2 Die Epoche der Visionäre und Seher

    Unter einer Vision sind Einblicke in eine höhere Wirklichkeit zu verstehen. Sie sind eine Art offenes Fenster zu einer anderen Welt. Visionen werden von Sehern und Visionären so erlebt, als würde für kurze Zeit ein Vorhang weggeschoben oder ein Licht angezündet, damit etwas sichtbar wird, was vorher dem irdischen Auge verborgen war. Eine Jenseitsschau geschieht in der Regel im Zustand der Trance oder der Ekstase, auch Verzückung oder Entrückung genannt. Dabei wird das Alltagsbewusstsein ausgeschaltet, um einem höheren Bewusstsein den Einblick in eine jenseitige Sphäre zu erlauben. Es handelt sich um einen abgehobenen, außerordentlichen Bewusstseinszustand, wobei die betreffende Person, ähnlich wie bei einer außerkörperlichen Erfahrung, in eine andere raumzeitliche Welt versetzt wird. Es kommt also zu einem Frequenzwechsel, wie wenn bei einem Radioempfang von der Mittelwelle auf die Ultrakurzwelle umgeschaltet wird.

    Was dabei erlebt wird, ist das „Numinose", nämlich ein Geheimnisvolles, in seiner Art etwas Faszinierendes und zugleich Erschreckendes ( fascinosum et tremendum), das uns ergreift, das uns ergriffen macht und das wir doch nicht begreifen. Dies führt bei der Vision zu einer plötzlichen Erleuchtung, die wie ein Blitz oder eine Leuchtspur für kurze Zeit das Bewusstsein erhellt. Der amerikanische Psychologe William James (1842-1910) hat ein derartiges Erlebnis wie folgt beschrieben: „Als ich mich von den Knien erhob, war es, als trete ich in eine andere Welt ein, in den Zustand einer anderen Existenz. Die natürlichen Gegenstände waren verherrlicht, mein geistiges Anschauungsvermögen war zu solcher Klarheit gebracht, dass ich in jedem materiellen Ding in der Welt Schönheit entdeckte. Die Wälder klangen von himmlischer Musik."(7)

    Dass eine visionäre Schau sich auf einer anderen Wirklichkeitsebene abspielt, zeigt das Sonnenwunder von Fatima in Portugal. Nach einer Vorankündigung durch eine jenseitige Erscheinung wurde im Jahr 1917, nahe dem portugiesischen Ort Fatima, von Zehntausenden Pilgern ein erstaunliches Himmelsschauspiel beobachtet: Am 13. Oktober dieses Jahres fing die Sonne an sich mit rasender Geschwindigkeit zu drehen. Sie begann zu zittern und führte plötzlich unglaubliche, außerhalb jeglicher kosmischer Gesetze liegende Bewegungen aus. Augenzeugen berichten: „Wir konnten, ohne geblendet zu werden, in die Sonne schauen. Sie schien auf und ab zu flackern, sie schoss Strahlen in verschiedene Richtungen und tauchte alles in verschiedene Farben. Ein anderer Zeuge berichtete: „Mit einem Male schien die Sonne stillzustehen, dann begann sie zu tanzen, dass es schien, als löse sie sich vom Himmel und stürze auf uns. Ein dritter Beobachter bestätigte: „Die Sonne begann sich zu bewegen, plötzlich schien sie sich vom Himmel zu lösen und wie ein flammendes Rad auf uns niederzusausen. Eine Lehrerin, die dieses Geschehen achtzehn Kilometer von Fatima entfernt beobachtete, schrieb später: „Ich schaute in die Sonne, die blass erschien und den Augen nicht weh tat. Sie sah aus wie ein Ball aus Schnee, der sich um sich selbst drehte, und plötzlich schien es, als stürze sie bedrohlich im Zickzack zur Erde.(8) Dieses Phänomen wurde also nicht nur in der Cova da Ira beobachtet, sondern auch von Menschen, die weit von diesem Ort entfernt waren. Nach etwa acht bis zehn Minuten beruhigte sich dieses seltsame Geschehen, das von den schätzungsweise 30 000 bis 40 000 Zuschauern als durchaus real empfunden wurde. Dennoch wird es sich materiell-diesseitig nicht so ereignet haben, sonst wäre unser gesamtes Planetensystem durcheinandergeraten. Es konnte sich auch nicht um ein astronomisches oder meteorologisches Phänomen gehandelt haben, denn weltweit wurde dieses von keinem Observatorium beobachtet. Materialistisch eingestellte Wissenschaftler waren sogleich mit der Diagnose „Massensuggestion" zur Stelle. Vertreter des Animismus halten dieses Ereignis eher für eine Projektion des kollektiven Unbewussten, während gläubige Spiritualisten darin ein Wunder sehen wollen. Sicher ist, dass bei diesem Ereignis kein Naturgesetz aufgehoben wurde. Vielmehr könnte es sich um ein Geschehen handeln, das sich auf einer andersdimensionierten Wirklichkeitsebene zugetragen hat, deren Gesetzmäßigkeiten wir nicht kennen. Am besten halten wir uns an die Aussage des Kirchenlehrers Augustinus (354-430): „Wunder geschehen nicht im Widerspruch zur Natur, sondern im Widerspruch zu dem, was wir von der Natur wissen."

