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Manituana
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eBook682 Seiten8 Stunden

Manituana

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Über dieses E-Book

Joseph Brant, Kriegshäuptling der Mohawk, dessen Kampf für die Rechte und die Sicherheit der indianischen Gemeinschaften ihn bis nach London an den Hof Georgs III. führt, geht eine Allianz mit den Briten ein und stellt sich nach seiner Rückkehr auf den amerikanischen Kriegsschauplatz dem General der aufständischen Siedler Sullivan entgegen. Nach der Niederlage der Irokesen führt seine Schwester Molly die Überlebenden in eine neue Heimat auf den Tausend Inseln im Ontariosee, dem mythischen Land "Manituana".
Der Roman dekonstruiert die Mythen des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs und erzählt seine Geschichte aus der Perspektive der Besiegten, der Sechs Nationen der Irokesen und der loyalen irischen Siedler, die im Mohawk-Tal friedlich zusammenlebten. Die Vision dieses "Irokirland" hält die Erinnerung an eine andere Geschichte der Vereinigten Staaten wach.
SpracheDeutsch
HerausgeberAssoziation A
Erscheinungsdatum4. Sept. 2018
ISBN9783862416271
Manituana
Autor

Wu Ming

Wu Ming es el seudónimo de un grupo de narradores italianos que trabajan de forma colectiva desde hace años. En 1999, con el nombre de Luther Blissett, publicaron la novela Q. En 2003, ya con su nuevo nombre, publicaron 54, a la que han seguido Manituana, Altai  y El Ejército de los Sonámbulos, esta última publicada por Anagrama, además de las colecciones de relatos Anatra all’arancia meccanica y L’invisibile ovunque y de algunos ensayos, así como de algunos «objetos narrativos no identificados» (Asce di guerra) y de los libros para niños de la serie Cantalamappa. También han escrito con el cineasta Guido Chiesa el guión de la película Lavorare con lentezza. Además, varios miembros del colectivo han publicado diversas obras de manera individual.

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    Buchvorschau

    Manituana - Wu Ming

    hätte.

    ERSTER TEIL

    IROKIRLAND

    1775

    1.

    Sie hatten ihre Kinder mitgebracht, damit diese es eines Tages wieder ihren Kindern und Enkeln erzählen konnten. Nach mehreren Versuchen stand der Pfahl endlich senkrecht. Der Pfahl der Freiheit.

    Ein sorgfältig geschälter und geglätteter Birkenstamm, ein paar Schnüre und ein aus einer Decke herausgeschnittenes, rotes Stoffrechteck. Die Fahne des Kontinentalkongresses.

    Der Sicherheitsausschuss von German Flatts hatte einen ersten Beschluss gefasst und das Dokument verabschiedet. Damit machte er sich die Protesteingaben zu eigen, die die Versammlung von Albany dem englischen Parlament vorgelegt hatte. Pfarrer Bauer verlas das Schriftstück. Der Text schloss mit dem feierlichen Versprechen, gemeinsam die Werte von Religion, Ehre, Gerechtigkeit und Vaterlandsliebe anzuerkennen, sich niemals zu unterwerfen und die eigene Freiheit unter Einsatz des Lebens zu verteidigen.

    Mit Gesängen und Gebeten grüßten sie die Fahne, aber als man sie eben hissen wollte, tauchte ein Reitertrupp auf dem Kirchplatz auf. Die Männer schwenkten Säbel, Gewehre und Pistolen, und einer schoss in die Luft. Die kleine Menge zerstreute sich und suchte Zuflucht zwischen den Häusern. Verängstigte Gesichter lugten über Mauern, durch Türschlitze und die Fenster der Taverne. Ein Name ging von Mund zu Mund.

    Der Name des Mannes, der in die Luft geschossen hatte.

    Sir John Johnson wurde von Männern des Ministeriums für Indianische Angelegenheiten begleitet, von seinen Schwägern Guy Johnson und Daniel Claus, es folgten der Hauptmann John Butler und Cormac McLeod, der im Dienste der Johnsons stand und Anführer der schottischen Pächter war, die das Land des Baronets bebauten.

    Nur Sir William, der Patriarch des Clans fehlte. Der Held des Krieges gegen die Franzosen und Herr über das Tal des Mohawk war im vergangenen Jahr gestorben.

    Sir John ritt ein Vollblut, einen Fuchs mit glänzendem Fell, der unter kurz gehaltenen Zügeln tänzelte. Er entfernte sich von der Truppe, umritt den Platz und warf jedem einzelnen der Mitglieder des Ausschusses verächtliche Blicke zu.

    Guy Johnson dirigierte sein Pferd zu einem niedrigen Vordach und kletterte umständlich hinauf, was seiner übermäßigen Körperfülle geschuldet war.

    »Kommt heraus, wir sind hier, um mit euch zu reden«, rief er in Richtung der Häuser. »Das ist es doch, was ihr wollt, oder?« Niemand antwortete.

    Sir John riss an den Zügeln, das Pferd tänzelte rückwärts und drehte eine Pirouette, bevor es sich dem Willen seines Herrn unterwarf.

    Ein paar Männer fassten sich ein Herz, und die Gruppe, die dem Reitertrupp jetzt gegenüberstand, wurde langsam größer. Guy Johnson blickte ernst.

    »Es ist legitim, eine Petition ans Parlament zu richten, aber eine Fahne zu hissen, die nicht die Fahne des Königs ist, nennt man Aufruhr. Mit der Petition macht ihr euch lächerlich, aber die Fahne bringt euch an den Galgen.«

    Schweigen. Die Ausschussmitglieder vermieden es, sich anzublicken, aus Angst, in den Augen der anderen Nachgiebigkeit zu entdecken.

    »Wollt ihr es machen wie die Bostoner?«, fuhr Guy Johnson fort. »Ein paar Schüsse auf Soldaten des Königs, und schon glauben sie, wer weiß was zu ein. Seine Majestät ist ein treuer Freund der Indianer, er verfügt über die stärkste Flotte der Welt. Alle Forts von Kanada bis Florida sind in seiner Hand. Glaubt ihr wirklich, dass die Rebellen aus Massachusetts es zu mehr bringen werden als einer Schlinge um den Hals?«

    Er machte eine Pause und neigte den Kopf, als lauschte er dem Rauschen des Blutes in den Adern der Deutschen. Dann fuhr er in aller Ruhe fort: »Die Familie Johnson besitzt mehr Land und betreibt mehr Warenhandel als ihr alle zusammen. Sollte seine Majestät tatsächlich den freien Handel bedrohen, werden wir die Ersten sein, die an eurer Seite stehen.«

    Eine kräftige Stimme meldete sich zu Wort: »Eure Geschäfte wird er gewiss nicht stören. Ihr seid reich und habt überall Beziehungen. Die Steuern des Königs schnüren nur uns die Luft ab.«

    Zustimmendes Gemurmel begleitete seine Worte. Guy Johnson erkannte von seinem Vordach aus Paul Rynard, den Böttcher, einen Hitzkopf. Sir Johns’ Hengst warf nervös schnaubend den Kopf hin und her. Sein Reiter zog die Zügel straffer, die Peitsche des Baronets hieb auf das Stiefelleder.

