Freude breitet sich aus: 24 Weihnachtsgeschichten – mal besinnlich, mal heiter
Von Monika Büchel, Elisabeth Büchle, Peter Hahne und
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Buchvorschau
Freude breitet sich aus - Monika Büchel
Monika Büchel (Hrsg.)
Freude breitet sich aus
24 Weihnachtsgeschichten – mal besinnlich, mal heiter
Impressum
© 2011 Verlag Bibellesebund, Marienheide
© 2019 der E-Book-Ausgabe
Bibellesebund Verlag, Marienheide
Alle Rechte vorbehalten
https://shop.bibellesebund.de/
Covergestaltung: Georg Design, Münster
ISBN 978-3-95568-357-3
Hinweise des Verlags
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf - auch teilweise - nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des Textes kommen.
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Inhalt
Titel
Impressum
Der Wunschengel
Ruheort im Weihnachtschaos
Das Schenken schenken?
Küsse an Heiligabend
Wären die Hirten wie wir gewesen
Die Waschmaschinen-Weihnachtslektion
Das Problemkind
Ein Weihnachtsmann, ein Christkind und eine Handvoll Sterne
Erlebnisse an der Krippe
Die Würde der Hirten
In derselben Nacht
Spätdienst am Heiligen Abend
Ruhe wie ein weißes Tuch
Rosinas Weihnachten
Die Pflaster-Weihnachtspredigt
So eine Bescherung!
Engel singen nicht für Geld
Der Hirte Adam
Schenken – eine Kunst
Die Weihnachtsuhr
Eine Stunde Weihnachten
Christvesper ohne Carmen
Die Stadt, die Weihnachten vergaß
Ein ungewöhnliches Geschenk
Hinweise für Gruppenstunden
Der Wunschengel
von Monika Büchel
Charlotte sitzt am Küchentisch und rührt mit dem Löffel in einer Tasse Kaffee. Den braucht sie jetzt, nachdem sie an diesem 24. Dezember um die Mittagszeit nach Hause gekommen ist. Sie muss erst mal ihre Gefühle sortieren. Einerseits ist sie glücklich, anderseits …
Es war Mitte November, als sie aus der Zeitung von einer Aktion in der Vorweihnachtszeit erfuhr: Rat und Verwaltung ihres Ortes hatten beschlossen, im Rathausfoyer einen Wunschengel aufzustellen. An den hatten von karitativen Verbänden ausgesuchte Kinder aus sozial benachteiligten Familien einen Wunschzettel gehängt. Wer wollte, konnte sich nun als Wunschengel beteiligen.
Charlotte war von der Aktion sofort begeistert. Seit einem halben Jahr ist die ehemalige Krankenschwester in Rente und genießt ihre freie Zeit. Schon am nächsten Morgen machte sie sich auf den Weg zum Rathaus. Im Foyer angekommen, ergriff sie kurzerhand einen der Briefumschläge, die am „Wunschengel hingen. Ein klein wenig aufgeregt öffnete sie ihn und las auf einem Stück Papier: „Didl Maus Shal.
Aha, das musste der Wunsch eines kleinen Mädchens sein, ging es ihr durch den Kopf.
Am frühen Nachmittag stattete Charlotte ihren Nachbarn in dem Vierfamilienhaus einen Besuch ab. Charlotte lebt allein und geht ab und zu gern auf ein Schwätzchen zu ihnen. Müllers sind beide über 80. Überschwänglich erzählte sie ihnen von ihrem Vorhaben. Doch die reagierten eher skeptisch als freudig darauf. „Das ist ja eine schöne Sache, aber wenn nun solche Asozialen in unser Haus kommen, das würde mir nicht gefallen!, warf Herr Müller ein. „Nein, nein, das wird nicht passieren. Das ist alles doch ganz anonym
, versicherte Charlotte. Aber Herrn Müllers Worte brachten sie doch zum Nachdenken. Hatte er nicht recht? Musste man sich vor Menschen aus diesem Milieu nicht in Acht nehmen? Sollte sie den Wunschzettel besser wieder in den Briefumschlag stecken, vorsichtig zukleben und im Rathaus sagen, dass sie es sich anders überlegt hatte?
Aber dann machte sie sich später doch auf den Weg, um den Schal zu kaufen. Sie durchquerte den kleinen Park und bog dann in die Einkaufszeile ein. Im zweiten Warenhaus erstand sie einen rosa Diddl-Maus-Schal. Dann kaufte sie noch einige Süßigkeiten und erschien schon am nächsten Tag im Rathaus, um das liebevoll in Weihnachtspapier eingewickelte Geschenk abzugeben.
Zwei Tage vor Heiligabend ging sie wieder durch den Park. Der Schnee, der in der Nacht gefallen war, knirschte unter ihren Füßen. Da kam ihr ein kleines, zierliches Mädchen entgegen.
