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Sie sind da! Der Zombie als Motiv in Literatur und Film.
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eBook166 Seiten1 Stunde

Sie sind da! Der Zombie als Motiv in Literatur und Film.

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Über dieses E-Book

Sie sind da – und sie sind überall: Im Horrorfilm, in zahllosen Büchern und Comics, sogar in Fernsehserien treiben die Zombies ihr Unwesen. Zeit, den Untoten auf den fauligen Zahn zu fühlen: Woher stammt der Begriff "Zombie"? Wie definiert man einen Zombie? Wie unterscheiden sich die frühen von den modernen Zombies? Und wie werden sie in Literatur und Film dargestellt?

Von antiken Schriften über Maurice Renard und H. P. Lovecraft bis hin zu Stephen King, S. P. Somtow und George Romero untersucht und beschreibt die Autorin das Motiv des Zombies.
SpracheDeutsch
HerausgeberAmrûn Verlag
Erscheinungsdatum27. Sept. 2018
ISBN9783958693746
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    Buchvorschau

    Sie sind da! Der Zombie als Motiv in Literatur und Film. - Simona Turini

    Anmerkungen

    Einleitung

    Der Begriff ›Zombie‹ ist schon seit einigen Jahren eng mit dem Genre des Horrorfilms verknüpft. Kaum ein Horrorfan, der nicht auf die Aufforderung, einen Zombie zu imitieren, ohne zu zögern die Arme ausstrecken, einen glasigen Blick vortäuschen und »Gehirrrrne, Gehirrrrne« murmelnd langsam vorwärts wanken wird. Die wandelnden Toten sind Teil unserer Kultur geworden, der zeitgenössische Horror ist regelrecht überfüllt mit lebenden Leichen, die auf der Suche nach Menschenfleisch durch entvölkerte Städte schlurfen. Die Zombies haben offenbar einen Boom erfahren – seit den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts sind zahlreiche Zombie-Horrorfilme erschienen, die das Phänomen auch in der Literatur belebt haben.

    Um einige der aktuellsten Beispiele zu nennen: Der Schriftsteller Max Brooks erzählt in seinem Roman World War Z von 2006 die Geschichte des globalen Ausbruchs eines hochinfektiösen Virus, das durch Körperflüssigkeiten übertragen wird, den Infizierten tötet und den toten Körper reanimiert. Er lässt dafür verschiedene Augenzeugen überall auf der Welt sowohl von ihren Erlebnissen in dem auf diesen Ausbruch folgenden Krieg berichten als auch von ihren Erfahrungen mit den lebenden Toten. Der Roman basiert auf der 2003 erschienenen Parodie The Zombie Survival Guide desselben Autors und zitiert diese auch. Im Stile eines typischen Handbuchs zur Überlebenshilfe schildert Brooks die nötigen Vorkehrungen, die man treffen sollte, um eine Invasion lebender Toter zu überleben. Er legt nicht nur die angenommene Ursache der Epidemie, ein Virus, und die Physiologie der Zombies dar, sondern gibt auch Ratschläge zur Planung von Fluchtwegen, Angriff und Verteidigung sowie zum Aufbau einer neuen Zivilisation während und nach der Epidemie. 2013 wurde World War Z mit Brad Pitt in der Hauptrolle verfilmt und hatte großen Erfolg.

    Ein anderes, besonders anschauliches Beispiel für die neue Beliebtheit des Genres bietet die TV-Adaption der Comicreihe The Walking Dead des Autors und Regisseurs Frank Darabont, die im Oktober letzten Jahres bereits in die fünfte Staffel ging und sich nach wie vor großer Beliebtheit erfreut.¹

    Der 2009 erschienene Roman Pride and Prejudice and Zombies illustriert einen weiteren Auswuchs der Zombie-Manie. Autor Seth Grahame-Smith hat ihn sozusagen gemeinsam mit Jane Austen geschrieben – handelt es sich doch um das sattsam bekannte Werk der Engländerin, das von Grahame-Smith lediglich um das Element des Zombies erweitert wurde. Immerhin gelangte der Autor so auf Platz 3 der Bestsellerliste der New York Times.

