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Ahrenshooper Todholz
Ahrenshooper Todholz
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eBook386 Seiten5 Stunden

Ahrenshooper Todholz

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Über dieses E-Book

Maler und Mörder zwischen Wustrow und Zingst.
Als Robert Aaron Zimmermann, hochbetagter Kanadier mit deutsch-jüdischen Wurzeln, nach 80 Jahren an den Ort seiner Kindheit auf den Darß zurückkehrt, begegnen ihm gar eigentümliche Einwohner, kuriose Künstler und auch recht unheimliche Feriengäste. Sein Auftrag: Er muss die Todesumstände des Landschaftsmalers und Kunstprofessors Alfred Partikel aufklären, der im Herbst 1945 beim Pilzesammeln im Ahrenshooper Holz spurlos verschwand. Ein reicher Kunstmäzen will dem Künstlerort ein großes neues Museum finanzieren. Und so motiviert Zimmermann gleich eine ganze Reihe von Einheimischen, denn es winken Millionen. Allmählich dämmert ihm, dass hier mehr dahintersteckt. Mit seiner Ankunft in Ahrenshoop beginnt eine Mordserie an den Beteiligten der Untersuchung. Der Serienkiller injiziert seinen Opfern Gift der Stechpalme. Alle Verbrechen haben offenbar miteinander zu tun ...
SpracheDeutsch
HerausgeberHinstorff Verlag
Erscheinungsdatum1. März 2019
ISBN9783356022544
Ahrenshooper Todholz

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    Buchvorschau

    Ahrenshooper Todholz - Tilman Thiemig

    DANK

    1. Waldinneres

    Augen. Es waren Augen, die er dort inmitten des Waldes sah. Schwarz, funkelnd. Und dann die langen Wimpern. »Klimperwimpern«, hatte Großmama Ruth nach seiner Geburt gesagt, »wie bei so einem Charlestongirl.« Charleston war schon lange kein Modetanz mehr. Und seine Augen hatten vor Jahrzehnten ihr Funkeln verloren. Nahmen die Geschehnisse, die sie im Lauf der Zeit sahen, sehen mussten, den Blicken der Menschen ihren Glanz? Oder war es einfach nur das Alter?

    Bob A. Zimmermann kehrte zurück. Bildbetrachtung:

    Waldinneres

    Alfred Partikel. Um 1936.

    Sepia, Wasserfarbe auf Leinwand.

    160,3 x 116,0 cm Privatbesitz Hamburg.

    Der kleine Robert Aaron hatte die Arbeit schon gesehen, als die Farben gerade erst getrocknet waren. Auf Partikels Staffelei. Im Atelier. Zusammen mit Nele, wie er sie nannte, Hansi, Fritz. Manchmal waren die Großen dabei: Adrian, Bärbel, ihre Freundin Mine, Ute Marcks, die Saatmänner, Olaf auch. Der Maler begrüßte sie gerne dort, gab ihnen Papier, Stifte, Anregung, Begeisterung. Tante Doro kam mit Kakao und Streuselkuchen.

    Über 80 Jahre waren seit diesen Nachmittagen im Juni, Juli, August vergangen. Zimmermanns waren bis auf Ausnahmen nur in der Sommerfrische nach Ahrenshoop gekommen. Hatten auch kein eigenes Haus errichtet. Obgleich sich das sein Vater Josef hätte leisten können. Durchaus. Als die Familie Ende der Zwanzigerjahre das Künstlerdorf am Ostseestrand für sich entdeckt hatte, lief sein Verlag in Berlin tadellos. Tadellöser sogar. Noch.

    Josef Zimmermann hatte aber schon so seine Ahnungen gehabt. Wollte bereit sein. Auf dem Sprung. Außerdem kannte er Gott und die Welt. In Berlin wie in Ahrenshoop. Künstler, Schriftsteller selbstredend, aber auch Fischer, Bauern, einige Kapitäne. So wechselten sie die Quartiere. Wohnten hier, dort. Seine Freunde und er waren sowieso am liebsten draußen. Am Strand. In den Dünen. Im Wald.

    »Also dieses Waldstück, das ist schon schön, toll gemacht. Aber mir ist das irgendwie zu unheimlich, das wirkt so bedrohlich, wenn ich das so sagen darf. Als ob da ein Magnet ist, hinter den vielen Bäumen, der einen hineinzieht. Und dann diese Gesichter, die sich im Dunkel verstecken … Ich für meinen Geschmack mag ja lieber die Bilder mit Wasser. Besonders die von dem Malchin. Der konnte malen! Da möchte man gleich rein springen und nass werden. Das ist richtig erfrischend!«

