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Als Künstler erfolgreich sein: Was Sie als Künstler über Sozialkompetenz, Selbstmanagement und Selbstmarketing wissen müssen
Als Künstler erfolgreich sein: Was Sie als Künstler über Sozialkompetenz, Selbstmanagement und Selbstmarketing wissen müssen
Als Künstler erfolgreich sein: Was Sie als Künstler über Sozialkompetenz, Selbstmanagement und Selbstmarketing wissen müssen
eBook382 Seiten5 Stunden

Als Künstler erfolgreich sein: Was Sie als Künstler über Sozialkompetenz, Selbstmanagement und Selbstmarketing wissen müssen

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Über dieses E-Book

Sie brennen für Ihre Kunst? Kunst zu machen ist Ihre ganze Leidenschaft? So sehr Sie die Kunst auch lieben, als Künstler erleben Sie mit dem, was Sie tun, Höhen und Tiefen, geraten in Schaffenskrisen, stehen vor Situationen, deren Bewältigung mit über Ihren Erfolg entscheiden wird. Viele dieser Aufgaben und Herausforderungen werden mit Kunst wenig bis gar nichts zu tun haben, dafür aber umso mehr mit Psychologie!

Dieses Buch vermittelt Ihnen, wie Sie sich als (bildender) Künstler im psychologischen Sinne stärken, Ihre Kreativität und Identität erhalten, sozial kompetent und souverän in Vernissagen und Verkaufsgesprächen verhalten, in Ihrer Außendarstellung pushen und mit der Presse zielführend umgehen. Damit das eintreten kann, was Sie anstreben: der Erfolg mit Ihrer Kunst.


Authentisch, souverän und erfolgreich sein, welcher Künstler möchte das nicht? Doch nur wenigen gelingt dies, denn es fehlt das entsprechende Know-how über Sozialkompetenz, Selbstmanagement und Selbstmarketing. In diesem Buch finden Sie Basiswissen, das angehende wie gestandene Künstler, Laien wie Hauptberufler, in diesem Bereich benötigen. Sie erhalten konkretes Handwerkszeug, einen Methodenkoffer voll klarer Beispiele, Regeln und NoGos.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum18. Dez. 2019
ISBN9783750444157
Als Künstler erfolgreich sein: Was Sie als Künstler über Sozialkompetenz, Selbstmanagement und Selbstmarketing wissen müssen
Autor

Lioba Werth

Prof. Dr. Lioba Werth ist Diplom-Psychologin und seit 20 Jahren als Managementberaterin und Coach tätig (www.liobawerth.de). Sie ist Autorin zahlreicher Lehr- und Sachbücher sowie Preisträgerin mehrerer Forschungs-, Anwendungs- und Medienpreise. Darüber hinaus ist die renommierte Expertin für Führung und Selbstmanagement durch ihre Vorträge und Lesungen bekannt.

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    Buchvorschau

    Als Künstler erfolgreich sein - Lioba Werth

    gemeint.

    1 Das Künstlersein

    „Denke nicht an das Erschaffen von Kunst, sondern mach es einfach.

    Lass alle anderen entscheiden,

    ob es gut oder schlecht ist, ob sie es lieben oder hassen.

    Während sie sich darüber streiten, erschaffe noch mehr Kunst."

    Andy Warhol

    Sie fühlen sich zum Künstlersein berufen? Das ist ganz wunderbar – denn es gibt kaum einen schöneren Beruf. Ok, da hakt es schon, denn bei einem Künstler ist der Begriff „Beruf weniger ein Synonym für „Job als vielmehr für „Berufung". Daher besser die Frage: Fühlen Sie sich dazu berufen, Künstler zu sein? Erleben Sie diesen unerschütterlichen inneren Drang, etwas schaffen, kreieren, gestalten zu wollen? Oder sind Sie eher auf der Suche nach der großen Anerkennung, dem Standing, das Sie sich erhoffen, oder aber dem Lebensentwurf, den Sie mit einem Künstler verbinden? Und das waren gerade mal drei Varianten von sehr vielen Beweggründen, Künstler sein zu wollen. So unterschiedlich die Herangehensweisen und Sichtweisen auf das Künstlerdasein sein können, so divers sind auch die Künstler, ihre Kunst und ihre Persönlichkeiten. Trotz aller Individualität, mit der Sie Ihren Weg des Künstlerseins auch gehen, so lassen sich dennoch einige Methoden und Prinzipien aufstellen, die für alle gelten.

