Gassenkunst: Zur Ikonographie der Schriftsetzerei
Von Kurt Dröge
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Auch als eigenständiges berufliches Fachgebiet blieb das Schriftsetzen stets dem Buchdrucken untergeordnet: Dies erweist nicht zuletzt seine Visualisierung durch 500 Jahre. Erst als aus dem Bildmuster der Druckstube Gutenbergs mit der Schriftsetzerei im Hintergrund die Fortschrittsabbildungen der neuzeitlichen Druckindustrie wurden, erhielt auch die typographische Schwarze Kunst eine gewisse visuelle Eigenwertigkeit.
Es entstand die Gassenkunst im Sinne eines spezialisierten Handwerks in den Gassen zwischen Setzkästen und Schriftregalen. Als Ikonographie der Schriftsetzerei werden ihre Bilder anhand zahlreicher Beispiele dokumentiert und, mit Seitenblicken auf die Setztechnik und ihre Fachsprache, in ihrer historischen Abfolge dargestellt.
Kurt Dröge
Sammler und Autor, der vornehmlich an historischer Alltags- und Regionalkultur interessiert ist.
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Buchvorschau
Gassenkunst - Kurt Dröge
Inhalt
Vorbemerkung
„Vom wahren Christentum": eine Hinführung
Erscheinungs- und Wahrnehmungsformen der historischen Schriftsetzerei
Schnellhaseund Schweizerdegen.
Ein Zeitungsfeature aus dem Jahr 1989
Zur Fach- und Sachgeschichte
Ikonographie der Schriftsetzerei
Die Buchdruckerwerkstatt – oder: Gutenbergs Druckstube als Bildmuster
BildteilDer Setzer im Hintergrund
Gassenkunst
BildteilDer Setzersaal
BildteilDer Setzer als Einzelfigur
Untergangsszenarien: die Setzerinnen
Technik, Fachsprache und fachliche Bildwelt
Quellen und Analysen
Der Satz und das Setzen
Stilbeobachtungen
Zusammenschau
Anmerkungen
Nachwort
Vorbemerkung
Schriftgießerei, Schriftsetzerei und Buchdruckerei sind die Komponenten des Buchdruck-Verfahrens seit Gutenberg gewesen, ergänzt durch die ältere Buchbinderei. Während die Schriftgießerei als Gewerbe zumeist bereits früh eigenständig wurde, blieben Schriftsetzerei und Buchdruckerei in der Regel technisch, räumlich und betrieblich vereinigt bis zum Ende des Buchdrucks, dem derzeit eine lange Endphase des Buches zu folgen scheint.
Auch wenn die Buchdruckerei dem gesamten Verfahren den Namen gegeben hat, so kam sie doch ohne die Schriftsetzerei nicht aus – beide waren konstituierende und auch weitgehend als gleichberechtigt betrachtete Elemente. Dennoch hat der eigentliche Druckvorgang in den meisten historischen sowie technik- und kulturgeschichtlichen Darstellungen im Vordergrund gestanden. Bildlich hat sich dies etwa durch die Druckpresse ausgedrückt, der durchweg größere, auch symbolische Bedeutung zugesprochen wurde als der Buchstabenletter, zumal diese eine deutlich geringere visuelle Anschaulichkeit aufwies.
Auf der anderen Seite galt allgemein die Schriftsetzerei einschließlich ihrer gestalterischen Inhalte als eigentliche Schwarze Kunst. Diese schloss Momente von Bildung und Intellektualität ein, was sich auch ganz direkt auf den Schriftsetzer als handelnden Akteur bezog.
Das Ende des Buchdrucks als Verfahren hat zahlreiche nostalgische Reflexionen nach sich gezogen, deren Perspektive sich zumeist auf seine Frühzeit und vorindustrielle Phase gerichtet hat. Instrumentalisiert wurde dabei die „Handsetzerei wie zu Gutenbergs Zeiten", wie sie als stereotypes Handlungsfeld überkommen ist und einer gewissen Mythenbildung unterworfen war.
Nachfolgend wird ein gezielter Blick geworfen auf die Art und Weise, wie die Schriftsetzerei als „Schwester der Buchdruckerei (mit) abgebildet worden ist. Die Themenstellung, wie das „Bild des Buchdrucks
in historischen Zeitabschnitten konstruiert worden ist, wird hier fokussiert auf die Frage, welche visuellen Muster bei der Abbildung der Schriftsetzerei erkennbar werden zwischen dem 16. und 20. Jahrhundert.
Ein weiterer, vergleichender Seitenblick gilt unter dem Gesichtspunkt ihrer Verbildlichung den sachlichen und fachsprachlichen Strukturen der Schriftsetzerei, deren Terminologie zwar ein geschlossenes System darstellte, aber auch immer in die Bildungssprache der allgemeinen Öffentlichkeit hinein gewirkt hat, bis hin zu bestimmten, als Kuriosa empfundenen Termini. Die Fachsprache der Schriftsetzerei hat ein beharrendes Element im Übergang zur Technisierung gebildet, besaß eine nahezu symbolische Bedeutung für Schreibende, vor allem für Journalisten und Schriftsteller, und besteht in rudimentären Formen bis heute im Offset- und Digitaldruck fort.
