Heiße Spuren: Die neuen großen Western 3
Von Frank Callahan
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Über dieses E-Book
Die neuen großen Western sind von unverwechselbarer Action und Spannung. Sie handeln von den großen Gestalten, die für Freiheit und Gerechtigkeit kämpften, von legendären Revolverhelden, die nicht bereit waren, sich dem Bösen zu beugen – und die den Outlaw vernichteten, der Dörfer und ganze Gegenden tyrannisierte. Diese Westernhelden sind hart, unbezwingbar und in den Waffenarsenalen jener Pionierzeit ganz zu Hause.
Was erst heute mit voller Schärfe entdeckt wurde: Diese charismatischen Gunmen haben die Wehrlosen und Schwachen beispielhaft beschützt!
Der Rauch eines Feuers weht so plötzlich zu Jeff Ryker hin, daß er den Kopf hebt und die neue Witterung in sich einsaugt. Ein Feuer mitten in der menschenleeren Wildnis unterhalb des Tonto-Rim, am hellen Mittag – das kann in diesem Indianerland nur bedeuten, daß komplette Narren es angezündet haben. Der Fuchswallach Tornado schnaubt leise und windet mit den Ohren. Jeff Ryker tätschelt ihm den schlanken Hals und brummt: »Schauen wir uns die Greenhorns an, altes Schaukelpferd. Wenn die Jicarillas den Rauch wittern, könnten die Knaben ihre Skalps loswerden.« In die scharfen Spähaugen des Mannes kommt ein seltsamer Glanz, als er dem prustenden Wallach den Kopf freigibt und weitertrabt. Jeff Ryker sitzt im Sattel wie eine Rothaut – so, als wäre er auf den Pferderücken hinaufgeboren worden. Meistens sieht das scharfgeschnittene Gesicht unter der rostfarbenen Haarbürste sehr friedlich aus. Es ist das kantige Gesicht eines Mannes, nicht die Spur hübsch, aber durch und durch männlich. Es ist nicht weit bis zu dem langgezogenen Talkessel, in dem das Feuer brennt. Und hier wartet eine wirkliche Überraschung auf Jeff Ryker, als er um die letzte Felsnase blickt. Es ist ein Brennfeuer, und mehrere Cowboys sind dabei, Rinder aus einer vielköpfigen Herde herauszufangen, sie zum Feuer zu schleppen und ihnen dort den Brand aufzudrücken. Jeff Ryker schätzt die Zahl der Rinder auf etwa dreihundert. Sie sind auf engstem Raum in einer Felsentasche zusammengedrängt. Zwei Cowboys arbeiten mit den Lassos und schleppen die gefangenen Tiere zum Brennfeuer, wo ein dritter Boy das Brenneisen schürt und es in das Fell der Rinder preßt. Dieses Brennfeuer gibt ihm zu denken. Normalerweise werden die Rinder schon als Mavericks gebrändet, und zwar jeweils beim Round-up im Herbst. Die Rinder aber, die hier in dem Kessel stehen, sind samt und sonders ausgewachsen, drei Jahre und älter. Der Stier zum Beispiel, den die beiden Cowboys eben mit ihren Lassos eingefangen haben und zum Feuer schleppen, ist ein prachtvolles Musterexemplar seiner Gattung. Ein riesiger Bulle mit weit ausladenden spitzen Hörnern, auf denen er einen Mann glatt aufspießen kann.
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Heiße Spuren - Frank Callahan
Die neuen großen Western
– 3 –
Heiße Spuren
Frank Callahan
Der Rauch eines Feuers weht so plötzlich zu Jeff Ryker hin, daß er den Kopf hebt und die neue Witterung in sich einsaugt. Ein Feuer mitten in der menschenleeren Wildnis unterhalb des Tonto-Rim, am hellen Mittag – das kann in diesem Indianerland nur bedeuten, daß komplette Narren es angezündet haben.
Der Fuchswallach Tornado schnaubt leise und windet mit den Ohren. Jeff Ryker tätschelt ihm den schlanken Hals und brummt: »Schauen wir uns die Greenhorns an, altes Schaukelpferd. Wenn die Jicarillas den Rauch wittern, könnten die Knaben ihre Skalps loswerden.«
In die scharfen Spähaugen des Mannes kommt ein seltsamer Glanz, als er dem prustenden Wallach den Kopf freigibt und weitertrabt. Jeff Ryker sitzt im Sattel wie eine Rothaut – so, als wäre er auf den Pferderücken hinaufgeboren worden. Meistens sieht das scharfgeschnittene Gesicht unter der rostfarbenen Haarbürste sehr friedlich aus. Es ist das kantige Gesicht eines Mannes, nicht die Spur hübsch, aber durch und durch männlich.
Es ist nicht weit bis zu dem langgezogenen Talkessel, in dem das Feuer brennt. Und hier wartet eine wirkliche Überraschung auf Jeff Ryker, als er um die letzte Felsnase blickt. Es ist ein Brennfeuer, und mehrere Cowboys sind dabei, Rinder aus einer vielköpfigen Herde herauszufangen, sie zum Feuer zu schleppen und ihnen dort den Brand aufzudrücken.