    Jeder von Ihnen muss sich in irgendeiner Form als Künstler definieren, seine Identität und eigene Kunstrichtung finden und aufrechterhalten (Abschnitt 1.1). Und jeder muss ein für sich funktionierendes System etablieren, auf dessen Basis er erfolgreich agieren kann (Abschnitt 1.2, Der Künstler als funktionierendes System).

    1.1 Sich als Künstler definieren

    Sind Sie sicher, dass Sie Künstler sind? Was macht Sie dazu? Dass die anderen es Ihnen glauben? Dass Sie selbst es sich glauben? Dass Sie sich so bezeichnen? Dass Sie eine entsprechende Ausbildung haben? Dass Sie etwas damit verdienen?

    Möglicherweise ist der eine oder andere unter Ihnen Künstler geworden, weil er es so geplant und all sein Handeln darauf ausgelegt hat. Manch anderer ist aber vielleicht eher unversehens und zufällig dort hineingerutscht und wieder ein anderer mag gerade an dem Punkt sein, dass er sich fragt, ob er es ab nun mal professioneller angehen oder vielleicht eher sein lassen will. Für alle gilt, dass es irgendwann mal an der Zeit ist, sich bewusst damit zu konfrontieren: Was mache ich hier eigentlich? Bin ich Künstler bzw. will ich mittelfristig Künstler sein?

    Ich möchte an dieser Stelle keine kunstwissenschaftliche oder philosophische Erklärung abgeben, was ein Künstler ist oder zu sein hat. Vielmehr geht es mir darum, Ihnen aufzeigen, welche Komponenten Sie für sich klären und definieren sollten, wenn Sie sich als Künstler betrachten, so dass es Sie im psychologischen Sinne stärkt. Sie sollten ...

    eine eigene Identität als Künstler gewinnen, denn ohne eine solche können Sie weder glaubwürdig agieren noch ein gutes Selbstwertgefühl etablieren (Abschnitt 1.1.1 und 1.1.2).

    Ihre Motivation und Ihre ganz persönlichen Beweggründe kennen, denn die sind Ihre Triebfeder und wenn Sie sie nicht kennen, können Sie sie nicht berücksichtigen, was zum gefährlichen Stolperstein werden kann (Abschnitt 1.1.3).

    ein Konzept oder Lebensmodell entwickeln, um sich finanzieren und Ihren Grunderwerb sichern zu können, denn für die meisten ist die Kunst ein brotloser Beruf. Finanzielle Sorgen sind jedoch zermürbend, der Kreativität nicht gerade zuträglich und haben schon so manchen sehr begabten Künstler scheitern lassen (Abschnitt 1.2.1).

    alle Aufgaben und Rollen kennen und wahrnehmen, die zu einem erfolgreichen Künstlersein dazu gehören (Abschnitt 1.2.2). Wer diese vernachlässigt, bei dem wird es nicht „rund laufen".

    wissen, wie Sie mit sich selbst umgehen, wie Sie sich für Ihre Berufung „befüllen" und organisieren müssen, um aus sich heraus auch schöpferisch tätig sein zu können (Kapitel 2).

    Mit all dem entscheiden Sie selbst über Ihre Kraft, Ihre Ausdauer und das, was Sie an innerer Vielfalt zu bieten haben.