„Du hast aber einen schönen Diddl-Maus-Schal!", redete Charlotte sie an.
„Der ist vom Wunschengel!", antwortete das Mädchen.
Charlottes Herz machte einen kleinen Sprung. „Der ist sicher schön warm", fuhr sie fort.
„Hm, nickte das Mädchen und fragte: „Was machst du hier?
„Ich komme öfter hierher, weil ich den Park so mag, erklärte Charlotte. „Und warum bist du hier?
„Mama hat gesagt, ich soll raus, weil ich sie nerve."
„Das Mädchen hatte mich dabei unendlich traurig angeblickt", erzählte sie Müllers Stunden später, weil sie dieses unglaubliche Glück, ihr Mädchen entdeckt zu haben, nicht für sich behalten konnte. „Stellen Sie sich vor, bei dieser Kälte hat es nur einen Pullover und eine Strickjacke darüber getragen, weil die Winterjacke schmutzig und die Waschmaschine kaputt ist."
„Aber da haben Sie doch nicht wieder Wunschengel gespielt und sich angeboten, eine neue Waschmaschine zu kaufen, oder?, fragte Herr Müller. Er lächelte dabei, aber sie hatte an seinem spitzen Ton bemerkt, dass ihm die Entwicklung der Beziehung ganz und gar nicht gefiel. Schon bombardierte er sie mit weiteren Fragen: „Wissen Sie eigentlich, was für ein Kind das ist? Aus welchen Verhältnissen kommt es?
Er hat Angst, schoss es Charlotte plötzlich durch den Kopf.
Die Sätze nährten in ihr wieder Zweifel, ob sie richtig gehandelt hatte. Denn als sie das Mädchen so traurig im Park stehen sah und fieberhaft überlegte, wie sie es aufmuntern könnte, kam ihr eine Idee.
„Soll ich dir eine Geschichte erzählen?", fragte sie.
„Ist es eine schöne Geschichte?"
„O ja. Was hältst du davon, wenn wir ins Einkaufszentrum um die Ecke gehen. Da gibt es Bänke und es ist warm. Meinst du, du darfst das?"
Das Mädchen nickte.
„Übrigens, ich bin Charlotte."
„Und ich bin Jenny!"
„Ein schöner Name! Wohnst du in der Nähe?"
„Ja, dort drüben mit meiner Mama!" Jenny zeigte mit dem Finger auf ein großes, schmuckloses Mehrfamilienhaus, von dem an manchen Stellen der Putz abgeblättert ist.
Im Einkaufszentrum setzten sie sich auf eine leere Bank. „Erzählst du mir jetzt die Geschichte?, fragte Jenny. „Ja, eine, die wirklich so passiert ist, also kein Märchen: Es war vor langer Zeit, da musste ein Mann mit seiner Frau verreisen. Die Frau hieß Maria und saß auf einem Esel, weil sie ein Baby bekam und nicht so lange laufen konnte. Der Mann hieß Josef und führte das Tier. Die Stadt, wohin sie gingen, hieß Bethlehem. Als sie dort ankamen, suchten sie nach einer Unterkunft. Endlich fanden sie einen kleinen Raum. Dort brachte Maria einen Jungen zur Welt, den sie Jesus nannten.
Sie hatten alles um sich herum vergessen. Sahen nicht die Menschen, die an ihnen vorbeihasteten, hörten nicht das Stimmengewirr. Und so erzählte Charlotte Jenny, dass Jesus kein gewöhnliches Baby gewesen war, sondern Gottes Sohn, der sein wunderschönes Zuhause bei Gott verlassen hatte, um auf die Erde zu kommen. Und das deshalb, weil er die Menschen – auch Jenny – so sehr liebt. Und weil er denen helfen will, die traurig und einsam sind.
„Und deshalb feiern wir an Weihnachten seine Geburt!", beendete Charlotte ihre Erzählung.
„Das ist eine schöne Geschichte. Kommst du morgen wieder und erzählst sie mir noch einmal?", fragte Jenny.
„Meinst du, deine Mama ist damit einverstanden?"
„Bestimmt", war Jennys Antwort.
So traf sie sich heute, einen Tag vor Heiligabend, wieder mit dem Mädchen an der Bank im Einkaufszentrum. Und Charlotte erzählte zum zweiten Mal die Geschichte von der Geburt von Jesus.
