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D9E - Die neunte Expansion: Ein uralter Plan
D9E - Die neunte Expansion: Ein uralter Plan
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eBook303 Seiten3 Stunden

D9E - Die neunte Expansion: Ein uralter Plan

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Über dieses E-Book

Die Hondh scheinen unüberwindlich. Jeder Versuch, ihrer Expansion mit Waffengewalt Einhalt zu gebieten, ist zum Scheitern verurteilt. Das war Nomongent bereits vor 2000 Jahren bewusst. Und nicht nur ihm alleine.
2000 Jahre später stehen die Reste von Den Haag und den Freien Welten auf verlorenem Posten. Sie können die 9. Expansion allenfalls verzögern, jedoch niemals aufhalten. Jeder, der klar denken kann, weiß das.
Aber wenn alles gut geht, wenn alle Zahnrädchen ineinander greifen, dann gibt es einen Funken Hoffnung.
Dazu muss sich ein uralter Plan erfüllen: Keruen, Senuin und Hoc – die Nachfahren der Aan-Vechtula, die vor 2000 Jahren im Zuge von Nomongents Plan die Heimat verlassen mussten, sind Jene, die sich nicht beherrschen lassen. Und sie sind jene, die dafür sorgen können, dass sich der Plan des Nomongent erfüllt.
Doch dazu muss Etwas zusammenfinden. Aber die Zeit drängt, denn die Große Rekonfiguration des Mengerraums steht kurz bevor.
SpracheDeutsch
HerausgeberWurdack Verlag
Erscheinungsdatum31. Juli 2019
ISBN9783955561062
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    Buchvorschau

    D9E - Die neunte Expansion - Holger M. Pohl

    Landau

    Prolog

    Das riesige Schiff war überraschend aufgetaucht und hatte der Danusa quasi den Weg verlegt. Ihre Verbündeten, die sich Senuin nannten und nicht mehr über sich verraten wollten, hatten mit einer Art von Ehrfurcht reagiert, die Liam Mores überraschte. Kannten sie das gewaltige Ungetüm?

    Der ehemalige Senator von Angmar hatte im Verhalten Dasurgents und der anderen sofort erkannt, dass es sich nicht um Feinde handelte. Die Ähnlichkeit mit ihrem eigenem Raumfahrzeug war zu auffällig. Die Danusa war jedoch im Vergleich zu diesem Giganten nicht mehr als ein Staubkorn.

    Aber es war lediglich die Form des Schiffes, die an die Danusa erinnerte. Denn es gab einen augenscheinlichen Unterschied, den die optischen Sensoren deutlich auf den Bildschirmen wiedergaben. Die Außenhaut des Ankömmlings schimmerte in allen Farben des Regenbogens. Und besaß damit wiederum eine Ähnlichkeit mit den Senuin selbst.

    Dasurgent, Anführer und Sprecher seiner Verbündeten, hatte ihm erklärt, dass es sich um eine sogenannte Kampffestung handeln musste. Was genau er damit meinte, hatte der Senuin aber nicht erläutert.

    Das achtzig Kilometer durchmessende Schiff öffnete ein Hangarschott und die Danusa flog ein. Die KI brachte sie sicher zur Landung und es dauerte ein paar Minuten, bis der riesige Hangar mit Atemluft geflutet war. Kaum war das geschehen, verließen Dasurgent und die Senuin das Schiff. Liam Mores blieb mit seinen beinahe zweihundert Leuten auf der Danusa zurück.

    Mehrere Stunden vergingen, bis Dasurgent auf sein Schiff zurückkehrte und Mores aufforderte, ihm mit seinen Leuten zu folgen. Erst als sie die Danusa verlassen hatten und hinter dem Senuin durch den Hangar gingen, wurde Mores sich der gewaltigen Dimensionen der Landehalle bewusst. Sie marschierten mehr als eine halbe Stunde, bis sie den Ausgang erreichten.

    Der dort beginnende Gang wirkte dagegen nicht ungewöhnlich und hätte auch auf jedem anderen Schiff sein können.

