Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Zimmer 708: Ein Jugendbuch
Zimmer 708: Ein Jugendbuch
Zimmer 708: Ein Jugendbuch
eBook166 Seiten2 Stunden

Zimmer 708: Ein Jugendbuch

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Zimmer 708 - ein Jugendbuch.

Drei Wochen Hawaii. Nach seiner Schulzeit will der 19-jährige Tim einfach nur weg von zu Hause - ohne Freundin, ohne Eltern und ohne Verpflichtungen. Sein Zimmer 708 wird schnell zum Treffpunkt für Sprachschüler aus aller Welt: Auch für Isabel aus Kolumbien, die Tim sofort in ihren Bann zieht. Zum ersten Mal muss sich Tim damit auseinandersetzen, wer er eigentlich ist und wer er sein will.

'Zimmer 708' ist ein Buch für alle Jugendlichen dieser Welt und für alle, die es mal waren.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum24. Okt. 2019
ISBN9783749445585
Zimmer 708: Ein Jugendbuch
Autor

Jonas Burch

Jonas Burch, geboren am 7.3.1988, ex-Jugendlicher, langjähriger Sportjournalist bei der Aargauer Zeitung und derzeit als Lehrer in der Erwachsenenbildung tätig. Nach den beiden Rap-Alben 'De Wäg ad Spitze' und 'Fernweh' ist 'Zimmer 708' das erste Schreibprojekt in Buchform.

Ähnlich wie Zimmer 708

Ähnliche E-Books

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Zimmer 708

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Zimmer 708 - Jonas Burch

    Für alle Jugendlichen dieser Welt

    Inhaltsverzeichnis

    Endlich Freiheit

    Ich, der Eliteschüler?

    Die neue Pilgerstätte

    Sorgen im Paradies

    Und dann kam sie

    Hat sie oder Hat sie Nicht?

    Love is in the Air

    Wovon träumst du?

    Wie die Ruhe vor dem Sturm

    Alles Gute zum Geburtstag

    Sie bleibt ein Rätsel

    Mein Leben, Dein Leben

    Tim 2.0

    Ich kann nicht mehr Warten

    ENDLICH FREIHEIT

    Sonntag, 3. Januar

    Angekommen! Endlich. Am anderen Ende der Welt. Nach einem Flugmarathon von Zürich über Seoul nach Honolulu. Von sieben Zeitzonen voraus, wieder neunzehn zurück. Während meines x-stündigen Fluges habe ich mir immer wieder vorgestellt, wie es sein wird, endlich hier zu sein. Ohne meine Freundin, ohne meine Familie, ohne Prüfungsstress. Wenn man in diesen x-Stunden kein Auge zugetan hat, kommen etliche Gedanken hoch. Immer und immer wieder. In Endlosschlaufe. Letztlich wollte sich kein „Genau-so-wird-essein"-Szenario in meinem Hirn festsetzen. Zu unberechenbar und unvertraut ist mir diese neue Welt fernab der Heimat.

    Was ich jedoch unerwartet stark wahrnehme, ist dieses intensive Gefühl der Freiheit. Ich deute es jedenfalls so, weil es sich so unbekümmert und leicht anfühlt. Schon komisch, offensichtlich spüre ich zum ersten Mal so etwas wie Freiheit in meinem Leben. Vielleicht ist es auch nur eine Mischung aus Nervosität und Vorfreude. Jedenfalls bin ich nun hier, in diesem winzigen Farbtupfer inmitten des gigantischen Pazifiks.

    Am Flughafen nimmt das Leben unaufgeregt seinen Lauf, als wäre es ein beliebiger Ort auf dieser Welt. Wahrscheinlich ist es das schon längst: Honolulu, Rio de Janeiro, Bali – die weite Welt ist für uns nur noch ein Mausklick entfernt. Selbst für einen frischgebackenen Schulabgänger wie mich. Trotzdem hatte ich vor der Ankunft all diese Bilder aus dem Fernsehen im Kopf: Klischees von lachenden Hula-Tänzerinnen und Ukulele spielenden Einheimischen.