    Vielleicht denkt der eine oder andere unter Ihnen nun, dass er sich gar nicht sicher ist, ob er all das wirklich für sich klären und wissen will. Möglicherweise befürchten Sie, dass es Ihnen etwas von dem Zauber nimmt, der Sie bei Ihrem Künstlersein umgibt, dass es entmystifizieren würde, was Sie so empfinden und erleben, dass es Sie verändern, Ihnen vielleicht sogar Ihre Kunst entfremden könnte? Diese Sorge wäre nachvollziehbar, aber unbegründet. Denn wer sich selbst auf die Spur kommt, wird sich nicht dauerhaft fremder, sondern vertrauter. Kurzfristig mag es sich für Sie unangenehm und befremdlich anfühlen, sich all dem zu stellen. Doch es hat einen großen Vorteil: Gespenster, die wir kennen und denen wir uns stellen, erschrecken uns weniger. Kurzum: Ihr Künstlersein wird handhabbarer, steuerbarer und möglicherweise auch erfolgreicher, wenn Sie es im vorliegenden Sinne hinterfragen und klären, während nicht-Wissen und die Augen verschließen Sie definitiv nicht erfolgreicher machen wird.

    1.1.1 Die eigene Identität finden und schützen

    Wer bin ich und warum bin ich, wie ich bin? Es gibt wohl kaum jemanden, der sich diese Fragen noch nicht gestellt hat. Und natürlich stellt sich auch ein Künstler diese Frage, vielleicht sogar noch deutlich häufiger als andere, denn an welchem Berufszweig zweifelt man noch mehr als am Künstlersein?

    Jeder Mensch braucht eine Identität, um psychisch und physisch gesund zu sein. Es ist ein grundlegendes menschliches Bedürfnis, ein Identitätsgefühl, das heißt, ein kohärentes Bild von sich selbst, haben zu wollen.¹ Unsere Identität ist durch eine Mischung aus genetischen Anlagen und sozialem Umfeld geprägt – und da letzteres immer wieder Veränderungen unterliegt, müssen auch wir uns immer wieder neu erfinden.

    Der Beruf ist die über die Lebensspanne hinweg mit bedeutendste Säule der eigenen Identität und eng mit unserem Selbstwertgefühl verbunden.² Dies erklärt auch, warum viele Menschen im Falle eines Arbeitsplatzverlustes jegliche Lebensmotivation verlieren, in eine Depression stürzen oder vergleichbare psychische Niederschläge erleben. Hintergrund ist, dass uns in dieser Situation etwas wegbricht, mit dem wir uns identifiziert haben, was uns stabilisiert hat und wir plötzlich mit der Frage konfrontiert werden, was wir ohne diese berufliche Identität nun noch wert sind.

    Als Künstler haben Sie zudem die spezielle Situation, dass Sie Freiberufler und nicht in ein berufliches System eingebettet sind, in welchem Sie Ihre Identität aus Ihrer Position heraus gewinnen können (wie bspw. ein Oberarzt im Krankenhaus oder ein Meister in einem Handwerksbetrieb). Sie müssen sich in hohem Maße selbst Identifikationen schaffen und an einer stabilen Identität arbeiten.

    An der eigenen Identität arbeiten

    Ein Kunststudium allein macht einen nicht zum Künstler. Im Gegenteil, auch ohne Ausbildung und Studium kann man ein großartiger Künstler sein bzw. werden. Es gibt kein „Künstlerdiplom", Siegel oder Zeugnis darüber, wie gut Sie als Künstler sind. (Allenfalls ein Zeugnis darüber, wie gut es Ihnen gelungen ist, an einer Kunstakademie einen Abschluss zu machen.) Sie müssen sich als Künstler selbst definieren, Sie müssen hinter dem stehen, was Sie tun und dieses als ausreichende Legitimation für diese Berufsbezeichnung anerkennen. An Ihrer eigenen Identität arbeiten Sie, indem Sie sich mit dem Künstlersein als solches und für Sie im speziellen auseinandersetzen, bis sich dann ein Selbstverständnis entwickelt, anhand dessen Sie mit Überzeugung sagen können: Ja, ich bin Künstler, dies macht für mich und mein Leben Sinn.