    Im Mittelalter haben mehrere begnadete Visionäre und Seher den Menschen anschauliche Bilder vom Jenseits vermittelt, die allerdings stark von deren religiöser Grundhaltung eingefärbt waren. Nicht wenige unter ihnen waren Klosterfrauen, die später von der katholischen Kirche selig oder heilig gesprochen wurden. Die erste Visionärin, die hier zu nennen ist, war die Dichterin und Naturforscherin Hildegard von Bingen (10981179). Als Nonne gehörte sie dem Benediktinerorden an. Bekannt wurde sie unter anderem durch ihre Jenseitsgesichte, die sie im Verlauf von zehn Jahren schriftlich festhielt. Darin enthalten sind Texte, zum Teil in unbekannten Sprachen, in denen sie schildert, wie sie die Engel habe singen und sprechen hören.

    Vom 13. Jahrhundert an häuften sich die Berichte über berühmte Mystiker, Seher und Visionäre in europäischen Ländern. Der wohl bekannteste unter ihnen war der in Italien geborene Kirchenlehrer Thomas von Aquin (1225-1274), Mitglied des Dominikanerordens und Verfasser berühmter philosophischer Werke der Scholastik. Von ihm wird erzählt, er habe in späteren Jahre keine Zeile mehr schreiben wollen. Nach dem Grund hierfür befragt, soll der Hochgelehrte erklärt haben, seitdem er in einer Vision einen Blick in den Himmel habe tun können, komme ihm alles, was er bis dahin geschrieben habe, vor wie leergedroschenes Stroh. Ein Mönch des gleichen Ordens war Meister Eckhart (1260-1328). Er schuf in seinen Predigten und Schriften zahlreiche neue Begriffe, um über seine visionären Erlebnisse zu berichten. Da er, aus kirchlicher Sicht, häretische Ansichten über die Beziehung Gott und Mensch vertrat, wurde ihm die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen. Sein Schüler Heinrich Seuse (1295-1366), sagte über seine Visionen, Gott habe ihn sehen und erleben lassen, wie es im Himmel, in der Hölle und im Fegefeuer sei. Diese Schilderungen will er von Verstorbenen erhalten haben, die ihm öfter erschienen seien.

    Dem weiblichen Dominikanerorden gehörte in jener Zeit auch die Nonne Katharina von Siena (1347-1380) an. Sie hatte schon als Kind hellsichtige Jenseitserlebnisse. Ihre mystischen Schriften und ihr Briefwechsel mit Päpsten und Königen zählen zu den Meisterwerken der frühen italienischen Literatur. Nach einer Christus-Vision war sie stigmatisiert. Von ihr wird erzählt, dass sie einmal während einer Verzückung in ein Herdfeuer gefallen sei, in dem sie, ohne von den Flammen versengt zu werden, liegenblieb.(9) Die Äbtissin Katharina von Bologna (1413-1463) hörte in der visionären Ekstase manchmal Musik aus höheren Sphären, die sie auf einer Laute nachspielen konnte, obwohl sie normalerweise dieses Instrument gar nicht beherrschte. Visionen in die jenseitige Welt hatte auch Katharina von Genua (1447-1510). Die Verfasserin mehrerer mystischer Schriften berichtete von zahlreichen Armenseelen-Erscheinungen, die sie in ihrem „Traktat über das Fegefeuer" schilderte. Von der spanischen Mystikerin Theresa von Avila (1515-1582) wird überliefert, dass in einer berühmt gewordenen Vision ihr Herz von einem Engel mit einem brennenden Pfeil durchbohrt worden sei. Nach ihrem Tod wurde festgestellt, dass ihr Herz tatsächlich eine fünf Zentimeter lange vernarbte Wunde mit deutlichen Brandspuren aufwies. Nahezu gleichaltrig mit ihr war die stigmatisierte Dominikanerin Katharina von Ricci (1522-1590). Ein geringfügiger äußerer Anlass, wie etwa das Hören eines frommen Liedes, das Betrachten eines Heiligenbildes oder eine geistige Lesung, entrückte den Geist der Visionärin immer wieder in höhere Sphären.