    »Mit den Steuern wird das Heer finanziert, das die Ordnung in den Kolonien aufrecht hält«, erwiderte Guy Johnson.

    »Das Heer dient Euch dazu, uns zu unterdrücken«, rief Rynard.

    Die Stimmung heizte sich auf. Einer der Reiter hob instinktiv die Waffe, aber ein Zeichen Sir Johns hielt sie zurück. »Noch nicht«, flüsterte der Baronet.

    Mit hochrotem Gesicht rief Guy Johnson von oben: »Als die Franzosen und ihre Indianer Euer Land bedrohten, habt Ihr lautstark nach dem Heer gerufen. Der Friede hat Euch arrogant gemacht, jetzt wollt Ihr wieder Krieg, aber Ihr solltet vorsichtig sein, den Toten nützt die Freiheit wenig.«

    »Soll das eine Drohung sein?«, rief Rynard.

    »Geh zurück nach Irland, zu deinen Papistenfreunden!«, rief ein anderer.

    Ein Stein verfehlte Guy Johnson nur knapp.

    In Sir Johns Gesicht stand bedauernde Verachtung, als er »Jetzt!« rief.

    Die Pferde brachen los, und augenblicklich löste sich der Sicherheitsausschuss auf, die Männer stoben in alle Richtungen auseinander.

    John Butlers Pferd riss Rynard zu Boden. Der Böttcher wälzte sich im Staub, erhob sich sofort wieder und wollte zur Kirche flüchten, aber Sir John versperrte ihm den Weg und begann, mit der Peitsche auf ihn einzuschlagen. Rynard kauerte am Boden und hielt die Hände schützend vors Gesicht. Durch die Finger sah er McLeod seinen Säbel ziehen und auf ihn losgaloppieren. Den Blick flehend zum Himmel gerichtet, versuchte er zur Seite zu kriechen, aber der Hieb mit der flachen Säbelklinge traf ihn am verlängerten Rücken und unter dem Gelächter der Reiter schrie er laut auf.

    Während Rynard feststellte, dass er noch lebte, versammelten sich die Männer des Ministeriums für Indianische Angelegenheiten in der Mitte des Platzes. Guy Johnson kletterte zurück in den Sattel und gesellte sich zu den anderen.

    Mit leichtem Sporendruck lenkte Sir John sein Pferd unter den Pfahl der Freiheit.

    Er redete laut, sodass alle ihn hören konnten, wo immer sie sich versteckt hatten.

    »Hört mir genau zu! Wer immer in dieser Grafschaft den König herauszufordern beabsichtigt, wird es mit meiner Familie und dem Ministerium für Indianische Angelegenheiten zu tun bekommen«, seine böse blickenden Augen schienen jeden einzelnen Bewohner aus seinem Versteck, aus den Wohnungen hinter den dunklen Fenstern zu zerren.

    »Das schwöre ich beim Namen meines Vaters, Sir William Johnsons!«

    Er zog einen Fuß aus dem Steigbügel, und nach einigen Tritten kippte der Pfahl in den Schlamm.

    2.

    Jonas Klug saß in einem Sessel im Halbdunkel und kicherte. Das Mondlicht fiel auf den Räumungsbefehl in seinen Händen. Immer wieder blickte er hocherfreut auf das Papier, auch wenn er es im schwachen Licht nicht lesen, die Zeilen kaum erkennen konnte. Er strich über den Bogen, fuhr mit den Fingerkuppen über die Körnung und roch daran, als handelte es sich um einen parfümierten Liebesbrief; er roch nach Reichtum, nach Land, nach Zukunft.

    Die Indianer dagegen rochen nach Vergangenheit.

    Jonas Klug war beschwipst, er hatte gefeiert. Die Pendeluhr im Wohnzimmer zeigte fünf vor elf. Seine Frau und die Bediensteten waren schon zu Bett gegangen.

    Es war ein Kinderspiel gewesen, die Mohawk betrunken zu machen. Im Land der Sechs Nationen der Irokesen, das sie das Lange Haus nannten, floss der Rum in Strömen. Männer und Frauen schwelgten in Alkohol. Fast noch mehr als die Weißen verloren sie in betrunkenem Zustand jede Haltung, krümmten sich und lachten, bis sie sich die Kiefer ausrenkten, taumelten, das Gleichgewicht verloren, zu Boden fielen und sich im Staub wälzten oder vor Wut schäumten, übereinander herfielen und zu einem rasenden Haufen wurden. Einer ihrer Häuptlinge war volltrunken ins Feuer gestürzt und zu Tode gekommen.

    Wenn der Rum die Sechs Nationen ins Verderben riss, konnte man daraus seinen Vorteil ziehen. Klug war Geschäftsmann. Östlich des Dorfes hatte er weites, fruchtbares Land entdeckt, fünftausend Morgen Wald mit Freiflächen, auf denen verstreut ein paar IndianerHütten standen. Mehrere weiße Pächter, Papisten, Iren und Schotten, bebauten ein paar kleinere Felder und bezahlten die Mohawk in Naturalien. Klug war Deutscher. Vor zwanzig Jahren war er in zerrissenen Hosen in New York vom Schiff gestiegen. Jahrelang hatte er in vertraglich abgesicherter Knechtschaft die Scheiße der anderen weggeschaufelt; dann der Freikauf, die Freiheit, die Reise ins Landesinnere und schließlich das Land, so viel Land, wie er es sich nie hatte vorstellen können. Er hatte sich abgerackert, es urbar gemacht und bebaut, in der Hoffnung, das Gespenst der Armut für immer vertreiben zu können. Dann brach der Krieg zwischen England und Frankreich aus. Schreckenszeiten, im Haus verbarrikadiert aus Angst vor den Streifzügen der Indianer. Doch mit dem Frieden war schließlich der Aufschwung gekommen. Jonas hatte sich sogar eine Sklavenfamilie halten können, die das Land für ihn bestellte. Und jetzt gehörten ihm auch noch diese fünftausend Morgen. Mit dem auf die Seite gelegten Geld würde er dort eine Mühle und einen zweiten Hof bauen, Holz verkaufen, Gerste und Roggen anbauen, Viehzucht betreiben, Bier brauen und Whiskey destillieren. Oder er würde es einfach weiterverkaufen.

    Das Gesetz – das bisschen Gesetz, das es gab – war auf seiner Seite, auf der richtigen Seite. Gott beschützte nicht die Wilden, Jesus war ein Weißer, kein Indianer.

    Das Einzige, was die Indianer wollten, war immer mehr Rum. Die aufgeklärteren Sachem hatten das Problem erkannt und warnten immer wieder vor dem Teufelswasser, auch der Alte, bevor er krepiert war, hatte gewarnt. Aber genauso gut hätten sie gegen das Atmen predigen können, und William Johnson, Baronet und Beschützer der Indianer, hatte dafür gesorgt, dass immer genug Luft da war.

    Rum floss überall, es gab ihn, und es musste ihn geben.