    Auch Zimmermann fühlte sich wie von kaltem Wasser aus Erinnerungen an verlorene Zeiten aufgeschreckt. War wieder im Hier und Heute. Im März der Gegenwart. Inmitten moderner Architektur und klassischen Bildwerken. »125 Jahre Künstlerkolonie Ahrenshoop«. Mit einem erfrischenden Sonntag zur Seite. Richard Sonntag. »Ihr Taxi zwischen Ahrenshoop und Zingst. Seit 1990« wie es das eingeschweißte Kärtchen verkündete. Stolz präsentierte es der Mann neben ihm am Revers seines Blazers mit den Messingknöpfen. Fast ein Chauffeur alter Schule. Zimmermann hatte ihn für die Zeit seines Aufenthalts engagiert. Er war nun seit Jahrzehnten nicht mehr in Deutschland gewesen. Daher verspürte er wenig Lust, seine Defizite im hiesigen Straßenverkehr mit Schweißperlen auf kahlem Schädel zu bezahlen.

    »Entschuldigung, Herr Zimmermann, aber wie sieht es aus, wollen wir weiter? Sie haben ja noch das andere Museum auf dem Plan, das mit der Ausstellung zum Verschwinden von diesem Partikel.« Sonntag besann sich auf das in ihn gesetzte Vertrauen als Fahrer wie Gefährte und drängte dezent zum Aufbruch.

    »Gerne, lieber Herr Sonntag, möchten Sie mich begleiten?«

    »Ach nein, eher nicht. Diese ganzen Modernen mit ihren Perforierungen, Installationen und dem anderen Klempnerkrams, das ist nicht so mein Fall.« Sonntag schien den Kunstgeschmack eines Großteils seiner Zeitgenossen zu teilen. Bedauerlicherweise.

    Das fand auch Zimmermann. »Schade, aber gut. Dann möchten Sie ja vielleicht nebenan in der Bibliothek warten?«

    »Nee, ich husche in der Zeit mal zum Fischer rein, Lore hat mir ja noch ’ne Liste mitgegeben. Danach gönne ich mir vielleicht was an der Bude. Aber keinen Brathering. Eher was mit Matjes.« Er lächelte verschmitzt.

    Lore Bradhering war Zimmermanns Pensionswirtin und zugleich Sonntags Schwägerin. Beide waren seit Längerem verwitwet. Eigentlich ein ideales Paar, was sich aber weder Lore noch Richard eingestehen wollten. Richard war sowieso in erster Linie mit seinem alten Mercedes verheiratet. Den letzten, Gustav genannten Wagen, aus seiner einst stattlichen Flotte von sieben Taxen, hegte er wie einen Schatz.

    Ungeachtet des Schmuddelwetters war der Benz daher tadellos gepflegt, den die beiden vorm Kunstmuseum Ahrenshoop bestiegen und bereits nach zwei Kilometern wieder verließen. Zimmermann übernahm das Parkticket und suchte Münzen hervor. Er kämpfte gerade mit dem Automaten, als ihm unter den zahlreichen Bustouristen und farbenfroh gegen den Regen gewappneten jungen Familien ein älterer Mann auffiel. Nicht nur, dass er von auffallend kleiner Statur war und ein kleines Körbchen unter dem Arm trug, auch seine Mütze und seine Tuchhose schienen eingelaufen. Eine zu kurze Hose bei einem so kleinen Mann erschien Zimmermann merkwürdig. Er schaute dem Männlein nach, das tippelnden Schrittes die Dorfstraße entlangeilte. Dann beeilte auch er sich, gab Sonntag den Parkschein und machte sich auf den Weg zum Neuen Kunsthaus.

    Während des Fluges von Halifax nach Berlin vor einigen Tagen hatte Zimmermann viel über Zufälle und Parallelitäten nachgedacht. Was hatte es zu bedeuten, dass gerade jetzt, über 70 Jahre nach dem rätselhaften Verschwinden Alfred Partikels, sich nicht nur er, sondern zahlreiche Künstler mit diesem Fall beschäftigten? Sollte es womöglich zu Überschneidungen kommen? Könnte ihm die aktuelle Ausstellung weiterhelfen? Wäre sein Auftrag, sein wirklich allerletzter als Anwalt, das hatte er sich geschworen, vielleicht schon in wenigen Tagen erfüllt? Die Lösung gefunden?

    Gespannt betrat er das Haus am Bernhard-Seitz-Weg. Die junge Frau am Empfang erklärte ihm wortreich, was ihn dort erwartete. Er hörte zu, nickte beflissen, lächelte. Dankte. Sein Wissen, seine Rolle, sein Hintergrund taten nichts zur Sache. Noch nicht. Er war nur ein alter Mann im Tweedanzug mit einem Gehstock. Sehr alt. Freundlich. Neugierig.