    Dasurgent führte sie in einen großen Saal, der offensichtlich in aller Eile für menschliche Bewohner hergerichtet worden war. Mores wusste, dass die Senuin runde Formen bevorzugten, der Raum, die Möbelstücke und alles andere waren jedoch voll und ganz auf menschliche Bedürfnisse zugeschnitten.

    Dasurgent gab keinerlei Erklärungen ab und verschwand wieder. Man konnte seinem amorphen Körper, der keine Gesichtszüge aufwies, sondern nur in den Farben des Regenbogens leuchtete, nicht ansehen, was der Senuin dachte, fühlte oder in welcher Stimmung er war. Liam Mores ahnte aber, dass die Farben, in denen Dasurgent und die anderen Senuin erstrahlten, etwas mit ihren Emotionen zu tun hatten.

    Mores wusste, dass die Senuin verlässliche Verbündete waren. Sie hatten der Untergrundorganisation auf Angmar geliefert, was diese verlangte, und die Menschen um Liam Mores hatten, ohne groß zu fragen, die Forderungen der Senuin erfüllt. Es war ein Geben und Nehmen, und selbst wenn man sich gegenseitig nicht wirklich gut kannte, so hatten beide Seiten davon profitiert.

    Und jetzt war Liam Mores mit zweihundert seiner Leute an Bord eines riesigen Schiffes auf dem Weg ins Unbekannte. Es gab nur eine Sache, über die Dasurgent ihn informiert hatte, als er das letzte Mal erschienen war: »Du kennst uns als Senuin, Liam Mores. Doch dieser Begriff gilt nur für den Teil unseres Volkes, den ich vertrete. Wir sind die Senuin von Pelorus. Der Name des Volkes, zu dem die Senuin gehören, lautet Aan-Vechtula. Die Hondh kennen uns als Jene, die sich nicht beherrschen lassen

    Quert

    »Haben sie uns bereits entdeckt, KI?«, fragte Visenkort.

    Dasurgent hörte die Frage des Keruen und wartete gespannt auf eine Antwort. Es war immer noch ein beinahe unwirkliches Gefühl für ihn, einem anderen Zweig der Aan-Vechtula gegenüberzustehen. Obwohl Visenkort ihn darüber aufgeklärt hatte, wo er sich befand und was die Nomongent war, konnte Dasurgent sich des Gefühls nicht erwehren, dass er ein Stück weit träumte. Er wusste aber, dass das und seine anderen Empfindungen daran festgemacht werden konnten, dass die Senuin und die Keruen in den vergangenen zweitausend Jahren eine unterschiedliche Entwicklung durchgemacht hatten.

    Äußerlich sah man keine Unterschiede: Die Senuin und Keruen leuchteten je nach Gefühlslage in denselben Farben und sie besaßen dieselben amorphen Körperformen. In ihrem Wesen, ihrer Kultur, ihrer Gesellschaft jedoch gab es wesentliche Abweichungen.

    Aber etwas war ihnen gemeinsam, trotz aller Unterschiede, die ihre voneinander getrennte Entwicklung mit sich gebracht hatte: Es war ihre Bestimmung, dem Plan eines Aan-Vechtula mit Namen Nomongent zu folgen, den dieser vor zweitausend Jahren entwickelt und auf den Weg gebracht hatte.

    »Wahrscheinlich nicht«, gab die KI schließlich zur Antwort. »Ich stelle keinerlei aktiven Scans fest, die uns treffen. Wir befinden uns in einem Asteroidenfeld und verhalten uns ruhig. Sobald wir jedoch die Triebwerke aktivieren und beschleunigen, werden wir zweifellos entdeckt.«

    »Bist du dir sicher, dass wir in diesem System richtig sind, Visenkort?«, wollte Dasurgent von dem Keruen wissen. Er hatte widerspruchslos anerkannt, dass Visenkort der Kommandant der Nomongent war. Die Keruen hielten sich schon seit einiger Zeit an Bord der Kampffestung auf und hatten eine Kommandostruktur entwickelt, die ihrer Art und ihrem Charakter entsprach.