Sie war kaum zu Hause angekommen, als Herr Müller an der Wohnungstür klingelte. Seine Frau wollte einen Kuchen backen, weil ja morgen Weihnachten wäre, aber sie hätte vergessen, Mehl einzukaufen. Ob sie ihr vielleicht ein Päckchen ausleihen könnte?. Charlotte war klar, dass das nur ein Vorwand war, denn Herr Müller fragte dann wie nebenbei: „Haben Sie wieder Ihre kleine Freundin getroffen? Sie wusste sofort, wen er damit meinte. Und dann sprudelte es aus ihm heraus: Er hätte Sorge, dass demnächst liederliche Leute ums Haus herumschleichen würden. Man wüsste nie, was die im Schilde führten. Und er und seine Frau wären schon alt und könnten sich nicht wehren. Charlotte versuchte, seine Bedenken auszuräumen: „Das Mädchen ist ja erst acht Jahre alt und kennt nicht mal unsere Adresse.
Doch Herrn Müller beruhigte das nicht.
Wieder überfielen Charlotte Zweifel, ob sie richtig handelte. Doch dann gab sie sich einen Ruck. Hatte Gott ihr nicht dieses Mädchen über den Weg geschickt?
Es ist Heiligabend. Schon am Vormittag ging Charlotte wieder zum Einkaufszentrum. Sie hatte sich mit Jenny früher verabredet, weil die Geschäfte heute um 14 Uhr schlossen. Doch Jenny saß nicht auf der Bank. Suchend blickte sich Charlotte um. Ob ihre Mutter ihr verboten hatte zu kommen? Oder hatte sie den früheren Zeitpunkt vergessen?, überlegte Charlotte.
Nachdem sie etwa 20 Minuten vergeblich gewartet hatte, verließ sie das Zentrum, überquerte die viel befahrene Hauptstraße und ging zögernd auf das Haus von Jenny zu. Ratlos stand sie vor den zwölf Klingelknöpfen. Da polterte es hinter der Tür und einige Kinder stürmten heraus.
„Wartet mal!, rief sie ihnen nach. „Kennt einer von euch Jenny?
„Klar, ich!", antwortete ein Junge.
„Weißt du, wie sie mit Nachnamen heißt?"
„Nö, aber die wohnt da oben, linke Tür!", sagte er und deutete auf den zweiten Stock.
Während Charlotte die Stufen in dem schmucklosen Treppenhaus hinaufstieg, hörte sie hinter einer Tür einen heftigen Ehestreit, hinter einer anderen das quengelige Weinen eines Kindes und von oben herunter den Singsang arabischer Musik. Etwas außer Atem erreichte sie den zweiten Stock, drückte erwartungsvoll auf den Klingelknopf und wartete gespannt.
„Geh ins Bett!", hörte sie plötzlich eine barsche Frauenstimme hinter der Tür, bevor die sich einen Spaltbreit öffnete. Charlotte stand einer jungen Frau mit verhärmten Gesichtszügen gegenüber, die sie scharf musterte.
„Ja?", fragte die Frau einsilbig.
Charlotte stellte sich vor. „Sind Sie die Mutter von Jenny?"
„Hat sie was angestellt?", fragte die Angesprochene schroff.
Charlotte verneinte. „Hat Ihnen Ihre Tochter –"
„Was wollen Sie?", unterbrach die Frau sie.
„Ich möchte Jenny einige Plätzchen von mir geben, weil doch Weihnach…!"
„Jenny ist krank!", fiel die Frau ihr ins Wort.
„Oh, das tut mir leid. Würden Sie ihr bitte diese Tüte geben?" Nach einigem Zögern ergriff die Frau die Tüte und schloss grußlos die Tür.
Das also war Jennys Zuhause. Mit solcher Ablehnung hatte Charlotte nicht gerechnet. Doch was hatte sie überhaupt erwartet? Schließlich wandte sie sich um und begann schweren Herzens langsam die Stufen hinunterzugehen.
„Charlotte!", hörte sie da eine leise, heisere Stimme hinter sich. Jenny stand barfüßig und in einem Schlafanzug am Treppenabsatz, den Diddl-Maus-Schal fest um ihren Hals geschlungen.
„Jenny, geh schnell wieder rein. Du holst dir noch eine Lungenentzündung!"
„Schade, dass du mir heute nicht die Geschichte erzählen kannst. Der Jesus, der macht mich nämlich innen drin immer ganz warm", sagte Jenny. Dann drehte sie sich um, schlich zur Wohnungstür zurück und schloss sie leise.
Während Charlotte ihren Kaffee trinkt, wünscht sie sich an diesem Weihnachtsfest nur eins: dass in Jennys Herzen das ganze Jahr über Weihnachten ist.
Ruheort im Weihnachtschaos
von Elisabeth Büchle
Heute war nicht ihr Tag! Sie hätte an diesem Morgen im Bett liegen bleiben sollen. Doch das ging ja nicht. Immerhin hatte sie ihre bettlägerige Mutter zu pflegen, und ihre drei Kinder benötigten ihre ganze Aufmerksamkeit und Fürsorge. Außerdem war heute der 23. Dezember, ein Tag vor Heiligabend, und sie musste in die Stadt.
Anne winkte der Nachbarin, die sich bereit