    Für die Künstleridentität entscheidend ist ein tiefes inneres Empfinden, ein auf der Suche sein nach Antworten, die Sie schöpferisch darstellen. Häufig gibt es ein „künstlerisches Erweckungserlebnis", das dann die eigene Rolle akzeptieren und sich selbst als Künstler definieren lässt. Leichter wird eine Identifikation als Künstler natürlich, wenn man zum ersten Mal etwas verkauft oder in einer Galerie ausgestellt hat, denn in diesem Fall macht das Umfeld einen zum Künstler, erfährt man von außen eine Prägung, bekommt man einen Stempel aufgesetzt (wie der Arzt, der seine erste OP erfolgreich hinter sich gebracht und den Patienten als geheilt entlassen konnte oder der Installateur, der den Wasserrohrbruch zur Zufriedenheit des Kunden beseitigen konnte). Identitätsstiftend sind beide Anteile: Sie geben zum einen sich selbst die Identität und erfahren zum anderen von außen die Bestätigung Ihrer Identität.

    Jenseits des finanziellen Ertrages und der sozialen Anerkennung ist entscheidend dafür, ob sich jemand als Künstler fühlt, wieviel er sich überhaupt mit der Kunst befasst. Sofern Sie viel Zeit mit einem Brotberuf verbringen, um sich zu finanzieren, haben Sie damit eine weitere, andere berufliche Identität. Wenn man vor lauter Brotberuf keine Zeit und Energie mehr hat, sich intensiv mit der eigenen Kunst zu beschäftigen, geht einem das Selbstverständnis und das Gefühl, dass sie maßgeblich zum eigenen Leben gehört, schnell verloren, degradiert sie zum Hobby und schwindet die Identität als Künstler. Entscheidend ist, wie wichtig Sie das Künstlersein als Teil Ihrer Identität sehen und sich bewusst machen. Nur dann gerät dies nicht ins Hintertreffen.

    Sie müssen mit diversen Angriffen auf Ihre Künstleridentität umgehen und zwar sowohl von innen (Zweifel, Angst) als auch von außen (Gegenwind, dem Verkanntwerden, der Sichtweise von Dritten) und auch gegenüber der zeitweiligen oder dauerhaften Erfolglosigkeit. Anders gefragt: Wie sehr definiert das, womit Sie Ihr Geld verdienen, eigentlich, wer Sie wirklich sind? Ist man Künstler, wenn man damit finanziell erfolglos ist und sein Geld als Hausmeister verdient? Oder ist man dann Hausmeister? Und wie macht man das eigentlich mit sich selbst aus? Wie vertritt man die eigene Identität als Künstler nach außen, wenn das Geld aus einem anderen Job kommt? Wie kämpft man gegen das Verkanntwerden an? Wir müssen unser Selbstwertgefühl und unsere Identität immer wieder neu herstellen, wenn wir hier Verletzungen und Niederlagen erfahren haben. Häufig erfolgt dies automatisch (indem wir uns beispielsweise sagen, dass andere auch gescheitert sind, bis sie irgendwann mal entdeckt wurden oder uns erstmal auf anderes, positives konzentrieren), aber es ist hilfreich, hier auch gezielt mit uns gut umgehen zu können, so dass wir nicht unnötig stark destabilisiert werden oder frustriert aufgeben (vgl. Abschnitt 2.2, Schaffenskrisen).

    Bei einem so stark aus sich selbst heraus schöpfenden Beruf bzw. einer Berufung wie dem Künstlersein liegt häufig eine starke Bindung von „der eigenen Kunst und dem Ich vor (bis hin zu „ich bin meine Kunst und wenn mir nichts einfällt, bin ich ein nichts oder fühle ich mich nicht mehr). Deshalb sollten Sie sich immer wieder fragen: Was sind weitere Säulen Ihrer Identität, woraus beziehen Sie über das Künstlersein hinaus ein gutes Selbstwertgefühl?