    Auf dem Weg zum Ausgang des Flughafens erlebe ich dann das genaue Gegenteil von Hula und Ukulele: Menschen rennen mit verschwitzten T-Shirts und knallrotem Sonnenbrand durch die grauen Hallen, während genervte Passagiere in einer kilometerlangen Schlange auf ihren Check-in warten. Wirklich glücklich und zufrieden scheint hier niemand zu sein. Solche Bilder wurden damals im TV nie gezeigt.

    Die vielen Menschen am überfüllten Flughafen verderben mir zwar nicht die Laune, aber es macht mich noch müder. Alles zieht an mir vorbei, als wäre es eine Art Computerspiel. Ich schliesse die Augen, um mich zu erinnern, wo ich überhaupt hingehen muss. Tief durchatmen. Erst mal Gepäck holen, anschliessend werde ich von jemandem aus der Sprachschule beim Hauptausgang abgeholt. So steht es im E-Mail, das ich ausgedruckt im Handgepäck mitgenommen und während meines Fluges mindestens zehn Mal gelesen habe.

    Zum Glück geht die Passkontrolle schnell voran. „Viel Spass in Hawaii", lächelt die Flughafenpolizistin und winkt mich durch. Da war es! Das erste Lächeln auf der Insel. Damit betrete ich offiziell Boden der Vereinigten Staaten von Amerika. Weiter geht’s zur Gepäckausgabe, die nur wenige Meter von der Passkontrolle entfernt ist. Mein Puls schlägt höher, denn von der Gepäckausgabe kann ich bereits den Hauptausgang sehen. Hinter diesem Ausgang startet mein Abenteuer, auf das ich mich seit Monaten so sehr gefreut habe. Vom Flughafen Zürich nach Honolulu sind es etwa 12‘000 Kilometer. Jetzt sind es noch 20 Meter. Nach wenigen Minuten Wartezeit – mir kommt’s vor wie Stunden – nimmt das Laufband Fahrt auf. Ich schnappe meinen Koffer und laufe in Richtung Ausgang.

    Als sich die breite Türe öffnet, warten bereits Dutzende Menschen auf die Ankömmlinge. Kleine Kinder mit Stofftierchen und Ballons, Männer mit Blumensträussen, Chauffeure mit Hemd, Krawatte und Namensschild. Sich in diesem Wirrwarr an Namen und Willkommensgeschenken einen Überblick zu verschaffen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Beim langsamen Vorbeigehen versuche ich auf jedem Schild meinen Namen oder einen sonstigen Hinweis zu erkennen: „George Hansen, nein, „Mr. Parker, nein, „Li Shen", definitiv nein.

    Während ich den Schilderwald von oben nach unten durchforste, höre ich aus der Ferne eine Frauenstimme mit breitem, amerikanischem Akzent: „Tim, Tim, Tim, bist du’s?"

    Wie ein verwirrter Tourist blicke ich fragend umher, bis ich einige Meter abseits eine Frau entdecke, die wild mit ihren Händen fuchtelt.

    „Tiiiim, hallo, Tiiiim!", ruft sie erneut.

    Ich winke kurz zurück und gebe ihr mit einem Daumen hoch klar zu verstehen, dass ich wirklich dieser „Tiiiiim" bin, dessen Namen nun alle Menschen in der Eingangshalle kennen.

    „Alohaaaa, willkommen auf Hawaiiiii!, kreischt es mir entgegen, auch wenn sich der Abstand zwischen uns auf wenige Schritte reduziert hat. Ich bin überrascht, dass in einer so zierlichen, 1,50-Meter grossen Frau eine solche Energie steckt. „Du bist also Tim, ja? Mein Name ist Lizzy, ich bin die Direktorin deiner Schule, sagt sie und hängt mir im selben Atemzug, auf den Zehenspitzen stehend, einen traditionell-bunten Hawaiikranz um. Lizzy erfüllt alle Merkmale einer Schuldirektorin: Brille, gelocktes, blondes Haar und ein direktes, fast schroffes, aber überzeugendes Auftreten. Angesteckt von Lizzy‘s Energie, gebe ich ein ebenso ausgedehntes „Alohaaaaa" zurück. Meine ersten Worte seit der Ankunft.

