Todesursache - Vernichtung durch Arbeit: Einsatz Kriegsgefangener und Fremdarbeiter im Kali-Werra-Revier
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Die Umstellung und die Einberufung wehrfähiger Männer zur Wehrmacht verschärften den spürbaren Mangel an Arbeitskräften in Deutschland und so kam es mit Beginn des Krieges zu Schwierigkeiten vor allem in der Wirtschaft und der Industrie. Dieser Prozess verschärfte sich noch, je länger der Krieg dauerte.
So erfolgte der verstärkte Einsatz ausländischer Arbeitskräfte, die mehr oder weniger gewaltsam ins Reich geholt wurden und von Kriegsgefangenen in der heimischen Wirtschaft, insbesondere in der Rüstungsproduktion und in der Landwirtschaft.
Wie für ganz Deutschland hatte der von den Nazis begonnene Zweite Weltkrieg auch für das Kali-Werra-Revier einschneidende Folgen. Hier in den Gruben und Fabriken erfolgte ebenfalls der Einsatz von Kriegsgefange-nen und zwangsverpflichteten Arbeitskräften, um dem kriegsbedingten Per-sonalmangel auszugleichen. Um hier nur einige zu nennen, es waren unter anderem der Rüstungsbetrieb Schmöle & Co. (Hartmetallwerk Immel-born), die Munitionsfüllanstalt Erdmann Wühle, die Maschinenfabrik W. Prox (Pressenwerk), die Firma Jung & Dittmar (Kaltwalzwerk), übernommen von der Firma Reum oder die Porzellanfabrik Stadtlengsfeld.
Neben dem Einsatz in der Rüstungsindustrie wurden Kriegsgefangenen und Fremdarbeiter auch in anderen Firmen, bei Bauern und Handwerkern beschäftigt.
Anfang 1945 erfolgte noch ein Einsatz von russische Zwangsarbeiter im Kali-Werra-Gebiet zu Straßenbauarbeiten und zur Herstellung der Infrastruk-tur für die Verlagerungsbetriebe.
Ernst-Ulrich Hahmann
Oberstleutnant a.D. geb. 1943 in Ellrich am Südharz, lebt in Bad Salzungen, Ausbildung als Dreher, danach Lauf-bahn eines Artillerieoffiziers. Während der Wendezeit Einsatz als Kreisgeschäftsführer beim DRK Bad Salzungen. Anschließend in hessischen und bayrischen Sicherheitsfirmen in unter-schiedlichen Funktionen tätig. Zwei Mal verheiratet. Verwitwet. Drei Kinder. Während der Armeezeit Artikel für militär-technische und militär-wissenschaftliche Zeitschriften geschrieben sowie eine Dokumentation über das Leben und Wirken des Arbeiterführers Franz Jacob. Nach der Wende Fernstudium Schule des Großen Schreibens an der Axel Andersson Akade-mie in Hamburg. Jetzt im Ruhestand. Geht seinen Hobbys nach. Schreibt jeden Tag mindestens eine Stunde und geht regelmäßig ins Fitness Studio. Mitglied des Literaturkreises Bad Salzungen. 38 Veröffentlichungen 2 Gost Writers
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Buchvorschau
Todesursache - Vernichtung durch Arbeit - Ernst-Ulrich Hahmann
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Arbeitssklaven für Hitlerdeutschland
Kriegsgefangenen Arbeitskommandos des Stalag IX-C
Ergänzende Dokumentation
Arbeitssklaven für Hitlerdeutschland
Kriegsgefangenen Arbeitskommandos des Stalag IX-C
Abkürzungen
Quellenverzeichnis der Bilder
Benutzte Archivalien
Thüringisches Staatsarchiv Meiningen
Sonderbestand: SED – Bezirksparteiarchiv Suhl
Archiv der Gedenkstätte Buchenwald
Friedhofsarchiv Bad Salzungen
Stadtarchiv Bad Salzungen
Stadtarchiv Vacha
Archiv Kali-Werra
Benutzte und weiterführende Literatur
Vorwort
Je länger der Krieg dauerte, je zahlreicher die Fronten wurden, an denen Soldaten Hitler-Deutschlands kämpften, umso mehr Truppen wurden benötigt. Alle deutschen wehrfähigen Männer mussten an die Front, falls sie nicht als Fachleute in der Rüstungsindustrie für unabkömmlich erklärt worden.
Das hatte zur Folge, dass in der heimischen Wirtschaft, insbesondere in der Rüstungsindustrie und in der Landwirtschaft, in zunehmenden Maßen ein großer Mangel an Arbeitskräften entstand. Die Kriegswirtschaft brauchte mehr „Menschlichen Nachschub" um die Lieferanforderungen der Wehrmacht erfüllen zu können.
Nach dem deutschen Überfall auf Polen wurden in den besetzten Gebieten Arbeitskräfte für die deutsche Kriegswirtschaft zwangsrekrutiert. Im Sommer 1940 waren über eine Million Polen in Deutschland beschäftigt. Hatte man vor dem „Polenfeldzug" nur eine zeitlich begrenzte Heranziehung von Zivilisten und Kriegsgefangenen als Arbeitskräfte geplant, so änderte sich das jetzt.
Ende 1940 wurden bereits 1,5 Millionen Kriegsgefangene Polen, Franzosen, Engländer und Holländer als billige Zwangsarbeiter beschäftigt.