    Bei all dem Künstler-Buhei, das es so gibt, könnte man auf die Idee kommen, dass Sie sich als glorreich und siegessicher und genial inszenieren sollen – nein, bleiben Sie normal, bleiben Sie authentisch. Eine gesunde Portion Narzissmus sollte jeder Mensch haben. Doch viele, und so auch zahlreiche Künstler, neigen zu einem übersteigerten Narzissmus: Mangelndes Selbstwertgefühl und starke Empfindlichkeit gegenüber Kritik wechseln sich nach außen hin ab mit auffälliger Selbstbewunderung, übersteigerter Eitelkeit, übertriebenem Selbstbewusstsein und wenig Empathie für die sie umgebenden Menschen (vgl. Abschnitt 5.1.3, Der Narzisst als Gesprächstyp). Die „wirklich Großen dieser Welt waren allerdings meist „ganz normal und hatten keine Starallüren. Übrigens: Normal und authentisch zu sein wäre nicht nur für Ihr Umfeld, sondern auch für Sie selbst weitaus weniger anstrengend als diese ganzen Selbstinszenierungen.

    Welche Identität haben Sie für sich als Künstler?

    „Künstler sind arm, arrogant, exzentrisch, chaotisch, promiskuitiv, narzisstisch, cholerisch. Und hinter jedem großen Künstler verbirgt sich eine große Tragödie." heißt es. Sind das die Dinge, die einen Künstler auch tatsächlich ausmachen oder nur die Vorurteile unserer Gesellschaft?

    Welches Bild haben Sie selbst von einem Künstler? Entsprechen Sie dem? Haben Sie eine klare Vorstellung davon, wie Sie als Künstler sind? Identifizieren Sie sich damit?

    Macht Sie das, was Sie tun, stolz? Hat es das Zeug dazu, Sie stolz zu machen? (Hier ist „stolz auf sich selbst sein" gemeint und nicht die erhoffte Anerkennung von anderen.) Füllt Sie aus, was Sie tun?

    Was sind weitere Säulen Ihrer Identität?

    Wer sind Sie außerhalb Ihrer Kunst, womit identifizieren Sie sich noch? Oder ist die Kunst Ihre nahezu ausschließliche Säule Ihres Ichs?

    Was zeichnet Sie jenseits Ihrer Kunst aus?

    Sind Sie auch Mutter / Vater, Ehepartner, Freund / in, in Vereinen, Gruppen oder sonstwie vernetzt, wo Sie ebenfalls eine Identität und Bindung gewinnen?

    Woraus beziehen Sie darüber hinaus noch ein gutes Selbstwertgefühl?

    1.1.2 „Die eigene Kunst" finden und erhalten

    „Ein Maler ist ein Mann, der malt, was er verkauft.

    Ein Künstler ist dagegen ein Mann, der das verkauft, was er malt."

    Pablo Picasso

    Sie haben das unglaubliche Glück, in einer Zeit und einem Land zu leben, in welchem Sie völlig frei entscheiden können, was Sie an Kunst machen wollen (ganz im Gegensatz zu China, dessen Regierung Künstler einsperrt, weil ihr deren Kunst nicht gefällt oder sogar gefährlich werden könnte). Sie leben in einer Zeit, in der alles Kunst sein kann und darf, in der (wie Hanno Rauterberg von der ZEIT es so trefflich formulierte) „ein Urinal ebenso wie eine Kartoffel Kunst sein kann, weil es nicht auf das Objekt selbst, sondern auf dessen Wahrnehmung ankommt", auf den Rahmen, den ein Künstler schafft und auf seine Glaubwürdigkeit.

    Zugleich sind Sie auch Künstler in einer schwierigen Zeit: Die Künstler der Nachkriegsgeneration, von denen Sie vermutlich gelernt haben, sind erfolgreich geworden; der Kunstmarkt der Mittelschicht ist gut gesättigt; die wirtschaftliche Lage führt nun auch in der Kunst (ebenso wie in allem anderen Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft) zu einer größeren Schere zwischen jenen Künstlern, die unvorstellbar hoch gehandelt werden (damit vielleicht sogar die eigene Bodenhaftung verlieren) und all jenen unbekannteren, die vermutlich niemals von ihrer Kunst werden leben können.

