Der Kasernendieb: Novelle
Von Tobias Wolff
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Buchvorschau
Der Kasernendieb - Tobias Wolff
Gatsby
I
Als seine beiden Söhne noch klein waren, gewöhnte Guy Bishop sich an, abends auf dem Weg ins Bett einen Blick in ihr Zimmer zu werfen. Er sah auf sie nieder, wie sie dalagen und schliefen, dann setzte er sich in den Schaukelstuhl und lauschte ihrem Atmen. Er war ein Mann, der nie bei einer Sache geblieben war, unterwegs von Stadt zu Stadt, von Arbeit zu Arbeit und, auch nach seiner Heirat noch, von Frau zu Frau. Doch wenn er im Dunkeln zwischen seinen beiden schlafenden Söhnen saß, hatte er nicht das Bedürfnis, irgendwo anders zu sein.
Manchmal machte ihm dieses Gefühl des Friedens Angst, so unnatürlich schien es. Am meisten befürchtete er, seine Kinder irgendwie in Gefahr zu bringen, ja, sie dem Unglück auszuliefern, wenn er sie zu sehr liebte. Es gab Tage, da war er sich ganz gewiss, dass etwas Böses sich ihrer bemächtigen würde. Als die Jungen älter wurden, hatte er diese Angst etwas seltener, aber ab und zu überkam sie ihn immer noch. Dann versuchte er sich vorzustellen, welche Gestalt das Böse annehmen könnte, aus welcher Richtung es wohl kommen mochte. Wenn er solche Gedanken hatte, schloss er immer die Augen, schüttelte kurz den Kopf und konzentrierte sich auf etwas Angenehmeres.
Hin und wieder traf er sich mit einer Frau. Sie hatten viel Spaß miteinander, und mehr wollten sie beide nicht, zumindest nicht am Anfang. Dann kam die Zeit, da ging es ihnen schlecht, wenn sie nicht zusammen waren. Sie kamen überein, sich zu trennen, schafften es aber nicht. Manchmal wachte Guy Bishop nachts weinend auf. Irgendwann überlegte er, sich umzubringen, aber die Frau nahm ihm das Versprechen ab, es nicht zu tun. Als er es nicht länger aushielt, verließ er seine Familie und zog zu ihr.
Das war im Oktober. Keith, der jüngere der Söhne, hatte gerade auf der Highschool angefangen. Philip hatte noch zwei Jahre bis zu seinem Abschluss vor sich. Guy Bishop glaubte, sie seien alt genug, um diese Veränderung zu akzeptieren, ja an ihr zu wachsen, realistischer und anpassungsfähiger zu werden. Die meisten Sorgen machte er sich um seine Frau. Er wusste, dass sie unter dem Zerbrechen ihrer Ehe furchtbar leiden würde, und er bemühte sich, alles so zu arrangieren, dass ihr Leben, abgesehen davon, dass er sie verließ, weiterhin in den gewohnten Bahnen verlief. Er überschrieb ihr das Haus, und jeden Monat schickte er ihr den größten Teil seines Gehalts, behielt nur so viel, wie er zum Leben brauchte.
Philip lernte tatsächlich, ohne seinen Vater zurechtzukommen, hauptsächlich, indem er ihn verachtete. Seine Mutter schlug sich auch wacker, besser, als Guy Bishop erwartet hatte. Alle paar Wochen brach sie zusammen, aber die meiste Zeit war sie fest entschlossen, gute Laune zu verbreiten. Nur Keith war niedergeschlagen. Er konnte nicht aufhören zu trauern. Ihm kamen schnell die Tränen, manchmal ohne ersichtlichen Grund. Die beiden Jungen waren einander nah gewesen; jetzt ging Philip zu Keith auf Distanz, selbst wenn er ihn tröstete. Zwischen ihnen lagen nur anderthalb Jahre, aber auf einmal schienen es fünf oder sechs zu sein. Eines Nachts, als Philip von einer Party nach Hause kam, rüttelte er Keith wach, er wollte sich mit ihm aussprechen, aber nachdem Keith aufgewacht war, schüttelte ihn Philip immer weiter und sagte kein Wort. Eine der Katzen hatte bei Keith geschlafen. Sie machte einen Buckel, starrte Philip mit aufgerissenen Augen an und sprang auf den Boden.