    Aufmerksam beschritt er die Räume. Schaute hier, las dort. Verweilte. Hörte zu. Fand diese Arbeit interessant. Entdeckte dort eine spannende, wenn auch fiktive Spur. Verwarf manches als zu absurd, zu verwegen. Oder aber banal. Schön zum Beispiel die nie geschriebenen Briefe Partikels an die eigene Gattin Dorothea. Ebenso die Vitrine der Fundstücke, Fotografien, Rechnungen, Aufzeichnungen. Wie ein Blick in die Truhe seiner eigenen Familie. Ihrer Auflösung. Seines eigenen Verlustes.

    Auch der schwarze Reiter fand seinen Blick. Doch forderte der Erlkönig nicht das Leben des Sohnes statt jenes des Vaters? Vielleicht ging es ja darum? Oder um die Angst im Allgemeinen. Die Angst im Wald. Die Angst vor der Auflösung. In einem, in etwas anderem. Größerem? Zimmermann fing an zu pfeifen.

    Überhaupt. Jene Werke, die mehr dem Wesen des Verschwindens nachspürten, als denn den konkreten kriminalistischen Spuren, Theorien, Möglichkeiten im Fall Partikel, sprachen ihn besonders an. Auch wenn sein eigentliches Anliegen ja ein anderes war und er zunächst gehofft hatte, die Sache schnell über die Bühne zu bringen, um bald nach Kanada zurückfliegen zu können. Doch vielleicht gefielen ihm solche mehr philosophischen Arbeiten sogar deswegen? Lockte ihn dort etwas hinter den Spiegeln?

    Wie hatte schon Partikel selbst es einst in einem Brief an seinen Freund, den Bildhauer Gerhard Marcks, als Aufgabe formuliert: »Manches ist in dieser Zeit entstanden, vieles verworfen, doch das meiste bleibt doch noch zu tun übrig, das zu finden, was hinter den Dingen einer Landschaft steht.«

    Warum sollte es nicht auch eine Herausforderung sein, jenes zu finden, was hinter den Dingen, sprich Fakten, Tatsachen, einzelnen Elementen eines mutmaßlichen Kriminalfalls wartete? Für den Künstler wie für den Menschen. Was wohl jene neun Personen, als Künstler wie Menschen, mit der Aufgabe anfangen, die er ihnen morgen stellen würde? Zimmermann spürte, wie ihn dieser Auftrag immer mehr fesselte, auch wenn es ihm ursprünglich davor gegraust hatte, in das Land seiner Kindheit zurückzukehren. Aber Eindeutigkeit hatte noch nie zu seinen Stärken gezählt.

    Schade, dass Sonntag nicht mitgekommen war. Zumal keine der von ihm gefürchteten Perforierungen, besser gesagt, Performances angeboten wurde. Er hätte gern sein Urteil gehört, seine Meinung erfahren. Das würden sie nachholen. Bestimmt!

    Plötzlich erwachte ein großer Monitor zum Leben. In Schwarzweiß zeigte er einen Ausschnitt aus einem Waldstück. Und einen kleinen Weg. Zimmermann erkannte ihn. Den Eingang zum Ahrenshooper Holz. Im linken unteren Bildschirmeck die genauen Koordinaten.

    Zugleich ertönte blechern, aber deutlich ein Gespräch. Zwei Spaziergänger. Ausgezogen, um das Gruseln zu lernen. »Und hier soll der Maler verschwunden sein? Einfach so? Ob hier nachts sein Geist umgeht?«

    »Klar, das müssen wir mal testen. Sonst ist ja nicht viel los in dem Kaff. Aber, wenn es die Kasse bezahlt, warum dann nicht sechs schicke Wochen Reha in Meckpomm? Schau mal, dort …!« Die Stimme des Mannes brach ab.

    Bildwechsel. Eine andere Einstellung. »Emil, nun komm her, auf den Weg und lass die Blätter da! Die piksen nur. Und giftig sind sie auch. Fiete, hast du nicht gehört, ihr sollt nicht so weit weggehen! Da gibt es Wildschweine. Jetzt aber los, Emil!«

    Eine etwas überfordert wirkende Mutter mit zwei Jungen, etwa sechs, sieben Jahre alt. Sie eilte sich, der Wildnis zu entkommen, die ihren Söhnen als Märchenwald erschien. So wie ihm und seinen Freunden. Damals.

    Neuerlich kam eine andere Kamera ins Spiel. Eine ruhige Aufnahme.

    Buchen. Birken. Jede Menge Totholz. Und im Hintergrund Stechpalmen. Wie Zuschauer im Halbrund gruppiert. Als Zimmermann sah, wie zwei große dunkle Vögel ins Bild schossen, erschrak er für einen Moment. Schwarzspechte hatte er schon lange nicht mehr gesehen.

    Insgesamt konnte Zimmermann sechs verschiedene Perspektiven zählen, die sich dem Betrachter im permanenten Wechsel als Installation zeigten. Eine großartige Vermessung der Vermutungen. Das gefiel ihm. Doch die Wachposten gaben ihre gefangenen Eindrücke in Bild und Ton wieder. Das gefiel ihm nicht. Ganz und gar nicht. Sein Geheimnis sollte noch gewahrt bleiben. Zimmermann wünschte sich verschwiegene Plätze.