„Vom wahren Christentum": eine Hinführung
Zu den wichtigsten nachreformatorischen Theologen wird Johann Arndt oder Arnd (1555-1621) gerechnet. Seine vier „Bücher vom wahren Christentum erschienen erstmals ab 1605, in einer ersten Gesamtausgabe 1610. In vereinigter und noch erweiterter Form gilt das „Wahre Christentum
als erstes lutherisches Andachtsbuch und erlebte 123 Auflagen und Ausgaben allein bis 1740. In nahezu unveränderter Textgestalt erschien das Werk bis zum Ende des 20. Jahrhunderts kontinuierlich immer wieder neu und hat als zentrale Erbauungsschrift auch den Pietismus stark beeinflusst. Das „Hausbuch ist um das Jahr 2000 erneut mehrfach aufgelegt und dann auch digital erschlossen worden. Mit seiner Vielzahl von Ausgaben darf man dem wohl „erfolgreichsten protestantischen Erbauungsbuch Deutschlands
(und darüber hinaus) für historisch-nachreformatorische Zeiten eine außerordentlich große Verbreitung testieren.
Seinem erfolgreichen und auch in mehrere Sprachen übersetzten Buch sind in der Zeit nach Johann Arndt – regelmäßig bis regelhaft – Abbildungen hinzugefügt worden. In nahezu allen heute noch greifbaren Ausgaben finden sich zahlreiche Kupferstiche, die jeweils auf Einzelabschnitte des Textes bezogen sind, gattungsbezogen als Embleme aufgefasst werden und unterschiedliche thematisch-motivische Ausrichtung aufweisen, nach dem konkret auf den zu veranschaulichenden Text bezogenen Motto einer frühen Ausgabe des 18. Jahrhunderts: „Anietzo aufs neue mit 264 saubern Kupfern, accuraten Summarien ieden Capitels".
Das Gesamtinventar dieser Bilder, in denen generell eine Verbindung von Glaubenswelt und Lebensalltag zum Tragen kommt, stellt sich als äußerst vielschichtig und komplex dar und wurde umfangreichen bildwissenschaftlichen und historischen Analysen unterzogen im Sinne einer Illustrationsgeschichte und Bild-Ausstattungs-Entwicklung.¹ Zur Funktion und Bedeutung der Illustrationen ganz allgemein bei Arndt, zu denen es über digitale Emblemdatenbanken einen umfassenden Zugriff gibt, mag die Basisthese genügen, dass es ihnen in gewisser Weise gelang, weite Kreise der lesekundigen (oder vorlesebereiten) Bevölkerung auch bildlich in ihrem Lebensalltag „abzuholen".
In zahlreichen frühen Ausgaben von Arndt aus dem 17. und 18. Jahrhundert ist ein Kupferstich zu sehen, der in mehreren motivgleichen Varianten gefertigt und publiziert worden ist. Die Stiche illustrieren auf eine jeweils sehr konkret-direkte Weise einen kurzen Textabschnitt unter der Überschrift Das andere Haupt-Bild des vierten Buchs, in dem es heißt: „Hier ist zu sehen eine Buchdruckerey, da etliche Kästen mit Buchstaben stehen, welche in ihre Fächlein eingetheilet sind. Da können nun die Buchstaben, so lange sie ein ieder an seinem Ort in dem Kasten liegen, nicht gelesen werden, bis sie zusammen gesetzet werden, da sie gantze Wörter und eine Schrifft machen, da kan man sie fein lesen. Damit wird abgebildet, wie GOTT seine Wercke in der gantzen Welt ausgebreitet, und iegliches zu seiner Zeit und an seinem Ort verrichtet; aber am besten kan man sie erkennen, wenn man sie fein zusammen setzet und andächtig betrachtet. Denn da wird man darin lesen und erkennen den großmächtigsten Schöpffer, und sehr große Lust an seinen Wercken haben." (Textfassung nach einer Ausgabe des 17. Jahrhunderts).
Kupferstich zum Thema Schriftsetzen bei Johann Arndt in zwei frühen Varianten
Als Versuch einer direkten visuellen Umsetzung dieser Beschreibung zeigen die Stiche in nur leicht unterschiedlichen Fassungen jeweils drei schlichte, einfache und unattraktiv wirkende Schriftkästen, aus deren Lettern Texte zum Lobe Gottes entstehen sollen. Den Hintergrund bilden ein oder zwei geschlossene Fenster, so dass der ebenfalls etwas variierende emblematische Rahmen des Bildes bewegter wirkt als die Sach-Abbildung selbst, die einen statischen, leblosen und, anders als der Textabschnitt, unproduktiven Eindruck macht – nahezu wie ein dilettantischer Versuch, ein noch recht neues „Fachgebiet" visuell zu erschließen.
Kupferstich zum Schriftsetzen bei Johann Arndt als dritte Variante mit Blick durch das Fenster
Eine weitere Fassung des Bildes, die erst für das 18. Jahrhundert belegt ist, zeigt konzeptionell einen drei-gliedrigen Aufbau mit einer neuen perspektivischen Tiefe. Durch eine stilisierte Fensteröffnung wird der Blick des Betrachters von außen auf das Innere eines steinernen Gebäudes mit repräsentativem Charakter gelenkt. Dort befinden sich, im und als Bildmittelgrund, die drei Setzkästen, die aus einem konisch zulaufenden Korpus zu bestehen scheinen und nach wie vor horizontal („liegend") auf einfachen hölzernen Böcken ruhen. Nur der mittlere Kasten ist vollständig abgebildet, die beiden flankierenden sind stärker angeschnitten als zuvor.