    »Ich vertraue der KI«, antwortete Visenkort.

    Das ist keine Antwort auf meine Frage. Doch Dasurgent ließ es für den Augenblick auf sich beruhen. Es wäre unsinnig gewesen, deswegen einen Streit vom Zaun zu brechen. Dasurgent hatte Visenkort zwar gebeten, Pelorus anzufliegen und mithilfe der Kampffestung die anderen Senuin von dem Planeten zu holen, aber seine Bitte war abgelehnt worden. Zwar nicht rundweg und vollständig, aber die Nomongent würde zuerst einen Ort anfliegen, der Visenkorts Worten zufolge wichtig war. Was genau der Keruen unter wichtig verstand, hatte er nicht erklärt. Auch nicht, als Dasurgent eindringlich nachgefragt hatte.

    Die Kampffestung war am Rande des Doppelsonnensystems aus dem Hohen Raum gekommen und hatte sich in dem Asteroidenfeld versteckt. Unter den vielen Himmelskörpern der unterschiedlichsten Größenordnung, manche größer als die Nomongent, fiel ein so gewaltiges Schiff nicht auf.

    Das Versteck war ideal, um zuerst das System mit Langstreckenscans zu durchforschen, ohne sofort entdeckt zu werden. Sie hatten daher das Schlachtschiff der Hondh schnell entdeckt. Es war mit geringer Geschwindigkeit systemauswärts unterwegs. Das Sonnensystem besaß nur einen Planeten, der auf einer extrem exzentrischen Umlaufbahn die größere der beiden Sonnen umrundete. Seine Bahn führte jedoch für eine gewisse Zeit zwischen diesen hindurch.

    War der Kursvektor des Schlachtschiffes vor ihrer Ankunft nicht groß verändert worden, hatte es vor nicht allzu langer Zeit den Raum zwischen den beiden Sternen durchflogen und war dabei dem Planeten sehr nahe gekommen.

    »Worauf warten wir?« Dasurgent wusste, dass sein Körper in einem Rot der Erwartung leuchtete.

    Auch ohne dass Visenkort sich ihm zuwandte, fühlte Dasurgent dessen optische Poren auf sich ruhen. Die Senuin und die Keruen gehörten zum selben Volk, den Aan-Vechtula, und waren wie alle ihrer Art in der Lage, das zu spüren. Andere, die nicht über ihre Art des Sehens verfügten, würden nicht bemerken, wenn der Blick eines Keruen oder Senuin auf sie gerichtet wurde. »Wir warten darauf, dass die KI entscheidet, was geschehen soll», antwortete Visenkort mit Bestimmtheit.«

    »Ich weiß«, begann Dasurgent langsam, »dass die KI der Nomongent außergewöhnlich ist. Sie ist so alt wie die Kampffestung selbst und überstand mit ihr die Zeit. Ebenso ist mir bekannt, dass Etwas in diesem Schiff ruht. Wir haben unsere Geschichte nicht vergessen! Misanrald hat vor zweitausend Jahren einen Teil des Artefakts erhalten. Mein Vorelter Sinongent ebenfalls. Wir wissen jedoch, dass es drei Teile gibt. Die KI hat das letzte Stück bei euch vermutet, doch Tesongart hat sich von deinem Vorelter Nenankort getrennt und ein unbekanntes Ziel angeflogen. Er hat das dritte Etwas mit sich genommen, und niemand weiß, wo es ist. Aber ich halte es für möglich, dass wir es hier finden werden. Doch wenn einmal Aan-Vechtula in diesem System gelebt haben, dann ist das lange her.«

    »Ich kenne die Ergebnisse der Scans so gut wie du, Dasurgent«, gab Visenkort zurück und leuchtete in einem hellen, kräftigen Blau. »Ich bin wie du der Meinung, dass wir deswegen hier sind. Vor Kurzem ist in diesem System etwas geschehen, das die KI alarmiert hat. Eine Erschütterung des Hohen Raumes. Oder etwas, was ihn in Aufruhr versetzt hat.«

