Parker sorgt für Ladehemmung: Der exzellente Butler Parker 22 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Lady Agatha war besorgt. Chief-Superintendent McWarden hatte bereits zweimal den angebotenen Sherry abgelehnt und machte einen geistesabwesenden Eindruck. Er saß in einem der tiefen Ledersessel in der großen Halle des ehrwürdigen Hauses und gab sich mundfaul. »Ich werde Ihnen jetzt zum letzten Mal einen Sherry anbieten, mein Bester«, schickte sie voraus. »Falls Ihnen eine Laus über die Leber gelaufen sein sollte, lassen Sie es mich gefälligst wissen.« »Ich weiß, ich bin kein guter Unterhalter«, erwiderte McWarden, der in Scotland Yard ein Sonderdezernat leitete, »aber ich muß ja ohnehin gehen.« »Was haben Sie denn schon wieder zu tun, mein Lieber«, fragte Agatha Simpson ein wenig spitz. »Mister McWardens Zeit wird sicher von dem Fall McGivern voll und ganz in Anspruch genommen«, deutete Parker den geplanten Aufbruch, bevor Mylady eine weitere Spitze abschießen konnte. »Das auch.« McWarden stand auf und verbeugte sich in Richtung Agatha Simpson. »Ich werde bei Gelegenheit mal wieder vorbeisehen, Mylady.« »Sie konnten die Ermittlungen in der Sache McGivern glücklich abschließen?« fragte Parker höflich-beiläufig. »Wer ist McGivern?« Lady Agatha runzelte die Stirn. »Es handelt sich, wie Mylady wissen, um einen Mafioso, der in einen Mordprozeß verwickelt ist.«
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Der exzellente Butler Parker
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Parker sorgt für Ladehemmung - Günter Dönges
Der exzellente Butler Parker
– 22 –
Parker sorgt für Ladehemmung
Günter Dönges
Lady Agatha war besorgt.
Chief-Superintendent McWarden hatte bereits zweimal den angebotenen Sherry abgelehnt und machte einen geistesabwesenden Eindruck. Er saß in einem der tiefen Ledersessel in der großen Halle des ehrwürdigen Hauses und gab sich mundfaul.
»Ich werde Ihnen jetzt zum letzten Mal einen Sherry anbieten, mein Bester«, schickte sie voraus. »Falls Ihnen eine Laus über die Leber gelaufen sein sollte, lassen Sie es mich gefälligst wissen.«
»Ich weiß, ich bin kein guter Unterhalter«, erwiderte McWarden, der in Scotland Yard ein Sonderdezernat leitete, »aber ich muß ja ohnehin gehen.«
»Was haben Sie denn schon wieder zu tun, mein Lieber«, fragte Agatha Simpson ein wenig spitz.
»Mister McWardens Zeit wird sicher von dem Fall McGivern voll und ganz in Anspruch genommen«, deutete Parker den geplanten Aufbruch, bevor Mylady eine weitere Spitze abschießen konnte.
»Das auch.« McWarden stand auf und verbeugte sich in Richtung Agatha Simpson. »Ich werde bei Gelegenheit mal wieder vorbeisehen, Mylady.«
»Sie konnten die Ermittlungen in der Sache McGivern glücklich abschließen?« fragte Parker höflich-beiläufig.
»Wer ist McGivern?« Lady Agatha runzelte die Stirn.
»Es handelt sich, wie Mylady wissen, um einen Mafioso, der in einen Mordprozeß verwickelt ist.«
»Und der als Zeuge verhört wird«, warf McWarden ein, »von mir mal ganz zu schweigen. Ich ermittle nämlich noch gegen ihn. Es sind da noch ein paar wichtige Dinge zu klären.«
»Wann soll dieser Prozeß denn stattfinden?« wollte die ältere Dame zusätzlich wissen.