    Nach den üblichen „Wie-war-dein-Flug?-, „Bistdu-das-erste-Mal-auf-Hawaii?- und „Wie-ist-das-Wetter-in-der-Schweiz?-Fragen unterbricht Lizzy unser Gespräch für ein krächzendes „Aleeeeks, hallo Aleeeeks. Das kenne ich von irgendwoher. Wie auf Knopfdruck, spult Lizzy nochmals dieselben Worte mit langem „Alohaaaa und „wiiiillkommen ab. Seine Reaktion? Wortloses, verlegenes Zunicken. „Dann sind wir ja komplett", strahlt Lizzy und hängt auch Aleks das knallige Plastikgeschenk um den Hals. Mit seinen langen, zu einem Zopf zusammengebundenen Haaren und dem breiten Körperbau wirkt Aleks wie ein amerikanischer Profisurfer. Das markante, kantige Gesicht erinnert mich wiederum an meine Fussballfreunde aus dem Balkan. Ein sympathischer Mix.

    „Schaut zu, dass ihr als Schweizer nicht zu viel Deutsch sprecht, sonst lernt ihr kein Englisch!", sagt Lizzy.

    „Ah, du bist auch aus der Schweiz?", fragt Aleks sofort.

    „Ja, aus dem Aargau. Du?"

    „Bern!, antwortet Aleks. „Und du heisst also Tim?

    „Ja, genau. Und du Aleks?"

    „So ist es. Freut mich!", sagt Aleks mit einem kräftigen Händedruck.

    „Wie war das nochmals mit dem Deutsch und Englisch?", fragt Lizzy halb grinsend, halb drohend.

    Nach zwei Gehminuten sind wir bereits im Parkhaus. Lizzy öffnet die Autotüren ihres grauen Jeep Cherokees und lässt uns einsteigen. Noch auf dem Weg aus dem Parkhaus erkundigt sich Aleks bei Lizzy vorsichtshalber, ob Bier trinken in der Öffentlichkeit erlaubt sei und wie man sich in groben Zügen das hawaiianische Nachtleben vorstellen müsse. Fragen, die ich mir heimlich ebenfalls ein paar Mal gestellt habe. Ich spüre, dass sich hier eine grosse Freundschaft entwickeln könnte.

    Unsere 30-minütige Fahrt führt kurz vor den berühmten Waikiki Beach, wo ich die nächsten drei Wochen leben werde. Noch wirkt alles, was in den letzten Minuten passiert ist, total absurd. Meilen vor uns strecken sich die Wolkenkratzer von Honolulus Downtown in die Höhe, typisch Amerika, aber für mich als Schweizer tief beeindruckend. Ich kurble das Autofenster runter, frischer Wind bläst mir ins Gesicht. So fühlt sich Freiheit an! Auch die Landschaft imponiert: Rechts die Weiten des Meeres, links grüne Hügelzüge, welche eine natürliche Grenze zwischen Stadt und Natur bilden. Im Sog der Emotionen blicke ich zu Aleks, klopfe ihm auf die Schulter und sage:

    „Das wird eine geile Zeit!"

    „Definitiv Bro, definitiv."

    Lizzy hat uns zufälligerweise im Rückspiegel beobachtet.

    „Kennt ihr euch eigentlich schon von irgendwoher?"

    „Nein", sagen wir.

    „Ok, dafür wirkt ihr beide schon ziemlich vertraut."

    Aleks und ich schauen uns an und nicken einander zu.

    Die Wolkenkratzer kommen immer näher und werden immer höher.

