Schantallien: Das Land, da wo die krassen Leute wohnen
Von Peter Grünlich
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Über dieses E-Book
Vielleicht kommt Ihnen manches bekannt vor: In der Hauptstadt gibt es eine junge, aufstrebende Szene aus Start-up-Unternehmern, streikenden Piloten und Hobbyhuren. Die tollsten Restaurants gibt es in Möbelhäusern und manche Landstriche leiden unter Fremdenhass und überchlorten Spaßbädern. Anderes wird Sie vielleicht überraschen: Das Schulsystem wurde aus Budgetgründen abgeschafft und durch eine moderne Castingshow ersetzt. Das Land wird anhand von Facebook-Likes regiert und seine größte Einnahmequelle sind zurückgegebene Pfandflaschen.
Stornieren Sie Ihre Flüge. Sparen Sie sich die Angst vor Flugzeugabstürzen und Terroranschlägen. Legen Sie sich gemütlich aufs Sofa und reisen Sie ins wunderbare Schantallien.
Wann ist die beste Reisezeit für Schantallien?
Im nächsten Leben.
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Buchvorschau
Schantallien - Peter Grünlich
ALLGEMEIN
Viele Jahre brüteten die besten Designer des Landes, dann stand fest: Dieser Schantallus ist das Staats-Maskottchen.
© flickr – The Conmunity - Pop Culture Geek
Kristallklares Wasser, weite Sandstrände, heiße Bikinischönheiten – damit kann Schantallien nicht dienen.
© flickr – Gareth Williams
Nicht alle Wege führen nach Rom – aber Hauptsache, raus aus Schantallien.
© flickr – Heinrich-Böll-Stiftung
Immer eine Reise wert: der älteste Nationalpark des Landes – das Vogelschutzgebiet Schantallius.
© flickr – Bert Kaufmann
Konflikte gibt es in Schantallien nicht. Regelmäßig setzen sich Extremisten und Polizei bei einem Lagerfeuer zusammen, um ihre Meinungen auszutauschen.
© flickr – Montecruz Foto
Schantallien ist ein kleines mitteleuropäisches Land. Es erinnert auch geografisch an seine Nachbarn Deutschland, Österreich und die Schweiz. Die nördliche Grenze bildet eine Bergkette mit mondänen Wintersportorten, wie Kachelbrunn, und wilden Apres-Ski-Hochburgen wie Porzenbach. Im wildromantischen Baillingen laden sattgrüne Weiden und hügelige Landschaften zum Verweilen ein. Die Hauptstadt Bulion verspricht eine faszinierende Mischung aus kreativem Start-Up-Spirit und vollgeschissenen Gehsteigen.
Der Westen ist immer noch geprägt von der Industrialisierung und dem Bergbau. Doch auch hier gibt es lauschige Plätze, etwa an der Lunar, die dank der Kühlwassereinspeisung der Heizkraftwerke bis zu 50 Grad warm werden kann und in der auch tropische Fische heimisch sind. Das Problemkind Schantalliens sind die weitgehend entvölkerten Regionen des Ostens, in der eine lächerlich kleine Anzahl Asylbewerber eine unfassbar hohe Anzahl von Arbeitsplätzen besetzen. Doch auch hier kann der Tourist sehenswerte Gegenden entdecken, z.B. bei Diashows über Abenteuerreisen, die hier regelmäßig in hässlichen Turnhallen gezeigt werden.
Ausländische Gäste brauchen ziemlich lange, um sich an die ebenso rustikale wie liebenswerte Art der Schantallier zu gewöhnen. Besucher, die zum ersten Mal in Schantallien sind, reagieren häufig schockiert über die unverblümte Art, in der die Einheimischen miteinander umgehen, egal ob sie gerade Auto fahren oder versuchen, sich an der Currybude vorzudrängeln. Schantalliern ist es egal, was Außenstehende von ihnen halten. Es kann durchaus vorkommen, dass sie an der Ampel aussteigen und einen Autofahrer aus dem Auto zerren und zusammenschlagen, weil dieser das Tempolimit in der Zone 30 vorschriftsmäßig eingehalten hat oder einfach den Behindertenparkplatz vor dem Schwimmbad belegen wollte – schließlich kann man doch mit dem Rollstuhl auch weite Distanzen schnell zurücklegen.
Noch ohne siegreiche Schlacht: Die schantallische Armee trägt keine Uniformen, verzichtet dafür aber auf eine Ausbildung.
© flickr – Mark Hills
»Wäre Schantallien ein Sandwich, dann würde es aus Industriesalami, Käsegrainer, einem welken Salatblatt und trockenem Schwarzbrot bestehen.«
»Ausflugsfahrten hier in den wenig besiedelten Ecken sind einfach traumhaft schön. Es gibt wunderbare Wälder und Lichtungen, leicht kurvige Landstraßen und eine zauberhafte Landschaft. Gerade um den Sonnenuntergang herum kann man mit ein bisschen Glück einen Hasen oder ein kleines Reh überfahren und gleich am Straßenrand ausweiden und grillen. Es gibt nichts Romantischeres.«
Doch tief in ihrer Seele, hinter der dicken Fassade aus Ausländerhass, Intoleranz, Kinderfeindlichkeit, Spießigkeit und Missmut, steckt ein liebenswerter Kern. Wenn Sie wirklich mal in eine Notlage geraten, z.B. bei einer Autopanne, oder wenn Sie von aggressiven Jugendlichen attackiert werden, dann können Sie sich jederzeit hilfesuchend an einen Schantallier wenden. Er wird zwar versuchen, Sie zu übersehen oder ein wichtiges Telefonat vorzutäuschen, doch in wirklich bedrohlichen Situationen, wenn es um Leben und Tod geht, dann sind die Schantallier stets bereit, ein tolles Video für ihre Facebookseite zu drehen.