    Da fing Kamera 1 den Blick eines Suchenden ein. Ein Mann, etwa Mitte 50. Lichtes Haar. Beginnender Bauchansatz. Leicht verschwitzt, trotz geringer Temperaturen. Rauchend. Nervös, ungeachtet der frühen Nachmittagsstunde. Er musste Kempowski anrufen.

    2. Märzsonne

    Einige Kilometer weiter schwitzte Kempowski stärker. Die Sonne war inzwischen hervorgekommen und ein abenteuerlicher Marsch lag hinter ihm. Sehr unwegsam, das Gelände. Warum ihn der sonderbare Anwalt aus Kanada nur zu diesem abgelegenen Hochsitz gelotst hatte? Auch wenn der Blick auf den Bodden schon schön war. Das Glitzern der kleinen, leicht bewegten Wellen. Die ganze Angelegenheit war ihm von Anfang an merkwürdig vorgekommen. Doch das in Aussicht gestellte Honorar war überaus verlockend. Seine Kanzlei in Rostock lag nahezu brach. Sein Konto ebenfalls. Beides durchaus eigenes Verschulden. Fehlte ihm doch nicht nur jegliche Konzilianz im Umgang mit Klienten wie Kollegen. Er hatte schlichtweg keine Lust mehr auf die Banalitäten des juristischen Alltags. Schrieb stattdessen lieber. Träumte in den Tag. War auf der Suche nach dem Besonderen. Dem Ungewöhnlichen.

    Und ungewöhnlich war das Ansinnen des Mannes aus Halifax schon. Ebenso wie dessen Gebaren. Er hatte ihm tatsächlich einen Brief geschrieben, in dem er ihn um seine Unterstützung bei einer »etwas außergewöhnlichen Testamentsangelegenheit« gebeten hatte. Da Kempowski auf dem gediegenen Briefkopf keine E-Mail-Adresse entdecken konnte, hatte er anrufen müssen, um sein Interesse zu bekunden. Aber in dem Gespräch hatte er nicht viel mehr als den heutigen Termin und Treffpunkt erfahren. Sowie einen Honorarbetrag, der seine Bedenken dann entscheidend relativiert hatte.

    Vor einer Stunde hatte ihn dann Zimmermann angerufen. Tatsächlich von einem Smartphone. Der Bursche schien endlich in der kommunikationstechnischen Neuzeit angekommen zu sein. Blieb aber nach wie vor geheimnisvoll. Meinte nur, »dass er den Treffpunkt aus Sicherheitsgründen modifizieren möchte«. Und beschrieb ihm dann einen Weg, den es nicht gab. Nicht mehr gab, vielleicht. Kempowski hatte sich trotzdem durchgeschlagen und dann doch den von Zimmermann erwähnten Hochsitz gefunden. Warum man ein solches Gespräch unbedingt mitten in der Pampa führen musste, war ihm ein Rätsel. Komischer Kauz.

    Dieser Eindruck verstärkte sich, als Kempowski einen älteren Herrn über die Wiese herankommen sah. Wehende Mantelschöße, verwegener Hut, ein energisch geschwungener Spazierstock. Später würde Kempowski wissen, dass Zimmermann bei ihrer ersten Begegnung eine gewisse Ähnlichkeit mit den Malern der ersten Künstlerkolonie gehabt hatte. Als ob er dem Bodden entstiegen wäre, den Wassern der Vergangenheit.

    Zimmermann begrüßte Kempowski schon aus der Ferne mit einem freundlichen Winken. Als er den noch immer schwitzenden, deutlich jüngeren Mann erreicht hatte, meinte er lakonisch: »Ist das nicht herrlich, an so einem wundervollen Frühlingstag durch die erwachende Natur zu schreiten? ›Vom Eis befreit sind Strom und Bäche, der alte Winter in seiner Schwäche, zog sich in raue Berge zurück.‹ Von denen es ja hier nur so wimmelt.« Mit weiter Geste wies er zu einem nahen Hügel, der von einem Sendemasten gekrönt wurde. »Ja, schön, Herr Kempowski, dass Sie den Weg gefunden haben.«

    »… auch wenn wir, beziehungsweise Sie es bequemer hätten haben können. Ein Treffen bei mir in Rostock vielleicht, wenn es denn um eine so geheimnisvolle Angelegenheit geht? Sie sind, mit Verlaub gesagt, ja auch nicht mehr der Jüngste.« Kempowski wischte sich abermals den Schweiß von seiner Stirn.