    Als Künstler haben Sie einen extrem unsicheren Beruf: Denn Ihren Erfolg können Sie kaum planen, er tritt ein oder nicht, zu Lebzeiten oder auch nicht – so war es in der Kunst schon immer. Um so wichtiger, dass Sie Ihr „Eigenes" an Ihrer Kunst, Ihren persönlichen Stil, das, was Sie vermitteln möchten, finden.

    Den eigenen Kunststil finden

    Sie können als Künstler nur erfolgreich sein, wenn Sie Ihren eigener Kunststil kreieren, etwas erschaffen, das Sie erfüllt, sozusagen aus Ihnen heraus quillt, hinter dem Sie stehen und für das Sie einstehen und das Sie glaubwürdig verkörpern. Denn genau das ist es, was ein Publikum auch möchte, dass es eine Kongruenz zwischen Ihnen und Ihrem Geschaffenem gibt, dass Sie ein „Typ" sind, der authentisch das verkörpert, was er erschafft, der dazu passt, stimmig ist, beispielsweise ebenso schillernd ist wie seine Kunst.

    Hilfreiche Fragen, die Sie sich zu dem Thema „das Eigene an meiner Kunst stellen können, sind im nachstehenden Kasten zusammengestellt (siehe auch die Ausführungen zum Thema „Image etablieren in Abschnitt 6.1.1).

    Was ist Ihr „Eigenes" an Ihrer Kunst?

    Können Sie in drei Stichworten sagen, was Kennzeichen Ihrer Kunst sind?

    Was ist Ihr Markenzeichen, das sich durch all Ihre Werke durchzieht wie ein roter Faden?

    Was sieht man nur bei Ihnen und bei sonst niemandem?

    Welche Bezüge sieht man bei Ihren Werken zu denen anderer? (Was völlig in Ordnung ist.)

    Doch wodurch und in welcher Hinsicht setzen Sie sich von wem ab oder gehen darüber hinaus?

    Würde man wahllos drei Ihrer Werke herausgreifen, ließe sich da eine Handschrift erkennen, so dass man Ihnen die Werke ohne weiteres zuordnen könnte?

    Facettenreiches Innenleben erhalten

    Gehen wir davon aus, Sie haben besagten Kunststil für sich gefunden – dummerweise ist dies keine Einmalaktion, denn Sie müssen ja ständig weiterproduzieren und immer wieder Neues schaffen. Irgendwann sind Sie am Limit Ihres Kunststils oder einer Werkreihe, haben diese ausgereizt und ausgelutscht und brauchen wieder eine neue Schiene, auf die Sie gehen können. Wie gelingt es Ihnen, immer wieder Ihre neue, ganz eigene Kunst zu finden? Da Sie ja als Künstler aus sich selbst heraus schöpfen, gelingt Ihnen dies in erster Linie damit, dass Sie sich ein facettenreiches Innenleben erhalten – so dass Sie immer etwas haben, aus dem sich schöpfen lässt. Sie selbst und Ihr Innenleben sind somit Ihr höchstes Gut und verdienen stets ein gutes Investment.

    Um sich ein facettenreiches Innenleben zu erhalten, können Sie Folgendes tun:

    Bewahren Sie sich als Künstler eine open-mindness, das heißt, Offenheit, Neugier und Experimentierfreude. Solange Ihnen diese abhanden gekommen ist, werden Sie nichts Neues wagen. Dies illustriert auch Picassos berühmtes Zitat: „Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben.".

    Seien Sie kritikfreudig, suchen Sie konstruktive Kritik und arbeiten Sie mit dieser. Lernen Sie auch von Künstlerkollegen (früheren wie gegenwärtigen), suchen Sie auch hier nach Auseinandersetzung. Und seien Sie sich selbst ein guter Kritiker – ehrlich zu sich selbst (bspw. „Habe ich wirklich das Beste aus diesem Werk herausgeholt oder eher „quick and dirty gearbeitet?) und konstruktiv (indem Sie wohlwollend zu sich selbst und keinesfalls sich selbst ein Feind sind).

