Der Nistor: Vom Wirken eines verborgenen Meisters
Von Peter Allmend
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Über dieses E-Book
Peter Allmend kehrt nach vielen Jahren zurück in die alte Kaiserstadt an der Moldau, in der er einst beruflich tätig war. In der sagenumwobenen Altneu-Synagoge spricht ihn ein Mann an, den er im ersten Moment für einen Fremdenführer hält. Doch schon sehr bald wird ihm klar, dass er es mit einem ganz außergewöhnlichen Menschen zu tun hat.
In seiner Begleitung wandert er durch die Gassen der Altstadt, besucht Kraftplätze und erhält Einsichten in die großen Zusammenhänge der menschlichen Entwicklung. Prag scheint gleichsam ein Spiegel zu sein, um die spirituellen Zusammenhänge der Gegenwart in ihrer Tiefe zu verstehen.
Mit jedem Tag an der Seite dieser geheimnisvollen Person wachsen seine Ehrfurcht und sein Erstaunen über diesen scheinbar so einfachen Mann, der offensichtlich ein Bürger zweier Welten ist und über schier unbegreifliche Fähigkeiten verfügt. Erst am letzten Tag seines Aufenthaltes erfährt er, wem er in Wahrheit begegnet ist.
Eine Entschlüsselung der verborgenen Lebensgesetze und ein Einblick in das Wirken jener großen Wissenden und Eingeweihten, die über dem Schicksal der Menschheit wachen!
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Buchvorschau
Der Nistor - Peter Allmend
Peter Allmend
Der Nistor
Vom Wirken
eines verborgenen Meisters
Mit Illustrationen von
Sascha Wuillemet
Aquamarin Verlag
ISBN 978-3-96861-126-6
1. eBook-Auflage 2020
© Aquamarin Verlag GmbH
Voglherd 1 • D-85567 Grafing
www.aquamarin-verlag.de
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Annette Wagner
„HABEN WIR NICHT ALLE EINEN VATER? HAT UNS NICHT EIN GOTT ERSCHAFFEN?"
– Maleachi 2,10 –
Inhalt
Wie alles begann
Vielfalt
Glaube
Weltenwanderer
Bescheidenheit
Freiheit
Das Rad der Wiedergeburt
Begegnung
Heilung
Erleuchtung
Gedankenlesen
Weltlichkeit
Du musst auch den Tisch erlösen
Der Golem
Gebet
Erlösung
Religion
Gott
Ain Soph
Wie es endete
Namen - und Begriffserklärungen
Wie alles begann
Prag ist eine mystische Stadt. Vor allem an nasskalten Herbst- oder Wintertagen scheint sich eine morbide Spiritualität gleichsam in den feuchten Pflastersteinen zu spiegeln.
Welche Stadt, die sich zudem auf die Weissagung einer Seherin namens Libussa gründet, hätte besser geeignet sein können, um den Alchemisten, Astrologen, Magiern und weisen Rabbis eine Heimat zu bieten – als die alte Kaiserstadt während der Herrschaft Rudolf II. (1552-1612).
Dieses alte Prag ist das wahre Prag. Es erzählt noch immer düstere Geschichten und hütet dunkle Geheimnisse.
Ich habe vor Jahren längere Zeit in Prag gelebt und spüre noch immer eine Verbindung zu den verborgenen Kraftplätzen beiderseits der Moldau – vor allem aber zum Jüdischen Viertel.
So war es dann auch ein verregneter Oktobertag, als ich die zwei letzten abgetretenen Stufen ins Innere der Altneusynagoge hinabstieg, unter deren Dach der Legende nach noch immer die Überreste des Golem versteckt sein sollen, jener auf magische Weise erzeugten Gestalt, die auf geradezu archetypische Weise mit Prag verbunden ist.
Für mich ist diese im Jahr 1270 errichtete Synagoge, heute die älteste in Europa, ein einzigartiger Kraftplatz. Hier empfinde ich, wie nirgendwo sonst, die ungeheure Ehrfurcht vor der absoluten Transzendenz Gottes.
