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Das Einrad
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eBook169 Seiten2 Stunden

Das Einrad

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Über dieses E-Book

Die 23jährige Annelie erbt als einzige Enkelin Charlottes Schwaigers das Haus ihrer Großmutter, das in einem kleinen Dorf unweit Eisenachs steht.
Beim wenig erfreulichen Prozedere des Ausräumens der Wohnstätte findet sie, tief hinten in einem wuchtigen Wäscheschrank platziert und fein säuberlich in einen Bettbezug gehüllt, ein altes Einrad.
Die Beschäftigung mit dem Fund ist ein Stück Trauerarbeit und weckt die Hoffnung, über das Rad und seine Geschichte dem Leben der Großmutter weiterhin nahe zu sein. Aber alle Bemühungen bleiben vorerst ohne Erfolg. Ein Zufall hilft. Bei einem Kurzurlaub an der Ostsee begegnet Annelie schließlich einem ehemaligen Einradfahrer des örtlichen Sportvereins. Sein Name ist Henning Voigt, und dieser macht sie mit seiner früheren Trainerin bekannt, die letztlich den Schlüssel liefert, der die bisher fest verschlossene Tür in die Vergangenheit doch noch zu öffnen vermag. Sie hilft ihr, auf die Tochter des Mannes zu treffen, dessen Name auf dem Rad verewigt ist.
Letztlich überlässt sie ihr einige der Tagebücher, die ihr Vater ein Leben lang geschrieben hat.
Diese führen ins Jena der 1920er und 1930er Jahre kurz vor Machtübernahme der Nationalsozialisten und zu einem kleinen Jungen namens Claas Cramer, der Name, den Annelie eingraviert auf der Gabel des Einrades gefunden hatte...
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum29. März 2020
ISBN9783751961523
Das Einrad
Autor

Heike Höhne

Heike Höhne, 52 Jahre alt, wohnhaft im südlichen Bayern, verheiratet, zwei Kinder, von Beruf Apothekerin: Ihre zwei Leidenschaften sind das Einradtraining und das Schreiben. Sie betreut mehrere Trainingsgruppen, der Welt-und Europameister angehören. Ihr hier vorliegendes erstes Buch entspringt der wunderbaren Inspiration, die diese besondere Sportart bietet. Sie veröffentlicht seit mehreren Jahren auf einem Einrad-Blog emotionale Geschichten, sachliche Berichte und packende Erfahrungen rund um die Erlebnisse mit diesem Sportgerät. Das Feedback dazu ist zahlreich, immer wieder sehr wertschätzend und motivierend. Besonders berührt es sie, wenn ihr Menschen schreiben, die mit dieser Sportart so gar nichts zu tun haben. Viele Leser haben sie ermutigt, ihre Leidenschaft fürs Schreiben in ein Buch zu packen, was sie nun im hohen Alter von 52 Jahren tatsächlich und erstmalig gewagt hat.

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    Buchvorschau

    Das Einrad - Heike Höhne

    Kapitel

    1.

    Es kostete Annelie erhebliche Mühe, die schwere Tür zum Speicher auch nur den einen winzigen Spalt zu öffnen. Irgendetwas dahinter hatte sich verklemmt und wollte partout um keinen Zentimeter weichen. Die junge Frau stemmte sich mit aller Kraft immer wieder gegen das Eichenholz, bis ihre Schulter schmerzte. Aber die Tür blieb standhaft und ging vorerst als Sieger aus diesem Kräftemessen hervor. Gerade eben so, als wolle sie die letzten Geheimnisse, die sie hinter sich im Dunkel des Dachbodens verbarg, noch für eine Weile bewahren.

    Sich am Handlauf festhaltend, stieg Annelie die steile Treppe mit den schmalen Holzstufen enttäuscht wieder hinunter.