    Akzeptieren Sie Ihre Angst. Angst und Zweifel sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Person, der uns immer wieder in einer riesigen Blase hält, die man allgemein hin auch Komfortzone nennt. Künstler müssen diese Komfortzone immer wieder verlassen, ihre Grenzen dosiert sprengen, um weiterzukommen. Sie kreieren nicht ohne Angst und Zweifel, sondern trotz dieser Angst. Weil es für sie Wichtigeres gibt als die Angst!

    Arbeiten Sie an sich selbst. Nur wer nach persönlicher Weiterentwicklung strebt, kommt auch wirklich weiter und nimmt auf, was sich ihm an Reifemöglichkeiten bietet. Das wird Sie innerlich reich machen und genau dies merkt man auch der Kunst an: Wer innerlich stehen geblieben ist, dessen Kunst wird nicht mehr originell sein, sondern von schon bestehenden Ideen zehren. Viel zu oft wird vergessen, dass es das Leben ist, aus dem Kunst erst resultiert – und Sie müssen es spüren, kennen, seine Facetten in sich aufnehmen, um davon auch wieder künstlerisch etwas weitergegeben zu können.

    Organisieren Sie Ihre Kreativität und Ihr Chaos, so dass es Ihnen nützt und hilft und Sie nicht übermannt (vgl. Abschnitt 2.1, Kreativität und 2.3, Selbstorganisation).

    Gehen Sie gut und bedachtsam mit sich um. Sie haben Ihre Grenzen, doch kennen Sie sie? Sie brauchen Ruhe- und Mußephasen, Sie gehen bis zur Erschöpfung und müssen dann neu schöpfen, doch wissen Sie dies, beachten Sie dies, gelingt Ihnen dies? Sie müssen alles, was Ihnen begegnet, innerlich verarbeiten, sonst werden Sie nicht wieder kreativ sein können und das braucht Zeit und Rückzug (vgl. Abschnitt 2.3, Selbstorganisation).

    Schaffen Sie sich ein gutes Umfeld. Umgeben Sie sich mit Menschen, die Sie positiv bestärken, die Ihre Ideen ernst nehmen, sie nicht als „Hirngespinste" abtun. Es gibt nichts Blockierenderes als Menschen, die aus ihrer persönlichen Lebenssituation heraus mit ihren Ängsten und Vorstellungen von der Umsetzung einer Idee abraten.

    Soweit so gut, werden Sie nun vielleicht denken. Ich habe meine eigene Kunstrichtung und bemühe mich, dran zu bleiben, es zu schaffen, das eigene Kunstniveau zu steigern oder zumindest zu halten, ohne in billigen Kommerz einerseits oder eine innere Leere und Schaffenskrise andererseits abzurutschen. Doch woher meine Motivation nehmen?

    1.1.3 Die eigene Motivation finden und nähren

    Halten Sie doch einmal einen Moment inne, um folgende Frage zu beantworten: Warum haben Sie gerade begonnen, dieses Kapitel zu lesen? Warum sind Sie nicht im Atelier, mit Freunden beim Kaffeetrinken, beim Sport oder sehen fern? Es gäbe unendlich viele Möglichkeiten, was Sie in genau diesem Moment tun könnten – doch warum tun Sie all dies nicht, sondern lesen in diesem Buch?

    Vielleicht ist es Wissensdurst oder Ihr Interesse für psychologische Themen, vielleicht sind Sie aber auch der Meinung, dass diese Inhalte Sie in Ihrem Künstlerdasein voranbringen könnten und lesen es deshalb. Wie auch immer, irgendetwas hat Sie motiviert, dieses Buch jetzt zur Hand zu nehmen. Doch warum tun Sie das, was Sie tun? Oder allgemeiner formuliert: Was motiviert Menschen, etwas zu tun, also Zeit und Mühe in eine Tätigkeit zu investieren – sei es aus eigenem Entschluss oder von außen vorgegeben?