    Vor drei Jahren hatte Klug den richtigen Indianer betrunken gemacht, den dümmsten und größten Angeber von allen, Lemuel, Lemuel irgendwas, und ein paar seiner Kumpanen, ebensolche Idioten wie er. Als sie betrunken waren und noch bevor sie begannen, ihre Gedärme auszukotzen, hatte er sie die Abtretung mit dem hübschen X der Analphabeten, das genauso viel galt wie eine Unterschrift, unterschreiben lassen. Nicht dass Klug ein gebildeter Mann gewesen wäre, aber das Wenige, was er wusste, setzte er geschickt ein.

    In dem Vertrag erklärten sich Lemuel und seine Kumpane zu gesetzlichen Vertretern der Bewohner von Canajoharie, zu den Eigentümern des Landes, zu einer Art Stammesrat, den es nur bei den Wilden gab. Als solcher übereigneten sie ihm viertausend Morgen Land für den Gegenwert von zwei Kisten Rum.

    »X«, »X« und »X« in Gegenwart von Zeugen.

    Begünstigter: Jonas Klug.

    Kurze Zeit später hatte ein befreundeter Landvermesser in einer hellen Vollmondnacht den neuen Besitz großzügig vermessen. Es wurden tausend Morgen mehr als vertraglich vereinbart. Anschließend hatte er alles nach Albany geschickt, und ein Jahr später hatte er die Eigentumsurkunde erhalten.

    Ein böses Erwachen für die Wilden von Häuptling Suffkopp. Die Mohawk hatten den Vertrag angefochten und geltend gemacht, Jonas Klug habe das Land unredlich erworben, weil solche Verträge nur von den Sachem persönlich unterzeichnet werden dürften, außerdem sei bei den Verhandlungen kein offizieller Dolmetscher anwesend gewesen. Sie hatten Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, hatten an ihren Baronet appelliert, an Gouverneur Tryon und an die englische Krone. Sie hatten bei Gericht Petitionen eingereicht, Protest erhoben und mit Krieg gedroht. Konnte ein Gericht einen redlichen Siedler einer Horde Rothäute gegenüber ins Unrecht setzen?

    Klug stand nicht allein, er hatte Freunde, die in der Lage waren, ihn zu beschützen, und die Indianer wussten das. Deshalb redeten sie und redeten und reichten mit Hilfe einiger dieser aalglatten Winkeladvokaten Widersprüche und Petitionen ein, aber zur Tat schritten sie nicht.

    Viele Siedler bewunderten Klug für das, was er getan hatte. Manche konnten es gar nicht erwarten, endlich mit den Wilden abzurechnen, mit diesem stinkenden Gesindel, das, wenn es Hunger hatte, in ihre Kornkammern eindrang oder ihre Äpfel von den Bäumen pflückte, als wären es ihre, und wenn man nicht aufpasste, kotzten sie einem auch noch vor die Füße. Es konnte nicht sein, dass Gott diesen primitiven Ungläubigen Rechte auf dieses Land eingeräumt hatte.

    Klug hasste sie, aber noch mehr hasste er die, die sie beschützten: das Ministerium für Indianische Angelegenheiten und den Clan der Johnsons, die mit Spitzendeckchen und Porzellangeschirr Hof hielten. Vor allem aber hasste er Molly Brant, die Hure des alten Sir William, und ihre Halbblut-Söhne, die an einem Tag gepudert und frisiert und am nächsten mit Muscheln und Kriegsbemalung herumliefen.

    Als die Eigentümer von Ländereien, die sich über Hundertausende von Morgen, in Onondaga, Sacondaga, Schenectady, Kingsborough, Albany und Schoharie erstreckten, machten sie gemeinsame Sache mit den Sechs Nationen und König Georg von England.

    Klug wusste nur zu gut um die Machenschaften arroganter Großgrundbesitzer. Sein Vater hatte sein ganzes Leben lang das Land solcher Herren bestellt. Klug war emigriert, um nicht länger ihre Stiefel im Nacken spüren zu müssen, aber es gab sie auch hier; sie waren der Fluch der Erde.

    Lemuel und seinen Freunden war er nie wieder begegnet. Vielleicht waren sie von ihren Brüdern totgeprügelt oder aus dem Dorf gejagt worden. Vielleicht waren sie als Vagabunden nach Westen abgehauen und verfluchten jeden Tag jenen Augenblick, an dem sie sich besoffen hatten, und um zu vergessen, tranken sie weiter.

    Das Land würde für immer ihm gehören, solange er das wollte. Der von den zuständigen Behörden ausgestellte Räumungsbefehl, den er in Händen hielt, war der letzte, heiß ersehnte Schritt. Ein Tritt in den Hintern Joseph Brants und der Seele William Johnsons, die in der Hölle schmorte.

    Deshalb kicherte Jonas Klug im Halbdunkel vor sich hin, als die Pendeluhr elf Mal schlug.

    Dann wieder Stille.

    Klug hörte ein Geräusch.

    Joseph Brant hatte den Gouverneur gewarnt. Die Geduld der Mohawk war am Ende. Seine eigene hatte sich schon vor einiger Zeit erschöpft, denn auch sein Anwesen lag auf jenen fünftausend Morgen.

    Die Menschen im Dorf wollten nicht länger warten. Der Betrug Klugs war nur der letzte in einer langen Reihe von Betrügereien der Siedler, mit denen sie den Mohawk ihr Land zu rauben versuchten.

    Thayendanega, »Der, der zwei Stöcke verbindet«, getauft auf den Namen Joseph Brant, gehörte nicht zu denen, die sich betrunken machen ließen. Er war ein allseits respektierter Mann, Veteran des Franzosen- und Indianerkrieges und Dolmetscher des Ministeriums für Indianische Angelegenheiten. Gouverneur Tryon hatte versprochen, sein Möglichstes zu tun, aber es hatte sich nichts geändert. Die Lage hatte sich durch hinterhältige Angriffe auf die Sechs Nationen noch verschärft, und allein auf sich gestellt gingen sie einer düsteren Zukunft entgegen. Die Krieger murrten, aber noch gehorchten sie den Sachem, obwohl sie diese für zu vorsichtig hielten. Das war keine Sache, die Gerichte zu entscheiden hatten. Jetzt, da Sir William tot war, wollten viele das Problem auf traditionelle Art und Weise lösen und den Skalp Klugs unter ihre Kriegstrophäen einreihen. Auch Joseph wollte den Rest seiner Tage nicht in Armut verbringen, plädierte aber für ein anderes Vorgehen. Das Land und alles, was darauf war, gehörten ihm und seinen Leuten, die schon immer Verbündete des Königs gewesen waren. Aber der Schuldige durfte am Ende nicht als Opfer dastehen. Deshalb würde er in seinem Namen und im Namen der anderen den nötigen Druck ausüben und in Übereinstimmung mit den englischen Gesetzen Gerechtigkeit einfordern.

    Das Dorf hatte grünes Licht gegeben.

    Ein Dutzend Männer hatte sich gegen den Wind angeschlichen und die Hunde vergiftet. Zwei Krieger waren zurückgeblieben und bewachten die afrikanischen Sklaven, die in einer Hütte im letzten Teil des Anwesens hausten: ein halbes Dutzend Unglückseliger, die keine Probleme machen würden. Klug behandelte sie schlechter als sein Vieh. Der Rest der Gruppe hatte sich um das Wohngebäude verteilt und wartete ungeduldig. Joseph drückte sich an die Hauswand, in einer Fensterscheibe sah er sein Spiegelbild. Zwei Stunden Fußmarsch hatten seiner Kleidung nichts anhaben können; Jägerjacke mit Hornknöpfen, Lederhosen und Reitstiefel. Im Licht des Mondes war die Gestalt nicht mehr als das undeutliche Profil eines Schattens mit seinem Schattengefolge. Er würde dem Deutschen wie der Geist der Wälder erscheinen.