    »Du redest, als sei der Hohe Raum ein lebendes Wesen!«

    »Vielleicht ist er das auch. Auf seine Art.«

    »Es wäre sinnvoller, wir würden die anderen meines Volkes befreien, statt hier über mystische Dinge zu reden. Auch bei uns gibt es Anhänger dieses Gedankens, doch ich gehöre nicht dazu. Den Nilrem wird nicht lange verborgen bleiben, dass ich noch nicht von Angmar zurückgekehrt bin. Sie werden meinem Volk Fragen stellen!«

    »Wir warten!« Dasurgent fühlte, wie sich die optischen Poren Visenkorts bei dessen Worten von ihm ab- und dem Hauptbildschirm zuwendeten.

    Resurrektion die Zweite – Vollendung

    Das Etwas an Bord der Nomongent spürte die Nähe des anderen Etwas. Eine Präsenz, die dem Nomongent-Etwas wie ein fehlender Teil seiner selbst erschien.

    Das Etwas war nicht intelligent im eigentlichen Sinne. Es war nichts Lebendiges. Es war sich seiner nicht bewusst. Dennoch leiteten und lenkten seine Impulse das Handeln der KI. Das Etwas war dafür verantwortlich, dass sich die Kampffestung aus der Warteposition auf einem jupiterähnlichen Planeten erhoben hatte. Es hatte der Nomongent als Ziel eine Welt vorgegeben, auf der es einen anderen Zweig der Aan-Vechtula treffen und sich ein weiterer Teil des Etwas befinden sollte. War es enttäuscht gewesen, als dem nicht so war? Nein, denn zu derartigen Emotionen war das Etwas nicht in der Lage.

    Dann war der Hohe Raum drei Mal erschüttert worden.

    Die erste Erschütterung hatte sich weit entfernt ereignet. Sie hatte den Hohen Raum verändert und veränderte ihn weiter. Sprunggrenzen verschoben sich. Das Tempo der Großen Rekonfiguration beschleunigte sich.

    Das zweite, sehr nahe Beben hatte das Etwas nach Angmar geführt, wo es auf die Senuin und die Menschen traf.

    Die dritte Erschütterung brachte es hierher.

    Das Etwas konnte nicht überrascht sein. Auch derartige Gefühlsregungen waren ihm fremd. Auf die Präsenz des anderen Teiles zu stoßen, war eine Unwahrscheinlichkeit, die das Etwas ungerührt zur Kenntnis nahm.

    Doch das andere Teil war nicht alleine. Er war mit einer Wesenheit verschmolzen und zu einer Einheit geworden, die auf das Nomongent-Etwas eine ungeheure Anziehungskraft ausübte. Nachdem es sich beinahe zweitausend Jahre an Bord der Nomongent in einem unzugänglichen Behältnis verborgen hatte, begann sich das Nomongent-Etwas aus seinem Versteck zu lösen. Es strebte nach Vereinigung.

    Quert

    Pelungart spürte die Vibrationen, die durch den gewaltigen Leib des Hondh-Schlachtschiffes liefen. Das konnte nur eines bedeuten: Die Triebwerke wurden hochgefahren!

    »Was … siehst du?«, wollte er von Parasit wissen. Natürlich war sehen nicht das richtige Wort, doch ihm fiel im Augenblick nichts Besseres ein.

    »Du würdest es nicht verstehen«, kam es leise zurück. Parasit sah ihn an. »Ich kann es dir nur so erklären, dass Ähnliches geschieht wie vor ein paar Tagen. Etwas wird in mich heruntergeladen. Ich kann nichts dagegen unternehmen. Es ist jedoch nichts Feindliches, sondern …« Er unterbrach sich.