    Wie wenig alltagstauglich man doch in früheren Zeiten gebaut hatte. Ihre wahrlich nicht großen Füße ragten weit über die knapp bemessenen Bretter hinaus. Zu dieser kalten Jahreszeit steckten sie zudem in dicken Winterstiefeln, und so konnte sie kaum mehr als den halben Fuß auf die Bohlen setzen und musste mit Bedacht Schritt für Schritt abwärts gehen. In der großen Diele angekommen, die in den Jahren ihrer frühen Kindheit als Spielplatz, Rollschuhbahn oder Turnsaal gleichermaßen gedient hatte und die sich nun dunkel und leblos vor ihr ausbreitete, verharrte sie kurz und trat erst dann in den knirschenden Schnee vor die Haustür.

    Es war der erste ernstzunehmende Winter seit vielen Jahren. Und nun war es auch der Winter, in dem ihre Großmutter gegangen war. Großmutter, dachte sie, welch fremdes Wort für eine Frau, die ihr so viel bedeutet hatte. Mit ihrem Tod war ein Stück Geborgenheit nun endgültig entschwunden, mit ihm war ein weiterer Zipfel der Kindheit ihren Händen entglitten und das Erwachsenwerden zu einer sehr konkreten Aufgabe geworden.

    Vor drei Wochen hatten sie Abschied nehmen müssen. Auch da schon hatte die Kälte geklirrt und die Trauergesellschaft am Grab frieren lassen.

    Charlotte Schwaiger hatte den Winter geliebt, selbst im hohen Alter noch. Dieser bewölkte, bitterkalte Tag, an dem sich die kahlen Äste der Bäume und Sträucher kontrastreich vom weißen Horizont abhoben und am Saum zwischen Himmel und Erde zarte Kunstwerke, fein wie filigrane Scherenschnittbilder, in die Landschaft zauberten, wäre ganz nach ihrem Geschmack gewesen. Überhaupt hatte sie vieles gemocht, was man durchaus als untypisch bezeichnen würde für eine Frau kurz vor dem 90. Geburtstag, unter anderem, mit ihrer Enkelin ausgiebig Wintersportereignisse im Fernsehen anzuschauen. Dieser Apparat schien ausschließlich zu jenem Zweck in den Haushalt gekommen zu sein. Das restliche Jahr über stand er als nutzloses Möbelstück an einer Wand des Gästezimmers, wohin ihn Charlotte nach dem Ende einer jeden Saison zuverlässig verbannte. Aber in den Wochen zwischen dem ersten Advent und den letzten Märztagen lief die Flimmerkiste auf Hochtouren. Wann immer Annelie an den Wochenenden des Winterhalbjahres Zeit hatte aufbringen können, war sie bei Oma Charlotte eingerückt. Dann hatten es sich die beiden Damen auf je einem der alten Chesterfield Sofas gemütlich gemacht, um die Übertragungen im Skispringen oder im Biathlon anzuschauen und diese bequemen Möbelstücke nur verlassen, wenn der Vorrat an Köstlichkeiten auf dem kleinen Beistelltisch zur Neige zu gehen drohte. Stets waren das Stunden tief empfundenen Glücks gewesen, die bekanntlich nur punktuell über das Leben verteilt und deshalb so unendlich kostbar sind.

    Bis fast zum allerletzten Atemzug hatte Charlotte sich zudem mit Psychologie beschäftigt, hatte verschiedene Zeitschriften zu diesem Thema abonniert und zahllose Bücher gelesen, deren Anhäufung im Laufe der Zeit die Anschaffung immer weiterer Regale notwendig gemacht hatte. Einem Wunder gleich war das alte Haus unter der gewiss tonnenschweren Last der prall gefüllten Holzkonstrukte, die inzwischen jede freie Wand zierten, noch nicht zusammengebrochen. Woher dieses sehr spezielle Interesse rührte, vermochte niemand aus der Familie ganz genau zu sagen.