    Bevor sie aufgebrochen waren, hatte er noch einmal über die Zusammensetzung der Gruppe nachgedacht. David Royathakariyo und zwei junge Männer vom Clan des Bären hatten ihre Gesichter bemalt, aber Joseph hatte es bei ein paar leise gemurmelten Bemerkungen bewenden lassen und nur den Kopf geschüttelt. Es war schwer zu verstehen, was in den Köpfen der jungen Leute vorging, aber solange sie keine Dummheiten machten, hatte jeder das Recht, sich so zu kleiden, wie er wollte. Natürlich war die Bemalung ein Zeichen, sie stand für die Bereitschaft zum Krieg.

    Jacob Kanatawakhon, August Sakihenakenta und noch ein paar andere vom Clan des Wolfs gehörten zu seinen engsten Vertrauten.

    Bis auf einen waren anscheinend alle ziemlich nüchtern. Nur Johannes Tekarihoga, der edelste Mann der Canajoharie, war angetrunken. Er stank nach Rum und nahm hin und wieder tiefe Züge aus der Feldflasche, die er auch den anderen anbot. Es hatte Joseph den halben Nachmittag gekostet, ihn zu überreden, mit ihnen zu gehen. Die Anwesenheit eines Mannes seines Ranges verlieh dem Unternehmen größere Legitimität. Wäre der alte Sachem auf dem Weg eingeschlafen, hätte man ihn auf dem Rückweg wieder eingesammelt.

    Joseph richtete sich auf und machte den Kriegern ein Zeichen. Er löste sich von der Hauswand und ging mit großen Schritten auf den Eingang zu. Vor der Tür hielt er an und atmete tief ein. Die Nachtluft füllte seine Lungen, und seine Brust weitete sich. Er gefiel sich, er sah kriegerisch und doch elegant aus. Im Haus brannte ein schwaches Licht. Klug war wach. Umso besser. Joseph klopfte entschlossen mit dem Elfenbeinknauf des Spazierstocks, den ihm Sir William einst geschenkt hatte, an die Tür.

    »Mach die Tür auf, Jonas Klug! Mach auf oder wir brechen sie auf!«

    Die Krieger machten sich bemerkbar, einige stießen Kriegsschreie aus. Joseph überlegte, ob der Deutsche die Tür aufstoßen und wild um sich schießen würde, aber das glaubte er nicht. Klug würde seine Haut retten wollen, er würde versuchen, Zeit zu gewinnen.

    Als sich die Tür einen Spalt öffnete, trat Joseph sie mit der Stiefelsohle auf. Klug tauchte mit aschfahlem Gesicht im Blickfeld der Indianer auf.

    »Was macht ihr hier? Was wollt ihr?«

    Statt einer Antwort schob Royathakariyo Joseph zur Seite und stürzte sich mit gebleckten Zähnen auf den Deutschen.

    »Du willst wissen, was wir hier machen? Was glaubst du?«

    Die Hände des Indianers legten sich um Klugs Hals und drückten zu. Der Deutsche schnappte nach Luft, und als Joseph versuchte, ihn aus dem Griff des Indianers zu befreien, gab er unterdrückte Schreie von sich. Als der andere ihn losließ, sackte er hustend auf den Boden.

    Seine Frau kam mit einem Gewehr in der Hand die Treppe herunter. Sie wollte anlegen, aber Kanatawakhon packte den Lauf und stieß ihn nach oben. Sie feuerte in die Decke und begann wie eine Besessene zu schreien. Die Indianer imitierten sie und die Schreie wurden immer schriller und lauter. Schließlich führten Bedienstete die Frau wieder nach oben. Klug versuchte, seinem Schicksal zu entgehen und wollte auf allen Vieren davonkriechen, aber die Indianer stürzten sich auf ihn.

    »Nicht auf den Kopf«, befahl Joseph.

    Schläge hagelten auf Rücken und Beine des Deutschen. Als er fand, es sei genug, zog Joseph die Krieger weg.

    »Es reicht! Aufhören, es reicht jetzt!«

    Er beugte sich über Klug und wedelte mit einem Blatt Papier vor dessen Nase herum.

    »Das hier ist eine schriftliche Erklärung, mit der Ihr, Herr Klug, zugebt, dass Ihr meinen Leuten ihr Land in betrügerischer Weise geraubt habt.«

    Mit der anderen Hand schwang er den Stock.

    »Das war nur eine kleine Kostprobe. Was Euch erwartet, wenn Ihr nicht unterschreibt, erfahrt Ihr, wenn es so weit ist.«

    Die kurze Ansprache hatte er in den vergangenen Tagen vorbereitet. Sie hörte sich gut an.

    3.

    Morgens hörte sie die Erde atmen, mittags die Pflanzen wachsen und abends sah sie, wo die Winde sich zur Ruhe legten. Den Augen Molly Brants offenbarten sich Dinge, die für andere unsichtbar waren. Klar und deutlich wie die Umrisse von Bäumen an kalten Tagen standen sie lesbar wie eine Handschrift vor ihren Augen. Von der Mutter ihrer Mutter hatte sie gelernt zu sehen, wo andere Augen blind, und zu hören, wo andere Ohren taub waren. Sie hatte gelernt, sich die Gunst der Oyaron zu sichern, der Geister, die durch die Träume führen, und sie beherrschte die richtige Art des Erwachens: die Lider öffnen, dem Herrn des Lebens danken, drei Mal durchatmen und sich dann erheben, bevor die Mattigkeit des Körpers die Gedanken vernebelt, damit der Kopf frei bleibt, die Träume nicht verblassen und die Beschwerden der Seele geheilt werden.

    Die durchs Fenster dringenden Lichtstrahlen zerschnitten die Dunkelheit. Der untere Teil des Bettes lag noch im Halbschatten, während der obere von der Taille an aufwärts von Sonnenlicht überflutet war.

    Leichtfüßig stand Molly auf. Ihr schwarzes Haar fiel über die Leinenjacke, während sie den Inhalt des Krugs in eine kleine Schüssel goss, ihr Gesicht wusch, sich mit einem Baumwolltuch abtrocknete und den Kopf hob.

    Der Spiegel zeigte ein Netz feiner Narben auf der Haut, die nur leicht von den Blattern gestreift worden war, eine der an der Seite Sir Williams gewonnenen Schlachten.

    Der Reiz deiner Haare entfacht meine Leidenschaft und lässt meine Wangen erröten.

    Ein Windhauch trug die Stimme herüber. Molly betrachtete forschend die Spiegelung ihrer Pupillen. Sie hielt jedem Blick stand, auch dem der Molly Brant.

    Arendiwanen, Mächtige Frau. Reich an Dingen, Land und Kindern. Fähig zu machtvollen Träumen; wie zu Zeiten der Großeltern, als Hendrick jung war und die Nation blühte.