    »Sondern?«

    »Das Etwas aus dem Kubus und dieses neue Etwas sind Teil von etwas Größerem. Doch ein dritter Teil fehlt noch.«

    »Dein Wissen wird sich durch den Download vergrößern?«

    »Ja, aber es wird nach wie vor nicht vollständig sein.«

    Pelungart zögerte, ehe er seine nächste Frage stellte: »Hat es etwas mit dem Urvolk zu tun?«

    »Ja.«

    »Und was genau?«

    »Es geht um einen Plan, der vor langer Zeit entwickelt wurde. Aber das wissen wir. Je mehr ich mit dem neuen Etwas verschmelze, desto mehr Einzelheiten werden mir offenbart. Ich ahne jedoch schon jetzt, dass die entscheidenden Dinge nicht dabei sein werden. Sie sind da, irgendwo, aber es ist … als ob der Zugang sich hinter einer Art Sicherheitsverschlüsselung verbirgt. Er wird erst freigegeben, wenn alle drei Teile komplett sind.«

    »Dieses Etwas, woher kommt es?«

    »Von einem Raumschiff.«

    »Ein Raumschiff des Urvolkes befindet sich in der Nähe?«

    »Ja.«

    Pelungarts Erregung steigerte sich ins beinahe Unermessliche. Wäre er dazu in der Lage gewesen, so hätte er flammend Rot geleuchtet. »Wir müssen mit ihnen Kontakt aufnehmen! Sie müssen uns befreien!«

    »Ich stehe bereits mit dem Schiff in Verbindung und kommuniziere mit dessen KI.«

    »Mit der KI? Nicht mit jemandem vom Urvolk?«

    »Nein.«

    »Aber es sind welche von ihm an Bord?«

    Ein kurzes Zögern, dann: »Ja.«

    »Kann die KI zu ihnen Kontakt aufnehmen?«

    »Das könnte sie, doch sie wird es nicht tun.«

    »Weshalb nicht?«

    Der eisige Blick Parasits, der Pelungart traf, zeigte Härte, doch auch Arroganz lag darin. »Weil ich es der KI für den Augenblick untersagt habe.«

    »Du hast was?« Pelungart war verwirrt und überrascht. Rot und Violett, dachte er. Doch statt seine Emotionen in Farben auszudrücken, konnte er sie nur in seine Stimme legen.

    »Ich habe es ihr für den Augenblick untersagt«, wiederholte Parasit. Sein arroganter Tonfall passte zu seinem Blick.

    »Warum? Sie müssen uns …«

    »Man wird uns retten, Pelungart«, fiel Parasit ihm ins Wort. »Doch zuvor müssen wir beide etwas klären.«

    »Wir beide? Was?«

    »Es gibt einen Grund dafür, was geschieht und wie es geschieht. Ein Aan-Vechtula mit Namen Nomongent hat vieles vorhergesagt. Die ablaufenden Ereignisse sind ein Bestandteil dessen, was er beabsichtigt.«

    »Kannst du deutlicher werden?«

    »Du bist ein Hoc und die Hoc sind Teil seines Plans.«

    »Die Hoc gibt es nicht mehr! Ich bin der Letzte meiner Art.«

    Parasit nickte. Obwohl er im Körper eines Blauen steckte, war diese Geste zutiefst menschlich. »Dessen bin ich mir bewusst. Und das ist etwas, was dieser Nomongent nicht vorhergesehen hat.« Er sah Pelungart eine ganze Zeit lang schweigend an, ehe er fortfuhr: »Die Hoc waren als Besatzung des Schiffes vorgesehen, das auf uns zukommt und die Yeson angreifen wird. Aber die Dinge haben sich anders entwickelt, als Nomongents Plan es vorsah. Das jedoch hat Auswirkungen auf seinen ganzen Plan. Diese müssen erst bedacht werden.« Und nach einer winzigen Pause fügte Parasit noch hinzu: »Ich muss sie bedenken.«

    »Du?«

    »Ja, Pelungart. Höre mir jetzt gut zu, dann wirst du vielleicht verstehen, warum es wichtig ist, dass unsere Retter erst einmal nichts davon erfahren, wer und was ich bin. Du darfst ihnen nichts sagen.«

    »Das werde ich entscheiden, wenn …«

    Erneut fiel Parasit ihm ins Wort: »Du wirst ihnen nichts sagen.« Arrogante Schärfe und Kälte lagen in seinen Worten.