»Du musst auch mithelfen«, sagte Philip.
Keith sah ihn einfach nur an.
»Du Scheißkerl«, sagte Philip. Er stieß Keith ins Kissen zurück. »Heul schon«, sagte er. »Los, heul schon.« Er wünschte sich wirklich, dass Keith weinte, weil er ihn gern in die Arme nehmen wollte. Aber Keith schüttelte nur den Kopf und drehte das Gesicht zur Wand. Seitdem behielt er seine Gefühle für sich.
Im Februar verlor Guy Bishop seinen Arbeitsplatz bei Boeing. Er erzählte allen, die Firma würde Leute entlassen, aber genau das Gegenteil war der Fall. Es war 1965. Präsident Johnson hatte die Bomber auf Nordvietnam losgelassen, und Boeing hatte mehr Aufträge für neue Flugzeuge, als zu schaffen war. Von überall wurden Leute geholt, von Lockheed und Convair, Jungs, die frisch von der Uni kamen. Anscheinend konnte jeder bei Boeing arbeiten, bloß Guy Bishop nicht. Philips Mutter rief die Frauen einiger Männer an, die vielleicht wussten, wo der Haken an der Sache war, aber entweder hatten sie nichts gehört, oder sie sagten es nicht.
Guy Bishop fand eine andere Arbeit, aber er hielt nicht lange durch, und kurz vor den Schulferien bot Philips Mutter das Haus zum Verkauf an. Sie verschenkte ihre fünf Katzen bis auf eine und nahm einen Job als Kassiererin in einem Innenstadtkino an. Da hatte sie auch 1945 gearbeitet, als sie Guy Bishop kennenlernte. Das Haus war innerhalb eines Monats verkauft. Ein pensionierter Captain von der Küstenwache nahm es. Er fuhr fast jeden Tag mit seiner Frau am Haus vorbei, manchmal parkten sie mit laufendem Motor davor.
Philips Mutter mietete eine Wohnung in West-Seattle. In diesem Sommer arbeitete Philip als Ferienlager-Trainer, und während er fort war, zogen sie und Keith nochmals um, nach Ballard. Im Herbst wurden die beiden Jungen an der Ballard-Highschool angemeldet. Diese Schule war viel größer als ihre vorherige, und es war schwer, Leute kennenzulernen. Philip blieb mit seinen alten Freunden in Verbindung, aber jetzt, da sie nicht mehr auf der gleichen Schule waren, hatten sie sich wenig zu sagen. Wenn er mit ihnen auf Partys ging, hockte er am Ende meistens allein im Wohnzimmer, sah fern oder unterhielt sich mit irgendwelchen Eltern, während alle anderen im Freizeitkeller Blues tanzten.
Nach einer dieser Partys saßen Philip und der Junge, der ihn mitgebracht hatte, in dessen Wagen, ließen einen Pappbecher Wodka hin- und hergehen und redeten darüber, was sie früher alles gemacht hatten. Irgendwann bei ihrem Gespräch wurde Philip klar, dass sie keine Freunde mehr waren. Ihm war unbehaglich, und er stieg aus dem Auto. Da stand er und starrte das inzwischen dunkle Haus auf der anderen Straßenseite an. Er wollte irgendetwas tun. Am liebsten wäre er richtig betrunken gewesen.
»Ich muss weg«, sagte der andere Junge. »Mein Dad will, dass ich heute früh zu Hause bin.«
»Einen Augenblick«, meinte Philip. Er hob einen Stein auf, wog ihn in der Hand und warf ihn auf das Haus. Eine Fensterscheibe zerbrach. »Einer erledigt«, stellte Philip fest. Er hob einen zweiten Stein auf.
»Herrgott«, sagte der andere Junge. »Was machst du da?«
»Fensterscheiben einschmeißen«, antwortete Philip. In dem Augenblick ging im oberen Stockwerk ein Licht an. Er warf den Stein, aber der traf nicht und knallte gegen die Hauswand.
»Ich hau ab hier«, sagte der andere Junge. Er startete den Wagen, und Philip stieg wieder ein. Er fing an zu lachen, als sie wegfuhren, obwohl er wusste, dass das, was er getan hatte, nicht witzig war. Der andere Junge starrte geradeaus und sagte gar nichts. Philip konnte sehen, dass er angewidert war. »Warte mal«, sagte Philip und