    Im nächtlichen Traum war die Kirche voller Menschen gewesen. Köpfe bis hinauf zur Decke, wie für den Winter gestapelte Maissäcke. Irische Landbesitzer, schottische Pächter, Krieger der Mohawk. Bären und Wölfe kauerten auf dem Lehmboden. Riesige Schildkröten trugen den Altar auf ihren Panzern.

    Der Pastor auf der Kanzel blätterte im Buch der Gebete, als Peter sich erhob, die Violine nahm und den alten irischen Marsch spielte, den sein Vater von den Dudelsackspielern vor Beginn der Schlacht anstimmen ließ. Zwei Sachem mit schwarzen Handschuhen und Trauermänteln näherten sich dem Sarg, um ihn in die Grube unter dem Altar zu lassen, doch die Grube war noch nicht ausgehoben.

    Nacheinander rückten die Gläubigen nach vorne, ergriffen den Spaten und versuchten, ihn in den Boden zu stoßen. Vergeblich. Die Erde war härter als das Eisen. Der Griff des Spatens zersplitterte.

    Joseph nahm seinen Tomahawk, um ihn wie eine Spitzhacke einzusetzen. An seine Seite gesellte sich ein Krieger, das Gesicht im Schatten. Er grub mit den Fingernägeln, bis sie bluteten.

    Molly stellte sich ans Fenster. Männer und Frauen standen in kleinen Gruppen auf dem Platz vor dem Laden.

    Ein indianischer Jäger mit Fellen und ein Händler mit Töpfen wollten ein Tauschgeschäft abschließen und baten sie, als Dolmetscherin zu helfen. Ein Schiffer benötigte Vorräte für die Reise und Pech, um sein Boot auszubessern. Siedler von nahegelegenen Höfen waren gekommen, um ihre Familienkredite zu verlängern. Die beiden deutschen Damen aus Palatine gehörten zu denen, die sie in der Regel als Hexe beschimpften, aber wegen eines wundertätigen Kräuteraufgusses gegen Zahnschmerzen kamen sie dann doch über den Fluss zu ihrem Laden. Kinder und Hunde waren da, Alte und Krieger, Sachems und Tagediebe, die auf eine Ration Rum warteten. Junge und alte Frauen erzählten sich ihre Träume, diskutierten die Neuigkeiten und kauften Salzfleisch.

    Selbst durch die dicken, dunklen Scheiben voller Luftblasen nahm Molly eine gewisse Aufgeregtheit wahr. Es wurde lauter geredet als gewöhnlich, und die Stimmen klangen erregt. Es waren nicht die üblichen Gespräche, mit denen man sich die Wartezeit vertrieb, von den Lippen der Sprechenden lösten sich ganze Satzlawinen.

    Alle redeten, niemand schien zuzuhören.

    4.

    Immer wenn Canajoharie in seinem Blickfeld auftauchte, dachte Joseph Brant an das Schicksal seiner Leute.

    Am Fuß des Hügels in der Flussschleife des Mohawk erstreckten sich Felder und die aus Holz gebauten Langhäuser.

    Als die Nation noch zahlreiche Mitglieder hatte, trugen die traditionellen Behausungen den Namen zu Recht, denn sie konnten bis zu dreihundert Personen beherbergen. Aber heute hatte das ganze Dorf nicht mehr so viele Einwohner.

    Die Häuser waren kleiner geworden. Es fehlten die Menschen, die sie hätten füllen können, und die Mohawk hatten sich angewöhnt, wie die Weißen zu leben. Die Wohlhabenden hatten Glasfenster und wurden von den ärmeren Siedlern neidvoll beäugt.

    Nur das Territorium der Sechs Nationen blieb weiterhin ein Langes Haus, wenn auch nur symbolisch. Die Seneca verteidigten die Tür im Westen, die Mohawk die im Osten. In der Mitte hüteten die Onondaga das Feuer, und die Cayuga, Oneida und Tuscarora halfen ihren älteren Brüdern, den vom Ahnenkult geforderten Aufgaben nachzukommen.

    Joseph sah, dass ihm auf dem Weg, der aus dem Dorf heraufführte, eine Gestalt entgegenkam.

    Nach dem Besuch auf dem Anwesen Klugs hatte die Hälfte der Gruppe, vom Rum benebelt, den falschen Weg eingeschlagen. Die Rufe der Betrunkenen hatten die Hunde im Umkreis von einer Meile aufgeweckt. Aufgescheucht von den Tieren, waren die Krieger in der Umgebung umhergeirrt, einige hatten sich auf dem Boden schlafen gelegt. Es hatte Stunden gedauert, bis sich alle wiedergefunden und auf den Weg gemacht hatten. Die farbverschmierten Gesichter hatten wenig würdevoll ausgesehen.

    »Fort Ticonderoga!«, rief Peter Johnson, als sein Onkel in Hörweite war.

    Als er neben ihm stand, redete er weiter: »Die Rebellen haben Fort Ticonderoga eingenommen, ohne einen Schuss abzugeben.«

    Joseph blickte seinen Neffen an. In den letzten Monaten hatten sie sich nur selten gesehen. Nach dem Tod seines Vaters war Peter nur ein paar Mal aus Philadelphia hergekommen.

    »Ihr Anführer ist ein gewisser Ethan Allen, weißt du, wer das ist, Onkel Joseph?«

    »Ein Bandit aus den Green Mountains. Er kämpft seit Jahren gegen den Gouverneur. Komm, wir gehen zu deiner Mutter.«

    Joseph bemerkte die Unruhe der Männer. Die Krieger hätten sich lieber auspeitschen lassen, als in diesem Zustand vor Molly zu treten. Mit allerlei Entschuldigungen verschwand einer nach dem anderen.

    Onkel und Neffe gingen alleine weiter.

    Wie bei den ersten Tropfen eines Gewitters beschleunigten Männer und Frauen auf dem Weg ihre Schritte, blieben plötzlich stehen und schlossen sich anderen Gruppen an. Alle Haustüren standen weit offen, damit Nachrichten ungehindert eindringen konnten.

    Die Jüngeren verbreiteten sie, indem sie von der Kirche zum Bootsanleger rannten und weiter bis zu den entferntesten Gehöften.

    Der langgezogene Hauptraum des Ladens war vollgepackt mit Waren. Sie lagen überall, noch im letzten Winkel, sie lagen auf Konsolen und in Regalen oder hingen von Deckenbalken herab. Hanfseile, Holzkästen mit Nägeln, Dochten und Feueranzündern, Schachteln, auf denen chinesische Schriftzeichen zu sehen waren, mit Pigmenten für Krieger, kleinen Spiegeln, um sich das Gesicht zu bemalen, Kerzen, Werkzeugen, Feuersteinen und Farben. Es gab einfache und gewachste Decken, Felle, Kleidung in verschiedenen Größen und Lebensmittel, frisch, getrocknet, geräuchert und in Salz eingelegt. Schließlich der unangefochtene Souverän aller Warenlager, Kaufläden oder Pferdewechselstationen im Umkreis von Hunderten von Meilen: Rum in kleinen Fässern.