    »Ach wissen Sie, Herr Kempowski, deutsche Jungen meiner Generation sind seinerzeit ja unter dem Wahlspruch ›Flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl‹ herangewachsen. Das galt auch in gewisser Weise für uns ›Judenbengels‹. Hat manch einem von uns sogar geholfen, diese Haltung. Später dann. Zudem habe ich darüber hinaus eine durch und durch deutsche bildungsbürgerliche Erziehung genossen. Ich bin halt immer noch ein Romantiker, liebe die Natur ebenso wie Inszenierungen. Das mag ich von meinem Vater geerbt haben. Er war nicht nur Germanist und Verleger, sondern hat auch Theater gespielt. In den wilden Zeiten. Sogar mit Gründgens und dem kleinen Mann. Doch, bevor ich ins Plaudern gerate, lassen Sie uns zum Geschäftlichen kommen!«

    Behände kletterte Zimmermann die Leiter des Hochsitzes hinauf. Oben angelangt platzierte er Mantel und Hut an einem rostigen Nagel und setzte sich. Es sah malerisch aus. Anschließend holte er eine silberne Taschenflasche aus dem Jackett. »Zum Wohl, werter Kempowski, auf eine gute Zusammenarbeit!«

    Kempowski schätzte Brandy. Vor allem guten. Auch am frühen Nachmittag. Nach dem zweiten war er bestens vorbereitet und ganz Ohr für Zimmermanns Erörterungen dieses mysteriösen Auftrags.

    »Jenes Wäldchen, das Sie soeben im Schweiße Ihres Angesichts durchquert haben, nennt man das Ahrenshooper Holz. Ein gut 50 Hektar großes Paradies, das vor allem durch seine vielen Stechpalmen charakterisiert ist. Es heißt, dort gibt es den größten Ilexbestand des gesamten europäischen Festlandes. Überdies zeichnet es sich durch sein starkes Schwarzwildvorkommen aus, wie Sie vielleicht bemerkt haben werden. In jenem idyllischen Winkel soll im Oktober 1945 der Maler Alfred Partikel verschollen sein. Spurlos.«

    Kempowski schaute leicht besorgt zum Wald. Auch ihm war es dort nicht ganz geheuer vorgekommen und die vielen aufgeworfenen Wildschweinsuhlen hatten ihn schon nervös gemacht.

    »Partikel stammte aus Ostpreußen. Wurde 1888 in Goldap geboren und setzte es durch, eine Ausbildung zum Zeichenlehrer zu machen. Nach Studien in Königsberg, München und Weimar verschlug es ihn zunächst nach Berlin. Und Anfang der Zwanzigerjahre schließlich nach Ahrenshoop, das seinerzeit gerade einen Generationswechsel als ›Künstlerkolonie‹ erlebte. Bei Partikel war es jedoch zunächst ein Weg des Herzens. Er heiratete seine Dorothea, baute ein Haus. Kinder kamen, drei an der Zahl, zwei Mädchen, ein Sohn. Sicherlich hat er auch Bäume gepflanzt. Als Künstler galt er als Landschaftsmaler, wobei er, für meinen Geschmack, mehr geschaffen hat, als nur ›nach der Natur‹ zu malen. Mir erscheint bei seinen Arbeiten oft eine zweite Ebene hinter dem scheinbar zu Sehenden. Doch ich bin kein Kunstwissenschaftler. Falls es Sie interessiert«, Zimmermann suchte in seiner Manteltasche und holte zwei Bücher hervor, »hier sind zwei Arbeiten zu ihm. Eine von einem Hamburger Experten und dann ein schönes Buch von der Leiterin des hiesigen Kunstmuseums. Dort finden Sie etliche Werke Partikels. Lohnenswert!«

    Kunstabhandlungen waren für Kempowski eigentlich zumeist eher langweilig. Er mochte Bilder, auch Skulpturen. Doch das ganze »Gewese« drumherum … Dennoch nahm er beide Bände, blätterte in ihnen und dankte Zimmermann.