    Bis vor wenigen Jahren war die alte Dame noch höchstpersönlich zu Vorträgen durch ganz Deutschland gereist. Wann immer ein angebotenes Thema sie interessierte hatte, war sie mit Zugfahrkarte und Hotelbuchung ausgestattet am betreffenden Morgen aufgebrochen und hatte stets ein Taxi vorfahren lassen, welches sie zum nächsten Bahnhof brachte, der zu ihrem großen Leidwesen über 15 Kilometer weit von ihrem Heimatort entfernt lag.

    Erst nach ihrem 87. Geburtstag war sie gezwungen gewesen, diese Bildungsreisen aufzugeben, was ihr zweifelsohne unglaublich schwergefallen sein muss und einem herben Verlust an Lebensinhalt gleichgekommen war. Jedoch hatte man sie nie auch nur einen Klagelaut darüber verlieren hören.

    Annelie entfernte sich mehrere Schritte vom Haus, die Schuhe knöcheltief im Schnee bewegend. Langsam drehte sie sich um und betrachtete aus einiger Entfernung das Gebäude. Es lag am südlichen Rande eines Dörfchens unweit von Eisenach im Westen Thüringens, nicht wirklich einsam, aber eben auch nicht mittendrin im Geschehen. Dieser Status hatte zu seiner Bewohnerin gepasst, befand die junge Frau.

    Und nun sollte es ihr gehören. Die Testamentseröffnung vor wenigen Tagen hatte mit dieser Nachricht keine wirkliche Neuigkeit verkündet. Dass Charlotte das grundsolide Bauwerk ihrem einzigen Enkelkind vererben wollte, hatte sie nie zu einem Geheimnis gemacht. Und dass diese Tatsache nicht zu Streitigkeiten innerhalb der Familie führen würde, war ein tröstlicher Gedanke bei all dem Kummer um den Verlust der geliebten Person.

    „Schau, so liegt doch auch etwas Gutes darin, dass du in deinen Kindertagen auf Cousins und Cousinen verzichten musstest, auch wenn dir das hin und wieder Verdruss bereitete", hatte Charlotte vor Jahren einmal ziemlich pragmatisch von sich gegeben. Das war wohl um den Zeitpunkt herum, als sie ihre finanziellen und materiellen Angelegenheiten beim Notar geregelt wusste.

    Ihre drei Söhne verstanden sich gut. Diese Tatsache genoss die alte Dame zeitlebens als verlässliche Quelle grundsolider Freude.

    Johann, ihr Ältester, hatte ihre Leidenschaft für Bücher geerbt, war unverheiratet geblieben und führte nun schon seit Jahren einen kleinen, aber feinen Buchladen in der Kreisstadt. Neben den Büchern gehörte seine zweite Leidenschaft der Musik in Form des örtlichen, klassischen Chores, dem er seit vielen Jahren angehörte und der mit über 60 Sängern stattlich besetzt und klanglich von guter Qualität war, was ihm zahlreiche Konzerttermine auch in weiterer Entfernung bescherte.

    Reinhard, der Mittlere, hatte Medizin studiert und arbeitete nun schon seit etlichen Jahren als Notfallmediziner in einer großen Unfallklinik das Nachbarkreises. Seine Frau und er waren leider kinderlos geblieben.

    Annelies Vater Tom war der Praktiker und Familientechniker und als einziger nicht in der näheren Umgebung des Elternhauses ansässig geworden. Nach einem Ingenieurstudium hatte ihn die Offerte einer Firma südlich von Dresden gelockt, die riesige Monster von Baumaschinen produzierte, wie Annelie es als kleines Mädchen nach einem Besuch an seinem Arbeitsplatz ziemlich beeindruckt beschrieben hatte, und dort arbeitete er noch heute.

    Drei Söhne – ein Enkelkind, nicht gerade eine üppige Ausbeute, hatte Charlotte zuweilen sinniert. Aber es war eben nicht zu ändern, und sich in unabänderliche Dinge klaglos zu fügen, hatte sie perfekt beherrscht und mit dieser konsequenten Haltung ihre Familie stets beeindruckt.