    Ebenfalls erwähnenswert sind die Autumn-Serie von David Moody,² die Buchfassungen von George Romeros Filmen oder Stephen Kings eher mäßiges, nichtsdestotrotz natürlich ungemein erfolgreiches Werk Cell (2006). Nicht zu vergessen auch die Parodien auf das Genre bei den britischen Fantasy-Autoren Neil Gaiman (in American Gods, 2002) und Terry Pratchett (die Zombies gründen im berühmten Scheibenwelt-Zyklus sogar eine eigene Gewerkschaft!). Der ausgesprochen interessante Roman So ruhet in Frieden des schwedischen Autors John Ajvide Lindqvist behandelt das Thema weniger als ›Fallstudie Zombie‹, sondern eher unter den Aspekten der Trauerarbeit und Überfremdung: Nach einer mysteriösen Hitzewelle in Stockholm stehen die frisch Verstorbenen wieder auf und suchen ihre Familien – wie soll man mit solch einem Ereignis umgehen? Kann man den Verstorbenen überhaupt noch Menschenrechte zubilligen?³

    Neben diesen vielfältigen literarischen Behandlungen treten Zombies auch außerhalb der Literatur regelmäßig in Erscheinung. So stellen sie beispielsweise ein beliebtes Halloween-Kostüm in nahezu jeder Comedy-Serie der USA (besonders häufig in der Zeichentrick-Serie The Simpsons). Weiterhin finden in zahlreichen großen Städten jährliche Zombie Walks statt, bei denen hunderte (wenn nicht, wie 2010 im australischen Brisbane, tausende) Menschen als Zombies verkleidet durch die Straßen laufen. Mit der Musikrichtung des Horrorpunk (The Misfits, The Cramps und The Other sind bekannte Vertreter) schließlich sind die Zombies auch in den Musikcharts schon lange vertreten. Es scheint, als komme man um Zombies nicht mehr herum.

    Im vorliegenden Buch soll das Motiv des Zombies eingegrenzt und anhand verschiedener literarischer und filmischer Beispiele verfolgt und im Idealfall konkretisiert werden.

    Doch was ist überhaupt ein Motiv? Dafür müssen wir kurz in die graue Theorie der Literaturwissenschaft eintauchen:

    Unter einem Motiv versteht man im Allgemeinen die »kleinste selbständige Inhalts-Einheit oder [ein] tradierbares intertextuelles Element eines literarischen Werks.«⁴, also eine kleine semantische Einheit innerhalb eines Textes, die zusammen mit anderen Motiven den Inhalt formt. Laut Ansgar Nünning kann das Motiv als »Bestandteil eines intertextuellen Bezugssystems untersucht« werden.⁵ Tatsächlich kann man sogar weiter gehen und postulieren, dass die Vergleichbarkeit von Texten überhaupt erst durch die Vergleichbarkeit der sie konstituierenden Motive möglich wird. Motive (und auch die nächstgrößere inhaltstragende Einheit, die Stoffe) dienen als Werkzeuge; Sie sind die Hilfsmittel der Interpretation und bieten die Möglichkeit, in ihrer Tradierung Tendenzen in der Literatur und der Gesellschaft aufzuzeigen. Es ist dementsprechend ausgesprochen wichtig, auch neue, erst auftauchende Motive zu identifizieren und zu untersuchen.

    Das hier zu definierende Motiv des Zombies entstammt dem Horrorgenre, das sich traditionell mit der Wirklichkeit des Todes befasst, mit unerklärlichen Erscheinungen oder scheinbar unmenschlichen Taten. Dies bietet ungeahnte Chancen für die Untersuchung der ›unblutigen‹ Seite der Kunst, dringt man doch über die Anerkennung der menschlichen Abgründe notgedrungen tiefer in die menschliche Psyche ein. Die Literatur über das Genre wird dementsprechend immer zahlreicher und ergiebiger. Doch der Zombie, der lebende Tote als eigenständige Figur, wird immer noch nahezu kategorisch aus den Untersuchungen ausgeblendet. Lediglich Schriften über das Subgenre des Zombiefilms finden sich zahlreich, dabei ist der Zombie längst nicht auf dieses Medium limitiert.

    Um nun das rezente Motiv ›Zombie‹ zu entwickeln, werden wir zunächst den Ursprung des Zombies zurückverfolgen – die Etymologie weist eindeutig nach Haiti. Doch bereits in der antiken Literatur finden sich Verweise auf die Wiederauferstehung Verstorbener, weshalb exemplarisch das Gilgamesch-Epos und die Bibel herangezogen werden sollen. Anschließend wird der Zombie als typischer Grenzgänger zwischen den Welten der Lebenden und der Toten von anderen traditionell grenzüberschreitenden Gestalten der Literatur, wie dem Vampir, dem Werwolf oder dem Geist, abgegrenzt. Schließlich werden wir anhand einiger ausgewählter literarischer und filmischer Werke, die den Zombie in den Mittelpunkt stellen, klären, wie er im Allgemeinen beschrieben wird, welche Besonderheiten ihm zugesprochen werden und auf welche Weise die Zombiefizierung vonstatten geht.