    Dieser setzte seine Ausführungen fort. »Einige frühe Werke Partikels erhielten von den Nazis sogar das ehrenvolle Etikett ›entartet‹. Partikel gönnte sich das zweifelhafte Vergnügen, die berüchtigte Ausstellung in München zu besuchen. Seine Haltung im sogenannten Dritten Reich ist schwer zu fixieren. Distanz, innere Emigration, der Spagat zwischen bürgerlicher Grundhaltung und dem Wunsch zum Widerstand – ich möchte mir kein Urteil erlauben. Noch nicht. Auf jeden Fall erhielt er bereits 1929 eine Berufung als Professor für Landschaftsmalerei an die Kunstakademie Königsberg, die er bis 1944 behielt. Dann eine kurze Episode im Volkssturm. Schließlich im Februar 1945 die Flucht mit dem Fahrrad nach Ahrenshoop. Dort erlebte er das Kriegsende, die Befreiung, Besetzung durch die Sowjetarmee. Eine schwierige Zeit, da die Russen ein recht eigenwilliges Regiment führten. Stetig wechselnde Truppen, bisweilen willkürliche Kommandanten. Übergriffe. Plünderungen auch. Schlimmeres ebenso. Dann wieder gemeinsame Konzerte. Immer jedoch Mangel und Entbehrungen. Partikel scheint aber nicht nur künstlerisch in der Natur zu Hause gewesen zu sein. Neben seiner Tätigkeit als Zeichenlehrer an einer provisorisch eingerichteten Aufbauschule für die älteren Kinder des Dorfes erwies er sich als Überlebenstalent. Er fischte, angelte, organisierte Fleisch, sammelte Beeren, Brennholz, Pilze. Letztere sollen ihm zum Verhängnis geworden sein. Am Morgen des 20. Oktobers brach er, noch vor dem Unterricht, Richtung eben jenes Ahrenshooper Holzes zum Pilze sammeln auf. Und ward nicht mehr gesehen. Das Gelände wurde durchsucht, ja, seine Gattin ließ nichts unversucht, um ihren Mann zu finden. Vergeblich. Seitdem gilt er als verschollen. Spurlos. Natürlich schossen nun die Vermutungen, Verdächtigungen, auch Gerüchte wie eben jene Pilze aus dem Boden. Wilderer, marodierende Soldaten, vielleicht Schmuggler. Manch einer meinte auch, er sei mit dem Boot über die Ostsee geflüchtet, um ein neues Leben zu beginnen …«

    Kempowski wurde langsam unruhig. Sicherlich eine spannende Geschichte, spannender als Scheidungen, Unterhaltsangelegenheiten oder Klagen gegen irgendwelche Autokonzerne. Wesentlich. »Doch«, er meldete sich dezent zu Wort, »was ist nun unser Part? Und wozu brauchen Sie mich? Soll ich diesen Wald umgraben, um nach seinen Knochen zu suchen? Oder in Russland nach irgendwelchen Veteranen der ruhmreichen Roten Armee?«

    »Gemach, gemach, ich möchte Sie nur gründlich auf unsere Arbeit vorbereiten. Die ein weites Feld ist. Die womöglich sogar mit solchen Aufgaben, wie jenen, die Sie eben anführten, zu tun hat. Nur dass wir uns nicht die Hände schmutzig machen werden. Und auch keinen Wodka in traurigen russischen Seniorenheimen trinken müssen. Lassen Sie mich fortfahren! Obgleich, apropos …« Er schenkte nach und reichte Kempowski einen weiteren Brandy. Einen guten. »Wie erwähnt, gab es vielerlei Theorien zum Verschwinden Alfred Partikels. Allerdings keine stichhaltige Aufklärung, Lösung, keine Beweise. Selbst sein Fahrrad, seine Kleidung, sein Korb sind seitdem nicht mehr gesehen worden. Alfred Partikel scheint sich am 20. Oktober 1945 in Luft aufgelöst zu haben.« Zimmermann hielt für einen Augenblick inne und nahm einen winzigen Schluck aus seinem silbernen Flachmann. Dann fuhr er fort: »Nun kommt mein Mandant ins Spiel. Ben Goodman und mich verband, verbindet nicht nur eine lange Freundschaft. Wir haben auch ähnliche Wurzeln. Das sogenannte ›assimilierte‹ deutsch-jüdische Bürgertum. Man könnte auch sagen Preußentum. Unsere Väter legten zum Beispiel keinen sonderlichen Wert auf die Brit Mila, also die Beschneidung ihrer Söhne. Meiner meinte zu diesem Thema nur, dass für ihn jeder Gott armselig ist, der einen beim Pinkeln daran erinnert, dass man an ihn glauben soll.«

    »Entschuldigung, aber da Sie gerade das Stichwort liefern. Ich müsste mal kurz …«, unterbrach ihn Kempowski. Fünf Minuten später war er wieder auf der Kanzel und Zimmermann nahm den Faden auf.