    »Du kannst mir keine Befehle erteilen!«

    »Aber ich kann verhindern, dass du etwas verrätst!«

    »Wie?«

    Parasit sagte nichts dazu, aber sein Blick verriet Pelungart genug. Parasit würde ihn zweifelsohne töten, wenn er zu der Ansicht gelangte, dass Pelungart nicht schweigen konnte.

    Was ist nur aus ihm geworden? Mit Bedacht wählte er seine nächsten Worte: »Wenn du mir sagst, warum ich nichts sagen soll, dann würde mir das helfen, dich zu verstehen.«

    »Nichts anderes hatte ich vor.« Der Blick von Parasits orange-blau schimmernden Augen des Blauen-Körpers ruhten auf ihm. »Nomongent ist schon lange tot, doch er scheint ein weitsichtiger Angehöriger deines Volkes gewesen zu sein. Er wusste, weshalb er seinen Plan – den ganzen Plan! – keinem offenbarte. Nur die Teile, die am Ende zusammengefügt werden; die für die einzelnen wichtig waren. Auch ich kenne den Plan immer noch nicht zur Gänze, der dritte Teil fehlt mir noch. Aber was ich weiß, reicht aus, um von dir zu verlangen: Schweige, bis ich dir erlaube, darüber zu sprechen!« Er machte eine winzige Pause, und seine Stimme wurde noch eisiger, als sie es zuvor schon gewesen war: »Dein Volk würde Widerstand leisten, wenn es zu früh erfahren würde, dass die Vereinigung anders stattgefunden hat, als Nomongent es vorsah. Ich war nicht vorgesehen!«

    »Wie hätte Nomongent dich auch vorhersehen können? Er konnte die Zukunft nicht vorhersehen. Hochrechnen, sich Gedanken dazu machen, Wahrscheinlichkeiten betrachten, ja. Aber ein Hellseher war er ganz bestimmt nicht.«

    »Du verstehst nicht«, hielt Parasit ihm vor. »Alles, was Nomongent in die Wege geleitet hat, sollte dazu führen, eines Tages die Teile in einen Nilrem herunterzuladen. Einen Nilrem, der nach dem Willen deines Volkes geformt worden war.«

    »Einen Nilrem? Aber …«

    »Es würde zu weit führen, dir das jetzt erklären zu wollen. Ein Teil des Planes jedenfalls sah vor, von den Hondh unabhängige Nilrem zu schaffen.«

    »Was offensichtlich gelungen ist.«

    »Richtig, Ta’Engos, Go’Satis und sehr wahrscheinlich viele andere. Wären einer von ihnen an meiner Stelle, besäße er jetzt das Wissen, das ich jetzt habe. Und dennoch wäre es anders. Sie würden nur wissen. Es hätte keine Verschmelzung stattgefunden. Es wäre wie …« Erstaunlicherweise musste Parasit nach Worten suchen. »Stell dir vor, einer von ihnen würde sich plötzlich an Ereignisse, Sachverhalte, Zusammenhänge erinnern können, die aus der Vergangenheit stammen. Es wäre wie eine Erweiterung seines Gedächtnisses. Mehr nicht.«

    »Und bei dir ist das anders?«

    Parasit nickte.

    »Und warum?«

    »Liegt das nicht auf der Hand?« Übergangslos klang seine Stimme beinahe spöttisch. »Weil ich bin, was ich bin: ein Parasit.« Wieder ruhte der Blick seiner Augen auf Pelungart. Dieses Mal lange, eindringend, fast befehlend. »Und darum wirst du schweigen!«

    Parasit schwieg und hatte Pelungart seinen Gedanken überlassen. Und wie geht es nun weiter? Ein Stück weit fürchtete er sich vor dem, was aus Parasit geworden war. Dabei besaß er noch immer keine genauen Vorstellungen, was genau das Programm im Körper eines Blauen überhaupt darstellte. Hätte Menom Dalbert es in Worte fassen können? Er war der Schöpfer Parasits, doch hätte er es verstanden?