    Annelie beschloss, mit der weiteren Inspektion des Hauses auf den Vater zu warten. Es war später Freitagnachmittag. Er hatte versprochen, sich gleich nach der Arbeit ins Auto zu setzen. Die beiden wollten das Wochenende nutzen, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen und um zu beraten, wie es mit dem Haus weitergehen sollte. Sie fühlte sich wohler bei dem Gedanken, mit ihm an der Seite in die im Grunde vertrauten, nun aber doch bedrückend fremd wirkenden Räume zurückzukehren. Ein paar Stunden würde es noch dauern, bis mit seinem Eintreffen zur rechnen war. Sie ließ ihr Auto in der Einfahrt stehen und ging zu Fuß den knappen Kilometer ins örtliche Kaffeehaus am Kirchplatz, um unter Menschen zu sein und um sich noch für eine Weile in ihre Masterarbeit zu vertiefen, die sie gern zum Ende des Winters abgabebereit wüsste.

    Es war schon lange dunkel, als sie nach mehreren Gläsern Tee den gastlichen Raum verließ, dessen zahlreiche, in den Fenstern aufgestellten Lampen ein warmes Licht spendeten. Wieder schneite es, der Vater hatte deshalb länger als erhofft für die 300 Kilometer benötigt. Nun aber werkelte er schon im Haus und war gerade dabei, im Ofen der geräumigen Wohnküche ein Feuer zu entfachen. Charlotte hatte zumeist mit Holz geheizt und die vorhandene Gasheizung nur auf sehr niedriger Stufe laufen lassen. Es würden noch einige Stunden vergehen, bevor eine Art wohlige Wärme durch die Räume ziehen konnte. Durch die Heizung wurde das Haus zwar zuverlässig frostfrei gehalten, aber darüber hinaus nicht direkt mit behaglichen Temperaturen versorgt.

    Annelie hatte mit Blick auf die geplanten Tätigkeiten des bevorstehenden Wochenendes eingekauft und in ihrer Jenaer Studentenwohnung bereits gekocht und gebacken. Der Gedanke an leckeres Essen versprach ihr Trost bei der Beschäftigung, die sie sich für diesen beiden kommenden Tage vorgenommen hatten. Außerdem verschaffte ihr die Küchenarbeit immer wieder eine kleine, bodenständige Verschnaufpause im zuweilen recht abgehobenen Prozess des Anfertigens einer wissenschaftlichen Arbeit. Und deshalb konnten Vater und Tochter nun bei Flammkuchen und einem Glas Weißwein am alten Holztisch der Wohnküche im Lichtschein das prasselnden Feuers speisen und dabei ganz behutsam in diesem Haus ankommen.

    Es war in einem guten Zustand, dafür hatten sie alle gemeinsam in all den Jahren immer gesorgt. Man müsste nichts Grundlegendes sanieren, wollte man denn auf der Stelle einziehen. Aber die neue Besitzerin war sich noch keineswegs sicher, ob diese Option überhaupt für sie in Frage käme. Momentan stand ein Umzug nicht zur Debatte. Sie studierte noch, musste zuerst ihren Abschluss schaffen und plante, danach für einige Monate nach Schottland zu gehen. Auch sie hatte Maschinenbau als Fach gewählt und würde in der elterlichen Firma einer schottischen Studienfreundin ein Praktikum absolvieren.

    Darüber sprachen Vater und Tochter beim letzten Schluck Wein, vermieden unterdessen aber alle Themen, die mit dem eigentlichen Grund ihrer Anwesenheit zu tun hatten.

    Beim gemeinsamen Abspülen brachte der Vater das Gespräch in die bisher elegant umfahrene Spur.