    »Ben, oder damals noch Benjamin, und ich verbrachten beide unsere Kindheit in Berlin. Und die Sommer in Ahrenshoop. Hier lernten wir uns kennen. Nur, Bens Familie erkannte die Zeichen der Zeit später als meine. Zu spät. Sein Vater vertraute einfach auf seine Verdienste als Wissenschaftler. Und jene im Ersten Weltkrieg. Sein Eisernes Kreuz. Ben überlebte trotzdem. Als einziger seiner Mischpoke. Fand den Weg nach Kanada. Sein gelobtes Land. – Wir liefen uns erst in den Fünfzigerjahren wieder über den Weg. Da war er bereits ein gemachter Mann. Seine Unternehmungen mehrten sich in der folgenden Zeit: Fabriken, Banken, Geschäfte aller Art. Frauen umschwärmten ihn wie das vielzitierte Licht. Nur dass Ben alleine blieb. Und schließlich hochbetagt starb. In diesem Januar. Kurz zuvor hatte er mich um ein Gespräch gebeten, in dem er mir sein Vermächtnis darlegte, vorstellte. Eines der erstaunlichsten, nein, das allererstaunlichste Testament, mit dem ich jemals zu tun hatte. Im Unterschied zu mir hat Ben, ungeachtet seiner wirtschaftlichen Erfolge in der neuen Heimat, die alte nie ganz vergessen können. Sie wohl auch nie wirklich verlassen. So beschäftigte er sich auch in jener Zeit, in der er bereits jenseits des Atlantiks lebte, weiterhin intensiv mit der Geschichte Ahrenshoops. Was er alles gesammelt hat, an Katalogen, Büchern und auch Bildern! Sein Haus in Edmonton glich, gleicht einem Heimatmuseum. Besonders hat er sich wohl mit dem Fall Alfred Partikels beschäftigt. Womöglich weil er ihm als Parabel auf sein eigenes Verschwinden aus dieser Welt erschien …« Zimmermann spürte Kempowskis Ungeduld, der sich erneut eine Zigarette angezündet hatte. Immerhin hatte er einen kleinen Taschenaschenbecher bei sich. Da wiederum die Taschenflasche inzwischen leer war, bemühte sich der alte Mann nun, auf den Punkt zu kommen. »Kurzum, Ben Goodmans Testament ist eine Art Rätsel, ein Wettbewerb, eine Ausschreibung. Hierzu hat er neun Personen aus verschiedenen Kunst- und Kultureinrichtungen Ahrenshoops eingeladen, die, auf drei Gruppen aufgeteilt, den Fall Partikel lösen sollen. Hieb- und stichfest. Mit Beweisen. Als Preis winkt die stattliche Summe von 25 Millionen Euro sowie ein Grundstück am Schifferberg. Überdies weitere sieben Millionen, die sich in unterschiedliche Posten aufteilen. Unter anderem unser Honorar. Spesen natürlich auch.«

    Kempowski war nun hellwach. Und sichtlich irritiert. »Was ist das denn für ein Testament? Da gibt es doch nur Probleme. Und wieso das Grundstück?«

    »Sicherlich ist eine solche Mission nicht ohne Probleme zu bewältigen. Darum habe ich ja auch Sie dazu gebeten.«

    »Und was hat Sie dazu bewogen, mir diese – Ehre zuteilwerden zu lassen? Ich bin ja nun alles andere als ein großartig erfolgreicher Jurist. Nicht einmal ein besonders guter Winkeladvokat«. Kempowski schien die Situation unbehaglich zu werden.

    »Ihr Name gefällt mir. Ich kannte mal einen Kempowski. Auch wenn ich inzwischen weiß, dass Sie nicht mit ihm verwandt sind. Doch, die Dinge werden noch komplizierter. Denn das ausgelobte Preisgeld ist mit weiteren Konditionen verbunden. Das siegreiche Team soll mit dieser Summe entsprechend der Vorgaben und nach Abzug der nicht unerheblichen Belohnungen für die Ermittler sowie unserer Honorare und Spesen eine Stiftung gründen. Deren Aufgabe und Ziel ist es, im Anschluss auf dem erwähnten Grundstück einen Gebäudekomplex namens Partikel-Hof zu errichten, sozusagen ein Museum des Verschwindens zu gewährleisten. Zu diesem Zwecke sind außerdem bestimmte, in einer Liste angeführte Bilder Partikels aus privaten wie öffentlichen Sammlungen anzukaufen und ein geregelter Ausstellungsbetrieb zu installieren. Überdies soll ein Stipendiatenwesen entstehen, ein Garten angelegt werden und derlei mehr. Ach ja, Ben legte auch Wert darauf, dass ausschließlich regionale Materialien verwendet werden, das Dach reetgedeckt wird und dass das Erdgeschoss Klöntüren erhalten soll. Bestimmt habe ich noch einige belanglose Details vergessen. Und für all dies benötige ich einen versierten Notar, denn wie Sie wissen, werter Kollege, darf ich als Kanadier in Deutschland kein Notariat ausüben.«

    »Aber, aber das ist doch vollkommener Wahnsinn!« Kempowski nestelte die nächste Zigarette aus seinem Etui.