Jeff Ryker schätzt die Zahl der Rinder auf etwa dreihundert. Sie sind auf engstem Raum in einer Felsentasche zusammengedrängt. Zwei Cowboys arbeiten mit den Lassos und schleppen die gefangenen Tiere zum Brennfeuer, wo ein dritter Boy das Brenneisen schürt und es in das Fell der Rinder preßt.
Dieses Brennfeuer gibt ihm zu denken. Normalerweise werden die Rinder schon als Mavericks gebrändet, und zwar jeweils beim Round-up im Herbst. Die Rinder aber, die hier in dem Kessel stehen, sind samt und sonders ausgewachsen, drei Jahre und älter. Der Stier zum Beispiel, den die beiden Cowboys eben mit ihren Lassos eingefangen haben und zum Feuer schleppen, ist ein prachtvolles Musterexemplar seiner Gattung. Ein riesiger Bulle mit weit ausladenden spitzen Hörnern, auf denen er einen Mann glatt aufspießen kann. Und trotz der Entfernung erkennt Jeff Ryker deutlich, daß der Stier schon ein Brandzeichen auf der Hinterhand trägt. Es sieht so aus wie ein scharfkantiges »S«.
Also Viehdiebe? Banditen, die an diesem entlegenen Platz ihre Beute mit einem neuen Brandzeichen versehen?
Jeff Ryker ist nicht der Mann, der wie die Katze um den heißen Brei schleicht. Sein Weg führt geradeaus, führt durch dieses Tal, vorbei am Brennfeuer. Nur eins tut er, ehe er gemächlich weitertrabt – mit der Miene eines sehr gleichgültigen schläfrigen Mannes. Er öffnet die unteren Knöpfe der Jacke und schiebt das Halfter mit dem Colt handgerecht.
*
Der Boy mit dem Brenneisen kehrt Jeff den Rücken zu. Er hat just frisches Holz auf das Feuer geworfen, und der Rauch steigt in dicken Schwaden auf, bis das Feuer sich knatternd durchsetzt. Die beiden anderen Boys im Sattel zerren den widerspenstigen Stier näher heran. Sie sind so sehr mit der schweren Arbeit beschäftigt, daß sie kein Auge für Jeff Ryker haben.
Sicher kommt er bis auf zehn Schritte an das Feuer heran. Das Bunchgras dämpft die Schritte Tornados, zumal der Stier wütend und mit den Hufen die Grasnarbe aufwühlt.
Der Mann mit dem Brenneisen rennt ums Feuer herum auf den Stier zu.
»Reißt ihn um!« ruft er mit einer heiseren Stimme. Es klingt so, als hätte er mit Glasscherben gegurgelt.
»Du hast gut reden, Guy!« schreit der andere zurück. »Das Biest wiegt bestimmt tausend Pfund!«
Guy schlägt einen eleganten Haken um die Hörner des Bullen und stößt das aufzischende glühende Eisen genau auf das alte Brandzeichen. Anstelle des Zickzack-S entsteht ein Blitz.
»Holt den nächsten. Ich denke…«
Guy macht kehrt, zum Feuer hin – und erstarrt mitten in der Drehung. Er schaut Jeff so überrascht und erstaunt an, als sehe er einen vom Himmel gefallenen Engel.
»Tausend Teufel…«
Alle Anzeichen einer peinlichen Überraschung stehen in dem düsteren klobigen Gesicht geschrieben. Die dunklen, sprechenden Augen des Mannes saugen sich an Jeffs mächtiger Gestalt fest. Das glühende Brenneisen pendelt in der Rechten hin und her. Besonders gern scheint Jeff Ryker hier nicht gesehen zu sein.
»Hallo, Amigos!« sagt er lächelnd. »Schwerer Job, was?«
Die beiden berittenen Cowboys kommen nebeneinander auf der anderen Seite des Feuers heran. Sie schwitzen, und der Schweiß zieht tiefe Furchen durch ihre schmutzigen Gesichter. Alle drei sind ziemlich stabil gebaut.
»Hallo. Wo kommst du denn her, Compadre?«
»White Mountains«, entgegnet Jeff. Das ist eine sehr unbestimmte Antwort, denn die White Mountains umfassen ein Gebiet von einigen hundert Quadratmeilen.
Die beiden Boys im Sattel regen sich nicht. Nur ihr Atem geht schnell von der Anstrengung. Guy sagt: »Und wohin soll die Reise gehen?«
Jeff zuckt die Achseln: »Ich weiß morgens nie, wo ich abends schlafe.« Er faßt in die Jackentasche – in die linke –, zieht den Tabaksbeutel und dreht eine Zigarette. Als er das Streichholz am Daumennagel anreißt, fragt er gleichgültig: »Wenn ihr rauchen wollt, Amigos…«
Sie wollen nicht rauchen. Sie wollen etwas anderes, und ihnen scheint dieser Augenblick genau richtig. Der Augenblick nämlich, in dem Jeff die Zigarette zwischen die Lippen schiebt und das brennende Streichholz hebt.