Die an die Wände angehängten Stuhlreihen scheinen in einer inneren Ausrichtung auf den Platz mit der Nummer 1 hinzuführen – den Stuhl von Rabbi Löw.
Ich stand, in Gedanken an den großen Weisen versunken, der sogar vom Kaiser empfangen wurde, was damals weit außergewöhnlicher war als heute ein erstes Zusammentreffen des Dalai Lama mit dem Papst, als sich eine Hand auf meine rechte Schulter legte.
„Der Maharal lebt noch immer in den Herzen der jüdischen Gemeinschaft. Der Überlieferung nach ist die Kette vor seinem Stuhl seit seinem Tod niemals mehr entfernt worden. Es gab niemanden, der würdig gewesen wäre, auf dem Stuhl mit der Nummer 1 zu sitzen."
Ich blickte erstaunt auf den Mann, der rechts hinter mir stand. War er ein Fremdenführer oder ein Mitglied der jüdischen Gemeinde, der meine innere Bewegtheit erkannt hatte?
„Maharal ist der Ehrenname, der ihm von den Juden Prags gegeben wurde? So wie man den berühmten Kabbalisten Isaak Luria aus Safed nur „Ari, den „Löwen
, nannte?"
„So ist es. Du kennst dich gut aus in der jüdischen Geisteswelt, Peter Allmend."
Ich schaute ihn so verblüfft an, dass ein gewinnendes Lächeln sein feines Gesicht überzog.
„Sie kennen mich?"
„Du kennst mich auch – nur nicht auf dieser weltlichen Ebene. Wenn es nicht ein so oft missbrauchter Satz wäre, dann müsste ich jetzt sagen: „Ich habe auf dich gewartet. Aber vielleicht genügt es, wenn du mich als einen alten Freund betrachten kannst. Mein Name ist Shimon.
Er reichte mir die Hand, die ich gerne ergriff. Noch während ich sie schüttelte, stieg in meinem Herzen ein Gefühl wunderbarer Vertrautheit auf, obwohl ich mir diese vom Verstand her nicht zu erklären vermochte.
„Wir haben einige gemeinsame Freunde, die mir deine Ankunft mitgeteilt haben, und wenn du möchtest, würde ich dich während deiner Zeit in Prag begleiten. Wollen wir uns einen Moment setzen?"
„Gerne."
Wir gingen auf die linke Seite der kleinen Synagoge und setzten uns in die etwas engen Sitze. Noch immer schaute ich mit einem erstaunten Blick auf diesen liebenswerten, äußerst sympathischen Mann neben mir.
Shimon lächelte und zeigte nach oben an die Wand auf die dort angebrachten hebräischen Schriftzeichen.
„Jene fünf Worte drücken die Bestimmung dieses Ortes auf vollkommene Weise aus. „Wisse, vor wem du stehst. Es ist die bleibende Mission meines Volkes, für immer im Gedächtnis der Menschheit zu verankern, dass es wohl eine „Vergöttlichung
des Menschen gibt, aber niemals eine Gottwerdung. Es gilt der weise Satz, wonach wir ins Licht eintreten, die FLAMME aber nie berühren werden. Daher würde es der Menschheit und vielen ihrer selbst ernannten ‚spirituellen Lehrer‘ zum Segen gereichen, wenn sie doch nur endlich erkennen würden, welche kleinen Lichter wir auf dieser Erde sind. So unendlich abgeschattet von jenem LICHT, aus dem alles einst hervorging."
Mit diesen Worten nahm er eine blaue Kippa aus seiner Jackentasche und reichte sie mir.
„Du wirst sie in den nächsten Tagen noch einige Male benötigen; und dieses Papierteil auf deinem Kopf passt nicht zu dir."
Die Kippa war aus blauem Samt, mit einer Schmucklinie und fünf gleichartigen Ornamenten versehen. Während ich sie noch in der Hand hielt und betrachtete, bemerkte ich die