    Joseph begrüßte seine Schwester, die gerade einem Kunden erklärte, dass sein Geld Falschgeld und nur als Almosen eines Geizhalses zu gebrauchen war. Peter erklärte sich kurzerhand zum unfehlbaren Sachverständigen, und seine Mutter überließ ihm erleichtert diese Aufgabe und gab Joseph ein Zeichen, ihr zu folgen.

    Hinter einem Vorhang aus Rohleinen verbarg sich ein Raum, der Verhandlungen und besonderen Gästen vorbehalten war. Auf einem Teppich aus orientalischer Seide standen ein niedriger Tisch und Schaukelstühle. Im Hintergrund führte eine Holztreppe in die Privatzimmer. Molly ging zur Treppe und rief hinauf, man solle Tee bringen. Sie rückte ein Kissen im Sessel zurecht, setzte sich und vertrieb mit einem Fächer aus Spitze die Fliegen.

    Joseph blickte sie an. Sie war acht Jahre älter als er. In ihrem schwarzen Zopf blitzten vereinzelt graue Haare auf.

    Eine junge schwarze Bedienstete betrat den Raum mit einem Silbertablett und chinesischem Porzellan. Joseph kannte das Service aus dem Salon von Johnson Hall.

    »Fehlt dir dein altes Zuhause?«, fragte er sie.

    Molly zuckte kaum merklich mit den Schultern.

    »Mir fehlen bestimmte Sachen, meine selbst ausgesuchten Möbel, das Geschirr, das ich mit William in den New Yorker Läden gekauft habe. Sir Johns Gouvernante hat mir gesagt, dass sie das Silber einschmelzen, weil sie Angst haben, die Rebellen könnten es beschlagnahmen.«

    Die gedämpfte Atmosphäre, der Geruch von Leder, Getreide und Rohrzucker hüllten Josef ein; alles in Reichweite. Ein einziges Oberlicht erhellte den Raum.

    Er atmete tief ein und nahm einen Schluck Tee: »Die Siedler werden unverschämter. Seit dein Mann tot ist, schützt uns das Gesetz der Weißen kaum noch.«

    »Nach dem Gesetz der Weißen war Sir William nicht einmal mein Mann.«

    Joseph zog ein zusammengefaltetes Stück Papier unter der Jacke hervor.

    »Das hier werden sie nicht ignorieren können.« Er reichte Molly das Papier, die es entfaltete und überflog. »Die Unterschrift Klugs ist echt«, bestätigte ihr Bruder. »Wir müssen eine Vertrauensperson nach Albany schicken, die das Schreiben dem Kolonialgericht übergibt.«

    Molly lächelte kaum merklich und legte das Dokument auf das Tablett.

    »Die Post hat heute Morgen Nachrichten aus dem Norden gebracht. Die Bostoner haben Ticonderoga eingenommen und dringen jetzt nach Kanada vor.«

    Joseph nickte: »Die Rebellion weitet sich aus, das Lange Haus muss sich für einen Krieg entscheiden, bevor der Krieg sich für das Lange Haus entscheidet.«

    Das folgende Schweigen wurde nur von den Stimmen hinter dem Vorhang gestört. Molly schaukelte verhalten in ihrem Sessel.

    »Viele behaupten, es sei eine Sache, die nur Engländer etwas angehe, aber das Land gehört uns, wir haben die Verträge mit König Georg geschlossen.«

    Joseph stand auf und schob den Vorhang zur Seite.

    Peter hatte den Kunden überzeugt und hielt ihm das Kreditbuch zur Unterschrift hin. Der Junge war in Ordnung. Er lebte allein und ohne Furcht in einer großen Stadt. Er war stolz auf seine Herkunft und die Möglichkeit, sich neues Wissen anzueignen. Er beherrschte drei Sprachen in Wort und Schrift: Englisch, Französisch und Mohawk. Er konnte Noten lesen, Geige spielen und ging seinen Geschäften nach. Bald würde er auch den Kriegern seinen Mut beweisen. Sir William und Molly hatten sich für ihren Erstgeborenen eine großartige Zukunft ausgemalt, und der Junge würde sie nicht enttäuschen. Er fühlte sich unter Weißen genauso wohl wie im Langen Haus, er verkörperte mit seinen sechzehn Jahren die Zukunft der Nation.

    Joseph trat einen Schritt zurück, drehte sich um und nahm seinen Gedankengang wieder auf.

    »Was hätte Sir William getan?«

    Molly starrte auf die dunkle Oberfläche der Tasse. Es war, als sähe sie wieder die Wasser im Traum, das Kanu, das stromaufwärts in das Land fuhr, in dem die Sonne nicht untergeht.

    »Ich werde ihn im Traum befragen. Gewiss hätte er das Tal verteidigt, die Welt, die er zusammen mit Hendrick aufgebaut hat.«

    5.

    Mit seinen soliden Mauern, Glasfenstern und dem Land, das bis an den Fluss hinunterreichte, war dies noch immer der schönste Hof der ganzen Umgebung. Margaret, die Mutter Josephs, hatte ihn von ihrem dritten Mann geerbt, dem Sachem Brant Canagaraduncka.

    Auf der Tenne bockten irische Pächter ein Fuhrwerk auf, um ein neues Rad auf die Achse zu montieren. Die Zugpferde tranken unter der Aufsicht eines Jungen. Jäger der Mohawk reparierten den Kiel eines Kanus, während ihre Frauen mit den Bäuerinnen aus der Umgebung vor einem Stapel Decken Geschäfte abwickelten.

    Normalerweise blieb Joseph stehen, wechselte ein paar Worte und tauschte Meinungen aus, doch nicht so an diesem Tag.

    Susanna empfing ihn am Eingang. Hinter ihrem Rock lugte Christina hervor. Als sie ihren Vater erkannte, warf sie ihm ein schüchternes Lächeln zu, ließ sich mit einem Finger über die Wange streicheln und versteckte sich wieder.

    Er schaute seiner Frau in die Augen, bevor er das Haus betrat, und Susanna bemerkte seinen besorgniserregenden Blick.

    Die Tischgäste erhoben sich bei seinem Eintritt. Im Halbdunkel erkannte er Herrn Lorenz, einen Büchsenmacher aus Albany, der ihn begrüßte und ihm seinen indianischen Führer vorstellte, der an seiner rechten Seite saß und aß. Die beiden anderen Gäste verbeugten sich. Der Ältere mochte sechzehn Jahre alt sein und redete in beider Namen. Sie waren Shawnee, reisende Lehrer, die in Lebanon studiert hatten und Christus und das Alphabet in die Dörfer an der Grenze brachten. Sie übernachteten jeden Tag bei einem anderen ehemaligen Zögling der Schule. Sie dankten für die Gastfreundschaft und versprachen, sie in ihre Gebete einzuschließen.

    Joseph setzte sich zu ihnen, aber eine Gestalt in der Ecke erregte seine Aufmerksamkeit. Kleine Augen reflektierten die Flammen des Feuers.