    „Irgendwo und irgendwie müssen wir anfangen, Töchterlein, es hilft nichts". Er ahnte Annelies Beklemmungen, schnürte es doch auch kräftig an seiner Kehle, wenn er sich vorstellte, das Leben seiner Mutter nun Stück für Stück aus dem Haus tragen zu müssen. Selbst, wenn die Immobilie im Besitz der Familie bleiben würde, wäre vieles an Inventar und persönlichem Hab und Gut seiner bisherigen Bewohnerin auszuräumen und zu entsorgen. Ein trauriges Prozedere stand ihnen da bevor.

    Nachdem alles Geschirr und Besteck fein säuberlich verstaut war, unternahmen sie einen Gang durch das Haus. Zuerst in den Keller, um die Heizung zu kontrollieren, die in diesen kalten Wochen mit den frostklirrenden Nächten unbedingt zuverlässig funktionieren musste, wenn jedes zukünftige Bewohnen nicht von vornherein unmöglich werden sollte. Den Keller hatte Charlotte in den letzten Jahren nicht mehr wirklich genutzt. Waschmaschine und Bügelbrett waren schon vor langer Zeit hoch ins Erdgeschoss umgezogen, und den Müll hatte sie in einem kleinen Bretterverschlag an einer der schmalen Hausseiten gesammelt. Das ersparte ihr die vielen engen Stufen, die sich von jenen zum Dachboden kaum unterschieden und die sie ihrer Steilheit wegen nicht mehr hatte gehen mögen.

    Ramsch oder über die Jahre angesammelten Hausrat suchte man vergebens in den dunklen Kellerräumen. So nach und nach hatte die alte Dame, als sie noch recht passabel zu Fuß unterwegs war, vieles davon Stück für Stück ans Tageslicht des Erdgeschosses befördert und den verschiedenen Müllsammlungen mitgegeben. Einige alte Koffer und etwas an nie gebrauchtem Kochgeschirr lagerten noch in den Regalen, die es auch in diesem Teil des Hauses zur Genüge gab. Überhaupt würde man hier kaum auf interessante Kisten mit alten Briefen oder anderweitige geheime Boten einer längst vergangenen Zeit treffen, dessen war sich Annelie sicher. Ob sie das bedauern oder darüber froh sein sollte, war ihr noch nicht so ganz klar.

    Indessen hatten sie den Keller verlassen und waren ins obere Geschoss gestiegen. Die drei dort angesiedelten Wohnräume und das Bad präsentierten sich aufgeräumt und nur in Maßen verstaubt. Hin und wieder hatte sich die alte Dame hier heraufbegeben und im Rahmen ihrer Kräfte geputzt, was sie noch ohne akrobatische Kunststücke erreichen konnte. Die Schränke barsten beinahe vor Bett- und Tischwäsche und den frühen Habseligkeiten ihrer drei Jungs, die vor einer gefühlten Ewigkeit in den Zimmern residiert hatten. Von den Zeugen jener längst vergangenen Epoche hatte sie sich nie zu trennen vermocht. Diese Arbeit würden nun den Besitzern der Reichtümer selber zuteilwerden.

    Ein besonders wuchtiges Exemplar von Wäscheschrank, das im oberen Flur seinen Platz hatte, war in eine bedrohliche Schieflage geraten. Dessen würden sie sich morgen annehmen müssen, wenn sie das schöne Möbelstück noch retten wollten.

    Gelebt hatte Charlotte seit Jahren in den Räumlichkeiten des Erdgeschosses, die allesamt bezaubernd eingerichtet waren und bis zuletzt liebevoll gepflegt wurden. Ihre Konstitution hatte es ihr erlaubt, bis wenige Tage vor ihrem Tod noch sehr aktiv zu sein und ihre häuslichen Aufgaben selbst zu verrichten. Das vermittelte Annelie und ihrem Vater auch eher den Anschein, als sei die Bewohnerin nur mal eben für eine Besorgung aus dem Haus gegangen und würde jeden Moment wieder durch die Eingangstür hereinkommen.

    Inzwischen zeigte die Uhr in der großen Diele auf viertel nach elf. Zeit zu Bett zu gehen, entschieden die beiden. Die junge

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