Narben am Himmel: Novelle
Von Henry Kardel
()
Über dieses E-Book
Seitdem autoritäre Mächte die winzige Föderation umstellen, ist die alte Hafenstadt am Mersey zum Schmelztiegel für Freigeister geworden. Trotz allen politischen Spannungen lebt der mittellose Literaturkritiker Nathan am liebsten in den Tag hinein. Doch was heißt es, in einer Stadt zu leben, zu lieben und zu philosophieren, in der so ein starker Puls schlägt? Und vor allem: Was bedeutet es, ein freier Mensch in einem Käfig zu sein?
Henry Kardel
Henry Kardel, geboren 1996 in Walsrode, lebt in Uelzen. Zwischen 2015 und 2017 veröffentlichte er die Romane "Odyssee ins Ich", "Broken Lights" und "Luft nach oben". Seit 2018 schreibt er außerdem Kurzgeschichten. Neben der Literatur moderiert er fürs Radio und sucht gern das Weite.
Mehr von Henry Kardel lesen
Broken Lights Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOdyssee ins Ich Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLuft nach oben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnlich wie Narben am Himmel
Ähnliche E-Books
Der überflüssige Mensch Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Die Welt von Gestern Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Welt von Gestern: Erinnerungen eines Europäers Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAls wir einmal fast erfolgreich waren: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDunkle Winkel: Berliner Orte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Elenden. Band Fünf: Valjean Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSag alles ab!: Plädoyers für den lebenslangen Generalstreik - Nautilus Flugschrift Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTraumzeiten: Geschichten von Menschen und anderen Leuten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchwaben-Sumpf: Kommissar Braigs neunter Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie dunklen Wasser des Rheins: Kriminalistische Kurzgeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Zeitreise Geschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFingerzeige - Intentions: Essays und Dialoge über Ästhetik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStefan Zweig: Die Welt von Gestern, Brasilien, Reise nach Rußland & Reisen in Europa Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSieh da, das Alter: Tagebuch einer Annäherung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungenkleine Ewigkeit: Verlust der Leichtigkeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm Jahr des Kronenkoboldes: kleine Ursache mit größtmöglicher Wirkung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStefan Zweig: Autobiographische Werke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEtzel Andergast Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVor dem Erben kommt das Sterben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeschichte der poetischen Literatur Deutschlands Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAus der Traum?: Plädoyers gegen den Verfall der Natur Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBeutejagd am Lippekanal: Das Gedächtnis der Savants Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErinnerungen und Reisen: Die Welt von Gestern + Brasilien + Reise nach Rußland + Reisen in Europa Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Welt von Gestern – Erinnerungen eines Europäers Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHerr Groll und die Stromschnellen des Tiber Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAbrechnung aus dem Jenseits: 1. Teil Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIhre Papiere bitte!: Gedichte zur Zeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenManila oder Revolution und Liebe: Ein Kolonialroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFeierabend: Kriminalroman Bewertung: 2 von 5 Sternen2/5Der kleine Gast Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Fiktion für Sie
Schöne Welt, böse Leut: Kindheit in Südtirol Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVersaute Gören und reife Männer: Sex-Geschichten ab 18 deutsch und unzensiert Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenInnere Dialoge an den Rändern: 2016-2021 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeiße Sexgeschichten: Ich liebe Sex: Sex und Erotik ab 18 Jahre Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Tabu: Sexgeschichten - Heiss und Obszön: Erotik-Geschichten ab 18 unzensiert deutsch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIntimes Geständnis: Erotik-Geschichten ab 18 unzensiert deutsch Hardcore Sex-Geschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVon den Märchen: Eine lebenslange Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duft von Schokolade (eBook) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Wir ohne Wal: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJane Eyre (Deutsche Ausgabe): Eine Autobiographie oder Die Waise von Lowood Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der Graf von Monte Christo Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der Amokläufer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEnzyklopädie der russischen Seele Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWo die Liebe ist, da ist auch Gott: Erzählungen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Ein Zimmer für sich allein Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenV13: Die Terroranschläge in Paris Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5I Love Dick Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Drehung