    Psychologisch betrachtet ist ein Mensch immer zu irgendetwas motiviert – die Frage ist nur wozu und warum: Zu was ist er motiviert, was treibt ihn dazu an und wie lange ist er dazu motiviert? Vermutlich fallen Ihnen spontan einige „Motivatoren" ein, wenn Sie beispielsweise an Ihre Arbeit denken: Zum einen sind da das Geld, das Sie verdienen und die Anerkennung, die Ihnen zuteil wird. Zum anderen drängt es quasi aus Ihnen heraus, etwas künstlerisch erschaffen zu wollen und verschafft Ihnen innere Befriedigung. Es gibt also Dinge von außen, die uns zu etwas motivieren, aber es gibt ebenso innere Antriebe.

    Reicht es nicht, dass Sie motiviert sind, zumindest meistens – müssen Sie auch noch wissen, was Motivation ist und welcher Art sie bei Ihnen vorliegt? Nun, natürlich lebt es sich unwissend ganz wunderbar – und zwar genau so lange, wie Sie nicht darauf angewiesen sind, an dem Rädchen zu drehen, solange es keine Schwierigkeiten und keinen Leidensdruck gibt, etwas zu verändern. Doch mal ehrlich – kommen Sie gänzlich ohne sich um ihre Motivation zu kümmern durchs Leben? Dann gehören Sie wirklich zu den Ausnahmen, den meisten geht es nämlich so, dass sie motiviert sind – bis ihnen irgendwann die Kraft ausgeht oder eine Demotivation über sie hereinbricht. Grund genug, sich mal Gedanken zu machen, was Motivation ist und wie Sie sie beeinflussen bzw. sich erhalten können.

    Was Motivation ist

    Wie häufig haben Sie schon den Satz „Ich bin heute total unmotiviert. gehört oder sogar selbst gesagt? Doch was heißt das? Umgangssprachlich könnte man diesen Ausspruch etwa mit „Lustlosigkeit und Motivation mit so etwas wie „Energiegeladenheit umschreiben. Der wissenschaftliche Begriff geht darüber hinaus: „Motiviert sein bedeutet, Kräfte zu mobilisieren, um ein bestimmtes Ziel trotz Ablenkungen und Schwierigkeiten zu verfolgen, bis es erreicht ist. Motivation erklärt Richtung, Intensität und Ausdauer menschlichen Verhaltens. Sie liefert die Gründe dafür, weshalb sich eine Person gerade mit einer bestimmten und nicht mit einer anderen Aufgabe beschäftigt (Richtung), welchen Grad an Anstrengung und Einsatz sie auf diese Aufgabe verwendet (Intensität) und wie lange sie sich in dieser engagiert (Ausdauer).³

    Wie kommt es dazu, dass sich die eine Person ganz und gar mit einer bestimmten Sache befasst und sich auch durch auftretende Schwierigkeiten nicht aus der Bahn werfen lässt, während eine andere Person an die gleiche Sache freudlos herangeht und beim ersten Hindernis sofort aufgibt? Jeder Mensch zeichnet sich durch bestimmte Motive aus, die bei ihm mehr oder minder stark vorliegen und seine Verhaltensziele bestimmen, beispielsweise durch das Leistungsmotiv, das ihn nach Herausforderungen, beruflichem Erfolg und oder Anerkennung streben lässt.

    Damit eine Person motiviert ist, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen oder zu unterlassen, müssen ihre Motive zunächst durch Anreize „aktiviert" werden.⁴ Diese sind Merkmale einer Situation, wie beispielsweise die Ankündigung einer Deadline für einen Wettbewerb, die sie gleich zu ihrem Skizzenblock rennen und einiges konzipieren lässt. Aktivierte Motive wiederum lenken das Verhalten, sie motivieren die Person beispielsweise dazu, ein Kunstobjekt bei dem Wettbewerb einzureichen. Diese Wechselwirkung von Person und Situation, von

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