    »Mit Sicherheit. Aber, es geht auch um wahnsinnig viel Geld. Und, ich weiß nicht, wie es um ihre Berufserfahrung aussieht, doch für mich ist das der interessanteste Fall, den ich bislang hatte. Und ich mache den Job nun bereits seit über 60 Jahren.« Zimmermann zögerte einen Moment und hielt seine markante Nase in den Wind. Gleich einem Hund, der eine Witterung aufnimmt. »Doch, lassen Sie uns abbaumen, es dämmert bereits. Hier in der Nähe war früher eine Brücke. Da kommen wir flugs zum Koppelweg. Dort wartet mein Fahrer. Wo haben Sie geparkt?«

    »Oben, an der Hauptstraße, kurz vorm Weg ins Holz.«

    »Gut, dann warten Sie nachher noch ein wenig im Verborgenen und gehen später kurz den Koppelweg hoch und am Ende noch ein paar Schritte nach rechts. Heute möchte ich noch nicht, dass man uns zusammen sieht. Für meinen Fahrer und auch meine Pensionswirtin in Born habe ich die Legende aufgebaut, dass ich auf einer ›sentimental journey‹ zu den Paradiesen meiner Kindheit bin. Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, sozusagen. Morgen, nach der offiziellen Testamentseröffnung werde ich mit ihm zunächst für einige Tage nach Berlin fahren. Vorausgesetzt natürlich, dass Sie mein Mann sind und bis zu meiner Rückkehr als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Alles weitere findet sich.«

    ›Legende! Als ob Zimmermann ein Geheimagent wäre.‹ Kempowski seufzte. Er wirkte mitgenommen. Die aberwitzige Geschichte beschäftigte ihn über alle Maßen. Unzählige Fragen schwirrten durch seinen Kopf.

    Der alte Knabe schien hingegen der Ansicht zu sein, genug verraten zu haben. Sonderbar schweigsam schritt er voran. Wechselte die Richtung. Hier entlang. Dann dort. Riedgras. Bemooste Baumrelikte. Dunkle Wasser. Nur hin und wieder fluchte er leise. »Dammich, ich werd’ noch meschugge. Hier muss doch eine Brücke sein …«

    Sein designierter Partner stolperte abwesend und schwitzend hinter ihm her. Er malte sich gerade aus, was so eine Geschichte alles für Schwierigkeiten mit sich bringen würde. Allein aus juristischer Sicht. An alle anderen Komponenten wollte er noch gar nicht denken.

    Zimmermann schien seine Gedanken gelesen zu haben. Er hielt kurz an. »Nun schauen Sie nicht so bedröppelt drein. Juristisch ist das Testament wasserdicht. Ich gebe Ihnen morgen eine Abschrift. Wir haben an alles gedacht, keine Sorge!«

    Da hatte Kempowski so seine Zweifel. Zum zweiten Mal irrte er nun heute schon auf Pfaden durch die Wildnis, von denen Zimmermann behauptet hatte, dass sie zum Ziel führten. Er hingegen hatte den Eindruck, dass sie sich immer mehr in den Wald hinein schraubten. Wenigstens wurde der Boden jetzt trockener. Obgleich er sowieso bereits mehrmals bis über die Knöchel in Sumpflöchern eingesunken war. Soviel zum Punkte ›wasserdicht‹. Passend zu seiner Stimmung stimmte irgendein Vogel sein dunkles Lied an.

    »Ein Steinkauz. Oder, nein, ein Raufußkauz. Es ist wirklich schon spät geworden.« Zimmermann zauberte nun aus seinem Mantel eine Taschenlampe hervor.

    Kempowski war ein bisschen versöhnlicher gestimmt. Zumal er sich auf den letzten Metern allen Vorbehalten zum Trotz entschlossen hatte, bei dieser wirren Geschichte mitzuwirken. Das war ja letztendlich genau das, was er an Abwechslung gesucht hatte. Das Geld spielte natürlich auch seine Rolle. Er holte tief Luft und verkündete entschlossen. »Okay, ich bin dabei. Aber nur, wenn ich Sie jederzeit anrufen kann, ich meine, wegen Ihrer Berlinfahrt …«

    »Wunderbar! Ich habe aber auch nichts anderes erwartet. Wissen Sie, man entwickelt mit der Zeit schon so ein Gespür für Menschen.«

    Anscheinend auch für verwunschene Pfade. Denn dank Zimmermanns Lampe fanden beide schließlich doch den Weg aus dem finsteren Forst. In wenigen Metern Distanz sahen sie die Lichter einiger Häuser. Und ein Taxi. Allerdings mussten sie zuvor noch einen letzten Streifen sumpfigen Geländes passieren. Zimmermann schritt voran. Kempowski wartete wie abgesprochen einige Minuten hinter blickdichten Stechpalmen.

    Richard Sonntag freute sich zunächst, als er Zimmermann sah. Er hatte sich schon Sorgen gemacht. Bald brach die Stunde der Wildschweine an. Als er aber erkannte, in welchem Zustand sich der eigentlich doch so seriöse ältere Herr befand, schlug seine Stimmung um. Nasse Hose bis zum Knie. Schlammverschmutzt die Stiefel. Der Mantel fleckenreich. Er fluchte leise vor sich hin. »Mein armer Gustav!«

    3. Paar mit Hund

    »Verdammte Schwarzkittel!« Eine knappe Viertelstunde

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