Es kamen, nach dem im Russlandfeldzug 1941 der Westteil von den Deutschen erobert worden war, noch mehrere Millionen Russinnen und Russen dazu, die man nach Deutschland zum Arbeitseinsatz transportierte.
Mit dem Scheitern der Offensive der Deutschen vor Moskau Ende 1941, missglückte auch Hitlers Blitzkriegsstrategie. Durch die damit verbundenen immer größer werdenden Verluste deutscher Truppen in der Sowjetunion brachte es mit sich, dass wieder Millionen Arbeitsplätze in Deutschland unbesetzt blieben.
Da der Versuch, Arbeitskräfte aus der besetzten Sowjetunion als Freiwillige anzuwerben, fast gänzlich gescheitert war, schritt man auch hier zur Zwangsrekrutierung.
„Ostarbeiter" aus der Sowjetunion und polnische Arbeiter mussten auf ihrer Kleidung die Aufnäher „Ost" beziehungsweise „P" tragen.
Ende 1944 waren auf dem Gebiet des Großdeutschen Reiches knapp 8 Millionen ausländische Zivilarbeiter und Kriegsgefangene beschäftigt. Sie kamen aus 26 Ländern. Darunter waren 2,8 Millionen Russen, 1,7 Millionen Polen, 1,3 Millionen Franzosen, ca. 600.000 Italiener und 1,9 Millionen Kriegsgefangene.
Ohne diese Arbeiter wäre die deutsche Kriegswirtschaft schon viel früher zusammengebrochen.
Russische Zwangsarbeiter wurden noch Anfang 1945 im Kali-Werra-Gebiet zu Straßenbauarbeiten und zur Herstellung der Infrastruktur für die Verlagerungsbetriebe eingesetzt.
Zwangsarbeiter aus dem Osten wurden nicht nur in der Rüstungsindustrie eingesetzt. Ihre Beschäftigung erfolgte auch in anderen Firmen, bei Bauern und Handwerkern.
Dies traf auch auf das Kali-Werra-Gebiet zu.
Man schätzt, dass weit mehr als 10 Millionen ausländische Männer und Frauen aus verschiedenen europäischen Ländern während des Krieges in Deutschland gegen ihren Willen Zwangsarbeit verrichten mussten.
Arbeitssklaven für Hitlerdeutschland
Knapp sieben Millionen Zivilarbeiter holte man im Verlauf des Krieges nach Deutschland, davon rund vier Millionen aus der UdSSR, über eine Million aus Polen, die anderen aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Italien. Erhielten die Ausländer aus „Freundesstaaten" noch Verträge, die ihren Aufenthalt regelten und auch die Ausreise ermöglichten, so waren die Zwangsarbeiter aus den „Feindesstaaten" in ihren Status von den Kriegsgefangenen kaum zu unterscheiden. Das galt besonders für die „Ostarbeiter". Sie standen außerhalb jeden Rechts und konnten, sofern sie sich unbeliebt machten, in Konzentrationslager eingewiesen werden.
Quelle: Stadtarchiv Vacha
Bereits mit dem „Poleneinsatz" war in Deutschland ein Modell entstanden, das arbeitsmarktpolitische Entlastungen brachte und eine von ihren politischen Folgen gefürchtete stärkere Arbeitsbelastung der deutschen Bevölkerung vermied.
Bis 1940 kamen die polnischen Saisonarbeiter aus materieller Not nach Deutschland. Im Sommer 1940 forderte dann Berlin vom Generalgouvernement die „Bereitstellung und Transport von mindestens eine Million Land- und Industriearbeiter und -Arbeiterinnen ins Reich". Durch Versprechungen und Lockmittel wurden zunächst qualifizierte Facharbeiter angeworben. Unter Vorspiegelung falscher Tatsachen oder unter dem Vorwand des Anlernens lockte man sie an, oft spielte dabei der Alkohol eine große Rolle um die Angeworbenen „gefügig" zu gemacht. Trotz des Interesses der Anwerber, sie wurden auf Provisionsbasis bezahlt, wurde das gestellte Soll nur mit 210.000 polnischen Arbeitskräften erfüllt.
Um Überzeugung und Zwang bei der Werbung von Freiwilligen den notwendigen Druck zu verleihen erfolgte die Festsetzung von „Pflichtkontingenten", die jedes Dorf und jeder Bezirk zu erfüllen hatte.
Mit der Eröffnung des Frankreichfeldzuges durch die deutsche Wehrmacht verschwanden Polen für längere Zeit aus dem Blickpunkt der internationalen Öffentlichkeit.
Mit der Überführung französischer Kriegsgefangener nach Deutschland geriet der Gedanke der sozialen Entlastung der deutschen Bevölkerung noch stärker in den Vordergrund. Die Beschäftigung vieler Franzosen in der Landwirtschaft und der Industrie ließen darüber hinaus den Eindruck entstehen, dass nunmehr der Arbeitskräftemangel in Deutschland endgültig beseitigt sei.
Im Herbst 1940 lag die Beschäftigung von Ausländern in Deutschland bereits bei mehr als 2 Millionen. Dies waren fast 10 Prozent aller im Reich beschäftigten Arbeitskräfte.
Als sich Ende Juli 1941 abzeichnete, dass die Blitzkriegsstrategie gegen die Sowjetunion gescheitert war, rückte im wirtschaftlichen Bereich neben dem Problem der Nahrungsmittelversorgung, die Treibstoffknappheit und der Mangel an Arbeitskräften an die Spitze der Zukunftsfragen.
Quelle: Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Bestand Fa. Porzellanfabrik