In Schantallien leben zwei große Volksgruppen, die sich seit Generationen immer weiter voneinander entfernen und die im Alltag kaum regelmäßigen Kontakt miteinander haben. Eine kleine Gruppe geht einer regelmäßigen Erwerbstätigkeit nach und hält sich werktags meist in Büros oder Firmen auf. Sie zahlt Steuern und Sozialabgaben, von denen die zweite Volksgruppe lebt. Diese Urschantallier, die in gerader Linie auf Schantalle Brockmann zurückzuführen sind (siehe »Gründerin Schantalliens«), leben von staatlicher Unterstützung, häufig bereits in vierter oder fünfter Generation.
Manchmal gelingt es Besuchern, an einem typisch schantallischen festlichen Sonntagsmahl im Kreise der engsten Verwandten teilzunehmen: Die Frauen des Hauses tragen ihre schönsten Schürzen, die häufig mit humorvollen Sprüchen oder Aufdrücken gestaltet sind. Sie treffen sich auf dem Balkon, wo sie Tratsch und Ratsch austauschen, rauchen und Fertig-Sprizz trinken. Anschließend backen sie liebevoll Fertigpizzen, die sie mit ihren Männern beim Fernsehen verzehren. Dann wird fröhlich weitergefeiert und gezecht, bis sich jemand in die Zimmerpflanze erbricht. Schließlich muss niemand von ihnen am nächsten Morgen aufstehen.
Schantallien – Land der Widersprüche: Besorgte Bürger reichen auch Fremden die Hand – allerdings nur, um sie besser abschieben zu können.
© flickr – Gregg O'Connell
Schantalle führte die Revolution des Landes an – dann passierte das Unglück mit ihrem Dekolleté.
Schantalle Brockmann
Überall begegnet man der Nationalheiligen. In jedem öffentlichen Büro hängt ein Bild von ihr, auf vielen Marktplätzen steht ihre Statue. Nach ihr wurde das Land benannt. Schantalle wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, ihre Mutter besaß ein Nagelstudio, ihr Vater schuftete unter Tage. Schon früh zeigte Schantalle ihre Liebe für Freiheit und Demokratie. Durch ihre charismatische Ader führte sie erst ihr Dorf und schließlich das ganze Land in einen Kampf gegen die repressiven Machtverhältnisse.
•Sie wies die aristokratischen Herrscher in ihre Schranken.
•Sie legte sich mit den religiösen Führern an und forderte mehr Rechte für Frauen.
•Sie revolutionierte das Schulsystem, in dem sie die Hauptschule in Mittelschule umbenannte.
•Sie stoppte die Hexenverbrennung und führte statt dessen Erschießungen ein.
In ihrem Privatleben erging es Schantalle nicht ganz so gut wie in ihrem öffentlichen Leben. Sie verliebte sich unsterblich in einen Hunnengeneral, doch politische Verwerfungen machten eine Heirat unmöglich. Daraufhin ehelichte sie einen hohen Beamten, blieb jedoch unglücklich und kinderlos. Im hohen Alter holte versuchte sie alles nachzuholen, was ihr entsagt blieb. Sie datete einen 27 Jahre jüngeren Araber und verlegte sich auf Raststättensex und verdiente sich ein Taschengeld dazu als Hobbyhure. Sie wurde in eine geschlossene Psychiatrie verlegt und starb einige Wochen später eines friedlichen natürlichen Todes – sie verhungerte.
Volksheldin Schantalle machte bereits früh klar, wie sie sich ein männliches Genital vorstellt.
© flickr – Eric Dillalogue
Freundschaft ist in Schantallien wichtiger als ein schöner Pullover.
© flickr – Ihooq38
Gerade die ländliche Bevölkerung Schantalliens ist bisweilen sehr konservativ. Deshalb sollten sich Besucher stets bemühen, die Bräuche und Sitten in Schantallien einzuhalten. Die Bewohner sind sehr schüchtern und sie sind es häufig nicht gewöhnt, mit Fremden ins Gespräch zu kommen. Auch ist aus religiösen Gründen eine gewisse Zurückhaltung anzuraten. So gilt es z.B. als despektierlich, wenn sich Frauen in der Kirche breitbeinig hinsetzen (zumindest, wenn sie keine Unterwäsche tragen).
Die Begrüßungsrituale mancher Jugendbanden sind sehr komplex und denen amerikanischer Rapper nachgeahmt. Die Männer geben sich die Hand, schlagen sich dann gegenseitig auf die Faust, schnipsen, klatschen zum High five und spucken sich dabei gegenseitig über die Schulter.
Bevölkerungsgruppen
Altersverteilung
Die Flagge offenbart die Seele des Landes.
In manchen abgelegenen Regionen des Ostens ist es sogar üblich, dass sich die Männer gegenseitig am Genitalpiercing ziehen.
Frauen hingegen beginnen bereits zu kreischen, wenn sie noch mehrere Meter weit voneinander entfernt sind, dann küssen sie sich sechsmal links und sechsmal rechts und ignorieren sich anschließend für den Rest des Abends.
Schantalliens Flagge
Die Flagge sollte der Unabhängigkeit und dem unermüdlichen Freiheitswillen des Landes Ausdruck geben (nach der Kapitulation 1824). Sie wurde von Hafentätowierer Bernd Gunkelbein entworfen und von Christian Audigier weiterentwickelt. Sie gilt als weltweit einzige Flagge, die in den Farben Mauve, Lileu und Apricot gehalten ist.
Schantalliens Hymne
Die Hymne Schantalliens entstand 1107 als traditioneller Bauerngospel, der die Eintracht des