Nur ein schneller Blick des Einverständnisses geht zwischen den beiden Männern im Sattel hin und her. Dann zuckt die Hand des links neben Guy haltenden zur Hüfte hinab – zum Halfter.
Jeff Ryker tut drei Dinge gleichzeitig: Er läßt die Zigarette aus dem Mund kippen – und das Streichholz fallen, er ruft kurz und abgehackt: »Re!« – und sein Fuchswallach, der eben noch wie angenagelt gestanden hat, knickt plötzlich in allen vier Beinen ein und geht zu Boden. Genau so schnell oder noch schneller hat Jeff Ryker die Füße aus den Bügeln und segelt mit einem Hechtsprung schräg vorwärts aufs Feuer zu. Daß er dabei das Gewehr aus dem Scabbard gerissen hat, sieht keiner der drei Banditen. Weil das alles nämlich so furchtbar schnell geht, daß sie noch nichts begriffen haben, als Jeff schon wieder vom Boden hochschnellt und das Gewehr durchlädt und in den Hüftanschlag bringt.
Im letzten Augenblick zieht der Mann im Sattel seine Kanone herum und jagt einen überhasteten Schnappschuß aus dem Lauf. Er hat den Daumen wieder auf dem Hammer, als Jeff das Blei fliegen läßt.
Der Mann schreit auf, wird größer und größer im Sattel und kippt hintenüber, als sein Mustang erschreckt anspringt. Er wirbelt durch die Luft und kracht schwer mit dem Kopf vorn neben das Feuer.
Jeff lädt blitzschnell durch, schwenkt den Gewehrlauf und knurrt tief in der Kehle: »Nun, Amigos? Wer ist der nächste?«
Nein, keiner will der nächste sein. Ihre Hände gleiten wie von selbst in die Höhe, ganz ohne Kommando. Der Mann, der Guy heißt, läßt das Brenneisen fallen und schneidet eine Grimasse.
»Abschnallen!« befiehlt Jeff hart. »Du zuerst!«
Er deutet auf den Mann im Sattel. Der duckt sich ein wenig, und einen Augenblick tanzen zornige gelbe Flecke in seinen Augen. Dann löst er mit spitzen Fingern die Gürtelschnalle des Waffengurts und läßt ihn fallen.
»Jetzt das Gewehr!« sagt Jeff.
Er geht langsam auf die beiden Männer zu und läßt den krummbeinigen Guy nicht aus der Klammer seines Blicks. Guy weicht einen Schritt zurück und stöhnt leise vor sich hin. Ein Held ist er bestimmt nicht. Jeff reißt ihm den Waffengurt von den Hüften und schleudert ihn ins Feuer.
»Dein Name?« knurrt er.
»Ich… ich heiße Guy… Guy Torrow.« Jeff schwenkt zu dem anderen im Sattel. »Dein Name?«
»Geht dich ’nen Dreck an! Wenn du Affe glaubst, daß du damit durchkommst, bist du verdammt…«
Weiter kommt der Bandit nicht. Jeff ist mit einem langen Schritt neben ihm und reißt ihn aus dem Sattel. Seine Faust peitscht in das Gesicht des Mannes – einmal, zweimal… Dann baut er ihn vor sich auf und sagt: »Dann wehre dich!«
Ein dünner Blutfaden sickert von der Lippe des Mannes herab. Er keucht und zieht den Kopf ein. Jetzt nistet graue Furcht in seinen Augen. »Schon gut… Ich heiße Jill Quinn.«
Jeff macht scharf kehrt und starrt die beiden anderen an. »Ihr wolltet mich umlegen. Der da ist tot – rechnet euch aus, was euch passiert, wenn ihr mir noch mal über den Weg lauft! Ich vergesse nie ein Gesicht, das ich einmal gesehen habe.«
Guy Torrow wischt sich über das schweißbedeckte Gesicht. Er läßt kein Auge von Jeff. Plötzlich murmelt er: »Ich bin nicht beteiligt, Jeff. Ich will verdammt sein, wenn ich auch nur eine Hand gegen Sie aufheben würde.«
»Du kennst mich?«
»Ja, Mister Ryker. Jetzt ist es mir eingefallen, wo ich Sie gesehen habe. Vor drei Jahren war’s, in Camp Bowie. Sie waren als Scout bei den Lanzenreitern. Sie haben mir das Leben gerettet.«
»Ich…dir?«
»Yeah. Ich bin damals als Cowboy für eine Ranch weiter im Westen geritten. Sie haben uns gewarnt – eine Stunde, bevor die Apachen gekommen sind.«
Jeff antwortet nicht. Er pfeift kurz durch die Zähne, und sein Mustang, der immer noch reglos am gleichen Fleck liegt, kommt hoch und