der Schraube Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHotel Berlin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Prozess (Weltklassiker) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der große Gatsby Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Dämonen: Die Besessenen: Dostojewskis letzte anti-nihilistische Arbeit (Ein Klassiker der russischen Literatur) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Arturos Insel Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Ich nannte ihn Krawatte Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Stadt ohne Juden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Tagebuch des Verführers Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Lied über der Stadt (eBook) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas gute Buch zu jeder Stunde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Verlorene Paradies (Illustriert) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAmerika Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5
Rezensionen für Narben am Himmel
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Narben am Himmel - Henry Kardel
Inhaltsverzeichnis
Prolog
Die Philosophische Praxis
Chavasse Park
Gideon
Der Strand
The Great Beyond
Copper Cave
Der Mersey
PROLOG
Auszug aus Jacob Evans Essay »Das gallische Liverpool: Letzte Bastion der Resilienz?«, erschienen in der Mai-Ausgabe der »Liverpost«:
»Der Zweck heiligt gar nichts«, sagte Bürgermeister Thompson Anfang des Jahres und beschrieb die besorgniserregende, politische Entwicklung außerhalb der Föderation, die sich durch die gewaltsame Unterdrückung der Studentenstreiks in den letzten Wochen noch einmal zuspitzte. Für diesen Satz erntete er anhaltenden Applaus. Jeder Liverpudlian schien sich damit identifizieren zu können, ja, die Solidarisierung war überbordend groß. Die Führung des ehemaligen Königreichs hatte sich im Januar dazu entschieden, uns langsam am ausgestreckten Arm verhungern zu lassen. Die Not soll uns seitdem aufgeben lassen. Doch mit der Not haben sich die entschlossenen Liverpudlians arrangiert. Sie haben sich vom bleiernden Materialismus verabschiedet. Liverpool ist zur Enklave des Geistes geworden, in der nicht die Armut, sondern viel mehr intellektuelle Obdachlosigkeit belächelt und der Reichtum bemitleidet wird, in dem das ehemalige Königreich zu schwimmen meint. Eine Stadt wie diese, die sich nun in einem Käfig dem freien Leben zugewandt hat, verdient Beachtung. Wahrlich noch mehr bei Betrachtung des Umstandes, dass Liverpools Reichtum auf den Säulen des Sklavenhandels erbaut wurde. Der Liverpudlian, der sich durch sein gemäßigtes Leben in Einfachheit für die Menschenwürde ausspricht, wäscht die Blutspuren seiner Väter, Großväter, Urgroßväter und die Blutspuren deren Väter von den Backsteinwänden der Albert Docks.
Diesen Spätsommer jährt sich die Unabhängigkeit der »Federation of Liverpool & The Wirral Peninsula« zum zweiten Mal. Es ist Zeit für eine Inventur: Die Bevölkerung Liverpools ist von einer halben Million Einwohner auf gut 300.000 geschrumpft. Tausende sind vor dem Wandel geflohen, andere haben ihn nicht überstanden. Geblieben sind vor allem die hartnäckigsten Idealisten. Wenn man die Wirral-Halbinsel hinzu zählt, leben nun etwa 345.000 Menschen auf 227 Quadratkilometern. Das Alter der Liverpudlians ist bezeichnend niedrig: Der Durchschnittsbewohner bringt es auf 35 Jahre.
Bemerkenswerter finde ich jedoch Liverpools innere, geistige Entwicklung. Nicht zuletzt durch das niedrige Alter ist die Merseystadt zu einer dynamischen, widerständigen Kultur gelangt. Die Zahl der unabhängigen Theater hat sich in den letzten zwei Jahren fast verdoppelt, besonders im Cavern-Quarter ist die Dichte an Bühnen explodiert. Der Duft von freiheitlichen Gedanken auf den Straßen der Stadt ist klar zu erahnen, sobald sich die Sonne in der irischen See versenkt und die Lichtspielhäuser ihre Türen öffnen. Die Geisteshaltung der Föderation beruft sich dabei vor allem auf große Denker der Widerstandskultur: Hannah Arendt, Jean-Jacques Rousseau, Albert Camus, Noam Chomsky. Aber auch Philosophen wie Epikur und politische Philosophen wie John Locke erfreuen sich wieder wachsender Popularität. Diskutiert wird über sie an jedem Tresen, auf jeder Parkbank, von allen Generationen. Oft jedoch mit leerem Magen, denn nicht alle Liverpudlians haben das Privileg, satt ins Bett zu gehen, womit wir bei den handfesten Problemen angelangt sind. Besonders in der urbanen Peripherie und in den ländlichen Gebieten der Wirral-Halbinsel nimmt die prekäre Versorgungslage teilweise dramatische Züge an. Es sind auch die irischen Supply-Schiffe, von denen im Schnitt jedes dritte abgefangen wird, die die Einwohner der Stadt regelmäßig hungern lassen.
Doch es gibt auch Hoffnung: Die Sauberkeit der Straßen – sprich, das altbekannte Hygieneproblem – konnte glücklicherweise durch den Reinigungs-Erlass in den Griff bekommen werden, der die Reinigungsaufgaben durch ein Rotationssystem unter jeglichen Bewohnern aufgeteilt hat. Man hört immer wieder, dass durch die ausgelosten Reinigungsgrüppchen neue Freundschaften entstehen. Eine andere Notlösung, aus der buchstäblich soziale Nähe erwachsen ist, ist das Urban Gardening, das den Hunger der Bewohner lindern soll, da die landwirtschaftliche Fläche der Föderation bekanntlich mehr als begrenzt ist. Mittlerweile müssen es mehrere Hektar sein, die auf den Dächern Liverpools für den Anbau diverser Pflanzen nutzbar gemacht wurden. Die Piloten der Wachjets des ehemaligen Königreichs mögen auf uns herab sehen, aber sie sehen immerhin