»In knapp drei Wochen«, gab der Chief-Superintendent zurück. »Bis dahin werde ich es schon schaffen.«
»Falls nicht, dann wenden Sie sich vertrauensvoll an mich, mein lieber McWarden«, bot die passionierte Detektivin ihre Hilfe an. »Sie wissen ja, ich löse so gut wie jeden Fall.«
»Ich komme schon zurecht.« McWarden nickte und ließ sich von Josuah Parker zum verglasten Vorflur der Wohnhalle und dann bis an die Tür bringen. Sein Gang war schwer. Der Mann, der normalerweise immer wie ein leicht gereizter Bullterrier aussah, hatte scheinbar Beine aus Beton. Die Schultern hingen herunter, die Bewegungen waren eckig geworden. Der Yard-Beamte schien an einer schweren Last zu tragen.
»Darf man höflich fragen, Sir, ob Mister McGivern sich noch in Freiheit befindet?« erkundigte sich Parker, als er die Tür öffnete.
»Für eine Festnahme hat es noch nicht gereicht«, antwortete McWarden. »McGivern hat da zwei Zeugen, die ihm bisher ein wasserdichtes Alibi verschafft haben.«
»Und auch gegen diese Zeugen wird ermittelt, Sir?«
»Nur eine Frage der Zeit, bis sie umkippen«, meinte der Yard-Beamte und gab sich unvermittelt optimistisch. »Gute Nacht, Mister Parker!«
»Sie kamen, wie Sie sagten, rein zufällig vorbei, Sir?«
»Warum sollte ich nicht zufällig vorbeigekommen sein?« reagierte McWarden leicht gereizt. »Mache ich doch öfter, oder?«
»Es handelte sich nur um eine Frage, Sir, der Sie keine Beachtung schenken sollten.«
Parker hatte die Tür aufgezogen und führte den Yard-Beamten unter das Vordach, das von kleinen Säulen getragen wurde. Genau in diesem Augenblick hüpfte ein runder Gegenstand über das Pflaster auf den Vorbau zu. McWarden warf sich instinktiv zurück und zog dabei den Butler mit sich. McWarden warf die Tür zu und drückte Parker und sich gegen den linken Türpfosten.
Es geschah nichts!
»Sie vermuteten ein Attentat, Sir?« fragte Josuah Parker, als McWarden sich nach einigen Augenblicken entspannte.
»Reine Routine, Mister Parker.« McWarden lächelte ein wenig schief.
»Meiner bescheidenen Ansicht nach schien es sich um einen völlig normalen Tennisball gehandelt zu haben.«
»Man ... man kann nie wissen«, entgegnete der Yard-Beamte, der sich einen inneren Ruck gab und Parker zunickte, als er die Tür erneut öffnete.
*
»Es war natürlich eine Handgranate, nicht wahr?« fragte Agatha Simpson wenige Minuten später. Ein deutlicher Hoffnungsschimmer lag in ihren Augen.
Lady Agatha war groß, sehr stattlich und zeigte eine beeindruckende Körperfülle. Sie hatte das sechzigste Lebensjahr mit Sicherheit überschritten, war aber körperlich noch sehr leistungsfähig. Ihre Energie war ungebremst und sie setzte sie ein, um sich als Amateur-Detektivin zu betätigen.
Butler Parker unterstützte sie diskret. Er hielt seine schützende Hand über sie, was sie jedoch nicht mal andeutungsweise ahnte.
Lady Agatha war immens vermögend, mit dem Blut- und Geldadel der Insel eng verschwistert und verschwägert, seit Jahren Witwe und berüchtigt wegen ihrer unkonventionellen Art. Es gab grundsätzlich kein Fettnäpfchen, in das sie nicht getreten wäre.
»Der Wahrheit die Ehre, Mylady«, beantwortete Parker ihre Frage und präsentierte einen gelb gefärbten Tennisball. »Es handelt sich, wie der Augenschein lehrt, um einen gewöhnlichen Tennisball«
»Sind Sie sicher, Mister Parker?« Enttäuschung war in ihrer Stimme.