    »Isaac, komm her und begrüße deinen Vater.«

    Der Junge kam näher. Er war neun, noch nicht alt genug, um zu kämpfen, aber Joseph war sich nicht sicher, ob das ein Vorteil war; in Kriegszeiten unterliegen die Schwachen. Er drückte seine Schultern, als wollte er ihre Widerstandsfähigkeit prüfen und ihm gleichzeitig Kraft verleihen, als er bemerkte, dass der Junge seine Wangen rot und schwarz bemalt hatte. Sein Griff wurde fester, und Isaac versuchte, sich dem Griff zu entwinden, musste sich aber der Kraft des Erwachsenen beugen.

    »Das sind die Farben des Krieges«, sagte Joseph, während er ihm mit energischen Gesten das Gesicht säuberte, »die braucht man nicht beim Spielen, und auch im Haus trägt man sie nicht.«

    Er ließ ihn frei, und der Junge huschte zur Tür. Die Kinder verloren die Achtung vor den wichtigen Dingen.

    »Dein Sohn kann nichts für die Sorgen in deinem Kopf«, murmelte Susanna.

    Joseph ignorierte den Vorwurf und streckte die Hand nach der kleinen Christina aus, aber das Kind zog sich zurück und folgte ihrem Bruder nach draußen.

    Susanna servierte ihm sein Essen. Joseph aß, ohne das Gesicht vom Teller zu heben, die Geräusche wurden durch die Stille verstärkt. Als er fertig war, setzte er sich vor den Kamin und rauchte eine Pfeife, während sich die Gäste einer nach dem anderen verabschiedeten.

    Lorenz war der Letzte. Er kam zögerlich näher, er wollte ganz offensichtlich noch etwas sagen. Joseph warf ihm einen gleichgültigen Blick zu.

    »Sie verlangen Gewehre von mir, Herr Brant.«

    »Das ist gut für Euer Geschäft.«

    Lorenz schüttelte den Kopf.

    »Ihr versteht mich nicht. Sie wollen Gewehre, viele Gewehre, mehr als ich herstellen kann.«

    »Dann werdet Ihr reich.«

    »Von Albany bis hierher wurde ich von drei Kontrollposten der Milizen angehalten und durchsucht. Sie haben ihre Waffen auf mich gerichtet und alles auf den Kopf gestellt. Was zum Teufel ist los, Herr Brant? Sind die verrückt geworden? Wollen sie es wie in Boston machen?«

    Joseph blickte in die Flammen und nahm einen langen Zug aus der Pfeife.

    »Wir werden eine Belagerung zu verhindern wissen.«

    Der Büchsenmacher zögerte, und als er begriffen hatte, dass der Indianer nichts weiter sagen würde, verabschiedete er sich.

    Joseph starrte noch immer in die Flammen.

    Susanna rief nach den Kindern.

    Sie war die Schwester Peggies, seiner ersten Frau. Sie waren Oneida aus dem Susquehannah-Tal. Er hatte Susanna geheiratet, nachdem er Witwer geworden war, so war es üblich. Isaac und Christina hatten sie im Laufe eines Sommers lieb gewonnen. Sollten sich die Ereignisse überstürzen, würde er sich um sie und die Kinder kümmern müssen. Und um Margaret.

    »Wo ist meine Mutter?«

    »Im Bett.«

    »Ist sie krank?«

    »Nein. Sie verwechselt manchmal Tag und Nacht.«

    Seine alte Mutter tauchte am Arm von Susanna auf. Sie setzte sich Joseph gegenüber in einen abgewetzten kleinen Sessel, der sich wie ein Kleid an ihren Körper schmiegte. Knochen, Fleisch, Holz und Stoff passten sich perfekt aneinander an.

    »Wie geht es dir, Margaret?«

    Die Alte kniff die Augen zusammen, um zu erkennen, wer er war.

    »Bevor ich mich ins Bett gelegt habe, bat ich Gott, mich im Schlaf zu sich zu holen. Jetzt habt ihr mich geweckt, und er wird meinen Wunsch nicht erfüllen können.«

    »Er wird es ein anderes Mal tun.«

    »Du hast Recht. Gib mir was zu rauchen.«

    Joseph bot ihr seine Pfeife an.

    »Ich habe Molly im Lager getroffen. Sie lässt dich grüßen.«

    »Sag ihr, sie soll mich besuchen, bevor ich sterbe, ich habe ihr etwas mitzuteilen.«

    »Ich werde es ausrichten, Margaret.«

    Die Alte roch genüsslich am Tabak.

    »Erinnerst du dich, als William Johnson zum ersten Mal hierherkam?«

    »Ja.«

    »Deine Schwester war wunderschön. Sie war das schönste Mädchen im ganzen Tal.«

    Joseph hatte deutliche Bilder vor Augen. Er war elf, als der irische Adelige mit den roten Haaren Gast seines Stiefvaters gewesen war. Molly war jung und in heiratsfähigem Alter gewesen. Joseph erinnerte sich, dass die Erwachsenen damals über den Krieg gegen die Franzosen und die mit ihnen verbündeten Huronen, Abenaki und Caughnawaga diskutiert hatten.

    Er strich über die weißen Haare seiner Mutter.

    »Ist noch immer Krieg?«, fragte sie.

    »Er ist seit zwölf Jahren zu Ende.«

    Die Alte schüttelte den Kopf, die Pfeife zwischen den runzeligen Lippen.

    »Joseph?«

    »Ja, Margaret.«

    »Wie viele Enkel habe ich?«

    »Zehn, du hast zehn Enkel.«

    »Aha!«

    Margaret nickte gedankenverloren.

    Joseph blickte sie lange an. Er erwies einer Vergangenheit Hochachtung, die sich in dieses Gesicht eingegraben hatte, eingedenk der Jahreszeiten, die zusammen mit den Wassern des Flusses, eine nach der anderen, vorübergezogen waren. Er fragte sich, ob Isaac und Christina ihn eines Tages versorgen würden, wie er Margaret versorgte. Würden sie ihn mit demselben Mitgefühl anschauen? Vielleicht würde er nicht lange genug leben.

    Die Alte zeigte mit einem knochigen Finger aufs Feuer.

    »Da! Die Flammen werden grün. Sie kommen.«

    »Wer?«

    Margaret spuckte ins Feuer, gab aber keine Antwort. Susanna rief ihn ans Fenster. Er schaute hinaus. Auf dem Weg näherte sich ein Kanu. Es wurde von drei Männern getragen.

    6.

    Sie lehnten das Kanu an die Mauer des Heuschobers und hockten sich unter das Dach, um wieder zu Atem zu kommen. Joseph sah verschmutzte Gesichter, die einen langen Weg hinter sich hatten. Die Körper waren in Fellschichten gehüllt, im Gürtel steckten Jagdmesser, und für die Bärenjagd hatten sie eine Kentucky-Jaeger mit langem Rohr dabei.

    »Vergiss nicht, dass deine Mutter sie nicht im Haus haben will«, sagte Susanna.

    Joseph verließ schweigend das Haus.

    Als sie ihn kommen sahen, machten sie knappe Begrüßungsgesten. Sie kauten Tabak oder Salzfleisch.

    Der Älteste redete als Erster. Er benutzte die Sprache der Mohawk.

    »Sei gegrüßt, Thayendanega.«

    Der kahle, knochige Kopf mit den großen Segelohren ragte aus dem Biberpelz wie ein Schildkrötenkopf aus seinem Panzer. Im von Wind und Wetter gegerbten Gesicht spross ein stacheliger, grauer Bart.