    Auch dem italienische Priester und Visionär Philippo Neri (1515-1559) wird die Gabe des Hellsehens und der Prophetie nachgesagt. Einmal gestand er: „Ich sage zuweilen Dinge, und ich weiß nicht, warum ich sie sage, aber Gott lässt mich so sprechen." Einer der bekanntesten evangelischen Mystiker war der Naturphilosoph und Seher Jakob Böhme (1575-1624). Schon als Kind war er hellsichtig. Seine visionären Erlebnisse schilderte er mit folgenden Worten: „Ich weiß nicht, wie ich die Gehobenheit und das Siegesgefühl, das ich dabei empfand, beschreiben soll. Ich kann einen solchen geistigen Triumph nur als eine geheimnisvolle Geburt mitten im Tode bezeichnen. Es war wie eine Auferstehung von den Toten… Das innere Wesen aller Dinge war erleuchtet… Doch muss ich sagen, dass diese glorreiche Erfahrung zu aufregend und zu blendend war, um für irdische Sinne voll verständlich zu sein."(10) Dem Böhme-Kreis gehörte zu jener Zeit auch der englische Seher Thomas Bromley (1629-1691) an. Aufgrund seiner visionären Jenseitsschau beschrieb er die Bleibestätten der Seelen nach dem Übergang in die andere Welt. Seine Schriften hatten bis ins 19. Jahrhundert hinein eine außerordentliche Wirkung „und haben viele Gläubige in der Überzeugung von einer realen Jenseitswelt, von deren Ordnungen und vom Leben der Seele in derselben gestärkt".(11)

    Aus der jüngeren Zeit kennen wir die stigmatisierte Nonne Anna Katharina Emmerich (1774-1824), die schon in früher Jugend visionäre Einblicke in jenseitige Welten hatte. In ihren Tagebüchern, die der Dichter Clemens Brentano bearbeitete, äußert sie sich über das Schicksal der Armen Seelen.(12) Auf ähnliche Weise schildert die Ordensschwester Maria Anna Lindmayer (1657-1726) in Tagebüchern ihren Verkehr mit den Armen Seelen und beschreibt in ihren Visionen das Ausmaß des Läuterungs- und Reifeprozesses, welchen die Sünder im Jenseits erfahren.(13)

    Emanuel Swedenborg (1688-1772) war ein vielseitiger Gelehrter und begnadeter Jenseitsforscher. Er sprach neun Sprachen und schrieb einhundertfünfzig Werke in siebzehn Wissenschaftsbereichen. Mit sechsundfünfzig Jahren erlebte er in einer persönlichen Glaubenskrise eine Schau in die jenseitige Welt, die sich im Verlauf der nächsten drei Jahrzehnte regelmäßig wiederholte. Hierzu schreibt er: „In der nämlichen Nacht wurde mir, um mich zu überzeugen, die Geisterwelt, die Hölle und der Himmel geöffnet, wo ich mehrere Personen meiner Bekanntschaft aus allen Ständen traf. Von diesem Tag an entsagte ich aller weltlichen Gelehrsamkeit und arbeitete nur noch in geistigen Dingen, gemäß dem, was der Herr mir zu schreiben befahl."(14) Für ihn war in der Folge die Schranke zwischen Diesseits und Jenseits zeitweise durchsichtig. Die Niederschriften seiner Visionen übten auf das Geistesleben der damaligen Zeit einen großen Einfluss aus.

    Auch der evangelische Pfarrer und Pädagoge Johann Friedrich Oberlin (1740-1826) beschrieb, wie er mit seinem Seherblick die Wohnstätte der Verstorbenen erkundete.(15) Der Lehrer und Arzt Johann Heinrich Jung-Stilling (1740-1817) versuchte mit seiner „Theorie der Geisterkunde"(1808) die Existenz einer übersinnlichen Welt zu beweisen.(16) Friederike Hauffe (1801-1829), genannt die „Seherin von Prevorst", ist durch ihren Arzt Justinus Kerner als Visionärin berühmt geworden. Dieser bestätigte ihre Jenseitsgesichte und Geisterkontakte als „echte Offenbarungen einer überirdischen Geisterwelt".(17)

    Auch in den nachfolgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten traten immer wieder Seher und Visionäre auf, die das Jenseitswissen erweiterten. Ihre Erfahrungen und Mitteilungen gehören zu den sogenannten Privatoffenbarungen, denen von Seiten der christlichen Kirchen keinerlei offizielle Anerkennung zukommt, weil diese, religionsgeschichtlich gesehen, nicht zu den göttlichen Offenbarungswahrheiten zählen.

    2.3 Die Zeit des Spiritismus

    Die praktische Erforschung des Jenseits begann mit dem Einsetzen der spiritistischen Bewegung in Amerika und England in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Ausgelöst wurde diese durch ein aufsehenerregendes Spuk-Ereignis in Hydesville (USA) im Jahr 1848. Damals vernahm die Farmer-Familie John Fox in ihrem Haus eine Reihe von unerklärlichen Klopfgeräuschen. Bemerkenswert ist, dass diese Familie damals zwei halberwachsene Töchter hatte, die später wegen ihrer medialen Begabung als Berufsmedien tätig waren. Am 31. März 1848 vermutete ein Besucher aus der Nachbarschaft, dass dieses Klopfen eine verschlüsselte Botschaft eines Geistwesens sein könnte. Mit Hilfe einer Tafel, auf der das englische Alphabet aufgezeichnet war, gelang es, diese Signale zu entziffern. Es stellte sich heraus, dass diese von einem Verstorbenen namens Charles Rosma kamen, der aussagte, man habe ihn früher in diesem Haus ausgeraubt und ermordet und dann seine Leiche im Keller verscharrt. Tatsächlich fand man später in einem Kellerraum hinter einer eingestürzten Mauer ein Skelett. In der Folge setzte ein beinahe epidemisch sich ausbreitendes Interesse an paranormalen Phänomenen und spiritistischen Praktiken ein. Tischrücken und Versuche mit mechanischen Hilfsmitteln wie Ouja-Brett und Planchette wurden zum Gesellschaftspiel. Derartige Brettchen sollen bereits die ägyptischen Hathor-Priesterinnen und die israelischen Oberpriester auf ihrer Brust getragen haben, um göttliche Eingebungen zu empfangen.