»Man dürfte ihn über das Tor in Richtung Haus geworfen haben, Mylady.«
»Und wozu das, Mister Parker? Will man mich herausfordern?«
»Mylady denken sicher mehr an Mister McWarden.«
»Und ob.« Sie nickte nachdrücklich. »Und warum denke ich an ihn?«
»Der Tennisball könnte durchaus dem Chief-Superintendenten gegolten haben, Mylady.«
»Unsinn, Mister Parker«, entschied sie grollend. »Wie kommen Sie denn darauf? Jetzt geht aber die Phantasie wieder mit Ihnen durch.«
»Es war nicht zu übersehen, Mylady, daß Mister McWarden geradezu übernervös reagierte.«
»Und was schließe ich daraus, Mister Parker?«
»Der Chief-Superintendent, Mylady, könnte bereits in jüngster Vergangenheit mit ähnlichen Situationen konfrontiert worden sein.«
»Daran dachte ich gerade ebenfalls«, behauptete sie umgehend. »Es war ja mehr als überraschend, daß er den Sherry ablehnte, finden Sie nicht auch, Mister Parker?«
»Ein Vorgang, den man nur als ungewöhnlich bezeichnen kann und wohl auch muß, Mylady. Es steht zu fürchten, daß Mister McWardens Reaktion mit seinen Ermittlungen im Zusammenhang steht.«
»Diese Mordgeschichte, Mister Parker?«
»Interessierte Kreise scheinen die Ermittlungen massiv behindern zu wollen.«
»Dann werde ich mich einschalten«, machte die ältere Dame deutlich. »So etwas fordert mich heraus. Ich kann es einfach nicht zulassen, daß der gute McWarden ein Nervenwrack wird.«
»Es ist damit zu rechnen, daß Mister McWarden sich früher oder später Mylady anvertrauen wird.«
»Darauf werde ich nicht warten, Mister Parker. Eine Lady Agatha ergreift stets die Initiative! Machen Sie mir ein paar hübsche Vorschläge, Mister Parker.«
»Mylady könnten gewisse Kontakte aufnehmen.«
»Noch in dieser Nacht«, entschied sie. »Die Einzelheiten überlasse ich Ihnen, Mister Parker. Es geht also um die Mafia, die sich hier in London mal wieder etablieren will?«
»Davon können Mylady ausgehen.«
»Dann bringen Sie mich mit diesen Subjekten zusammen, Mister Parker. Irgendwo werden die Individuen ja verkehren, oder?«
»Es gibt in der Tat einige Nachtclubs, die von diesen Personen oft und gern frequentiert werden.«
»In zehn Minuten wünsche ich zu fahren.« Sie sprühte bereits vor Tatendrang und brachte ihre majestätische Fülle zur Treppe, die ins Obergeschoß des zweistöckigen Fachwerkhauses führte. Parker wartete, bis sie im oberen Korridor verschwunden war, dann begab er sich ins Souterrain, wo sich seine Privaträume befanden.
Da er mit Überraschungen aller Art rechnete, betrat er sein Labor und traf eine sorgfältige Auswahl an Verteidigungsmitteln. Auf Schußwaffen legte er überhaupt keinen Wert. Parker hielt es mehr mit unscheinbar aussehenden Gegenständen, die dem täglichen Bedarf zugerechnet werden konnten, die aber in ihrer Wirkung verblüffend waren.
Nachdem er den schwarzen Covercoat angezogen und die ebenfalls schwarze Melone aufgesetzt hatte, griff er nach seinem Universal-Regenschirm und war bereit, mit einem speziellen Teil der Unterwelt Kontakt aufzunehmen.
*
Der breitschultrige Mann am Tresen legte es eindeutig darauf an, Lady Agatha zu provozieren. Er hielt ein Bierglas in der rechten Hand, maß die ältere Dame mit einem abschätzenden-belustigten Blick und wandte