    »Sie kommen näher.«

    Pelungart richtete seine optischen Sensoren auf Parasit. Er fragte nicht, woher dieser das wusste, sondern nahm es als gegeben hin.

    Der Hoc hatte sich während seines Aufenthalts auf Uwardu technisch weitergebildet. Das war unvermeidlich gewesen. Er war der letzte Hoc und musste sich vieles erarbeiten. Die Kultur und Gesellschaft insbesondere der Menschen unterschied sich in so vielem von jener der Hoc. Natürlich konnte er nicht als Spezialist gelten, aber er verstand hinreichend genug von Technologien, die nicht seine eigenen waren.

    Er hatte ihre Zelle untersucht. Auch wenn ihm keine Hilfsmittel zur Verfügung standen, so war er nahezu sicher, dass es weder versteckte Mikrofone noch Kameras gab. Der Raum war einfach eine leere Zelle, in die man sie gesteckt hatte. Sollte er sich jedoch irren, wussten die Kwer über ihre Gespräche Bescheid, doch bislang hatte keine Unterredung mit Tanwaser oder Retep einen Hinweis in dieser Richtung ergeben.

    »Kannst du feststellen, wie weit sie noch entfernt sind?«, fragte er daher.

    »Nein. Ich kann nur sagen, dass sie nahe sind. Irgendwo in diesem System.«

    Ehe Pelungart darauf eingehen konnte, durchliefen Erschütterungen die Yeson.

    »Sie feuern Raketen ab«, erklärte Parasit. Belustigung schwang in seiner Stimme mit. »Wie zwecklos!«

    Unvermittelt öffnete sich die Tür und Retep betrat den Raum. Er wurde von drei Kwer begleitet, deren Waffen in unmissverständlicher Weise auf Pelungart und Parasit gerichtet waren.

    »Tanwaser möchte euch sehen.« Sein Ton ließ keinen Widerspruch zu.

    Pelungart stand auf, doch Parasit blieb auf seinem Stuhl sitzen.

    »Dich ebenfalls, Blauer.«

    Parasit hob den Kopf. »Ich habe aber kein Verlangen, mit Tanwaser zu sprechen.«

    »Deine Wünsche interessieren keinen!«

    Einen Moment lang sah es so aus, als wolle Parasit noch etwas sagen, doch dann erhob er sich langsam. Wortlos stand er da, die dünnen Lippen zu einem abfälligen und arroganten Lächeln verzogen. »Wenn ich es mir allerdings richtig überlege, kann es sein, dass ein Gespräch mit ihm doch einen Sinn ergibt.«

    Retep entgegnete nichts auf die in einem Tonfall höchster Arroganz hervorgebrachten Worte, sondern drehte sich um, gab den Wachen einen Wink und verließ die Zelle. Pelungart und Parasit schlossen sich ihm an und gingen an den Wachen vorbei. Ohne dass er sich umdrehen musste, wusste der Hoc, dass deren Waffen auf ihre Rücken gerichtet waren.

    Als sie wenig später die Zentrale der Yeson betraten, herrschte dort hektische Betriebsamkeit. Dennoch wirkte alles geordnet. Bei einem Großteil der Anwesenden handelte es sich um Kwer, Pelungart entdeckte jedoch auch einige Nilrem und Angehörige anderer Völker.

    Retep steuerte direkt auf Tanwaser zu, der sich mit zwei anderen Kwer unterhielt. Als der Kommandant des Schlachtschiffes sie entdeckte, schickte er seine Gesprächspartner mit ein paar Worten und einem knappen Wink weg.

    »Du wirst mir sofort erklären, was das soll!«, herrschte er Pelungart an, als sie vor ihm stehen geblieben waren.

    »Wenn du mir sagst, was du mit das meinst, kann ich dir vielleicht die gewünschte Erklärung liefern.«

    »Das da!« Tanwasers Finger glitten über Sensoren und ein paar Augenblicke später zeigte der große Hauptbildschirm etwas, was Pelungart im ersten Augenblick den Atem raubte. Er kannte diese Art von Schiffen, doch er hatte nicht erwartet, jemals

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