    Der Ursprung des modernen Zombies

    Tote, die nicht in ihren Gräbern bleiben wollen, haben das Potential zu besonders erschreckenden Wesen, ist es doch der Tod, der den Menschen am meisten Angst einflößt. Wir wissen nicht, was nach dem unvermeidlich eintretenden Ende mit uns geschieht – abgesehen von den unappetitlichen Vorgängen bei der Zersetzung organischen Materials, die kaum einem Menschen als tröstliche Aussicht erscheinen mögen. Freud äußerte sich in seinem Essay Das Unheimliche folgendermaßen darüber: »Im allerhöchsten Grad unheimlich erscheint vielen Menschen, was mit dem Tod, mit Leichen und mit der Wiederkehr der Toten, mit Geistern und Gespenstern zusammenhängt.«

    Entsprechend sind zu allen Zeiten zahlreiche Vorkehrungen getroffen worden, die den Toten die Zeit im Grab versüßen und verkürzen sollten, und jede Kultur hat sich ihre eigene Interpretation des Jenseits geschaffen. Gleichzeitig scheint es, als empfand der Mensch bereits früh die Furcht davor, dass Verstorbene das Totenreich verlassen und wieder auf Erden wandeln könnten. Diese absolute Verletzung der Naturgesetze ist offenbar zu keiner Zeit als akzeptabel angesehen worden, und bereits früheste literarische Zeugnisse berichten davon.

    Es gibt zwei Ausprägungen dieses Phänomens: Ganz allgemein den wandelnden Toten, der aus den unterschiedlichsten Gründen wieder in eine Art Leben tritt, und den haitianischen Zombie, der dem Motiv in modernen Zeiten seinen Namen gab, ein Wesen, das der Voodoo-Religion entstammt und mit der Hexerei eines böswilligen Zauberers verbunden ist. Diese Ausprägungen bilden den Ursprung des Motivs: Auf der einen Seite existieren nicht näher bezeichnete wiederauferstandene Tote, auf der anderen die afrikanisch-haitianischen Zombies – bis das Bild des einen mit dem Namen des anderen zusammenfällt und fortan das Horrorgenre dominiert. Entsprechend sollen beide Varianten des lebenden Toten in ihren Ursprüngen kurz vorgestellt werden.

    Die Toten sollen sich erheben:

    Das Gilgamesch-Epos und die Bibel

    Eines der ältesten literarischen Schriftstücke ist das babylonische Gilgamesch-Epos, das vermutlich aus dem letzten Drittel des 2. Jahrtausends vor Christus stammt und Mitte des 19. Jahrhunderts in der antiken assyrischen Stadt Ninive im heutigen Irak gefunden wurde. Das Epos umfasst mehr als 3.000 Verse, die in Keilschrift in 12 Steintafeln geritzt wurden. Es erzählt »[d]ie uralte Geschichte des Königs Gilgamesch, der seine Kräfte mit der ganzen Welt messen will, nach der Unsterblichkeit strebt und schließlich auf die Erkenntnis zurückgeworfen wird, dass auch für ihn das Leben endlich ist [...].«

    Gilgamesch, der riesige und sagenhaft schöne, zu zwei Dritteln göttliche König der Stadt Uruk, zieht auf der sechsten Tafel der Dichtung den Zorn der Liebes- und Kriegsgöttin Ischtar auf sich, die sich in den Helden verliebt und ihn um seine Hand bittet. Gilgamesch lehnt ab und beleidigt die Göttin zu allem Überfluss schwer. Sie fordert nun von ihrem Vater Anum den Himmelsstier, ein starkes und mächtiges Wesen, damit er Gilgamesch töte, und droht im Falle einer Weigerung mit der völligen Zerstörung der Stadt Uruk und der Erweckung der Toten:

    Wenn Du mir den Himmelsstier nicht gibst,

    schlage ich die Erdenfeste samt ihrem Wohnsitz ein!

    Niederwalzen werde ich die unteren Gefilde,

    ich werde die Toten heraufsteigen lassen, dass sie die Lebenden fressen,

    über die Lebenden werde die Anzahl der Toten ich steigen lassen!¹⁰

    Die Göttin deutet bereits an, dass die Zahl der Toten die der Lebenden übersteigt, und dass die Toten den Lebenden nicht zwangsläufig wohlgesinnt sein müssen: Kannibalismus wird angekündigt. Die Bedrohung des Lebens durch Armeen von wandelnden Toten, ihres Zeichens unbesiegbar, weil bereits tot, die der Rache selbstsüchtiger Götter dienen sollen – eine Motivation für den Einsatz des Motivs in der Literatur.

    Friedlicher läuft die Wiederauferstehung der Toten in der Bibel ab: Das Evangelium des Johannes, Kapitel 11, erzählt die Geschichte von Lazarus von Bethanien, dem Bruder von Maria und Marta und Freund von Jesus, der nach langer Krankheit stirbt und begraben wird. Jesus kommt mit seinen Jüngern, als Lazarus bereits seit vier Tagen begraben ist. Dennoch will er den Freund auferwecken, was die Herrlichkeit Gottes illustrieren soll: »Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben.«¹¹

    Die Schwester des Toten warnt noch vor der Tat, glaubt

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