    »Sei willkommen in meinem Haus, Henry Hough.«

    »Erinnerst du dich an meinen Bruder John?«

    Der Jüngere stieß einen unverständlichen Gruß hervor. Er schielte auf einem Auge.

    Henry Hough zeigte auf den dritten Mann: »Das ist Daniel Secord, er gehört zu uns.«

    »Gott beschütze dich und dein Haus, Joseph Brant.«

    Secord schien im gleichen Alter zu sein wie der jüngere der beiden Brüder, höchstens dreißig. Die Amulette der Seneca, die sie um den Hals und am Handgelenk trugen, waren Zeichen von Eitelkeit und Aberglauben.

    Hough nahm einen Eisenhaken vom Boden und zeigte auf die Felle, die daran hingen.

    »Deine Frau soll dir daraus eine Winterjacke machen.«

    Joseph nahm das Geschenk an und setzte sich zu ihnen.

    »Was führt euch nach Canajoharie?«

    »Daniel hat eine Arbeit angenommen. Er soll die Salzwasserquellen um den Onondagasee erkunden, für jemanden, der sie zu Geld machen will. Wir begleiten ihn.«

    Joseph strich mit einer Hand über die weichen, glänzenden Felle.

    »Den kürzesten Weg habt ihr nicht gerade genommen.«

    »Wir sind vorbeigekommen, um Neuigkeiten zu erfahren. Es gehen allerhand Gerüchte um. Die Kolonie befinde sich in Aufruhr. Die Bostoner wollen Kanada angreifen.«

    »Sie haben Fort Ticonderoga eingenommen.«

    Hough nickte mit undurchdringlichem Gesicht. Seine beiden Kumpane beschränkten sich darauf, den Indianer mit neutralem Gesichtsausdruck anzustarren, offensichtlich maßen sie dem Unheil wenig Bedeutung bei.

    »Die Situation wird langsam ernst«, bemerkte Hough, »welche Absichten haben die unten in Albany?«

    Joseph verspürte das dringende Verlangen zu gehen. Gequält antwortete er:

    »Die Miliz hat sich unter den Befehl der Rebellen gestellt.«

    Hough lauschte den Worten, als handle es sich um ein Zitat aus der Heiligen Schrift.

    »Ihr könnt im Heuschober schlafen. Lasst euch nicht im Haus blicken, sonst wird meine Mutter euch noch einmal verfluchen«, sagte Joseph.

    Der Jüngere riss die Augen auf.

    »Die Alte lebt noch?«

    Sein Bruder verpasste ihm einen heftigen Fußtritt: »Etwas mehr Respekt, du Hundesohn.« Anschließend wandte er sich wieder an Joseph: »Du bist ein großzügiger Mann, Joseph Brant.«

    Bei Sonnenuntergang kehrte er mit einer Öllampe, Rum, Bier und einem Topf Schmorfleisch zu ihnen zurück. Er beobachtete, wie sie schweigend aßen; ausgestreckt auf dem Stroh, tranken sie in langen Zügen, während sich ihre Augen röteten und der Alkohol ihre Eingeweide erhitzte.

    Um seine Glatze vor der Kälte der Nacht zu schützen, hatte sich Henry Hough einen abgewetzten Dreispitz aufgesetzt. Sein langer, hagerer Hals reckte sich dem Essen entgegen. Er wirkte lächerlich, aber zugleich beunruhigend.

    »Was denken die Krieger?«

    »Sie wissen, dass die Siedler unser Land wollen. Greifen sie uns an, werden wir kämpfen.«

    »Da haben deine Freunde vom Ministerium eine harte Nuss zu knacken.«

    Der jüngere Bruder rülpste und wischte den Speichel ab, der ihm aus dem Mund lief.

    »Wenn ein Bauer kalt gemacht werden soll, könnt ihr auf mein Gewehr zählen.«

    Der Ältere warf ihm einen finsteren Blick zu.

    »Johnny wollte sagen, dass wir treue Untertanen König Georgs sind.«

    »Du weißt doch gar nicht, wer König Georg ist«, frotzelte der jüngere Bruder und versuchte, sich vom Stroh zu erheben. »Das sagst du doch bloß, weil dein Schwager, der verdammte Bastard, bei den Rebellen ist.«

    Als der Teller ihn an der Stirn erwischte, verkroch er sich wie ein geprügelter Hund.

    »In gewisser Weise hat Johnny recht«, warf Secord ein, der bis dahin geschwiegen hatte. Er war kaum betrunken und wägte seine Worte genau ab. Die Talismane um seinen Hals klimperten, als er die große Zigarre anzündete, die er zwischen den Fingern hielt.

    »Bei allem Respekt, aber wer hat den König jemals gesehen?«, fuhr er fort. »Er lebt auf der anderen Seite des Ozeans und lässt uns in Ruhe. Die Schlaumeier unten in Albany sind Tausende. Wenn die hier bestimmen, reißen sie sich das ganze Land unter den Nagel. Zuerst das Land der Mohawk, dann das der Johnson und dann unseres.«

    Henry Hough zeigte auf seinen Kumpel und wandte sich an Joseph.

    »Ein kluger Kopf. Es gibt eine Menge Leute bei uns, die genauso denken. Vergiss das nicht, Joseph Brant.«

    Der Indianer blieb stumm. Die Nacht war hereingebrochen, und eine mondlose Dunkelheit legte sich über das Land der Vorfahren, den Hof und das Tal. Er schaute zur anderen Seite des Flusses hinüber. In der Ferne blinkten vereinzelt Feuer, Vorposten der anbrechenden Zukunft.

    7.

    Das Gesicht Johannes Tekarihogas, des Sachems vom Clan der Schildkröte, war ein tausend Jahre alter Fels, in den ein geschickter Künstler Augenschlitze gemeißelt hatte. Der alte Krieger schritt zielstrebig auf dem Waldweg voran.

    Sie waren auf dem Weg nach Johnson Hall, und Joseph ging an seiner Seite. Unbewusst strich er sich mit der Hand über die Wange. Ob die Zeit genauso an seinem Gesicht arbeiten würde?

    Joseph hatte den alten Sachem gern. Er war ein großartiger Kämpfer gewesen; bei den internen Streitigkeiten der Mohawk hatte er stets gerecht gehandelt und das Vertrauen aller genossen. Außerdem war er ein überzeugter Befürworter der Allianz mit den Johnsons und der englischen Krone; ein Mann von wenig Worten, wenn man für ihn dolmetschte, galt es ein Orakel zu interpretieren. Man benötigte Vorstellungskraft und Unternehmungslust, Gaben, über die Joseph reichlich verfügte.

    Seit Monaten war er nicht am Familiensitz der Johnsons gewesen. Das Begräbnis Sir Williams lag schon fast ein Jahr zurück. Es war nicht einfach, sich an das Fehlen des Kommissars zu gewöhnen, des großen Patriarchen Warraghiyagey. Vor allem jetzt fehlte er, da die Zeiten schwieriger wurden und die Entscheidungen großes Gewicht hatten.

    Das Ministerium für Indianische Angelegenheiten hatte Tekarihoga zu einem Meinungsaustausch über die Rebellion eingeladen. Man erwartete

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