    Einen sehr starken Impuls erhielt die spiritistische Bewegung durch den französischen Arzt und Pädagogen Hippolyte Léon Rivail (1804-1869), Professor der Chemie und Physik, der später unter dem Autorennamen Allan Kardec weltbekannt wurde. Während vieler Jahre hat er mit Hilfe fähiger Medien zahlreiche Geistwesen regelrechten Kreuzverhören unterzogen und hat aus Tausenden von Kundgaben seine Hauptwerke „Das Buch der Geister"(18) und „Das Buch der Medien"(19) verfasst. Diese fanden in romanischen Ländern, besonders aber in Südamerika, große Beachtung. Sie wurden in dreißig Sprachen übersetzt. Aus Anlass der 100. Wiederkehr dieser Erstveröffentlichungen gab die brasilianische Post eine Sonderbriefmarke mit seinem Bild heraus. In Brasilien gilt der Spiritismus heute als staatlich anerkannte Glaubensgemeinschaft mit fast fünf Millionen Anhängern. Insgesamt bekennen sich zurzeit auf der ganzen Welt fünfzehn Millionen Menschen zum Spiritismus.

    Auch andere ernsthafte Wissenschaftler nahmen sich paranormaler Phänomene an und entdeckten dabei ein ergiebiges Forschungsgebiet, wobei auch hier Vertreter des Animismus und des Spiritismus auf den Plan gerufen wurden. Im Jahr 1872 wurde in England unter der Bezeichnung „Society for Psychical Research" (S.P.R) die erste parapsychologische Forschungsgesellschaft gegründet. Ihr erster Präsident war der englische Philosoph und Philologe Frederic W. Myers (1843-1901). Er ist der Verfasser des zweibändigen Standardwerkes „Die menschliche Persönlichkeit und ihr Überleben des körperlichen Todes"(1903).

    Zu den ersten Mitgliedern dieser Vereinigung gehörten auch Naturwissenschaftler, wie der Physiker Sir Oliver Lodge, der Arzt Sir Arthur Conan Doyle und der Psychologieprofessor William James. Zu ihnen zählte von Anfang an auch der Journalist William T. Stead, der 1912 mit der „Titanic" unterging. Unmittelbar danach diktierte er auf medialem Weg seiner Tochter einen ausführlichen Bericht über das Schiffsunglück und beschrieb gleichzeitig seinen Aufenthalt im Jenseits.(20)

    Zahlreiche Wissenschaftler begannen in London mit Hilfe geeigneter Medien und unter seriöser Kontrolle spiritistische Experimente durchzuführen. An deren Sitzungen nahmen gelegentlich auch Königin Victoria von England und König Georg von Griechenland teil.(21) Auch in anderen europäischen Ländern setzte eine rege parapsychologische Forschertätigkeit ein. In rund vierzig spiritistischen Séancen untersuchte der deutsche Physiker Johann Zöllner (1838-1882), in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Medium Henry Slade, paranormale Erscheinungen wie Apporte, Fernbewegungen und Materialisationen, wobei er stets mehrere Naturwissenschaftler als Zeugen teilnehmen ließ. Der englische Physiker und Professor an der Universität Dublin Sir William F. Barrett (18481926) experimentierte mit den meisten großen Medien seiner Zeit und bekannte sich aufgrund seiner wissenschaftlichen Jenseitsforschungen klar zum Spiritismus.

    Freiherr Carl Du Prel (1839-1899), ein Anhänger der Theosophie, verfasste eine Schrift, in der er seine wissenschaftliche Ansicht über das Leben nach dem Tod dokumentierte. Einige Jahre nach ihm schrieb der Arzt Max Dessoir (1867-1947), Professor für Psychiatrie, ein wissenschaftliches Buch unter dem Titel „Vom Jenseits der Seele. Von ihm stammt der Begriff „Parapsychologie. Der deutsche Biologe Hans Driesch (1867-1941) veröffentlichte die beiden Werke „Parapsychologie, die Wissenschaft von den okkulten Erscheinungen(1927) und „Alltagsrätsel der Seele(1938).