    „Wir sind bald da", sagt Lizzy und zeigt mit ausgestrecktem Arm, in welche Richtung wir noch fahren müssen. Wir tauchen ein in Honolulu Downtown, wo das Leben seinen geregelten Lauf nimmt. Männer in Anzügen – bei locker 30 Grad – hetzen durch die Strassen, Teenager halten sich an der Bushaltestelle die Smartphones vors Gesicht und Autofahrer hupen sich gegenseitig an. Erstaunlich, dass sich tausende Kilometer vom Festland entfernt eine solch moderne Grossstadt gebildet hat. Mit all ihren Vor- und Nachteilen. Surfer-Mentalität sucht man auf Honolulus Strassen vergebens.

    Knapp zehn Minuten später kommen wir in unserem Wohnblock an. Ein grauer Turm so hoch, dass ich mir beim Hochschauen fast eine Nackenstarre zuziehe. Gut möglich, dass auf dem Gipfel dieses Betonriesen eine andere Klima- und Zeitzone herrscht. Lizzy hat uns erklärt, dass alle Studenten der Schule im siebten Stockwerk untergebracht sind. Nach einer kurzen Instruktion über Regeln und Gepflogenheiten, bekommen wir die Schlüssel zum neuen Reich.

    In der kleinen Empfangshalle sitzt ein dicker, kauziger Angestellter hinter seinem Desk. In der Schweiz wäre die treffende Berufsbezeichnung Receptionist, in den USA sprechen wir von einem bewaffneten Sicherheitsmann. Das wirkt, neben der ohnehin schon unsympathischen Art des Mannes, gleich doppelt unsympathisch. Wir checken ein und steigen in einen der vier Lifte, die etwa drei Meter vom Desk entfernt sind. Das Benutzen der Treppen sei nur in absoluten Ausnahmefällen gestattet, trichtert uns der Securitysonderling mit Nachdruck ein. Willkommen in Amerika!

    „Was meinst du, stossen wir nachher noch zusammen an?, frage ich Aleks im Lift nach oben. „Du sprichst mir aus der Seele, grinst er.

    In den siebten Stock dauert es 10 Sekunden. Bing, aussteigen. Der Flur erinnert an ein stinknormales Hotel. Ein Zimmer reiht sich ans nächste. Hier wohnen also alle Studenten. Noch herrscht gespenstische Ruhe: Keine Geräusche, keine Party, keine Alkoholleichen, die nach einer durchzechten Nacht nicht mehr zurück ins Zimmer gefunden haben. Zur Entschuldigung: Es ist immerhin schon 15:55 Uhr.

    Meine Zimmernummer ist die 708, etwa zehn Schritte vom Lift entfernt. Aleks muss weiter um die Ecke, ins Zimmer 714.

    „Sehen wir uns in 30 Minuten auf dem Flur, okay?

    Ich muss dringend duschen", sage ich.

    Ich stecke den Schlüssel ins Schloss, atme tief ein und betrete mein neues Leben. Der erste Eindruck überzeugt. Gleich beim Eingang steht ein kleiner Kochbereich mit Kühlschrank, vier Herdplatten und einer kleinen Fläche, um notfalls Gemüse zu schneiden. Alles zweckmässig. Rechts vom Eingangsbereich geht’s zum Badezimmer. Die bräunlich-altmodischen Kachelmuster rund um die Armaturen und in der Dusche erinnern mich an Grossmutters Zeiten. Trotzdem: Auch hier alles in Ordnung. Ich gehe zurück, mache vier Schritte durch die „Küche" und gelange ins Wohnzimmer, das Herzstück des Raums. Die Einrichtung kommt steril daher: Kleiner TV, kleines Tischchen mit Stuhl, vergilbter Teppichboden. Immerhin sammeln die grosse Fläche und das Doppelbett sofort Pluspunkte. Neben dem Bett gibt’s noch einen Balkonbereich mit einem weiteren Tischchen und zwei Stühlen. Platz hätte es aber noch für einige Stühle und Tische mehr. Der Zauber liegt sicher nicht in der Einrichtung, sondern darin, was mit dieser Einrichtung alles möglich ist.

    Nach diesen Eindrücken lasse ich mich wie ein Stein aufs Bett fallen: neues Land, neue Leute, neue Wohnung. Jetzt brauche ich

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1