    2.4 Die wissenschaftliche Anerkennung der Parapsychologie

    Die erste öffentliche Anerkennung der Parapsychologie als selbstständige Wissenschaft erfolgte im Jahr 1929 mit der Errichtung des Parapsychologischen Laboratoriums an der Duke Universität in den USA. Der amerikanische Biologe Josef B. Rhine (1895-1980) war im Jahr 1935 Mitbegründer und Direktor eines zweiten parapsychologischen Forschungsinstitutes an der Universität in Durham (North Carolina). Seit 1937 gab er das „Journal of Parapsychology" heraus. Bekannt wurde er durch seine Experimente und Untersuchungen im Bereich der außersinnlichen Wahrnehmungen, des Hellsehens, der Präkognition und der Telepathie, die er ausschließlich animistisch erklärte. Seine Frau Louisa Rhine legte in dieser Zeit eine umfangreiche Sammlung von 14.000 gut bezeugten Erlebnisfällen an, die auf echte Jenseitserfahrungen hinweisen und eher eine spiritistische Deutung zulassen. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurden in Amerika und in Europa mehrere „Gesellschaften für psychische Forschung" ins Leben gerufen. Vielerorts entstanden weitere wissenschaftliche Forschungsinstitute der Parapsychologie.

    Der deutsche Arzt Albert von Schrenck-Notzing (1862-1929) beschäftigte sich mit dem Problem des physikalischen Mediumismus. In seinem parapsychologischen Laboratorium in München erforschte er das Phänomen der Materialisation und arbeitete dort mit dem fähigen österreichischen Medium Willi Schneider (1903-1971) und dessen Bruder Rudi Schneider (1908-1957) zusammen. An den spiritistischen Sitzungen, die unter strengster Kontrolle durchgeführt wurden, nahmen manchmal bis zu hundert Personen als Zeugen teil. Berühmtheiten wie Ludwig Klages, Thomas Mann und C. G. Jung waren gelegentlich dabei.

    Mehr auf intuitivem und meditativem Weg versuchte der österreichische Ingenieur Rudolf Steiner (1861-1925), der Begründer der Anthroposophie, einen Zugang zu jenseitigen Welten zu erschließen.(22) Ein grundlegendes Werk in drei Bänden über „Das persönliche Überleben des Todes"(23) schuf der deutsche Philosoph und Komponist Emil Mathiesen (1875-1939), indem er ein umfangreiches Forschungsmaterial einer sorgfältigen und beweiskräftigen Analyse unterzog.

    Zu den Pionieren der Jenseitsforschung gehört auch der holländische Parapsychologe Wilhelm H. C. Tenhaeff (1894-1981). Er war der Inhaber des ersten akademischen Lehrstuhls in Europa und Professor für Parapsychologie an der Universität Utrecht. In seinem Institut erforschte er vor allem die paranormalen Leistungen des Hellsehers Gérard Croiset (1910-1981). Im Bereich okkulter Erscheinungen forschte auch C. G. Jung (1875-1961). Seine Doktorarbeit an der Universität Zürich beschreibt seine Forschungsergebnisse mit einem Medium, die 1902 unter dem Titel „Zur Psychologie und Pathologie sogenannter occulter Phänomene" veröffentlicht wurde. In Deutschland gründete 1950 der Psychologe und Mediziner Hans Bender (1907-1991) ein „Institut für Grenzgebiete der Psychologie". Seit 1952 war er Professor für Parapsychologie an der Universität Freiburg i. Br. Sein Forschungsgebiet waren ebenfalls die außersinnlichen Wahrnehmungen.(24)

    Im Jahr 1937 wurde in Italien die „Società di Metapsychica ins Leben gerufen. 1951 erfolgte in New York die Gründung der „Parapsychical Foundation und kurz danach in Paris das „Institut Métapsychique International. Die Gründung der „Schweizer Parapsychologischen Gesellschaft geht ins Jahr 1952 zurück. Ihr erster Präsident war der Zürcher Psychiater Hans Nägeli-Osjord (1909-1997). Sein Forschungsgebiet war die Logurgie auf den Philippinen und das Phänomen der Umsessenheit und Besessenheit. Der Schweizer Philosoph und Theologieprofessor Gebhard Frei (1905-1967) regte ungeachtet der Verdikte des Heiligen Offiziums der Katholischen Kirche aus den Jahren 1898 und 1917, in denen parapsychologische Phänomene zur „Sache des Teufels erklärt wurden, die Gründung der „Internationalen Gesellschaft katholischer Parapsychologen an, deren erster Präsident er war. In den siebziger Jahren wurde diese in „Imago Mundi umbenannt. Deren Präsident und Herausgeber des Sammelwerkes „Fortleben nach dem Tode(25) wurde der Theologe Andreas Resch (*1934), Professor für klinische Psychologie und Paranormologie an der Lateran-Universität in Rom. Er ist seit 1980 Leiter des von ihm gegründeten „Instituts für Grenzgebiete der Wissenschaft". Ein erster Beitrag zur vergleichenden Jenseitsforschung stammt von Rudolf Schwarz (1871-1963), der in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts mehrere medial übermittelte Jenseitsberichte aus fünfzehn englischen Veröffentlichungen miteinander verglich.(26)

    2.5 Der heutige Stand der Jenseitsforschung

    In den vergangenen Jahrzehnten hat das Interesse an Themen, die das Leben nach dem Tod betreffen, stark zugenommen. Der philosophische Materialismus und Nihilismus des 19. Jahrhunderts hat einem wissenschaftlichen Denken Platz gemacht, das sich vermehrt metaphysischen und spirituellen Fragen zuwendet. Zur Zeit besteht in Freiburg i. Br. eine „Wissenschaftliche Gesellschaft zur Förderung der Parapsychologie, der zahlreiche Natur- und Geisteswissenschaftler angehören. Seit dem Jahr 1993 läuft in mehreren Ländern ein bemerkenswertes parapsychologisches Forschungsprogramm unter der Bezeichnung „Scole-Experiment. Dieses fördert die Bemühungen, mit Verstorbenen in Kontakt zu treten, um mit wissenschaftlichen Methoden die Existenz einer jenseitigen Wirklichkeit nachzuweisen.

    In den letzten hundert Jahren sind im deutschen Sprachraum eine beachtliche Reihe von Buchverlagen entstanden, die sich auf die Herausgabe ernst zu nehmender Jenseitsliteratur spezialisierten. Die Zahl der Buchveröffentlichungen auf diesem Gebiet hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Mehrere parapsychologische Fachzeitschriften dienen der Verbreitung des heute verfügbaren Jenseitswissens. Regelmäßig werden in mehreren europäischen Ländern Kongresse und Konferenzen, Tagungen und Seminare durchgeführt, um parapsychologisches Wissen zu verbreiten. Auch in den Medien ist die Parapsychologie präsent durch Berichte über Jenseitskontakte, Nahtoderlebnisse, außerkörperliche Erfahrungen und Rückerinnerungen an frühere Leben.

    In der heutigen Zeit ist die Wissenschaft vom Jenseits durchaus in der Lage, auf die wichtigsten Fragen um Herkunft und Bestimmung des Menschen gültige Antworten zu geben. Es besteht kein Zweifel, dass durch das zunehmende Jenseitswissen das materialistische Diesseitsdenken immer mehr überwunden wird. Ein jenseitsoffenes Welt- und Menschenbild gewinnt zunehmend an begreifbaren Konturen. Dies lässt uns für die Zukunft auf eine Ausweitung des menschlichen Bewusstseins hoffen. Der französische Schriftsteller und Politiker André Malraux (*1895) sagte in visionärer Voraussicht: „Das 21. Jahrhundert wird spirituell sein; wenn nicht, werden wir alle umkommen."


    1.Marx, Helma: Das Buch der Mythen aller Zeiten und Völker. Styria Verlag, Graz, Wien, Köln 1999.

    2.Guntern, Josef (Hrsg.): Walliser Sagen. Walter Verlag, Olten, Freiburg i. Br. 1963.

    3.Hinz, Walther: Zarathustra. W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1961.

    4.Von Jankovich, Stefan: In der Welt von Osiris-Isis-Horus. Drei Eichen Verlag, München, Engelberg 1986.

    5.Stapleton, Michael und Serva, Elisabeth: Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Xenos Verlag, Hamburg 1978.

    6.Winter, Leo (Hrsg.): Der Koran. Das heilige Buch des Islam. W. Goldmann Verlag, München 1959, S. 425

    7.Murphy, Michael: Der Quanten-Mensch. Integral, 1994, S. 55.

    8.De Marchi, José: Fatima von Anfang an. Verlag Missoes Consolata, Fatima 1999, S. 187-196.

    9.Bonin, Werner F.: Lexikon der Parapsychologie. Scherz Verlag, Bern, München 1976, S. 270.

    10.Böhme, Jakob: Aurora. In: Gesammelte Werke, hrsg. von W. E. Peuckert, Stuttgart 1955, S. 10.

    11.Rosenberg, Alfons: Die Seelenreise. Turm Verlag, Bietigheim 1971, S. 172.

    12.Schmöger, Erhard (Hrsg.): Visionen. Paul Pattloch Verlag, Aschaffenburg, 2. Aufl., 1971.

    13.Lindmayer, Maria Anna: Mein Verkehr mit Armen Seelen. Christiana Verlag, Stein am Rhein, o. J.

    14.Hemleben, Johannes: Jenseits. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1975, S. 122.

    15.Rosenberg, Alfons: J. F. Oberlin. Die Bleibestätte der Toten. Turm Verlag, Bietigheim 1951, S. 89.

    16.Jung-Stilling, Heinrich: Szenen aus dem Geisterreich. Karl Rohm Verlag, Bietigheim, 6. Aufl., 1973.

    17.Kerner, Justinus: Die Seherin von Prevorst. J. F Steinkopf Verlag, Stuttgart, 2. Aufl., 1963, S. 21 ff.

    18.Kardec, Allan: Das Buch der Geister. Neuausgabe, Verlag H. Bauer, Freiburg i. Br. 1964.

    19.Kardec, Allan: Das Buch der Medien. Neuausgabe, Verlag H. Bauer, Freiburg i. Br. 1965.

    20.Stead, Estelle: Die blaue Insel. G. E. Schroeder Verlag, Garmisch-Partenkirchen 1961, S. 17 f.

    21.Wunderli, Erich: Hundert Jahre englischer Spiritismus. In: Esotera, Nr,2, 1973, S. 107-116 und Nr. 3, 1973, S. 242-252.

    22.Steiner, Rudolf: Die Wirklichkeit der höheren Welten. Buchclub Ex Libris, Zürich, 2. Aufl., 1974, S. 185-214.

    23.Mathiesen, Emil: Das persönliche Überleben des Todes. Eine Darstellung der Erfahrungsbeweise, Band l-3. Verlag Walter de Gruyter, 1936-1939, Neuauflage 1962.

    24.Bender, Hans: Verborgene Wirklichkeit. Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie. Walter Verlag, Olten, Freiburg i. Br., 3. Aufl., 1974.

    25.Resch, Andreas: Fortleben nach dem Tode. Resch Verlag, Innsbruck 1980.

    26.Schwarz, Rudolf (Hrsg.): Wie die Toten leben. Protokolle aus dem Jenseits, empfangen von P. H. Landmann. Heinrich Schwab Verlag, Gelnhausen 1954, S. 175.

    3. Quellen der Jenseitswissenschaft

    Die Naturwissenschaft ist nicht die einzige Wissensquelle, um zur Wahrheit zu gelangen. Sie erforscht nur einen Ausschnitt der erfahrbaren Wirklichkeit. Wer nur auf einem Teil der Wahrheit beharrt, der vertritt bloß Teilwahrheiten. Diese sind von Wahrheit und Irrtum oft gleichweit entfernt. Um die ganze Wahrheit zu erfassen, bedarf es einer Reihe weiterer Wissenschaften, zu denen wir, was die Jenseitswissenschaft betrifft, auch die Philosophie, die Psychologie und die Parapsychologie zählen. Eine Wissenschaft kann nur bestehen, wenn sie aus einer Fülle von gewonnenen Erfahrungen sich Kenntnisse verschafft, die sie sammelt, sichtet, analysiert und ordnet, um daraus gültige Schlüsse zu ziehen. In diesem Sinne gibt es keine voraussetzungslose Wissenschaft. Immer gründet sie auf der Bedingung, dass sich ihr reiche Quellen erschließen, aus denen sie ihre Erkenntnisse schöpft. Daher steht am Anfang jeder Wissenschaft die Quellenforschung.

    Die Quellen, auf die sich die Wissenschaft vom Jenseits bezieht, sind vielfältig. Es handelt sich einerseits um Jenseitsbeschreibungen von Menschen, die hellsehend einen Blick tun konnten in höhere Sphären; andererseits gibt es zahlreiche Erlebnisberichte von Menschen, die vorübergehend ihren Körper verlassen konnten und sich auf einer Ebene befanden, die jenseits der Todesschwelle liegt. Zu berücksichtigen sind ferner die zahlreichen Fälle, wo Menschen in direktem Kontakt mit Verstorbenen standen und über deren Nach-Toderfahrungen aufgeklärt wurden. Schließlich ist die große Zahl von jenseitigen Informationen zu erwähnen, die auf medialem Weg empfangen wurden.

    3.1 Visionäre Jenseitsschau

    Aus dem griechischen Altertum ist uns die Jenseitsschau mehrerer Seher überliefert. In der „Odyssee" des griechischen Dichters Homer, aus dem 9./8. vorchristlichen Jahrhundert, wird die Hadesfahrt des Helden Odysseus geschildert. Im 11. Gesang wird erzählt, wie dieser auf seiner zehnjährigen Irrfahrt in die Unterwelt gelangte, um das Reich der Schatten zu betreten. Dort begegneten ihm mehrere bekannte Verstorbene, die ihm ihr jenseitiges Schicksal klagten. Ähnlich ergeht es dem Heroen Herkules, über den uns Homer und Hesiod berichten. Eine seiner Heldentaten bestand darin, dass er im Totenreich den Höllenhund Zerberus bezwingen und zur Erde emporbringen sollte. In der Unterwelt erfährt er, dass dort die Seelen der Abgeschiedenen als leere Schattenbilder ein trauriges Dasein fristen. Der römische Dichter Vergil (70-19 v. Chr.) lehnt sich mit seinem Epos „Aeneis" an diesen Stoff an.(1) Die Sibylle von Cumae begleitet Aeneas ins Reich der Toten. Dort erfährt er, dass alle Taten der Menschen im Totenreich ihre Folgen haben, wofür sie belohnt oder bestraft werden. Nach Johannes Hemleben sind diese epischen Dichtungen nicht bloß „Produkte willkürlicher Phantasie. Ihnen liegt das exakte Wissen der antiken Esoterik zugrunde."(2)

    Die christliche Mystik des Mittelalters kennt mehrere Jenseitsvisionen. So entfaltete Dante Alighieri (1265-1321) mit seiner „Göttlichen Komödie"(3) eine großartige Jenseitsschau, die gemäß seinen eigenen Angaben auf eine Reihe von Visionen in der Osterwoche des Jahres 1300 zurückgehen. In seiner Dichtung beschreibt er seine Reise durch die verschiedenen Jenseitswelten. Im 1. Gesang des „Paradiso bekennt er: „Im Himmel, dem das größte Licht er spendet, war ich und Dinge sah ich, die zu sagen keiner vermag, der je von dort zurückkommt. Freilich macht er auch Anleihen bei den erwähnten Jenseitsvorstellungen von Homer und Vergil. In seiner Jenseitstopografie sieht er sich ganz dem antiken geozentrischen Weltbild verpflichtet. Durch Hölle und Fegfeuer übernimmt der heidnische Dichter Vergil die Führung, ins Paradies geleitet ihn die getaufte Beatrice, seine früh verstorbene Jugendliebe.

    Derartige mystische Erfahrungen sind in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder Menschen zuteil geworden, die zu außergewöhnlichen Bewusstseinszuständen fähig waren und dadurch Einblicke in höhere Dimensionen des Jenseits gewinnen konnten. So teilte die Äbtissin Hildegard von Bingen (1098-1179) in einem Brief an den Mönch Wilbert von Gembloux mit: „Von meiner Kindheit an erfreue ich mich der Gabe dieser Schau in meiner Seele bis zur gegenwärtigen Stunde, wo ich doch schon mehr als siebzig Jahre alt bin. Und meine Seele steigt – wie Gott will – in dieser Schau empor bis in die Höhe des Firmamentes… Ich sehe aber die Dinge nicht mit den äußeren Augen und höre sie nicht mit den äußeren Ohren, auch nehme ich sie nicht mit den Gedanken meines Herzens wahr noch durch irgendwelche Vermittlung meiner fünf Sinne. Ich sehe sie vielmehr einzig in meiner Seele, mit offenen leiblichen Augen, so dass ich dabei niemals die Bewusstlosigkeit der Ekstase erlebe, sondern wachend schaue ich dies bei Tag und Nacht."(4)

    Andere mystische Seher mit der Begabung der Jenseitsschau waren im deutschen Sprachbereich Jakob Böhme (1575-1624), Angelus Silesius (1624-1677), Franz Bader (1765-1845), Anna Katherina Emmerich (17741824) und Josef Görres (1776-1848). Einer der begabtesten Visionäre Europas war Emanuel Swedenborg (1688-1772). Nach seiner jahrelangen erfolgreichen Tätigkeit als Bergwerks-Ingenieur erlebte er in den Ostertagen des Jahres 1744 eine Vision in mehreren Bildern, die sein Leben völlig veränderte. Über sie berichtet er: „…ich war im Himmel und hörte Worte, deren Leben und Herrlichkeit und Wonnen keine menschliche Zunge aussprechen kann. Dabei war ich wach, in einer himmlischen Ekstase, die ebenfalls unbeschreiblich ist. Nach einer Christus-Vision erlebte er: „Täglich öffnete mir der Herr in der Folge die Augen meines Geistes, so dass ich imstande war, bei völligem Wachen zu sehen, was in der anderen Welt vorging, und ganz wach, um mit Engeln und Geistern zu reden.(5) In den letzten siebenundzwanzig Jahren bis zu seinem Tod lebte Swedenborg zurückgezogen in seinem Heim in Stockholm und war fast ständig mit seinem Denken der hohen Geisterwelt zugewandt. In seinem Hauptwerk „Himmel und Hölle"(1758) beschreibt er die Jenseitswelt nach seiner persönlichen Erlebnisweise und gemäß seiner lutherisch-kirchlichen Glaubensauffassung. Von daher sind seine Jenseitsberichte sicher von seinen eigenen Ansichten beeinflusst. Deshalb nannte der Philosoph Immanuel Kant dessen Werk „Träumereien eines Geistersehers".(6)

    Die heutige Naturwissenschaft neigt dazu, derartige Visionen als normale Sinnestäuschungen (Halluzinationen), als Einbildungen eines naiven Wunschdenkens oder gar als krankhafte Wahnvorstellungen zu erklären. (7) Dass dies bei weitem nicht für alle außersinnlichen Wahrnehmungen zutrifft, beweisen die zahlreichen außerkörperlichen Erlebnisse kritischer Jenseitsforscher.

    3.2 Außerkörperliche Erfahrungen

    Überzeugender als eine hellseherische Jenseitsschau sind die Mitteilungen von Menschen, die einen Blick tun konnten in einen außerkörperlichen Bewusstseinszustand. Gemeint sind Selbsterfahrungen, bei dem sich das Ich-Bewusstsein vom

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